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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-26
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1884
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Erfch»i«t täglich früh 6'/,Uhr. Le-«1i«n und Lrpr-itüm IohanneSgaste 33. -prechftundrn der Kröaction: LornriltagS 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. Dir»« StttS«»b« eiin,»la»eier M-nuicririk »,chr sich tie Ktetaclr«» nicht verdirrklich. >««tz«e »er für die nLchftfelgende V»»«er deftf«mten Inserate an «achentaaen dis .1 Udr Rachmittaa«. «n rann« und Festtage» früh bi« '/,v Uhr. 2« den Fllialrn für Ins.-Ännahme: Ott» Klemm, UniversitätSstraße 21, L«uts Lösche, Katharinenstraße 18, p. ' nur bi« '/.» Uhr. cipMer.UUMM Anzeiger. Organ sSr Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage 18,'ioid. Aboiillkmentspl'lis oiertelj. 4'/^ Mk. irrel. Vringerlobn 5 Mk.. durch dir Post bezogen <> Mk. Jede einzelne Nniinricr 20 Ps. Beleg, r ein; lar lO Ps. Geb üb reu iär Erirabeilagen U'.i Tageblart-Focmar gesalzl) vitiic Lcstberärderrrug : < '1'il. mit Postociorderi-.ng -:6 Mt. Initiale 6gcipalr.ii>: Petit-,eile 20 Pf. Gi tarre Schr-sieri laut »mscrertl Pre e» verzc>ch»>ß. Tabellarische: u. Z>ssern'.ach HSHerin Tarit. Urelamen »ater de.» Uedaeliollüllrilti dir Spallzcile 5>; 1" Jnleratc sind stelS an dir Er.pröition zu sende». — Rabatt wird v'chr gegeben. Zahlung praeniin-.or.ri!'>,, oder durch P st- Nachnahme. 147^ Montag dm 26. Mai 1884. 78. Jahrgang. chird -wisch«, erkausSrechte. r ein Grund- »Verhältnisse. n über ei, erkaufrrs. kSzusamnien- Steuern un» »rhandensei, ufen »edenlt. »r» <«ltr,. mir, welche« dlungen ge- fgenowme», »eiche »« nt. ien. muß auf m Kauf te» Gast- lse» oder k«lf»äa- )U«g Vbll h««. «sp. rborger, lien, bkj. w. Amtlicher Theil. «Nderwett festgestellte BerLaderung de» südlichen BebaunngsplaneS betr. Infolge der beabsichtigten Errichtung eine« Vieh« und Schlachthofes am AuSgange de« Bayerischen Bahnhofes und zwar auf dessen westlicher Seite hat sich eine Veränderung de« sestgestellten südlichen Bebauungsplanes in seinem die südöstliche Spitze desselben bildenden Thcile nöthig gemacht. Wir haben daher mit Zustimmung der Stadtverordneten beschlossen, den ebenqedachten Theil des südlichen Bebauungs planes anderweit sestrustelleu» und den dementsprechend ab- aeänderten neuen Bebauungsplan in unserem Bauamt zu Jedermanns Einsicht vier Wochen lang auSgclegt. Widersprüche gegen diese Abänderung deS lehteren Be bauungsplanes sind bei deren Verlust innerhalb lener vier- wöchentlrchen Frist, welche vom Tage der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung in de» Leipziger Nachrichten an zu berechnen ist, schriftlich bei unS anzubrmgen. Leipzig, den 17. Mai 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Lr. Georgi. Witrsch. Ass. Vrkarnilmchiiitg. Auf unserm an der Ehausseestraße in Reudnitz gelegenen Lagerplatz« sollen DteaStag, de» 10. Juni er»., Bormittag» 0 Uhr, folgend« Gegenstände und zwar: 1 desecte Stratzen- Pserdcwalze mit einem Eisengewicbl von ca. 2500 Kilo, 1 Partie alte Sisenrohre und Schiene« im ungefähren Gewicht von 610 Kilo, 1 alte» desecte» Pissoir, 85 Stück stählerne Graniteisen, sowie 2 dergl. Granithämmer im taxirten Gewicht von 38 Kilo. 1 Partie tbeilS desecte Thon rohre von s bis 40 Centim. lichte Weite, t eiserner ca. 510 Kilo wiegender Träger 59l Meter laug und Meter hoch. ca. 675 Kilo alte» Gußeisen, ca. 1150 KU» dergl. Schmiedeeisen, ca. 525 Kilo dergl. Blech, ca. A4 Kilo dergl. Aapserrvhr, ferner 1 alter Stock- Wagen, 1 dergl. Schlcußenwagen