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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-07
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1884
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V Erscheint täglich früh SV,Uhr. Lköerti«» «»t Lrpr-Uie« Johanneigaffe 33. Sprechstunden der Redaktion: vormittag» 10—18 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. t» da «t^ab. «ü>^aLdlcr Manuel, »acht fiq »er sür »t« ulchfts-lgende bestt«»te« Inserat« a» «chentaoen »iS » Utzr Nachmittag«. >««»». nutz Aefttaoen früh »t«'/,» Uhr. 3» de« Filiale« fiir Zns.-Runah«: vtt» Kl«««. UniversitätSstraße 21. kant» Lüsche, Katharinenstrabe 18, p, «nr tt» '/^ Uhr. MMtr.TaMM Anzeiger. Lrga« fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschLstsverkehr. 18S. Montag dm 7. Juli 1884. Auflage LS,«00. Ldouunueatspreio oiertelj. 4'/, K i. incl. Bringerloha b Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Btlegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne PostbesSrderung 39 Mk. «tt Postbesördernng 48 Mk. Inserate 6aespaltcne Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Reklamen unter dem ReLarlionostrich die SpattzeUe 50 Ps. Jaserate sind stets an die lixpeditio» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praellumer-uuto oder durch Post Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Nckeniitmiljmii, die zur Prüfnng für de» etnjck-rig- sretwtllige» Dteast betr. Uns Grund poy ß. 91,2 der Ersatz»Ordnung vom 23. September. 1875 wird hierdurch bekannt gemacht» daß diejenigen 1»»erh«lt deS Leipziger Regier»»««- deztrrr« wohnhafte«, in der Zeit vom 1. Januar 1865 bi« mit 1. August 1867 geborenen jungen Leute, welche ihre wissenschaftliche Befähigung für den einjährig«freiwilligen Dienst in der bevorstehenden Herbstprüfnng Nachweisen wolle», spätesten» bis zn» 1. Slngnst diese« Jahre« schriftlich und unter aeaanrrLngabe ihrer Adresse, bei der Unterzeichnete» Prüfung«»Commission (Roßplatz 11, 1 Tr.) sich anzumelden haben. In dieser Meldung ist anzugebe«, i» welchen S frernden Sprachen die Betreffenden geprüft sei» wollm, und sind aicherdem beirufügenr ». Milltair-Gcburt-schein; d. Einwilligung«attest de« Vater« oder Vormunde« mit der Erklärung über die Bereitwilligkit und Fähig keit, den Freiwilligen während einer einjährigen aetiven Dienstzeit zu bekleiden, auSzu rüsten und zu verpflegen; «. Führuna«au«wei» und ä. «in selbstgeschriebener Lebe»«lauf. Leipzig, den 1. Juli 1884. KSuigl. spr»f»«g« - <ko««»tsfio» für tklaführtg« Freiwillige t« Regierungsbezirke Leipzig. von Seckendorfs, Pauer, Geheimer Regierung«rath. Major. Graul. Die der uuberücksich , ihrer Offerten entbunden. Die Herstellung der Thonrohrschleußen und Pflasterung Straße am ßstauoikawa ist vergebe» und werden die ^'^^tigt gebliebenen Submittenten deshalb hierdurch Leipzig, am SO. Juni 1884. Der Rath der Stadt Lei» , vr. G e o Der Prei« der in der hiesigen Gasanstalt I produckten, au« westphälischen Kohlen gewonnenen Coak«, welche sich z« alle« gewerblichen Feuerungen ganz besonder« eigne» und deren comrmssionSweiscr Verkauf Herrn Louis Meister hier übertragen ist, beträgt vom hentigeu Tage an für jeden Hektoliter loco Gasanstalt 50 Pfennige und ein schließlich de« Fuhrlohn« bi» an da« Hau« 65 Pfennige. Leipzig, den 7. Juli 1884. )e« Rath« Deputation zur Gasanstalt. Nichtamtlicher Theil. von -er Londoner Lonferenz. Der Verlauf der Eonferenz entspricht nicht den Erwartungen, welche Gladstone darauf gesetzt hatte und da- geschieht haupt