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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-28
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1885
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GUfthsUit tAgttch stütz «'/.Utzr. Wtz««<« TrpetzM« Johanne«,afi« S. H«»chst«ndrn »er Leiattisu: v-nnttt»,« 10-U Uhr. R»chmttt»ü- b—s Uhr. »ür HUf*l^»8« > Utzr Hach»Mn««, t«,«» f»»tz »tt'<,» ÜHr. I» R» f»r HG>A»«ch»t: »O>«O «OfWE, WU»DMN>T»htr. »o, »«» tt« Uhr. L. * NS. MlWger.TasMaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd SeschWderkehr. Vomrtag de» 28. Juni 1885. Auflage LSioo ÄdonnnnenroPrei» vierteil. 4'/, incl. BrtnaeNohn 5 Mt., durch die Post dezoge» 6 Mt Jede eiazelae Stummer 20 PI- velegesemploc 10 Pf. Gebühren sür Extrabeil»,«» lta Taaeblott-Format ««salzt) «tue PoftbesSrderung »9 Mt. »U Asstbesürperuag 4« Mt. Inserat» »gespaltenes »titzetle »0 Ps. Gr-Her« Lchrtftru laut uni. Preisverzeichulh. labellarifcher u. Ztffrrnsatz nach höher« Tarn. Neelamrn »uter dem Redaettsa-strich die4«Walt. Zeile öv Pf., »sr den Familien nachrkchteu di» ügespaltene Zeile 40 Ps. Inserat« sind siel- an die ExpeSittnn za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahl»», prnnniuueraoäo oder durch P-st. Nachnahme. 79. Zahrgang. Irr gefälligen Veachtmg. Um bei Ausgabe der LegitimationSkarlen zum Abholen de- Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst -u beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. Lxpvältlou L,«1p2lgvr DsgvdlLttes. Amtlicher Ttzeil. SeteMche Sitzung der Stadlversr-neten Mitt»och, a>« I. Juli I88S, Aden»» «'/. Uhr t« Saale de» I. Bürgerschule. Tagesordnung: l. Bericht de« Bauauoschuffrs über: ». dir Ging«»« de, - Firma Gustav Unger Nachs. wegen Errichtung eine« Pulvermagazin«: d. Ausführung »vn Wasserleitung«- arbeiten in der Marien- und Salomoustratze: «. Ein führung der Wasserleitung in die Sedanftraße, Straß« IV de« nordwestlichen Bedauung«plane« nnd die Straß« an der alten Elster. N. Bericht de« Bau- und OekonomieauSschusse« über Fest stellung der Straßenfluchtlinie de« Dösener Wege« III. Bericht de« Oekonomie- und BauauSschusse« über Her stellung de« Dvsener Wege«. IV. Bericht de« OekonomieauSschusse« über die Eingabe der Herren Reichert u. Gen. wegen Anbringung einer Uhr auf dem Brunnen vor der Tuckhalle. V. Bericht de« Oekonomie- und Berfassung-au-schusse« über ein Abkommen mit der Gemeinde Probsthchda wegen Ausübung der Polizei aus dem Friedhöfe am Napoleonstein« durch die Stadt. > VI. Bericht de« Ga«» und OekonomieauSschuste« Über n. Eandelaberaufstellung an der Sckloßbrütke und An bringung von 1l Laterrnen mit Brah'schen Doppel- brennrrn auf der Promrnaden-Ringstraße; d. Iu«- stattung der Gebäude der Gasanstalt II mit Mo biliar u. s. w. und Anpflanzung und Regulirung de« Terrain« derselben. VH. Bericht de« Ga«au«schusseS über Anschluß der Buch» und Eassenverwaltung der Ga-anstalten an die hirfigr Gtadt-Fernsprecheinrichtung. VIII. Bericht über die NatbSvorlagen, betr. n. Herstellung einer Einfriediaung für da» Grundstück der Gas anstalt II: d. Anbringung eine« Kandelaber« an der Ecke der Wiutergartenstraß« bei der Ringstraße: v. Au«- flurung eine» Theile» der Parzelle Nr. 1740 g für Leipzig au« der Flur Leipzig nach der Flur Reudnitz. IX. Bericht de« Stiftung»-, Bau- und OekonomieauSschuffeS über Aufstellung neuer BerkausSbedingungrn für den Bauplatz II an der Stephanstraße. Vrkanntmachung. Infolge deS Erneuerungsbaue- der ThomaSkirche muß dieselbe einstweilen für den sonntäglichen Gottesdienst