mit Windevorrichlung, 4 alte zweirädrige einspännige Wafferwage» mit hölzernen Apen. 2 zweirädrige dergl. sür Handbetrieb, 2 zweirädrige Cchlammkratzen» 1 Partie altrS Pappelhol; und einige alte Pscrdekuminte und Fahr-Tattel an den Dtetst- dtetenden gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden. Gleichzeitig wird noch bekannt gemacht, dag wir den freihändigen Verkauf von 4 Stück allen Wagen init eisernen Axcn und Federn, sowie hölzernen, mit Zinkblech auSge- schlagenen Kasten, beabsichtigen, und unsere Marstall-Ver- Wallung (im alten IohanniS-HoSpital) zur Entgegennahme von KausSofserte» beauftragt, sowie angewiesen haben, Biet- lustigen fragliche Wagen in Augenschein nehmen zu lasten. Leipzig, den IS. Mai 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Crcboriu». Len 27. Mai 1884, Nachmittags 4 Uhr, sollen aus dem Platze der 2. Leipziger Gasanstalt, Conireivitzer Flur, 10 Stück Erd-TranSport-Lowrys und 1 Partie alte Fahr schwellen »iiid Eiscnschieneu meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 20. Mai 1884. Singer, Gerichtsvollzieher. ect an: w-p» »dkm, lr. l. Il Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 26. Mai 1884. * Ta? .Deutsche Tageblatt" schreibt: e! wurde neuerdings als zweifelhaft angesehen, daß Fürst Bis inarck auS dem preußischen S lacrtSminislerium gänzlich auSscheidcn werde: » an glaube vielmehr, daß er Ministerpräsident auch fernerhin bleibe» und nur daS Portefeuille deS Handels und de» Auswärtigen sür Preußen abgcben werde. Richtig ist jedenfalls, daß Fürst BiSmarck die Zustimmung deS Kaisers zu den Einzelheiten seine- PlaneS noch nicht gesunden hat. Namentlich gilt die Frage des Vorsitze- im StaatSrath und der Ordnung deS Verhältnisses zwischen StaatSrath und StaatSministcrinm als »ock nicht geregelt. Ein Aufgehen de» Plane-, dem so große Perspectiven unterliegen, von Seiten des Reichskanzlers ist indessen wenig wahrscheinlich, wenn auch eine Verschiebung der Ausführung thatsächlich vorliegt. * Tie nächste Plenarsitzung deS Reichstages soll Montag, 9. Juni, staNtindcn. Es heißt, daß die Grundsteinlegung deS ReichStagSgcl'äudeS zwischen dem 6. und 10. Inni in Aus sicht genommen ist. * Ter Gesetzcntwnrs über die Subventionirunzzvon Postdampserlinicn hat auch in den nächstbcthciligten Rhederkreiscn der Seestädte gute Aufnahme gesunden. Es ist in dieser Hinsicht ein Umschwung der Stimmung gegen frühere Zeiten, wo alle und jede Enimilchung de» Staate» in wirthschastlicbe ttnlernehmnngen znrückqrwiesen wurde, nicht zu verkennen. Zn den Rhcderkrcisen wünscht man nur anstatt einer festen Subvention eine mäßige ZinSgarantie de- Reiche». n»d c» lasten sich dafür sehr gewichtige Gründe geltend machen. Bekanntlich war auch dem Samoa-Unter nehmen nicht eine feste Unterstützung, sondern eine Zi»S- aarantie zugesicliert, so daß cS an einem Präzedenzfall nicht fehlt. Zm BlindeSratb hat der Vorschlag der ZinSgarantie allerdings kcinen Beifall gcsnnvcn. allein die Frage ist damit noch nicht erledigt. WaS die Aussichten de» übrigens noch nicht eingebrachle» Gesetzentwurfs im Reichstag betrifft, so sind sie entschieden günstig. Widerspruch ist bisher nur von deutschfrcisiniiigcr Seite laut gcworte». * Die »Liberale Correipontc»;", eine» der Organe der ^freisinnigen" Partei, behauptet, die nationaltibcralen Mitglieder der UnsallvcrsicherungScommission hätten für die vollständige Ausschließung der Privu t-Ver sicherung Sgr s e l l sch a s t e n gestimmt. Da» ist die U:>» Wahrheit. Tw nationalliberaleu EommiisionSmilglieder haben sich zwar den diesbezüglichen Anträgen