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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-03
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1885
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«Mrscketnt tägllH» früh 6//, Uhr. Kkdatlioil un- LkVedittoa JohaaneSgaste 8. Sprechstunden der Urdiiltiin: Bormitlaq« 10—I- Uhl. Nach,„mag« 5—6 Uhr. Vitt du »n«l«r ««ch» »» An««tz«, »er für »te nichftsolge«»« Stummer bestimmten Ins»««»« «» Wochen»«,en »>« S Ntzr Rnchmit»«»«, au Sonn- un» Festtagen früh bi«Uhr. 3n den Filialen str Ins.-^nuütz«: Ltt» klemm. Univerfi«ät«strahe 1. HuutS Lösche, kalharmelislr. LS, p. nur »,« '/.S Uhr. npriacrIagcklatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^ 184. Amtlicher Theil. MinMichmg. Da» 25. Glück de« vierjährigen Reicd«grsetzblatte« ist bei nnS eingegangm und wird ht« ,«« U«. d«. Mt», aus dem Rcuhhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: ' ' Nr. 1619. Vertrag zwischen Deutschland und Belgien, be treffend die Bestrafung der auf de« beiderseitigen Gebieten begangenen Forst-, Feld». Fischerei- und Jagdfrevel. Vom 29. April 1885. Leipzig, den 1. Juli 1885. D-» Rath her Htadt Leipzig. vr. Georgi. krumbiegel. Garten-Verpachtung. Von den Gärten aus der der Skabtgemeinde Leipzig gehörigen, an der Guteitzscher Straff« gelegenen Parzelle Nr. 2707 der Stadlflur sollen folgend« z. Z. an Frau verw. Gärtner Fischer verpachtete vbtheiiungen, nämlich Nr. 27 von 770 gm » : 29 : : Sl-ch-ns-halt. . so . 9S4 . 1 von» 1. Januar 188« a» gegen etnhaibjährllche Kündigung Donnerstag, den S. Juli d». IS., Vormittag» 11 Uhr aus dem Ratbbanse, l. Etage, Zimmer Nr. 16, an dt« Meistbietenden anderweit verpachtet »erden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Ver pachtung»» und Bcrsteigerungsbedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme an«. Leipzig, den 28. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leip^g. Di. Georgi. Auflage 1»,1V0. Ädsuunuentsprei» Viertels. 4'/, Md. mcl. Bnoaenohn b Mk. durch dir Post bezöge» S Rk. Jede einzeln« Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilage» sin Tagedlatt-Format gesalzt) «hne Hoftde'Srderuvg 39 Mk »It Postbesürderu», 48 Mt. Inlerntr ggespaltem Petitzeile SO Pf. »röhere Lchrisre, laut »»s. PrerSoerzeichnik- Tabellarischer ». Zifferusatz nach höherm Tans. Uecimnen MN« dem Ne»aett»a«strich dir4gesval». Zeile50Ps.. vor de» JamiUennachrichlea die Sgejpallene Zelle 40 Ps. Inserate find New au die Expedition zu sende». — Rabatt wird ».chr gegeben. Zahluag pramuuvenmclo »der durch Post, aachuahme. Freitag den 3. Juli 1885. 79. Jahrgang. Bekanntmachung. Die Herstellung von Thonrobrschleußen auf dem neuen südlichen Friedhöfe (am Napoleonsteine) soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen unv Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau», ll. Etage, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingesehen resp. entnommen werben. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift) „Thonrohrsehlcnsten auf den, Fri«dhofe an» Napoleonsteine" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 11. Juli d. 2. Nachmittag- 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 29. Äuni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Henyig. ^Bekanntmachung, die Anleihe der Stabt A»ors t. v. hetr. Die Siadigemeinde Adors beabsichtigt die Ausnahme einer mit jährlich 1000 und uuter Zuziehung der durch die theilweise Tilgung ersparten Kosten zurückzuzahievden Anleihe von 100,000 durch Verausgabung vierprocenttger Schuldscheine ä 200 zum Course von 101. Zeichnungen darauf bitleu wir bei unS bi- den 25. k. M. bewirken »u wollen und bemerken dabet, daß nach dem Zeichnung-plan die Sladtgcmeinde Adors sich vorbehält, Len Erfolg der Zeichnung abzuwarten, ehe sie selbige sie verbindend anerkennt, die Zeichner sich sonach der Bedingung zu unterwerfe» haben, daß die Stadl Adors zur Lieferung der Schuldscheine nicht verpflichtet ist, wenn sie von der Ausführung de- Plane- ganz adsieht, während die Zeichner 6 Monate an die Zeichnung gebunden bleiben. Die Zinszahlung erfolgt halbjährlich, die Einzahlung de- ge- zeichneten Betrags kann aus einmal oder in 4 vierteljährlichen Raten erfolgen, im Falle der Ueberzeichnung behält sich der Unterzeichnete Stadtratb die Reductioa der einzelnen Zeichnungen nach Ber- hältniß vor. Adorf, den 29. Juni 1885. - Der St»dtrath daselbst. Bekanntmachung. In der ZwangSvcrsteigerungssache Bergmann L Schlee wird unsere Bekanntmachung vom 2. Juni diese« Jahre« — Leipziger Tageblatt Nr. 159 vom 8. Juni diele« Jahre« — dahin berichtigt, daß die zu versteigernde» Grundstücke nicht auf den Nomen der HandelSgesellichast Bergmann L Schlu, sonder» Bergmann Sk Schlee eingetragen stehen. Halle a/S., de» 29. Juni 1885. »önigtiches Amtsgericht. Aüth. VII Bekanntmachung. Ich ersuche, mir de» jetzigen AuienihaltSort de« Arbeiter« Earl Herma»» Ranke aus Leipzig, weicher möglicherweise wegen Land- strcichrns oder Betteln« in Halt ist, zu M- 46/85 mttzuthetlea. Magdeburg, den 27. Juni 1885. Der Erste StaatSanmalt. Nichtamtlicher Theil. 3um proccß wegen der Ermordung Bumpff's. Der Schuhmachergeselle Lie-ke, weicher der Ermordung des PolizeiralbS Rumpfs schuldig erklärt und zum Tode ver- nrtbeilt wuroe, gehört nicht zu der Sorte von Anarchisten, welche sich in der Rolle al« Kämpfer und Märtyrer für die Sach« de- Anarchismus gefallen. Auch ihm fehlt e« nicht an derjenige» Treistigkrit. die vor keiner Gewaltkbat zurücklchreckt, aber trotzdem hält er e» m>t der Praxi» Derer, welche im Leugnen ihr Heil suchen und den Gegenbeweis verlangen. „Be weisen Sw mir, wa» Sw mir vorwerfe»", ruft er dem Präsi- denken des Gerichtshöfe- zu, al« dieser ihn ermahnt, die Wabrheit zu sagen Lie-kc hat bi« zum letzten Augenblick ge leugnet, den Polizeirath Rumpfs ermordet zu haben, obwohl er nicht im Stande gewesen ist, ein Alibi nachzuweisen, und obwohl durch eine ganze Reihe von Tdalsache» die schwersten BervachtSgründr gegen ihn sestgestellt worden sind. An dra matischen Momenten w«r die Verhandlung nicht reich. Den meisten Eindruck machte da« Auftreten der Frau Marie Camphausen, welche den Angeklagten mit Bestimmtheit al- Le»ien>g»i« wieder erkannt«, weicher sich am 12. Januar gegen 8 Uhr Abend« in sehr verdächtiger Weise an der Wohnung de« Polizeirath« Rumpfs zu schaffen machte. Lie«kt hatte da« Bewußtsein von der Bedeutung diese- Momente«, denn er Uchte die Zeugin au« der Fassung zu dringen, und ver- chnappte sich zugleich, indem er