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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-05
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1885
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Rrtartion und Lrpedtti«« Johaune«gaffe 8. SPrechlt»»tk« -er Le-acti-a: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachnlitiag» 5—8 Uhr. Ftr tu UWl«»»« euuttandlkr v!»«i^riru »u tUt.cri— >n»t »atuE. »ch >«m«h«e »er sür »ie »üchftssl>e»tze N»»«er hefti««»»» Inserate an Wachen»,,ru »,« - U»r Nachmttta,«. «n Senn- «n» Festtagen früh tzt« ,» lltzr. 3« Ke« Filiale» fiir 3«s.-Lnuah«e: ktt« kle««. Universitätsstraße 1. L««t» Lösche. Kaiharinenstr. 23. p. nur »iS '/,3 Utr. V-WigerTageblaN Anzeiger. Liga« für Politik, Localgeschichte, Handels- «ud 8esch8stsverkehr. Auflage IS,Ivv. .^lionnrmrntsprris vierielj. 4'/, Mß. incl. Bringenodn 5 Mk, durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Sebüdren für Extrabeilagen (in Tageblatt. Format gesalzt) ahne Poftbesördcrung 39 Mk. «tt Poftdesörderuug 48 Mk. Inserate KgejpaltrmHetitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichuiß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Reklamen uuter dem RedactionSstrich die4gespalt. geile50Pf-, vor den Familiennochrichtrn die Ogespaltene Zeile 40 Pf. Juierale sind stets an die ExpeSttlsN zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumeruucko oder durch Post, uachuahme. 158. Freitag den 5. Juni 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Da< 15. und 16. Stück des diesjährigen ReichSgesetzblattr» sind bei un« eingegangen und werden biS 2Ä. -tese- Monat- aus dem RathhauSsaale zur Einjlchtnahme öffent lich au-hängen. Dieselben enthalten: Nr. 1603. Gesetz, betreffend die Abänderung de« Zolltaris- gesetzes vom 15. Juli 1879. Dom 22. Mai 1885. « 1804. Bekanntmachung, betreffend die Einlösung der Banknoten der Kommerzbank in Lübeck. Bom 18. Mai 1885. » 1605. Gesetz, betreffend die Abänderung de« Zollver- einigungsvertrage» vom 8. Jul! 1887. Bom 27. Mai 1885. ^'eiprig, den 1. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumoiegel. Bekanntmachung. Der diesjährige interuatiouale Productenmarkt wird Sonotag, de» 2. August diese- Jahre in den Räumen de« Krystallpalaste- hier abgeyalten werde«. Leipzig, den 2. Jum 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. >i. Kreis Die Neupstaflerung der Hainsiraße soll an ein« Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhan«, II. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Hainstraste" versehen ebendaselbst und zwar di« zum 16. Juni 1885, Nachmittag« 5 Uhr. einzureichen. Leipzig, a« 3. Juni 1885. De» Rath» der Stadt Leipzig Strastenbau-Deputatto». Gesucht wird der Tischler Karl Wilhelm Riehl, zeboren am 26. Oktober 1840 zu BiUerseld. welcher zur zllrsorge für seine der öffentlichen Armenpflege rnheim- gefallene Familie anzuhalten ist. Leipzig, am 29. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwi g - Wolf. Schilde. Kirsch- vr. Georgi kretschmer. Garten-Verpachtung. Zwei pachtfrei werdende Abtheiiuugen de« der Stadt- ge»ii»>de gehörigen, a« der Promenade hinter dem sog. Kloster (Klostergaffe Nr. 5) gelegenen Garten-Areale-, und zwar die beiden letzten recht« und Unk« am Eingänge von der Promenade aus, sollen vom 1. November ds». I- an gegen einjährige Kündigung Donaer-tag, den 1». Juni ds». IS., Bormittag» 11 Uhr, aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 1k» an di« Meistbietenden anderweit verpachtet werde«. Ebendaselbst auf dem großen Dorsaale liegen die Ver pachtung«- und Dersteigerung-bedmzuuge» schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 30. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Stvß. Im Anschluffe an unsere Bekanntmachung vom 8. April dieses Jahre« wird den concesstonirten Droschkenbesitzern hiermit zur Kenntniß gebracht, daß die Generalrevifion über die Droschken, mit welcher auch diesmal eine Prämiirung der drei besten Gesckiirre verbunden sein wird, am Montag, de» 8. Juni diese- Jahre-, und Dienstag, de» ». Juni diese- Jahre-, aus der neuerbauten HauptzngangSstraHe von der SpteObrücke nach dem Rennplatz statksinben wird Die AussahrtSzeitcn werden wie folgt festgesetzt: E« haben ihre Geschirre vorzufahren die Concessionare mit b«n Anfangs buchstaben > und 8 am 8. Juni c. Dormitt. 8 Uhr, 6» v, 1- und k' - - - « » */,lO » O < « » - » 11- 8 - » « » Nachm. */,4 - >1 und X - - - - » t/,5 » I, und Ick - - » - - */,6 » 8, 0, k und tz am S. Juni e. Dormitt. 8 Uhr, 8»» s« » t/,io » 8«« -« » >/,11 » Lok - « » - Nachm, t/,4 « T, V und V--«- » 5« Al und 2 - » - - », */«8 - und zwar derart, daß die Droschken nicht' etwa nach und nach zu anderen als den vorgrdachten Stunden ansahren, sondern daß die sämmtlichcn zu ein und derselben Zeit vor- zusahrenden Wagen auf ein Mal und pünktlich zur festgesetzten Stunde aus dem Auffahrt-Platze, der von den Aussicht-organen an den Tagen der Revision noch specicll angewiesen werden wird, zur Stelle sind. Die Concessionare haben bei Vorführung ihrer Nummern zugegen zu sein. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden nach Z. 51 de- Regulativ» uniiacksichllich bestraft werden. Leipzig, den 11. Mai 1885. Da- Polizeiamt der Stadt Letpzt, Bret^ch neider. Mühlner. Vrkinmtimichimg7 Di« Anlieferung und Verlegung von Gratzitschwellen in der Haiustraße soll an einen Unternehmer in Accord ver- düngen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Natbhau«, II. Etage, Zrmmer Nr. 14. au« und können daselbst eingeseben resp. evtoommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Sch»ellenlegu«g in der HainstraS« versehen ebendaselbst und zivar bi« zum 16. Juni 1885, Nachmittag« 5 Uhr, cinzureiche». Leipzig, am 3. Juni 1885. De- Rath» der Stadt Leipzig Strastenban«Deputation. Die Herstellung einer Thonrobrschieuße aus dem Haupt- Wege der VI.. VII. und VIII. Abtheitung de» neuen JohanniSsrievhofeS soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Verwaltung, Rathhau«, II. Etage, Zimmer Nr. 5. au» und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden Brzüaliche Offerten sind versiegelt und mit kcr Aufschrift! „Schlrustruanlage Johanni-friedhof" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 12. Juni 1885, Nach mittag» 5 Uhr. einzureichen. Leipzig, den 3. Juni 1885. De» Rath» der Stadt Leipzig Ban-Drpntatto». I-Verpachtung. Die diesjährigen Kirschnuvungen aus der Rockauer Straße vom Magdeburg-Leipziger Bahnübergänge bi« znr Flurgrenz« der Petzscher Mark und aus der Ltutzeneuer CHanssee vom Frankfurter Thorr di« zum Luhlhurme sollen an den Meist, bietenden unter den vorher bekannt zu machende» Bedingungen Dannersta, den 11. Juni tz. I. vormittag» - Uhr, in der Marstall-Vrvctzttion, Iotzamtisplatz K, verpachtet werdrn. Leipzig, den 5. Juni 1885. De» Rath« kekonomie-Iuspeetiou. In dem Zeiträume vom 7. Juni bis zum 25. Lctober wird die Sammlung der König!, geologischen Landesuntersuchuug (Thalstrabe 15 c, 2. Eiage) an jedem Tonutege von '/,11 bi« '/,1 Uhr dem Publicum ge öffnet sein. In einem neben dem Sammlungssaale gelegenen Studtenzimmrr sind sSaimtlich« bisher erichienene Blätter der geologischen Special- karte von Sachsen nebst den zugehörigen Erläuterungen, sowie sonstige aus den geologischen Bau des Königreichs Lachsen bezügliche Werke behus« ihrer Benutzung von Seiten des Publicum« auSqclegt. Die in den Schränken