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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-09
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Krdactio» und LrprdUioa IohanneSgasse 33. Sprechstunden -er Kedaction: Vormittag* 10—12 Uhr. Nachmiltag* 5—6 Uhr. ti« Ruckg-d, km,cl-»d»r M«n»Icrtpt« «acht ßch t>« Rrr-cüca nicht »ervmdlich, «un«t»e »er sür »te nächftf*l»e«»e Nnmmer bestimmten Inserate an Wochentagen »i« 8 N»r Nachmittag«, a» Tann- und Festtagen srktz bi« '/.KUtzr. 2n den Filialen sür Ins.-^nuahme: Ltto Klemm. UniversitStSstrastr 21, Louis Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur »i» '/.» Uhr. rWgcr TaMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- and GeschüstSberkehr. 1K1^ Amtlicher Theil. In der Zeit vom 27. bi« mit 81. Mal 1884 erlangte» kaS hiesige Bürgerrecht: Avam, Richarv, Hausmann: Lietrich, Johann Sotthilf. Rentier: Drechsel, William Julius Gnstav Max, Vroeurift; Gmter, Lugen Theodor, Prokurist; Frcnkrl, Carl Paul Robert, Rechtsanwalt; Friedeinann. Paul Bernhard, Lehrer; . Gebhardt, Anlonie Pauline, Kaufmaaur-Ehefrau; Gövsche» Arno Friedrich, Eiseubahnassistent; Kirsten, Alfred Theodor, appr. Arzt; -lauer, Friedrich Albert Hermann, Berstcheruug-^Oberiaspector: Klinge, Friedrich Wilhelm, Baumeister; -ach. Johann Carl Friedrich, Privatmann; Köhler, Carl Ernst, Kaufmann; Kiittner, Arnold Eugen, LandgerichtSrath; Lohrengel, Robert Max, Kaufmann; Lösche, Johann Heinrich LouiS Alfred, Kaufmann; Mädler, Anton, Fabrikbesitzer; Mädler» Paul Moritz, Kaufmann; Merkel, Heinrich Emil, Kaufmann; Nemus;, Carl Gustav, Schriftsetzer; Richter, Carl Hermann, Kaufmann; Roth, Max Arthur, Referendar; Schänders, Carl Juliu» Alfred. Kaufmann; Schubert, Lcberecht Hermann Paul, Buchhändler; Tel, Friedrich Johann Carl O-car, Diakon»*; Thtllncr, Heinrich Felix, Kaufmann; Leerster, Friedrich Alfred, Buchhändler; Loigt, Carl Gustav, Maurer; LSetdenbach, Johann Georg Traugott, Lehrer m» Lonservatorium; Weigert, vr., Carl SirgtSmund. Professor; Wcthmann, Franz Friedrich, Töpfer; Wiesenthal, Julius, Buchhändler; Wtnckler. Georg Friedrich, Prokurist; Iieger, Hermann Leopold, Kaufmann. Sarkn-Ver-Lchtimg. Der zur Parzelle Nr. 2783 der Gtadtflur (Petzscher Marl) aehörige, rcchlS an der Eutritzscher Straße hinter dem Lager schuppen für feuergefährliche Gegenstände gelegene Garten- »latz von circa ISO HI«. — 27,67 Ar Flächengehalt, soll vom 1. Oktober diese- Jahre- an gegen einhalbjäbrliche Kündigung zur Benutzung sür Gartenzwecke mit Ausschluß jeder anderen Benntzungsweisc Sonnabend, den L4. Jans diese- Jahre- Bor«tttag» 11 Uhr auf dem Rathhause. I. Etage, Zimmer Nr. 17. au den Meistbietenden anderweit verpachtet werden Ebendaselbst aus dem großen Saale liegen die Ver- pachtungs» und VersteigerungSbedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aüs. Leipzig, den 3l. Mai 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stög. Bekanntmachung. Degen eine- SckleiißcnbaueS an der Westseite deS Markte«, wobei ein Theil des sür Marllstände bestimmten Platze- zur Ablagerung von Material gebraucht wird, werden vom DteuStag, den 10. diese- Monat- ah bi« aus Weitere» die Marktstände der Obsthändler auf den Lhoma-kirchhos verlegt. Leipzig, den 4. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leit vr. Georgi. Kretschmer. Wegen Verlegung des Fahrwege« beim Bauplatz« der Lutherklrche wird der von» nördlichen Fahrwege i« Johannapark nach der BiSmarckstratze gegenüber der Schreberstraste führende, nur sür leichte« Fuhrwerk bestimmte Fahrweg vom Montage de» 0. d. Mt-, ab auf die Dauer der Arbeiten für alle« «»besagte« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 5. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Klrschcn-Verpachtuug. Die die»jihrige Nutzung der Kirsche« von den st»eallschr» Allee» bäumen soll ^ aus den Abtheilnnge» 8—5 »er Nochlitz-Valhenbnrger Chaussee und ans »e« Abtheilungen S —4 »er Neitzeu- hainer Chaussee krekt»«. IS. Foot ä. 1. X»ol,ialtt»aa S lin „nuw Lelanlg" bet U. aus de» Nbtheilnngen 1—S »er Waldhet« - Altendnrger Chaussee, ans ven Abtheilnnge» 1 »nh 1 »er Nachlitz- Waldenburger Chaussee. aus den Abttzetlnngen 2 «n» 8 »er Rochlitz-Mittivcidacr Chauffre (vom Gasthose zur Linde ob) ans »er Wechselburg-Gcithainer Strahe, aus »er Bruchstratze und ans »er Nochlist-Chemnitzer Ltraste SonoalbenO. «1e„ I t.Snnt O. L. v»rrn>tt»U» NHl»r Iw Nutlitiaune an «oebllta, UI. aus »en Abtbetliinaen 1 und 2 (bi* zum Gasthofe zur Linde) »er Nochiitz-Mittmeidaer Chaussee, auf Ahtheilong 4 »er Limbach Mittwetdarr Chanffe«. ans den Abtheilnnge« 1—4 »er Ttzemnitz-Lei-mgrr Straße und ans Ahttzettuug 1 »er Atitttaetda-Haigichener Straße Hont»«. «Io» I» Lant «I. G. V»ri»ttt»»a O vlur Io» UNUortvl» »el»«o »» Lrloo, IV. aus »en Abtheilnngen 1 —L »er Limbgch-Mtttmethger Chanfire. a»s Abllieilnng 1 der Neitzenhainer Chausiee und aus »er Lniizcnan-Costcner vbanssee Ibtenatna. «ten 17. Innt «I. Z. Varwitt*»«» t»VI»r to» vnati«»»»« LN»u ^äl«e In »ar«nlM«>t gegen Meistgebot und gleich baare Bezahlung de« Erstehung*. betragS.sowie unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Köuigl. St,asten- un» Waffcrban > Inspeetto» Chemnitz II an» Köuigl. Lanpermallerrt Nochlttz, am 3. Juui 1884. Mietb. Wilk». Montag den S. Juni 1884. A«fla-e 19,600. Abonnemenlsprris oiertelj. 4'/, Mü. incl. Bringerlokn ü Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbejörderuiig 30 Ml. Mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate -gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verze>chniß. Tabellarischer u. Jisferusatz nach höherm Tarif. Uerlamen unter dem Nrdactionskrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die Cxpedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Lahlong praeuuiiu-ianäo oder durq Post- Nachnahme. 78. Jahrgang. SrukMlksver-eiserllng. von de» Unterzeichneten Amtsgericht sollen auf Antrag der Liguidatoren der in Folge andauernder Krankheit eine» Theilhaber* aufgelösten Firma H. « S. Krobitzsch in Leipzig die dieser Firma gehörigen, in Knautkleeberg gelegenen, au» Dampfziegelei, Oeconomle-, Nohn- und Nebengebäuden, Feld und Wiesen bestehen den Grundstücke Fol. 83, 86, 88 und 104 de* Grundbuchs, Nr. 223, 288. 289, 305, 306. 226. 234, 235. 225, 230, 2S3, 126 und 126» de* Flurbuch» str Knautkleeberg nebst den dazu gehörigen Maschinen uud lebenden und tobten Inventarstücken im Gesammttverth von ca. 118.««« Mark Mtttmoch, »en 18 Junt 1884, vormittag« 11 Uhr a« on«er»eichneter Gerichtsstelle freiwillig öffentlich versteigert werde». Di« Beschreibung und Taxen der Grundstücke, Gebäude, Maschinen uud der Jnventarstücke, sowie die BersteigerungSbedingungea sind au« den im Bernau'schen Gasthos in Knauikleeberg und am GerichtS- bret hier auShäugcnden Anschlägen ersichtlich. Markranstädt, den 28. Mai 1884. Königl. Amtsgericht »aselbft Flohr. I. Soncursverfahren. Ueber da« Vermögen de« Inchfadrikanten Carl Heppner. ok« alleinigen Inhaber« der Firma Gotthrls Junge zu AscherSlrbrn, wird heute am 23. Mai 1884, Vormittags 10 Uhr das Concurt- versahren eröffnet. Der Gerichtsvollzieher Albert Nebel zu AscherSlebeu wird zum LoncurSverwalter ernannt. ConcurSsorderungen sind bi- zum 30. Juni 1884 bei dem Ge» richte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eine- andern Ver walter-, sowie über die Bestellung eine- GläubigerauSschusfeS und eintretenden Fall« über d>e in 8- 120 der ConcurSordnung be- zeichneteu Gegenstände auf »en 13. Juni 1884, Vormittag« I« Uhr und zur Prüfung der ongemeldeten Forderungen auf ben 1«. Juli 1884» vormittag» 11 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberoumt. Allen Personen, welche eine zur ConcurSmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur ConcurSmasse etwa« schuldig sind, wird auf- gegeben, nicht« an den Gcmeinschuldner zn verabsolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Be- sriedigung in Anspruch nehmen, dem LoncurSverwalter bi« zum 24. Jun> 1884 Anzeige zu machen. AjcherSleben, den 23. Mai 1884. Königliche» Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Die Grundsteinlegung des Neichstagsgebaudes. Der heutige Tag ist ein hochwichtiger für das neu geeinte deutsche Reich, den» an diesem Tage wird der Grundstein zu einer würdigen Ställe sür die deutsche Boiksverlretung ge legt, sie wollen ihr „bauen ein stattliches Haus", damit auch äußerlich kund werde die hohe Bedeutung teö deutschen Reichstages. Ter Kaiser und der Kanzler, die Mitglieder des Bunbcsrathes und Reichstages, die preußischen Slaals- minister und die Leiter der ReichSämtcr, die Geiieralfcldmar- schälle,die commandirenden Generale, die Ritter des Schwarzen AblerordenS, die beide» Baumeister des zukünftigen Ge bäudes werden mit dem Hoi und der Geistlichkeit an der Feier theilnchmcn. Unter Glockengcläute und Chorgesang wird die Ceremonie LeS HammerschiageS vollzogen werden, und wenn wir an dem wohlgesügten Programm deS fest lichen AcleS etwas vermisse», so wäre es die Anwesen heit sämmllichcr regierenden Fürsten de« deutschen Reiches bei demselben, auch sie haben gleich den Verlretcrn des BundcS- ralhcS und deS deutschen Bolle» das allernächste Interesse an der Ausrichtung eines der Größe und Macht deS deutschen Reiches entsprechende» Reichstagspalastes. Wir verkennen nicht, daß die Ausführung diese- Wunsche- mit großen Schwierigkeiten verbunden gewesen wäre, weil die fast un erläßliche Vollzähligkeit der Fürsten nickt zu erzielen gewesen wäre. So hat man eS vorgezogcn, den Kaiser, als den Ver- treler der gesammten deutschen Fürsten, ben Hammerschlag vollziehen zu lassen und dadurch die Harmonie der feierlichen Handlung ui bester Form gewahrt. E» hat lange gedauert, bis einer der sehnlichsten und be rechtigtsten Wünsche de- deutschen Volkes seit der wiedcr- aewonnenen Einheit in Erfüllung gehen konnte, aber da der Taa gekommen ist, so sei auch der Kamps vergessen, welcher nölyig war, um ihn herbcizusührcn, freuen wir uns deS cr- reichlen Ziele« und bauen wir mit Eifer und Thalkrasl weiter aus dem jetzt vorhandenen Grundstein. Von der Festigkeit und Beharrlichkeit der deutschen Volksvertreter wird es abhängen, daß sie sich da« Maß von Ansehen und Geltung sichern, welche« dem deutschen Reichstage zukommt. wenn er seine Bestimmung ersüllt, allzeit einzutrelen sür das Recht, die Wohlfahrt und die Ehre deS deutschen Volk:». Heute aber giedt eS keine Parteien, die Grundsteinlegung des deutschen Reichstags- aebäude« ist eine gemeinsame Feier deS gesammten deutschen Volte-, sie ruft ihm inS Gedäcktniß zurück, daß die deutsche Einheit mit dem Blute der beste» seiner Glieder gewonnen wurde und daß jeder an seiuei» Thcilc milzuwirken hat. daß diese Einheit in dem Sinne bewahrt werde, wie ihn die deutsche ReichSvcrfaffung auSdrückt. Je maßvoller und würdiger die vcrsassungSniäßige» Reckte von den deutschen Volksvertretern auSgcübt werden. desto sicherer wird ihnen auch die Anerkennung nicht versagt werden, dazu gehört aber vor Allem, daß sich jeder Abgeordnete als der Vertreter de« ganzen Volke« fühlt und betrachtet, daß nicht Sonder- inleressen, seien es nur Partei- oder BerusS-Interessen, mit der Sorge sür die Gcsammtwohljahrl de« Volkes in Wider streit grrathen. In dieser Beziehung wollen wir un» den Wahlspruch der römischen Volk-vertretung rum Muster nehmen und stet« danach zu handeln un« bemühen: bumm» ler mlla» reipndlicno! Da« oberste Gesetz ist die Wohlfahrt de« Staate«! Der 9. Juni gehört zn den historischen Gedenktagen de« „eugeeinten deutschen Reiche«, gleich dem 18. Januar 187l. dem Tage der Kaiserproclamation. und dem 28. September >883, dem Tage der Einweibung de« Denkmals aus dem Nicderwalde. Kaiser Wilhelm den. Siegreichen war e« ver gönnt. an diesen drei Gedenktagen als RcickSoberhaupt die Führung zu übernebmen, nachdem er das deutsche Heer ans den französischen Schlachtfeldern von Sieg zn Sieg geleitet batte, wahrlich eine seltene Gunst deS Geschicke«, wie sie vor ihm kaum einem Sterblichen zu Tbeil geworden ist — im 88. Lebensjahre im Vollbesitz körperlicher und geistiger Frische durch ein« symbolische Handlung einer neuen Epoche sür da« deutsche Reich die Weihe zu geben nach beispiellosen Erfolgen im Kriege wie im Frieden, da« ist ein Ereianiß. welche« noch die spätesten Geschlechter zu staunender Bewunderung an regen wird. Länger al- dreizehn Jahre währt jetzt da« VcrfassunaS- lebcn de« deutschen Reiche», eine Zeit der hesligstcu Parteikämpfe, de« Kampfe« zwischen Kirche und Staat, zwischen UnitariSmuS und ParticulariSmuS, zwischen den Verthridigern und Angreifern der Grundlagen unsere« staatlichen Dasein«! Wir haben Viele- erreicht in diesen IS Jahren, insbesondere ven Ausbau der inneren ReickS- einrichtungen mit der ReckitSeinheit al« Schlußstein, dessen erster Anfang die einheitliche Organisation der deutschen Gerichte und des Verfahrens bereit- seit fast 5 Jahren in Geltung ist. Aber wenn wir aus DaS blicken. waS unS noch zu thun übrig bleibt, so sehen wir, daß wir uns erst im Beginn unserer staatlichen Entwicklung befinden. Noch ist die Grenze nicht gesunden sür daS gedeihliche Zusammen wirken von Staat und Kirche und bereit- sehen wir «ine Partei mit unermüdlicher Hartnäckigkeit an der Arbeit, um den kaum ausgerickleten Bau deS deutschen Reiche« in seinen Grundveslen zu erschüttern. Seit sechs Jahren sind wir gc- nötbigt, uns gegen diese Partei durch ein Ausnahmegesetz zu schützen und diesen Schutz so lange aufrecht zu halten, bl« die Gründe der berechtigten Unzufriedenheit durch wirksame Gesetze und Einrichtungen beseitigt find, bi« der kranke, noth- lrirende und arbeitsunfähige Arbeiter der Sorge für seine und der Seinigen Zukunft übcrhoben ist. Daß die gestellte Ausgabe keine leichte ist, wer wollte sich da« verhehlen? Aber wenn eS gelingt, sie zu lösen, dann wird diese Lösung wie nicht» Anderes dazu geeignet sein, da« deutsche Reich gegen alle Fährlickkeitrn auf sichere Grundlagen zu stellen. Die goldene Zeit, in welcher alle Volksvertreter ohne Ausnahme mit der Regierung über die einzuschlagenden Wege vollkommen derselben Meinung sein werden, wird freilich niemals anbrechen, aber wir können diesem Ideal dadurch »äber kommen, wenn wir un« die Milderung der Parleigcgensätze zur Richtschnur nehmen, wenn wir stets nach dem suche», was un« eint, statt dem nachzujagen, waS un» trennt. Looeorckia res parvav croscunt, äiscoräia waximas ällsbuntlu-, durch Eintracht wächst Kleine», durch Zwietracht fällt auch daS Größte auseinander. Durch sckarse Formu- lirung der Gegensätze ist noch niemal« eine große Partei zu Stande gekommen, e« gilt wenige geniemsame Grund- lätzr an die Spitze zu stellen lind sich um diese zu sckaarca und unbedingt extreme Forderungen zu ver meiden. ES bestehen innerhalb der liberalen Partei hinreichende VercuiigungSpuncte, aber die Einigung wird nur dann zu Stande kommen, wenn die maßvolle» Gcsichts- puncte die entscheidenden sind. Ein junge« Staal-wesen wie daS deutsche Reick kann nur in dein Falle gedeihen, wenn die Anforderungen, welche an seine EnIwicklungSsähigkeit gestellt werden, sich innerhalb möglicher Grenzen bewegen, sür die himmelstürniencen Elemente ist in der deutschen Volksver tretung nur wenig Raum, wen» nickt die Gesammtwohlsahrt dadurch schweren Schaden nehmen soll. Das wollen wir uu» am Tage der Grunvsteinleguiig sür da« deutsche Reichs- tagSgebäude gegenwärtig halten und in Zukunft darnach handeln l * Leipzig, 9. Juni 1884. * Der „Reichs-Anzeiger" meldet in seinem nichtamtlichen Thcile: Da die Hoffnung, Ihre Majestät die Kaiserin bei der feierlichen Grundsteinlegung für das NcicbSlagS- gebäude gegenwärtig zu sehen, sich voraussichtlich nickt ver wirkliche» wird, so wollen Sc. Majestät der Kaiser nicht nur sür Sich, sondern danach auch sür Ihre Majestät die Kaiserin die drei Hammerschläge aus den Grundstein vollziehen. * Am DienStag nimmt der Reichstag seine Thätigkcit mit der Bcrathung der gcwerbcpotltischen Anträge Ackermann wieder auf. Es wird voraussichtlich gleich am ersten Tag zu einer namentlichen Abstimmung kommen, sowie auch am zweiten Tag über den Antrag Winvthorst, betreffend Aus hebung deS ExpatriirungSgesetzes; Grund genug sür die Ab geordneten. sich von Anfang an vollzälilig einzusindcn. Am Donnerstag ist Frohnleicknam, am Freitag wird die Post- dampservorlage aus die Tagesordnung gesetzt werden und am Montag. 16. Juni, wird die zweite Berathung der Unfall- Versicherung-Vorlage beginnen, nach deren Beendigung als dann die neuen bi» dahin zu erwartenden Vorlagen zur Stempelsteuer, zum Zolltarif und zur Zuckerstcucr zur ersten Lesung gebracht werden. Die Actiengesetzcommission beginnt am nächsten Dienstag ihre Arbeiten wieder; cö wird wohl gelingen, die EcmmissionSbcratdung zu Ende zu führen, zur Erledigung im Plenum wird aber' die Zeit schwerlich auS- rcichen. * Die TranSvaal-Deputation, bestehend au« dem Präsidenten Krüger, dem General IacobnS Smit, dem Viccpräsivenlen v. Anderr und dem Secrclair I Eloss, ist Sonnaben) früh 7 Uhr 25 Minuten aus dem Baknbos FriebrichSstraße, von Paris und Amsterdam kommend, in Berlin eingelroffcn. Die BoerS sind hohe kräftige Gestalten von scharfen und charakteristischen Zügen; dieselben haben sich vollständig europäisirt und sind in ihrem Ausseben von anderen Gentlemen au« den Colonien kaum zu unterscheiden. In herzlicher Weile wurden die Ankommenden von dem Geheimratb v. Kusserow Namen« des auswärtigen Amte- begrüßt. Die Unterredung ging in holländischer Sprache vor sich, da die Boer» ein« ändere nicht vollständig beherrschen. Königliche Hosrquipagn, standen bereit, m welchen Herr von Kusserow die Herren nach dem Kaiserhos geleitete, wo sie Wobnung genommen haben. Im Lause des Tage« be sichtigten die Herren die Sehenswürdigkeiten von Berlin und statteten «ine Reihe von Besuchen ab. Sonntag Nachmittag gegen 5 Uhr sollte die Deputation nach erfolgter Investitur de» Prinzen Heinrich vom Kaiser im Palai* in feierlicher Audienz empfangen und wie bereit« gemeldet, an dem Diner im Palai« beim Kaiser theilnehmen. * Nach der.Lvln. Ztg." sollen die drei neuen Re gierungsbezirke, welche in Ostpreußen. Schlesien und der Rlieinprovmz gebildet werden sollen. Allenstein, Schweidnitz und Eleve heißen. I» der Provinz Hannover sollen die Landdrosteien Aurich und Stade eingezogen werden. de« * Tie Rednerliste für die eben abgeschlossene Session preußischen Landtage« ergiebt, daß der Abg. Windt- borst am häufigsten da« Wort ergriffen hat. nämlich l59 Mal. Alle andern Abgeordnete» stehen ihm bedeutend nach; der Redner, der demnächst am häufigsten daS Wort eignssen, hat nur etwa« über die Hälfte dieser Zabl erreicht; 85 Mal nämlich hat Herr v. Mmnigcrodc das Wort ergriffe»; er hat um eine Red« seinen ostpreußischen Landsniaan »ub Gegner, den Abg. Dirichlct, der 84 Mat da« 'Wort ergriffen hat, geschlagen. Demnächst folgt Herr v. Rauchhaupt, der 80 Mat gesprochen hat. An ihn schließt sich der Versitzende des EcntrumS. Herr v. Schorlemcr-Alst, der 79 Mat das Wort ergriffen hat. Dann folgen die national-liberalen Ab geordneten 1lr. Hammacher (Essen) mit 77, 1»,-. Köhler (Göt- tingen) mit 68 und I)r. Franckc mit 67 Rete»; der Abg. Büchtemann hat 62 Mal daS Wort ergriffe», Herr v. Ticdc- mann (Bomst) 5l und Herr v. Eyncrn 50 Mal. Dann folgen Neichensperger (Köln) mit 49, Bachem mit 47. Rickert mit 46, Westerburg m«t 43. Hahn mit 40, v. Zevtlitz. Bö- diker und Rintelen mit je 39, Birchow mit 38, 1)r. Wehr mit 34, Hänel mit 33 und v. Meyer-ArnSwatde mit 3l Rede». Eugen Rickter hat im Abgeordnetenhaus« nur 28 Mal da« Wort ergriffen. Unter den Ministern ist der erste Herr vr. Lucius, der 43 Mat da« Wort ergriff (zumeist zur Iagdordnung); ihn, steht am nächsten Herr v. Goßlcr mit 40 Reden; eS folgen dann Herr v Puttkamer mit 36. Maybach und v. Scholz mit je 29 Reden; vr. Friedberz hat 15 Mal. Herr v. Bötticher nur einmal gesprochen. * Die ultramontanri, Empfindungen au« Anlaß der Grund steinlegung zum ReichStagSgebäute bringt die Bonner „Reichs- zeitnng" in folgender cymscher Weise zum Ausdruck: „Wie man un« miltheilt, gewinnt in EentrumSkreisen die Ueber- zeuguna immer lieferen Boden, daß. wenn die prote,lantische Einweihung nicht auS dem Festprogramm der Grundstein legung de« neuen RcichstagSgebäudeS gestrichen wird, eine Tycilnahnic seiten« der katholischen RcichStagSmitglieder rein unmöglich ist. Durch die ossiciclle Ausnahme deS protestan tischen Weiheacte- in daS Festprogramm wird der Protestan tismus zur osficiellen ReichSrcligion gestempelt. Dagegen müssen die Katholiken und ihre Vertreter ganz entschieden Protest erheben. So weit sind wir denn doch noch nicht, daß die Katholiken sich so etwa« wie stumme Hunde gefallen lasten müßten. Hoffentlich wird die Sacke auch von den CentrumSmitaliedern im Reich«tage zur Sprache gebracht »nv feierliche Verwahrung dagegen eingelegt werden. Würden sich die Protestanten so etwas gefallen lasten, wenn man ihnen dergleichen böte?" * Allem Anschein nach find die Führer der .deutschen frei sinnigen" Partei bezüglich deS AuSgangeS der Reich«tao«- Ersatzwahl im Wablkreise Bunzlau-Lüben in großer Besorgniß, Uni nun bei der Masse ber Wähler ein größere» Interesse sür den Eandidaten der genannten Partei zu er wecken (vie ersten Wählerversammlungen waren nur spärlich besucht), entsendet daS Eentral-Wahlcomits der .deutschen freisinnigen" Partei eine Anzahl Abgeordneter, die in den beiden Kreisen Bunzlau und Lüben in einer Reihe von Ver sammlungen sprechen werden. Im Kreise Bunzlau wollen die Herren Reichstags-Abgeordnete» vr. Otto Herme«, Koch, Vr. Greve und vr. Max Hirsch sür den Eandidaten der Partei. OberlandesaerichtSrath Schmieder-Brcslau eintrrten; nach dem Kreise Luven sind entsandt: die ReichSlag«-Abgc- ordneten vr. A. Meyer, vr. Greve-Tempelhof und vr. Max Hirsch; die letzteren werden also in beiden Kreisen al« Sprecher iungiren. Der Eandibat der Partei wird seinerseits in Lüben sprechen. * Die Nachricht, daß der socialbemokratische Abgeordnete Nittinghauscn trotz seines Austritts aus der Partei im Parlament sein Mandat im Solinger NeickStagSwahlkreise nicht ausgebcn werde, ward von der svcialdemokratischen Presse mit der ironischen Bemerkung begleitet, daß bis zum Wahl tage noch viel Wasser zum Berge hinablauscn könne. Offenbar hielt man an leitender Stelle an der Ucberzengung fest, daß eS bis dahin gelingen werde, die socialtcniokratischen Wähle» des Solinger Kreises von ihrem alten Vertreter abspenstig zu machen. Zu diesem Zwecke waren die Abgeordneten Kräcker und Hasenclcvcr nach Gelingen gereist, sie müssen sich aber bald überzeugt haben, daß jeder Versuch, Ritliiighauscn zn verdrängen, ersolgloö bleiben werde. Denn cS wird niininebr von der socialdeniokratiscben Partei bclannt gegeben, daß an eine Canvidalnr Bicrcck'S im Solinger Kreise gar nickt gedacht sei. * Die Ausbeutung der Nordsee scheint feiten« der englischen Fischer als ein durch Verjährung erworbenes ausschließliches Monopol betrachtet zu werden, welches ihnen daS Recht verleiht, gegen jede» Angehörigen anderer Natio nalität, ganz besonder- aber gegen deutsche Zocker, geweilt- Ibätig vcrzugebk». Es ist nickt zu leugnen, daß die lang- jäbrige Machtlosigkeit Deutschlands zur See, verbunden mit einer Reihe anderweitiger erschwerender Momente, den Prä tentionen der Engländer vielfach Vorschub geleist-t hat und eS al« keine leichte Ausgabe erscheinen läßt, ihnen daS AVE maritimer Woklansländigkeit beizubringen. Nachdem erst vor Kurzem ein englisches Fischersahrzeug wegen Beeinträchtigung von Norderncycr Fischern durch unser Kanonenboot „Eyctop" ausgebrackt worden, bat jetzt ein Finkenwärder Fischer dem königl. Amte in Geesicmünbe die Anzeige gemacht, daß er mit seinem Kutter am 27. Mai durch einen englischen Fischkutter, rer die Nummer 125 trug, absickllich verfolgt und schließ lich angerannl sei. Beide Schiffe seien dabei nickt un bedeutend beschädigt worden, so daß er, der Finkenwärder, sich nur mit Noth nach Geestemünde hätte flüchten könne», wahrend der Engländer wahrscheinlich auch irgendwo binnen geflüchtet sei, um zu reparirc». Seiten- des Gcestomünver Amtes ist, wie von dort gemeldet wird, über dielen Vorfall sofort an da« Eommando deS „Eyctop" nach Wilhelmshaven berichtet. Dergleichen Eonlraventionen dürsten sich einst weilen wohl noch manchmal wiederbolen, bis die Herren Engländer, durch die Ersabrung gewitzigt, rinschen lernen, daß die Zeit aus Nimmerwicdcrkehr vorbei ist, da Deutsch land da« Aschenbrödel der Nationen war und nolhgrdrungen leiten mußte, daß ihm fremde Hank die Butter vom Brode nahm. In der Erinnerung an eben jene trostlose Ver gangenheit aber wurzeln auch die allscitigcn, lebhaften, Vater- ländischen Sympathien, welche unseren maritimen Institutionen seit den ersten Anfängen ihrer Entwickelung dargebrachl wurden und bi» heule keine Abschwächung erfahren haben. * Die jüngsten Mittbcilunqen der „Germania" über den Stand der LedochowSkl-Frage zeigen die vaticanische Diplomatie und Taktik in einem sehr bezeichnenden Lichte.
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