aus di« Frage de« Präsi denten. ob er denn an dem Orte gewesen sei, wo ihn Frau Camphausen gesehen hatte, eine au«»eichende Antwort gab. Der direkte Bewei», daß Lie-ke der Tbäter war, ist zwar nicht geführt worden, ahcr die DerdachtSgründe sind der Art, daß sie mit fast zwingender Nothwendigkeit seine Thäterschaft ergeben. ES ist festgestellt, daß er zu der raglichrn Zeit in Frankfurt war, wa» er bi» zuletzt >u leugnen suchte, e« ist ferner der Bewei- erbracht, da» iüe-ke Anarchist ist, daß er die „Freiheit" verbreitet hat, daß er die Thaten der Kämmerer und Stellmacher, der ReinSdorff und Genosse« kür gut und nachahmenswerth erklärt hat Da« Alle« stellt er m Abrede und weiß auch keine irgendwie glaub, würdige Erklärung für seine Handwunde zu geben. Dein ganze« Auftreten vor Gericht mußte den Eindruck machen, daß er in wohlberechneter Weise all« gegen ihn zeugenden Berdacht-moment« durch unwahr« Angaben zu entkräften uchte. Besonder« scharf trat diese« Bestreben unmittelbar vor Schluß der Verhandlung hervor, al« er erklärte, daß er dem Untersuchungsrichter die Wahrheit verschwiegen habe, um seine Untersuchung-Haft abzukürzrn, und daß er nicht dumm genug ei, um den Mann zu nennen, welcher seinen Koffer in Basel ' zeholt habe. ES scheint festzustehen, daß Lie-k« den Mord nicht allein au-gefUhrt hat, daß vielmehr noch ein Mitschuldiger vor handen ist, weicher ihm bei Ausfindigmachung der Gelegenheit eine Mitwirkung geliehen hat. Darüber hat bisher nicht« estgestellt werden können, aber vielleicht wird die Zukunst darüber noch die wünschen-werthe Klarheit verbreiten. Die Verhandlungen vor dem Frankfurter Schwurgericht haben un- daran erlnnert, daß e« auch bei un- in Deutsch land eine Eiaffe von Personen giebt» weiche den Mord al» Mittel zur Vorbereitung eine« allgemeinen staatlichen und gesellschaftlichen Zusammenbruch- nicht nur nicht scheut, andern ihn sogar al- prri-würdige Tbat betrachtet. Die "ahl der Personen, welche sich al- Werkzeuge zu diesem ^weck gebrauchen lasten, nimmt in erschreckendem Maße zu, und e- scheint, daß die Hinrichtung der Mörder kein hin reichendes Abschreckung-mittel gewährt. Hödel und Nobilmg, Kämmerer und Stellmacher, ReinSdorff und Küchler werden von den Gesinnung-grnossen nicht al« abschreckend« Beispiele angesehen, sondern als nachahmenSwerthe Muster gepriesen, und auch Lie-ke hat sich dahin geäußert, daß die Leute nur ihr Recht verlangen. Da- sind sehr schlimme Thatsachen, welche zu der Schluß folgerung führen, daß wir un- mitten in einer Entwickelung befinden, die noch schlimme nnd traurige Erfahrungen erwarten läßt. Wa« besonders zu denken giebt, ist da« kecke Auftreten anarchistischer Verbrecher vor Gericht. Niemal- zeigen sie Neue über da- Geschehene, sie gestehen entweder die Thai mit Selbstzufriedenheit und Genugthuung zu oder sie leugne» sie in einer Weise, welche nickt den Abscheu vor solchen Thaten, sondern nur da« Bestreben verrälh, die Richter zu verhöhnen. 