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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-16
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1885
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Aröactisu und LrPrdNisn Ioha»ue«gaffe 8. Sprechstunden der Ntdartt»»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. »Nr »u Nu-ti-d, N»»k1»ndlci M-l-xicr«, »» »<-»»kÜ-« «»» »»»«Ml». Annahme »er für »ie »tchftfalOen»« Nnmmer bestimmte« Inserate an »Ochciuaiiril bis L Uhr Nachmitta»«. «« Tann- «n» Aefttaae« früh bis' ,S Uhr. 3« den Filiale« fiir Ius.-Znnah«-. ktta tticmm, Universität-straße 1. Louis Lüsche, Katharineastr. 23, p. nur »t« '/.» Uhr. EM.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 197. Donnerstag den 16. Iuü 1885. Anslage LsLGG. .Xdannnneatsprei» »intell. 4'/, Md. «cl. Vrinaerioh» b Mt.. durch bi« Post bezog»» 8 Mk. Jede r»»zelae tzd»mmrr 20 Pi. Velrg«emplar 10 Ps. Gebüdrrn für Extrabeilage» (tu Tageblatt.Format gesalzt) ahne Lostbesördenmg SS Ml. mit Postbesörderaag 48 Mt. Inserate «gespaltene Pctcheüe 20 Ps. GrShere Setzeisleu laut »»>'. VruSvrrzeiäwlß. Tabellarischer a. Zlfferniatz »ach HSHerrn Taris. Nrrlanr» »Mer dem Redarli»»«ftrich di« 4 gespalt. geilt 50 Ps. vordea Familieaaachrichtrn die Sgespaltene geil« 40 Ps. Inserate sind stet« aa die Expedit»»« za sende». — Viabatt wird nicht gegebea. Zahlung praenawaraosto oder durch Post. Nachnahme. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. bezüglich der auf de«» Reichsgesetze vom» IS. Juut 188», betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, beruheade« Meldepflicht der Arbeit geber. Zur Ergänzung der Bekanntmachung de» Rothe» der Stadt Leipzig vom 23. October vorigen Jahre», die Ein richtung einer gemeinsamen Meldestelle nach K. 49 de» Reich»- gesetzt» vom 15. Juni 1883 betreffend!, wird Nachstehende» verfügt. Vom 1. August ab können die bisher zur An» und Ab- Meldung der versicherungSvflichtigen Arbeiter durch die Arbeitgeber vorgeschriebenen Formulare nicht mehr verwendet Werden, vielmehr sind an deren Stelle abgeänkerte, welche zur Kenntnißnahme aus dem hiesigen RathhauSsaale, sowie im Sladihause. Obstmarkl 3, ingleichen bei den Gemeinde- Vorständen zu Connewitz. Plagwitz. Lindenau, Gohli», Möckern, Eutritzsch, Scböueselv, Neustadt bei Leipzig, Neuschönefeld, BolkmarSdorf, Anger-Crottendorf, Reudnitz, Neureutnitz, Thonberg und Stötteritz auShängen, auch in unserer Geschäfts stelle, Wcststraße 30. I., Zimmer 1. auSliegen, zu benutzen. Die Beschaffung derselben ist den meldepflichtigen Arbeitgebern selbst überlassen; Arbeitgeber, welche noch Borräthe der bis herige», bei der Meldestelle au-gegebenen Formulare besitzen, erhalten, wenn deren Rückgabe bi-zum 1. September lau fenden Jahre» bei der gemeinsamen Meldestelle. Weststraße SO, 1., Zimmer 3, erfolgt, den Kaufpreis mit 1 für da« Stück zurück. Die auf den Formularen gestellte» Fragen sind von den Arbeitgebern genaa zu beantworten. Wird der Antrag aus Befreiung de» Arbeiter» von der Krankenversicherung aus Grund seiner Mitgliedschaft bei einer KnavpscbaslSkrankencafle, Innungökrankencasse oder einer HülsScasse gestellt, so ist al» Nachweis der Mitgliedschaft das betreffende Mitgliedsbuch oder