Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-22
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ftüh 6'/, Uhr. Rr»«N<» »at Trpeöttio» Ioyanaesgasse 8. Sprechkuntkn drr Lrdarti«»: Bonninag« 10—12 llhr. N«chm>Iiaa» t—« Utzr. »er für Die «tchWf»l,e»», »eftt««ren Inserate »» M,e« v» 5 ll»r «achMtnaa», «»Es«»- ,»d Fefttapeu srii« bi» '/.»UHr. 3» dn» Flttale« für 3«s.-L«nai,»e: Ott» Elem«, UniversitätSstreh« 1. L«»t« Lischt, Ea«hari»r»str. >S,». nur »t» '/,» Utzr. Mmtzer Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage LV,LO«. ^bonnementSPrei» Viertels. 4'/, ckNK. mcl. Bnngenodn 5 Mk, durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer'20 Ps Belegexemplar 10 Ps. Aebübren jur Extrabeilage» (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Lostbesördernng 39 Mk. »1t Poftbcsörderung 48 Mk. Inserate Kgeipaltene Petitzeile 20 Ps. Eröhere Schriften lau, uns. PreiSvrrzeichn'ß. Tadeüarrjcher u. Zifferniatz nua> yöycrin Tarii. Ucrlamen unter dem RedaciionS strich die4gesoalt. Zelle SO Ps., vor de» Familien » achrichten die bgcjpcisteiic Zeile 40 P'. Inserate sind »eis an die tzrrprvrtiorr zr senden. — Naoaii i.uro »m,l geit-ve.:. Zahlung pruvuuii^rauao oSer vurcr, P st. aachnahme. ^- 203. Mittwoch ven 22. Juli >885. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. vel>»i»kt«chia^ Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben Wir beschlossen, unerwartet der Feststellung de» in der Be« arbeilung begriffenen südöstlichen Bebauungsplanes, die «Ltratzenfluehtlinien de» Döseaer Wege» in Gemäß- heit de- Planes Nr. 2184 unter Annahme einer Straßen- breite von 18 m und init der Maßgabe von dem Punkte ^ diese« Plane« ab sestzustellrn, daß weder der freie Platz am Anfänge de« Dvsener Wege« bei jenem Puact«, noch die Einmündungen der Straßen v. 6 und V srstgestellt sein sollen. Wir bringen die« hierdurch mit dem Bemerken zur öffent lichen Kenntniß, daß der vorerwähnte Plan »te« Wochen lang zu Zedermann« Einsicht auf unserem Bauamte (Rath- Haus, 2. Etage, Zimmer Nr. 14) ausliegt und daß etwaige Widersprüche bei deren vertust binnen vierwöchentlicher, vom Tage der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung in den Leipziger Nachrichten ab zu berechnende» Frist schriftlich bei uns anzubringen sind. Leipzig, den 17. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Wiftsch, Ass. raße mit Der Trüawaarenmarkt des Ricolatktrehhofe», der Nicolat» und RitterftraOe wird vom AS. laofendea Monat- ab wegen Abbruch« der PrediaerhLuser aus de« Nicolaikirchbose und A«pbaltirung der Grnnmaisckren Strai nach dem Aletfeherplatze verlegt und dort gleichzeitig dem Gurkenmarkte abgebaltea werden, wogegen der auf diesem Platze in der letzten Zeit stattgefundene DdErmarkt auf den freien Platz vor die H. Bürgerschule Verwiesen wird. Leipzig, de« 20. Juli 1885.' Der Rath der Stadt Leipzig. - ^ vr. Trvndlin. Kretschmer. Vklmnnliimchniig. 8k Hie am 9 dsS Mts. zur anberweile« Verpachtung ver- eigerten Abtheilungen Nr. 27—30 der Gärten auf der der !tadtgememde Leipzig gehörigen, an der Eutritzscher Straße elegenen Parzelle Nr. 2707 der Stadlflur sind verpachtet "und eS werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Bieter in Gemäßbeit der versteigerungsbedingnngen Ihrer Bebot« hiermit entlassen. Leipzig, den 18. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Gtöß. Wegen Umlegung der Pserdebahngleise in der Sntrttzscher Strasse wirb dieselbe vom AS. diese» Monat» ab, dem Baufortschritte entsprechend, streckenweise für allen unbefugten Kahrverkehr gesperrt und aus di« Dauer de« Baues der Rampe in genannter Straße der Fährverkehr »wischen Eutritzsch und Leipzig über den viaduct in der Berliner Straße und den sog. Hölzernen Handweg verwiesen. Zuwiderhandlungen hiergegen werden mit Geld dt» z« «v oder mit Hast bi» zu 1» Lagen bestraft werden. Leipzig, den 20. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Krumoregel. 8 Erledigt at sich unsere Bekanntmachung vom 8. lauf. Monat«, den Schneider Johann Friedrich Rotte betreffend, durch dessen Gestellung. Leipzig, am 9. Juli 1885. Der Rnth de« Stadt Leipzig, stzlrnrenanet.) Ludwig-Wolf. Werner. Manulmichm«. In unserem Firmenregister ist bei der uuter Nr. 8SL ringe- tragenen Firma: „Eduard Etehh««" 1» Targa« »»folge Verfügung vom ». d. Mt«, heute Folgende« ein getragen worden: Der «aiismaa, Friedrich Earl Fischer ,» Targa« ist al» Gesellschafter in da« Handelsgeschäft eingetreten und wird dasselbe unter der bisherigen Firma alS offene Handeltgeseltschast fortgesetzt. vergleiche Nr. bl de« Gesellschast-register», «»selbst dies« Firma a»d«r»eit eingetragen ist. Dagegen ist unter Nr. öl unsere« LesellschastS-Register« die seit da« 1. In« 1S8S bestehende Handettgelellichast ^ „Eduard Steptza«" z» Targa« mit 1) dem Kaufmann «tltzklm Eduard riephau zu Targa«, 2) dem Kaufmann Frtkdrtch Earl Fischer daselbst, als Gesellschafter» zufolge Verfügung vom 6. d. M. heute eingetragen worden. Dorga«, de, 9. Juli 1885. E»utgl«che» Amtsgericht. Jo unserem Firmen-Skegister ist bei der unter Nr. 34 «tuge« tragenen Firma ^ I. v. Schmidt zu Torgau zufolge Verfügung vom 6. d. M. heute Folgende« ein getragen worden: . Der «anfman, Ephraim Richard »«edel ,n Targa» ist als Gesellschafter in da« Handet«geschäst eingetreten und wird dasselbe uuter der bisherigen Firma als offene HandelSgeselljchas» fortgesetzt. vergle '"gleiche Nr. SO de« Se!ellschast«register«, »aselbst dies« Firma aaderweitig eingetragen ist. Dagegen ist unter Nr. SO unsere« GesellschaftSregisterS die seit de« 1. Juli 18SS bestehend« Handelsgesellschaft ^ s. ». ««»tdt » Targa» «l» 1) dem Kaufmann J-Honn «ottlad Ech«1d» in Targa«. 2) dem Kausmaau Ephraim Etchard «aevel daselbst al« Geiellichastkra zufolge veriügun, »am k. d. Mt», heute ein getragen worden. Dorgao, den S. Juli 188b. Edntgllche» Amtsgericht. Souuerstag. »r» SS. »«. »t«. voa srüh S Uhr a» »ub Sauuapeup. »SS. - » - 6 - - «oerdeu die Negimeuter der Garnison da« Prüfung«schießen in Ab- tHellungen aus dem zwische» de» Schießstände» gelegene» Theil» der Zlrithrinne abhalten. Zur Sicherung de« umliegenden Terrain« oerde« Milttatr-Paste» ausgestellt, bereu Luarduungeu «ubediugt Folg« zu leisten ist. Leftqtg, am «. Juli 188b. Etntgltche» Sarutsau-Tommand». Dt« «atzlen- nud Petrolrumlirserung für da« Landgericht oud hi» Staatsanwaltschaft Leipzig ist »ergehe». Etntgl. Laädgertcht Letpztg. de« »t. Aull 188». tzklumiimiihimr. Dir tu unserem Firmenregister unter Nr. 89 eftrgetrngene Firma «. «. Petzold zu Schilda« ist mittelst folgenden vermerk«: diese« Handelsgeschäft ist unter der veränderte» Firma „Emil Petzold" auf den »ansmana Smtl Earl N^nhald vetzald zn Schilda« übergegangen »ud demgemäß die Firma T. W. Petzald erloschen, »»folge versügung dom 11. Jnli 188b am nämlichen Tage ge löscht worden. Dagegen ist unter Nr. 271 desselben Realster« die Firma „Smtl Petzold" zu Schilda« nnd al« deren Inhaber der Kaufmann kmil Earl Neinhold Petzolp za Schilda« znsolge Verfügung vom 11. Juli 188b am nämlichen Tag« eingetragen worden. Torgau, deu 11. Juli 188b. Eüntgliche« «mt»-»ertcht. Nichtamtlicher Theil. Ungarische Zustönde. * In