2n allen Fällen giebt sich da» Bestreben kund, Slosf für eine wirkungsvolle Behandlung de- Geschehenen i» der Presse zu liefern, und die anarchiilischen Organe lasten auch niemals die Gelegenheit unbenutzt, welche ihnen derartige Sensationsprocrste barbieren, um für die Sache des Anarchismus Stimmung zu machen. Die Mörder de- Polizeirath- Rumpfs sind al- au- der Schule der Kämmerer, Stellmacher und ReinSVorff hervorgcgangene Nachfolger zu betrachten. Der Haß gegen alle Vertreter der öffentlichen Autorität, mag sie »un den Thron oder die ExecuUvbehürden al- Hintergrund haben, ist die bestimmende Kraft, welche die verbrecherischen Werkzeuge in Bewegung setzt. Lie-ke hat sich nicht bewogen gesunde». Borträge über da« menschliche Elend und über die Mittel zu halten, durch welche e« zu beseitigen wäre, er hat nur durch di« Keckheit seine- Auftreten- Zeugniß abgelegt, von dem Geiste, welcher ihn und seine Gesinnungsgenosse» beseelt Die Frage wird dadurch brennender, welche Wege einzuschlagen sind, um dem Umsichgreifen solcher Gedanken und Bestrebungen wirksam entgrgenzutreten. Da- Benehmen de- Lie-kc vor Gericht kennzeichnet ihn al< einen fanatischen Anhänger der anarchistischen Partei; er hat seine Freude über die Ermordung Rumpfs'- rückhaltlos geäußert, den Richtern und dem Staatsanwalt ihr nahe be vorstehende- Verderben angeknndigt. dagegen die Schuld an dem Morde bi- zum letzten Augenblick aus da- Entschiedenste geleugnet. Daß er ein sehr gefährlicher Mensch ist. dcr vor keiner Gewaltthat zurückschreckt, ist über jeden Zweifel erhaben. Die Geschworene» habe» ihren Wahrspruch gefällt. Da« Ge richt hat demgemäß erkannt, da« Weitere ist der Zukunft überlasten. Da» Wichtigste bei diesem Proceste ist die Gewißheit, daß eine im Geheimen wirkende Mordbande besteht, welche der vorhandenen staatliche» und gesellschaftlichen Ordnung den Tod geschworen hat. Der Fürstenmord und der Mord der Vollzugsbeamten ist diesen Leuten nur Mittel »um Zweck, und dieser Zweck bestebt in dem Umsturz von Grund aus. Die Urheber der Morde in Wien und Frankfurt a/M Kaden in der Schweiz ihren Sitz, da« ist durch de» Verlaus der Proceste gegen Kämmerer und Stellmacher und gegen Lie-ke klar erwiesen, aber leider ist auch die Thatsache durch die Proceste klar gestellt worden, daß diese Urheber unbekannt sind. ES ist vor einiger Zeit eine Anzahl verdächtiger und der Gemeinschaft mit den Anarchisten übrrsührter Personen cm- der Schweiz auSge- wiesen worden, ob sich die Hauptanführer darunter vefinden, ist nicht bekannt. Die Fäven, welche von der Schweiz nach Frankfurt führen, sind nicht ermittelt worden. eS sind nur Anzeichen vorhanden, daß sie mit dem Mord« am Polizei- raty Rumpfs verbunden waren. Leider ist nach den Erfahrungen, welche die Verhandlung gegen Lie«k« ge> bracht haben, die Befürchtung nicht auSgeschlosten, daß die Bande weitere Schanbthaten verüben wird Lie-ke bat gegen einen Zeugen geäußert, daß Hinrichtungen verbrechen, »ie sie Kämmerer und Stellmacher verübt haben, nicht zu hindern vermögen. Ter Fanati«mu« ist freilich durch keine Strafe au- der Welt zu schaffen, aber wenn die Umsturzmänner sehen, daß ihnen die Behörden scharf aus die Finger paffen, so wsrden sie doch dadurch zur Vorsicht gemalmt werden. Auch der Nihilismus in Rußland ist durch feste- Auftreten in gewisse Schranken gebannt worden, möge e« bald gelingen, da« eigentliche Nest des Anarchi-mu- auszudeckcn und au-zuheben. * Leipzig, 3. Juli 1885. * Da» Allgemeinbefinden de- Kaiser- läßt, nach Mittheilungen auS Eni», nicht- zu