der ..Freisinnigen" nickt aagescklvsten, wobt aber haben sie an der Zulassung der versicherungSgcsellschasken, wie sie zu tz. >0 in der ersten Ltsüng angenawmen war, in der zweiten Lesung nicht nur sestgehalten, sondern sic haken sogar diese Zulassung durch eine» besonderen Antrag so zu gestalten gesucht, daß die Ver sicherungsgesellschaften nach ihrem eigenen Gesländniß dabei würden haben bestehen können. Wenn dieser Antrag nicht angenommen worden ist» so ist daS nickt die Schuld der Nationallibcralen. * Zn Betreff der Angelegenheit deS ReichStagSabgeordneten sür den 3. Düsseldorfer Wahlkreis. LeS Rentners und Schrift steller» Rittinghauscn, bringt jetzt der Züricher.Social demokrat" eine ossicielle Erklärung der socialbemokratischc» Abgeordneten. Dieselbe ist sehr kurz und schonend abgefaßt und beschränkt sich daraus, airSzusprechen, daß Herr Rrlting- hausen sür den Fall seiner Wiederwahl keine bindende Er klärung habe abgeben wollen, ob er sich der PartcidiSciplin, den Congreß- und FractionSbescblüssen unterwerfen und a» allen durch Parteibeschluß herbcigesührten Aktionen bctheiligen werde, und daß er demzufolge weder der Parteivertretüng mehr ongehöre, noch künslig alS Partei-Candikat austreten könne. AuS der Partei selbst ist er nicht au-geschloffen. * In dem Bescheide deS Berliner Polizei-Präsidium- auf die Beschwerde deS Arbeiters Pan.pel gegen die Leitung der BerbandSinvalidencasse der Gewerk- vereine wird dem Beschwerdeführer milgethcilt, daß daS Polizei-Präsidium unter Hiiiwcio aus den H. 360 Ziffer 9 deS Strafgesetzbuches den Vorstand der gedarbten Caste aus gefordert habe, binnen sechs Wochen beim Polizei-Präsidium den Antrag auf Gcnehmiguna der Lasse unter Vorlegung eine» geeigneten Cassenslalul-EntwursS einzubringcn. ^ Der betreffende Paragraph lautet: „Mit Geldstrase biS 150 »i oder mit Haft wird bestraf», «er gesetzlichen Bestimmungen gegenüber ohne Genehmigung der Staats- behörde Au-steuer-, Sterbe» eder WiMvcncasse», Versicherungs anstalten oder andere dergleichen Gesellichaslcu oder Anstalten errichtet, welche bestimmt sind, gegen Zahlung eines SinkausSgelde- odcr gegen Leistung von Geldbeiträgen beim Eintritte gewisser Be dingungen oder Fristen Zahlung oder Rente zu leisten". Ob dir Verband» - Ziivalideiwasse im Stande sein wird, den von den Aufsichtsbehörden zu stellenden Bedingungen, welche namentlich zur Deckung deS von dem bestellten Sach verständigen ermittelten rechnerischen DeficitSin Höhe von 1,601,000 und zur Sicherung deS Bestände» eine Erhöhung der Beiträge um daS Drei - und Vierfache in sich schließen dürsten, zu entsprechen, ist sehr fraglich. Der Weiter bestand der Casse in der bisherigen Gestalt wird also kaum ansrecbt zu erkalten sei». DaS Dcsicit ist in Folge de- An wendung uiiziiln-sfender Rechnungsgrundlagen bei der -Kive« uiirung der Beitrag»- bcz. PensionSsätze hcrbcigesührt. * AuS Moskau wird vom 24. Mai gemeldet: Se. k. Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen besichtigte heute früh daS Grcnadierrcgimcnt Friedrich Wilhelm IV., sowie die junge» Mannschaften von 4 Znsantcrie-Regimentern, deren MusikcorpS bei dem Erscheinen Sr. k. Holieit die preußische Nationalhymne intonirtc». Hieraus nah,» Prinz Wilhelm daS HauS der Bojaren in Augenschein und besuchte, nach dem Äreml-PalaiS zurückgekehrt, die USpenSky-Kathcdrale, die Archangel-Kathetrale, sowie die Patriarchen-Sakristci. worauf Se. k. Hoheit sich in seine Gemächer zurückzog. Nach dem Frübstück im Palais, an welchem der Gencralgonverneur Fürst Tolgorukow theilnahm, besichtigte Se. k. Hobeit der Prinz die