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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-28
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1885
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»WHUUDY früh S»^UHr. Nkdortt»» «E LkPkdMm Iahanaes-aff, 8. Sprrchidulteu ttr Lettcti»«: Bormittag- 10—13 llhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. tzllr d>» »könnt«-»«« »»ch« sich MdMoctt,« ach« »«rvi idtich. Zunahme »er für dt« nüchfts»I«e»»« Nnuimer bestimmt«, Ans erste an Wochentagen b,s .8 Uhr Nachmittags, a» La»»- nud Festtagen srüh bis,9 Uhr. 2« Lrn Fitialrn für 3ns.-Ana»h«e: Ltto Klemm. IlniversilLtsstraüe 1. Loui« Lösche, Ltatharinenfir. 3Z, p. nur bis '/,» «tzr. Anzeiger. Organ flr Politik, Lscalgeschichk, Handels- nnd 8eschilstSderkehr. M-ß.Auflo»se lS,O»» Äbonne«en1»Prn» viertelt. 4'/, Kld. incl. Briagerlohn S LU., darch dir Pass bezogen 6 Mk. Jed« ettqchm Nummer 3V Pf. BelegereuGlm 10 Pf. Gebühren für Extrabrilaa,» (in Tageblatt-Aarmat geiaht) «tz»e Vosibef-rderung 39 Mk. »tt Hiftbeförderuai, 48 VS. Inftrnte Ogespaltme Petitzeile 20 Pf. «rSßere Schriften last aas. Prec-uee-etchulb. TabeLarischer a. Zstsenstay nachhöherm Tcms. dleklämen «Irr dem RedactionSstrich dleägesvalt. Zette 50 Pf., »or den Familiennachrichteu di« Sgrspalteae geile <0 Pf. Inserate smd fteis an di- Cx-rLMa» ja sradeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoamneraana oder durch Post- aachnadme. «4« 118. Dienstag den 28. April 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Diejenigen Klär- und DesinsectionSanlagen, welche nach dem sogenannten alten Kaftensystem und beziehentlich nach dem, diesem ähnlichen Hartmaua'schen Systein auSgrführt worden sind, haben sich insofern al» mangelhaft erwiesen, als bei ihnen die ablaufcnden Privetflüssigkeiten wegen deS fehlenden Wasserdruckes sich in der Regel nicht mit der DeSinsecliinSmass« verbinden, sondern nur darüber hinweg« fließen, während bei den anderen derartigen Anlagen, welche nach einem der übrigen, von un» caneesfinnirten Systeme her gestellt sind, die De-insectivlGmasse entweder durch einen selbstthätigen Rührapparat, »der nach erfolgter Vermengung in einer Obergrube oder einem eisernen DeSinfectionttasten durch HerauSzieben de» darin befindlichen Stouventile» direct in die Hauptgrube gelangen und sich mit dem Grubeniahalt verbinden. Um nun dem, den Anlagen der ersterwähnten Art an haftenden Mangel möglichst abzuhtlfen, sehen wir unS veran laßt, auch bei diesen wenigsten- die Anbringung eine» Stau- venlile» vorzuschreiben, und werden daher die Besitzer und beziehentlich Verwalter derjenigen Grundstücke, in welchen nach dem Aasten- oder Hartmann'schen Systeme hergestellte Klär- und DeSinfertionSanlagen vorhanden find, hiermit auf- gesordcrt, binnen 12 Wochen, vom erstmaligen Erscheinen gegenwärtiger Bekanntmachung im Amwblatte an gerechnet, jene Anlagen durch Anbringcn eine» Stauventile» verdosi- ständigen zu lassen. Nach Ablauf jener Frist werden wir in den betreffmden Grundstücken revidiren lassen und gegen die Säumigen mit Strasauslagen Vorgehen, beziehentlich auch die fernere Be lastung dieser Anlagen untersagen. Leipzig, den 17. April 1885. Der Rath der Stabt Leipzig. vr. Georg». Wstisch, Aff. Vohnnngs-Vermiethung. In der ». Stage de- Hanse» Sellter'» Has Reich»straße Nr. 55 . Grünmai,ch« S.-ab-'Nr7stz ist «ne an» ,»et ^-astrig-a Staden nach der Grimmaiskbea Straße, Met dergl. und einer Isenstrigea nach den, Hofe, zwei RlLapen, einer Küche. »Mehreren Kammern und sonstigem Zubehör bestehende Wohnung vom t Oktober dS. I». an gegen einhalbjährliche Knndignag anderweit zu ver- miethen. Mietkgesuche werden ans dem Rathhause, 1. Etage. Zimmer Nr. 17, entgcgenaenommen. auch können ebendaselbst die VcrmicthungSbedmgungen nebst Indentarium der zn der» mietkenden Wohnung eingesehen werden. Leipzig, den 15. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. I>r. Georgi.Stöß. In der Zelt vom Freitage Abends 'i.S Uhr bi» »n« Sonnabend srüh 7 Ubr in der verflossen«» Woche ist in eine« Beschästslocale im Hause Nr. 1 am Neumarkte ein Diebstahl mittelst Nachschlüssel» auSgcführi worden, bei welchem der Dieb etwa 40» ./t in Doppclkronen und Kronen» 300 .4 in drei Banknoten 4 100 ^l, circa 150 ,/t in Zwanzig- und Füafmark-RekhSeasfeuschei««, 35 in 3-, 2- und I-Markstücken, 2b in kleinerer Silber- und Rickrlmüuz«, einen Beutel mit etwa 65 in Filnspsennigstückeu und die nachstehend ausgesühriea Coupon» nnd Dwldendenfchrin«, nämlich 5 Coupons der Thüringer Eisenbahn -Prioritäten Nr. 3743/45, 45,281 4 12 2 Conpon« der Erbländ. Rttterschastl. krrdtt-Lerein»-Pfandbricfe Nr. 239, 345 4 27 50 2 Coupon« der Rumänischen StaakS-Ostlig. Rr. 134M1 u. 134,662 4 I2>! 15 ^ 2 Coupons der Leipziger Börsen-Anleihe Nr. 318 ». 218 4 >0 >l. 2 Coupon» der Leipziger Lehrer-Bereinü-Actien Nr. 240/41 4 4^l. 8 Dividendenscheine der Gaschwitz-Meuselwitzer Stamm - Prioritäten Nr. 0758)62. I0S4. 1084. 1106, 1516, 2 Coupon« der Leipziger Tl!alia-i8erein«.Bctlen Nr. 45)46, 1 Dividendenschein der Weimar-Beraer Stamm-Prioritäten Rr. 04680, 1 do. der Maschinenfabrik Nolzern Nr. 81647, 10 Coupon» der Werkzeug-Maschinenfabrik-Actien (vormals Sonder- mann ch Etter) Nr. 292/5, 306/10, 234 4 12 50 -1, 1 Coupon der Bayerischen StaatSeisenbahn - Anleihe Nr. 1W8 ä 40 11 ConponS der löotbacr Pfandbriefe Nr. 24773, 13576, 03604, 20409 u. 10, 24769/72, 12574 v. 7b 4 7 50 2 Coupon- der Russischen HI. Orient-Anleihe von 1878 Nr. S1S80 und 152419 und einen nicht mehr gütigen Coupon der Hessischen Lombard-Bank 4 18 .41 mit soetgcnominen hat. Wir bitten, ans da« etwaige Vorkommen der Coupons x. zu achten, die Perlon des Präsentanten sestznstelle« und m>« sofort hier von zu benachrichtigen, nn- auch jede etwa über den Diebstahl ge- mochte Beobachtung schleunigst mitzulheilen und nn- von jeder zur Ermittelung de« Diebe- sachdienlichen Bemerkung Kenntnih za geben. Der Bestohlene d«I aus Entdeckung des Diebe- und Wiederherbei- schafsung de« gestohlenen Gelder eine Velutzu««» von Einhundert Marl auSgesetzt. Leipzig, am 27. April 1885. La» Polizelamt »er Statt Leipzig. Bretschnetder. K. Viek-ahts - Vekanntmachims. Gestvblen wurden alüner eritalieter Anzeige »ufoiae: 1) ein Lommerübcrjirher von dunkclblnuem Stoff, mit schwarzem Wollatla-siiiter und einer Reihe überipounener Knipse mit Batterie — i» den laschen ein Paar grüne und ein Paar schwarze Glac»- handichubk, sowie 3 Schlüssel — au- dem Panorama-Restaurant, am 18. dis. Mt-.; 2) ein eiserner Ambo» mit Horn, ca. 80 Pfd. schwer, au» dem offenen Hosroume in Nr. 30 der Querstraße, am 18. dss. Mt«.; 3) eine silberne l>ylin»rru»r mit Sekunde, ohne Goldrand, aus der Rückieite ein