Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlbindung nach S. 3714: 3. Beilage vor 2. Beilage gebunden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-12
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh S'/.UHr. Lröuttoll und «»PkdNiuu Johannesgaffe 33. Sprechkuuden der Krdactiou: vormittag« 10-IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. gl» dt« «La,«»' kt»,klL»rlrr «t»n,lcrl»t, «cht sich »u n«r»ctt«» »tcht »«rtttLtluv. vnnah»« dar für dt« «ichftf«l»e»de Nummer deftimmte» Inserate an Wschentasen dt» 8 ttdr Nachmittags, au Eauu» und Kesttage« früh di» '/,S Uhr. 3u den Filialen für 3ns.-^nnah»n Otto Klemm. Universiiätsstraße LI» Laut» Lösche, Katharinenstrabe 18, p. nur dt» '/,8 Uhr. ciWgtr.TtUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 1S4. Tonnaben- den 12. Juli 1884. Auflage 1S,SVO. IU>onnemeilt«preig oiertelj. 4V, KN- incl. Bringerkoha 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) Ohne Postbesöttderung 39 Mk. «lt Poslbesörderung 48 Mk. Inserate bgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach HSherm Tarif. Uerlamen unter dem Urdartionostrich die Spaltzeile SO Ps. Inserat« sind stets an die l-rpedittan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraenuun-rniiäo oder durq Psft- uachnahme. 78. Jahrgang. Jur gefälligen Achtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag» »an IS Juli» Bormittags mir bis 'stS Uhr geöffnet. Lxpexlltton des l elprlger 7'LKtzdlLttvs. Amtlicher Theil. Im Monat Juni er. gingen beim Armeaamte hier ein: 8000 Bermächtniß de» am d. Mai d. 9. verstorbenen Herrn Kaufmann Johann Friedrich Wilbelm Kitze, durch Herrn Rechtsanwalt vr. P. Hothorn, 4 » 98 - Zechschuld de» R. R. durch W. K-, 18»—. Geschenk vom „Almenrausch", Verein junger Kaufleute, SO » —«Al- Sühne in einer Privatklagesache F. V. '/. L. W., durch Herrn Rccht-anwalt vr. je. Albert Gentzsch, — - 50» Al» Sühn« in Sachen G. H. /. F. E. G. C- L. H. '/. S. C. K. -/. L. S. E. K. '/. » S. C. K /. «. S. «. M. -/. R. H. E. K. -/. P. V. . M.'/. M. M. . H. R. C. B). «. V. ». H- H. D. V.K.G. v M. -,.E.F». '. D. -/. K- G durch Herrn Friedensrichter Eonrad, 3 » — » 2 - —- - - 2.—. - 2 K — » - A - —- B IS-—- - - - —B - 8 - — A - 3 - — - F 11 - - - 10-—- - 3 - —- » - B O B 0 B « B B B O - - — - 8 - — - B » B 0 O - - durch Herrn Friedensrichter G. A. Jauck «on. 1» —»» ,« « 2»—»» »» » 2 » —» « » « » 1»—»» »» « 20»—»» «» « 4»—»« «» » 1 » —» » » » » 3150^48-s Sa. Dankend quittiren wir hiermit. Leipzig, den 4. Juli 1884. Der Nalh der Gtndt Seipztg. (Ar«eua«t.) Ludwig-Wolf. Lge. durch Herrn Friedens richter Nagel, vekLimllltscluiiiz. Von den Rntllcksn Lerirllirerain«» I^ipriz 8tndt und l^lpnftr laock atnck dlorw»tird«ittwwit0tz:«u kdataeetollt wordan, walod« lw Vsrsiui^ebiel. bei »bauaotiiisaaeoäsn Oootraoten »blocken dan Xeritao und Lrandencaaaan »I» Ornudlag» «Hanen aoUan. lutaremeotao können Abdrücke dieaer Semimmnn^an ron den anterneicbosten Verein»roratLnäan denleben. I.