befindlichen petrograpluschen und palaeon. tologilche» Suiten werde» auf Wunsch der Interessenten znni Zwicke speciellerer Einsichtnahme während der oben genannte» Stunden durch den mit der Aussicht beauftragten Beamten in dem Studien- zimmer ausgestellt werde». Leipzig, den 1. Juni 1885. Der Direktor tzrr Königs. geologische» LandcSuntersuchung. vr. Herm. Lredncr. BSnigliche Bunkakadmie und Unnkgewcrbcschllle zu Leipzig. Aus mehrfach kundgegebenen Wunsch bleibeu die Schülerarbeiteu noch bi mst ö. Juni v. im Akstzemirflüßrl »er Plcitzcnburg au-gestellt. Leipzig, den 31. Mai 1885. Ter Direktor: vr. Ludw. Nieper. Der Zutritt zur Ausstellung ist unentgeltlich. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10—1 Uhr. Nichtamtlicher Theil. Die Sendung Lord Koseberry's. Der Besuch, welchen Lord Noseberrh in den letzten Tagen des Mai dem Grase» Herbert BiSmarck abslattete, hat die allgemeine Aufmerksamkeit erregt und von allen Seiten Eoninicntare hervorgeruscn. ES i» klar, daß über den Inhalt der Unterredungen zwischen Lord Roseberry und den. Fürste» BiSmarck und seinem Sohne Grasen Herbert nur die Be- lheitigten selbst Ausschluß zu geben vermögen, daß deshalb specirlle Mittheilungen, welche darüber in der Presse ver öffentlicht wurden, auf Glaubwürdigkeit keinen Anspruch er heben können. Die «Nordk. Allg. Ztg." ist deshalb dem Versuch de» Pariser Times-Corrcsponcenten. die öffentliche Meinung über den Zweck und Erfolg der Sendung de« Lord« Rosebcrry irrezusühren, mit Recht entgegengelreten. Da gegen läßt sich mit einiger Sicherheit behaupkcn, daß der englische Minister die schwebenden politischen Fragen von Br- velltung, in welche England verwickelt ist, zum Gegenstände seiner Gespräche mit dem leitenden deutschen Staat»manne und dessen Sohne gewählt hat. Solche Fragen sind die central asiatische und egyptlschc, und von der Lösung derselben in diesem oder jenem Sinne hängt die Zukunft England« wesentlich ab. Bekanntlich mar Gras Herbert BiSmarck vor seiner Er nennung zum UnterstaatSsrcretair im Auswärtigen Amt in England, und wenn eS sich auch damals wahrscheinlich wesentlich um die Besprechung der Colonialverhältniffe in Centralasrika und in der Sllvsee gehandelt hat, so wird doch auch schon damals der centralasiatischen und der egyplischen Angelegenheit gedacht worden sei». Seitdem haben die Verhältnisse eine für England entschieden ungünstig« Wendung genommen, und e« erschien d«-halb sür diese Macht geboten, bei derjenigen Macht eine Stütze zu suchen, welche ihr durch Stammverwandt« schasl und Beziehungen unter den beiderseitigen Herrscherhäusern am nächsten stand. Der Besuch Lord Noseverry's in Berlin ist dk-hald als die Fortsetzung der Besprechungen zu betrachten, welche Gras Bismarck im F,übjahr in London mit den leitenden englischen Staat-ministern gehabt hat. Die central asiatische Frage steht mit der egyptiscben in Zusammenhang, weil die Besitznahme Egvpten« durch England nur zu dein Zweck geschehe» ist. den Seeweg »ach Indien durch den Suez- ranal sür den Fall eines Kriege« mit Rußland England zu sichern, ater Rußland zu versperren. England sicht aus dem Puncte. die Frucht der Besitznahme Egypten« ru verlieren, weil es nicht in der Lage ist. de» von den europäischen Mächten in der eghptlschcn Frage gestellten Forderungen gegenüber sich ablehnend zu verhalten, imd weil cS einen Kamps in Central- asien mit Rußland vorläufig um jeden Preis vermeiden will. L» ist der englischen Regierung nach langwierige« Verhand lungen mit Rußland gelungen, ein Einverständniß mit dieser Macht dahin zu erzielen, daß der Vormarsch Rußland« nach Indien auf unbestimmte Zeit vertagt wird und daß die afghanische