der ungarischen Presse und den nationcrl»mc> Kreisen ist gegenwärtig ausschließlich nur von den .Magyari schen Culturvereinen" die Rede, Vereinen, welche die nationale Opposition der Siedenbürger Sachsen und Rumänen brechen und den MagyariSmuS in ganz Siebenbürgen gewaltsam fördern und verbreiten sollen. In allen ungarischen Zeitungen, Bereinen und Gesellschaftskreise» sind für die .Eulturvereine" Geldsammlungen eingelcilct worden, an denen sich auch der Adel mit namhaften Beiträgen betheiligt; ja sogar der ungarische Romanschriftsteller Moritz Jäkcri nimmt an dielen Sammlungen Theil, »idem er, wie wir schon an anderer Stelle berichtet haben, fllr seine Verehrer autographische Albumblälter, jede- für zwei Gulden, feilbietel. Im ganzen Lande, besonder« in den unverniischt magyari- chen Gegenden, wo der nationale Fanatismus ein hochgradiger ist, reisen zahlreiche Agenten und Sendlinge umher, welche die schleunige Magyarisirung Siebenbürgen- geradezu als eine brennende Frage bezeichnen. Von diesen Agitatoren werden zumal die Siebenbürger Sachsen al» ein " aufen verknöcherter deutscher Spießbürger und heimtückischer eaetionaire bezeichnet, welche, wie .alle Deutschen" jedes freiheitlichen Gedankens und Aufschwünge» völlig unfähig, und deshalb von keinerlei Fortschritt und wirklich geistiger Entwickelung etwa« wissen wollen. Auch aus die Ereignisse des Jahre« l848 wird zur Verdächtigung der Siebenbürger Sachsen zurückgegrisfrn. Auch damals, heißt e« in den magyarischen Blättern, Verbündeten sich diese Deutschen mit den Erzfeinden der ungarischen Nation, denen sie die ver ächtlichsten Spionen- und Handlangerdienste gegen klingende Bezahlung leisteten. So sei e« also hohe Zeit, diesen Ver- rtithern die ungarische Faust zu zeigen und mit ihnen gründ lich aufzuräumen. — In dieser Tonart fallen gegenwärtig alle chauvinistischen Blätter über die Sicbenbürgcr Sachsen her und verlangen im Wege der „Cuiturvcreine" geradezu ihre Ausrottung. Bezeichnend ist, daß der hochofficiöse „Nemzet" mit den übrigen in Ungarn seßhaften Deutschen, besonder« mit denen PestS und der südlichen Eomitate, ziemlich glimpflich verfährt, ja diese sogar wegen ihre« ungarischen Patriotismus belobt und den Siebenbürger Sachsen als Muster empfiehlt. „Die Deutschen der Hauptstadt und der südlichen Gegenden", sagt da« Regierungsblatt, „sind in der Regel treue Anhänger ihre« ungarischen Vaterlandes, dessen politische, sociale und gesellige Vorzüge sie im Gegensätze zu der Eintönigkeit, schläsrigen Bierduselei, Knickerei und Ungastlichkeit deS träge dahinschlei- chenden deutschen Lebens bald erkennen und zu schätze» wissen. Der offene, ritterliche Charakter der ungarischen Nation, ihre Freiheit-liebe und Begeisterung für alle« Edle und ibr« welk» berühmte Gastlichkeit, lauter Eigenschaften, die aus alle Fremden so große Anziehungskraft üben, verfehlen auch nicht ihre Wir kung auf diese Deutschen, von denen sich iedcS Jahr Viele magharisiren und so für immer der ungarischen Nation an» schließen. Sie Hallen e- fortan mit dem bekannten so zu treffenden ungarischen Sprichwort: „Litrn llungariam ucm ost vita, et 8i 68t vita, non Vst ita." — Nach dieser Verherr lichung dc« MagyariSm»« wendet sich der.Nemzet" wieder gegen die siebenbürger Sachsen und ihre .vaterlandsseindliche Agitation', mit der indeß der ungarische Staat keinerlei Rücksicht haben dürfe. Diese Agitation» heißt e« weiter, sei um so aussichtsloser, weil in Siebenbürgen wie in ganz Ungarn da« magyarische Element sich fortwährend vermehre, wäbrend die deutschen und übrigen fremden Nationalitäten sich von Jahr zu Jahr verringern. Diese Thatsache sei statistisch nach» zuwcisen. Im Jahre 1846 beliefen sich die Magyaren Ungarns aus kaum 4 Millionen, während die Volkszählung vom 3l. December 1880 6,l65,088 Magyaren ergab. Der magyarische Stamm hat sich also Im Lause von 34 Jabren »m 2.165.088 Angehörige vermehrt. waS natürlich di« Ehau- vinlstcil Mit große» Hoffnungen für die Zukunft ersvllk und gleichzeitig die so gewalttbätige magyarische Propaganda der Gegenwart erklärlich macht. ES seblt indeß keineswegs an Stimmen, welche sich über diesen scheinbare» Aufschwung de« Magyari-mus bedenklich genug äußern. In Ungarn selbst darf man freilich virsr Skinilnen nicht suchen, Venn dort wirb Alle» sofort nieder- geschneit, WaS an kem schließlich«« Erfolg» der gegenwärtigen chauvinistischen Politik und der Regiernngsivirlhschasl veS Herrn v. Tisza und seine» Anhanges zu Zveiseln wagt. Dagegen werden bereit» in Wien Bedenken laut, die um so bezeichnender und beachtenSwerther scheinen, wenn man sie aus v«e Quell« prüft, aus die sie zurückzuführrn sind. So bringt die hochofficiöse Wiener .MontagS-Revue". die besonders mit dem Auswärtigen Amte aus dem Ballbau»- platze Fühlung besitzt, schon seit längerer Zeit eine Reihe Artikel, die sich Uber die Verhältnisse und politischen Be strebungen in Ungarn in keineswegs anerkennender Weise äußern. Wir können e« un» nicht versagen, auS einem dieser Artikel die wesentlichsten Stellen hier anzuführen. Nachdem derselbe die Lage der Din^e in Siebenbürgen durchaus nicht im magyarensrrunvlichen Sinne erörtert, siibrl er fort: .Man droht den Rumänen und Sachsen mit allerlei Repressalien und Slrasmaßregeln und mrinl, dadurch diese Nationalilälen für die .ungarische Slaalsidee" gewinnen zu können. Die Thatsachen haben eS noch jederzeit gelehrt, daß man aus solche Weise daS etwa vorhandene Uebel nur ver schlimmert. Die Ursachen der unzweifelhaft bestehenden Ver bitterung der nichtmagyarischen Volssslämmemüßlenunparteiisch erforscht, geprüft und beseitigt werben. Da» gebietet sowohl das Interest« Ungarn- überhaupt wie jene« der magyarischen Nation insbesondere. Gcwallmaßregeln haben die Nationali tätenfrage noch nirgend» in befriedigender Weise gelöst. E« müßte lies bedauert werden, wenn die maßgebenden Kreise de» chauvinistischen Schreiern Gehör leihen würden." — Nun kommen in dem Artikel der .MontagS-Revue" die wirlhschast- lichen Fragen Ungar« an die Reihe. „Charakteristisch für die ungarischen ProductionSverhält- nisse auf dem Gebiete der Industrie und de» höberen Gewerbe-, heißt eS da, ist dir Thatsache, daß hier jedeSmal die Regierung die Initiative ergreifen muß. Die Gesellschaft, respective die producirenden Schichten der Gesellschaft selbst, empfinden weder den Trieb, noch besitzen sie den Muth und die Kraft, au» sich selbst einen Schritt nach vorwärt- thun zu können. So verdankt man die freilich immer noch sporadischen indu striellen Unternehmungen großentheilS der Mitwirkung oder gar der unmittelbaren Anregung der Regierung. In ähnlicher Weise soll jetzt auch da« Kunsthandwerk in Ungarn cingebür gert werden; desgleichen ist die Gewinnung einer Lehrmittel Industrie wesentlich aus die Initiative des UnlerrichlSmmlsleriuuiS zarückzusühren. Ja auch die Förderung der eigentlichen Kunst wird von den Ungarn fast ausschließlich der Wirksamkeit der Negierung überlassen. Diese Lässigkeit, Gleichgiltigkeit oder Schiassbeit der ungarischen Gesellschaft birgt bedeutende Gefahren in sich. Sie ist auch mit eine der wesentlichen Ursachen, daß die öffentlichen