Erlöser-Kirche, woselbst ihm Fürst Dolgorutow eine Beschreibung der Kirche in prachtvollem Einbanke und eine silberne Medaille, welche zum Andenken an die Einweihung der Kirche geprägt worden ist, überreichte. AlSkann machte Se. k. Hoheit Prinz Wilhelm nebst Gefolge in Equipagen, welche mit vier Pferden nach russischer Art bespannt waren, einen Ausflug nach den SperlingSbcrgcn und Schieß Alexandria. DaS Diner nahm Se. k. Hoheit bei dem Grasen Orlow- Dawydow, dem Präsidenten deS Moskauer Hofcomptoir-, ein. * Au» Rom meldet man v..n 23. Mai: Die Erklärung de- Minister» Mancini in der gestrigen Sitzung de» Senats lautet wörtlich: Die leitenden Principien unserer auswärtigen Politik sind dem Parlaniente und dem Lande bekannt. Wir sind eifrig bestrebt, die aufrichtig herzlichen Beziehungen mit allen Nationen aufrecht zu erhalten und stelS zu verbessern. Selbst die spcciellen Bande, welche u»S mit einigen der selben verbinden und welche zu unserer vollen Sicherheit, und um ganz Europa die Wohlthaten de- Friedens zu sichern, nöthig sind, sind sür jede andere Macht, die den Frieden nicht'stören will, inosfensiver Natur und demnach nützlich sür alle und Niemanden bedrohend. Stolz, im Namen deS freien, starken Italien» zu sprechen, welche» Herr seiner selbst und seiner Politik zu sein versteht, eifersüchtige Wächter seiner Unabhängigkeit und Würde, wachsame Beschützer aller legi timen Interessen unseres Lanke» nnd unserer nationalen Interessen in der ganzen Welt, ergeben dem Cultu» der Gerechtigkeit, treue arbeitSsame unermüdliche Soldaten der Eivilisation und gleichzeitig lcyale Beobachter der Verträge, welche die Unterschrift Italiens tragen und seine Ehre engagircn, unfähig nnserc Zusagen zu brechen und ent schlossen. mit allen durch die Gesetze erlaubten Mitteln dir innere öffentliche Ordnung kräftig ausrecht zu erhalten »nd pflichtgemäß alle unbesonnenen Versuche oder aufrührerischen Kundgclilngcn und Aufreizungen, woher sie immer kcmincn mögen, und welche unsere inneren Institutionen und guten internationalen Beziehungen comprrmittircn könnten, zu ver hindern — haben wir die Gewißheit, daß wir. indem wir mit nnbeugsamer Festigkeit di.se Politik verfolgen, unfehlbar Italwn immer mehr die Syinpalbien und die Zuneigung der civili- sirtcn Völker, sowie die Achtung und tie Gunst aller Re gierenden znwcndcn werden. Ter Senat, der die Bedeutung von dem Allem erfassen wird, wird unS seine werthvolle Mit wirkung gewäbren, indem er un- durch seine gewichtige Zu stimmung crmuthigt. * Die „Nene Freie Presse" schreibt: In Londoner politischen Kreisen wird, trotz der ausweichende» Antwort deS Unter StaatSfccrctair» de- Auswärtigen, Lord Fitzmanricc, im Untcrhansc, angenommen, daß da» Eabinet mit der Pforte wegen eventueller Cooperation derselben bei einer englischen Erpedition nach dem Sudan in Ber- bantsiing stebe. Unser Correlpondcnt theilt Einiges über die von England gestellten Bedingungen mit: Tie Türkei hätte ein Conlingenk von 10 bis 12.000 Mann bciznst ll>n und im Sudan zu landen. Mit der vollbrachten Pacisici- rnng Eavpten» n»V de- Sudan würde die Aclion der Pforte abgeschlossen sein, sowie auch England alsdann tie Räumung des Lande» mkglichst rasch durchznsührcn hätte. Sollte öch riese Melkung bestätigen, dann wäre dadurch ein neuer Be weis für die totale Unfähigkeit England» geliefert, in den Nil-Landen Ordnung zu schaffen. Wie hilslo» muß Gladstone sein, wenn er sich entschließt, zur Lösung der egyplischcn Frage die Mithilfe de» Sultan» in Anspruch zu nehmen, welche er bis jetzt am entschiedensten perhorreScirt hatte. Neues