ge schlossen werden, und e« haben daher vo» Sonntag, den 28. diese» Monat» ab bis aus Weitere« 1» der Ntcolaikirehe an jedem Sonntag-Bormittage je zwei HauptgottcSdienste mit Beichte und Communion, von welchen abwechselnd der «ine der Nicolai« und der andere der ThomaS-Gemeinde zukommt, um 8 Uhr und um 10 Uhr stattzufinden, sowie an den sonntäglichen Abendgottesdiensten um » Uhr diese zwei Gemeinden älternirend thrilzunrhmen. Ferner werden die Thomas - Wockencommunion, di« SonnabendSmotetten und die Motettenproben fortan in der Rteolaiktrche zu den hergebrachten Zeiten, und die Kirchenmusiken sonntäglich in dem 10 - Uhr-Gott«Sdienste stattftnden. Für die Amtshandlungen der Taufen und Trauungen soweit diese nicht in dem neuerbauten Beichthause der ThomaSkirche vorgenommen werden können — und für Ab haltung de» KindergotteSdiensteS, welcher übrigen« vom nächsten Sonntag ab bis Ende August dieses Jahre» auSfällt, ist die Paaltnerkirrhe in Aussicht genommen» und wirv hierüber »och besondere Bekanntmachung erfolgen. Leipzig, den 25. Juni 1835. Die Lircheninspection. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Leipzig. Pank. vr. Georgi. Wilisch, Ast. Bekanntmachung. Montag, de« 22. d. M., wird mit der Pflasterung der Sltfenstrafte auf deren Strecke zwischen Ktlrner» und Sehenkendorfstraste und mit Pflasterung der letzt genannten Strafte von und etnsehlieftlteh ihrer Kreuzung mit der Sltsenslrafte bis zur Kreuzung «tt der Bayerischen Strafte begonnen werden. Die Fahrbahnen der betreffenden Straßenstrecke« werden daher während der Dauer der Arbeiten für allen un befugte» Verkehr gesperrt. Leipzig, am 2S. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Wegen Schleußenbaües wird die Uheatergafse von Montag de« 2». ds». Monat» ab anf die Dauer der Arbeiten für den harehaehenhe» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 23. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leidig. vr. Georg». Hennig. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, dem an der Kvrnerstraße zwischen Zeitzer- und Elisoustraße aelegenen freien Platz« dir Beznchnuu- „Nörnerplatz" zu geben und bringen die« hiermit zur vfseatlichen Kenntuiß. " ' >ig, am 25. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzt- Vr. S«. ^ :or * Mennig. Di« van »n« unter dem 4. Mai ds«. I«. ausgeschriebene Stell« ein^ Inspektor» bei »«seren Gasanstalten ist besetzt. Leipzig, den 24. Juni 1885. Der Rath de« Stadt Leipzt vr. Georgi. Luctlm. Ment«, den »». Juni 188». «nchnttttag« 8 Uhr, .. . . . l oerde». Leipzig dea »7. Jnnl 1885. Der Gericht«»,»,ietzrr bet« Königliche» A«t«gericht basetbft. Nichtamtlicher Theil. Vas «rue englische Ministerium Salisbury hat längerer Zeit bedurft, nm eine« Entschluß Wege« U«bernahm« der itz« angelrage»en Regierung zu faste», nach dem die« aber geschehen war. ist auch seine Zuversicht g«. wachsen und die Art und Weise, wie er sich »a der Ober haussitzung vom 25. Juni geäußert hat, läßt erkennen, daß er mit den Aussichten für die Zukunst zufrieden ist. Dt« englischen verhältniss<find ander« geartet, al« di« »userige», die Gründe, weiche ein« Regierung zu Fall« bringen und eine andere auf den Schild heben, liegen nicht s» osten zu Tag«. Erfolg« oder Niederlagen auf de» Gebiete der aus wärtigen Politik werden nicht mit der Begeisterung oder Niedergeschlagenheit ausgenommen, wie in den übrigen europäischen Großstaaten, di« Gesammtlage wirb nur vom kaufmännischen Gesichtspunkt au« betrachtet. Da«, wa» der Franzose Prestige «ennt. ist in England so gut wie