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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-24
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1885
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Erscheint täglich früh «'/.Uhr. Letartiou und Lk»ediUon JohanaeSgasse 8. Lprechkllkürn -rr Uk-arli««: Bormittag« 18—12 Uhr. Nachmittag- ö—6 Uhr. »II« »n M»a»tcrt»te »och« «0 lx vtedocn»» nicht »«»«ruch. LIWM »m«tz«e »er f»r »te Nu««rr »eftimmtrn Inserate an Äochentngrn »i» 8 Uhr Nachmtttaa«, an Senn- unv Festtagen früh »i«'/,» Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^naahme: Otto Klemm, Universitätsstraße 1. Laut« Lösche, Katharilleastr. 23, p. nur »i» '/.» Uhr. Anzeiger. Organ siir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 18,100. .^bonnrmentsprris viertel;. 4V, Md. incl. Briugenohn 5 Mk., durch die Post bczoge» K Mk. Jede einzelne Stummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Bebüdren lür Extrabeilagen (in Tageblatt-Normal gesalzt) «h«c Poftbejörberung .'19 Mk. «U Poslbcsorderung 48 Mt. Inserate 6ge,'palten^ Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uni. Prelsverzeichniß. Tabellarischer o. Ziffern ja tz nach höherm Tarif. Nrrlamen unter dem Redaetionlstrich dieögesvalt. Zelle 50 Pf., borden Familien Nachrichten die kgefpaltcue Zeile 40 Ps. Juferate sind stet- an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung proenuinerLoäo oder durch P st- uawnahnie. 175. Mittwoch ven 24. Juni 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da« nachstehende, nach Gehör der Herren Stadtverord nete» von nnt aufgestellte Regulativ wird hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, am S. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Regulativ, dte Beleuchtung der Treppe« und Hilfe tu bewohnte« Gebäuden betreffend. tz. I. In allen im hiesigen Stadtbezirke gelegenen Gebäuden, in denen sich Wohnungen. Arbeitsstätten oder andere zum Aufenthalt von Menschen dienende Lokalitäten befinden, sind die zu diesen führenden Räume, also namentlich Hausfluren, Höfe, Treppen und nach dem Treppenbause durch Thüren nicht abgeschloffene Corridore, soweit nicht etwa die betreffen den Gebäude bei Abwesenheit der Bewohner gegen die Straße dauernd verschlossen gestatte» werben, von Beginn der Dunkel- heit an bi« zur Schließung VeS Hause«, in jedem Falle aber bis 10 Uhr Abend« mit hinreichender und feuersicherer Be leuchtung zu versehen. 8- 2. Der Zeitpunkt dcS Beginns der Dunkelheit richtet sich sowohl nach der JastreSzeit, al« je nach der Beschaffenheit der betreffenden Oerllichkcit; in zedei» Falle hat spätesten« mit dem Beginne der Beleuchtung der betreffenden Straße auch die Beleuchtung der in ß. 1 gedachten Räumlichkeiten zu beginnen. 8 3- Räumlichkeiten der in tz. 1 gedachten Art, welche zufolge ihrer Anlage direktes Tageslicht überhaupt nicht oder nicht in genügender Weise erhalten, sind auch während der Tages zeit zu erleuchten. 8 4. Verantwortlich für die Erfüllung vorgedachter Vorschriften sind die betreffenden HauSeigenlhümer, brz. deren Stell vertreter, Grundstücksverwalter unv Kastellane öffentlicher Gebäude, und zwar auch dann, wenn etwa von diesen die Ausführung der Beleuchtung anderen Personen, namentlich den Miethern übertragen worden ist. tz. ° Vernachlässigungen der Vorschriften in 83 k, 2 und 3 werden in jedem einzelnen Falle mit Geldstrafe bi« zu KO oder Haft bi« zu 14 Tagen bestraft. 8- 6. Gegenwärtiges Regulativ tritt am 1. September 1885 in Kraft. Leipzig, am 9. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Wegen Umbaues der Scbleuße in der Teutralstratze wird die letztere von Montag, den 2tt. dsS. Mt», ab auf die Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, am 20. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Weyen deS SchlcußenbaueS am neuen Börsengebäude wird der zwischen der Gcrberstraße und dem Sparcaffengcbäude liegende Theil der PackhofstraHe aus die Dauer der Arbeiten von Donnerstag, den 23. dsS. Mon. ab für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 20. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der ExpeditionSlocale de» Kvnigl. Standesamtes und der FriedhosScaffe wird an beiden Ste Mittwoch, den 2L. nnd Donnerstag, den 23. Juni v. nur Vormittags von 8 bis 11 Uhr expcdirt. Leipzig, am 22. Juni 1885. Da» König!. Sächs. StandeSanrt. Die auf da« Winterhalbjahr 1885/86 für daS Königliche Amttgericht Leipzig zu liefernden circa 4300 Ctr. gute schlackensreie Pechstückkohle, 600 . böhm. Braunkohle erste Qualität, 3000 Kilogr. Petroleum sind unter den bei der Unterzeichneten Lasseustellr einzusehenden Bedingungen »u vergeben. Angebote sind »t« 4. Inli 1885 schriftlich anher einzureichen. Au«wahl unter den Offerenten bleibt Vorbehalten. Leipzig, den 23. Juni 1885. Haupt-Spartelcaffn«-verwalt«», »ei» Königliche« Amtsgericht Leipzig, Zimmer ISO. und Die Lieserung von 30 Ttr. Petroleum, 5000 . guter schlackcnsreler Pechstrlnkobke, 1000 « böhmischer Braunkohle, bester Qualität, 30 Eub.-Meter weichem Scheitholz aus da« Winterhalbjahr 1565/8« für da« KOaial. Landgericht »nd die König!. ktaat«anwalt!chast hier soll, unter den bei der Lasten. Verwaltung de« Landgericht« einzulehendea Bedingungen and mit Vorbehalt der Auswahl uutrr den Licttauten, vergeben werden. Angebote find bi« zum 15. -nlt »lese« S«»re» schriftlich etnoarrichm. «ntgl. S««»ge»tcht Leizqig. den »». -mH 18S» Blrbstahls - Bekanntmachung. Gestohlen wurden alldier erstatteter An,eine zufolge: 1) 8 Kopfkissen-Ueberzüge von weißgeblumtem Damast, zwei davon mit gehäkeltem Einsatz, S «eitzleiiikne Kopfkissen-Ucter- züge, 2 veiftleinene Vettnberzüge und einer drsgl. von weißem Damast und 8 »etftletnene Betttücher, sämmtliche Wäschestücke v." in Monogramm theil« roih, theil« blau gestickt, 7 Bett- »Scher und 7 Kopskiffeii-UeterzSge. weißleinen, 40 Stück Hand tücher, „K. v." roih gezeichnet, und 80 Stück wettzleinene Serviette«, „äl. IV." gezeichnet, au« verschiedenen Fremden zimmern in Nr. 3 der Hallelchen Straße in den letzten 4 Monaten; 2) 40 Mark in 4 Zehnmarkstücken au« einem verschlossenen Koffer in einer Wohnung Nr. 7 der Gottschedstraße mittelst Nach schlüssel« vom 15. bi« 18. März d. I.; 3) 3 weiftletnene Herren-Vtzerhrmden. ein« mit einem Tinten, ileck in der Mitte des Einsätze«, rin» gestopft an der Naht de« Ein- atze«, au« einer Wohnung in Nr. 4 der ThomasiuSstraße am 15. d. M.; 4) 5 lange Shawk« »elfte Zwirn-Aarbinen. mit Blumen- ranken durchgängig gemustert, au« einer verschlossenen Piece in Nr. 38 der Alberistraße am 19. d. M.: 5) 4 graae Leinwanbfäcke» mit Papierabsälleu gefüllt, in der Münzgasse am 19. d. M.; 6) »7 Mark, in einem Zwanzigmarkstack, zwei Zehnmarkstücken, mehreren Thalern und Zwei- und Tin Markstücken, au« einer Stube in Nr. 28 der Psasfendorscr Straße vom 16. bis 20. d. M.; 7) ein Herreu-Iacket von grau- und schwarzmelirtem Stoff, mit hellgrauem Futter, eine Weste und eine Hose von ebensolchem Stoff, eine Weste und eine Hose von starkem schwarzen Stoff, au« einer Wohnung in Nr. 32 der Arndtstraße am 19. d. M.; 8) eine goldene Ankeruhr, mit Secundenzeigcr, im Innern de« Deckel- „186b d 7. Juli" eingravirt, in Nr. 49 der Gerberstrabe in der Nacht vom 20. zum 21. d. M.; S) eine silberne Uhlinderuhr» mit Goldrand, Secnude. vrr- goldeter Luvette und der Nr. 84,954, au« einer Stube tu Nr. 11 drr Gottschedstraße am 19. d. M. Etivaige Wahrnehmungen über deu Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter sind ungesäumt bet unserer Kriminal» «btheüung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 22. Juni 188b. Da« Polizei-Amt der Stadt Leipzig Bretschneider. vr. S. Da« im Jahr« 1881 vom Gemeindcvorstande in Nerckmu für ohann Friedrich Hermann Hammer au« Kannewitz ausgestellte ienstbuch ist demselben lm November 1883 in Gohlt« abhanden gekommen und im Aussindung«falle anher abzulteser». Leipzig, am IS. Juni 1885. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Nichtamtlicher Theil. Aus der nationalliberalen Partei. * Der schlesische nationalliberale Parteitag, der am 21. d. Mt«, in Görlitz stattsand, war sehr zahlreich au« den verschiedensten Wahlkreisen Schlesiens und der Nachbardistricte besucht. Sein Verlauf legte Zcugniß davon ab, daß das Leben der Partei in der Provinz wieder in erfreulich auf steigender Linie sich bewegt. Von Berlin waren Professor Gneist, Generalsecretair Ernst Jerusalem, Consul Weber nnd ein Vertreter der „Neuen Zeitung" :anwesend. Eine Anzahl Begrüßungsschreiben und Telegramme wurde verlesen, darunter solche von Bennigsen, Miguel, v. Benda, Hammacher, v. Cuny, Scyffarbl-Krefeld, vom Heede u. A. In das Präsidium wurden Professor vr. NoepcU-Breslau, Comnierzienrath vr. WcbSki und Justiz rath Sprink-Görlitz gewählt. Professor vr. Roepell legte in s lichtvoller, vielfach durch lebhaften Beifall unler- brochener Rede das Bcrhältniß der nationalliberalen Partei zu den übrigen Orvnungsparteien dar. Jede Partei hat ihre Berechtigung, führte der Redner au«, und Jeder glaubt von seinem Standpunct auS daS Rechte zu thun. Die confervative Partei sträubte sich einst gegen die deutsche Einheit und die Verfassung. Sic lenkte erst ein, als die Negierung sich deS nationalen Gedanken- annahm. Ein Theil der Conservativcn erkennt zwar voll und ganz die neu geschaffene Gestaltung der Dinge an, aber ein anderer nickt unerheblicher und einflußreicher Theil verfolgt einseitige agrarische Bestrebungen unv ficht mit dem Centrum im Bunde, um, entgegen dem nationalen Gedanken, nur die Sonderintereffen zu fördern. Wir sehen hier die Cumber- länder, die Stöckerianer, die Kreuzzeitungsritter. Mit diesen Confervative», die uns aus- Heftigste bekämpfen, können und dürfen wir nichts gemein haben. Mit dem Eentrum können wir ebenfalls nicht pactiren. Wir bekämpfen nickt den katholischen Glauben, nein, nur die hierarchische Tendenz des CcntrumS. Wer mit ihm geht, muß aus Kosten des natio nalen Gedankens und ber Errungenschalten der Neuzeit seinen Tribut zahlen. Die Fortschrittspartei huldigte von Anfang an dem Doktrinarismus und hat eS nie verstanden, den realen Verhältnissen unv den Bedürfnissen deS lebendigen Staatskörper« Rechnung zu tragen. Redner beleuchtete dann daS Verhallen der Fortschrittspartei in den Hauplmomentcn des staatlichen Lebens von den sechziger Jahren an bis heute und schloß damit, daß sie nicht« gelernt und nicht- vergessen habe. Wohin ist eS mit ihr gekommen? Den Mann, der Deutschland in den Sattel gehoben hat, dem die Geschickte ewig danken wird, schmäht die Fortschritt-Partei aus Tritt und Schritt, ja, sie versagt ihm die Achtung und den Dank, den doch alle vaterlanbSsreunde mit vollem Herzen ihm enlgegenzubringen sich/gevrungen fühlen. Mit ihr können wir uns also ebensowenig vereinigen. Wir wollen der Reaclion wie dem Radikalismus gleichmäßig gegenübertreten, aber in un« selbst uns stärken »nv orgamsiren. Mil Zuversicht sehen wir aus die Zukunft, denn für unS spricht die gereckte Sache, das Gemeinwohl und die Größe dcS Vaterlande«! Langanbaltender Beifall lohnte den Redner. Nächstbem ging ma» zu dem zweiten Punct der Tages ordnung über, der Wahltaklik unv der provinziellen Organi sation. An Stelle de- erkrankten Referenten übernahm Abg. von Schenckendorfs-Görlitz da- Referat. Die Wahltaklik Hab: mit de», Parteiprogramm selbst nicht» zu thun. Die Ver hältnisse der Partei liegen zu verschieden in den einzelnen Wahlkreisen, al« daß sie nach einer einzigen Schablone zu bemessen wären. In keinem einzigen schlesischen Wahlkreise ist die Partei aber so stark, daß sie allein ihre Candidaten durchzubringen vermöchte; sie kann somit Mandate nur in Verbindung mit anderen Parteien erringe». Mit dem Ceatrum und de» extremen Richtungen, die un« aus da« Heftigste bekämpfen und eine Mittelpartei als ihren gefähr lichste» Gegner betrachten, ist ein Zusammengehen nicht mög lich. Geneigt mit un« zu pactiren sind also nur die ge mäßigten Parteien von rechts und links. Haben diese mit u»S in einem Wahlkreise allein die Majorität, so liegen die Verhältnisse einfach und sind gegeben; haben sie aber nicht die Majorität, so muß die Heranziehung der weiter anstoßenden Gruppe versucht werden, und kommt eS dann allein aus die Beurtheilung der in Vorschlag gebrachten Candidaten und deren Programm an. Anhänger der extremsten Richtung sind nicht zu acceptiren. weil wir dadurch angesichts unsere« Programm» an Vertrauen unter ,infern eigenen Parteigenossen in anderen Wahlkreisen verlieren müßten. In solchem Falle ist Wahlenthaltung oder die Ausstellung von Zählcandidaten geboten. Redner geht dann auf die besonderen Berbältuiffe in den einzelnen schlesischen Wahlkreisen Uber, bespricht eingehend die dort vorhandenen Parteigruppirungen und seither geschloffenen Wahlbündnisse und kommt auf Grund der thatsächlich bestehenden Verhält nisse und der vorher entwickelten allgemeinen Gesichtspunkte zu dem Schluß, daß nur in sehr wenigen Wahlkreisen ein Zusammen gehen mit den geinäßigteren linken Gruppen ausführbar