Angelegenheiten Ungarns nach und nach gänzlich in gouvernementale Gewalt gelangen und demzufolge eine ungewöhnliche, auch politisch bedenkliche Centrelisalion statl- sindet. DaS Bewußtsein wahrer Freiheit und Autonomie scheint je länger je mehr dem öffentlichen Leben Ungar abhanden zu kommen." ES muß in der Thal schon schlimm genug in Ungarn sichen, wenn sich die hocbossiciöse „MontagS-Revue" Uber die dortigen Verhältnisse in dieser Weise äußern darf. Besonders schwer in- Gewicht fällt aber der Umstand, daß daS genannte Blatt ein Organ deS Wiener Auswärtigen AmleS ist. an dessen Spitz« sich Graf Kalnoky, ein ungarischer Magnat, befindet. Leipzig, 22. Juli 1885. * Mehrsorderungrn für Zwecke deS Heere- und der Marine, von denen schon jetzt vielfach die Rede ist, werden, wie man der .Nationalzeitung" schreibt, erst bei der künftigen Vorlage wegen Erneuerung deS >m März l888 ablausrnden Militairseptennats zu erwarten sein. Diese Mehr- sorderungen werden sich voraussichllich aus vier Puncle be ziehen. die gegenwärtig noch der sorsältigen Erwägung an den maßgebenden Stellen unlerlieaen. Zunächst handelt es sich um die schon häufig erwähnte Vermehrung der Artillerie. Vorzüglich wird eine Vermehrung deS Pscrbcmaterial» an- gestrebt, damit eine auch sllr Kriegszwecke ausreichende Be spannung der Geschütze schon in tzriedcnSzeiten ermöglicht werde. Zweitens ist die Bildung neuer Cavallerie-Divisionen inS Auge gefaßt worden. Drittens strebt man eine der ge wachsenen Bcvölkerung-zahl entsprechende Erhöhung der HeereS- präsenrziffer an. Der jetzigen Präsenz liegt die Annahme einer BevölkerungSzifser von 42,727,400 zu Grunde. Die nächst« Volkszählung dürste aber eine wesentliche Erhöhung Vieser Zahl ergeben, welche schon bei der letzten Zählung um 3 Millionen überschritten war. Endlich beschäftigt man sich sehr lebhaft mit der Frage einer Aenderung in der Aus rüstung unsere» Heere». In letzterer Hinsicht ist besonder» daran zu erinnern, daß bereits vor längerer Zeit die Aus schreibung von Preisen sür daS beste Schubwerk und sür leichte Tornister erfolgt ist und daß die vadurcb erzielten Ergebnisse zur Zeit der Prüfung unserer Mililairverwaltnna unterliege». Alle diese Fragen sind indessen noch zu keinem Abschlüsse ge kommen und werden die gesetzgebenden Körperschaften deS Reiche« auch erst bei der Erneuerung de- SeplennatS be schäftigen. * Fürst Chlodwig Hohevlohe-SchillingSfürst. der von Berlin »ach Varzin weitergrreist ist. ist zwar noch nicht förmlich zum kaiserliche» Statthalter von El saß-Lothringen ernannt, jedock unterliegt eS keinem Zwrisel mehr, daß die kaiserliche Ernennung demnächst erfolgen wird, da er diese ihm angebolen« Stellung jetzt endgillig angenommen hat. Die Wahl, welche die ReichSregierung in ihm getroffen hat, ist (so wird ofsiciöS aus Berlin ge schrieben) unter den gegenwärtigen Verhältnissen die glück licksie, die getroffen Werken konnte. Der Süddeutsche wird den Elsässern doppelt willkommen sein, zumal er jetzt wäb rend seine» elfjährige» Aufenthalts in Frankreich die beste Gelegenheit gehabt hat, die guten wie die schlechten Seiten sranzvsischer Verwaltung kennen zu lernen; die alteentscbc« Beamten aber können nm so mehr mil seiner Wahl zu- srieven sein, als der Fürst die Grundlagen seiner Ver- WaltungStbätigkeit sich im preußischen Staatsdienst, als Aus- cultator in Ehreiihreitslei» und alS Referendar in Potsdam, gelegt hat. Was aber daS Wichligste ist, Fürst Hohenlohe bat in seinem reicbbewegten Leben, vor Allem als bayerischer Minister nach >866 und al- deutscher Botschafter