unbe kannt. E- war den Engländern freilich nicht gleichgiltig, daß Lord Wolseleh in Kairo al» Sieger einzvg, e« ver ursachte dem englischen Volke auch Schmelz, al« e« die Nachricht vom Untergange Gordon'S erhielt, aber diese Schmach mit einem Mißtrauensvotum gegen da« Ministerium Gladstone zu beantworten, fiel dem englischen Parlament doch nicht ein, e« blieb in seiner Mehrheit aus Seiten Gladstone'», weil di« Finanzlage England« im Ganzen günstig war und weil man von Gladstone überzeugt war, daß er den Frieden aufrecht erhalten werde. Da» war e« auch, wa« die Engländer bewog, Gladstone die Lösung de« asghanischen Erenzstreite« zu überlasten. Daß er gegen Ruß land ein, herausfordernd« Sprache führte, ließ sie kalt und nur, al« er den Elsmillionrncredit beanspruchte» gerieth da« Parlament in ein« flüchtige Aufregung, di« aber sofort wieder verschwand, al« e« die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß der Credit nicht zur Kriegführung verlangt wurde, sondern nur um auf die Rüsten einen Druck auSzuüben. Diese Art, poli tische Fragen ,« behandeln, entspricht ganz den englischen An schauungen, aber außerdem beansprucht man von dem Leiter der Regierung auch noch, daß er die Stellung England« unter den europäischen Großmächten ausrecht erhält. Da« war Gladstone allerdings nicht gelungen, und je mehr die Eng. länder zur Erkenntniß der Thatsache gelangten, daß bi« Stimme England« im Rathe der Völker an Gewicht verloren habe, desto unhaltbarer wurde die Grundlage, auf welcher die Regierung sich befand. E« besteht in England der lebhafte Wünsch, daß der Nachfolger Gladstone'« da« gesunkene An« skhen England- wieder heben möge, aber dieser Wunsch ist nicht mit der Opferwilligkeit gepaart, da« erforderliche Geld und Blut für diesen Zweck auszuwenden. Darin besteht die Stärke der Partei Gladstone'« und di« Schwäche der Partei, an deren Spitze Salisbury steht. Beide Führer sind sich dieser Sachlage wohl bewußt, und deshalb hat Salisbury so lang« gezögert, bi« er sich entschloß, die Zügel der Regierung zu ergreifen. Gladstone ries den Eon- servativen am 8. Juni vor der Abstimmung über den Antrag HickS Beach's zu: „Wenn Sie den Antrag annehmcn, dann baden Tie auch die Verantwortung für die Folgen zu tragen." Sali«bury hat am 25. Juni die Antwort auf diesen Über- müthigen Ausruf gegebru: „Wenn einige Politiker der gegen wärtigen Regierung nur eine kurze Lebensdauer Vorhersagen, so erinnere ich daran, daß frühere Regierungen, die sich in gleichem Falle befanden, 9 und 10 Jahre am Ruder geblieben sind." Salisbury kennt seine Landsleute zu gut, al- daß er sich beim Parlament durch ein vielversprechende« Programm einführen sollte, er hält e« für zweckmäßiger, den Boden zu prüfen und der öffentlichen Meinung Gelegenheit zu geben, ihre Wünsche selbst kund zu geben. Die Regierung hat durch die letzte Vertagung de« Parlaments wiederum fast 14 Tage Frist gewonnen, um sich über die öffentliche Meinung zu unter richten und ihre Vorbereitungen für die Zukunft zu treffen. Die Einleitung für die Ucbernahm, der Geschäfte durch di« Tory' Partei ist für sie günstig verlausen, Gladstone kann sich von dem Vorwurf nicht vollständig reinigen, daß er der neue» Regierung unnütze Schwierigkeiten bereitet hat, Da«, wa« er schließlich zugestand, konnte er auch früher zugestehen und da durch den Uebergang der Regierung von den Liberalen aus die Conservativen beschleunigen. Durch sein Zögern bat er dem Glauben Vorschub geleistet, daß er bei feinem Wider stande mehr al» billia von persönlichen