Grenze eine beide Theile zufriedenstellende Regelung erfährt. Den« Anschein nach schneidet England in der centralasiatischen Frage schlecht ab, weil Rußland seine Truppen um ein be trächtliche« Stück nach Süden vorgeschoben hat und die von ihm besetzten wichtigen Puncte Pnlikhisti und Pendschdeh be hält, während England zufrieden sein muß, wenn c« den Zulfikarpaß rettet, dessen geographische Feststellung gegenwärtig noch den Gegenstand der Verhandlungen biivet. Wir hatten angenommen, daß die schiedsgericht liche Entscheidung Uber das Abkommen vom 17. März fallen gelaffen sei in der Erkenntniß, daß dabei doch kein ersprieß liche« Ergebniß zu erwarten ist. Die neuesten Nachrichten »eigen jedoch, daß England aus diese Komödie noch immer Werth legt, und daß Rußland ursprünglich den deutschen Kaiser al« den allein möglichen Schiedsrichter bezeichnet hatte. Später solle« England und Rußland der „Dailq New«" zufolge übereingekommen sein, das Schiedsrichteramt dem König von Dänemark zu Übertragen. Praktischen Werth bat eine durch einen unbethciligten Souverain von mtteraevrdneter Bedeutung getroffene Entscheidung natürlich nicht, sie dient England nur al« Mittel, um sein Zurückmeichen zu verschleiern und die Aufmerksamkeit von der Hauptsache aus die Nebensache abzulenken. Aber von wcit größerer Tragweil« ist sür England die Entscheidung, welche in Pari« über den Guezeanal gefällt wird. Wenn der Surzcanal den Vorschlägen der Dubcommission entsprechend vollständig neutralisier und der Einwirkung Eng lands zu Gunsten der übrigen Machte entzogen wird, dann hat England Müh- und Zelt vergeblich geopgrrt. Die An träge. welche England zu den Artikeln 8 und 10 de« Ver tragsentwurf« der Conserenz in Pari« stellt, sind der klarste Beweis sür die Thatsache. daß England die Verfügung über den Suezcanal im Kriege in der Hand behalten und die übrigen Mächte davon au-schließea will. In diesem Sinne ist das Zusatzwort zugleich" hinter den Worten: „In den Zugang-bäscn von Port Said und Suez wird keine Macht mehr al» zwei Kriegsschiffe" (stationiren lassen können) zu deuten, wie wir da« neulich an dieser Stelle au-gesührt haben, und ebenso ist »er Antrag zu Artikel 10, welcher an die Stelle der europäischen Eontrole unter Vorsitz »e» tllrkischen Dele- girten die egvptische Eontrole setzen will, nur dahin aus- znfassen, daß England unter diesem Lu»hLngeschild die Ver fügung über den Suezcanal allein in der Hand behalten will. Da- ist eine Sache, welch« England sehr am Herzen liegt, vud wenn die englische Regierung Lord Roseberry zu diesem >^nd« nach Berlin gesandt hätte, so würde da« nur der that- sächlichen Lage der Dinge entsprechen. E« kommt aber noch hinzu, daß auch Über die egyptischcn Finanzverhältniffe noch keineswegs da« von England gewünschte Einverständniß mit den übrigen Mächten erzielt ist. Tie egvptische Regierung hat offenbar aus Veranlassung der englischen an dem Abzüge von 5 Procent bei Auszahlung der fälligen Zinsen sür die «avplische Slaatsschuld sestgehalten. Da« ist ein Act der Willkür, welche sich die internationale Staat«schuldencommis- sion in Kairo nicht gefallen lasten kann, und Lord Roseberry wird seine Beredtsamkeit, wenn er sie dieser Sache gewidmet vat, in Berlin sicherlich vergeblich ansgewendet haben. Wie Fürst BiSmarck da« bereit« in der Note vom 20. Dccember 1881 deutlich erklärt hat, wird Deutschland mit Rußland, Oesterreich und Frankreich daraus bestehen, daß Egypten seinen feierlich übernommenen Verpflichtungen gegen die Staats- gläubigcr nachkommt, und daran kan« keine Rücksicht aus England etwa« ändern. E« ist « neuester Zeit vielfach davon die Rede gewesen, daß JSmail Pascha an Stelle Tewfik