i» Paris seit >874, aus den schwierigsten, verantwortung-reichsten Posten stet- bewiesen, daß er der richtige Mann an richtiger Stelle und ganz und takclSsrei seiner Ausgabe gewachsen war. Sv wird denn auch jetzt allseitig die Erwartung und vaS Ver trauen gcbegt, daß seine Berufung alS Statthalter sür die NeichZlande eine neue glückliche Äcra beoenten werde. Der Fürst ist erst 66 Jahre alt. vollauf rüstig; zu seinem guten Willen bringt er v,e beste Arb ilskrast mit. I» den maß gebenden Kreisen Frankreichs aber wird der Fortgang dieses alle Zeit als maßvoll, patriotisch, entgegenkommend und taktvoll bewährten ausgezeichneten Diplomaten als ein schwerer Verlust empfunden werden. Sei» Nachfolger, als w.lcher in unterrichteten Kreise» der Botschafter in Petersburg, General Schweinitz, angesehen wird, wird große Mühe haben, diese Lücke voll auSzusüllen. *Zu dem Paderborner Handel schreibt die ..National liberale Correspondenz": „Zu Beginn de» Pater! orncr Handels werfen wir die Frage aus: „Wer rcgici' : i ilho- lische Kirche in Deutschland, die amtlichen geistlich >. .uilvri- tälen, also in erster Linie die Bischöfe oder die Hetzer und Demagogen in der Presse?" Jetzt, nachdem die Angelegenheit zur böcbsien Befriedigung der .Germania" beigelegk isl, kann sie Antwort auf jene Frage Niemandem mehr zweifelhaft sei». Die Schreier in der ultramontanen Presse haben über Papst und Bischöfe einen glänzenden Sieg davongelragen. Man erinnere sich, daß der vielbesprochene Stuvienerlaß te- Pader- borncr Generalvicariat» vor fast einem vollen halben Jahre ergangen war, selbstverständlich in den weitesten kirch lichen Kreisen bekannt sein mußte und nirgends Anstoß erregt hatte. Da zerrten vor Kurzem etliche klerikale Hetzblätter, denen der .Culturkampf" nickt mehr lustig genug ging, die Stimmung zu flau und der Ton zu matt war, diese» Schrift stück in die Oeffentlichkeit und erhoben darüber ein Geschrei, als ob zum ersten Male der Verrath in die Kirche selbst ein gebrochen wäre, lind sie zeterten, lärmten, polterten und drohten so lange, bi< Papst und Bischof erschraken und sich diesem wüsten Trrrori-mu« untwarfen. Weber Curie noch Bischöfe können heutzutage mehr einen Schritt deS Entgegenkommen» und der praktischen Fürsorge für wohlverstandene kirchliche Interessen thun, wenn eS nicht die „Germania" und deren hetzende Hintermänner ge statten, VaS ist die Lehre, welche der Verlauf der Paderborner Angelegenheit enthält. Diese Lehre kann nicht verloren sei«. So lange solche Mächte Uber di« Kirche herrschen, kann von weiteren Verständigung-Versuchen nicht die Red« sein. Eine wahrhaft klägliche Rolle spielt dabei der früher so stolze deutsche Episkopat. Gegenüber dem römischen Stuhl hat er bleibenden Gewinn wird der Vorgang auf alle Fälle be wahren, daß wieder einmal klar vor aller Welt bewiesen wurde, daß einer der meist angefochtenen Bestandthrile der Maigesetzgebung, die Bestimmungen über dir geistliche Vor bildung. reck' wohl mit den Leben-bedinaungen der Kirche vereinbar sind und sehr wohl von der letzteren anerkannt werken könnten. Da« ist amtlich durch einen Bischof an- erkannt und monatelang ruhig hingenomme« worden, und daran ändert e« nicht-, daß schließlich unter dem wüsten Toben der ultramontanen Heißsporne ein Widerruf erfolgt ist.' * Der Bischof von Eichstätt, vr. Franz Leovold Frhr von Leonrad, veröffentlicht in mehreren Blättern folgende Er klärung: „verehrte Nedactkoa l In Bezug auf die Angriffe, »elch« i, einigen Blättern gegen mein« Person gerichtet waren, ersuch« sch die geehrte Redaktion, me