Theater. In der gestrigen Ausführung der Schiller'schen .Jungfrau von Orleans" präsentirte sich FrauOlga LewinSky in der Rolle der „Johanna" dem Publicum al» neu engagirteS Mitglied. Indem wir über tie Acquisition dieser Dame, welche durch ihr vorjährige» Gastspiel sich al» eine ebenso vielseitige als verständige Künstlerin Veciimentirte, unsere auf richtige Genugtlmung und Freute bezeugen, können wir doch nicht umhin, unserm Bedauern Ausdruck zu geben, daß sie sich durch die Wahl ihrer gestrigen Antrittsrolle in einiger Unkciintniß über die Grenzen ihrer DarstellungSsphLre zu befinden scheint. Liegt hier eine Selbsttäuschung der Künst lerin oder ein Mißgriff der Direktion vor? Gleichviel, eS ist tie Ausgabe der unparteiischen Kritik, von vornberein ihre warnende Stimme zu erheben, damit zum Schaden deS PublicumS, der Direclion und schließlich auch der Künstlerin selbst derartige Tinge sich nicht wiederholen. Vergegenwärtigen wir nnS die'Richtnng. nach welcher hin die von Frau Le- miiiSky während ihres vorjährigen Gastspiel» gespielten weib lichen Charaktere liegen, so waren wir berechtigt anzunehmcn, daß ihre erste Rolle etwa aus der Linie der Adelheid im „Gvtz" oder der Prinzessin im „Tasio" oder der Stella im Goethe'schcn Draira sich bewegen würde, in denen sie einen berechtigten und wohl begründeten Erfolg erzielte. ES folgt hieran-, daß eS da» Gebiet der diScreten und leidcnschasllich bewegten Fraucncbaraktere ist. auf dem ihr Lorbeeren winken. Es ist dieses ein reiche» Terrain und da» BeisplN so mancher be rühmten Künstlerin, z. B. der Charlotte Wolter, beweist, waS hier zu erreichen ist. DaS Fach der classischen jugendlichen Heroinen ist Frau LewinSky verschlossen. Schon ihre „Iphigenie" im vorigen Jahre mußte Bedenken erregen — nun gar erst Johanna d'Arc. — Nicht al» wenn die Darstellerin c- hätte an Der- ständniß der schwierigen und an seelischen Conflicten so reichen Partie fehlen lasten: viele- war sein empfunden und mit echtem und wahrem GefiihlSauSdruck wieder gegeben. Aber wir konnten nur selten uns der Illusion hingeben, daß wir hier daS begeisterte Hirtenmädchen von Tomrrmy, die gottgesauNe reine Inugsrau, die Visionair« Heldin, wie sie die Schiller'scke Dichtung erfordert. UnS fällt hierbei ein, welch schöne» Beispiel von künstlerischer Selbsterkcnntniß einst die erste Vesignirtc Darstellerin der „Johanna". Fräulein Iagemann, gegeben. Es war, nachdem man in Weimar über tie Besetzung der Nolle lange geschwankt hatte. Schiller'» Wunsch, tag die Iagemann sie übernehme. Der Herzog Karl August, der für die ganze kalholisirende Tendenz der Tragödie sich innerlich nickt recht erwärmen konnte, hatte »ach langem Widerstreben dem zugrstimmt. Da erklärte die kluge Iagemann, sie iverte die „Johanna" nicht spielen, da ihr doch die wesentlichsten äußeren Eigenschaften ermangelte», di« Poesie dieser Hirtin zu verkörpern. Die Medisance der kleinen thüringischen Residenz hatte freilich entdeckt, daß die Geliebte deS Herzog» jene Worte nicht recht mehr sagen könne: Eine reine Jungfrau vollbringt jede» Herrliche aus Erden, wenn sie der irdischen Liebe widersteht. DaS Publicum hatte Frau LewinSky mit Wärme und Wohlwollen empfangen und auch die Höhepunkte ihre» durchaus verständnißvollen Spiel» durch Beifall aner kannt. Möge da» der geschätzten Künstlerin ein Beweis sein, daß der gestrige Mißgriff nicht ihr zur Last gelegt wird und daß man an ihre nunmehrige Angehörigkeit zum Verbände unsere» Theater» die Hoffnung auf Leistungen, die ihrer Be gabung. ihrem Organ und ihrer individuellen Erscheinung angemessener sind, erfüllt sieht. Den übrigen Darstellern können wir nur die summarische Anerkennung zu Theil werden lasten, daß sie ihren Partien möglichst zu genügen bemüht waren. Die weichen Linien in dem Bilde des frommen und schwachen König- Karl VII. kamen durch Herrn Hof mann gut zum Ausdruck. Der kriegerische Graf Dunoi», der düstere Talbot. der schließlich in einen materialistischen Pessimismus seine Seele auShaucht, der ritterliche .perzog von Burgund, der junge Held Lionel u. s. w, alle diese Gestalten, deren kriegerischer Enthusia-mu» Schiller in so berauschenden Rbythmen ertönt, wurden von den Herren Baxmann, Grube, Meyer, Schwel lach n.s. w. entsprechend gegeben. Auch die weiblichen Partien, wie die Agnes Corel, die nur Weib »nd niemals Fürstin, wie Isabeau, die »nnatiirliche Mutter die nur Rachsucht ist, kvnnten in der Darstellung der Frl. Salb ach und Truhn mäßigen Ansprüchen genügen. Von den kleineren Rollen möchte die de» Thibaut d'Arc (Herr Door) al» diejenige bezeichnet werden, di: sich durch eine gewisse Schärfe der Charakteristik abhob. Da» Han» war kaum bi» zur Halste beseht: ein be trübende» Symptom, da» den breitesten Spielraum zum Nach denken über die literarisch veredelnden Wirkungen de» „Bcttrlstudentcn", der „Nanon" u. dergl. gewährt. Doch — saiüenti «t. Moritz Brasch. Musik. Rrßler-Feier in der Centralhalle. nr Leipzig, 25. Mai. Zu Ehren de» von Leipzig scheidenden Tomponisten Viktor E. Neßler hatte der Leipziger Sänger bund gestern Abend 8 Uhr im großen Saale der Teniralhalle eine Adichied-teier veranstaltet, dte ein-» recht erhebenden und würdigen Verlans nahm. Vor dem Loncertpod um. wo die Lapclle deS 107. Rrginieiiks unter Direktion des Herrn V usikd rrctor Walther Platz genommen balte. und von wo auch später die einz-lnen Ge- sangverenie ihre Weisen ertönen ließen, waren Tafel» für die Ehren gäste resrrvirt, unter denen sich die angesebensten Vertreter der Stadt. deS DbeaterS, der hiesigen musikalischen streife und besonder» diesiger namyosier Gesangvereine besnndeu, während sich an den übrigen Tächen des Saale» die Vereinsmitglieder niedergelassen hatte». DaS Eonceitpeogramm war von der sinuiasten, geschmackvosisten Zusammen stellung und e,»hielt fast nur Neßler sche Lompositionen, die aste, Ge- iänge wie Iastruinenl-ilvoeträge. von der begeisterten Zndörersedast mit rauichendliii Beisall ausgenommen wurden. V.S UHr trat der Gefrierte in den Saal, von einem dreimaligen Dusch deS Orchester- begrüßt, u»d nahm am Ende der mittleren Dasel Platz. Nach dem von der Capelle vorgelcagrncn HochzcitSmarsch au» dem „Raltensänger" von Neßler betrat Herr Vorstand Steube die Redncrbühne, nm die Versammlung zu begrüßen und seinen Dank für die zahlreich« Be- tdeiligung auSzrsprechen. Die Feier gilt deute lei» Comnoi'.Oien Neßler, der sich so Hobe Verdienste uni die Fördecua-, uns V r- rdelung deS deutschen MännergesaiigS crworlen dal. dein l u - jährigen Dirigenten des Bundes, der uno. beule verläßt. Er darf mit Stolz aus scin bewegtes Lebe», aus seine dunii e ge»e Xrair erlangten Errungenschasten zurstckblicken, denn seine Li.dee neuen überall gern gehört, gern gesungen. ES drängt unS darum, »ach einmal einige kurze Stunde» mit dein ge>iebte» n-d veieh'.i » Manne zusammen z» sein, und hoffen und wünsche» w e, ras; der heutige Abend recht gcmnihiich werde, und daß besondere- Heer -> ß > e ausS Neue die Versicherung erhalle, nur unendlich l och ee i a i ni Leipzig verehrt wird und wie ungern mau ihn scheiden siehl! Donnernder Beifall brach am Ende der Rede lo) und zeigte in Ne Dhat, wie der Redner Allen a»S dein Herze» oest-rochen. Ebenso zeugte das sich hieraus eniwickelndc lebhafte gemni: Uc! e Treibe» der Festgcnossen von der guten Ttiininuiig. in der such Ail? he'anden und die dem Abend eine besondere Löeilic verlieh. R. ch ivenere» Gesang--undJnstrumkiiralvonrägen ausschließlich auc-dem R s ler'iche» Repertoire sprach Herr Sleube nochmals zur Verjaiiunlnng und theilte den Beschluß deS Bunde» mit, Herr» Neßler zum Ehren- dirigentcn zu ernenne». Zugleich wurde ein bisher verdeckies Diplom zur Seite der Rednertribüne enihüUt und Herr» Neßär überdies als ferneres Zeichen der Tankearkeit ei» silberner Beehee über reicht. Ter bei diesem Anlaß, sinne »ach bei kurze» DankeS- worten des Herr» Neßler entfesselte Beifallssturm gab aber mals den Empfindungen der Sangesbrüdcr beredten Ausdruck. Da- Gleiche geschah, als Herr Reichert mit Vertretern der Insulancrricge Herrn Neßler mit einem gewaltige» i'orbeerlranze zierte und a!S Herr Hansen dein Scheidenden warme Aorce deS Ab schieds nachrief. Herr DirectorP sei sei beleuchtete hieraus in gebundener humoristischer Form das Schicbal der Werke eines Overiiconiponisten und prie« De» glücklich, der, wie unser Neßler, cs zu solcher Pop» larität gebracht hat. Den augenscheinliche» Beweis sür diese Be hauptung gab allerdings sogleich der »niuiilelbar folgende Vortrag von Scenen aus Neßler'S „Ralteiisäuger". sür Orchester voir E. Walther eingerichtet; die e»lhniiaS»i>>le Ziihvrcri'chast verlangte stürmisch üa capo, waS Herr Musikdirektor Walther bereitwilligst gewährte. Noch sprachen dann Herr Secectair Herzog, Herr Schubert vom „Phönix", Herr Lehrer Bülitz. .'Ille der Pflicht de- DankeS gegen den gestierten Compoiiisten und Dirigenten Aus druck gebend und den Wunsch äußernd, daß er unS in Zukunft, wenn auch räumlich fern, so doch geist g immer nabe sichen möge! Spar ergriff noch Herr Neßler selbst das Wobt, um in längerer, von Humor durchtränkter Rede einen Blick aus seine Vergangenheit zu wersen, den Anwesenden seine Lebene-schicksale anschaulich, oft drastisch vorzusühren und zum Schluß, hieran das Brriprechcil zu knüpfen, daß er, da er musikalisch« Anregung, die er in gleicher Fälle und Güte nur hier in Leipzig erhalten könne, sich entschlossen habe, niit Ausnahme des nächste» Winter- stet- 6 Monate deS Jahres, und zwar die Wintermonate, in Leipzig zuzubringenI Der dieser Eröffnung sol- gcnde riesige Applaus vermocht« wohl am besten Herrn Ncß'er zu veranschauliche», wie er die geheimste» Herzensuiiniiche Aller errothen und denselben freundlich cnlgcgcngkkomincn war! Mäge somit Herr Neßler, dem Wir also nicht für immer, sondern einst weilen nur auf kurze Zeit ein Lebewohl zurustn, in seiner neue» Stellung recht glücklich sein, möge idm auch dort Taukbarkeit, Anhänglichkeit und Verehrung in gleicher Weist wie bei uns in Leipzig blühen, möge aber auch er sein Leipzig und seine Irene» Leimiger nicht vergessen, dte ihm jetzt, ermullngt durch sti» gegebenes Versprechen freudig zurusen: Aus Wiedersehen! DH. N. * Die „Mühlhauser-Langensalzer Zeitung" berichtet über Fräulein Henriette Ott. Schülerin deS Herr» Carl Naß in Leipzig, welche in einem Concert c»n 15. Mai anslrat, in folgender Weise: „Einen großen Antbeil an dem Kunssizenusse de» AbcntS gebührt aber dem Fräulein Ott, indem wir cine wirklich durch nnd durch tüchtige Sängerin kennen gelernt haben. Die Stimme derselben ist von einem überaus svm- pathisch berührenden Wosilttange und ihre Schule entrollte namentlich in den Variationen von Prock einen so reichen Dorralb von virtuosen Mittel», daß das Publicum, welches solche Leistungen gar nicht erwartet zu habe., schien, im höchsten Mage animirt wurde." — Wie wir bören, wird Fräulein Ott nächsten Herbst^hre Ncalraluchc Lansbahn beginnen. — üunstvereinsanssttllttnq. Ein in Lichtbehandlung und Farbe sowie in Hmsi'l'i der grilligen Erfassung deS dargestelllen Vorganges wunder.ar sil äueS Blld ist August Holmberg's jetzt im jiuinivcrcin an geß lu e „Vonrag beim Eardinal". lieber die gediegene Pracht d,s Reaaisianceziinnicrs und seine beiden Insasse», den in sorgenvoll ernster Lümmung ans dem Sovba sitzende» Cardinal und den m l cincm wicl in-cn, wo l icht vcrhänginßvollen Schriftstück in dcr Hau- nnier .n roe ihm stehenden, dunkel gekleideten Abbö, breit,t sich da.' ge p. ..lc durch daS Fenster linker Hand ei»dr ngende Li.hr in >»»,,>>> n H.-ll- dunkeleffcclen und mit wohllhucudee Wärme ans. D - verüb - > rothen Töne, wie sie aus dein große» Fnßnv 'ih, dem ^ov a'i.ce, dem Purpurgewande deS CardimilS, de» t reiten, mit r irl, » B.oeal« streifen wechselnden Sammetsirene» der Tapete und deren Bilde in ccm großen Spiegel an der Rückwand Vorkommen, sind nnlee sich und mit den übrigen Locallöncn ans das ! .riiwnii n? z„s c gestimmt. Die Helle Büste in der dnnlcln Zmimereckr I-nts und die Bücherei in dcr rechten sind »nt scmcm Gcsitz .I ,»r e. innig de- in sich wohlgrschlossiiic» Ganzen benutzt. Der Aus inrl iecln.ner Stimmung an den beiden bandelnden Personen ist dem M, > g n; »»verglrleiilich besser gelungen als ans manchem seiner jrnhc.en Bilder, besonders dem „in Gedanken" grnannlen aus dcr letzic» Münchner Ausstellung. Bon den, Ende vori ien Jahre- verstv''benen Oskar Begas ist eine „märkische Landschast", wohl eine- seiner letzt » Bilder, anS- gestellt, was sckwn darum be'anderS interessant ist. weil dcr Maler in demselben ganz auS seinem gewölml chen SlrsstrciZ und aus s. uer Vortragsweise berauSgetrctcn ist und zw r, wenn man sich an sein letzte- vier gewesene- Bild, ..den neuen PausiaS", erinnere. >» dcr allerauffälligsten Weite, lo daß man eher >i» Werk von S lcrrcS al» von O. BegaS vor sich z» haben mcmt. Ans den. Ganzen li--gt eine rauhe, s-uchte Frähjal.rSslinminng. Im V 'rdcr rnnde Wasser mit Schilf, Wcibengcstnipp. zwei Kähnen mir Fnchgeräih, und girier Behandlung der Reflexe, am Hier drei Männer, nm e n mit n lür- sicher Gluth scbwälee dcS, reisiggenäbrteS Feuer gebückt, im Hin! r- gründe über der emsSrmigcn Ebene mit wenig Ger ö.'z einer der blitzenden Seespiegel der wassern chen Mark. Aus einen« recht hübschen, doch weit weniger ledcutenden Vilde, „Gegend in Südlnrol" von I. Franck in Bert », läßt un§ der Maler einen Blick in ein iüdlyro'cr Lertche» wers n. Außer den Malereien sind jetzt auch zwei d-e Ansnierksamkeit in hohem Maße fesselnde Seulplure» ausgestellt: eure Äarmorbüste und ein GvpSrelies. Schon inr October vorigen Jahre» lalle ich Gelegenheit, eine von Georg Nhe ineck in GuoS modestirtc lebens große Portraitbüste de» Herrn „EoncertinersterS Reineckc" zu bc« ivreären. Dieselbe gab in florier, freier Technik und mir gesundem Realismus die geistvollen Züge de- Origina.> inrl treuester Nehn- lickikeit wieder und zählte nnlee den hur schon ö'ler anerkenn-ird erwähnten Leistungen de» Künstlers zweifellos z» den beste». Dies hat auch seine öffentliche Anerkennung darr» ge'n rdcn. daß man an maßgebender Stelle beschlossen bat. diese Baue zum Schmucke unsere- neuen GewandharckeS in Marmor enc'ülre» z» lasten. Otto Schütze, ein junger talentvoller Sleinbildbauer hier, bat sich jetzt mit der Uebrrtragung de- Rhernrck'scher, W.rkeS i»
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