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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-04
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1885
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«rfch«t«t tä-Uch MH «'/.Uhr. PH-rNo» »G LrPktM«, Jvhanaisgassr 8. S,rrchSiuchrir ter K«d«ti8»: vorwtttag« Uhr. N-chmftAG« 5—« Uhr. —»»^»LLk' ^ >m,ah«e »er f»r «e »Lchftsnlg«^« «»«»rr beM«»te« Inter,», «, Wacheiitagen »t« S Uhr Nachmtttnw», «nko««- nn» F«ft1«,rn früh »i«Uhr. 3» dt» Filialen fitr Ins.-Lamch«: vtt, Ale««. Universttätlftraße L. Lanis Lisch«, Katharineustr. M, p. nnr 8« Uh,. UkWMr.Tagcklatl Anzeiger. Organ für Pslitik, Localgrschichte, Handels- «nd GeschSftSveckhr. 124. Montag dm 4. Mai 1885. Vteß»Lr»fI«g« L»,1 ^doanemrntsprria viertel;. 4'/, iucl. Vrjnaerloha 5 Mt., durch di« Leg klagt» 6 Mt. Jede einzelne Nnmm«» BOPf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeil«»», lin Tageblatt-Formal geftflzk) «hne Postbesörderung W Vik. «tt Dvftvesörderuag »8 M. Inserate «gespaltene Petitgeile SO Pf. Größe re Schrift e» laut «ms. Preisverzeichyttz. Tabellarischer u. Ztffernsatz »ach höherm TW. Lerlawen «N« hem Rebaettaasstrich dieögespalt. Zeile ÜO Pf., vor de» Familiennachrichtea die Sgespalteue Zeile «0 Vf. Inserate find sie« au die Gxpe»ttt«» ,, sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnaaumanwel» oder durch Post. Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Die diesjährige Vn diese« Lage sind die Buden und Stände auf den Plätzen der t»»eri» Stadt bi« 4 Uhr Nachmittag« voll» ständig zu ränmen und bi« spätesten« 8 Uhr Morgen« de« 1V. Mai zu entfernen. Die auf dem Uugustu«platze und auf den öffentliche» Wegen und Plätzen der Borstadt befindlichen Buden und Stände sind bi« Abend« 8 Uhr de« 9. Mai zu räumen uud in der Zeit vom 10. bi« IS. Mai, jedoch leoialich während der Stunden von 8 Uhr Morgen« bl« 7 Uhr Abend« abzu brechen und wegzuschaffen. Die Abtraauna und We-sch«ff»»g der o» der nördlichen Plante de« Mnsennr« anfaestelltea Baden ist, »etl der Platz, ans welche» ste stehen, al« Absubrweg benutzt »erde» »»-, Bereit« a» 10. Mai Morgen« « Uhr z» beginne» »ad dt« S Vhr Doruetttag« ,» beenden. Bor dem s it. Mai darf mit dem Abbruche der Buden und Stände auf d u Augustu«platze nicht begonnen werden. Dagegen e« gestaltet. Buden und Stände auf de« Rastplatz«, w h« vor Beeudiaung der Meffe leer werden, früher abzubF ben und wegzuschaffen. sofern nicht dadurch Störung de« Jerkehr« oder Beaachtheiliguog de« Geschäft« in den stehend ibenden Buden herbeigeführt wird. Es bleibt ch die-mal nachgelassen, die Schaubuden auf dem Roßplc und Königsplatze, sowie diejenigen Stände daselbst, ar «eichen nnr Leben-mittel feilgedote« »»erden, no>. am IO. Mai geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie auf Schwellen errichtet, in gleichen die Earouffel« und Zelte stad bis Abends 10 Uhr de« 12. Mai, diejenigen Busen aber, rückstchtlich deren da« Einqraben von Säulen und Streben gestattet und eine länger« Frist zam Abbruch nicht besonder« ertheilt worden ist» bi« längsten« den 10. Mai Abend« 8 Uhr abzubrechen uud vo« den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bauunteruehmer verantwortlich find, werden mit Geld strafe dt« g» LS« Mark »der entsprechender Haft geahndet werde«. ' klebrigen« haben Säumig« auch die obrigkeittwegeu zu verfügende Beseitigung der Buden zu gewärtig«. Leipzig, a« 28. April 188k. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.H«nig. Osternreffe endigt mit de« >. Mal. Wegen Reinigung der Localitaten bleibt da« Ntchamt Montag, den A. «nd Dten«tag, den S. Mai d. I. geschloffen. Leipzig, am 27. April 1885. Da« Ntchanet. S <b I eitzner. Kühoel. Vermiethnng »sn Seschastslocalititten. Die z. Z. an Herrn Kaufmann Otto Kamp« oou. ver mietbeten, in der L. Stage de« der Stadtgemrind« gehörigen Hause«. Reich«strahe alte Nr. 51. neue Nr. 7, befindlichen, au« «tnen» SfeaKrtge» »nd eine« Vfenstrtge» Zimmer nach der Reichhstratze, je eine« dergl. nach dem Hose, eine» Nlkooe« und sonstigem Zubehör bestehenden Localttckte» sollen »o» L. Detoder d. I. an gegen einhalbjckhrltche Ründtgnna Dte»«taa, de» LS Mat d. I., Boemlttaa« LL Vhr aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 18» an de» Meistdiekende» anderweit vermtethet werde». Ebendaselbst auf dem großen Vorsaal« liegen die Ber- miethnng«- und Bersteigerung«vedingungen nebstÄnventarium der zn vermiethenden Localitäte« schon vor de« Termin« zur Einsichtnahme au«. Leipzig, de» 28. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Nichtamtlicher Thetl. Italien und die Rrle-sfta-e. * ES ist nicht zu leugnen, daß der plötzliche Eintritt de« englisch-russischen Conflict« die bisherige politisch« Lage Europa« wesentlich verändert hat. In dieser Beziehung kann man besonder« in der deutschfeindlichen Presse de« AuSlande« ganz merkwürdige Behauptungen lesen, welche alle auf die wer» sicherung binanSlaufen, daß e« mit dem großen Wen«, welche» die Berliner Officivsen der leichtgläubigen Welt jahrelang al« europäische« Frieden-bstndniß anpriefrn. eigentlich nicht« sei. Hätte aber auch ein solche« Bündniß jemal« wirklich be standen. meinen die deutschfeindlichen Blätter weiter, so sei e« durch den englisch-russischen Eonslict thatsächlich in die Brüche gegangen. Dies r liefere nämlich den durchschlagenden Be weis, daß die Verbürgung de« europäischen Frieden«, welche man i» Berlin d ^sichert, niemal« ernst zu nehme» war. weil es aeben Deuts? .and noch immer andere europäische Groß mächte gäbe, we be gewisse, wirkliche Weltsragen und darau« hervorgehend« s ,»flicke ganz ander« anffassen, al« man e« in Berlin zu thun pflegt. E« sei also sicher, schließen jene deutschfeindlicben Blätter, daß die bisher al« allein maß gebend geschilderte deutsch« Weltpolitik durch den englisch- russischen Streitfall zur Abdankung gezwungen und in dir Ecke gestellt worden sei. England und Rußland, deren Macht stellung koch eine ganz andere al« die Deutschland«, seien unbekümmert um Ta« vorgegangen, wa« man in Berlin welle oder nicht wolle. In diesen und ähnlichen Aeußernngen begegnen sich alle auswärtigen Blätter, die seit jeher durch ihre Abneigung oder ihren gerad-m fanatischen Haß gegen Deutschland sich bemerkbar gemalt haben. W e ein langer rotber Kaden schlingen sich diese gehässigen Aeußernngen durch einen großen Theil der englischen, französischen und russischen Presse; auch dir polnischen, eiechischen und ungarischen Blätter schließen sich in ihrer Wesse dieser deutschfeindlichen Strömung an. die endlich auch in Italien ihre Vertreter gesunden hat. Wa« nun speclell letztere- Land betrifft, mit dem wir un« heute im Hinblick auf die englisch-russische KriegSfrag« be schäftige» wollen, so weiß man schon seit längerer seit, daß die auswärtige Politik de« Cabinet« DepreliS-Mancmi in ein bedenkliche« Schwanken grrathen ist. Wir hatten an dieser Stell« an der Hand von Thatsacben schon wiederholt Te legenbeit, auf den zweifelhaften Werth der neuesten auswärtigen Politik Italien« aufmerksam zu machen, ein Hinweis, der durch verschiedene, im kaufe der Illngstzeit hervorgetretenc Anzeichen und Merkmale gerade nicht hinfällig geworden ist. Gerade gegenwärtig sind die Aeußernngen der italienischen Presse wieder besonder« bemerkenSwcrth, weil sie über die Haltung Italien« gegenüber der englisch-russischen Verwickelung wesentlich au«einander gehen. Die eigentlich officivsen Blätter können nicht nachdrücklich genug versickern, daß gewisse Be hauptungen völlig unrichtig seien, welche Italien eine be sondere Rolle zumuthen, fall« e« zwischen England und Rußland wirklich zum Kriege käme. Diese Rolle Italien«, beißt e». bestände darin, daß die italienischen Truppen die englische Armee in> Sudan ablösen sollen, ja auch in der Erklärung, mit der Mr. Gladstone sein« Ereditsorderung eingeleitet hat, will man den Beweis für jene zwischen England und Italien abgeschlossene Ab machung erblicken; weuiasten« macht man ganz nachdrücklich daraus aufmerksam, daß der englische Premier i» seiner er mähnten Erklärung ganz unverblümt die Räumung de« Sudan in Aussicht stellte. Bon allen diesen Behauptungen und Zumuthungrn wollen aber die officiösen italienischen Organe durchau« nicht« wissen. E« vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein oder mehrere Dementi gegen diese Angaben und die darau« gefolgerten Schlüffe erscheinen; in dieser Be ziehung strengt sich besonder« die hochofficiöse „Opinionv" an, wobei aber da» Blatt freilich nicht gedenkt, wie groß bereit« die Zahl seiner Dementi ist, welche durch die balv darauf gefolgten Thatsachen Lügen gestraft worden sind. In Italien glaubt «an um so weniger an diese fortwährenden »Be richtigungen" der RegierungSvresse, weil dort einerseits der ganze esficivse Journalismus sehr in Mißkredit gekommen ist und andererseit« die gesammte unabhängige Presse da» gerade GegentheU von Dem behauptet, wa« die häufigen Dementi der Welt glauben machen wollen. Nun mag e« aber im Hinblick auf die gegenwärtig« politisch« Lag« Europa« und aus d«u bedrohlichen englisch« russisch«» Lonflict immerhin «»glich sein, daß Italien vor- läufig uicht beabsichtigt, in «ctwn zu trete«, wie sehr man dazu auch sonst Lust und Neigung verspüren mag. Auf diese augenblicklich« Zurückhaltung dürften sich wohl auch die erwähnten Dementi beziehen, welche feil einigen Tagen wieder die Runde durch di« Leibblätter der Herren Depreti« und Mancini machen. Wenn nun dies« Zurückhaltung wirklich vorhanden, so scheint et aber au« mancherlei Gründen doch einigermaßen fraglich, ob sie im Kreise der italienischen Regierung au« freiem Antrieb hervor- zeaangen sei. E« ist vielmehr nicht ganz unwahrscheinlich, >aß diese vorläufige Zurückhaltung aus gewisse Andeutungen und Bevenken zurückzusühren sei, welche dem italienischen Cabinete von auswärtigen Mächten, in erster Linie von Deutschland und Frankreich, zugegangen sein mochten. Jeden falls ist e« zweifellos, daß eine selbstständige Action Italien» in dem erwähnten Sinne die Grundzüge ;ener Verträge in Frage stellen würde, auf welchen Italien« Stellung zu den veiden mitteleuropäischen Großmächten beruht, wa« leicht zu weiteren bedenklichen Verwickelungen Beranlassung geben könnte, die unbedingt zu vermeiden wären. Wie au« Rom telegraphisch gemeldet wird, sollen die bisherigen Verhandlungen zwischen dem italieniscben und englischen Eabinet so gut wie abgebrochen sein, wa« freilich di« Annahme nicht ausschließt, daß sie unter günstigeren Verhältnissen wieder ausgenommen werden können. Wie dem aber auch sein möge, so empfiehlt e« sich jedenfalls, daß die auswärtige Politik Italien« endlich au« ihrer schwanken den zweideutigen Lage heraustrete, die bekanntlich schon seit längerer Zeit ernste Bedenken erregt. E« muß namentlich gegenwärtig im Hinblick auf die englisch-russische Ver wickelung vollständige Klarheit darüber herrschen, wa« man im entscheidenden Falle von Italien zu erwarten und nicht zu erwarte» hat. Leipzig, 4. Mai 1885. * Zur Lage wird der Wiener .Politischen Torrespon- deur" officiv« au« Berlin, 29. April, geschrieben: Die an« guten Quellen fließenden Rachrichte» au» der russischen Hauptstadt stimmen alle darin überein, daß Kaiser Alexander einem Kriege mit England durchaus abgeneigt und daß, von ein- zelnen «»«nahmen abgesehen, dte Stimmung auch in den weiteren einflußreichen Kreise» St. Peterlburg« nicht« weniger al« eine krieg«- luftige ist. Neun sich Rußland gleichwohl nicht geneigt zeigt, in der zwischen beiden Ländern entstandenen Controverse dem eng lische» Premier eine goldene Brücke zu bauen, so ist d>-« hauvt- sichltch, «eil man i» der russischen Hauptstadt das Gefühl hat, daß Herr Gladstone den ganzen Lonflict vornehmlich au« dem Bedürsntß d« lauere» Volttik herau« beurtheile »nd ihn au« diesem Gruude i» ei» Fahrwasser gelenkt habe, da« ihn — nach seiner Voraussetzung — zu eiuem Parteierfolae und zur Befestigung seiner Stellung trage» maß. Diesem Bedürfnisse Rechnung zu tragen, ist mau in S». Peier«b»r» uatürkich nicht Millen« und hier vermag Niemand Rußland um dieser Haltung wegen zu tadeln' da bei aller ehemal« von Herr» Gladstone für Rnßkand an den Tag gelegten Freundschaft da« russische Eabinet sich nicht dazu hergeben kann, die Gloriole Herr» Gladstoue'« aus Kosten de« russischen Prestige und der rnssiichen Interessen anszufriiche». Diese« nuverhüllte Strebe» de« englischen Eabiaete« aach einem „Erfolge" ist e« aber wrlche« die eigentlich, Gefahr birgt uud die Verwickelung zu einer ernsten gestaltet, wenn Herr Gladstone de» Gedanken einer Be» Mittelung oder »tue« Schiedsgerichte« warm zu erhalten sucht, geschieht die« mit dem Hintergedanken einer Art von Rückver- sicherung, damit der Sprich eine« Dritte, ihm eventuell den Ver zicht aui den angestrebtea politischen Erfolg erleichtere. Da» russische Eabinet, weiche« diese Berechnung durchblickt, verhält sich mit Recht dem Gedanken einer Vermittlung oder eine« Schiedsgericht« gegen- über, welcher einzig i« Bedürfnisse sei«« politischen Gegner? wurzelt, negativ, davon ganz abgesehen, daß die Wassenlhat de« Ärnerol« Komaroff einem Schiedsgerichte zu „nierwen'en, dem russischen Nationolgeiühl widersprechen und e« verletzen hieße. Jene an Deutschlaud gerichteten Zumuthnngen englischer Preßorgane. dt» Beriuiiieinng zu übernehmen oder gar aus Ruß- land «inen Druck i« Sinne de« Frieden« zu üben, finden hier nur taube Ohren und kühle Herzen. Rußland sucht nicht den Krieg und die Hebel zur Erhiitung de« Frieden? mögen wohl o» anderen Pi netev, al« in St. Petersburg »»zusetzen sein. E« bedars wohl keiner wettere» Versicherung, daß da« Berlturr Eabinet sei« bi«hertg» Zurückhaltung auch ferner bewahr»» »ud dea ob«» er wähnten englischen Wünschen auch nicht entfernt Rechnung tragen wird. Oesterreild-Ungara uud Frankreich halten sich auf der gleichen Linie »nd hierin liegt vielleicht noch dte relativ beste GewLhr dafür, daß England e« in Anbetracht seiner völlige» Jsolirung nicht zum Krieg» werde kommen lassen. Daß im Falle de« Autbruche« von Feindseligkeiten von Seiten der gedachten Mächte strenge Neutralität beobachtet würde und sie ihr politische« Gewicht dahin geltend machen würden, um auch auf andere Mächte im aleichea Sinue einzuwirkeu, bedarf nach der Lage der Dinge gleichfallö keiner auö- drückltchen Versicherung. Die« »st die durch die Interesse» Deutsch land« orbotene Politik; wa« dte Sympathien Deutschland« betrifft, so stehe» sie vorwiegend aus rassischer Sette. Wo die« — wie in einigen demokratische» Blätter» — »tcht der Fall ist, da spiele» gewiss« politische Ideal« ihr» Rolle, die ihren Werth beim deutschen Volke bereit« verlöre» haben. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: „Wir hören, daß der Abg. Lin gen«, weicher bekanntlich auf drei Wochen von den Sitzungen de« Reich«, tag« beurlaubt ist, sich nach Rom begeben hat, um im Austrage de« Herrn Melcher« und de« Herrn vr. Windt- horst mit der Curie zu verhandeln. E« verlautet, daß diese Verhandlungen sich auch aus die Ueberweisung der in Deutsch land für die Errichtung einer Universität in Fulda gesammelten Gelder an denjenigen Fond« beziehen werden, welcher für di« Begründung einer Universität »n Salzburg bestimmt ist." * Die Nachricht der „Daily New«", daß Deutsch land mit Dänemark wegen der Neutra lität der Ostsee in Unterhandlung stehe, ist, wie die »VossisLe Zeitung" erfährt, falsch. Die Neutralitätserklärung der Ostsee würde gegen da« Interesse Deutschland« und der skandinavischen Länder sein und sie würde überdies schwerlich dir Anerkennung England« finden. Di« britische Seemacht würde entweder versuchen, mit Gewalt in die Ostsee ein- zutrinaen oder sie würde da» baltische Meer sperren. Die Localisirung de« Kriege« würde dann unmöglich sein. Bei den schwebenden Verhandlungen über die Neutralität wird e< sich vielmehr um die Ausrechterhaltung de« freien Durch ganges in den großen Seestraßen handeln, welche in die Ostsee führen. In diesem Punct« ist keine Macht stärker interessirt al« Deutschland. Wir können niemal« dulden» daß Eng länder oder Nüssen die Belt« oder den Sund sperren. Go lange der Nord-Ostsee-Eanal nicht hergestellt ist, wird der »Große Belt" die wichtigste DerbindungSstraje der deutschen Marine sein: sie liegt unmittelbar vor der Kieler Bucht, im Machtbereiche der Kieler Fort« und der deutsche» Ostseeflotte. Sollte irgend «iue fremde Macht Dänemark Gewalt anthu» wollen» um den Schlüssel zur Ostsee in die Hand zu bekommen, so würde Deutschlaud ohne Zweifel nicht passiver Zuschauer bleiben können. E» ist denkbar, daß für diese Eventualität gewisse vertrauliche Besprechungen zwischen Deutschland und den skandinavischen Mächten, viel leicht aus die persönliche Initiative de« König« von Schweden hin, stattaefunden haben, denn es wird selbst den Dänen ein leuchten, vaß ihre Neutralität nur dann vollständig gesichert ist, wenn sie unter de», vertragsmäßigen Schutze Deutsch land- steht. Auch die vereinigten Seestreitkrtiste der skandi navischeu Reiche vermögen eine große Seemacht nicht zu ver hindern, sich irgendwo an der schwedischen oder dänischen Küste festzusetzeu, während dir Flotten Deutschland«, Däne mark« und Schweden« au«relcheu, um die Freiheit der großen Wasserstraßen, welche von der Nordsee in die Ostsee führen, zu sichern. ES ist allerdings nicht anzunehmen, daß eS zu einer solchen Cooperation kommen wird, denn die unzweifel hafte Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit, daß «S dazu kommen werde, wenn eine kriegführend« Macht die Neutralität Däne mark» bedrohen sollte, sichert die Dänen vor Uebersällen. * Da» in Braunschweig erscheinende, am 1. Mai in seiner Nr. S zur Ausgabe gelangte .Evangelische emeindeblatt", Organ zur Förderung de« kirchlichen Leben« im Herzogthum Braunschweig, bespricht in einem Die Bestattung de« Herrn von Liebe" über schrieben«« Artikel d»e anfang« „unglaublich klingende" Thal sache, daß der Leiche de« Entschlafenen von der Geistlich keit Berlin» die letzten kirchlichen Ehren verweigert worden sind. Da« kirchliche Blatt schreibt u. A.: ,L« der Reichshauptstadt hat sich Irtu Geistlicher gefunden, der de» Leidtragende» am Sarge Trost gespendet; kein Mund ha» sich geöffnet, um vor einer Lranerversammluog der hohen Verdienste de« dahingeschiedtuea Staatsmannes zu gedenken; kein Gebet, kein Segcn»sprnch eine« verordnten Diener« der Kirche ist über der Leiche gesprochen, «arnm Hai dte Kirche hier ihre Thrilaahme versagt, wo ste doch selbst dem Verbrecher auf seinem letzten Gauge Trost und Frieden spendet? Lag denn nicht da« Leben de« Entschlafenen makellos und tu hellster Klarheit da? Ja, war e« denn nicht rin seltene« Leben von Tüch- tigkeit, »oll Gediegenheit, Von edelster Gesinnung durchleuchtet? All da» wußte mau, «nd dennoch, dennoch diese herbe Versagung. Warum? Der Berstorbeue batte über seine Beisetzung eine An- ordnung getroffen, die un» noch ungewöhnlich ist; er hat wollen in Gotha durch Feuer bestattet werden. Gern wollen wir rinräumen, daß ans dte Geistlichen Berlin» kein Schatten eine- Borwurf» fällt. Sie haben der Vervrdnung ihrer ktrchliwen Oberbebörde gemäß ge- handrlt, welch« da» Wegbleibra der preußische» Prtestrrschast bei Feuerbestattungen bestehlt. Ihnen blieb also keine Wahl; ste mußten gehorchen. Ander» aber ist die Frage, ob e» recht und weise ist, verdiente Männer »och nach ihrem Tod« au» der Kirche aus- zustoßeu, bla« darum, weil sie die eine Art der Beisetzung der anderen übliche» vorziehe». Ist man sich denn nicht beivuß, daß der ohnehin schon lose Zusammenhang der Gebildeten mit der Kirche durch solche Vorgänge nur noch mehr gelockert wird? Ahnt man denn nicht, daß e« unser Bewußtsein ties verletzt, wenn hier die kirchliche Oberbehörd« einen verurtheilenden Richterspruch fällt über eine Handlung, dte nur Sache der Gewohnheit »nd Ansicht ist, aber mit Religio» «nd Sittlichkeit nicht da» mindeste zu thun ha»? Sollen wir glrtchgiliig zusrhen, daß vielleicht dereinst unsere Anaehärtge», wenn sie auch im Herzen die aufrichtigsten Ebristcn sind, noch »och ihrem Tod« von einem öffentlichen Makel getroffen werden, wenn sie bestimmen, ihre Uebrrrcste nicht der Erd« zur Verwesung, sondern der Vernichtung durch iseuer hinzngebe»?... Ist die Feuerbestattung gegen die Glauben«- ätze der heiligen Schritt? Man zeige un« doch diejenige Stelle der Bibel, die, ohne daß man sie zwingt, dagegen sich ansühren ließe. Dar denn nicht die Verbrennung der Leichen eine weit geübte Sitte, al« die Avostel da« Evangelium furchtlos und trea durch da« römische Reich trugen? Sind nicht zu den ersten Iabr- bunderten viele, viele Ehristen derartig bestattet worden, ehe eine kirchliche Obrigkeit daran Anstoß »ahm? Wir leben der Zuversicht, daß dereinst am letzten oller Tage der barmherzige Wettenrichter und Weltvrrklärrr keinen an« den ewigen Wohnungen de« Frieden« verbanne» wird, »eil sein Gebein in Gotha durch Feuer bestattet worden ist. Wenn dann da« große: Kommt wieder, Menschen kinder! erschallt, so wird erfüllt werden die herrliche, tröstliche ver- heißnng, so nn« der größte aller Menschenfreunde gegeben hat: „Wer zu mir kommt, de» will ich nicht htuan«stoßen." Erlöst vo» den Schranken und Schmerzen dieser wechselvollen Zeitlichkeit, schauen daun die Vollendeten aus di« Jrrthümer und Verfehlungen dieses Leben« hinab, und keiner vou ihnen wird e« mehr verstehen, warum einst einem der Brüder der letzte Segen versagt blieb, weil sein vergänglicher Leib, der doch vom Staube war, einer schnelleren Auflösung dahingegeben worden ist." * Au» buchhändlerischen Kreisen gehen der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" über.Lin« Lücke in der Gesetzgebung" folgende Betrachtungen zu, welche di« Beachtung betheiligter Kreise Wohl verdienen möchten: Ja einem Streitfall« zwischen der Verwaltung der königlich preußischen Staatsarchive und deren Verleger eiarrsrit» und einer Verlagsbuchhandlung in Leipzig andererseit« warde vvn elfterer bemerkt, daß eine Publicatton der Gespräche Friedrich« de< Groben mit H. de Latt, weiche au« den Publikationen der königlich preußischen Staatsarchive nachgedruckt worden war, nur auf Grund einer Lücke in der Gesetzgebung beruhte und nur durch diese ermöglicht wäre. ES geht daraus hervor, daß die Verwaltung der königlich preußischen Staatsarchive einen Schutz der sogen, ineäit» sür ersprießlich hält und denselben befürworten würde. Zunächst ist eS erfreulich, wenn sich solche Kundgebungen nach und nach häusen. Hosfenilich wird dem Gesetzgeber durch diese Ber- anlassuag gegeben, den schon früher berathene» Schutz der ioaäit» nochmal« ta Erwägung zu ziehen. Es mag deswegen hier auch noch erwähnt werden, daß sich Ranke in seiner Kritik neuerer Geschichts schreiber ipTts. 147 u. ff.) dafür ouSspncht, daß zur Förderung der Seschichtrschreibuug energischer und vielseitiger mit der Publikation von Lhroaiken, Acten, Briefen rc. vorgegangen werde» möge. Eine solch« Mahnung würde bei der rastlosen Arbeit der jüngeren Histo riker und bet der Intelligenz der Verleger gewiß nicht klanglos vev- Halle», wen» eben der Schutz der loackit» rechtlich sichergestellt »tre! Solange die» aber nicht der Fall ist, können weder de» Herans- gebern dte Opser an Zeit und Arbeit, noch den Verlegern die Opfer an Geld zugemuthet werden. E» haudelt sich hier um de» Schutz eiuer Arbeit, und zwar einer productiven, zur Förderung der Wissenschaft notbwendigen Arbeit, weichen zu gewähre» der Staat in erster Linie selbst ein Interesse hat. Der Vorschlag zum Schutz der iuackit» ist nachgerade alt g«»»> geworden, um ihn »un nach allen Seiten klar beleuchten zu können. Zuerst taucht derselbe (»ach Kloftennann, Urheberrecht) in eine« Entwürfe de» Bnchhändler-Börseu-VereinS vom Deeemdir 1857 auf, wo er durch die großen Kosten und Mühe», welch» dt« erste Herausgabe alter Mauuscripie occursache, motivirl wird. Dtrsar Vorschlag ging in den Enttvurs der Bilade-tagScommisfi»», t» da« bayerische Ge! tz und in den Entwurf zu dem ReichSgesetz« (»n» 11. Juni 187») über. »S tnteressiren hier indessen nur die Verhandln»!«» üd«r du« ReichSgesetz vom 11. Inni l8?v, au« weichem der jetzt -ültttz» RechtSzustand hervorgegangen ist. Endemann summirt dies«!««» » dem Satze: Da« Princip der Schutzlosigkeit (der inaäitn) ist t» allen Debatten betont I vr. Ewald beantragte den Schntz der inaätSn folgendermaßen: Wenn ein Gelehrter e« unternimmt, ein« M» Handschrift hernuszugeben, so muß er ungemein viel Mühe mck Sorgfalt aus da« Verständniß, auf da« richtige Lese» and rndltch aus die Herausgabe einer solchen Handschrift verwenden, daß er Vol- kommen al» der Urheber dieser Handschrift selbst, al« der Lntvr diese« Buche« selbst betrachtet werden kann. Aber der Lohn seiner Arbeit gehl leicht ganz verlöre», wenn eine van th« mit so großer Mühe und Arbeit zum Druck gesürdertr Handschrift leicht wieder nachgedruckt werden kann, und damit hängt zusammen» daß sich nicht leicht ein Buchhändler findet, welcher aus den Antrag, eine solche Handichrist zu drucken, cingeht, weil der Buchhändler selbst immer denkt, diese erste Ausgabe könne ja leicht wiederhalt (nachgedruckt) werden, er will ste also gar nicht unternehmen. Dieser Antrag wurde vom Berichterstatter der Loinmisstoa mit den Worten bekämpft: Der Herausgeber einer alten Handschrift ist doch nicht der Urheber der Handschrift; er hat sie entdeckt, sehe häufig nur durch Zusail; die Idee de» Urheberrechte« z» Übertrag« auf diesen Fund, ein Fundautorrecht etnzusühren, da« würde da« Princip de« ganzen Gesetze« durchbrechen I Man kann diese Erwiderung als eine Widerlegung uicht be zeichnen. ES handelt sich darum eine geistige Arbeit zu schätzen, die la der Herausgabe alter Manuscript« besteht. Ts ist Pflicht, darauf Bedacht zu nehmen, das, derartige nolhwendige Arbeiten auch mög lich bleiben. Sic werden unmöglich, wenn sie in ihrem Ertrng» nicht geschützt werden! Ob durch diesen Scliutz das Princip de« Ge setze« durchbrochen wird oder nicht, ist glcichgütig! Schlimm für da« Princip. wenn e« durchbrochen wird, denn dann taugt e« nicht«. Da« erste Princip sür jede« Geietz ist da- Recht! Warum soll den» gerade diese Arbeit nicht geschützt werden ? Ein anderer Einwurs gegen den Schutz der iascUt» stammt an« der Berliner Commission der Sachverständigen (damals zusammen gesetzt au« Vertretern der Akademie der Wissenschaften, de« Bvrsen- verein« der deutschen Buchhändler, der literarischen, artistischen »nd musikalischen Sachverständigenvereine sür Preußen). E« »nrde bemerkt, daß die Wissenschaft unter dieser Bestimmung zn leide» haben würde I Der erste Herausgeber sei nicht immer der beste» und wenn die erste Herau-gabe der Manuskripte ungenügend sei, so sei da- Publicum gezwungen, sich lange Zeit mit einer uuge- nügenden Ausgabe zu behelfen! Nun crgiebt aber die Praxi», wie oben au« dem Ranke'schen Eitat zu ersehen ist, daß die Ouellenpublicatione» unterbleiben, oder doch nicht ausgiebig genug anSsallen, weil sie nicht geschützt sind. Allo hier liegt der Rachtheil für die Wissenschaft nicht darin, daß diese Arbeiten ebenso wie andere geschützt werden. E« liegt doch aus der Hand, daß, wenn der Ertrag der Arbeit geschützt ist, auch die Arbeit selbst gesicherter vor sich gebt! Anzunkhaieii. daß der Schutz der we<iit» schlechte Pnblicationen provocire, ist ganz falsch. Gerade der Schutz würde zu einer sorgsältigen Publicatton die Möglichkeit bieten! Auch ist;a gar kein Hiuderniß, die ver besserte Publication, wenn ste Arbeit verursacht hat, nach Gebühr zu schützen. Nach dieser kurzen Zusammenstellung mag es gestattet sein, noch- mal« aus die Pflicht dinzuweise«, in einer Novelle zum Gesetz vom 11. Juni 1870 alle Die zu schützen, welche jahrelange Arbeit auf die Ouevenpublicationen verwendeten! Es ist eine Forderung nicht nur der Bearbeiter selbst, sondern noch mehr der Wissenschaft, welche durch diese Publikationen neue au-greisende Schritte nach vorwärts wird thun können. Wir empfehlen diesen Gegenstand der Initiative der kompetente» Behörde. * Man schreibt der „Politischen Eorrespondenz" au« Moskau, 28. April: Im vollständigen Gegensatz« za der Stimmung, welch« im Jahre 1876 allentbalben in Rußland herrschte, giebt sich jetzt in allen Kreisen der Bevölkerung eine entschiedene Abneigung. Rußland in einen großen Krieg verwickelt zu sehen, kund. Indessen muß ohne Weitere« constatirl werden, daß nicht« desto weniger Jedermann ent- ichiossen ist, seine Pflicht zu tbun, und e« unterliegt keinem Zweitel, daß ein Appell de« Herrscher« an die Nation der weitgehendsten Ovferwilltgkeil begegnen wird. Daß man sich schon am Borabend de« Krieges befinde, dafür sprechen nnr zu deutlich olle über die im Norden, wie im Süden mit rastloser Lhätigkeit betriebenen Rüstung«» kintressenden Nachrichten. In Kronstadt wurden folgend« Schiffe an»gerüstet »nd zum unmittelbaren Anslausen bereit gestellt: da« große Panzerschiff „Admiral Greigh", der Monitor „Tifon", die Fregatte „Olas", die Kanonenboote ..Bnrja", „Wichr", „Tschit", diezpckiwimmeade ge panzerte Batterie „Kreml", da« Torpedoschiff „Wzriw", sowie »ehrerg
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