wünschen übrig. In den ersten acht Tagen de« Eurgebrauch« soll die Erschöpfung, welch, die letzte Krankheit, die schmerzlichen Verluste wahrend der jüngsten Wochen und di« Strapazen der Reise bei einem o Hochbejahrten, wie der Kaiser eS ist, zur Folge haben mußten, vollständig geschwunden sein. Selbst beim Besteigen oder beim Verlassen der Equipage wird der Kaiser nur selten unterstützt; die Dienst« de- Leibjäqer« lehnt er meist durch «ine dankende Hankbewegung ab. Der hohe Herr erscheint n Ein- stet- in Civil, nur bei seinex Ankunft daselbst trug er kleine Uniform. Den größten Theil de- Tage« siebt man den hohen Herr» am Arbeitstische an dem nach dem Curhose belegenen Eckfenster. Ein besonderer Umstand ist eS, welcher ibm diesen Platz lieb und w«rth wacht. Eine Scheibe de« Zensier« trägt nämlich den Namen-zug de« Kaiser- Alexander II. von Rußland, welcher al« Thronfolger auf seiner Brautsahrt nach Deutschland da» Zimmer bewohnte und damal- mit einem Diamanlringe fernen Namen in die Scheibe ritzt«. Iede«mat. wenn da- Eurhau« einen neuen Anstrich erhält, wirb dies« Scheib« vorsorglich «it einem Sckutzbret versehen. * Die in Etraßburg erscheinende .Lande-zeitung* ver öffentlicht, wie wir an dieser Stelle au«sührtich wiederholen, folgenden Allerhöchsten Erlaß, betreffend die interimistische Wetterführung der Geschäfte de« Statthalters in Elsaß-Lothringen: Aus Ihren Bericht vom 27. Juni diele« Jahre« bestimme Ich hinsichtlich der Behandlung der Geschäfte, welche dem verstorbenen GFM. Frhrn. v. Manteuffel al« Meinem Statthalter in Elsaß-Lothringen übertragen waren, di« zur Wiederbesetznng diese« Posten« da« Folgend«: 1) In den durch Meine Verordnung, betreffend die Urbrr- tragung lande-herrlicher Befugnisse aus den Statthalter in Elsaß-Lothringen, vom 23. Juli 1879 bezeichnrtea Angelegen heiten ist. so oft eine landesherrlich« Verordnung oder ver gnüg nothwendig wird, an Mich zu berichten und Meine Entschließung einzuholra. 2) Da« Gleiche bat zu geschehen be, Abordnung von Commiffaren in den BundeSrath auf Grund de« tz. 7 de« Gesetze«, betreffend die Lersastung und di« Verwaltung Elsaß-Lothringen«, vom 4. Juli 1879. 3) In allen sonstigen Besugnisten und Obliegenheiten wird der Statthalter durch den Staat-secretair unv im Falle der Verhinderung de« Staat-secretair« durch den zu dessen Ver tretung berutenen Unterstaal-secrrtair in den bisher für den ^all der Verhinderung de« Statthalter- gebräuchlichen ormen vertrelen. Bad EmS, den 29. Juni 1885. gez. Wilhelm. In Vertretung des Statthalters: dcr Slaatssccrclair gez. v. Hosmann. An den StaatSsccretair in Elsaß-Lothringen. * Der Justizausschuß de« Bunde-rath- hat am Mittwoch, wie bereits telegraphisch erwähnt, den preußischen Antrag in der braunschweigischen Frage einstimmig angenommen. Die Plenarsitzung deS BundeSratbS, worin über den Antrag abgestimmt werden soll, wird voraussichtlich am nächsten Freilag slallNnde». Da« Ergebniß kann nicht zweifelhaft sein. Gleichzeitig bat auch der braunschweigische Landtag einstimmig den Antrag der staatsrechtlichen Com mission angenommen, sich mit dem preußischen Antrag an den BundeSralh vollständig einverstanden zu erklären. Die Cuinberland'sche Thronfolge ist damit unter allgemeiner Zu stimmung dcr