Schildchen, aus dem Z»fferblotie an der Zahl 7 ein Riß. eine Talmi - Schuppciikette, eine schwarz Tachwrfte mit weißem Autler und ein Paar Hoseiitrigrr von blauem Gurt, a»- eincr Piäre im Restaurant de« Bai,-, i'ch-n Bahnhos-, am 19. dss. Mts.; 4) 6^ Meter dunkelgrüner Kaschmtrftoff, in Zeitung-vapier verpackl und mit Bindfaden verschnürt, von einer Bude am SSnig«- Platz«, am 19. ds«. Mt«.; 5) ela« silberne Stzltntzerutzr ohne «oldrand, mit geriester Rückseite und zerbrochenem Gla-, daran eine kurz« filbcrur Kttte mit dem Koutsamkstempel „Richard Unger, Bäcker" al« verloyue, «in Mauns-Aay»rt von brounaemastertem Stoff, mit schwarz« Futter nnd einer Reihe SüinnußknSpse, 15 weißleinene prrrrtt- umlegckragen «ud One schwarz- und blaugemustrrte Tr«»«tt«, au- einer Wohnung in Nr. 5 der Lberhardtstraste, bezw. au» etaem Local« in Ne. 9 des Raiistädter Sieiiiweg«, am 19. ds«. Mt».; 6) ein schwarzleder«» Portemonnaie mit Messiaabügel, ent haltend ca. 87 ^>, in einem 20 Markschein und dtv. Silbernlstnz«, ein LooS Nr. 88,492 der Braunschweigischen Lotterie und eiue kleine braune Tuchprobe, au- einem Parterrc-Geschäst-locale in Nr. 2 der Peter-ftraße, am 20. ds». Mt-.; 7) ein schwarzer Gel»»e«1el mlt ca. 43 ^l tu Thaler« uud Zweimarkstücken, aus dem Naschmarkte mittelst Taschendirbstahls, am 21. dss. MtS.; 8) ein dunkelbrauner geriefter WinterSberzlrher, mlt eluor Reihe HornknSpfe, mit Batterie und schwarzem WollatlaSfutter, sowie ein blaaer Taigenrock mit zwei Reihen Knüpfen und schwarzem Wollatta-futler — im Henkel der Name „Schleicher, Hamburg a/S. —, aus einem Gastlocale in Nr. 2 am ThomaS- kirchhos in der Nacht vom 21. bis 22. ds«. Mi«.; 9) eine silberne ülyltndrrutzr mit Goldrand uud Secunde, auf der Rückseite wappenähiisicheS Schildchen, sowie eiue Statzlkett«. au« der Slrbeitcrbude eine« Neubaues an der Wettiner Straße» am 22. ds«. MtS.; 10) ein schwarzgrauer Sommerüberzieher, ziemlich aeu, mit eiaer Reihe Stahlknüpfe und schwarzgestreiftem wolleneu Futter, au» einem Restaurant in Nr. S der Goetdestraß«, am 22. ds<. Mt».; 1!) eia schwär,lederne- Portemonnaie mit Stahlbügel, ent- hakten» ro. 30 >1, iu 1 K»one, 3 Tdalern uud kleinerem Golde, sowie 2 kleiue Schlüffe! und 1 Ubrschlüffel, mittelst Taschendiebstahl- aus dem Augustu-platze, am 26. dss. Mt-.; 12) ein enganliegende« Frauenjaynet von Netugerieste» schwarzen Stoff, mit übersvonnenen Knöpse» und Spitzen- uud Perleabesatz, au- einem Tauzlocal in der Zeitzer Stroße, am 26. ds«. MtS. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter stad ungesäumt bet ooserrr »rtminal- Abtlicilung zur Anzeige »u bringen. Leipzig, am 27. April 1885. Das Polizei. Amt »er Statt Leipzig. Bretschneider. Vr. D. Vekranntmachin^ Die Herstellung eines 3 Meter Hoden Wil»za»N» Al» Ein friedigung SrS Para»eplatzrS t« Pleisreaburg-Taserne«k^> j« Leipzig soll nn den Mindestsorderndc» vergeben werden. Reslcclnntcn wolle« die im Bureau der Unterzeichneten Ver waltung, Schloß Pleißrnburg, Thurmhau» Nr. 15, auSliegendrn Bedingungen nebst Kostenanschlag einschcn und die Offerte bis zum 5. Mai o. BonmttagS 11 Ubr unter der Aufschrift: „Herstellung eine» Wildzaun« beir." versiegelt und portofrei anher abgeben. Leipzig, am 27. April 1885. Konigiiche Garnison-Verwaltung. SölutzmgnnSküe. Tie Stelle eine- Schutzmann« mit einem jährlichen Gesammt- eiakomnien von ca. 900 ^1 ist sofort zu besetzen. Geeignete Bewerber haben selbstgeschriebene Gesuche «tt Angabe ihres jetzigen Wirkungskreise- bis spätestens den 4. Mai ». e. beim Unterzeichneten einzureichen. Anger-Crottendorf, am 27. April 1885. vrrnh. Metzer. Sem.-Borst. pokneudau ;u Weißcnfcls. Für den Neubau des Postgebäude- zu Aeißeusel« soll tm Wege der öffentlichen Anbietung die Lieferung folgender Materialien ver dungen werden: ij 500 Kubikmeter Bruchsteine. 2) 500 Kbm. grober, reiner Kies zur Fnutzameutlruug. 3) 340 Tausend Stück Hintermauerung-ziegel und 10 Tausend Stück Klinker. 4) 30 Tausend Stück Berbl-ndziqel (Rollsteine). 5) 22 Tausend Stück Einviertcl-Berblendeziegel und 2 Tausend Slück Dreiviertel-Cck-Berbleader. 6) 308 Tonnen Poriland-Cement. Die LieierungS-Vedingullgen sind im Postbankmreau zu Weißen« sel- einzusehen, auch von da zu beziehen. Die Angebote sind versiegelt und portofrei mit entsprechender Aufschrift versehen spätestens bis zum 11. Mai ds«. I«. Vormittag- 10 Uhr an da- Kaiserliche Post amt zu Weißens«!- einzusenden, da zu dieser Zeit die Eröffnung der eingegangenen Angebote stallfindet. Crsurt, den 24. Apnl 1W5. Der Kttserltche Postbanrath. Reumann. Nichtamtlicher Thetl. Die Lage in Söhmen. * Al» vor zwanzig Jahren die Deutschen Oesterreich» die innere Politik de» Staate» bestimmten, batten sie noch kein richtige» Bersiändniß für ihre nationale Schutzbedürstiakelt. Bei ihrer grundlegenden Arbeit für die Verfassung und Neu gestaltung Oesterreichs schwebte ihnen vor Allem die Ver jüngung und Kräftigung de» Staate» vor. Da» Gepräge dieser Tendenz hat sich allen politischen Acußerungen und Bestimmungen jener Zeit ausgedriickt. namentlich auch der Wahlorvnung für den AcichSratb. Die Interestenvertretung war ein berechnrndrr politischer Gedanke, der dem nationalen die Waage halten sollte. Man dachte an den Aufschwung und Fortschritt aus allen Gebieten der bildenden Cultur, aber nicht daran, die Deutschen al» ausschließlich brstimmenke Macht zu proklamiren. Auch die einzige wesentliche Ncnderung dieser Wahlorvnung, die Einführung der direkten Reich»rath»- wahlen in den Städten, welche noch zur Zeit de» Einflusses der Deutschen in Oesterreich statlgesunken. hatte eine staatlich- centralistische, aber keine nationale Bedeutung. Als aber die slawisch-nationale Bewegung immer mächtiger anschwoll und schließlich über ihren Wajsern der Geist der Regierung schwebte, da wurde eS innerhalb der VerfastungSsorm mit Zuhilfe nahme der Klerikalen und Feudalen möglich, die Deutschen in die Minderheit zu bringen. Tie Wahlordnung bot nirgend» genügenden Schutz gegen diese Benacbtheiligung uud Zuriick- drängung de» deutschen Element»; sie war eben von vorn herein nicht national gedacht, beziehungsweise nicht im Hinblicke aus die schroffe» Gegensätze zwischen den Natio nalitäten angelegt. So kam c». daß sie im Sturm de» gewaltigen nationalen Kanipfe» nicht Stand gehalten und. wiewohl sie von den Deutschen ausgegangen» für diese kein nationale» Schutzmittel bot. Die Gegner der Deutschen Oesterreichs, die nun seit sechs Jahren regieren, sind schon von Natur so rücksichtslos, daß sie aus dem Wege, den sie verfolgen, niemals einen nationalen Irrlhum zu ihrem Nach theile begehen können. Sie benützen vielmehr ganz nachdrücklich die kostbare Zeit ihrer Herrschaft u»d Gewalt» »« überall