Beweggründen be stimmt wurde. SaliSoury hat diesen letzte» politischen Fehler Gladstone'« zu seinem Vortheil verwertbrt, indem er durch seine vorsichtige Haltung die Meinung hervorrief, daß er bei Uebernabme der Reaierung nur da» öffentliche, aber nicht da» persönliche Interesse zu Rath« gezogen habe. Salisbury geht offenbar nicht planlos zu Werke, sondern hat ganz bestimmte Ziele vor Augen, aber er beobachtet über da«, «a< er zu thun gedenkt, vorsichtige« Schweigen. Daß er zunächst sein Augenmerk auf die egyplischen Angelegenheiten gerichtet hat. geht au« der Ernennung Drummond Wolfs'« zum außerordeutlicheu Gesandten m Egypten hervor. Die machen könne, hofft Gali«bury wohl kaum, dazu ist in Egypten zu viel gesündigt worden, aber daß er entschlossen ist zu retten, wa« noch zu retten ist, da« scheint die Politik Salisbury'« zu sein. Da« Schlimm« an den in Egypten dringend nvthiaea Maß nahmen ist nur, daß sie von Geldovseru untrennbar sind. Die durch da« Bombardement von Alexandrien Beschädigten müsse« die längst zuaesagte Entschädigung erhalten, daj ist eine der dringendsten Pflichten, welche di« neue Regierung zu »füllen hat. Firner müssen di« egyptischen Finanzen in ernor Frankreich und den übrigen an der egyptischen Staatsschuld mteressirten Mächten genehmen Form geregelt werden. Der Weg, welchen Lord Northbrook dazu eingeschlagen hatte, konnte nicht al« der richtige anerkannt werden, dadurch ist der Einfluß England« in Egypten nur vermindert worden, denn erst in Folge der -orrnlhaltung aewisser, fti» di« Befriedigung der Staat«gläubig»r bestimmter Einnahmen find Deutschland und Rußland zu der Forderung bewogen worden, Sitz und Stimm« in der Hyptischen Staatsschuldencommission zu er halten. Auch dir Neutralifirung de« SuezcanalS und Egypten« ist ferst in Folge der verfehlten Politik Gladstone'« zum Gegenstand internationaler Erörterungen gemacht worden und die ganze Angelegenheit ist heut« der Art verfahren, daß kaum noch Hoffnung für England besteht, darin ein« Aende- rung herbeizuführer». Al« di« »weit« Hauptaufgabe, welche di, neu, R^ieruna zu löse» berufen ist, erscheint die asahauisch« Grenzsrag«. Daß man sich von dem EabtnetSwochsel in Rußland nicht« Gute« verspricht, zeigt der gestern i« Au«zug, «itgetheilt« Artikel de« .Journal de «t. P4ler«d«»rß". Der woblderechnete Schachzug. deu diese« halvamtliche russisch« Blatt thut, besteht darin, daß e« die afghanisch« Frage mit der Eolonialsrage zufammenwirft und dre Sache so darstrllt, al« ob Rußland nur in Verfolgung eine« durchaus berechtigten Streben« nach Indien gehr. Rußland verweist damit die russisch-indische Streitfrage unter den allen Mächten gemeinsame» Gesichts punkt, daß England nicht allein zur Weltherrschaft derusen sei, sondern den übrigen Mächten gleiche Berechtigung zuge- strhru müsse. So richtig dieser Satz ist, so paßt er doch in seiner Allgemeinheit nicht auf eine Ausdehnung der russischen Macht in Asien, welche bereit« mit der englischeu in Streit gerathen ist. Rußland erwartet von Salisbury, daß er die Afghanische Frag« al« ein« Erbschaft Gladstone'« in dem ihm üürlieserten Zustande belassen wird. Diese Erwartung wird kaum befriedigt werden, e« sei denn, daß Rußland vie von Gladstone erhobenen Forderungen eiusach erfüllt, wa» bisher nicht geschehen ist. Die Erbschaft, wetchr Gladstone seinem Nachfolger hinterlaffen hat, ist nicht« weniger al« begehren«- wertb, man kann deshalb Saliöbnry nicht zumuthen, daß er sie ohne jeden Vorbehalt antrete« wird. Rußland gegenüber erscheint