deutsche» Fürsten, der deutschen Nation und VeS braunschweigischen Landes für eine Unmöglichkeit erklärt. * Im braunschweigischen Landtag vollzieht sich soeben ein in der Geschichte de« deutschen Parlai»enlari«mu« seltener Vorgang, nämlich die Aufhebung der Öffent lichkeit der Verhandlungen bei einem bestimmten An- laß. der Thronsolaefragc. Ter Fall der Geheimhaltung der parlamentarischen Verhandlungen ist io der Geschäftsordnung de- braunschweigischen Landtage« vorgesehen. Er ist wohl auch in den meisten übrigen Verfassungen, bezw. Geschäft-« orvnunaen vorgesehen. So heißt es in Art. 79 der preußi schen Verfassung: „Die Sitzungen beider Häuser de-Landtage« sind öffentlich. Jede« Hau« tritt aus den Antrag seine« Präsidenten oder von zehn Mitgliedern zu einer geheimen Sitzung zusammen, in welcher dann zunächst über diesen An trag zu beschließen ist." In der Reich-Verfassung und der Geschäftsordnung de« Reichstage- heißt e« ähnlich. Wir wollen nicht leugnen, daß e« Fälle geben kann, wo die Geheim Haltung parlamentarischer Verhandlungen wünschenSwertb sei» möchte, wir wolle» auch keinen Zweifel erheben, ob Lie« in dem braunschweigischen Falle zutrifft. Immerhin berührt eS seltsam und steht mit dem parlamentarischen Wesen in innerlichem Widerspruch, wenn die Bolk-vertretung hinter ver schlossenen Thüren tagt. Wir möchten anch bezweifeln, ob der angestredte Zweck erreicht wirb. Vollständige Geheim haltung von Verhandlungen, an denen eine größere, aus ab solute« Stillschweigen dock nicht zu verpflichtende Vrrsamm- lung thcilnimmt, wird niemals zu erreichen sein, un» die Gesahr liegt nahe, daß aus diese Weise die Vorgänge nur in ungenauer und entstellter Weise in die Oeffentlichkeit kommen. Thatsächlich enthalten die Blätter bereits Berichte über diese „geheime" Sitzung, die freilich recht ungenügend sind. * Wie die „Weser-Zeitung" bvrt, wird die Admiralität gegen den Norddeutschen Lloyd Ansprüche aus Ersatz de« Sckadrn«. der au« der Collision de« „Hohenstaufen" mit der kaiserlichen Eorvette „Sophie" entstanden ist. erheben. Der Anspruch ist übrigen« nicht so groß, al« anfänglich an- genommen wurde. Die ursprüngliche Schätzung ging aus 70,000 in Wirklichkeit beträgt der Schaden etwa 40,000 Mark. Bekanntlich sind die Urthcile des SeeamtS und Ober seeamt« für civilrcchtlicke Entscheidung der Krage, wer in solchen Fällen al« der Schuldige den Schaden bezahlen muß. nicht maßgebend. Da» Gericht, bei welche», die Klage an häaaig gemacht werden würde, wird sich vorc>u«s»chllich au die Entscheidung einer Sachveiständigencomnussion stützen. * Tie Repetirgewehrfrage ist in letzterer Zeit wieder mehrfach zum Gegenstand« weit ausgespomiener Betrachtungen sowohl in ausländischen al» namentlich auch in deutschen Blättern gemacht worden. Bei der Mannigfaltigkeit der Gcsicht-punct«. von denen au« sich die Frage betrachten läßt, ist eS erklärlich, wenn ein bunte« Durcheinander von Wahrem und Falschem, Richtigem und Unrichtigem, Sachlichkeit und Tendenzmacherei zu Tage tritt. Dem Kern dcr Sache am nächsten dürste man kommen, indem man daran sesthält, daß technisch die Ueberlegenheit de« Xepelirgewehr« über den Einzellader scststeht, daß der allgemeinen Einführung der neuen Waffe in di« europäischen Heere einstweilen Bedenken finanzieller Natur «ntgegenstehen, die gewichtiger erscheinen als da« Maß der militairischen Ueberlegenheit, welch, demjenigen Staate zu Theil werden würde, der in dieser Frage die Initiative ergreift. Auch liegt eS aus der ^and, daß in solchem Fall« alsbald die anderen Mächte nach- olgen dürsten, so daß nach Darbringung der bedeutende» Geldopser doch wieder ein annähernder Gleichgewichtszustand rinträl«, wie er auch jetzt schon herrscht. Daß etwa Deutsch land auf diesem Weg« vorangehen sollte, ist daher kaum an- mnehuien. Da« jetzt eben in der französischen Teputirten- kammer angenommene Armeebudqet pro 1886 weist keine Summen für Umänderung der Bewaffnung aus; damit ist auch dort die Repetirgewehrsrage mindesten« um ein volles Jahr »erlagt. Die übrigen Milltairmächte aber dürsten noch weniger in de« Lag« sein, a» die Einführung von Rcpelir- gewehren au- eigener Initiative heranzutreten. * Au- Schlesien wird un« geschrieben: „Obwohl über den nativnalliberalen Parteitag in Görlitz schon viel, oder richtiger zu viel geschrieben worden ist, so gestatten Sie doch einem Theilnehmer noch einige Worte, welche dazu beitragen sollen, Mißverständnisse zu beseitigen und falsche Auslastungen zu berichtige,,. Zunächst soll bervorgehoben «erden, daß der allgemeine Eindruck, den Schreiber VieseS und mit ihm wohl ziemlich alle Theilnehmer an der Bcr- ammluna mit nach Hause nahmen, dcr war, daß nur im engen Anschluß an die freiconservativen und gemäßigt konservativen Elemente in Schlesien bei den bevorstehenden .'audtagswahlen durch Eoinpromistc für die nalional- liberal« Partei Erfolge zu erbosten seien. Fast alle Redner haben die- ausdrücklich betont. WaS die Herrn Professor Röprll so sehr verargten Worte .Agrarier und Bimetallisten" andetrifft, so muß zunächst bervorgehoben werdrn, daß solche ganz nebenher gesprochen wurden und Niemand in der Versammlung dieselben al« ein .Programm* aussahte. Der Schwerpunkt der AiiSsühruiigen deS Herrn Professor Rövell lag darin, daß er gegen Vertreter einseitiger ronderintercsten und gegen die Feudalen dcr „Kreuzzeitiing" und die .Cumberiänder* Front machte. Daß speciell in Schlesien von einer principiellen Opposition gegen Schutzzoll und ähnliche Bestreoungen für die nalionallibeeale Partei kein« Rede sein kann, liegt für jeden Kenner der Verhältnisse klar zu Tage. Die nalionalliberale Partei soll eine aus« Allgemeine gerichtete, jebcin Doctriuari»muS fremde gemäßigte Mittelparter sein und wird als solche bei den LaudtagSwahlen auch in Schlesien auftreten." * InHechingen starb am 29. Juni der emeritirte katho lische Pfarrer Blumenstetter, im Jahre 1848 Mitglied de« deutschen Parlament- für Hohenzollcrii-Hcchingen. Er soll der letzte Geistliche der milden Wessenbergischen Richtung im Fürstentbum gewesen sein. In Frankfurt gehörte er der gemüßigten Linken au. Vorher war er 15 Jahre lang Mit- glied bezw. Direclor der Hohenzollern-Hechingenschen LcmdeS- depulatioa und auch hier rm liberalen Sinne thätig gewesen. « « « * Die russischen Blätter feiern in schwungvollen Ar tikeln die Aufhebung der Kopfsteuer, wodurch nunmehr die letzt« Schranke der Leibeigenschaft gefallen sei und der Bauernstand, aus dem alle Lasten ruhten, endlich frei aus- athmen könne. Auch