Pascha'« al» Kbedive Egvpten« wieder eingesetzt werden soll. Eine solche Personal. Veränderung würde in der Sache selbst gar nicht« ändern. Ob JSmail Pascha im Namen Englands m Kairo residirt oder Tewfik Pascha ist völlig gleicdgiltig, woraus e» ankommt, ist, daß nicht England in Egypten die Zügel führt, sondern Europa. England hat den Muth gehabt, den Frieden im Jahre 1882 ohne greifbare Veranlassung zu drecken, aber cS hat ihm an Opfersreuvigkeit gefehlt, die von dem Frieden«- brnch untrennbaren Lasten zu übernehmen. ES ist wahr haft kläglich, zu beobachten, welche Anstrengungen England macht, um dies« Lasten aus Europa abzmvälzen. Der Ptvceß wegen der Manipulation vom 18. September 1881 ist noch nicht entschiede«, und schon wieder wird den Staat-gläubiger» Egypten« von England ein Schnippchen geschlagen. Die Entschädigung sür die Verluste, welche da» Bombardement Alexandrien« für die Bewohner dieser Stadl zur Folge batte, ist noch nicht gezahlt, und trotzdem will England Egypten nicht ausgeben. Wenn Lord Roscberry geglaubt hat. für diese Sünde der englischen Regierung in Berlin Vergebung zu erlangen, dann bat er sich sehr' ge täuscht; wir sind in Deutschland gewohnt, übernommene Ver pflichtungen auch zu erfüllen. Wenn England aus feine Stammvrrwandlschaft mit Deutschland pockt, dann mag e» zunächst sich in dieser Beziehung legitimiren; vorher sind wir für englische Zumuthungcn nicht zu sprechen. * Leipzig, 5. Juni 1885. * Da« Befinden de« Kaiser« hat sich jetzt derart ge bessert. daß Te. Majestät am Mittwoch schon im Stande war, frühzeitig da« Bell zu verlassen. Der Kaiser hat daher auch den Regierung»geschLstcn wieder in vollem Umfange sich gewidmet und dürfte, wenn da« Wetter e« zuläßt, am Donners tag «der Freitag wieder die erste Ausfahrt unternebmen Auch über da» Befinden der Kaiserin sind durchaus zut« Nachrichten nach Berlin gelangt. Der Auscntball in vaden-Baden bekommt Ihrer Majestät vorzüglich und wird dieselbe in etwa vierzehn Tagen nach Coblcnz übrr- siedeln. (In einem gestern nach Schluß der Redaclion ein- gelrofsenen Telegramme de» Wolff'schen Bureau« war aus Baden-Baden gemeldet worden: „Die Nachrichten der „Germania" über eine ernste Erkrankung ke« Kaiser« sind vollständig unbegründet. Im Befinden de« Kaiser« ist nicht« verändert." — Es muß natürlich heißen: „der Kaisrrin", anstatt „de- Kaiser«".) * Tie„Nationalliderale Eorrespondenz" schreibt zur Parteitage: An sich würde e» sich wahrlich »lchl verlohne», die ebenlo abge schmackten al» giftigen Schmöhunge», welch« dir „Kreuzzeituag" jetzt tagtäglich ohne jede Provocaftoa -egen dü uotioaalliberale Partei a»»ftvßt, ernstlich zu erörtern. Da»V1atl ist längst wieder zu den Traditionen seiner schlechtesten Zeit herabqesunken; sein einziger GesichtSpunct ist wieder die ödeste und kleinlichste Reaction ond die unwürdigste Schweiswedelei vor dem Uliramonlanismus geworden; schon hält dasselbe sich auch wieder verpflichtet, sür die „legi- timen Thronrechie" des weiftschen Prätendenten in die Schranken zu treten; es weht Einen aus den Spalten dieser Zeilung wieder der Wind au, der einst den preußischen Staat »ach Olmütz getrieben hat. An sich würden wir, wie gesagt, den beständige» An- seindnuge» dieser verbissenen Fanatiker und Zeloten keine große Be- deutung beilegen. Allein sie könnten, obichoa sie nur den Gcsinnungs» auSdruck einer glücklicherweise kleinen Gruppe der conservaftve» Partei darstellen, möglicherweise da« Berhältniß zwischen der ge- sammle» conservaliven Partei und der gemäßigt-liberalen, ja selbst der freiconservailven Richtung ernstlich gesährdeu. Und darum möchten wir den leileuden Männern der conservativen Partei die Erwägung anheimaebcn. ob sie mit der „Kreuzzeitung" unter den heutigen Verhältnissen einen erbittericn Feldzug gegen alle gemäßigte» vernnttelnden Richtungen, in welchen die uaftoiiale Reichspolitik des Fürsten Bitmarck ihre einzige zuverlässige Stütze findet, sür die wichtigste Ausgabe einer conservativen Partei halten. Wir missen, daß die« »icht der Fall ist, und werden ua» in unserer Stellung zu eiuer conservativen Partei, une wir sie sür berechtigt und wohlthätig i» unserem StoatSlrbeu halten, nicht durch die Gehässigkeiten der Publicisten der .Kreuzzeitung" beirren losten. Aber eine energische Verwahrung, al» ob in diesem Blatt mit seiner blinden Wulh gegen die Mittelparteiea, die Raftooalliberalen und Freiconservativen, ja im Grunde gegen die uatiouale Reich-Politik des Reichskanzlers selbst, der Gesinnung-auSdruck der gelammte» conservativen Partei enthalten sei» könnte, wäre recht am Platze, zumal in einer Zeit der beginnenden Wahlbeweguog. Was die jüngste Auslassung der ,G reuzzeitung" aubrlangt, betitelt „der Kern de« NaiiooalliberaliSmus", so genügt r« zur Kennzeichnung des dort waltenden Geistes, aazusühren. daß die Raftonallibrralca als irichtige Vertreter des schlechtesten BourgeoiSthumS, Gegner einer conservativen Regierung, Gegner de« Adels, Gegner der arbeitenden BevölkerunaSclasse», ja selbst de« KönigthomS dargestellt werden, »ur auf schnödesten Eigennutz und politische Herrschaft bedacht. Wir wollen aus da» über alle Begriffe »de Gerede, womit diese Entdeckungen vorgetragen werden, nichl näher entgehe». Wir möchten nur die „Kreuzzeitung" fragen, ob sie e« wirklich für tuet- und geschmackvoll hält, in der heutigen Zeit der ersolgreichsten agrarischen Bestrebungen ihrerseits vv« persönlichen Interesse» bei andere» Parteien zu reden. Und wa» die unersättliche Herrschsucht der Nationallibcralen betrifft, jo kann doch wirkftch ein Mensch, der sich einen Funleu von Wahrheitsliebe bewahrt hat. nicht in Abrede stellen, daß, seit eS politische Parteien in der Welt giebt, nie eine mehr Entsagung uud Selbstlosigkeit hinsichtlich de« Anspruchs auf Ausübung der Macht im Staate gezeigt hat, als gerade die Nationalliberalen. Kann man in Lrinnneruug au die langen Jahre, wo die nationalliberale Partei im Parlament« die ausschlaggebende Rollt spielte und dabei conservaftve Männer» die freilich glücklicherweise nicht auS dem dürre» Holze der »Ikrenz» zeilung" geschnitzt waren, die Regierung führten, wirtlich die erster«,, ohne aller Ehrlichkeit in« Gesicht zu schtagea, eines maßloser, Strebens nach Herrschaft beschuldigen? Wir möchten einmal die conservaftve Partei mit 150 Mann im Reichstag sitzen und dabei eine liberale Regierung am Ruder sehe»! Doch wir verzichte» aas »eitere AuSeinnndersetzuugea mit den Publicisten der „Kreuzzeitung". Nicht unsere, souderu die conservaftve Partei wird den Schaden habe», wenn ihr Organ in dieser kurzsichtige» nnd verbissenen Weise Wetter wirthschastet. * Bon einem namhaften Mitglied« de» höheren Lehrer stande» wird der „Nationalzeitung" geschrieben: Bald vachdem der Reichskanzler die ihm daraebrachte Ehren gabe in Empfang genommen hatte, tauchte die Nachricht aas, daß er dieselbe zu einer Stiftuag für Candidaten de« Lehr- sacheS zu verwenden beabsichtige. Diese Nachricht wurde damals wohl überall mit Uebrrraschung uud Zweifeln entgegengenamme». Nach längerem Schweigen über diesen Gegenstand macht jetzt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" die Mitthciluug, daß der Reich«, kauzler mit Autoritäten aus dem Gebiete de« preußischen Schul wesen» Rücksprache geholte» und neuerdings au die Bundesregierungen vertraulich die Bitte um Auskunft darüber gerichtet habe, ob nach Lage der Verhältnisse die von ihm in Aussicht genommene Art der Verwendung: Unterstützung von solchen Candidaten de« Lehrfach«, welche ihre Studienzeit schon absolvirt, aber noch kein« Stellung mit auskömmlichem iöehalt erlangt haben, zweckentsprechend er- scheine. Außerdem sei aber in Aussicht genommen, angestellte« Lehrern Beihilfen zum Zweck der Erziehung ihrer Kinder zu gewähren. Danach ist die Sache bereit« so wett ge- fördert, daß eine Aenderung der Bestimmung schwerlich noch eintreten wird. Trotzdem wolle» wir eS auch jetzt »och auSsprechcn, daß schon die ursprüngliche Bestimmung, namentlich aber die neuere Erweiterung in der Lehrerwelt selbst, und diese ist doch in erster Linie dabei interessirt, um nicht zu sagen: davon betroffen, recht verschiedene Beurlheilungen erfährt Was die preußischen Lehrer höherer Schulen sür sich erstreben, da» baden sie in der vor Kurzem dem LiiliuSminister und dem Abgcordnetenhause überreichten Petition gesagt: Gleichstellung mit den Richtern erster Instanz hinsichtlich des Ranges und des Gehaltes, Gleichstellung der städtischen und königlichen höheren Lehranstalten, und alle Lehrer solcher Anstalten werde» sich ohne Ausnahme dem Reichskanzler zu ausrichftgftcm Danke verpflichtet suhlen, wenn er seinen mächtigen Einfluß ,n der bezeichncie» Richtung zur Geltung bringen wollte. Mit gemischten Gefühlen dagegen steht eine große Anzahl Derer, sür die oder doch deren Stand die Bismaickwende in der jetzt gewollten Weise zur Verwendung gelangen soll, dieser, soll man Auszeichnung oder Wohltdak sogen? gegenüber. Man ver meidet doch sonst Maßregeln, woüurch ein Thcii Derer, die man ehren oder au-zeichnen will, peinlich berührt wird, uns nicht wenig Lehrer würden sich peinlich berührt fühlen, weil» die Betl-Üligilng der Hoch achtung seitens des Reichskanzlers in d.r bc.il'sich:i ;i.,> Form erfolg n sollte. Hat der Lehrerstand auch Grand genug zu n a ien über seine Be soldung, zumal wenn er sich mit andern ai-ui-ch vorgebiidele» Ständen vergleicht, so ist er doch in der letzten Zeit schon so w it innerlich erstarkt und bat io viel StaiileSvcninstftei» erlangt, daß er die.Emvsindung hat. Wohlthaien, und ballen sie auch einen Ursprung wie die Bismarck'vende, und käme» sic auch a»L de» Händen des Reichskanzlers, abledaien zu ninsje». Und nun erst die Art der Veitheiliing! Immer wird eS doch daraus hinauslausen, daß von irgend einer Stelle ans aus Grund von Zeugnisse» der Vorgesetzte» Behörde darüber beschlossen wird, wer bedürstig und würdig erscheint. Möge» sich die Lehrer um diese Wohltliaten bewerben oder vorgeichiagen werden, immer wird von deni Wohlwollen der Vorgesetzten Behörde Alles abhänge». Wie wird dadurch das Tchönthn» begünstig!, welcher Druck kann dabei aus die Pelenten relp. Empfänger ausgcübt werden! * Die sür Mittwoch in Aussicht genommene Sitzung de« JustizauSschufses des BundcSratbS. welche sich mit der braunschweigischen Frage beschäftigen sollte, hat nicht staltgesunden. Tie betreffende Sitzung, sowie die Ent scheidung im Plenum wird erst in der nächsten Woche ftatt- sinken. Ter Grund der Verzögerung liegt in der Abwesenheit einer größeren Anzahl von BunbeSralbSmitglieVern, welche auS ihren Psingstsericn noch nicht zurückgekehrt sind. * AuS Braunschwcig wird geschrieben: „Die Ver setzung des Generalmajors Freih. v. Hilger» als Führer der 15. Division nach Köln wird olS eine Belohnung deS Generals angesehen. Tie Energie, mit der nach dem Ab leben de» Herzog» Wilhelm der General die Befehle de« Kaiser» vollsührte, ist „och ebenso gut im Gedächtniß. wie über die durcbau« liebenswürdige Haltung de» Obrrstcomman«
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