da« Festhalten a» gewisse« Bedingungen am meisten gebot«»». * Leipzig, 2». Juni 1885. Mit wahrer Genugthuung Reichskanzler« begrüßen,übe darf man de« Entschluß de rer die Frage der G o n n t a aS- arbett die von den Nationalliberaien beantragten Er hebungen trotz der klerikal-conservative» Opposition doch nock vornehmen zu lallen. Nun endlich wird man einmal ein Bild von dem wirklichen Umfange der „schreienden Uebrl- stände" erhalten, welch« di« Agitatoren de« Ultramoutanismu- und de« hochkirchlichen EonservatiSmu« im Wetteifer mit denjenigen der Socialdemokratie seit Jahren so demagogisch zu verwerthen wissen. Au« dem Schreiben de» Fürsten Bis marck an den Bochumer Arbeiterverein ist nicht zu ersehen, ob di« Erhebungen sich auch aus die Betriebe de- Handwerks und der Hausindustrie erstrecken sollen. Zweifellos wird in den Kreisen gerade dieser Gewerbsformen SonntagSarbeit am häufigsten Vorkommen; aber ebenso zweifellos auch würde eine wirkliche Control« über die Durchführung de- Arbeitsverbots in diesen Kreisen unmöglich sein. Eine Verbesserung der litt«, entsprechend« privat« Fürsorge, Vie Ermahnungen der irch« können hier zur Beseitigung eingerissener schlechter Gewohnheiten viel thun; von der StaaiSgcwalt aber wird mehr, al« sie jetzt bereit« durch Verhinderung der die öffentliche Sonntag«ruhe störenden geräuschvollen Tätig keit thut, nicht erwartet, zum mindesten nicht mit-Erfolg geleistet werden können. Großen praktischen Werth würden ilso Erhebungen auf dem Gebiete de» Kleingewerbe« und der ^au-industrie kaum haben; immerhin wäre auch hier eine Auf- lärung über den wirklichen Stand der fraglichen Verhältnisse sehr wünschenswertb. Wa- die Großindustrie anlangt, so ist ganz be sonderer Werth darauf zu legen, daß, wie der Kanzler angeregt hat. zunächst diejenigen Betriebe ermittelt werden, in welchen ilberhaupt SonntagSarbeit stattfindet. Man hat den National- liberalen gegenüber gethan, als hätten sie mit ihrem bekannten Anträge ein allgemeine- PlcbiScit der Arbeiter und Arbeit geber über die SonntagSarbeit gewollt. Selbstverständlich bat eS sich a»cb ihnen nur um eine Feststellung de« wirklichen Bedürfnisse» für ein etwaige» gesetzgeberische» Einschreiten handeln können. Und die« wird mit dem Vorschläge de« Kanzlers am besten erreicht. Zugleich müßte dabei aber auch ermittelt werden, in wie viel Betrieben SonntagSarbeit nicht stattfindet, bezw. in wie viel von Viesen Betrieben da- Feiern am Sonntag kraft polizeilichen Verbots oder au- freier Ent schließung erfolgt. Hat man auf diese Weise einen Ucberblick über den thatsächlichen Umfang der SonntagSarbeit in den Fabriken und dergleichen erhalten, so solle» die Betheiligten über die muthmaßlichen Folgen eine» verbot« der SonntagS arbeit gehört werden. Dabei wird sich denn ergeben, daß in Bezug auf viele Betriebe Arbeiter und Unternebmer in ihrem Urtheil über die vollständige Unmöglichkeit einer Unter brechung de« Betriebe« am Sonntag Ubereinstimmen. In andere» Betrieben, welche wesentlich von der Jahreszeit, der Mode, der .Conjunctur" abhängen, wird sich SonntagS arbeit nur ausnahmsweise unerläßlich erweisen; da aber nach Ansicht wenigsten» der klerikal - konservativ«social- vemokraiischen Mchrbeit der betr. Reich-tagScommission Rück sichten anf die .Conjunctur" kein« Ausnahme von dem Ver bot herbeisühren sollen, so würde auch für alle diese Betriebe da« Verbot wohl überhaupt nicht gewünscht werden. Für de« etwa noch rerbloibenden Rest am Sonntag arbeitender Werke würde Alle- daraus ankommrn, ob Vie Arbeiter durch da« verbot nicht in ihrem Einkommen geschmälert würden. Man ka»a sehr gespannt daraus sein, wie di« Enquete gerade in diesem Puncte auSfällt. Aus ihn in der That reducin sich die ganze Frage. * Di« BundoSrathSauSschüss« halten jetzt täglich Sitzungen ab, um da« ihnen zur Vorberalhung übcrkragene Material für die Plenarsitzung de» BundeSralbS, welche siir vie ersten Tage dieser Woche tn Aussicht genommen ist. vor» zubereite». * Ein nachträglicher Wahlproceg, der auf die ultra- montan-sorialdemokratische Verbrüderung in dem Wahlkreise Offenbach ein interessante« Schlaglicht geivvrfen, fand am 24. d. M., wie dem .Frankfurter Journal" be richtet wird, vor dem Amtsgerichte in Grok-Umfladt durch Publikation de« Urtheil« seinen Abschluß. 4>cr focialdemo- kratische Agitator Ulrich au» Offenbach, weicher in einem ultramontanen Städtchen dem nationalliberalen NeichSlagS- candidaten Herrn Schloßmacher au« Offenbach eine Wahl versammlung gesprengt hatte, wurde wegen Beleidigung zu 100 Geldstrafe und zur Tragung aller Kosten verurtlieilt. Durch die Zeugenaussage eine« Ultramontanen wurde über die Verbindung der Ultramontanen mit den Socialdemokralen in diesem Wahlkreis« ein so Helle« Licht verbreitet, daß Herr Windthorst mit seiner Behauptung, ei» ullramontan-social- demokratische« Bündniß Hab« nie und nirgend- bestanden, sich wirv verkriechen müssen. * Wie da« .Braunschweiger Tageblatt" meldet, steht die Einberufung de« braunschweigischen Landtags auf DirnStag den SV. d. Mt«, bevor. Da« genannte Blatt will ferner wissen, der Zusammentritt de» Landtag« sollte dem selben di« in Aussicht gestellt« Gelegenheit geben, seine Meinung über die mit dem Antrag« Preußen« im BundeSratbe zu sammenhängenden Vorgänge in der braunschweigischen Frage zu äußern. «> * * * Der österreichische Grsammtrpiskopat hat soeben eine Kundgebung in Gestalt eine« Hirtenbriefes erlassen, deren Entstehung weit zurück datirt. Bereits in der zweiten älst« dt» Februar hat die Conserenz der Erzbischöfe und ischöfe stattgehabt, au« deren Beratbungen das Manifest hervoraeganaen ist. Die späte Publikation wird mit dem inzwischen erjolgtrnTod de« Cardinal- Schwarzenberg motivirt, dessen Unterschrift da« Schriftstück noch trägt. Ausdrücklich wird in dem bischöflichen Schreiben hervorgehobrn, daß die > gefaßten Beschlüsse Angaben an die Re- Forderungen nach drücklich zur gerechten Würdigung empfehlen. Da» Manifest st/llt sich wonach al« ein förmliche« Action-programm des österreichischen Episkopat« dar. Der wesentliche Inhalt de« Hirteubriefe« ist folgender: Im Eingang w«»de» sich bi« Prälaten an die Her,»» der GlSublgei,, um st» auf gewiss» .Leichen der Zeit" ausmerksam »u machen and zur Abwehr de« drohenden „EtnrineS" auszuforbern. Al« solche „Zeichen der Zeit" führt da» llollretivschreiben di« über- handnehinend« BlanbenSloslgkett, deu rrligiSseu Indiffrreutltmu«, den „praktischen Materialismus"» die „immer iuuehmead« Enlbcilignng der Sonn- und Feiertage" au; e« warnt vor dem „Geheimbund der Freimaurer", e« warnt ferner vor der „schlechten Tagrsprrssc", welche häufig in hinreißender blendender Form auftrete und „Gift in goldener Schale" creden-e, ermahnt zur Unterstützung der guten, d. h. „der katholischen Tageipresse". AIS ein traurige« Zeichen für die Abschwächnng drt GlaubeuSbewußtseinS führt da« Tollectlv- Sibrelben die Nationalitäteahetze an. „Nach christlicher Anschauung" — sagen die Prälaten — „sind dle verschiedenen Nationen de- Erdkreise- nicht« Andere« als gleichberechligle Glieder, als Geschwister der Einen Bölkersamilie Gotte-. Wer diese Wahrheit nicht anerkennt, wer sie leugnet, sei e» auch nur praktisch durch sei» Verhalten, wer demnach dle Vorliebe zu seinem Volk«, stamme so auf die Spitze trelbt, daß er andere Nationen baßt oder verachtet, Streit und Zwist zwischen ihnen erregt, wer in seinem Mitmenschen nicht in erster Reihe den Lrlüsten Lhristi sieht, sondern einfach den nationalen Gegner, der denkt nnd handelt mchk mehr im Geiste einet katholischen Lhristen, well er die Nationalität über den katholischen Glauben stellt. — Darum mäßiget Euren nationalen Eifer, Eure nationalen Bestrebungen, verkktzt die christliche Liebe nichtI Und warum, Beliebteste, solltet Ihr in unserem gemeinsame» Vaterland«, in unserem schönen Oesterreich, nicht in Liede und Ein- tracht miteinander leben können? Warum solltet Ihr durch nationale Reibungen und Kämpfe die Last der Hirtcnpflichlen, welche Eure Bischöfe zu tragen Hoden, »och drückender, ihre ohnehin schwierige Stellung noch schwieriger machen?" Die Bischöfe erinnern an die 1849 von den österreichischen Bischöfen über denselben Gegenstand an die Gläubigen gerichteten Worte und ermahnen sie, bei Vermeidung alle- Zanke» mit vereinten Kräften die Wohlfahrt de- Reichen und jede- einzelnen Bolk-stammc- zu fördern. Der Hirtenbrief äußert sich noch über Familienleben und Erziehung, beklagt die Cntchrist- lichung der Familie, fordert die christlich-religiöse Gestaltung der Schulen und schließt mit einem Appell an die Eltern, eine sorgfäl tige Erziehung im Hause zu ihrem Hauplstreben zu machen. * Ucbrr die Beziehungen Frankreichs zu Marokko wird Londoner Blättern, wohl etwa« übertrieben schwarz- seherisch, au« Gibraltar unterm 22. d. gemeldet: „DaS französische Panzerschiff .Arethusa" ist in Tanger «»gekommen, um den französischen Gesandten und die maurische Gesankl- schast. die im Begriff sind, sich nach Paris zu begebe», cin- zujcbisfen. Ihre Abfahrt wird diese Woche ftatlsindc», aber der Tag dafür ist noch nicht anbcranmt. ES verlautet, der nninittelbare Zweck der Gesandtschaft sei, eine Berichtigung der Grenze von Marokko und Algier zu vereinbare»; cs werden dieser auffälligen Sendung jedoch ernstere Zwecke unterschoben. Die Ansprüche Frankreich» auf den höchsten Einfluß in Marokko können nicht länger verhehlt werden und man erwartet, die« dürfte bald eine Frage werden, die eine ernste diplomatische Spannung verursachen wirv. Nachdem Tunis tbalsäcblich in Algerien cinvcrleibt worden, behaupten die französischen Agenten jetzt offen, daß Marokko mit Aus schluß von England und Spanien innerhalb Frankrcick-S Machtkreis kommen müsse, dem Tripolis mit dem Ausschluß italienischer Ansprüche folgen werde. Die Franzosen geben vor, der Sultan habe den Schutz Frankreichs nachgeincht. und sie machen dem britischen Gesandten in Tanger den Vor wurf, maurische Barbarei und Sklaverei gegen die Fort schritte französischer Gesittung aufrecht zu erhallen und zu schützen." * Die Unterhandlungen über einen neuen AuSliefernng»- vertrag zwischen den Bereinigten Staaten von Ame rika und England sind nunmehr thalsächlich beendigt, da man sich über alle Hauptpunkte de« Dokuments geeinigt hat. Die Tragweite de« gegenwärtigen Vertrage« wird durch Hin- zufüaung neuer Tabellen von Verbrechen, worin die bestehenden zweifelhaften Bestimmunpen klarer desinirt werden, bedeutend ausgedehnt. Der neue Vertrag umschließt verschiedene Ciassen von Unterschlagungen und finanziellen Betrügereien, so daß
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