er scheint; daß in den überwiegend meisten, für die Partei in Betracht kommenden Wahlkreisen indeß ein Zusammengehen mit den Conservativen zu empfehlen sei. Redner verliest dann die nachfolgende Stelle auS dem Miquel'scken Schreiben: „Die Bestrebungen unserer schlesischen Freunde, zu einer neuen kräftigen Organisation der nationalliberalen Partei zu ge langen, sind von der größten Beveulung und werden von allen Parteigenossen mit dem größten Interesse verfolgt. Sie würden, wenn von Erfolg begleitet, sehr wesentlich zu einer Wiederbelebung der gemäßigt-liberalen Elemente ln dem ganzen so entscheidend wichtigen Osten der Monarchie bei tragen. Ich wünsche und hoffe, daß die Versammlung vom 21. d. M. einen derartigen kräftigen Vorstoß, und zwar in der Richtung einer festen Organisation machen wird." Sollen die Bemühungen unserer schlesischen Freunde aus Geltend machung der gemäßigt-liberalen Richtung von Erfolg begleitet sein, so ist allerdings eine weit straffere Organisation der Partei in der Provinz geboten. Dieselbe muß sowohl centraler als localer Art fein. Aus Vorschlag de« Referenten wurde daS schlesische Ccntral- Cvmitü derart gebildet, daß ein Vorstand von drei Mit glieder» mit dem Sitze in Breslau und ein Central-AuSschuß gewählt wird, der aus jedem einzelnen Wahlkreise je ein Mitglied enthält. Zum Ehrenvorfiyenden wurde Professor Roepell. zum geschäflsführende» Vorsitzenden Justizrath Hecke gewählt. Der Geschäftsführer sollte von den beiden Herren cooptirl werden. Diese Ccntralleitung soll vor Allem die Bildung nalionalliberaler Wahlvereine unv die Gewinnung von Preßorganen in der Provinz anstreben. Das Referat erntete reichen Beifall. Justizralh Hecke-BreSlau referirte sodann über die Bres lauer Verhältnisse und berichtigte mehrere in der Presse hierüber verbreitete Jrrthnmer. Eine specielle Mitlheilung hierüber erscheint nickt opportun, dock erklärte sich der Parteitag mit dem Vorgehen der BrcSlauer Parteifreunde einverstanden. Die Annahme, daß dieselbe» nach link« Fühlung suchen würden, ist nicht zutreffend. An der nachfolgenden Debatte betheilizten sich noch u. A. Ernst Jerusalem, Professor Gneist und Vr. Schlief; Elfterer sprach über die Organisation. Gneist unter lebhaftem Beifall über die ParteiverhLltnisse. Die Stimmung deS Parteitages war eine durchaus gehobene und eS ist zu hoffen. Laß die nationalttberate Partei Schlesiens gestärkt und init vollem Vertrauen in die nächsten LandtagS- ivahlen cintrele» wird. Au den Parteitag reihte sich dann noch gemeinsame« Diner, bei welchem Gneist einen Toast aus unseren Hcldenkaiser auS- brachte. Demselben folgte noch eine große Reihe wci lerer Trink- sprüchc. DaS ganze Fest verlies in bester und zuversichtlichster Stimmung. Eine weitere Versammlung schlesischer Delegirten wird für den Herbstanfang in Aussicht genommen. Leipzig, 24. Juni 1885. * Auf die von dem Magistrat und der Stadtverordneten- Versammlung von Berlin auS Anlaß deö Ablebens Sr. kgl. Hoheit de- Prinzen Friedrich Karl an Sc. Majestät ven Kaiser gerichtete BeileidS-Adresse ist den beiden Körper schaften folgendes-Schreiben zugegangen: Der Magistrat und die Stadtverordneten Meiner Haupt- und Residenzstadt haben in gcwvhnler Anbänglichkeit Veran lassung genommen, Mir Ihre warme Theilnahme an dem schweren Verluste auSzusprcchen, welcher Mick und daS könig liche HauS durch den unerwarteten Tod Meine« Neffen, de« Prinzen Fricvrich Karl, königliche Hoheit, betroffen hat. Durch die Bande deS Blutes dem Dahingeschiedenen nahe ver wandt, bin Ich über de» Heimgang dieses ritterlichen, tapferen Prinzen, welcher Zeit seine- Leben- in edler Hingebung seine Dienste dem Vaterlands gewidmet hat, in tiefe Trauer versetzt. Meinem bedrückten Gcmiithe hat eS daher wohlgethan, in der Ntrcsse den herzlichen, von aufrichtigem Mitgefühl zeugenden Worten zu begegnen, mit welchen die städtischen Behörden daS Andenken an den Entschlafenen begleiten, und mit welchen Sie insbesondere seiner hervorragenden Eigenschaften, wie seiner ruhmreichen Thatcn als Heerführer in drei Kriegen eingedenk sind. Ich sage Ihnen für den Ausdruck Ihres Bei leids Meinen verbindlichsten Dank. Berlin, den 21. Juni 1885. gez. Wilhelm. * Man schreibt unS au« Wilhelmshaven. 22. Juni: Heute Morgen wurde der aus der hiesigen kaiserlichen Werst neu erbaute Stadlaoijo „Pscil" mit Flaggenparade in Dienst gestellt. Der „Pfeil" ist jetzt das neueste active Schiff der Marine, da es mit Ausnahme weniger Tage im vorigen Winter noch nicht die Kriegsffagge geführt ha», und insofern von besonderem Interesse, al« e« nächst dem Lchwesterschifse „Blitz" da« erste durchweg au« Stadl gebaute Schiff unlerer Flotte ist. Die Stärke der Stahlvlatten be trägt 11—14 Millimeter und nimmt von der Mitte nach den Enden zu um 2 Millimeter ab. Die Hauptdimeustonen de« Avil»« sind folgend«: Länge 74.7 Meter. Breite 8.9 Meter, größte Raumtiefe 6.03 Meter, Deplacement 1382 Tonnen. Damit die Schwimmfähig keit de« Schiffet bei etwaiger Beschädigung durch seindliche Geschosse möglichst lange erhallen bleibt, iß dasselbe durch 7 eisern« Wände (Querschotten), von de»e» 5 bi« zum Oberdeck hmausiühreu, in wasser dichte Limpartement« «titzeilt. Um auch Gebrauch v»n seiner Romme machen zu können, ist de, „Pieil" »orn mit emem weit vorspriugenden Ramniblig versetzen, dessen vorderer Theil au« einem einzigen, sehr kunstvollen Schmiedestück besteht. Unter demselben, ca. 1 Meter unter Wasser, mündet ein Laacirrohr für Aischtorpedo, di« vom Zwischendeck au« durch ein geneigte« Lancirrohr in gleich« Loge gebracht und eingeschoben werden. Die Oeffnung wird durch eine ich genau der SchiffSsorm anschmiegcnde Klappe, die von innen aus dirigirt wird, geschlossen, so daß äußerlich nicht« davon sichtbar ist. Dcr „Pfeil" ist hauptsächlich dazu bestimmt, al« RecognoScirung«- dampscr und Torpedoboot-Jagdschiff zu sungiren, we-halb e« mit einer sehr starken Zwillings-Eompoundmaschine von 2700 indicirte» Pserdckrästen versehen ist; dieselbe wird au- 8 Cylinderröhreiikesseln, weiche mit b Atmosphären Hochdruck arbeiten, gespeist und betreibt 2 Schrauben, die dem Schiffe eine Geschwindigkeit von 16—17 Knoten pro Stunde geben. Die Kessel sind zu viere» in zwei Gruppen etheilt, die durch ein bi« zum Oberdeck reichende« wasserdichtes Querschott getrennt sind; jede Gruppe hat ihren eigenen Schornstein. Um eine besonder« hohe Dampsspannung zu erzielen und dem Schisse die größlniSglichste Geschwindigkeit zu ertheilen, ist eine ganz neue Vorkehrung getroffen, die darin besteht, daß der ganze Heizraum von der äußeren Lust vollkommen hermetisch abgeschlossen werden kann. 4 Bentilatoren presse» nun einen sehr kräftigen frischen Luststrom in den Heizraum, wa« eine sehr intensive Verbrennung der Kohlen und eine große Dampseutwicklung zur Folge hat. Durch Einführung diese« forcirteu kühlen Zuge« wird gleichzeitig der Aufenthalt in dem Heizraum für die darin thätigcn Mannschaften bei weitem erträglicher. An Armirung hat der „Pfeil" folgende Geschütze: eine 12.b om-Riagkaaone in Mittelpivot-Lassettenausstelluag aus der Back (vorn aus dem Oberdeck), vier 8.7 ow-Geschütze in Gelenk- löffelten auf den Seiten und zur Abwehr und Unntiadlichmachung von feindlichen Torpedobooten, vier 3.7 ow-Hotschki',che Revolver kanonen. Zu RecognoScirung-zwecken und zum Ausstichen von Torpedobooten steht aus der Tommaudobrücke ein'eleklrischer Apparat mit einer Leuchtkraft von 7000 Normalkerzen, dessen Lichtstrahlen durch eine Irc-nel'iche Sammellinse concentrirt werden und welcher mit Leichtigkeit noch allen Richtungen gedreht werden kan». Die Takelage de« „Pfeil" besteht aus 2 Psahlmastcn mit Gaffelsegel, wodurch da« Schiff ein sehr gesällige« und kecke« Aenßere gewinnt. Die Besatzung besteht au« 127 Mann. Zunächst wird dcr Aviso größere Probefahrten unternehmen und sich alsdann zu dem die«- lährigen Uebungsgeschwader gesellen. * Eine CabinetSordre vom 18. d. M. bestimmt, daß daS in Prenzlau und Angern, ünde stehende 8. Bran- denburgische Insanteric-Ncaiment Nr. 64. (Prinz Friedrich Karl von Preußen) den Namen seines verewigte» ChesS zu Ehren seine« Andenkens weiter sortiiihren nuv künftig „Infanterie-Regiment Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburgischcs) Nr. 64" benannt werden soll. Damit ist die Zahl der preußischen Regimenter, welche die Namen ihre- Chefs auch nach deren Tode in ihrer Bezeichnung sorljühren, auf 12 gestiegen. Die derartig in der Armee Ausgezeichneten sind: König Friedrich Wilhelm IV. (2. Grenadierregiment), Prinz Karl von Preußen (12. Greiiadierreginicnt). Prinz Friedrich der Nieder lande (15. Infanterieregiment), Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg (24. Infanterieregiment), Prinz Friedrich Karl (64. Infanterieregiment), Graf Wränget (3. Kürassier-Regiment), Kaiser Nikolaus I. von Rußland (6. Kürassier-Regiment), Prinz Albrecht von Preußen (1. Dra goner-Regiment). General von Zielen (3. Husaren), General- Feldmarschall Fürst Blücher (5. Husaren), Kaiser-Alexander von Rußland (3. Ulanen) und Königin Elisabeth (3. Garde- Grenadier-Regiment); endlich gehören auch nock hierher die Feldartillerie-Regimenter 3 und 18 und da« Fußartillerie- Regiment 3, welche die Benennung „Feldzeuqmeister", die sic seinerzeit vom Prinzen Karl erhallen haben, fortsühren. Aus dem hessischen CorpS zählt noch da« 118. Regiment (Prinz Karl) hierher. Ferner sind in gewisser Weise das Kaiser Alexander- und das Kaiser Franz-Regiment zu den Regimen tern zu rechnen, welche historische Personen in der Armee verewigen sollen. Die Namen »och lebender ChesS führen 8 Regimenter. * Am Sonnabend Nachmittag wurde zu Berlin auf dem französischen Kirchhofe in der Liesenstraße der Vorstand des Central- und Depeschen-Bureau- de- Auswärtigen Amt-, Geheimer Hofratl, Roland, unter zahlreicher Be theiligung zur letzten Ruhe bestattet. Derselbe bat während eines mehr als sünszigjährigen Zeiträume- im Staatsdienste gestanden und seine ganze Dienstzeit hindurch dein aus wärtigen Ressort angehort. Nach seinem am 7. April 1835 erfolgten Eintritt in daS Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten fand er anfänglich bei verschiedenen Gcsanvt- schaslen Verwendung; feit dem Jahre 1845 gehörte er dem Cenlralbureau an und wurde im Jahre 1866 zu Lessen Vor steher ernannt. In Anerkennung seiner treuen Dienstcrsüllung balle Se. Majestät der Kaiser ihm zu seinem fünszigjäbiigcii Dienstjubiläum den Rothen Adler-Orden zweiter Classe ver liehen. DaS Auswärtige Amt verliert in ibm einen seiner bewährtesten Beamten, welcher die ihn» auvcrtraule Stellung mit steter Pflichttreue und unermüdlichem Diensteifer aus- gesüllt hat. * Von deutschfreisinniger Seite ist an Stelle des verstorbenen ReickstagSabgeordneten Mohr der frühere lang jährige ReichslagSobgeordnelc I)r. Thilenius als Candivat für den Wahlkreis Homburg v. d. H. ausgestellt. « » >» * Zur Parteibewegung in Oesterreich wird uns aus Wien, 2l. Juni, geschrieben: Die Parteicoiiserenz der liberalen Abgeordneten hat heute im großen Saale de« iiicdcrüsicrreichilche» GeiverbcvereineS unter Theilnahme von 88 Mitgliedern unv mit Or. H c r b st al« Bor- sitzendem getagt. Tie Versammlung wurde um halb 11 Uhr mit einigen ein leitenden Begrüßung-worten de« Vorsitzenden eröffnet, woraus Plener das Rcserat erslaltet. Dieser betont, daß i», gegenwärtigen Momente es von höchster Wichtigkeit sei, die Einigkeit der Pariei unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Diese Einigkeit, das geschlossene Vorgehen sei weitaus wichtiger als jene einzelnen Punkte, in welchen die verjchiedenen Parteiichatlirungea von einander differiren, und der Name, welchen die Partei in Hinkunst führen soll. Er legt da« Programm vor, welches im Wesentlichen folgende Puncie entdält: führende Sicllung der Deutschen in Oesterreich, Erklärung der deuljchcn Sprache als Staatssprache, unveränderte Orgauisiruug de« Staate«, Bertheidigung der Erruugenschaste» der liberalen Aero, insbesondere in Bezug aus die Schule, Schutz sür den Arbeiterstand und Erhaltung de- städti schen Mittelstände«, Stärkung de« BertragSverbältn sse« mit dem deut schen Reiche. Stein»«» der erklärt, daß diese« Programm mit jenem seiner Partei vollkommen identisch sei, wünfcht jedoch, daß noch zwei Punkte hinzugesagt werden: Bekämpfung de« polnischen Einflusses und der Korruption. Aus ersteren Punct könne er möglicherweise, um die unverbrüchliche Einigkeit der Parlei aufrecht zu erhalte», verzichte», aus letzterem müsse er aber uubediugt bestehe». Plener meint, daß drr Kampf gegen die Korruption zwar in da« Progromm nicht gut Posse, weil die« selbstverständlich sei, »iß er aber im Interesse der Einigkeit der Partei gegen die Ans- nähme diese« Puncte« in da« Programm nicht« etazuwenben habe. Der von Stemmender vorqeschlogene Passus, nämlich Velämpjung de« polnischen Einflusses, wird sodann adgelehut. Weitlos legt sodann da« Programm de« „Deutschen Tlub" vor. In der folgende»
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