Erklärung zu veröffentlichen, daß ich weder »or meiner Nomretse noch während meine» Ausenthaltei ln dieser Stadt, noch seit meiner Rückkehr ln meine Dlöcese über den vielbesprochenen „Paderborner Erlaß", der mlr erst durch dl« öffentlichen Blätter bekannt wnrd«, oder über lonstlge Verhältnisse in jener Dlöcese weder mündliche noch schriftliche Miltheilungen an irgend eine maßgebend« Person oder Slelle in Rom gemacht habe. Eichstätt, 17. I-ll. ff Franz Leopold, Bischof von Eichstätt." WaS der Passus bedeuten soll, wonach sich der Bischof nicht an irgend eine maßgebende Person oder Stelle in Rom gewandt habe, muß dahingestellt bleiben. * Prinz Albrecht von Waldeck, ein Vater-bruder- sobn de» regierenden Fürsten, Rittmeister bei den neunten Dragonern in Metz und früher bei den Dentzcr Kürassiren, hat sich der „Kreuzzeitung" zufolge am 16. d. M. aus Schloß Au in Oesterreich mit der achtzehnjährigen Prinzessin Luise zu Hohenlohe-Ocbringen, einer Tochter des Prinzen Felix Hohen lohe und der Prinzessin Alexcmdrine zu Hanau, verlobt. Der Bräutigam war in erster, nicht edcnltirtiger Ebe mit einer englischen Prediger-tochtcr, späteren Gräfin von Rboden, ver> heiralhct und ist seit 12. December 1883 verwillivet. * Am l4. d. M ist in Baden-Baden der hochanHe- sebene Ncilersührer Generallieulenant z. D. v. Wrighk, im Alter von 64 Jabren verstorben. Ein geborener Engländer, war er schon l839 in preußische Dienste, zuerst in- 7. lllaiicn« Regiment, eingetreten, halte mit diesem die Feldzilae »i der Pfalz und Baden >849, dann alS Adjutant deS Chefs dcs Generalsiabes v. Mottle den deutsch-österreichischen Krieg und hieraus als Commandeur der slinsten Rheinischen Dragoner und später alS Ober-Ouartierineister der zweite» Armee den französischen Krieg milgemacht; dann wnrde er der Gcncral- stabSches Gvcben'S, 1874 Commandeur der 30. Cavallerie- brigade und 1880 Commandeur der Elsässiscbe» Cavallcric- division. bis er im Februar vorigen Jahre- wegen Krankheit in den Ruhestand treten mußte. Er war ein beliebter, tüch tiger Ossiccer, dessen die preußische Armee u»c> besonders die Eavallerie ftclS mil Ehren gedenke» wird. - « * * Di« katholische Centriinidpartei in Oester reich wird, aller VoranSsiwt narb, ceun doch erstehen; ja Melkungen slawischer Blätter, so res H.i»ptorgn»S der Jung- czcchen, stelle» die Bildung des kalboliichen Centn»»» oder deS „dentsch-coiiiervaliven ClnbS". wie sich die neue Fraktion nennen diiisle. in 'i brre Anssicht. JeSensallS wird die Fehde, die in den letzt-» Tagen so erbittert m de» ultramontanen Blättern Deutschlands n»o Oesterreichs geführt wuiSe, in den nächsten Tagen ihrem Enke c> lgegengebe», da die Fürsten Liechtenstein, vo» allen Fraktionen der R chlen aedrängt, ihre Haltung offen kiindzugeben nicht weiden umhin können, zu den Vorschlägen deS Hofratbs Lienbacher Farbe zu bekennen. Hosratb Lienbacher — wiewohl beute al» Wilder, außer jeder Parteiverl'lnNiiig stehend — ist die lrcibente Krall, di« Fürsten Liechtenstein sind die Repräsentanten deö sogenannte» Liecbten- Itciiiclubü. In Lienbacher lebt nächst dem ultramontanen Interesse ein wirkliche» deutsches Nationalbewußtsem, damit stebt aber Lienbacher neben den Mitgliedern dc- Liechtenstein« clrrb« vereinzelt da. Wenn der Liecbtenstein'sche Heerbann je mit der deutschen Opposition stimmte und stimmen wird, so geschieht die» an» principielle» und localen, aber bei Leibe nicht au» allgemein nationalen Interessen. ' So politisch indolent ist aber auch der deutsch-klerikale Alpen»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite