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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-02
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1885
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Erscheint täqttcb früh 6»/,Uhr. Netzsctt« «- Lkyröttrsn JshnnaeSgasse 8. 3PrrchA«a-5n -rr Nrtz«ctton: LnrinirtagS 10—12 llhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Kur d« NOrl^r« n»,ki»L»tkr «ooNcrtM v« »»«n», «M ^r»a»utz^ An««ch»e »er für »1« nächttsalgend« ..ummer bestimm len Inserate an L5achen«anrn »is :t Utzr Nachnitttaas, » „ Lauu- un» Feft»a,r« srntz bi«' /,» U hr. In tzen ^ilialkn für Zns.-Ännahme: Otto kUemm. Universilälsstraße 1. Loni« L-schr, Katkarinenstr. 23, p. nur bi» '/,) llhr. Allzeiger. Lrga» für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 12L. Tonnabend ven 2. Mai 1885. Metz. Auflage l»,OSO ^vonnrmrnts-rris wertrtj. 4'/, Mk. incl. Bnngerlohn b Ml., durch dir P, st gezogen 6 Mk. Jede einzelne 'Lummer SV Pi Lrleqezemptac 10 Pj. Gebühren >ür Eztradeilagen (iu laz^blatt-Format gesalzt) «h»c PofibeiSrdrning 39 Mk. «tt Pvstbesörderuug 48 Mk. Inkeratr 6gespaltn>e Pctitzeile 20 Ps. Grtßere «chriilen lau« uni. Preioverzcichniß Tndellartscher u. Ziffrrnjatz nach höherni Tari>. Ueclauen «rtrr dem Nedactionsstrtch dte4qesoast. Zell« öO Ps., vor den FamiUennachrichtcii die Sgespastcne geile 48 Ps. Inserate sind stets an die <-r»r»>tian zu lende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahl»»» prnooonoeranäo oder durch B st- Nachnahme. 79. Jahrgang. Zur gefälligen Mästung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 3. Mai, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Kxpsclitlon de« I-elp/.I^er ^L^eblrbttes. Amtlicher Theil. Mit Bezug aus unsere Betannlmachnng vom 13. dieses Ddvaat«, wonach die Legung von Gavröhren und Trottoir« iu der Grimmaischea Straße Montng, den 4. Mai dieses JahreS beginnen wird, bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß bierbei die Sperrung der jeweilig in Angriff genommenen Streiken der Grimmaischcn Straße, sowie der Zugänge zur ItniversltätSstrafte, zum Neu- nrarkke und zur PeterSstra-e für den Fährverkehr sich nölhig macht. Die Arbeiten an diesen Stellen werden mit thunlichster Beschleunigung auSgesührl werden, so daß die Sperrung aus möglichst kurze Zcil beschränkt wird. Leipzig, am 28. Avril 1885. Der Ikath der Stadt Leipzig. vr. George. Hennig. Vekannlmachung. DaS giretdad am popswehr wird am 15. Mai lausenden Sabres eröffnet. Die Beaufsichtigung desselben baden wir auch in diesem Jahre Herrn Fffchermeister Earl Wilhelm Meißner übertragen. Für Benutzung des BodeS geilen die unter <Z nach stehenden Bsrscheislen. Leipzig, den 29. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Kretschmer. T 1) Li« Anstalt kann in der Zeit von Morgen« 5 »i» Nachmittag« 1'/, Uhr »nd von Noch mittag« 3V, llhr bt« zu» D»»kei»rrdcn unemgeltllch benutzt werden. 2) Die täglich« Schlußzeit wird durch zwei Zeichen mit der Glocke angegeben. 3) Nach dem ersten Zeichen wird Niemand mehr eingelassen, nach dem zweiten baden die Badenden sich sofort an« den Basstns ond iodann mit möglichster Beschleunigung aus der Anstalt zu ent- siraen. 4) Erwachsene werden tu da« Bad anr gelassen, wen» sie mit Badehosen versehen find. öl Die Perron«, Brücken, Au«, nnd Ankleidestellen, Bassin« »nd sonstigen Räumlichkeiten der Anstalt dürsen in keiner Weise ver unreinigt werden. 8- Niemand dars de» Andern bespritzen, untertanchen oder sonst belästigen. 7) Me« nnnötbige Schreien, Lärmen »»d Hrrmntzmse» i» der Anstalt ist untersagt. 8) Abwaschungen mit Seife dürfen n»r a» dem da»» bestürmten Orte »orgenommen Weeden. 9) Das Ein- und Ansteigen darf nur ans den Lrrppea geschehen. 10) Die jedesmalige Benutzung der Anstalt ist aus dt« Dauer stner Ttnnde beschränkt. 11) Da« Milbringen von Hunden in die Anstalt ist verboten. 12) Da« Betreten der Nascnböschungen, da« Uebersteigen der Bareiären und da» Baden in den Zu- und SstflußgrSben ist nicht gestattet. 13) Jeder Besucher der Anstalt hat dem Aufseher cmf dessen Verlangen seine» Namen und Stand, sowie seine Wohnung z» nennen. 14) Den Anordnungen de« Aufseher» ist unweigerlich Folge zu leiste». 15) Widersetzlichkeiten gegen denselben oder Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe oder Hast, oder auch mit dem Verbote fernerer Benutzung der Anstalt geahndet. Die Lieferung der zur Dampsteffelheizung in der hiesigen Stavtwasserkunst aus die Zeit vom 1. Juli 1885 bi« mit 30. Juni 1888 erforderlichen circa 40.000 Centnrr — 2,000,000 Kilogramm Steinkohlen soll vorbchältlich der AuS» wähl unter den Submittenten an den Mindestsorderndcn vergeben werden. Offerten sind bi« zu dem »«. Mat d«. I». «b-lld« S Uhr schriftlich und versiegelt mit der Aufschrift: an da« ^kohlerilieferung der Stadttvafferkouff" S Bureau der Stadtwasserkunst (Stadlhau«, Obstmarkt Nr 3, III. Etage. Zimmer 142) abzugeben, woselbst auch die Lieferungsbedingungen eingesehen werden können. Leipzig, den 21. April 1885. DeS Raths Deputation zur Wasserkunst. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase« betrug im Monat April bei einem stündlichen Constim von >40 Litern im Argankbrcnner dnrchschnittlich da« 18.87-sacbe der Leucht kraft der deutschen Normalkerze von 50 mm Flammcnhvhe. Leipzig, den I. Mai >885. DeS RathS Deputation zu den Gasanstalten Nichtamtlicher Theil. Inr Lricgssraye. Da« Spiel, welche« die „Pall Mall Gazette" mit der öffentlichen Meinung treibt, ist durchaus verwerflich, der Veiter diese« Blatte« macht sich kein Gewissen daran«. Hofs- iningen zu erwecken, welche ohne jeden Hall sind. Heute ver sichert da« Organ Gladstonc'S plötzlich, daß die Grcnzsragc geordnet sei und daß der Zwischenfall erledigt sein werde, wenn die russische Negierung die Handlungsweise Komaroff's rechtfertigen könne. Wenn die Sache so lägt, dann wäre r« die Pflicht der englischen Negierung gewesen, diese wichtigen Tkatsachen, welche der Gesammtlage eine neue Wendung geben müßten, dem Parlamente mitzutheilen, statt die Volksvertretung in dem Glauben zn lassen, daß noch Alle« beim Alten sei. Die Erklärungen, welche Giadstone am 27. April im Unterhaus« ab- p.geben hat, stehen mitDem.wa-die .PaltMall Gazette" schreibt, in vircclcm Widerspruch, und weit dem so ist. kann den Aus lassungen diese« Blatte« nicht die mindeste Bedeutung beige legt werden. Ebenso unverzeihlich wie die Haltung der „Pall Mall Gazette" ist die leichtsinnige Verbreitung de« Gerüchte«, daß Komaroff Merutschak besetzt habe. Wenn die englische Negierung wirklich die ernste Absicht hat. den Frieden aufrecht zu erbalten, dann muß sie sorgfältig Alle« vermeiden, was den englischen Nationalstolz beleidigen und die Leidenschaften erregen kann; aber auf der einen Seit« den Wille»: zeigen. Krieg zu führen, auf der andern mit allen Anzeichen der Besvrgniß nach einem Ausweg forschen, durch welchen der Friede erhalten werden könnte, ist unwürdig und in feinen olgen verderblich. Da» halbamtliche .Journal de St. PäterSbourg" faßt die Lage ganz richtig auf. wenn e« schreibt, daß der Eindruck, welchen dre Rebe Gtndstone'S vom 27. April gemacht hat, durch nachträgliche Ueberlegung und Kritik, nicht verwischt werden könne. Die Erörterungen über die Gründe.' weiche den Zustammenstoß voin 30. März verschuldet haben, sind ein Streik um Kaiser« Bart, und wenn sich die englische Re gierung nicht entschließen kann, diesen Fass al« ai>gell,an zu betrachten, dann ist der AuSbruch de« Kriege« unvermeidlich. Da Giadstone sich da« selbst sagen muß. so läßt sich der ganze Streit über da« Gesicht vom 30. März nur al« ein Borwand betrachten, um die Rüstungen in der Zwischenzeit zuin Abschluß zu bringen. Rußland scheint die Hoffnung, daß es ohne Kriegserklärung seinen Zweck erreichen werke, noch nicht aiisgegeben zu baden und darum gehl die amtliche Presse scheinbar auf die dem Frieden günstigen Bestrebungen der englischen Regierung ein. Die Losung lautet jetzt: „Ko- niaroff muß gerechtfertigt werden", während sie früher hieß: „Komaroff muß getakelt werden." In dieser Verwandlung der Scene begegnen sich die .Pall Mall Gazette" und der .Russische NegirriingSanzeiqer". Da« ist aber ein reine« Gaukelspiel, welche« den Zweck hat, die wahren Ziele der beiderseitigen Regierungen zu verdunkeln. Die Ding« liegen heute nicht mehr so. daß sich der Krieg noch vermeiden Uetze, man weiß aus beiden Seiten, um wa» e« sich handelt, und so große Krastanftrengungen, wie bereit« gemacht wurden, um zum Ziele zn gelangen, pflegen nicht vergeblich auf. gewendet zu werden. Wenn e« Rußland blo« darum zu tyun wäre, sich mit England über eine annehmbare Grenzlinie zu einigen, dann hätte e« seine Machtsphäre nickt systematisch von Jahr zu Jahr immer weiter nach Süden ausgedehnt, c« hätte nicht Kbiwa einvcrleibt und Mcrw und Saraks, und e« bätte nicht erklärt, daß der Besitz von Peuschbch für Rußland aanz unerläßlich sei. Der Krieg, weicher dem nächst auSbrechen wird, ist nicht da« Ergebniß von gestern, sondern er ist in der Entwickelung der Thatfacken begründet, welche sich seit einer Reihe von Jahren in Asien vollzogen hat. Rußland hat niemal« ein Hehl daraus gemacht, daß e« die Weltherrschaft anstrebt, e« betrachtet Asien al» sein Eigenthilm »nd tritt jeder Macht entgegen, welche ihm diese« Gebiet streitig machen will. China hat die russische Herrsch sucht schon wiederholt zu fühlen bekommen, und für England ist jetzt der Zeitpunct da, um sich entweder den russischen Anmaßungen zu beugen oder feine ganze Kraft zur Bekämpfung derselben einzusetzrn. Der Fehler aller Derer, welche die Ausrechlhaltung de« Frieden« zwischen Rußland und England jetzt noch für möglich halten, liegt in der Verkennung der Ziele Rußland«. E« handelt sich nicht darum, ob die Grenze diesseits ober jenseit» de« Zulsikarpafle« und von Mcrutscbak gezogen wird, sondern darum, ob Rußland aus den Bormarsch nach Indien Verzicht leisten will oder nickt. Daß von der letzteren Alternative überhaupt keine Rede sein kann, lehrt die Vergangenheit. Alle« ma« Rußland seit zwanzig Jahren in Wcstasicn erreicht bat, ist wertblo«, wenn e« nicht die neu gewonnenen Be sitzungen durch die Gewinnung der Meeresküste abschließen kann. Wer die Mündungen der Flüsse und die Meeres küsten besitzt, ist der Beherrscher de« Lande«, diese Thalsackc ist noch vor Kurzem bei der Berliner Conferenz wegen Re gelung der Verhältnisse von Centralasrika zum Bewußtsein Aller gebracht worden, die hören »nd sehen können. Der Eongostaat wäre ein werthloser Besitz für König Leopold, wenn ihm der Zugang zum Meere fehlte. Stanley wollte den Handel mit Centralasrika nach Westen unk Osten hin erschließen; nach Westen hin hat er diese« Ziel bereit« erreicht, nach Osten wird der Durchbruch zum Meere vorbereitet. Ganz dasselbe Streben verfolgt Rußland in Asien. ES ist ihm nicht darum ,» thu», die ungebeuren LaudeSsirecken, welche Sibirien darstcllt, durch Hinzirsiigung weiterer großer Gebiete in Centralasien zu vergrößern, sondern e« will den Zugang zum Meere nach Süden und Osten gewinnen. Die Aufgabe, welche sich Rußland in Asien gestellt bat, ist ebenso ungeheuer, daß England bi« jetzt nicht an ihre Aus führbarkeit geglaubt hat; allniälig aber hat die englische Regierung doch au« den Tbatsacben ersehen, daß Rußland nicht aus halbem Wege stehen bleiben wird, sondern daß e« mit aller Macht vorwärts strebt. Wenn England sich zu schwach fühlt, um dem nordischen Koloß Widerstand zu leiste», dann muß e« den Besitz von Indien kampflos preiSyeben; aber so groß auch die Friedensliebe Englands Mächtigeren gegenüber ist. so ist ihm doch nachgerade klar geworden, daß der Kamps mit Rußland um die Herrschaft in Indien unvermeid lich ist. Rußland bat die gegenwärtige Zeitlag« für geeignet erachtet, um den längst gehegten Plan zur AuSsühruna zu bringen; Enalond hat vielleicht gehofft, daß sich die Ent scheidung noch hinziehen lasse, aber wie die Maßnahmen der Regierung zeigen, ist e« sich jetzt Uber den Ernst der Lage klar geworden und weicht dem ihm von Rußland aufgrzwungenen Kamvse nicht mehr au«. Rußland sucht dagegen noch immer die MaSke de« Gegner« aufrecht zu halten, der sich streng innerbalb der ihm vom Recht gezogenen Grenzen bewegt, aber die Natur läßt sich nicht immer und überall gewaltsam zurückdrängen. Sowie Rußland an Skobeleff da« vakant torrlbld batte, welche« den Kampf gegen Deutschland predigte, so erstellt jetzt in Kurcpatkin ein Verteckter der Politik der Eroberung von Herat. Wie Rußland gesonnen ist, da« bat sein nnausbaltsamrS Vordränqen trotz aller Versprechungen bi» nach Penschdkb bewiesen, und wenn Merutschak beute von den Russen noch nicht besetzt ist. dann wird eß in einigen Docken von ihm besetzt sein Durch Verträge läßt sich der Vormarsch der Russen nach Indien nicht mehr hemmen, sondern nur noch durch Gewalt, durch die AurÜckdrängung mit den Waffen. Die Engländer haben langer Zeit be durft, um sich mit diesem Gedanken vertraut zu machen, aber endlich haben sie dennoch nicht umhin gekonnt, die Logik der Tkatsachen anzuerkcnnen. An dieser können Zeitungsstimmcn, wie die der .Palt Mall Gazette", nicht« ändern, der Friede hängt nicht von dein Ziisiandekommen einer Grenzrrgntiriing zwischen Rußland und England ab, sondern davon, daß Ruß land an seinem weiteren Vormarsch nach Indien gehindert wird, oder daß England diesen Vormarsch widerstandslos geschehen läßt. Da England noch nicht so weit berunter ist, »m Indien kampflos an Rußland zu überlassen, so ist der Krieg unvermeidlich. Da« ist die einfache Logik der Thal« sache». * Leipzig, 2. Mai 1885. * Don unterrichteter Seite, so schreibt die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung", wird die Absicht Sr. kaiserl. und köuigl. Hoheit de« Kronprinzen, den 25. Erinnerungstag an die Ernennung zum Chef de« 1. Regiment« in Königsberg zu feiern, bestätigt. Kaiser und Kron prinz waren, so fügt die eben erwähnte Zeitung bei. vor 25 Jahren nach der Provinz Preußen gereist, um dort der feierlichen Einweihung des Schlußgliede« der Ostbahn, der Strecke Königsberg-Eydtkiihnen, bciznwohnen. Eine Woche zuvor Kalle der Prinz-Regent gelegentlich der Eröffnung der Bahnstrecke Trier-Saarbrücken in letzterer Stadl am 25. Mai die berühmt gewordene patriotische Erklärung abgegeben, daß er niemals zugeben werde, daß auch nur ein Fuß breit deutschen Landes verloren gehe. Die freudige Begeisterung, welche diese Worte am Rkeiae erregten, fanden auch im Osten ihren Widerhall, und der Jubel, der dem Prinz- Regenten ans seiner Reise durch Preußen entgegen tönte, war deshalb doppelt herzlich. Am 2. Jun! Abend« trafen beide hohe Herren m Danzig ein, besichtigten an deren Tages tue eben sertiggestellte Brücke bei Dirschau und erreichten um 5 Uhr Königsberg, wo als Vertreter Rußland« der Statthalter von Warschau. Fürst Gortschakoff, sich vor- strllte. Am 4, Juni stand die Kvnig«berger Garnison in Parade, und al« der Prinz-Regent an der Töte de« l. In fanterieregiment« anlangte, ries er seinen erlauchten Sohn hervor, hieß ihn den Degen ziehen und ernannte ibn unter den ehrendsten und freundlichsten Worten zum Ckef de« Regimente«. 115 Jahr« waren an diesem Tage verflossen, daß alle drei Bataillone bei Hobenfriedberg gesockten hatten; der Kronprinz gedachte nach Beendigung der Parade diese« freundlichen Zufalls in einer markigen Ansprache, die er an da« Regiment richtete — das Regiment, da« für ihn in doppelter Beziehung da« „erste" ist, einmal seiner Bezeichnung nach und dann, weil e« auch da« erste preußische war, da« in dem hohen Herrn seinen Cbes verehrt. Noch am selben Tage wurde die Festsahrt bi« Eydtknhnen gehalten nnd von dort au« die Rückfahrt nach Gumbinnen angetrcten, wo Nacht lager genommen wurde. Am 6. Juni waren beide hohe Herren wieder in Berlin. * An» Kiel, 29. April, wird der „Dossischen Zeitung', von der Marine geschrieben: Am 1. Mai d. I. er'olgen die letzten Indienststellungen dieser Frühjahrs, nämlich die der Schiffe nnd Fahrzeuge, der lorpedoboolkdivisionen, de« Panzerschiffe« „Bayern" unter Tapltain z. S. Dcinhard. des Panzeriahrzeuge« „Mücke" unter Lapitain- Licuteuanl Kohlhaucr. Letzteres bildet mit den Panzerfahrzeugen „Viper", „Wespe" und „Salamander" eine Reservedivisian. Berück, sichtigt man ferner, daß Mitte Mai da« Panzerschiff „Kaiser Wilhelm" zu Probcsahrte» in Dienst gestellt wird, so findet man, das, Deutschland kaum jemals zuvor eine so grvhe Zahl von Schiffen während des Soiniiierhall'jahreS in den heimischen Gewässern ver einigt Kat. Diese Schiffe sind allerdings noch nicht in Geschwader, verbände cinqereiht und sic sind theil« mit nicht voll auSgebildeten Mannschaften versehen, aber sie sind volltommen seeferiig und können in ein paar Tagen auch vollkommen kriegsfertig sein. AuS diesen Schiffen, welch« jetzt ausgerüstet in Kiel und Wilhelmshaven liegen, um die UcbnngSsahrten z» beginnen, könnten, wenn geboten» sofort drei Geschwader mit je zwei bis drei Divisionen gebildet werden, nämlich: I. Panzergeschwader: 1) Division „Kaiser Wilhelm", „Friedrich Karl", „Hansa" und „Bayern", L) Division Panzersahr- zeuge „Mücke", „Biper", „Wespe" nnd „Salamander". 11. Kreuzer- gesch Wader: Die Kreuzerfregntlen „Molike" und „Stein", die Kreuzcrcorvcilen „Sophie", „Olga"/- „Luise", „Ariadne" und nöihigenfalls auch noch die „Augiista". ÜI. Die Torpedoboots- slottille, bestehend aus dem „Blücher", dem Panzeriahrzeug „Brummer", dein Aviso „Blitz", dem Torvedosahrzeug „Ulan" und zwanzig Torpedobooten. Nicht in Betracht gezogen sinv von den in Dienst gestellten Schiffen und Fahrzeugen t» der vorstehenden Mr»vp>ru»g die Segelsrcgaite „Niobe", die BriggS „Mu-quito" und „Rover", das Artillerieichulschiff „Mars", die Avisos „Ponimerania" und „Grille", die Dampicr „Drache" re. Bei diesem Stande der diesjährigen Ausrüstung begreift e« sich, daß die deutsch« Marine keine Bern», lassung Hot, sich z« hastig in Vorbereitungen für die Eventnaliiät eines Krieges zwischen England und Rußland zu stürzen. Dcuisch. lands Neutralität würde in einem solchen Falle sicher rcsveciirl werden, denn Jedermann weiß, daß wir auch zur Sec über d,e Machtmittel verfügen, um sie in unseren Gewässer» nusrecht erhalten zu können. Schweden-Norwegen und Dänemark befinden sich nicht in dieser Lage, und deshalb fühlen sie sich beunruhigt und sammeln ihre Kräfte an den am meisten gefährdeten Pnncien. ES scheint tndeß nicht wahrscheinlich, daß die Engländer den Däne» etwas zu Leide thun sollten, die schon sür den Besitz von Kopenhagen besorgt sind. Die eminente Wichtigkeit der Belte und des Sunde« sür die Ostsee wird allerdings auch wieder bei dieser Gelegenheit klar. Jede in die Ostsee eindringende Flotte ist in ihrer Verbindung und in ihren RückziigSlinien bedroht, so lange sie dieser Wasserstraßen nicht sicher ist. * Der Genueser .Corriere Merkantile" theilt mit. der Generalfeldmarfchcrll Gras Molt ke sei vergangenen Mon tag in S. Margkerita die Rapallo angekomwen und im Hotel Bellevue ringckehrt. Tag« daraus habe er eine Barke bestiegen und Porlvsino besucht; dann fei er nach Rapallo abgereist und habe von dort au« den Monte bestiegen. Er sei ein unermüdlicher Fußgänger und durchwandere die reizenden User und Tbäler der Riviera, an denen er sich nicht sattsebcn könne, wre ein junger Ossicier. Er erkundigte sich auch ost bei den Bauern und Gärtnern über die dort in bober Blüthe stehende Eultur der Feld- und Gartensrückte. * Der commandirende General de« 14. (badischen) ArmeecorpS. von Obernitz, der von einer längeren Reise an, 28.Apr>t wieder in Karlsruhe angekommen ist. widmet de,» Obersten v. d. Marwitz folgenden Nachruf: „Ein jäherTov ent riß dem 14. Armeekorps am 28. April Abend« den Ches seines Generalstabe« in Folge ein-« unglücklichen Sturze? mit einem jungen Pferde Oberst v.d Manritz verstarb in seinem 18.Leben- iahre, im 31. Jahre seiner militairischen Dienstzeit. Da» CorpS wird ihm eine dankbare Erinnerung bewahren sür die treue und gewissenhafte Sorgfalt» «lt der er bemüht gewesen ist, dessen Interessen wahrzunehmen. Der königliche Dienst sowie die Armee verlieren in ihm einen ausgezeichnete» Ossicier, dessen weitreichende und erprobte militairische Befähigung, dessen ernster und fester Charakter und dessen strebsame Arbeitsleistungen ihm auch für die weitere Zukunft eine ehren volle Laufbahn gesichert hätten. Mich trifft da« hart« Geschick, den Verlust eine« bewährten Freunde« z« betrauern. Ehre Seinem Andenken!" * Am 28. April trat die zweit« hessische Kammer auf« Neue zu einer Sitzung zusammen, die sich zunächst mit der Interpellation de« Abg. Ohly befaßte über Bestechungen und Beeinflussungen bei den letzten Bürger- meisterwahlen in den Landgemeinden. Minister Finger erklärt in seiner Beantwortung, daß sich bei Feststellung der vorgekommenen Mißbräuche, die auch entsprechenden Fall« zur Kennt,,iß de« Staat«anwalt« gebracht worden seien, die Verwaltungsbehörden übereinstimmend zu Gunsten einer Revision de« bestehenden direkten Modu« der Bürger meisterwahlen au-grsprochen hätten, welche deshalb demnächst die gesetzgebenden Faktoren beschästigen solle Diese Ankündigung hatte eine gut dreistündige Debatte über die Frage im Gefolge, ob eventuell die be treffende Wahlordnung nach indirektem System umgemodelt werden solle. Für eine Revision sprachen sich au« Schröder, der freilich die Richlnng derselben erst später erwägen will, Arnold, Küchler, Heinzerling, r>. Rabenau, Osann und der Interpellant selbst, während Franck. Büchner. Ulrich. Metz (Darmstadt), Metz (Gießen), Ellenberger, Jöst und Waffer- ourg da« bestehende System vcrtheidigen, welche«, wosern der Slaal-anwalt bezüglich der HF. 108 und 109 R.-Str.-G seine Schuldigkeit thue, sicher uicht mehr Bestechungen nach sich »vge, al» die indirekt« Wahl. Dazwischen hebt Staatöminister Finger unter Inschutznahme der EtaatSanwälte noch Folgende« hervor: Sowobl die einschlägigen Strafbestimmungen sind zu eng gefaßt, zumal bei Anklagen wegen Stimmenkauf« die Parteien sich immer mit Eid gegen Eid gegenüber stehen, at« auch kn« direkte Wabtsystem übt an sich eineimmrn« kemoralisirendc Wirkung,wie die« die Hobe Ziffer der nach jeder solchen Wahl eingeleitelen Untersuchungen beweist. Betreff» der Art und Weife der Revision kann ich vorläufia nur da« andeuten, daß der Re gierung da« Recht der Bestätigung oder Nichtbcstätigung gewählter Bürgermeister in anderer Form al« bisher gewahrt werden muß. Da« einzig Positiv«, wa« die ganze zum Aheil sehr bewegte Debatte schließlich mit sih brachte, war rin an den Ausschuß verwiesener Antrag de« Abg. Haa«. wonach die Regierung ersucht wird, ihren Einfluß bei der NeichSregierung dahin geltend zn machen, daß durch eine Erweiterung, resp. präcisere Fassung der 88 und 109 de« R.-Str.-G. wirksamere Bestimmungen zur Verhütung von Beeinflussungen und Bestechungen bei öffentlichen Wahlen geschaffen würden. * Nach dem jüngsten „Militair-Wochenblatt" ist der Erb- großherzog Ernst Ludwig von Hessen, geboren am 25. November 1888. zum Sccondelieutenant S I» »uitv de» l. großherzogl. hessischen Infanterie-Regiment« Nr. 115 er nannt. E« fällt aus, daß diese Ernennung erst am 21. April c. vollzogen ist, während der bereit« im December erschienene Gothaische genealogische Kalender den Prinzen schon al« Lieutenant tz l» »uito de« gedachten Regiment« aufführt. *HerzogMapEmanuelinBayernistam27. April in Marienburg eingetroffen, um dem Rcmontegeschäsl sür die bayerische Armee beizuwohnen, von dort ist er nach Königs berg i. Pr. weitergesahren. * Fürst Hohenlohe-SchillingSfÜrst, der deutsche Botschafter in Pari», dem e« seit Jahresfrist die politischen Verhältnisse nicht mehr gestatteten, seinen Stawmsitz SchillingS- sürst zu besuchen, wird zn Pfingsten mit Familie aus einige Tage nach Schilling-sürst kommen. » » » * Bekanntlich wurde der mit großem Erfolge und großem Segen wirkende »Deutsche Schulderem" in Wie n im Juli l880 von deutsch-patriotischen Männern Oesterreich» errichtet, al« eine von vr. Lotz in Fra»ks»rt a. M. her- rührende Broschüre: .Au« den Bergen an ker deutschen Sprachgrenze" aus da« Schul-Elenb in de» kleinen deutschen Sprachinseln und in den an der Sprachgrenze gelegenen veutschen Gemeinden Eüdtirol« aufnierksain gemacht und daraus hingewicsen hatte, daß gerade dort mit verkällniß mäßig geringen Opfern sehr viel für die Aufrechter!,altung „nd Befestigung der deutschen Sprache getban werden könne. Der Wiener Schulverein unterstützte deshalb auch in den ersten Jahren seine« Bestehen« eine große Anzahl Gemeinde» im südlichen Tirol» errichtete neue Schuthäuser in Provei« ans dem NonSberge, in Branzoll im Etschthale, in Patau, Gereut. Floruz. Novcdo im oberen Fersenlhale. in St. Sebastian und Luserna an der italienischen Grenze, erweiterte bestellende deutsche Schulen durch Anfügung neuer Classen. slislete Bibliotheken, Lehr- »nd Lernmittel und sucht« überhaupt in der schon von italienischen Einflüssen berührten deutschen Be völkerung dieser Dörfer da« deutsche NationatitätSbewußtsei» zu wecken. Letztere« gelang mit Überraschendem Erfolge. So sandten z. B. die Bewohner de« oberen Frrsenthale« vor zwei Jahren eine Deputation an den Bischof von Trient und baten dringend um deutichen Gottesdienst nnd um Beseitigung der italienischen Predigt und Messe. Der Curat Mitterer in Provei« aus dem Nvnsberq setzte die Einführung deutscher Predigten an Stelle der bisherigen italienischen durch. In einer ganzen Reihe von halb verwelkchten deutschen Gemeinden wurde der Wunsch nach dentlchem Unterrichte laut. Die von der Regierung er richtete deutsche Schule in Trient hob sich so, daß sie heute von Uber 500 deutschen und verwelschten Kindern besucht wird, und die deutschen Parallelklassen am italienischen Gym nasium blieben durchaus nicht leer, wie die italienischen Zeitungen vorher verkündigten, sondern füllten sich bald, so daß die Errichtung eine« rein deutschen Gymnasium« in Trient nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Mit Schrecken sahen die südtirolischen Jrreoci,listen diese Fortschritte de« Deulsch- tbnms und suchten der Erhaltung deutscher Sprache in den min Theil schon italienischen Gemeinden enlgegenzuwirken Besonder« bekämpfte der zu Roveredo erscheinende ,.Races»' alitore" diese angebliche „Germanisation" aus« Heftigste. Bor einigen Wochen traten nun di« Führer der Italiener in Trient zusammen, „m zu berathen. wie der „An? breitnng de» deutschen Element«" in SUdlirol erfolgreich begegnet werden könnte ES wurde beschlossen, nach dem Muster de« Wiener Schulderem« einen italienischen Schul»
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