die Mitgliedskarte der Mel dung beizu fügen. Arbeiter, welche aus Grund der Bestimmung in 8. Z Absatz 2 de« ReichSgesetzeS vom 15. Juni 1883 Befreiung von der BcrsicherungSpfticht beantragen, sind nichtsdestoweniger an- und abzumelpen, der Anmeldung ist eine Bescheinigung de» Arbeitgeber», daß der Angemeidete im Krankheitsfälle mindesten- für 13 Wochen auf Verpflegung in der Familie de» Arbeitgeber» Anspruch habe, oder daß ihm der Gehalt oder Lohn auf gleiche Zeit fortgezahlt werde, und die Er klärung de» Angemeldeten, daß er aus Grund dieser Zu sicherung von der Versicherung-Pflicht befreit zu werden be antrage, bcizusügen; wird Fortgewährung deS Lohne» zuge sichert. so ist, wenn letzterer in freier Wohnung und Beköstigung besteht, oder wenn solche neben dem Lohne gewährt wird, anzuqeben, wie hoch deren TageSbetrag abge- schätzl werke, und Zahlung diese» Betrug» beziehentlich neben der Lohnzahlung zuzusicher»; der Antragsteller selbst aber hat mit Nainenkunterschrift zu erklären, daß er die Abschätzung genehmige. Zugleich werden die bctheiligten Arbeitgeber benach richtigt, daß vom 1. August lausenden Jahre» nicht blo» in der Meldestelle Weststraße 30, sondern auch in Leipzig selbst bei >rrn A. Niedlich, Burastraße 10; -errn Robert Mefferschurtdt, Ritterstraße LO; -errn G. Behrend, Plaucnsche Straße S; -errn Bernhard Kadenrann, Reichsstraße 11; erren Gebrüder Tpillner, Windmühleustraße 37; errn LoniS Pfau, Zeitzer Straße 25; -errn Ar. Earl Taupe, PcterSsteinweg lv; errn Moritz Aßnrann, Elisenstraße 23; Zerrn G. R. Wittnrann, Dresdner Straße 12; errn Joseph Richter, Blücberstraße 29; .errn E. Goljfch, Gerkerstraße 11- -errn F. A. Tchiller, Ranstädter Steinweg 33; -errn Ariedrich Kindel»., an der Pleiße 1/2; Herrn Otto Kühn, Plagwitzer Straße 33; ferner bei den Herren Gemeindevorständrn zu Anger-Crottendorf, Stötteritz, Gautzsch, Connewitz. Leutzsch, Mockau und Scköneseld, sowie in Böhlitz-Ehrenbcrg bei dem Gemeindeültrsten Herrn Raebel Meldungen eingereicht werden können. lieber den Erfolg unserer Verhandlungen, betreff» weiterer Vermekriing solcher MeldungSannabmestcllcn wird seiner Zeit Bekaniitiiiachung erfolgen. Bei allen diesen neuen Meldestellen dürfen jedoch Mel düngen, mit denen Befreiung der Gemeldeten beantragt wird, nicht cingereicht werden, letztere müssen vielmehr der Melde stelle Weststraße 30 übergeben werden. Leipzig, den l3. Juli 1885. KrankcnversicheruuaSa«t der Ttadt Leipzig. Winter. llhlniann. ermäßigte ZMgntclase. Zu einer gutachtlichen Aeußerung darüber aufgefordert, ob nicht für gewisse Artikel, welche bei. der Tarifresorm im Jahre 1876 eine erhebliche Fracht.Erhöhung erfahren haben, die Einführung einer ermäßigte» Stiickgutclasse al- ein hervorragende» öffentliches Be- dürfniß zu bezeichnen sei, ersuche» wir hierdurch diejenigen Handel- treibende» und Industriellen, weiche eia solche» Bedürsniß für den einen oder anderen Arlikel glauben geltend machen zu sollen, Nach weis« hierüber baldmöglichst und längsten« Ven IS. V. M. schriftlich an unser Bureau. Neumarkt 38, 1, gelange» zu lassen. Leipzig, dea 13. Juli 1885. Tic Handelskammer. vr. Wach-muih. Bors, vr. Grusel. S. Beim Unterzeichneten Poiizeiainte wurde am 9. d». Mt». rin Hundertmarkschein, al« am 27. vor. Mt», in einem hiesigen Seschästtlocale gesunde», eingelieseri Der »nbeknnnie Eigenihümer desselben wird hierdurch aus- gefordert, sich zur Empsangaahme rr-b,zeitig zu melden, andernfalls darüber nach 8 239 de» Bürgers. Grs -Buch» verfügt werde» wird. Lcipjig, am 11. Juli l88o. Tas Polizeiamt der Etavt Leipzig Bretschneider. M. VtkrmltNLchrm-. Loa Michaeli« ds. Z». ab ist da» Riedel vo« LAwen- iterp'fähe Stipendium» im Betrage von jährlich SO ^ 94 ^ aus 2 Jahre au eine» an» BreSlau oder sonst au» Schlesien gebürtigen Studirenden zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich n vorgedachter Eigenschaft um diese« Stipendium bewerbe» wollen, auf, ihre Gesuche schriftlich unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bi- zum 30. September d». I». bei un» einrureichen, und bemerken, daß später eingehende Gesuche unberücksichtigt bleiben müssen. Leipzig, den 11. Juli 1885. Der Rest- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumt»egcl. Bekanntmachung. Die Herstellung eine- öffentlichen Aborte» im Hinteren Theile de- Rosenthale» soll aa einen Unternrhmer in Accord verdungen werben. Die Bedingungen und Zeichnungen für dies« Arbeite» liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau», H. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eiogesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Oeffeutlicher Ndmrt t«s Rosessthile" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 25. Juli diese» Jahre«, Nachmittag» 5 Uhr, einzurrichen. Leipzig, am 11. Juli 1885. De« R«st-S -er Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Schleuß? 111. Elaffe in der Kaiserin- Augusia-Straße, auf deren Strecke von der Südstraße bi» und mit der Kreuzung der Elisen-Straße soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeite» liegen in unserer Tiefbau »Verwaltung, Rathhau», II. Etage, Zimmer Nr. 14» au» und können daselbst eingeseheu» resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleuß« i» der K»iserl».«I,gusta-Straß«' versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 28. Juli 1885» Nach mittag» 5 Uhr, einzurrichen. Leipzig, am 11. Juli 1885. De« MalP« der Stadt Leipzig Strageabaa-Deputation. Nichtamtlicher Theil. vre Abberufung der Generalconsuls Bohlfs. Die Lage der Dinge ln Zanzibar ist in Dunkel gehüllt, e» dringen darüber nur vereinzelte Nachrichten iu dieOcsfcut- lichkeit, welch« der Bestimmtheit und Klarheit entbehren. Don amtlicher Seite wird darüber vollkommene» Schweigen beobachtet, und nur Da», wa» vor Aller Augen offen daliegt, wird auch in Europa allgemein bekannt. Wir wissen, daß Gerhard Röhls» bei seiner Ankunft in Zanzibar im Januar mit aller, seiner Eigenschaft al« Vertreter de» deutschen Reiche- gebührenden Form vom Sultan Said Baraasch empfangen wurde, daß ad« sogleich ein scharfer Gegensatz zwischen den deutschen und englischen Colonisten hervortrat, welcher sich durch Fernbleiben der Engländer von dem Banket bei dem bisherigen Vertreter Deutschland», O'Swald zeigte. Die Thätigkeit der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft in Erwerbung von Gebiet, welche» dem von Zanzibar benachbart war, diente de« Engländern in Zanzibar al» Mittel, um zwischen Said Bargasch und den Deutschen Zwietracht zu säen. Der Sultan vou Zanzibar ließ sich von den Engländern zu der Anmaßung verleiten, daß er der geborene Herrscher de» Gebiete» sei, welche» die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft durch Kauf von den Eigenihümer» erworben hatte, und ging sogar bi» zu offenen Gewaltthätigkciten gegen die Vertreter der Gesell schaft über. Es ist klar, daß eine derartige Verletzung der durch einen kaiserlichen Schutzbrief gewährleisteten Rechte von Deutschland nicht ruhig hingenommen werden konnte, und so versteht eS sich von selbst, daß der Generalconsul RohlsS seinen ganzen Einfluß ausgeboten hat, um Said Bargasch zur Vernunft zu bringen. Welche Wege RohlsS gewählt hat, um seinen Zweck zu erreichen, ist nicht bekannt geworden, nur so viel steht fest, daß der englische Einfluß in Zanzibar heute der maßgebend« ist, und daß dadurch weitere Unter handlungen zwecklos geworden find. RohlsS ist in Folge dessen nach Europa abaereist. ob zeitweise, ob für immer, darüber besagt die lakonische Meldung nichts: eS ist auch durch keine Silbe augedeutct, ob durch die Abreise unsere» Generalconsuls au« Zanzibar der Abbruch der diplomatischen Beziehungen Deutschlands zu Zanzibar vollzogen worden ist. Wäre dein so, dann wäre das deutsche Reich vom 10. Juli ab mit Zanzibar als im Kriege zu betrachten. Ganz so ernst scheint man die Sach« nickt auszusaffen; denn sonst würde doch ein so unbedingte» Schweigen über die Natur unsere» Verhältnisse» zu Zanzibar nicht mehr durchführbar sein. Es ist de-halb die Hoffnung erlaubt, daß e» sich vorläufig nur um einen Personenwechsel handelt, der in nächster Zeit eintreten wird, und iu der Thal verlautet auch bereit», daß der bisherige deutsche Consul in Eanton, Trader», zum Nachfolger Rohls»' auSerschcu ist. Die Gründe der Abberufung de» Generalconsul» Rohls» von seinem Posten find vorläufig noch nicht offenkundig, aber Da» wissen wir. daß e» Royls» nicht gelungen ist, dem englischen Einfluß in Zanzibar die Spitze zu bieten. Die Aufgabe, welche Rohls« erballcn hatte, war von seiner bis herigen Wirksamkeit verschiede»; er hatte zwar schon früher Sendungen beim Beh von Tun»» und bei Theodor von Abes sinien erfüllt, welche de- diplomatischen Cbarakirr» nicht ent behrten, aber in der Hauptsache waren eS doch wissenschastliche Zwecke, welche RoblsS bei seinen Reifen nach dein Orient verfolgte. Maßgebend für seine Ernennung war offenbar seine Erfahrung im persönlichen Verkehr mit afrikanischen Micktbabrrn und seine Krnntniß der arabischen Sprache. TaS waren gewiß sehr schätzenSwertb« Beigaben, aber wie der Erfolg gezeigt bat, reichten sie nicht aus. um die Vertretung de» deutschen Reiche» in weiter Ferne den Umständen gemäß zu führen. Dazu ist eine Persönlichkeit erforderlich, welch« die englischen Praktiken in Ausübung ihrer Eolouialpolitik kennt »nd zu durchkreuzen versteht. Bon dieser Fähigkeit hat Rohls» bisher keine Proben abgelegt, der Blick richtet sich deshalb zweckentsprechend auf «ine Persönlichkeit, welche mit der Kenntniß der orieutatischen Verhältnisse die nvthige Erfahrung im Umgang« mit den Engländern ver bindet. In Canton hat der deutsche Eonsul »m Lause der letzten Jahre hinreichende Gelegenheit gehabt, da» chinesisch- englische Ränkespiel kennen zu lernen, und wenn e» ihm ge lungen ist, dort den deutschen Einfluß zur Geltung zu bringen, dann wird er auch der rechte Mann sein, um rn Zanzibar Wandel,u schaffen. Al» Gladstone der Abstimmung de» englischen Unterhauses über den Antrag Hick« Brach weiche« mußte, da legten die Organe der liberalen Partei in England de« Hauptnachdruck aus den Streilsall in Zanzibar. Die Partei Gladstone'» machte die Unterstützung de» Ministerium» Sali-bury davon abhängig, daß e» in Sachen de- Sultan» von Zanzibar gegen da» deutsche Reich di« Wege Gladstone'» wandele. Die kon servative Presse England» hat auf diesen ihr von den Liberalen hingeworsenen Köder nicht angebiflen, sonder« dem Führer Überlassen, im Parlamente selbst die Grundzüge seiner au»- wärtigen Politik zu entwickeln. Salisbury hat die« be kanntlich in der Sitzung de» Oberhause» vom K. Juli aethau, hat sich aber wohlweislich daraus beschränkt, seinen Staud- punct in der afghanischen und in der egyplischen Frage dar- zuleaen, dagegen hat er di« kleinen Meinungsverschiedenheiten, welche in Eolonialfrage» zwischen Deutschland und England bestehen, ganz mit Stillschweigen übergangen. Gladstone ist seinem Nachfolger darin gefolgt, denn er hat in seiner Er widerung in der Untrrhautsihung vom 7. Juli genau die Grenzen inne gehalten, welche Salisbury seinem Programme gesteckt hatte. Man betrachtet demgemäß in England heut« di« Zanzibar- frag« al» eine solche, die am besten durch die beiderseitigen Neuerungen ohne Zuziehung der Parlamente zum AuStrage gebracht wird. Iu Zanzibar handelt r» sich denn auch »n erster Linie nicht um die Zurückweisung der Anmaßungen de» Sultan» Said Baraasch, sondern vielmehr um die Zurück führung de» englischen Einflüsse» aus seine vernünftigen Grenzen. Said Bargasch ist lediglich ein Werkzeug in eng lischen Händen und sein Wlberstand ist an dem Tage ge brochen. an welchem der deutsch« Einfluß in Zanzibar so mächtig geworden ist» al» er nach Lage der Sache werde» mutz. Di« Engländer kkhr« in Zanzrbar dasselbe Spiel aus, da» p« vor «»«» Jcchre i» Augra Pequena der Well darboten; sie können sich von dem Gevanken nicht lo« machen, daß sie die Herren der außer europäischen Welt sind und daß auch da» mächtigste europäische Reich sich in den übrigen Welttheilen ihnen uuterordnen muß. Aber wie Deutschland mit England in Angra Pequena, am Cap der guten Hoffnung, im Eongo- und Nigergebiet, endlich in der Südfee fertig geworden »st, so wird da» auch in Zanzibar geschehen. Dort sind di« deutschen HandelSiotereffen zrüßer al» die englischen, also ist e» auch nur vollkommen in oer Ordnung, wenn der deutsche Einfluß den englischen über wiegt. Ob der Sultan von Zanzibar einmal die Absicht hatte, sich unter englische Schutzyerrschast zu begeben, kommt dabei gar nicht in Betracht, die thatsächlichen Verhältnisse sind da» Entscheidende, und dies« weisen aus den deutschen Einfluß al» ans den überwiegend^ hin. Die gegenwärtige Regierung-England« unterscheidet sich von der vorigen sehr vortheilhast durch die größere Klaryeit ihrer Atel«. Datz sie nicht im Stande ist, die von Gladstone aekchaffene Lage sofort überall iu ihr Gegentheil zu ver kehren, ist selbstverständlich» aber die conservative Partei in England hat Gladstone gegenüber stet» die Notbwcndigkeit eine» freundschaftlichen Verhältnisse» zu« deutschen Reiche betont. Zur Einleitung einer neuen Politik in Zanzibar erscheint al» der zweckmäßigste Weg ein Personenwechsel auf beiden Seite», e» »st de-haw sehr wahrscheinlich, daß der Ab- berusung de» Generalconsul» Rohls» die Abberufung de» englischen Eonsul» -irk folgt. Da» Hissen der Flagge de« Sultans von Zanzibar ans Gebieten, welche für die deutsche Eolouisation in Au«flcht genommen waren, »st auf englische Veranlassung geschehen, die dadurch beanspruchten Rechte können ebenso schnell durch einen Verzicht wieder beseitigt werde», wenn dw bewegende Ursache in Fortfall kommt. ES ist gegründete Hoffnung vorhanden, daß sich Deutschland und England über die zukünftig in Zanzibar zu befolgend« Politik verständigen werden, und dazu erscheint der Personenwechsel im deutschen Geaeraleonsulat al» der erste entscheidende Schritt. * Leipzi,. 16. Juli 1885. * Die Ankunft de« Kaiser» in Wildbad Gastei» ist aus den 21. d. M. bestimmt. Die Gemächer für de« Monarchen im Badeschloß sind bereit» in Stand gesetzt. Doch glaubt man nicht, daß der Kaiser in diesem Jabr« den üb lichen Besuch bei den österreichisch-ungarischen Majestäten in Ischl machen werde, dagegen nimmt man an, daß Kaiser Franz Joses mit dem hohen Herrn in Wildbad Gastein Zusammen treffen werde. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ver öffentlicht folgende Note: „Der Pariser Correspondent der .Time»", Herr Blowitz. hat die lange Reihe feiner Ent- Hüllungen. deren Werth d»e Welt längst schätzen gelernt hat. durch eine neue bercickert, die an Lächerlichkeit vielleicht alle vorhergehenden Uberlrifst. — Wenn wir auch nicht die Prätension haben, wissen zu wollen, ob der Reichskanzler einen Krieg zwischen England und Rußland gewünscht oder nicht gewünscht hat. so ist e« doch sehr bekannt, daß er zu keiner Zeit an den Krieg geglaubt hat. Er hat sich darüber offen ausgesprochen und e» ist da« um so mehr be merkt und commentirt worden, al» er lange Zeit vielleicht die einzige Person in Berlin gewesen ist, die au» dem afghanischen Conflict nicht «inen Krieg vorher sah. Wenn man Herrn Blowitz noch ernst nehmen wollte, so müßte man ihn fragen, welche» Interesse er bei Deutschland voraus- setze, einen so großen, den Frieden von ganz Europa gefähr denden Krieg enlbrennen zu sehen." * Der Ausschuß der nationalliberaleu Partei in Schleswig-Holstein beabsichtigt, aus Ende August eine Versammlung nationalliberalrr Vertrauensmänner nach Reu münster einzuberusen, um daselbst über di« bevorstehenden LandlagSwal'lrn zu verhandeln. * Auch bi« „Kreuzzeituna" wird jetzt von der „Ger mania" schon zu den „Culturkämpsern" aerecbnet; einige schüchtern tadelnd« Bemerkmigen de» hochconserdativen Blatte» anläßlich der jüngsten kirchenpolitischen Vorgänge genügten der „Germania", um den in ihren Augen schwersten Borwurf der „Culturkämpserei" gegen die sonst so treue vunde-genossin zu schleudern. Die „Kreuzzeitung" kann darau« die Lehre ziehe«, welcher Grad von Unterwürfigkeit und Diensteifer seiten» der Ultramonatanen verlangt wird, wenn man deren Gunst genießen will. Die „Kreuzzeitung" ist in der Gunftbuhtere» bei dem Eentrum Jahr« lang bis an die Grenze gegangen, wo di« Würdelosigkeit ansängk und »st auch noch darüber hinau», da» hindert aber Alle» nicht, auch die» hochreactionaire und hochkirchliche Blatt der „Cultur- kämpferei" zu beschuldigen, wenn e» bescheidene Einwendungen gegen die Maßlosigkeiten der ultramontanen Hetzblätter erhebt. * Ueber die preußischen EtatSarbeiten pro 1888/87 ist zu melden, daß die Specialötat» in den Nessortministcrien im Juni vorbereitet und bi» zum 1. Juli dem Finanz ministerium eingcreicht worden sind. Insbesondere wurde die Unterlage der siir den EtaatShau-haltSetat pro 1886/87 von den einzelnen Ministern zu stellenden Mehrsorderungen beschafft und so dem Finanzminister die sichere Beurtheilung sowohl de» Bedürfnisse» an sich, al» im Verhältniß zu de» disponiblen Mitteln ermöglicht. DieS gilt sowohl von dem Mehrbedarf, welcher im Ordinarium eintritt, als insbesondere von dem ganzen Extraordinarium. Nunmehr werden die Unterhandlungen über die Etatsaufstellungen zwischen dem Finanzministerium einerseits und den einzelnen Fach- Ministerien andererseits beginnen. Ein Theil der Bedenken de» "Finanzminister» gegen die Aufstellungen der Ressort ministerien wird im Eorrcspondenzwege mit den letzteren erledigt werden, und ein anderer wichtigerer Theil mündlichen Verhandlung»»» zwischen Commissaren de« Finanzminister« «nd der betreffenden Ressort» Vorbehalten bleiben. Diese Ver handlungen ziehen sich in der Regel bi» Anfang September hin, zu welchem Zeitpunkte an der Hand der al-dann vor liegenden Verwaltungsresultate der ersten vier Monate be laufenden EtatSjahre- eine annäkernd sichere Veranschlagung der Einnahmen fltr da» solacnde EtatSjahr und die Aufstellung einer Bilanz der veranschlagten Einnahmen und Ausgaben erfolgen kann. Erft geaen Mitte September läßt sich genau überleben, ob die Au«gaoen mit den Einnahmen für da» nächste Etatjahr in« Gleichgewicht gebracht werden können. * Am 12. d. M. ist in BreSlau der Wirkt. Geh- Rath Gras von Burghauß, TcuerallaudschastSrepräscntant der Provinz Schlesien, Majorat-Herr aus Laasan, nach längerem Krankenlager an den Folgen eine» Lungeuschlage« verschieden. Graf von Burghauß war am 29. October 179« zu Schloß Friedland geboren, stand demnach im 90. Lebensjahre. Er feierte bereit» im Jahre 1871 sein goldene- JuoilLun» al» Beamter der Provinzialverwaltung und bekleidete 31 Jahre hindurch da» Amt de« Geuerallandschaft-director» und Vorsitzende» de» laudwirthschastlichen Centralverrin» der Provinz Schlesien, bi» im Jahre 1883 sein Gesundheit», zustand ihn zur Niederlegung dieser Aemter veranlaßt«. Graf von Burghauß hinlerläßt keinen näheren Anver wandten; er war der letzte seine» Namen». Sein bedeu tender Atlodialbefitz wie fein beträchtliche» Privalvermögen fallen nach Abzug eintr Reihe großer Legate an Seitenlinien, während über die Nachfolae im Majorat noch keine Bestim mungen getroffen find. Der Kaiser hat aus telegraphische Benachrichtigung dem GenerallandschastSdirector Grasen Pückler, dem langjährigen Freunde de» Verstorbenen, sein« Theilnahme an dem schmerzlichen Verlust, den der Staat und die Provinz Schlesien durch den Tod de» Dahingeschie denen erleiden, ««»drücken lassen. « * « * Wie die „Budapest« Lorrespoudenz" erfährt, wird in der Hcrbstsession de» ungarischen Reichstage» seiten» der liberalen Partei ein Antrag dorgelegt werden, nach welchem die Dauer eine» jeden Reichstage« von drei aus fünf Jahre ausgedehnt werden soll. DaS Blatt glaubt, daß die Regie rung einem solchen Anträge nicht opponiren werde, so daß für den nächsten Reichstag die Abgeordneten schon auf fünf Jahr« zu wählen wären; auch die Führer der vereinigten Opposition seien nicht gegen die Verlängerung der Zeitdauer de« Mandate». Einig« hervorragende Mitglieder de» Abgeordnetenhauses, welche den kurzen dreijährigen RcichS- tag»-Eyklu» al» in jeder Hinsicht nachtheitig sür die Tliätig- keit der Legislative hielten, wollen die Dauer de» Abgecrd- neten-Maudate» aus vier Jahre verlängern. * Au« der Westschweiz hat die Heilsarmee ihr Operationsfeld nach der deutschen Ostschweiz verlegt; bis jetzt mit wenig Glück. Im Canton Zürich hat da« Statt halterei-Amt, nachdem einige Versammlungen stattgefunde», dieselben verboten mit folgender Motivirung: Dlc Exercitien der Heilsarmee stad keine gottesdienstlichen Handlungen und nicht Selbstzweck, sondern Mittel »u gewerbsmäßiger U»«k»eu1ung de« Publicum«, indem sie den Verschleiß von Druckichnslc» veranlassen sollen. Sie «uicrscheide» sich also von de» Jahrmarkt«vor- stellungen nur, indem sie die christliche Religion zum Object haben. Sie blaSphemiren dieselbe und beuten sie sür ökonomnche Zwecke au«. De«halb stoßen sich die Heil«apost«I nicht an der Wirkung ihrer Äaisenhauer, son dern lächeln vergnügt über den Skandal. Sie corrumpii en serner die Jugend. Da sie auch einzelne schwache Käpse verdrehen, ergicbt sich, daß ihre Vorstellungen die öffentliche Moral und den üffi-ntiichen Wohlstand schädigen. Ihre Tollecten sind vollständiger Bettel. Die besseren Elemente nehmen an den llebungea ein Aergerniß. die un- gesitteteren suchen sie aus illegalem Wege zu verhindern, woran« der Polizei die Lervflichinng erwächst, für ei»« so unwürdige Sache täglich ein große« Lantiugent a»s den Beinen zu haben Der öffent liche Skandal ist de» Saüttistri, erwünscht, weshalb sie ihm auch »icht au« dem Wege gehen. Do« ganze Treiben ist daher dem Ge setz« über den Markt- und Hausirervcrkehr zu nniecftellei». Die konservativ« und ultramontane Press« der Schwei, bemängelt diesen Erlaß sehr und erblickt in ihm eine Ver letzung der durch die Verfassung gewährleisteten GlanbenS- uud Gewissensfreiheit, mit offenbarem Unrecht, denn andern falls könnte jeder Unfug unter religiösem Deckmantel getrieben werden. Die Salutisten haben gegen den Erlaß zunächst Beschwerde beim RegierungSrath von Zürich erhoben und zugleich um feine sofortige Sistirnnq gebeten. Wenn dies« Beschwerde erfolglos bleibt, wird der Recur« an den B«ndeS- rath erfolgen. Die Druckschriften der Heilsarmee find an mehreren Orten polizeilich mit Beschlag belegt worden. * DieFranzosen freuen sich königlich über da» Aergerniß. da» die lugendsamen englischen Nachbarn der Weit geben. Alle Pariser Blätter sind mit Auszügen au» der „Pall Mall Gazette" und mit höhnischen Strafpredigten über da» Hcuchlerthum der Nation angefüllt, welche, wie keine
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