sächlich au« zwei Gründen. Der eine Grund ist die Rolle, welche Gladstone Frankeich in der Conserenz zugedacht hatte. Ferrh hatte au« Eifer, die Neutralisiruna Egypten« nebst dem Suezcanal herbeizuführen» ganz überleben, daß e« an jeder festen Stipulation für dies« Umwandlung fehlte und daß Gladstone diese« lockende Bild nur hatte austauchen lasten, um für England ein vortheilhafte« Geschäft zu Stand« zu bringen. BligniSre«, der ehemalig« Bevollmächtigte Frank reich« in Egypten, hat da« Verdienst, diese« Manöver Glad stone'- aufgedeckt und seiner Regierung die wahren Absichten de« englische» Premierminister« enthüllt zu haben. Bligniöre« behauptet, und wie e« scheint, mit Recht, daß die finanziellen Vorschläge England« falsch und unannehmbar sind, weil sie die «zyprischen Einnahmen und Ausgaben unrichtig an geben. Egypten könne allen seinen Verpflichtungen Nachkomme«, wenn die Engländer di« Kosten der Occupatio» selbst trügen und wenn überhaupt eine vernünftige Finanzverwaltunq in Egypten eingeführt würde. Der andere französische Bei rath bei der Conserenz, Dayrolle«, hat besonder« in letzter Beziehung Aufschlüsse gegeben und gezeigt, wie sich eine Besserung herbeisührea laste. E» ist da» sehr auffallend, daß die englischen Finanzmänner, welche doch sonst sehr gute Rechenmeister zu sein pflegen, sich von den französischen eine so bittere Kntik gefallen lass« müssen, und man kann den Gedanken nicht ganz von der Hand weisen, daß die Engländer in Egypten absichtlich eine so schlechte Wirthschaft geführt haben, um durch eine Zinsenreduction sich die übrigen zahl reichen Gläubiger Egypten« theilweif« vom Halse zu schaffen, um auf diese Weise die Kosten der Occupatio» herau«zu- schlaaen. Ferry ist allmälig zu der Einsicht gelangt, daß e« mit dem englisch-französischen Abkommen e° » eigene Bewandtniß hat und Waddington hat sich de«' nach Pari« begeben, um über die Haltung, welche er in der Ainanzfrage zu beobachten hat, die erforderlichen Weisungen einzuholen. Bi« jetzt ist noch nicht« für Frankreich verloren» denn da« euglisch- französisch« Abkommen beruht auf de« voranSsetzung. daß die englischen Finanzvorsebläg« von der Conserenz an genommen werden. Dazu ist nun freilich wenig Aussicht vorhanden, denn von der Hauptsache, der Zinsenreduction der privilegirten und unisicirten egypt- tischen Schuld, will Frankreich nicht« wissen. Gladstone hat sich inzwischen über die Verlegenheiten de« Augen blick« dadurch hinweg zu Helsen gesucht, daß er dir finanziellen Beigeordneten der Eonserenz eine besonder« Ver sammlung hat halten lassen, lieber da« Ergebniß derselben verlautet noch nicht«; der „Standard" aber scheint anzu nehmen, daß die obwaltenden Schwierigkeiten gehoben wurden, denn er qiebt bereit« Ausschlüsse über die Ausgabe der Acht- Millionrn-Aiilcil'e. Sie wird vreiproeentig sein. »I pari vom Haus« Rothschild auSgegatze» werden und die Zinsen werden 20—25 Jahre unretucirbar sei». E« fragt sich aber, ob die finanziellen Bedenken Bligniöre« und Dayrolle« durch solche kleine Kuustgriffe zu überwinden sein werden. Die französischen Bevollmächtigten haben sich in erster Linie der Gläubiger Egypten« unter ihren Landsleuten zu erinnern und deren Interessen wahrzunehmen und diese würden durch eine Zinsen- reduction geschädigt werden. Die übrigen Mächte stehen der Finanzfrage ziemlich gleichailtig gegenüber und nur so viel geht für sie an der Sachlage hervor, daß die Franzosen mit ihrer Kritik der englischen Verwaltung und Politik in Egypten Recht haben. Darau« ergiebt sich, daß der Strauß zwischen England und Frankeich allein au«gekämpst werden muß und daß erst, wenn dies« beiden Mächte einverstanden sind, auch die übrigen Mächte ihr Votum abgeben werden. Für die Türkei ist dies« Lage sehr günstig, weil sie bei der OccupationS- frage sehr eng betheiligt tst und die Engländer eher heute al« morgeu au« Egypten abziehen sehen würde. Eine Abkürzung der OccupationSfrist wird aber wahrscheinlicher, wenn England sich genöthigt siebt, di« Kosten der Occupatio» selbst zu tragen, und da« wird geschehen, wenn seine Finanzvorschläge von der Eonferenz verworfen werden. Der zweite Grund, welcher leicht da» Scheitern der Conserenz herdriführen kann, ist da« Berhältniß, in welcher Gladstone die Conserenz zu den Parlamenten von England und Frankreich gebracht hat. Beiden Körperschaften bleibt die Bestätigung der Confrrenzbeschlüsse Vorbehalten, di« Conserenz ist also von ihrem Votum abhängig. Da« ist eine Situation, welche z. B. der deutschen Reichsregierung nicht behagen kann und welche nur für den Fall leicht genommen werden könnt«, wenn die Zustimmung der Parlamente mehr den Charakter einer Formalität hätte, aus deren Erfüllung mit Sicherheit zu rechnen wäre. Da« ist aber keine-weg« der Fall, da die Gegner de» englisch-französischen Abkommen- in oeiden Ländern täglich an Maß und Zahl gewinnen und die Möglichkeit keineSwea« au-geschlossin ist, daß Ferry und Gladstone bei dieser Gelegenheit ihre Portefeuille« einbüßen. Statt der Verwirrung ein Ziel zu setzen, hat die Con serenz die Schwierigkeiten für England und Frankreich in Egypten nur erhöht, und zwar sehr natürlich, weil die von beiden Mächten sert zwei Jahren begangenen Fehler auf diesem Wege überhaupt nicht wieder gut zu machen sind. Kür England, ist da« einzige Mittel, Ordnung in Egypten zu schaffen, ein energisch und mit ausreichender Truppenzahl durchgeführter Feldzug gegen den Mahdi, welcher den Sudan auf« Neue der egyptischcn Herrschaft unterwirft und nach der Besiegung de» Mahdi die Aufrichtung de« Protektorat« über Egypten. Da« wird freilich viel Geld und Mensche« kosten, aber wer A gesagt hat, muß auch B sagen. Wenn England vor dem Bombardement Alexandrien» lind der Be kämpfung Arabi'« nicht zurückschreckte, dann mußte e« auch di« leicht gemachte Erooerung gegen Angriffe von außen cwinnt der sogenannte Ausstand täglich an ahr für Egypten und statt geeignete Maß desse' schützen. Jetzt Umtang und ( regeln zur Abwendung desselben zu ergreifen^ beruft Glad stone die Vertreter Europa« zu einer Conserenz nach London, um ihnen unannehmbare Vorschläge zu unterbreiten. Ferry hätte vielleicht am besten gethan, wenn er die ihm von Glad stone gemachten Vorschläge mit dem Hinweis auf die mili« tairische Lage im Sudan und in Egypten zurückgewiesen und Berathungen erst dann für möglich erklärt hätte, wenn der Kampf mit dem Mahdi entschieden wäre. Die Nachrichten au« dem Sudan fließen seit einiger Zeit spärlicher al« sonst. Da« liegt wahrscheinlich daran, baß Gladstone die wahre Sachlage nicht bekannt werden lassen will. Bon Gordon sollen Nachrichten in London eingetroffcn fein, die aber verheimlicht werden. Ein Gerücht besagt, daß Chartum schon seit dem Mai in die Hände de« Mahdi ge- fallen sei, daß aber kein Blutbad angerichtet wurde, sondern daß die Garnison unter die Truppen de« Sieger» einaereiht wurde und daß Gordon wohl aus sei und von dem Nkahdi gut behandelt werde. Wa« sonst geschehen ist, darüber herrscht vollständige Ungewißheit. Ob