dauernde Bürgschaften für die Erfüllung ihrer Ansprüche zu ^>a« Hanptgebiet dieser ihrer Thütigkeit ist Vor Allem Böhmen. Kein Gefühl der Billigkeit beirrt sie in ihrer nationalen Begehrlichkeit, ja mit völliger verzichtleistnng auf den bloßen Schein der Gleichberechtigung suchen sie aw« den gegenwärtigen Zuständen so viel Eapital al» möglich für da» Gelingen ihrer weiteren Zukunst«pläne heraiKzuschlagen. Kein höherer staatlicher Etandpunct» keine Anwandlung schwachherziaer Gerechtigkeit hält sie in ihrem beharrlichen und zähm Bestreben auf, ihr nationale» Uebergewicht um jeden Preis für immer geltend zu machen, lieber Stock und Stein geht der slawisch-nationale Sturm über Große» und Kleine» vorwärts, wa» auch darüber in dem alten Oesterreich in Trümmer geben mag. Da» bezeugt wieder die neueste Geschichte der Handelskammern und die der um« ReichS- rathSwahlordnung. Die sogenannte Isr Zeithammer, diese» Gesetz de» fanatischen Czechen mit dem urveutschen Namen, da» nun wirklich Thatsache geworden ist, welche für die neuen Reich-rathSwablen bestimmend wirkt, hat niemals für sich einen staatlichen Standpunkt in Anspruch genommen. Dieses Gesetz ist vielmehr der alleinige Ausfluß deS czechisch-stawische» Hochdruckes, mit dem man die Deutschen zu Paaren zu treiben hofft. Man will ihnen von zwei Seiten aus dm Leib rücken. Bon einer Seite her ist eS bereits leider gelungm; da hat da« BrennuSschwert der ReichsrathS-Mchr- hect entsckiepm. Durch die Einführung künstlich gebildeter Wahlbezirke für den Großgrundbesitz, die an Stelle der bis herigen treten, hat «an eS erreicht, daß möglicherweise in Böhmen nur drei deutsche Abgeordnete des Großgrundbesitze» einundzwauzig ezecbifchen gegenüber gewühlt werden dursten. Drei Deutsche gegm 21 Ezechen! Da» ist in der Thal der unerhörteste nationale Hcchdruck, der da» deutsche Element in dem Großgrundbesitze Böhmen» vollständig obnmächtig macht. Das also soll die Form sei« für em Vrrhältniß zwischen dm zwei nationalen Parteien, die sich seit dem Be ginne de» österreichischen BersassungSlebenS regelmäßig die Waage gehalten haben und von denen jeder österreichische Politiker weiß, daß sie vom Anbeginne her mit gleicher S^-kf und wechselndem Erfolg« um den Sieg gerungen, 'üusr.. So faßt da» „Versvhnung»"-P70gramm de» Grafen Taaffe die nationale Gleichberechtigung auf, so wird da» VcrhSttttiß in der parlamentarischen Vertretung zwischen zwei nationalen Foctoren festgesetzt, welche bisher als gleich galten! In einer zweiten Richtung indeß, in der daS Deutschtbum Böhmens durch die neue Wahlordnung vollends an die Wand gedruckt werden soll, durste die Berechnung der Czcchcu wohl zu Schanden werden. Auf volkStbiimlichem Boden ist iiLuilich alles Ringen gegen da- deutsche Volk Böhmen- vergeblich. Man hat sich eingebildet, durch die Heranziehnng der so genannten Fünsguldenmänner und die Erweiterung der Wahl kreise daS deutsche Volk in Böhmen weiter zu bedrängen, aber man hat sich gründlich getäuscht. Es steht beute schon fest, daß durch diese Neuerung de» Deutschen nicht ein Mandat verloren gehen wird. DaS ist jedenfalls eine bedeutsame Thatsache, die nicht ernst genug gewürdigt, nicht lies genug in das deutsche Bolksbewußlsun ausgenommen werden kann. Man hat die Deutschen Böhmen» bedrängt, so viel, man konnte, aber dieser Druck hat so zu sagen seine physikalische Grenze erreicht. Es muß vielmehr nun folge richtig'eine Sammlung und Stärkung, eine Verdichtung und Steigerung der deutschen Widerstanv-säbiakeit ciutreten, die in der Geschichte Böhmens uoeb eine öedeulcnde Rolle spielen dürsten. Dem deutschen Volke Böhmens ist Alle« genommen worden, was von Gunst oder Ungunst der politischen Ver hältnisse abhängt; aber sich selbst kann man dieses Volk nicht entfrcmdm uud kraft diese» Selbstbewußtsein» wird e» stolz und muthia in den Kamps der Neuwahlen treten. Mit Recht weift ein wackeres deutschböhmische» Blatt darauf hin, e» handle sich diesmal nicht um ein Mehr oder Minder einzelner Vortheile, nicht um vereinzelte schwebende Fragen, sondern um den NcberzeuguugSausdruck und die Kraftprobe des gesammelten deutschen Volkes in Böhmen, und deshalb ist die Verantwortung jede- Einzelnen, der von irgend einer Seite her in den Wahtkamps emgreift, größer und schwerer, al» jemal» zuvor. ES «siebt Momente, in denen gefahrlos jede Sondermeinung aiistauchen, jede Indi vidualität sich geltend machen, jeder Widerspruch sich ver nehmen lasten darf. Die Entwickelung aus einem gesicherten, ungefährdeten Boden kann durch diese» Ringen der Geister nur gefördert werden. Aber es giebl auch Augenblicke in der Geschichte eine» Volke», in denen der gesammelte einheitliche Ausdruck einer nationalen Ueberzeugung jedes Bestcrwisten und jede» persönliche Wollen in den Schatten stellt, in denen die persönliche Unterordnung zur heiligen Sache deS Gewissen- wird. Die Bedeutung eine» solche,, Momente» suhlt gegen wärtig da» ganze deutsche Volk in Böhme», nnd >»er sie nicht mitfühlt, wer in den Tagen so entscheidender Kkmpse kühl genug bleibt. Sonderintercflen. persönliche Sympathien oder gar Schwächen seiner Eitelkeit zur Geltung kommen zu lasten, der wird für alle Zeiten da» Vertrauen dieses Volkes ver liere». DaS wögen Alle erwäge», die sich gegenwärtig zur Candidatur rüsten, und Alle, die durch Agitation aus die Wahl Einfluß zu nehmen gedenken. Für ave ehrlichen Deutschen in Böhmen darf eS in diesem Wahlkampfe nur eine Parole geben: Die Sache will'». Wer die bösen Geister der Gehässig keit und der Ettelkeit nicht von sich abwehren kann, der ist bewußt oder unbewußt Mitarbeiter cm emem Berrätherwerte. Leipzig, 28. April 1885. * Bekanntlich haben die Polen in den Provinzen Posen und Westpreußen bei den ReicbStagswahIen in den letzten zehn Jahren immer eine größere Anzahl Abgeordneter durckigcbracht. als ihnen nach dem Be- völkerungSverhältniste zukommen sollte: die 940,000 Polen in Posen waren meist durch 16—12, die 450.000 Polen in West- Preußen meist durch 7—8 Abgeordnete verlrelen. während die 760,000 Deutschen in Posen nur die Wahl von 3—5, höchstens einmal 6 deutschen Abgeordneten durchsetzen konnten und die 800.000 Deutschen WestpreußenS meist nur 5 Ki tz Abgeordnete in den Reichstag entsandten. Möglich wurde diese» Resultat nur dadurch, daß die Polen die deutschen Ka- tboliken in den beiden Provinzen zu bestimmen wußten, für die polnische» Eandidaten einzutreten. Wie e« scheint, haben jetzt die deutsche» Katholiken in Wcstpreußen da» Unwürdige der ihnen polnischrrfeit» bi«her zugetheiktt» Rtttr, sich al« Werkzeuge zur Polonisirung ihrer deutschen Brüder mißbrauchen zu lasten, eingesehen. In ihrem in Danzig erscheinenden Organ, dem .Westpr. Bolk-blatt", haben sie die Erklärung abgegeben, daß sie bei den Dahlen künftig nur deutsch-politische und -katholische, nicht aber polnische Zwecke verfolgen werde», und zugleich die Bildung eine» besonderen deutsch-katholischen Wahlevmitö» für die künftigen Landtag-wabien, da» mit polnisch-nationalen Bestrebungen nicht« gemein haben soll, in Aussicht gestellt. Diese» Vorgehen der deutschen Katholiken hat in polnischen Kreisen viel Aufregung verursacht und wird von den polnischen Blättern al» Hochverrath nnd al- eine große Gefahr für da» Polenthum in Westpreußen bezeichnet. Der „Gonicc WielkopolSki- nennt da- selbstständige Vor gehen der deutschen Katholiken eine empfindliche Strafe Gotte» und sieht darin ein Zeichen der zunehmenden Ohnmacht und Nachlässigkeit der Polen, die c« ruhig mit ansehen mußten, daß sich in dem von Kasimir Iagiello dem deutschen Orden abgenommenen Lande ein Wahlcomitö der EentrumSpartei bilde, da» sich nicht scheue, den Polen össenllich feindselig entgegenzutrcten. Sodann richtet da- Blatt an die Polen in Wcstpreußen die dringend« Aufforderung, sich fest an ihre polnischen Landsleute in den übrigen ehemals polnischen LandeStücilen Preußen- anzu schließen und vereint mit denselben au» allen Kräften dahin zu wirken, daß endlich daS Projekt der Bildung eine» gemein samen polnische« Central-WahlcomilLS für Posen, Westpreußen, Ostpreußen und Oberschlesien zur Ausführung gelange. Ebenso erbittert über die deutschen Katholiken in Westpreußen wie der „Goniec" ist die „Oredownik". Dieser schrnbt unter Anderem: „Wir werden in Westpreußen mit dem neuen deutschen Wahlcomitö unsere Noth haben. Da» polnische Volk wird sich gegen dasselbe schützen müsse», weil eS an der Vernichtung der Polen arbeitet. Unsere nationale Sacke ruht noch immer, wie bi«her, auf dem Adel und der polnischen Geistlichkeit, unsere mittleren Volksschichten entbehren noch der eigenen Tradition, sind hilf- und rathl»» und geistig zu weaig geweckt, um ihre polnische Natioualittt vertheidrgeu zu können. In Westpreußen ist e» in dieser Hin sicht noch schlimmer al» bei wc» im Grostherzogthum 'Alken. Aber verlieren »vir nicht da» Vertrauen auf Gott und lasten wir den Muth nicht sinken! Mögen nur in Westpreußen die Bürger und Bauern dafür sorgen, daß da» ganze polnische Bott bei ven bevorstehende» Landtagöwahlen nicht der deutsch- katholischen Fahne felge, sondern sich vo» ganze« Herzen wie ein Mann um die polnisch-nationale Fahne schaarel * Ueber die immer zerfahrener werdenden BerhVtt«4ks« innerhalb der socialdemokratischen Partei w«d un« geschrieben: „Bekauntlich wm e» anläßlich der Hattomg der socialdcmokratischei, Fraction im Reichstage z«Au»ema«der» setzungen in dem schweizerischen Hanptorgane dieser Portei, welche eine Spaltung in Vieser deutschen Ärbeiterorgcnnsation vermutben, ja erkennen ließen. In vielfachen Zuschriften erklärten die Arbeiterverbindungen in den einzelnen deutschen Städten ihre Unzufriedenheit mit der Haltung ihrer Vertreter im Rcich»lage. Die Parteiführer und obenan ieu«, welche in den Reichstag delegirt wurden, machten alle Ansti^ngungeu. nm den zur allgemeinen Keantniß gelangten Zwiespalt in der Organisation al» nicht bestehend zu neqirrn. Nuu muß da» Züricher Eentralorgan der deutschen Socialdemokateu eiue Erklärung der Frankfurter Berbinduug ausnehme»» welche von nahezu 1660 Mitgliedern unterfertigt und ein aus gesprochene« Mißtrauensvotum für die socioldeuwkratshchen Abgeordneten ist. Diese Kundgebung ist eine um so bedeutsam«, als sie noch weitere Eonscquenzen erwarten läßt, welche auf die gesammte Organisation der deutschen Socialdemokratie nicht ohne Einfluß bleiben dürfte. Die Frankfurter Social demokraten erklären rund berau», daß da» Auftreten und die bisherige Thätigkeit im Reichstage geradezu eine Enttäuschung für die Partei und nicht der Opfer werth sei, welch« die letzten Wahlen den Arbeiter» auserlegten. Die parlamentarische Taktik der Fraction balle nur eine unbegreifliche Zerfahrenheit, richtig Urtheilloügkeit in der Veurtheilnng einzelner Fragen erkennen lasten. Es wird nun der Fraction zum Vorwürfe gemacht, daß sie die Partcipetitionen um runde Ablehnung der Vorlage für eine Tanipsersubvention iguorirt habe und aus eigene Faust bin für die Subvention eingetreten sei. .Da» girbt unö Manche- zu denken", lautete eS in der Erklärung wörtlich, und an anderer Stelle wieder: „Be trachten wir nuu die allgemeines Thätigkeit unserer Fraction, so drangt sich un- die Ueberzeugung mit »lehrender Gewalt aus, daß eine Verschiebung zwi'cken dem Kern der organistrten Parteigenossen einerseits und den Ab geordneten derselben andererseits stattgesunten habe. Unsere Abgeordneten scheinen sich immer mehr und mehr mit den Vertretern der heutigrn Gesellschaft in diplomatische Unter handlungen einzulassen und sich mit diesen auSzusöhiicn." Geradezu unversöhnlich lautet der Schlußsatz dieser Reso lution, in welchem der socialistiscken Gruppe im Reichstage der Vorwurf de» verwerflichen Dünkel» gemacht wird, und welchem kategorisch erklärt wird, daß die Parteimitglieder sich nie zu willenlosen Trägern einer Idee hcrunterdrückcn lasten wolle». Diesem „Ausrus" lasten nun die so deftig attaquirten RcichStagSmitglieder, sowie die Redaktion LeS „Social demokral" eine Erklärung folgen, in welcher die Harmonie der Fraction und der Redaktion constatirt nnd die Noth- wcndigkeit dargetban wird, daß „eine straffe Eentralisation der Kräjte ebenso wie daS volle Vertrauen der orgauisirten Arbeiter in die Parteileitung nothwendig sei, um die ActionS- säbigkrit der Führerschaft nicht zu schmälern". * Zu den dieSjäbrigen Flottcn-Uebungen werden sehr große Schlachtschiffe und KüstenvertheidigungS-Fahr zeuge herangezogen; außerdem werden drei Panzer-Fahrzeuge m Reserve gestellt. Von crstercn befinden sich die Panzer- Fregatte „Friedrich Karl" (ltz Geschütze und 537 Mann Be satzung, Eommandant Capitain zur See Stempel), das Pauzer- schifs „Hansa" (8 Geschütze und 398 Mann, Eommandant Eapitain zur See Dictert) und da» Arlilleriesckiff „MarS" (23 Geschütze und 234 Mann, Eommaudaul Eapttain zur See GlomSda v. Buckboltz) bereit» in Dienst. Am 1. Mai werden i» Dienst gestellt: daS Panzerschiff „Bayern" (K Ge schütze und 354 Mann. Eommandant Capitain zur Sec Deinhardt) und da» Panzersahi^ug „Mücke" (1 Geschütz und 7tz Mann, Co«m«n»cwt Eapttain-Lieuteuanl Kvttbauer). Znr selben Zeit »erden in die Reserve gestellt die Panzer- sahrzeuge „Salamander". „Viper" und „WeSpe", welche zu sammen mit der „Mücke" eine Reserv»Di»is»n bilden werden. Mitte Mai kommt da» größt« unserer SchlexblfchiGe, die Pouzaftx-atte,F»mg ««Hel»". « Dteufl^ VafleVe s»htt
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