von der damit zusammenhängenden Aenderung de« Paßsystem- hofft man da« Beste. Bisher er hielt kein Bauer, welcher Abgaben schuldete, einen Paß und mußte unweigerlich in seinem Dorfe bleiben. Die „Nowoje Wremja" dankt speciell noch dem Finanzminister für seine Befürwortung dieser Maßregel, die desto höher anzuschlagen sei, da der pro 1886 entstehende Ausfall von fast 50 Millionen Rubeln in, den StoalSeinnahme» bei der Finanzlage Ruß land- sicherlich nicht leicht zu verschmerzen sein würde. * Die klerikale Welt ist durch eine Nachricht in große Spannung versetzt worden, welche nicht- Geringere- an- kündiat. als die angeblich bevorstehende Aussöhnung deS päpstliche» Stuhle- mit Italien. Ihren Ursprung leitet diese Kunde freilich zunächst nicht au- Rom, sondern au« Pari« ab, wo sie von dem .Matin* und dem .Gaulois* in Cour« gesetzt worden ist, zw« Blätter», welche bei der Ausnahme ihre« Material« nicht mit übermäßiger Gewissen haftigkeit zu verfahren pflegen. C» soll ei» förmlicher „Staal-streich* in der Lust liegen, da der Papst wünsche, sich der italienischen Regierung zu nähern unv die Borthelle deS Garantiegesetze« in Anspruch zu nehmen. Eine Ansprache, welche der Papst bei Empfang de» ComitSS für die Centennial- feier Gregor'- VII. gehalten hat, kann als Symptom für versöhnliche Neigungen nun eben nicht betrachtet werden, da in derselben von der Gefangenschaft de» Papste- in dem Sinne bi« Rede ist. daß ein solche- Beginnen stet» gefährlich für die Freiheit der Völker gewesen sei und in den meisten Fällen dir Päpste schließlich triumpbirt hätten. Diese Wendung läßt sich dock nur dahm ergänzen, daß auch Papst Leo XHl aus seinen schließlich«», Triumph hofft, wa« aber zu dem »Staat-streich* der Versöhnung kaum paffen dürste. * Die innere Haltlosigkeit der social-revolutionären Bestrebungen, welche durch da- äußerlich terroristische Gebühren nur sehr unvollkommen verhüllt wird, hat ganz neuerding« eine grelle Beleuchtung erhalten durch den Aus fall einer im Pariser Stadtviertel Charonne am letzten Sonntag vorgenommenen GemeinderathSwabl. In diesem Stadtviertel, da« zu den Hochburgen der Pariser Umsturz propaganda gerechnet wird, concurrirten nickt weniger denn sechs RevolutionSmänner, jeder einer anderen Schattirung de« Umsturzgedanken« angehvrig. An der Spitze der Litte stand der ehemalige Communegeneral Eude«, erlangte aber nicht di« absolut« Stimmenmehrheit, so daß am nächsten Sonntag Stichwahl stattfinben muß. bei welcher die Ab- stimmung der socialrrvolutionären Arbeiterpartei den Au«- schlag geben wird. A» den Verhältnissen, welche in der Pariser Gemeindevertretung herrschen, ändert der Ausfall der Eharonner Wahl nickt da« Geringste. Charonne war schon früher durch einen Umsturzmann vertreten und wird e« in Zukunft wiederum sein. Aber die Zersplitterung dcr Stimmen aus sechs Candidaten gestattet abermal« an einem schlagenden Beispiel den Atomisirungtprocetz zu constatiren, dem die Gesell- schast unrettbar verfallen muß, sobald sie sicd unter da« Joch der anarchistischen Lehren beugen wollte. Aus der schiesen Ebene, die man mit grundsätzlicher Verwerfung der Auloriläl und ihrer Ersetzung durch die Majorität betritt, ist kein
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