Debbah genommen wurde oder nicht, weiß man nicht» wahrscheinlich ist da« Erster«, e« wird mit diesem Platz nur dasselbe Spiel ge trieben, wie mit Berber. Zuerst heißt e«, daß e« erobert und die Garnison niedcrgemacht wurde, dann wird e« wieder in Abrede gestellt, bi« schließlich herauskommt, daß die Schaarrn de« Mühdi bereit« unmittelbar vor Egypten stehen und daß die Entscheidung naht, ob England die kaum ge- machte Eroberung ihrem Schicksal überlassen wird oder sie zu vertheidigen Anstalten trifft. Am Montag ist Waddington wieder in London eingetroffen, nachdem er am Freitag mit Ferry eine Unterredung gehabt hat. Welche Instructionen er empfangen bat, wird sich bald genug zeigen, aber da« ist schon jetzt al« sicher zu betrachten, daß er seine finanziellen Bciräthe Bligniürc« und Dayrolle« nicht verleugnen wird. Ferry ist jetzt in die Möglichkeit ver setzt, sich von dem für ihn ungünstigen Abkommen mit Glad stone wieder lo« zu machen und diese wird er nicht ungenutzt vorüber gehen lassen. England hat die Verlegenheiten, m denen e« sich jetzt m Egypten befindet, selbst verschuldet, mag e« nun auch die Folgen seiner verfehlten Politik tragen. Die Conserenz wird allem Anschein nur noch da» Fia-co Glad stone'« in Egypten erhöhen, indem sie ihn nöthigt. vor den Vertretern Europa» einzugesteben, daß c« auf eine Eroberung Verzicht leistet, di« es weder vertheidigea will noch kann. * Leipzig, 7. Juli 1884. * Die Nachricht, daß der Bunde-rath sich bereit« in seiner jüngsten Sitzung mit dem Anschluß Bremen« an da« Zollgebiet beschäftigen würde, war nicht zutreffend. Di« i sind knne«weg« schon so weit gediehen, daß erhandln» seiten« de« nde-rgth« endäiltiger Beschluß gediehen zu fasse» Vorder« »«re. «Zttj. In den Buuve-rathSauSschüfleu, welch« mit Vorberathung der Angelegenheit betraut waren, wurde ein Nebereinkommen stipulirt, da«, ehe e* dem Bunde-rath« zur Beschlußfassung vorgeleat wird, nvch die Zustimmung der kompetenten bremischen Behörden erhalten muß. E« ist zweifelhaft, daß die» schon in den nächsten Tagen geschieht und daß der Bunde-rath vor seiner Vertagung sich noch mit dieser Angelegenheit wird zu befassen haben. * Ter Bunde-rath wird, wie eS heißt, die Beschluß fassung über die vom Reichstag angenommenen Anträge Ackermann und Windthorst bi« zum Herbst vertagen. * In den nächsten Tagen wird Herr von Schlözer zu längerem Urlaub in Deutschland erwartet. Bon irgend welchem Erfolg der Verhandlungen mit der Curie hat seit Monaten nicht« mehr verlautet; sie scheinen gänzlich in« Stocken gerathen zu sein oder nur pro korwa noch fort gesetzt zu werden. Bon der Curie inspirirte römische Cor respondenzen au- jüngster Zeit ließen erkennen, daß man im Vatikan weiter al» je von entgegenkommenden Schritten ent fernt ist. Herr von Schlözer wird hier über seine Erfah rungen au« jüngster Zeit Bericht erstatten; seine Mlt- theitungen werden unmöglich einladen können, zur Wieder aufnahme dieser unfruchtbaren Verhandlungen von staatlicher Seite die Initiative zu ergreifen. * Die Bemerkung de« Reichskanzler», daß der frühere Chef der Admiralität. General v. Stosch, der Candidat der Liberalen für die Nachfolge de« Fürsten BiSmarck gewesen sei, hatte einen Correspondenten der „Magdeb. Ztg." zu Erörterungen veranlaßt, welche wir aus sich beruhen lassen können. An diese knüpft aber ein Artikel der „Nordd. Allg. Ztg.» an, au« dem wir folgende Sätze bervorheben: Wenn der Correspondent der „Magdeb. Ztg." da« Vertrauen Herrn Rickerl'S besitzt, so möchten wir ihm ratheu» dem genannten Herrn die Frage vorzulegen: Wie werde man in Danzig Reichs- tagSabgeordneler? Die Antwort, die er daraus erhält, wird ihn darüber belehren, daß der ehemalige Chef der Admiralität dem Liberalismus wenigsten« insoweit gewogen war, daß er den selben in den Parlamenten zu sehen wünschte. Herr von Stosch ftaud mit den sogenannten Hosliberalen, den Herren Rickert, von Bimsen, von Forckenbeck und Anderen nicht nur im Brr- kehr, wie da« der Lorreipondent übrigen- selbst »»gesteht: er unterstützte sie auch auf politischem Gebiete; er war bereit, ihnen seine Beziehungen am Hofe zur Verfügung zu stellen. Gesetzt ober auch. Herr von Stosch wäre kein Liberaler gewesen — das tkemn daraus hmaewielen, daß die Liberalen sich dal vor» ihnen neu zu bildende Ministerium etwa in der Form dachten, wie das Ministerium Gladstone sich seiner Zeit gebildet hatte. Die couservative Regierung in England ist gestürzt worden durch eine Coalition von Whig«, Radikalen und katholischen Irländern, drei Parteien, von denen leine für sich die Mehrheit hatte und die nur in dem negativen Bestreben, die Lonservativcn von der Regierung zn verdrängen, einig und dafür stark genug waren. Im Jahre 1880 haben wir erlebt, daß sich eine ähnliche Loalition zusammensetzte zur Bertheidiguug der Politik Richter gegen die Regierungspalittk. Die heterogenste» Lle mente, die Nattonalliberalen, die Fortschrittler, Secessioaiste» und Ultramoutaueu schloffen sich damals als Kampfgenossen eng »nein, ander. Es sollte nach dem eoglischen Muster ein LoalitionS- Ministerium geschaffen werden, iu welchem die Rolle deS Herrn Gladstone dem damaligen Lhef der Admiralität zugedacht war .... Richtig ist nur die eine Behauptung i» dem Artikel der „Mägde- burger Zeitnug", daß persönliche Berührungen zwischen dem Reichs- kanzler und dem ehemaligen Lhes der Admiralität nicht statt- gefunden haben. Der Abschied Herr» v. Stosch'S ist nicht durch sei» Berhältniß zum Reichskanzler veranlaßt worden; wir glauben, daß derselbe io ursächlichem Zuiammeuhauge stand mit den Prin- cipiea, nach denen Herr v. Stosch eiuerseit« die Marine leitete, andererseits die Stellung des Kaisers zum Militairwese» überhaupt ausfaßte. Die Bedeutung der vorstehenden Auslassungen liegt darin, daß sie ein Stimmungsbild abgeben, und al» solche« sind sie allerdings interessant. * Die „Nationalzeitung". eine« der leitenden Organe der .deutsch-freisinnigen" Partei, kehrt sich in einem Artikel. .Die Anfeindung überseeischer Versuche", gegen die Ri ch ter'schen Tcclamationen in der Postdampferfrage. Da genannte Blatt schreibt: Rur mit Bedauern kann man es beobachten, wie in einer Anzahl liberaler Blätter unausgesetzt jede wirklich oder scheinbar un günstige oder verdächtige Nachricht betreffs privater überseeischer Unternehmungen zur DiScreditirung de« Gedanken« solcher Ausbrei tung der deutschen ErwerbSbcstrebungeu überhaupt und der von Reichs- wegen beabsichtigte» Maßregeln zur Förderung derselben benutzt wird. Man spricht eS nicht geradezu au«, daß die Dampfer-Subvention und die Zusicherung des Reichsschutzes für private überseeische Unternehmungen zu bekämpfen sei. weil dadurch „faule Grün- düngen" absichtlich oder unabsichtlich unterstützt würden; aber man legt dem Leser eine solche Schlußfolgerung durch die Art der Dar stellung nahe. Wen» der MissionSdirector Fabri in einem Bortrag Angra Pequena al« ein- Sandwiisle schildert, wenn die Käufer der Baring'schen Samoa-Aclien eine Erklärung erlaffen, aus welcher man entnehmen kann, daß sie sich von diesem Geschäft — wie selbstver- stindlich — Bortheil versprechen; wenn bekannt wird, daß gewisse deutsche Bankhäuser im Gebiet« der Walfischbai, nördlich von Angra Pequena Nachforschungen nach Kupfer anstelle»; wenn eine Bestäti- gnng dafür vorzuliegen schein:, daß Deutsche ans Neuguinea einen ÄnsiedelungS-Bersnch plane» — sofort wird mehr oder weniger deutlich der oben erwähnte Zusammenhang instnnirt. Wir haben schon nach der letzten, stürmischen Sitzung der Bodgetcommission betont, wie eS vollkommen selbstverständlich ist, wenn überseeisch« private Unternehmungen, sowohl ältere al« auch neu projectirte, von der Einrichtung einer directcn deutschen Ver bindung Nutzen zu ziehen sich anschicken: das entspricht durchaus dem Zwecke der Dampsersubvention. Ebenso natürlich und uuan- sichtbar ist eS, wenn überseeische private Unternehmungen, zu denen eS früher an Muth fehlte, so lange man die Stellung der Reichs regierung »ii solchen nicht kannte, entschloffener angcsoßt werden, seit man de- Schutzes de- Reiche« sicher ist. Ja, eS läge sogar dann nicht der geringste Anlaß zu Verdächtigungen vor, wenn — wa« wir nicht wissen — die Regierung gerade >etzt mit der Verkündung ihrer Auffassung überseeischer Politik darum hervorgetrcten wäre, weil ihr bekannt war, daß neue derartigen Unternehmung« im Werke seien; e« war dann eben mehrfacher Aalaß zum Verzicht aus di« bisherig« Zurückhaltung vorhanden. 4» Wie z» der Verdächtigung der Dampser-Subvention and de« anf- aestelltea allgemeinen Grundsatzes der deutschen Lolonialpolttik, so fehlt auch jede Berechtigung ,u der herabwürdigenden Kritik, welch« an den einzelnen, wirklichen oder angeblich beabsichiigte» Unter- nehmunaen von Privaten geübt wird. WaS Herr Fabri über di, Unwirthlichkeit von Angra Peauena gesagt hat, konnte man bereit« vor eia« A^ahl Wochen «m Feailletoa der ..Nal.-Z,g." an« der Feder eüw« der ersten deutsche» Geographen lese»; aber Herr Lüderitz will ja in Angra Peqnena keine Naana«- «der Litraaen-Plantagen aalegen, sonder», so viel man weiß, aus Kapser graben, and dafür ist der Land kein Hinderniß. Jevensall» hoi er noch Niemande» avsgefardert, ihm bei der Unternehmung zu Helsen, und e« ist daher kein Anlaß dorhanden, dir Welt vor ihmwie vor einem gemeinschäoliche» Mensche, »» warnen, «an, ebenso liegt e« betreff« der übrigen oben erwähnten Unternehmungen und Projekte. Die Gawoa-Geiellschast ist doch »icht dadurch, daß vor Jahren ein abgewiesruer versuch ae. macht »urd«, ihr ein« Zintgarantie de« Reiche- »u verschaffen, für alle Zellen zu einem O^enftand« gerechten AbscheueS für jeden Deutschen oder für irden deutschen Liberalen geworden; lolltra ihre Hamburger Theilaehmer künftig dadurch bessere Geschäfte machen, daß sie den bisher in englffchem Besitz gewesenen Theil der Aktien sehr billig zurückgrkauft haben, so wird man sich in Deutschland darüber nur srcnen können. Und warum e« unmoralisch wäre, tin Gebiete der Valsisch-Bii Bergbau auf Kupfer zn wnqea oder auf Nen-Guinea «inen colonialen Versuch zn machen — All.« für Rech nung und Geiahr der betr. privaten Unternehmer — da« ist n-cht abzuschen. ,Vnt scheint die aaiärlich« Empfindung solche, Experi menten gegenüber Sympathie und der Wunsch guten Erfolges zu sein, nicht verdächtigend« Mißgunst. Zu dem gehässigen Ruse „haltet die Taschen zu!"^ welchen der „Reich-freund" der Herren Richter, Pari>u- und Hermes anSstößt, läge nur dann ein Grund vor, wenn das Capital zu jenen Unternehmungen durch einen Appell an da« Publicum, namentlich da- der kleinen Lapitalisten ausgebracht werden sollte. Dazu ist bi« sitzt keinerlei Versuch gemacht worden; sollte er später erfolge», so würde die Presse allerdings abzumahnen, daraus aus- merksam zn machen haben, daß derartige überseeische Unternehmungen zu gewagt sind, als daß der kleine Manu und selbst der Besitz» eines mäßigen Vermögens sich daran betheiligen dürfte, daß sie n ur für reiche Leute, die etwas riSkiren können, sich eignen; will mrm daS dem Publicum Vorsicht- halber schon sitzt einschärsen, so ist auch dagegen nicht« einzuwenden. Aber man ist nicht besugl zur Herabwürdigung jede» colonialen Unternehmens überhaupt; und je gehässiger dabei verfahren wird, nm so nachdrücklicher muß dagegen protestirt werden, daß die, welche so handeln, eia Recht hätten, im Namen des Liberalismus oder auch uur des «ut- schiedeneu Liberalismus zn sprechen. * Auf da« auch von un« wicdergeqebene Schreib/«» der Direclion der DiSconto-Gesellschaft an den A.bgeord- nelen vr. Bam berger hat dieselbe, wie sie uns ,«illheiik, da» folgende Antwortschreiben erhalten: Mainz, 2. J-Ui 1684. Direction der DiSconto-Gesellschaft, Ber'.in. Man sendet mir von Berlin auS ein von Ihnen atz mich unter dem 30. v. M. gerichteter Schreiben »ach, in welchem Sie mich zu Erklärungen über weine AuSloffmigen in der Sitzung der Retchs- tagScommissioa vom 27. v. M. anssordern. ES ist mir willkommen, bei dieser Gelegenheit dciS falsche Bild, welches über die Verhandlungen in Folge einer an'/gereglen Szeene nach Außen gelangt ist, zn corrigiren. Bon persönliche» Angriffe», wie abfälliger Kritik war meine AuSeiaaaderktzmizz nicht nnr frei, sondern ich habe zu wiederholten Malen bis zum Schluß der D ebatte aus- Förmlichste dagegen protestirt, daß meinerseits gegen di« z nr Er- wähnung gekommenen Geschäfte als solche oder gegen deren Urhe!«er ein Bedenken erhoben werde. Der Name der DiSeonto-Gesellschast viard nicht genannt, da- Wort „Gründung", welcher ich vielfach in den ZeiMengen finde, ward von mir »icht ausgesprochen. Ich habe Insornnaöwnen von den Regierung-Vertretern verlangt und dabeiNamen undThaö jachen genannt, die ich, al« auf glaubwürdiger Miltheilung meine« »Ir al- ehrenhaft bekannten und sehr wohl insormirten Gewährte nanu eS beruhend, vorbrachte, >un zu belegen, daß ich nicht aus Grm»kz vager Andeutungen, sondern ans Grund specialisirter Angaben vorgehe. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, daß Sie die Richtigk tt dieser von mir erwähnten Thatsacheu bestreiten. Ein letzte« llrtkzeü Ober den Zusammenhang von Plantagenqesillschaft, Dampsersubver atis» ,ud einem neuen Lauderwerb in der Süds« wird man sich, wi e ich schon in der Lommission sagte, erst allmälig bilden kännen. IlI ter diesem Gesichtspunkt allein habe ich «eine Anfrage eingebracht. g» persöa- sicher Empfindlichkeit habe ich thatiüchlich, wie gesagt, kenn«, Anlaß gegeben. Ick sähe daher auch keinen Grund, Ihrem Verla ngen gemäß aus die dem Reichstag vorbehaltene Immunität der freie,, Meinungs äußerung zu verzichten, wenn ich e« überhaupt für gesta tl.et hielte, ein solches Präcedeuz herbeizusühre». gez. L. Be.inberger. * Die der deutschen Flußschifffahrt geschaffenen Er leichterungen haben e« derselben möglich gemackpt, der Con- currenz der Eisenbahnen erfolgreich zu begegnen. Mau be rechnet die Tragfähigkeit der gesammten deutschen Fluß- und Canalschiffsahrt jetzt auf 29 Millionen Centn«, wobei die Elbe allem mit rund 10,000 Schiffen mit 14 Millionen Ccntncrn, also beinahe mit der Hälfte Theil nimmt. Die Dampftrast aus der Elbe bi» Hamburg verfügt gegenwärtig über 30 Kettendampfer, 46 Raddampfer, 1 Schraubendampfer, l4 Packetdampfcr, 3l Personendampser, durch welche gleich- zeitig auch Gitter befördert werden und 11 Dampskähne, im Tanzen über 134 größere Dampfschiffe, zu denen noch 3 für Luftfahrten von Magdeburg nach Hcrr-enkug bestimmte Dampfer, sowie die Bereisung«, und Schleppdampfer der Strombauverwaltungen hinrutreten. Auch auf den übrigen ^rößcrcn Strömen und Flüssen Deutschland« macht sich eine ländige Zunahme der Frachlschiffsahrt bemerklich, womit die Tendenz nach Verwendung von Fahrzeugen möglichst großen Raumgehalte« Hand iu Hand geht. * Da» Zerwürfniß zwischen Frankreich und China wird täglich cssenkundiaer. ES stellt sich jetzt berau«, daß Frankreich mit dem Abschluß de« Vertrage« von Tientsin in gewohnter nationaler Leichtfertigkeit und Un bedachtsamkeit zu Werke gegangen ist, daß General Millot sich über die thatsächlichen Verhältnisse iu souvcraincr Nicht achtung binwcgsetzte und den Befehl zur Besitzung Lang- son« eigentlich ganz in« Blaue hinein ertheilte, in der Annahme, daß alle seine Anordnungen eo ipso den Beifall oder doch mindesten« die stillschweigende Duldung des Pekinger CabinetS finden müßten, lieber die Tragweite diese- Jrkthum«, in welchem außer General Millot noch ganz andere Leute befangen gewesen zu sein scheinen, gielr die von Herrn Ferry dem Ministerrathe mitgethcille WillcnSmeinung de« Tsong-li-?)amen hinreichenden Aus schluß. Mittlerweile aber ist die Pariser Presse China gegenüber in einen Chauvinismus verfallen, der die Dinge im denkbar einseitigsten Lichte erblickt und kincSsallS al« ein der Verständigung beider Mächte förderliche« Moment be trachtet werden kann. Die au« chinesischen Quellen geschöpfte Reuter'sche Darstellung der Affaire von Langson ist auch nicht darnach angethan, Oel aus die Wogen stürmisch bewegter nationaler Leidenschaften der Franzosen zu träufeln. Denn wenn e« an dem ist, daß französische Truppen von den Chinesin znrückgeworfen sind und sogar fünf Osficiere in feindliche Gefangenschaft fielen, so erscheint die französische Waffeurhre in einer Weise tangirt, daß ihre Herstellung einer eclatauteu Genugtbuung bedarf. Zu einer solchen sich berbeizulassen, dürste sich aber Clnna schwerlich bewogen fühlen, so lange Frankreich übereilte Politik macht und die darau« sich ergebenden nachtheiligen Cvnsequenzen auf Andere adwälzen möchte. Herr Li-Kong-Poo, der gestern in Paris angekommene chinesische Gesandte, .soll" Herrn Jule« Ferry „beruhigende" Erklärungen gegeben baden. Diese« „f0>" klingt nicht ganz unverfänglich angesichts deS Umstande«, daß Herr Fprry einer solchen Erklärung auf daS Dringendste be- nöthiat ist. Einen sehr verläßlichen Gradmesser für de» Stand der französisch-chinesischen Beziehungen hat man übrigen- an den bei un« für chinesische Rechnung erbauten Krieg-schiffen, insofern ihre Abfahrt nach dem fernen Osten abhängig ist von der dortigen politischen Coiisiellation. Da ist e« denn gewiß sehr bedeutsam, wenn au« Stettin gemeldet wird, in Folge eine« am Mittwoch in Swinemünd« ein gegangenen Telegramm« sei di« Abfahrt der chinesische» Panzercorvette .Ting ?)»en" tzjg aus Weitere« verschoben worden. 34 Seeleute, welche sür die Corvette .Cbe» Duen" al« Besatzung von Stettin nach Swincmünde abgegangen waren, kamen von dort wieder zurück, da die Anmusterun 1 » » i'
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