«prig, «un 11. ckuii 1884. via Vvrntänd« dar Lrnttleh«» LenIrKnreret»» Lelpnt» 8t»dt und Iwlpnl» l-aus. vr. kloii. vr. 81«ir«l. Per im hiesigen Georgenhause drtinirt getoeseue Schuhmorber- lehrling PaltzearpuS JahanneS Carl Natz, am LS. Jannar 1868 in Leipzig geboren, ist vou dem ihm am 4. vorige» Monat» gestatteten LuSgange nicht zurückgekehrt nnd treibt sich jedenfalls »ieder liedarlich umher. Wir bitten, denselben sm vetretnngSfalle fepznmhmen n»d »»S ungesänmt Mtttheilung zu machen. Leipzig, de» S. Jnli 1884, Da» Poltretamt »e, «tadt Letzqt«. vretschneibee.G. Die Katlen. und Pettalkum-Lteferuna für da» Landgericht upd di« Staatsanwaltschaft hier auf da« Winterhalbjahr 1884M ist versehe« . ^ «öuisl Landsericht Lei»,«,, am 11. Jnll 1884. Hoh-Asctton. I» Nalherfttötsmalve bet Liebertwolkwitz solle» Mittwoch, Heu IS. Juli »s». AS„ vou Vormittag S Uhr an, S eiche»« Ktömm« voo Lö—6S«n»Milte»ft.^ 10—11m Länge R ftchttne der,l. » Lb—38 » » » n—so» « 1b rathhuchene Klötze - L8—b? . » « 4—7 - » tz lt«hene »rrgl. - 23—28 . . . 4^h . » 727 etcheue »er,l. » 8—lOO» » »L.8—9 » » gegen Erlegung der geordnete, Anzahlung und unter den sonst b«. könnt zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert «erde», versammln»,: »»s Sem Tchla,« »m »rette» ve,e. Lrip,i,, am 3. Juli 1884. Kniverfttät«. Nniiamt. Gras. Vli-ahleiter. Unser kihulgeböod« soll mit Blitzableiter versehe» werde». Be» Werder «erd«, ersucht, sich an den hier Unterzeichnete» bt« spiteften» de» 1i. »s». Wt«.. ,n »enden. Thaoberg, de» 10. Jnli 1884. »er «emet»»e»arKa»tz. Franke. S-ßvkr-achluns. 8«n Berkanfe der der hiesigen Lommnne gehSrigra Hartobst- Plaut»,«» »>rd hiermit ein nener Termin ans Pt«„t»». »e» IS. Jnlt er., vormttta,» 11 Uhr. in »nserem Geschäft«,immer auf dem Kathhaus« anberaumt, wozu wir vietung-luüige hlerdu-ch einladen. Lamha a. U-, de» L7. Juni 1884. »er Ma,tstr«t. Vrlisnntmachuug. Lus dem Feftplatze des 8. Leutschen vundeSschtetzen» hierselbst tritt für die Zeit vom 17. bi« einschließlich 28. Juli eine vereintste P«ft- uua Tclrsraphen-Austalt in Wirksamkeit. Dieselbe wird sich mit der Annahme und Au«gabe bez. Bestellung von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefen, Postkarten, Druck sachen und Waarenproben, sowie von Postanweisungen und Tele grammen besaffen und den Berkaus von Post-Werthzeichen besorgen. Die Lerkehcöanstalt ans dem Festplatze wird von 7 Uhr Vorm, bi« S Uhr Nachm, skr den Verkehr mit dem Publicum geöffnet sein. Postsendungen und Telegramme, welche bet der Lerkehröanstalt aus dem Festplatze in Empfang genommen werden sollen, müssen mit der Bezeichnung „postlagernd Festplatz Leipzig" versehen sein. Leipzig, S. Juli 1884. Der tatserllchr Vöer-Paft»trrtt«r. In Vertretung Ealame. Nichtamtlicher Theil. Die Wahlreformbewcgung in England. Ein Blick auf die tiefgehende Bewegung, von welcher England gegenwärtig ergriffen ist, belehrt u»S darüber, we«- halb Gladslone seine schweren Niederlagen in der eghptischcn Politik zu überdauern vermochte. Zwei Millionen erwarten von ihm die Verleihung des ihnen bi«her vorenlbaltenen Wahlrecht-, und die Conservativen, welche die Mißerfolg« der Regierung in Egypten zur unausgesetzten Einbringung von TavelSanträgen ocnuhen, verfolgen mit diesen al« Haupt