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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.09.1930
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300918025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930091802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19300918
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930091802
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- LDP: Zeitungen
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-09
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Sachsen gegen -le Relchsbahnvemaltnng Die Teilung -es Dieekti-Nsbezirks Dresden offensichtlicher Vertragsbruch Erfahren für die MMt MWaff Die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei teilt uns im An schluß an die im Dicnstagabendblatt verösscntlichte Meldung zur Teilung des Rcichsbahndirektionsbezirks Dresden mit: Wie bereits bekannt, hat die Rcichsbahnhauptvermaltnng die Absicht, de» jetzt einheitlichen sächsischen Rcichsbahn- direktionsbezirk durch Abtrennung des Leipziger Ge bietes und dessen Zuteilung an Halle, zu zerschlagen. Ein derartiges Vorgehen würde schwerwiegende Folgen für die sächsische G e s a m t w i r t s ch a s t haben und auch formell unberechtigt sei». Das Land Sachsen stellt ein geschlossenes und ein» heitliches Wirtschaftsgebiet dar, dessen Interessen von der Direktion Dresden in vorbildlicher Weise aus allen in Frage kommenden Gebieten, insbesondere aus dem des Tariswesens, jederzeit einheitlich und geschlossen vertreten worden sind. Gerade bei der Vielgestaltigkeit der Interessen der sächsischen Wirtschaft ist diese einheitliche Behandlung ein dringendes Erfordernis. Jetzt würde sich der Zustand ergeben, daß zwei Direktionen sächsische Wirtschastswünschc vertreten müssten. Die Regierung wüßte also mit zwei Direktionen diese Angelegenheiten be- andcln, und es besteht nicht die Sicherheit, daß das Ergebnis ann immer eine übereinstimmende Stellungnahme der beiden Direktionen wäre, abgesehen von b«e Mehrarbeit, die mit der «erhandln», »wische« Dresden und Halle an sich »er» bnnden ist. Auch ist bekannt, daß gerade auf dem Gebiete des Tarif- wcsens die Direktion Dresden wegen ihrer besonderen Lage an der Grenze und ihrer besonderen Erfahrungen ans dem Kebietc des Tariswesens noch während des Bestehens der sächsischen Staalsbahnc» in den Tarisvcrhandlungcn ein be sonderes Ansehen genoß und sich diese Sonderstellung auch alücklicherwcise nach Ucbergang der sächsischen Bahnen auf das Reich innerhalb der Reichsbahnverwaltung erhalten hat. Auch diese Stellung würde durch eine Beschneidung des Direktions, gebictes einen schweren Stoß erleiden. Daß auch auf dem Gebiete des Fahrplanwesens die Ansätze, eine Besserstellung Leipzigs gegenüber der bis herigen Bevorzugung von Halle zu erreichen, durch eine Unterstellung Leipzigs unter Halle schwer gefährdet sind, braucht kaum erst betont zu werden. Insbesondere aber würde der neue Zustand international sind, sich in so außergewöhnlicher Entwicklung befinden und die, wie sich dies auch aus der Güterverkchrs- statistik ergibt, wirtschastlich ganz überwiegend nach Sachsen tendieren. Bei der auffallenden Förderung Hallescher Interessen, die sich die preußische Regierung, namcntlich in der letzten Zeit, hat angelegen sein lassen, wirb Leipzig bei entscheidenden Fragen, bei denen die Interessen Halles gegen Leipzig stehen, mit Wahrscheinlichkeit benachteiligt werden. Man braucht nur aus die Erfahrungen mit dem Flugplatz in Schkeu ditz zu verweisen, bei denen sich das Reich zugunsten der prenßischen Stellungnahme den Wünschen Sachsens und Leip zigs ebenfalls verschlossen hat, oder sich vorzustcllen, wie die Haltung Preußens sein würde, wenn einer der wirtschaftlich wichtigsten Teile seines Gebietes einer außerhalb Preußens gelegenen Reichsbahndirektion zugeteilt werden sollte. Die Reichsbahn behauptet weiterhin, daß die von ihr ge plante Aenbcrnng ihr erhebliche Ersparnisse bringe und deshalb schon ans Gründe» der Verbesserung der Finanz lage notwendig sei. Diese Behauptung muß zunächst be stritten werden. Wenn der Direktion Dresden die gc- nannicn Gebiete mit übertragen werden, so wird dort kaum eine fühlbare Personalvermehrung notwendig sein. Tie Er sparnisse. die die Reichsbahn beabsichtigt, ergeben sich, soweit ier übersehen werden kann, nicht aus der Zuteilung der einziger Gebiete zu Halle, sondern ans VerwaltnngSvercin- fachnngcn, die mit der geplanten Aushebung einer mittel deutschen Direktion in Verbindung stehen. Abgesehen von diesen sachlichen Gründen ist aber auch formell daS Vorgehen der Reichsbahn als unerträglich zu bezeichnen. DaS Land Sachsen hat im Jahre 1821 in langwierigen Ver handlungen von dem damaligen Leiter der Deutschen Reichs bahn, des Ministers Oeser, Zugeständnisse erreicht, die zwar den Umfang nicht hatten, in dem Preuße» und Bauer» ihre Sonderansprüche durctizusetzen vermochten, die aber doch den besonderen Verhältnissen der sächsischen Wirtschaft und den be sonderen Bedürfnissen, die durch die geographische Lage des Landes, seine dichte Besiedlung, die enge Verflochtenheit und Vielgestaltigkeit seines Wirtschaftslebens bedingt sind, sowie der Tatsache wenigstens einigermaßen Rechnung trugen, daß Sachsen infolge seiner Verkehrsdichte einer der wesent lichsten Ueberschußbezirke der Reichsbahn war und noch ist. Darunter befindet sich die Bestimmung, in der klipp und klar ausgesprochen ist, daß „bei der besonderen wirt schaftlichen Bedeutung und Geschlossenheit des sächsischen Wirt schaftsgebietes wesentliche Acndcrungcn der Grenzen des Direktionsbezirks Dresden nur im Einvernehmen mit der sächsischen Regierung vorgenommcn werden" dürfen. Als im Vorjahre gerüchtweise bekannt wurde, daß Umorganisationen hinsichtlich der Tirektionsbczirkc bei der Ncichsbahn-Haupt- verivaltnng geplant würden, hat die sächsische Regierung sofort mit allem Nachdruck ans dieses Recht hingcwtcscn. Wenn nunmehr erklärt wird, daß die Maßnahme, die die sächsischen Interessen so schwer verletzt, sofort in Angriff ge nommen werden soll, so ist dies ein offensichtlicher Vertragsbruch, und es muß geradezu erschütternd aus das Verhältnis der Länder zum Reich und seinen Organen wirken, wenn feierlich abgeschlossene Verträge in dieser Weise mißachtet werden. Die sächsische Negierung wird die Wahrung der sächsischen Rechte mit alle« Mitteln, also auch ans dem Rechtswege, be treiben. Bei den mündlichen Vorstellungen, die sofort bei dem Generaldirektor der Reichsbahn erhoben worden sind, hat er sich wenigstens bereit finden lassen, die endgültige Regelung der Frage bis znm 1. April 1881 hinanSznschieben, damit die Rechtslage bis dahin geklärt werden könne. Bekanntlich hat die Reichsregiernng selbst in dem zwischen ihr und dem Lande Sachsen anhängigen Rechtsstreite wegen Zuteilung eines Sitzes im Verwaltungsrat ähnlich gehandelt, indem sie diesen Sitz bis zum Ausgange des Rechtsstreites unbesetzt läßt. Der Anmut iw« Versailles wlM eine umwälzende Veränderung auf dem Gebiete des Vergcbungswcsens zur Folge haben. Die Reichsbahndirektion Halle würde natürlich für ihren gesamten Bezirk gemeinsam vergeben und vornehmlich dabei Firmen aus dem eigenen Bereich be denken, während die bisher beteiligten sächsischen Firmen für die Belieferung dieser Gebiete ausschetdcn würden. Diese Regelung würde die Vertretung der Rechte, die Sachsen aus dem 8 28 des Staatsvertrages, betreffend den Ucbergang der Eisenbahnen auf das Reich, zustehen, illusorisch und un möglich machen. Es muß anerkannt werden, baß der jetzige Zustand in Leipzig unhaltbar ist. Theoretisch sind zwei Lösungen denkbar: Entweder man teilt die gesamten Leipziger Anlagen der Direktion Halle zu. Das würde bedingen, daß auch ein größerer Teil des nordwestsächsischen Netzes aus be trieblichen Gründen mit von Halle aus verwaltet werden müßte. Möglicherweise würde cs sich um einen Teil han deln, der durch die Plätze Wurzen, Grimma und Alten bürg begrenzt wird. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß die Reichsbahn »och weitere Teile sächsischen Gebietes Halle unterstellen will. Die andere Lösung wäre die, daß die gesamten Leipziger Anlagen, insbesondere auch der Verschicbebahnhof Wahren, noch der Direktion Dresden unterstellt werden. Die Retchsbahnhauptverwal- tung hat dazu erklärt, daß diese Möglichkeit deswegen aus geschlossen sei, weil die Direktion Dresden bann zu groß würde. Dieser Etnwand kann nicht als stich haltig angesehen werden. ES besteht Grund für die An nahme, daß auch die RetchSbahnbtrcktton Dresden der Auf fassung ist, daß sie diese Vergrößerung Ihres Bezirks ohne weiteres noch mit übernehmen könnte. Außerdem geht aber das Bestreben der Reichsbahn ohnehin, wie vom General direktor Dorpmüller ausgesprochen worden ist, dahin, die kleinen Direktionen zu beseitigen und das Reichöbahn- nch in wenige große Direktionen aufzuteilen. Der Anfang damit ist bekanntlich durch Auflösung -er Di rektion Würz bürg schon gemacht worden. Es wirb nun weiter von der Reichsbahn auSgeführt, baß sich für die sächsische Wirtschaft und daß Land Sachsen aus einer Zuteilung sächsischer Gebiete an die Direktion Halle keine Nachteile ergeben würben. Die Direktion Halle werde genau so bestrebt sein, die sächsischen Interessen zu vertreten und wahrzunchmen, wie dies jetzt von Dresden aus geschehe. Diese Aussassung muß nachdrücklich bestritte« werden. Halle ist der Mittelpunkt eines in stärkster und noch nn- absehbarer Entwicklung befindlichen IndustriebezirkS. ES ist selbstverständlich, daß sein Hauptinteresse sich aus die damit verbundenen umfangreichen und schwierigen Aufgaben er- strecken wirb. Es ist dies ein Ausgabenkrets, der eS ««mög lich macht, gleichzeitig die Interessen einer Großstadt von dem Rang« Leipzigs »« vertrete», deren Jadnftri« «nt Großhandel Ein ErM des »MSniikS bei den Wahlen Kopenhagen, 18. Dept. Wie in der englischen, amerika nischen und italienischen Pr.csse, so kommt auch in der dänischen zum Ausdruck, daß man im Ergebnis der Neichstagswahlen in Deutschland vor allem einen Protest gegen den unhaltbaren Vertrag von Versailles erblickt. So schreibt „E x t r a b l a d e t" unter der Ucbcrschrist „Euro pas unvcrcintgte Staaten" u. a.: Ucbcr die Ursachen zu der großen Umwälzung in der deutschen Politik streite man sich bereits. Wozu? Aus dem Charakter der Hitlerbewegnng geht klar hervor, daß der Bersailler Vertrag die Wurzel alles Uebels ist. Bereits vor zehn Jahren wurde gesagt, daß dieser Friedens schluß in Form eines Diktates sür das niedergedrückte Deutschland zu einem Fluch werden würde, zu einem Instrument nicht sür den Frieden, sondern zu fort gesetzten Unruhen und vielleicht einmal zu einem neuen Kriege. Wie viele Anstrengungen wurden seitdem nicht zur Verbesserung des Vertrages gemacht und wie viele energische Versuche, seinen Geist in einen Geist des Friedens und der Verträglichkeit umzuwandeln. Alles ist aber hoffnungslos. Elf bis zwölf Millionen deutscher Wähler haben mit einem kräftigen Schlage auf den Tisch erklärt, daß sie gegen den Geist von Locarno sind, baß Ne auf der Grundlage des Versailler Vertrages keinen Frieden haben wollen, sondern lieber einen Krieg, um von dieser Grundlage hinwegzukommcn. Bei den deutschen Wah len hat in erster Reihe der Versailler Vertrag Schisfbrnch erlitten. Allzubald hat sich gezeigt, daß die Schwarzseher, die vor zehn Jahren in diesem Frieden nnr ein Unglück sahen, allzusehr Recht erhalten sollten. Natürlich ha« ein ganzer Komplex von sehr verschiedenen innen- und außenpolitischen Ursachen zu dem Ergebnis der Wahl beigctragcn; aber die Hauptsache bleibt doch, daß Deutschland sich nicht zusriedcn er klären will mit de« Bedingungen, die die siegreichen Welt mächte dem zukünftigen Dasein Deutschlands auscrlegten, daS, nach Ansicht der Deutschen, ein Dasein in Fesseln ist — ohne Kolonien, mit zerrissenen Grenzen und in moralischer «nd wirtschaftlicher Entwürdigung. Und die Zukunft? Ueber diese kann niemand etwas sagen, man kann nur alle» befürchten. Nur soviel weiß man: Kein Frieden und keine vereinigten Staaten von Europa in ab sehbarer Zukunft. Gnvlanö zur Kitler Re-e London, 18. Sept. DaS Programm der Nationalsozia listischen Deutschen Arbeiterpartei ist der Gegenstand längerer Berichte in der englischen Presse. Zeitungen wie die „Times" geben ausftthrliche Einzelheiten über ihre Organisation und deren Ziele. Dt« Rede Hitlers t» München, in der er den Putschgedanken abgelehnt hat, hat in England einen guten Eindruck gemacht. Falls Hitler die Absichten der Partei richtig darstelle, so schreiben die „Times", kläre sich die Lage ganz erheblich. In seinen Worten drücke sich der Geist seiner Partei aus, der ihm zum Erfolg verholfen habe, und seine Ausführungen ließen vermuten, daß er in diesem Geist das Reich in richtige und nützliche Wege leiten werde. Ucbcr die internationalen finanziellen Rückwirkungen der deutschen Wahlen glauben die „Financial Times" beruhigende Versicherungen abgebcn zu können. Man habe sich an der Londoner Börse und in den Finanzkreisen nun zu der Auffassung durch- gcrungcn, daß irgendwelche drastischen Aenderungen der deut schen Finanzpolitik dem Auslande gegenüber vorläufig nicht zu erwarten seien. Das beste Zeichen sür das Vertrauen, das man in Londoner Finanzkreiicn habe, sei die Tatsache, daß die Mark sich während dieser Krise vollkommen stabil gehalten habe. Man halte es in London zur Zeit für un möglich, daß das deutsche Volk die Erfüllung des ?1v»ngp.lanes ablchncn werde. Die weitere Voraussetzung für die Erhaltung dieses Vertrauens sei jedoch, daß der neue Reichstag alles tue, nm die Pläne zu verwirklichen, die zu einer allgemeinen Ver besserung der Lage in Deutschland führen könnten. Aerriot empfiehlt Wachsamkeit Paris, 18. Sept. In der „E r c Nouvelle" beschäftigt sich der ehemalige französische Ministerpräsident Hcrriot unter der Ucbcrschrist „Wachsamkeit" eingehend mit dem Ausgang der deutsche» Wahlen. Hcrriot stellt zunächst fest, daß die deutsche Sozialdemokratie, die einzige Partei, mit der die französischen Linkskreisc hätten arbeiten können, nicht intakt geblieben sei, da sie trotz des Anwachsens der Wähler schaft neun Sitze verloren habe. Zwei Gefahren seien nun auf getaucht. Die einer Revolution, an die man jedoch nicht glauben dürfe, und die sehr viel gefährlichere eines Krieges. Frankreich müsse nunmehr Stunde für Stunde wachsam bleiben. Es sei immerhin möglich, daß die republikanischen Parteien in Deutschland die Notwendigkeit einsähen, daß sic trotz der inneren Meinungsverschiedenheiten die Weimarer Verfassung schützen müssen. Tresse diese Annahme z«. so würden sie die französischen Linkskreise immer an ihrer Seite finden. Bor allem müsse man nunmehr in Frankreich alle unvor- sichtigen Kundgebungen vermeiden. Deutschland werde in aller Freiheit seine eigenen Wege suchen, seinen Handlungen müsse man nur mit Wachsamkeit und Kaltblütig, kcit folgen. — Die „Bolonts" sieht durchaus keinen Grund, die Richtung der französischen Außenpolitik Deutschland gegen- über zu ändern. Die französische Außcnpolitik, so betont da» Blatt, habe noch nie gratis Zugeständnisse an Deutschland ge macht und sei doch nie aus dem Vertrauen zu Deutschland auf» gebaut gewesen.
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