zweck, di« öffentliche Aufmerksamkeit von der Wahlresorm abzulenken. Dadurch läßt sich aber di« große Menge de« englischen Volke« Uber ihre Nächstliegenden Interessen nicht täuschen und wa» Gladstone bei den Vertretern der englischen Herrschsucht und der traditionellen Ueberhebung über die an deren Nationen schadet, da- nützt ihm der den Interessenten der Wahlreform. Man höre nur, wa- der Hauptredner der Kohlenarbeiler in Durham bei ihrem am 6. Juli abge- haltenenen Galamreting von den Gegnern der Wahlreform sagt«: „Sollen wir vielleicht vor dru Lord- aus di« Knie« fallen? Sollen wir jetzt und für immereiner erbliche» Wühlerbande gestatten, die gerechten Wünsche de- Lande- zu durchkreuzen, Gesetzentwürfe zu vereiteln, zu verstümmelt» und sie zur Thür hinauSzuwersen, wie r- ihrer Laune beliebt?'" Da- ist dle Stimmung, welche unter den Arbeitern in Eng land gegen die Mehrheit de- Oberhause- herrscht» deren Ge sinnungsgenossen im Unterhause Tadel-anträge gegen Gladstone stellen, um ihn zu Falle zu briogen, nicht etwa, damit Gorvon au» den Händen de- Mahdi befreit, oder damit die verletzte Ehre England- in Egypten und im Sudan wieder hergestellt werde, sondern damit ein Ministerium Sali-bury-Churchill die bevorzugte Stellung der oberen Zehntausend in ihrem vollen Umfange aufrecht erhalten kann. Da- letzt« Ziel der Wahlresorm ist die Beschränkung der Rechte de- Oberhauses, derselbe Grundgedanke, welcher die Versassung-revision in Frankreich durchbringt, trägt auch die Wahlresormbewegung in England. Sie ist ein weiterer Schritt aus der Bahn, welche zur Lahmlegung der Aristokratie al-Ziel führt. Des halb richtete auch Labouchöre an Gladstone die Anfrage, ob er bereit sei, einen radikalen Peer-scbub zu empfehlen und die Verschleppung von Unterhausbeschlüssen durch da- Oberbau» zu verhindern. Dieser Antrag wurde zwar von Gladstone so behandelt, wie er gemeint war, in Ironischem Sinne, aber in Wahrheit geht da- Streben der Liberalen allerding» auf die Verkürzung der Rechte de- OberbaufeS. Erklärte doch John Bright in der am 10. Juli in London anberaumten Versammlung liberaler Parlamentsmitglieder ganz offen, daß die gegenwärtigen Befugnisse de- Oberhaus-- eingeschränkt werden wüsten. Goschen umging den Kern der Frage, indem er die Hoffnung au-drückte, daß die Liberalen die Wahlresormbewegung nicht bi« zur Erniedrigung de» Oberhause- vor dem Lande treiben würden. Diese- Geschäft besorgen inzwischen diejenigen Leute, welche mit Hilse der Liberalen erst politische Rechte erlangen wollen. Eine Masten versammlung dieser Leute wird am 21. Juli im Hydepark stattfinden und die liberale Parteileitung hat dafür gesorgt, daß diese Kundgebung zu einer der großartigsten sich gestalten wird, welche London jemals gesehen hat. Man schätzt di« Zahl der Theilnehmer schon heute auf 60.000, e» »st aber sehr wahrscheinlich, daß sie noch um ein Bedeutende« wSchst, nachdem da» Oberhau- am 8. Juli die Dahlreform bill bereit- in zweiter Lesung abgelehnt hat. Die Mehrheit, welche Sali-bury zusommengekracht hat. ,st nicht allzu groß» sie beträgt nur 59 Stimmen bei 35l Abstimmenden. Daß den Lord-, welche die Bill ablehnten, dabei nicht gerade wohl zu Muth« war, geht au- der Moliviruag ihrer Gegnerschaft hervor. In dem Ablehiiuna-antrage, welchen Lord Eairn« stellte, heißt r«: »Da« Oberyan- wllrd« einem wohldurchdachten und vollständigen Plane zur Au-dehnung de» Wahlrechte- seine Mitwirkung nicht versagen, aber der vorliegenden Resormbill kann e« nicht zustimmen, weil sie keine Bestimmung enthält, welche eine wahre und weise Aus übung de« Wahlrecht» gewährleistet, und ferner, weil di« Bill nicht al- Theil einer Gcfammtresorm, sondern al- selbst ständige« Gesetz gemeint ist." Gladstone ist durcb da- Votum de- Oberhaus«» vo« 8. Juli wieder vollständig zum Herrn der Lage aewordea, von Tadelsanträgen wegen de» Abkommen» »nt Frankreich wegen Egypten verlautet nicht» mehr, «a» nimmt v«a der in London tagenden Eonferenz kaum noch N»tiz Ob und wann die zweite Sitzung derselben stattfind«« »irtz» überläßt man der Beschlußsastung der Theilnehmer, Eng land bat irtzt Wichtigere« zu thun, al» sich um Egypte» nnd seine Zukunst zu kümmern, e» handelt sich darum, «tz dir Aristokratie auch fernerhin ihr Urberaewicht geltend machen soll, oder ob eine Stärkung des demokratischen Element- i» Parlament dem englischen Eonstitutionali-mu- eure ganz ne«« Gestalt geben soll. Die liberale Partei in England ist von dieser Veweg«»- so vollständig behrrrscbt, daß sie die Geiahren, welche dt» Au-kehnung de« Wahlrecht» m sicb schließt, gar nicht in vm tracht zieht. Ein sehr naheliegender Gevanke wäre koch der. ob nicht durch die Vermehrung der Wahlberechtigten um zwei Millionen eine Verschiebung zu Gunsten der sociallstische» Propaganda zu befürchte» steht. Freilich liegen die Dinge in dieser Beziehung in England ganz ander-, al- in den Staate», welch« da- allgemeine Stimmrecht haben, di« englische» Socialisten haben noch niemals ihre Absicht, den englischen Staat zur socialistischen Republik umzugestalten, kund gegeben, wie da« die Anhänger der Commune IN Frankreich und die deutschen Socialdemokraten thun. In England kommt die Ge fahr nur von den Feniern in Irland und Amerika, welche ihrem Haß gegen die englische Herrschaft durch Zerstörung der großen Städte Au-druck geben wollen, die Lo-rcißung Irland- von England ist ihr Ziel, nicht dir Aufrichtung der socialistischen Republik. Man hat e« Gladstone von kon servativer Seile stet« zum Vorwurf gemacht, daß er sich mit der irischen Partei in Unterhandlungen eingelassen und durch Zugeständnisse sich mit ihr abzusinden gesucht hat, und des halb wunderte man sich, als die Parnelliten bei der letzten Abstimmung über daS Mißtrauensvotum gegen die Regierung mit den Gegnern derselben stimmten. Mit der Wahlresorm sympathisiren die Irländer, weil sie hoffen, dadurch ihre Zwecke gefördert zu sehen. Aber die Wulh der scnischen Dynamilarven wirkt doch auch ansteckend nach der Seite hin, wo sich die Besitzlosen befinden und diese erhalten durch die Verleihung de- Wahlrecht- an die die ihnen zunächst Stehenden eine werthvolle Machtcrweilerung. Die englische Wahlresormbewegung ist wesentlich da- Er- gebniß der von liberaler Seite ausgewenketcn Bemühungen; die liberale Partei in England wünscht, daß der Fortschritt ein etwa« schnellere- Tempo annehme al- bisher und deshalb strebt sie zugleich nach Einschränkung der Befugnisse de- Oberbause- Das Haus der LorvS kommt ihnen durch die Hartnäckigkeit, mit welcher eS der Wahlreform Widerstand leistet, selbst aus halbem Wege entgegen und giebl seinen Gegnern die Waffe in die Hand, durch welche die Rechte de- Oberhauses am wirksamsten zu bekämpfen sind. Bon dem aristokratischen Element in der englischen Verfassung bleibt auch nach Durchführung der Wahlreform immer noch genug übrig, um den englischen Staat davor zu behüten, daß er steuerlo« den Wogen der radicalen Bewegung überantwortet wird. Deshalb ist auch die Minderheit im englischen Ober hause für die Wahlreform so stark; die Mitglieder derselben sagen sich, daß e« weit vernünftiger ist, Zugeständnisse, welche aus die Dauer doch nicht versagt werden können, freiwillig zu machen, als sich dieselben schließlich abdringen zu lasten. Da- "an« der Lord- untergräbt durch da-starre Festhalten seiner ' chrheit an einer unhaltbaren Stellung selbst die Wurzeln Aristokratischen Macht und wenn die Wahlreform eine Machtentziehnng für da« Oberhau« im Gefolge hat, so haben die Lori«- diesen Verlauf der Bewegung nur ihrer eigenen KHorheK zu verdanken. * Leipzig, IS. Juli 1884. * Angesicht- der bevorstehenden Neuwahlen taucht wieder di» Frage auf. ob die dreijährige Dauer der Legi«. 1»t«rperiod« und de» Mandat- der Reich-vertrrlung v»« Tag« der Wahl oder vom Tage der ersten Berufung de» Reichstag« an zu datiren ist. Die Mahlen zum gegenwärtigen Reichstag fanden am 27. Otober, da» erstmalige Zusammentreteu de» letzteren am 17. November 1881 statt. Ueber die Frage ist viel gestritten worden, die Überwiegende Meinung ber StaatSrecht-lchrer geht indessen dahin, die dreijährige Mandat-dauer vom Tage der Wahl an zu rechnen. Großen praktischen Werth wird die Frage in den seltensten Fällen haben, sie wird nur insofern von einiger Bedeutung sein, al» die Entscheidung mitunter maß- aebend für die weitere Frage ist. ob behus« vornahm« der Neuwahlen eine Rcich-tagSauslösung staltfinden muß, wa- dann freilich auch lediglich eine Formalität zu sein pflegt. Nach der ersterrn Annahme würde da» Mandat de» gegen- wärtigen Reichstag« am 26. October, nach der letzteren am 1«. November erlöschen. Sollen die Wahlen vor dem 2V. October voraenommen «erden, so wird aus alle Fälle «ine Reich-tag-auflösung vorangehrn muffen, sollen sie, wie man al- wahrscheinlich wird annehmen dürfen, in der Zeit »wische» dem 27. October und 16. November stattfinden, so braucht« «ach der ersteren Annahme eine Auslösung nicht angeordaet zu werden, wohl aber bei der zweiten. Di« Sach« hat, wie gesagt, in der Regel und im vorliegenden Kall ««« rein formal« Bedeutung. Er wäre aber doch wünscheu-werth, wenn sie einmal über allen Zweifel hinan- zur Entscheidung gebracht würde. * In de, unter dem Vorsitze de« Staatsminister» vou Bvetticher am v. Juli abgebaltenen Plenarsitzung de» Buudelrath- wurden die Beschliisie de» Reichstages vom 14. »nd 23. Juni d. I., betreffend eine Petition wegen Gewährung von Entschädigung für Verluste, welche au» dem 1872 stattgehabten Abschluß von HolzankausSgeschästrn mit der deutschen Eivilverwaltung in Nancy erwachsen sind, sowie betreffend Abänderungen de« amtlichen Waarenverzeichniste« rum Zolltarife, dem Herrn Reichskanzler überwiesen. Den Beschluß de- Reick-tag- vom 28. Juni d. I. zu der Petition, betreffend dir Zollbchandlung sichtener Eisenbahnschwellen, über«»» die Versammlung den zuständigen Au«schiiffen zur Lorterathema. Wegen de« Sr Majestät dem Kaiser vor- zulrgeabea Vorschlags in Betreff der Ernennung de« Vor sitzende» de« Reich--Versicherung-amte- wurde von der Ver sammlung Beschluß gefaßt. Al« nichtständige, au« der Mitte d«< vundeSrathS zu wählende Mitglieder de« ReichSver- flchrrungSamte» wurden für die Zeit bi- z»m 1. Juli 1888 gewählt: der königl. bayerische Bevollmächtigte, Minifleriul- rath Herrmaun; der königl. sächsische Bevollmächtigte, Geh. Negierung-rath Voettcher; der großher,»glich badische Bevoll mächtigte, Gesandte Frhr. von Marschall; der großherzog- sich sijchsisckj« Bevollmächtigt«, StaatSrath vr Heerwart. Ein« bei emer Di«civlinarkamm«r erledigte Mitglird-stell« gelangte zur Wiederbelebung. Mehreren Steuerleuten wurde bt« Zulassung zur Schifierprüsung aus große Fahrt an«. nahmSmeise bewilligt» auch einem Matrosen die Führung eine« Schiffe» aus einer bestimmten Fahrt-Strecke ouSnabm«. »eise gestattet. Der Antrag Mecklenburg-Schwerin-, betreffrnd die Arnderung der Gebalt-sätzc für Assistenten und Einnehmer in dem Etat der Zollverwaltung-kosten, wurde genehmigt, der Antrag Preußen« wegen Ausnahme der elektrischen Be» lenchtung-aniagen in da» Verzeickmiß der nach tz. 16 der Gewerbeordnung genebmignng-pslichtigrn Gewerbeanlaqen zur nochmaligen Vorberalhung an den zuständigen Ausschuß zurückverwicsen Schließlich machte der Borsitzenkr Mil- tbeilung vo» der aus Grund früherer Beschlösse an dir Aus schüsse stattgehabten lleberweisung mehrerer Eingaben von Privaten. * Au- Schle«wia-Holstein, S. Juli, wird der .Vosfischen Zeitung" geschrieben: Wie sich jetzt hrrauSstellt, beruht die Weigerung der Däne», betreffend die Errichtung deS Denkmals sür die aus dem Friedhofe von Friedrricia liegenden schleswig- holsteinischen Krieger aus einem ausdrücklichen Verbot des dänischen Lultusministeriums, welches sich auffallender Weise in diese Sache gemischt hat, die doch allein die Gemeinde in Friedericia angeht. Aber so wenig das Cabinet Estrup aus die Stimmung der großen Mehrlieil deS dänische» Volte- Rücksicht nimm«, so scheint es doch etwas unter dem Drucke der Diineitblällcr in Nord- schleSwig zu stehen. Erst nachdem diese Presse ihrem Aerger über die von der Friedhossverwallung in Friedericia ertheilte Er- laubuiß zur Errichtung des Denksteins Lust machte und in Klage» über die Anerkennung aukbrach. welche durch Genehmigung der Inschrift: „Hier ruhen 270 schleswig-holsteinische Krieger" den „In- iurgeaten" zu Theil geworden sei, sühlte sich die dänische Regierung zur Einmischung veranlaßt, indem sie nach Friedericia schrieb, daß sie der von der Friedhossverwallung bereits ertheillen und, wie deutscherseits angenommen werden mußte, definitiv ertheilte» Erlaub- niß nicht zustimmen könne, denn das Wort „schleswig-holsteinisch" sei unhistorisch! Es ist dem dänischen CuiluSmiilisterium vor- behalte» gewesen, diese interessante Entdeckung zu machen, die aber nur dadurch möglich geworden sein kann, daß Herr ScaveniuS einige Jahrhunderte der Weltgeswichte einfach überschlagen hat. Es ist das bei einem so loyalen Conservativen um so wunderbarer, al- ein Prinz an» dem schleswig-holsteinischen Hause aus dem dänischen Throne sitzt. Wollte Herr v. Scavenius conseauent sein, so mußte er auch den Prinzen des glückSburgil'chen Hauses die historische Berechtigung absprechen, sich „von Schleswig-Holstein" zu nenuen. Die Beanstandung deS Herrn Scavenius ist ja nicht ernsthaft zu discutircn, mehr noch al- diese muß die in Vorschlag gebrachte Lorrectur befremde«: „sckileSivigsch« und holsteinische Krieger". Mit iolchea Zumuthungeu konnten die Dänen kommen, als ihnen die Waffen der Schleswig-Holsteiner überliefert worden, al- der Druck der Fremdherrschaft auf den deutschen Herzogthümern lastete, und al» da» ganze Bestrebe» der uiedertäuischen Politik dahin ge- richtet war. Schleswig von Holstein zu trennen. Damals hotten sie die Gewalt und sür die Widerspenstigen die Berbaunaug. Die Dänen können ihre unglückliche Politik von 1853 bi» 63 vertheidigen so viel wie sie wolle», aber wenn sie jetzt »och die alten Zumuthungeu wiederholen, so könneu sie e» »ur thun mit dem Bewußtsein zu verletzen. Der kleine an sich un bedeutende Zwischeasall ist zur Beurtbeilung der innersten Ge- sinnutig de» Ladinet- Estrup nicht ohne Interesse, am wenigste» tu diesem Aoaenblick, «o in Nordschlcewia der dänische Lhauviai««»- f» üppig in« Kraut geschaffen ist. Senn dem Schleifen der Be- seftiguiig-werlt vo» Düppel politische Erwägungen z» Grunde »e- legen haben, wa- wir allerding- bezweifeln, so Ist da- vertraue» aus die freundnachbarliche Gesinnung der dänischen Reaierung inzwischen schwerlich befestigt. Die dänische Agitation ist entschieden rücksichtsloser geworden und ihre Begünstigung von Dänemark an« wird letzt ganz offen und mft großer Leidenschaftlichkeit betriebe». * Herr vou Schlvzrr wird vorläufig keine» Urlaub antreten, da der bisherige Gesandtschaft- - Gecretair von Rotenhan nach Pari- versetzt und noch kein Nachfolger für denselben ernannt ist. « * » * Mit einer seltenen Energie machen sich die Ezechen seit 1879 di« ihnen günstige Politik der österreichischen Regierung ru Nutze, um sich in den Dörfern und Städten de« geschloffenen deutsche» Sprachgebiet- in Böhmen und Mähren sestzusetzcn und zu behaupten. Die alte Sprachgrenze zwischen Ezechen und Deutschen hat sich allmälig zu Ungunsten der letzteren verschoben und überall isi da- czechiscke Element in einer mächtigen Vorwärtsbewegung begriffen. Seit Jahres frist scheint e« aber den Czecben in Böhmen und Mähren »u eng zu werden. Eie begnügen sich nicht damit, in diesen beiden Kronlänbern zu größtem Einflüsse gelangt zu sein, sondern versuchen e-, die czcchische Agitation »ach Niedervsterreich, wo ja über 60.000 Bewohner slawischer Abkunft leben, zu verpflanzen. Als ein erster Erfolg dieser czechischen Agitation ist die Errichtung einer czeckische» Schule in Wien zu betrachten. Heule ist diese Anstalt zwar noch eine Privatschule; nach den Vorgängen i» Böhmen wird es aber schwerlich lange dauern, bis Wien eine Reihe von öffentlichen Schulen mit slawischer Unter richtssprache zu unterhalten haben wird. In den letzten Tagen endlich sind die Czechen mit dem Plane an die Oefsrntlichkeit getreten, auch in Linz, der Hauptstadt de- kerndeutschen Oberösterreichs, eine czcchische Schule in- Leben zu rufen. Welche Hoffnungen man >u, czechischen Parteilager an die Errichtung derselben knüpft, verräth der zu Ollmiitz erscheinende „Pozor". „Bis jetzt" — schreibt diese» Blatt — „gab eS in der österreichischen Monarchie blc« zwei Länder, welche sür einsprachig, und zwar bloS für deutsch gehalten wurden, obgleich irrlbümlich. ES sind d,«S Obervsterreich und Salzburg. Dieser Jrrthnm ist dieser Tage richtig gestellt worden durch die erfreuliche Thak- sachr, daß in der Hauptstadt von Oberösterreich die czechische Colonie in dem Maße anwuchS, daß man ernsthaft an die Errichtung einer czechischen öffentlichen Schule denkt. Von Linz au- wird sich dann die czechische Cultur weiter ver breiten nach Süden dir an den Fuß der in den Himmel reichenden Alpen. Durch die Errichtung der czcchische» Schule in Linz ist ein allerdings altes Vorurlheil überwunden, al- ob Obervsterreich rin blo» deutsche- Land wäre." Die „Linzer Tagespost" bemerkt sehr richtig, daß diese Enthüllung de» „Pozor" auch in der klerikal gesinnten Wählerschaft Ober- vsierreich» große« Besremden Hervorrufen wird. „Der Tag wird kommen, welcher in allen Schichten tcS deutschen Volkrö in Oesterreich di« Crkenntniß zur Reife hringl, wo die Ezechen hinaus wolle», und daß die ultramontaneii Stimm- filihrrr im Abgeordnetenhause nur dazu bebilslich sind, die Slawistruua Oesterreich- herbrizusühren. Selbst Oberösier- reich »ad Salztz«g wird bereit» der rei» deutsche Eharakler bestritten, und so tollbäu-lerisch eS auch klingen maa, so ist »och der Zrftpuuct nicht mehr fern, wo man ezechncherseit« die Forderung erheben wird, jeder, der auch nur in den innerösterreichischen Provinzen ein SaatSamt bekleiden wolle, müsse außer der deutschen auch noch einer der in Oesterreich vertretenen slawischen Sprachen kundig sein. Die Sache hat außer ihrer politischen Seile sür die an einem Ucberschuß an Staatsamts-Aspirante» laborirenden Ezechen auch noch di« Bedeutung einer Brodsrage. Welche herrlichen Aussichten er- »ffnen sich ihnen, wnia sie darch das Erforderniß der Kenntniß eine« slawische« Idiom« für »ll» »stentlichen Aemter den Zu- tritt P> denselben de« dentfche» Nachwuchs verschließe» und sich selbst rrserviren." * Ueber einen zwischen Oesterreich und Montenegro drohenden Eonfliet gebt den .Nirodni Listy" auS Eeiinj« nachstehende sensationelle Meldung zu: Der Streit zwischen dem Fürsten Nikolaus von Monte«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite