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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-29
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1885
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Grfchsiirt täglich früh 6'/. Uhr. Letartiin »nt Erpktiti-a Johaune-gasse 8. Sprüh Kunden der Lrdartir»: vormittag« 10-IS Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. -»>» »-rrLSL-L LKN--« « Dm«h«r »me «ür »te michMolge«»« N«»«er testimmten Inserate a» »ocheata,« »i« S Uhr Nachmittag» a» Ta»n- »»- Kefttagen früh »t«Uhr 3» de» Filiale» für 3»s.-A»«ah»e: vtt» Klemm, Universi»t»ftrahe 1. k««t- L-sche, «athartnevftr. rö, p. »«r Via '/,S Uhr. MpMtr.T-sckalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschüstsverkehr. 210. Mittwoch ven 29. Juli 1885. Auflage 18,100. Zbonnkmrnlsprris vienclj. 4'/, MN. wcl. Bringenohn S Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Ps. Belegezemplar 10 Pi. Gebüdren sür Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) «h«r Postbeiörderung 39 Mk. mit Poftbesörderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petüzeile SO Pt. Größere Schriften laut unj. Preisverzrichaiß. Tabellarischer u. Ziffermatz nach höherm Tarif. Perlamen »ater dem Rrdaction«strich die4gespakt. Zelle 50 Pf , vor den Familieunachrichtea die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Hxpe-itta« za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumkrauäo oder durch Post- uachuahmc. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. vchamtstmchmi. Die Herstellung und Anlieferung von außeiserue» Baumgitter« soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Lerwaltung. RakhhauS. ll. Etage, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingesehen, resp. ! gelasten, um die nationale Zusammengehörigkeit der Deutschen ^ zu lockern und sie von der Bethätigung iyre- nationalen Leben- durch allerlei Einschüchterungen und Drohungen abzuschrecken. Daß diese- gewaltsame Vorgehen der Slowenen nicht selten von Erfolg begleitet ist, beweisen die in der Hauptstadt Laibach herrschenden Verhältnisse. Wiewohl nämlich von den 25,000 Be wohnern der Stadt mindesten» 8000 Deutsch« sind, so sitzen in der Stadtvcrlretung doch ausschließlich nur Slowenen, welche ihren deutschen Mitbürgern da- Leben so sauer al» möglich macken. Der Oberbürgermeister Laibachs, Gcaselli. ist selbst ein fanatischer Slowene, wenn er auch kein Vollblutslawe, sondern, wie schon sein Name besagt, ein slowcnifirter Italiener möglich an die Stelle desselben zu,setzen frris m»,«nli^, Unk mtt v», .! '8- Ab« gerade diese nationalen Mischlinge und Renegaten Bezüg che Offerten sind versiegelt und mit ^der Aufschrift. I j« den nationalen Kämpfen Oesterreich« nicht selten .. .i>. K4a««gttrer I eine hervorragende Nolle. Von wirklichen Ueberzeugungen ist - >"»»-I«->itz- Leipzig, am 21. Jul, 1885. Des Raths der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. nur mit ihrer persönlichen Znterestcnpolitik zusammen, deren Ziele sie um jeden Preis zu erreichen suchen. Diese Leute sind natürlich auch in Krain die erklärten Gegner de» Wiener deutschen SchulvcreinS. Vesten Bestrebungen zur Erhaltung de- deutschen Bolk-lhum- sie überall die größten ^ ^ ^ ^ , Hinderniste in den Weg legen. In dieser deutschfeindlichen . - Herstellung ^MacadamisirungSarbelten I Propaganda werden die Slowenensührer hauptsächlich von den b« der Anlage b« Zufukrstraße nach dem I nationalen Schullehrern und dem Klerus unterstützt, welche vcatralfrievhose beim Rapoleoufleln I besonder- in den Landgemeinden einen bestimmenden Einfluß soll an -inen Unternehmer >n Accord verdungen werden ausübe., und die Hetze gegen Alle-, waS deutsch, keinen Augen- Dle Bedmgunae» und Zelchnungen für diese Arbeiten ^ick zur Ruhe kommen lasten, liegen ,n unserer T.esbau-Berwallung. RalhhauS. II. Etage. Was Alles diese slawischen Fanatiker gegen den Wiener Zimmer Skr. 14, au- und können daselbst eingesehen, resp. I deutschen Schulderem vorzubringen wagen, davon giebt wieder entnommen werden I eine Broschüre Zeugniß, die kürzlich ein slowenischer Schill entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „3«fuhrstratze «ach dem Lentralfriedhofe am Napoleoustein" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 4. August 1885, Nach mittags 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 25. Juli 1835. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. lebrcr hcraiiSgeaebcn und aus dem Lande massenhaft ver- Ihcilen ließ. Die Schrift führt den Titel „Llorenski ! Xaroä i nonweki Sulserain" (Die slowenische Nation und der Deutsche Schulverein). Darin heißt e» unter Anderem in wörtlicher Uebersetznng: .Fort mit diesen deutschen Maul würfen auS unserem slawischen Vatcrlandel Es ist eine freche Lüge, eine deutsche Lüge, daß wir Slowenen die häßliche, un- widerwärtige deutsche Sprache zu unserem Fortkommen er lernen müßten. Wir haben mit den Deutschen nickt» zu ^ thun und wollen mit ihnen nichts zu thun haben. Grenzt Erstatteter Anzeige zufolge ist d°S für oie Kellnerin Hedwig I unser Land etwa an Deutschland? Gottlob, „eiu. Habe» vo»tt au« itzrackledr» ro» der unt.rzeichn.te. Behörde an, n:ir vielleicht mit den Deutschen Handels- und GesckiistS- dleslZr Stadt Kh-nVn'gttommem " Verbindungen oder hängen wir sonst in materieller Beziehung Wir buten, da« Dienstbuch im «uffindung-salle bei uns abjuliefern. > 'hnen ad ? Durchaus nicht. Unser Land ist e«. au allen Gaben reiches, von Gott gesegnete-, und so habe, wir eS durchaus nickt nvthig, bei den stet- karroffei- bungerigen . Deutschen um unsere Existenz zu betteln. Wenn wir schon eine fremde Sprache zur Förderung unserer Handels- und Geschäftsverbindungen erlernen wollen, so müßte diese naturgemäß die italienische, aber niemals die deutsche sein. Slowenien grenzt an Italien, unser Land Krain liegt südlich jenseits der Alpen und so ist unser ganzer r Leipzig, um LS. Juli 1885- Las Polizei-Amt »er St«»t Leipzig. Junck, Polizei-Rath. Rsdr. Faldix, Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, dle Ausführung verschiedener Pflasterung«, arbeiten an einen Unternehmer zu vergeben. Die hierauf bezüglichen Bedingungen liegen im hiesigen Gemeinde. I H^üpi^ri'ehr^uf^'lsen''ang'kwiBen. "So'"kömmt^e?'äu^ amte zur Einsichtnahme au« und wolle man Offerten ebendaselbst I.—kl versiegelt mit der Aufschrift „PflasterungSarbeiteu" bis zum Sl. Juli d. I. einreichen. GohliS, am 16. Juli 1885. Lee Armrinverath. I. B.: Brandt, Gemeindeältester. Brgk. Nichtamtlicher Theil. daß in unserem Lande zahlreiche Italiener wohnen, die sich überall freundlich und liebenswürdig erweisen »nd wohl ge litten sind, während die deutschen Schmarotzer sich stet- äl- Hcrrcn und Gebieter ausspielen wollen. Wir haben indcß schon einigermaßen mit ihnen aufgeräumt und hosscntlich werden wir auch mit ihrem deutschen Sckulverein fertig werden, der bei u»S keinerlei Existenzberechtigung hat. Wem eS in unserem urslawischen Lande Krain nicht gefällt, der nehme seinen Ranzen und trolle sich hinweg." AuS diesen Auslastungen ist wieder einmal klar zu ent nehmen, bis zu welchem Puncte die Hetze gegen die Deutschen , und Ven Wiener beulschen Sckulverein m Krain gestiegen ist. Die Feinde des Wiener deutschen Achulvereins. ?» Folg, dieser fanatischen Agitation habe» au» wirklich »ci >> ^ ^ I schon mehrere deutsche Schullehrer Kram» um ihre Versetzung In den verschiedenen slawffchen Schullehrerversamm. Deutschböhmen oder in andere von Deutschen dichter lungen welche ,m Laufe dieffS Sommer« in Böhmen und bevölkerte Gegenden Oesterreich« anqesucht, WaS selbstver- m den slowenischen Gegenden Slckösterre.chS gehrten wurden, von ihren slowenischen Bedrängern mit großem ^ d'- Agitation gegen d.e Be>n,hu„swn de» Wiener ausgenommen wurde. Unter den gegenwärtigen poli- deutschen Schulvere.nS und d.e deutsche Sprach- uberlmupl ljs^n Verhält.,istcn OesterreickS ist leider gar nicht abzusehen. L°!,' ,ig!7.«°LL l -»°"!» D-->ich-"h-°- >- ---m - Slowenen Krain- noch rücksichtsloser und fanatischer Vorgehen a'S die Ezechen in Böhmen, was doch jedenfalls viel sagen will. ES ist aber eine leider nicht zu leugnende Thatsache daß seit etwa fünfzehn Jahren, und besonder- seit da- Mini sterium Taafse an da-StaatSruder gelangt ist, dem Deutschtkum Krain- ungemein schwere Verluste beigebracht wurden, Bcrlustc, die kaum mehr zu ersetzen sind. Tie Ursache dieser betrübenden Leipzig, 29. Juli 1885. * AuS preußischen Abgeordnetenkreisen schreibt man der Nationalliberalcn Corresponkenz-: E« ist nur natürlich, daß, je näher die LandtagSwahlea heran rücken, auch die Frage eines Zusammengehens aller Libe- Erschcinung liegt theilS in dem hochgradigen nationalen I "len erSrtert wird.. Die Welle, wie gewisse Wortführer und kk,nati«n,„s dev tb-il« i.. n.enik. I Preßorgane der Sonlervattven die conservaiiv-ultramontane Maio- Fanatismus der Slowenen. theilS in der wenig günstigen Lage, in der sich die Deutschen Krain- ihren Gegnern gegen über befinden. Die Ueberspanntheit und Heftigkeit der slowe nische» Agitation erklärt sich schon durch den Hinweis, daß I rität a«s ihre Fahne geschrieben haben, würde ja an sich den Ge. danken einer Sammlung aller liberalen Kräfte nahe genug legen. Daß diese Ma,oriiät von den stärksten reactionairen Gelüsten beseelt ist, läßt sich ebensowenig bezweifeln, wie daß dcc Liberalismus jeder die Slowenen SUdslawen sind, welche mit dem heißblütigen I Schallirung allen Anlaß hat, gegen diese Beslrebnngca Front zu Charakter und dem Wesen ihrer unmittelbaren Nachbarn, I machen. Wäre e» bei solcher Perspective nicht gerathen, diese Ge den Italienern, Viele- gemein haben. Gerade die rücksichtS lose Hesligkeit dieser Agitation ist eS, welche den von Natur meinsamkeit der Abwehr schon bei den Wahlen in geschloffener Schlachllinie vorzunehmen? Jeder Unbefangene wird, wenn er die ihm nich'l"'sette7 ZnaÄändn'iffe" Zr7a^" di7 all^ätta rum I ihm >i>cht selten Ziigestanriilsie abnngt. die allmalig zum > „knnen müssen. Man braucht sich gar nicht erst auf eine Unter- völligen Verluste seines VolkSthumS fuhren müssen. Diese I suchung der verschiedenen Stellung der Parteien zu der strengen Schwäche de« Deutschen kennt der schlaue Slowene genau; er > liberalen Doclrin einzulasten; thatsächlich dreh! sich der Streit um benutzt dieselbe, um bei jedem Anlaste, bald gewaltsam, I eine rein praktische Frage. Die „dcutschsreisinnige" Partei handelt, bald in einschmeichelnder Weise, gegen seinen deutschen I als wenn bei u»S der englische Parlamentari-mu-— nicht wie er Nachbar vorzugehen, über den er in der Regel immer den I heute ist. sondern wie er in seiner classijchen Zeit war — mit seinen Sieg erringt. Sogar d,e Liebe nnd da« Ehcbündniß spielen Mi Parteien bestände und al« ob e« dem Liberalismu« Nische Mädchen denen alleiding« Schönheit, Anmutb und eine I sjch„, Boden in den wirklichen Verhältnissen. Solange da« bestrickende südliche Lebhaftigkeit nicht abzusprecben sind, der-1 ullramoniane Eentrum besieht, ist eine Gestaliung unsere« parla> heirathen sich häufig mit Deutsche», deren Nationalität aber I mentarischen Parteiwesen« nach jenem englischen Muster über, dann unrettbar verloren ist. Die slowenische Frau duldet in I Haupt a»«geschlossen, und da« Tenirum wird so bald noch nicht ihrem Hause kein deutscher Wort mehr, der ganze Hausstand I verschwinden. Die Frage ist also: kann der Liberalismus die con- und da« Familienlcben nehmen den slawischen Ehäraklcr an I lervative Partei dermaßen einengen, daß er kür sich allein über sie und die Kinder werden selbstverständlich von der Mutter da« «cntrum nebst den übrigen fi.menGruppen zusammen da« iSi» 1 Uebergcwicht erhält ? Da« kann sich unter einer ganz anSnahmSwkisen Tanstellation vor«,ergehend vielleicht ereignen; in normalen Zeiten m,d dem österreichisch-adriatischen Kusienlande häufig dentsche I jst ^ zu erwarten. Die coniervative Partei hat in gewissen Familienvater, die mit «hren von slowenischen Muttern I jocchsiri Berhältnissen einen ziemlich sicheren Boden, von welchem sie stammenden Kindern sich nur in slawischer Sprache verstäub,. I auf die Dnuer zu vertreiben ni»I möglich sein wird. Mus, sonach gen können. Daß diese Kinder für daS Deutschthum bereit- 1 ans Grund einer höchst^iiüchternen Berechnung die Hoffnung au Völlig verloren sind, liegt aus der Hand. Nicht minder uachtbeitig sür die Entwickelung de- Deutsch eine parlamentarische Majorität . de» Liberalismus ausgeqeben ^ werden, so liegt aus der Hand, daß der Einfluß eine- con- thums in Krain sind die zerstreuten Wobiisitze der Deutschen I «»vativ-ultramontanen Uebergeimcht« innerhalb des Parlament« nur inmitten der slawischen Bevölkerung. Nur in der durch '.ne Ver ,»nd'gm,g .wischen den Liberalen und den Lon- m,«»B-,i.i. ,i.d, »::x. L aber auch den fortwährenden Ansturm der Slowenen ab-1 jst dj, Ausgabe der Rationalliberalen, nicht nur den conscrvativen, zuwrhrrn hat. Von diesen werden keine Mittel unversucht I sondern euch den liberalen Radicali«m»r zu b-kämtlle» und sich wo- »,» Dieser liberale Radi- calirmu« hat aber leider in der „deuffchsreismnlarn" Partei durchaus die Oberhand. Anderseits betrachtet die ..deutschsreisinnige Parle, edes Compromiß mit den Conservativen al« eine Schädigung der liberalen Sache und hält sich deshalb verpflichtet, >u "st» j,,n,e und überall den RiitionalliberaliSmu- zu bekämpfen. Ist über die« di wirtliche Lage, so wird an eia allgemeine« Wahlbündnis, der „deulschsreisiniiigen" und der nationalliberalen Partei sicherlich nicht gedacht werden können. Dagegen kann im bestimmten Fall eine Berstaiidigurig >» einzelnen Wahlkreisen vielleicht um so eher erreicht werden, al« eine ganze Reihe der ehemaligen Secessiouiften ,m Nv- georduetenhanse sich der Verschmelzung mit der Fortschrittspartei icht angeschlosten hat. * In Rom ist am Montag neben anderen geistlichen Herren der vormalige Erzbischof Melchers von Köln um Cardinal erhoben worben. ES wird damit eine der ckwierigsten Personensroaen aus kirchenpolitischem Gebiet in befriedigender Weise gelöst nnd der Wiederbesetzung de« erz bischöflichen Stuhls von Köln steht kein Hinderniß mehr un Wege. Bekanntlich wird dieses Amt dem Bischos Crementz von Ermland übertragen werden. * Nach dem, wa« bisher über die Vorgänge bei der Beerdigung eines Socialdemokraten inFranksurt a.M. bekannt geworden ist, glaubt man in manchen Kreisen die Ansicht nicht ganz abweisen zu können, daß die Frankfurter Polizei ohne Nachtheil sür die öffentliche Sicherheit den be dauerlichen Zusammenstoß mit den Socialdemokraten mög licherweise hätte vermeiden können. Wenn man aber diesen traurigen Vorfall gerecht beurtheilen und sich vor jeder E>n- eitigkeit hüten will, so ist wohl zu berücksichtigen, daß da« Aebahren der Socialdemokraten nicht nur in Frankfurt, ondern auch in den benachbarte« Städte« Mainz und Mannheim - schon seit längerer Zeit «roste Beachtung g-fundcn und ein entschiedene- Auftreten der Polirei- »ehvrten erforderlich gemacht hat. Noch ist m der Erinnerung, zu ivelchen schlimmen Ausschreitungen der Socialdemokraten die letzte Reich-tag-wahl i» Mannheim geführt hat. Auch die Vorgänge in Frankfurt selbst, wen» sie auch aus die Anarchisten zurück,,«führen sind, der Dynamitanschlag gegen da- Polizeigcbäude, die Ermordung dcS PolizeiratbS Rumpfs und der Proceß Lie«ke mit de« be gleitenden Umständen würde menschlich begreiflich, wenn auch nicht entschuldbar erscheinen lasten, wen« die Franksurler Polizei mit ungewöhnlicher Festigkeit, ja» mit einer gewissen keidenschastlichkeit ausgetreten wäre. Ob st, zu weit gegangen ist oder ob es sich wirklich um die thatkrästige Unterdrückung eurer vorhandene« Gefahr gebaudelt hat. daraus erstreckt (ich besonder« die emgeleitete Untersuchung. Man darf annehwen, daß die Regierung da- Ergcbniß derselben sofort bekannt geben wird, da ihr wohl selbst daran gelegen sei» muß. die Oefsenllichkeit über diesen jedenfalls beklagenSwerthen Vorfall auszuklären. * Ueber die Finanzlage der königlichen CabinetS- casse wird der „Weser-Zeitung" auS München geschrieben: Man nimmt hier iu ernsthaften politische» Kreise« die mannig- fache» 'Gerüchte über die Finanzlage der königlichen CabinetScasse und die daran sich anschließenden Bermuthungcn mit allergrößter Borsicht auf. So unklar und verwickelt die Ber- hälliiiffe liegen, so viel ist klar: jede Combination, die über die Tdalsache einer Finanzcalamität hinübergreist, ist mit aller Entschiedenheit zurückzuweiseu. Ganz richtig hat die „Bossische jcitung" jüngst in einer Münchener Lorrespvnden. hervorgehobe», daß der bekanate Regentschaft-Paragraph der baherilchen Bersaffung auch nicht den geringste» Anhalt giebt. Nicht nur ist darin »icht autdrück- lich vorgeschrieben, wer zur Einsetzung der Regentschaft die Initiative zu ergreifen hat, sondern »och viel wichtiger ist, daß die Bestimmung und Bedingung: im Fall der König mehr al» eiu Jahr an der Ausübung der Reaierungsgeschäste behindert sein sollte — hier ja nicht im Mindesten zutrisft. Der Hang zur Einsamkeit in weltabgeschiedenen Schlössern und Bergsitzen hat den König niemals auch nur eine Minute an der Vollziehung seiner Regentenpslichtea gehindert; a man weiß, daß er sogar mit eifersüchtigem Auge darüber wacht, daß seinen Rechten nicht im kleinsten Titelchen etwa» vcr- >eben wird. Daß der König in entscheidenden Momenten ogar mit eigener kräftiger Hand in die Zügel des Staatswagens greift, ist ebenso bekanut; wir eriuuero nur an den berühmten Brief vom S3. Februar 188L an den Minister von Lutz, welcher den Wille» de- König- darthat, daS Ministerium gegen den An- türm der Ultramontanen zu halten. Lon privater gut unter richteter Seite verlautet, daß der König sich kaum je Wähler und frischer als iu letzter Zeit gefühlt hat. Also die staal«- rechtlichen Fragen der Regentschaft und ihrer Folgen kann man ruhig in den Brunnen werfen. Etwa« Andere« ist e« allerdings mit den fiuauzielleu Nöthen der Eabinet-coffe. Es ist richtig, daß gerade durch die enormen Ausgaben in letzter Zeit sür die Bauten von Hohenschwangau, Lhiemsec und Falkenstein und sür die Separat- Vorstellungen ein Zustand Herbeigefahrt worden ist, der aus die Dauer nicht haltbar erscheint. Wie wir hören, ist der Versuch, in Nürnberg eine Anleihe zu machen, mißglückt. Begreiflicherweise tauchen da die Gerüchle auf, „man" werde vom nächsten Landtage enlweder die Genehmigung einer Anleihe zur Deckung der Cabiiieis- casieschulde» oder «ine Erhöhung der Livilliste verlange». Nach unseren guten Informationen ist Becke« unrichtig. E« mag sein, daß dieser Gedanke und Wunsch an einer Stelle ausgetaucht ist; wir glauben aber bestimmt zu wissen, daß er im Ministerium keinen Anklang ge sunden hat, weil au« einer Vorlage in dieser Richtung an die Kammer die schwierigsten und peinlichsten Verwickelungen entstehen nuißlcn. ES unterliegt keinem Zweifel, daß selbst sür da« Angebot eine« nltramontanen Ministerium« die Rechte der Kammer nicht ge- schloffen für eine Vermehrung der Livilliste oder Schuldentilgung stimmen würde, weil man die Mißstimmung der Wähler mit Grund za fürchten hat. Käme aber selbst von recht« »nd liiik« die genügende Mehrheit zusammen, so würde der Beschluß so unpopulär sein, daß die nächsten Wahlen — und da« ist die letzte Session ^vor denselben — den Radikalen auf Seile der Liberalen und noch mehr den Ultramontanen solche Verstärkung zuführen würde, daß ein jede« Ministerium in große Verlegenden geriethe. Alk» man kann al« bestimmt annchincn, Laß da« Minifterium Lutz, so viel an ihm ist, eS vermeiden wird, die« heiße Eisen onzusastcn; wa« die Kammer au« rigener Initiative thut, da« wissen die Götter! Auch erscheint c« ganz ausgcschloffen bei dem Charakter de« König«, daß er sich btttweise — und andcr« wäre e« doch nicht I — an die Volksvertretung um Geld wendet und eiwa Loncessionen sür Erfüllung seiner Bitte gewährt. Wenn eine Krisis in der CabinetScasse, deren Verbindlichkeiten überdies durch Frau Fama weit über die Thatsache» hinausgeschraub» werden, eintritt, so glauben wir fest an die Thunlichkeit einer privaten Bereinigung der Schwierigkeiten: man bars nicht vergessen, daß da« Hau» Wittel«bach ein »icht unbeträchtliches Privatvermögen hat, daß Prinz Otto, der in seiner Krankheit sehr wenig für sich braucht, ein sehr reickier Mann ist, und daß unter den Agnaten eben sall« sehr verniögende sind. Und die sind, nach Bräsig'S Frau Pastorin, am Ende doch die „nächsten dazu!" » * » * Ein Vorschlag zur Einigung der deutsche Opposition wurde dieser Tage, wie aus Wien gemeldet wird, von einem hervorragenden deutschen liberalen Ab geordneten gemacht. Um die Zweitheilung der Opposition zu verhindern und um die national indifferenten Elemente, namentlich de» verfassungstreuen Großgrundbesitzes, die sich leidenschaftlich gegen die Errichtung eines deutschen Clubs emmen, zu versöhnen, wird die Lösung der Frage der Zarteiorganisation derart vorgeschlagen, daß der färb- und bedeutungslose Name Vereinigte Linke allerdings fallen zu lasten sei, daß aber auch die Deutschnationalen von ihrem deutschen Clnb abstchen sollte», damit eine Einigung der Gesammtparlei in einem „Deutsch-österreichischen Club" möglich werde. Die Einigkeit der Gesammtparlei t gewiß eine so hohe Aufgabe, daß die. Deutschnationalen ich nickt in einen unfruchtbaren Streit um bloße Namens- bezeichlinngen einlasten würden, wenn eS sich eben um wirklich nichts Anderes als um bloße Namen handeln würde. Allein eS unterliegt säst keinem Zweifel, daß diejenigen Elemente, welche einen Widerwillen gegen daS Wort „Deutsch" chlankiveg haben, auch gegen die deutschnationale Richtung naturgemäß sich auslehnen würden; wenn den Deutschnationalen also zugemuthet wird, sich einem Partei beschluß zu fügen, welchen sie nicht sür zweckmäßig und heilsam zu hatten vermögen, so muthel man ihnen eine Art von Selbstaufopferung zu, indeß doch jede politische Partei sich möglichst Geltung verschaffen will. Im deutsch-österreichischen Club wären die Kräfte der Deutsch- nationalen aller Voraussicht nach gebunden; jede selbstständige Action wäre ihnen abgeschnitten, sie wären höchsten- aus die Gnade der alten Verfassungstreuen angewiesen und e« würde ich innerhalb de- deutsch-österreichischen Clubs bald eine der artige Fülle von Unzufriedenheit ausgehäust haben, daß eine Ausscheidung der Deutschnationalen schließlich doch noth- wcndia würde. Während aber heute Deutschnationale «nd Verfassungstreue gemeinsam und ohne gegenseitige Verbitterung aus den Kampfplatz treten können, würden durch die stete Unterdrückung der deutschnationalen Minorität im geeinigten Club vielleicht folgenschwere, den Gegnern des DeutschthmnS erwünschte Zerwürfnisse entstehen, ohne daß schließlich die jweitheilung der Partei ausgehalten werden könnte. Diese Erwägungen veranlassen die deutschnationalen Abgeordneten, an ihrem Ziele, der Errichtung eine- „Deutschen Club«' mit deutschnationalem Programm, unverbrüchlich festzuhalten. * In Wien hat man verwundert mit dem Kopse ae- chlitteit, al- der dortige czechisch-politische Verein ein ungeheuerliches Programm «öffnete, demzufolge das Czechische als zweit« Landessprache erklärt und czcchische Schulen in allen Bezirken Wien- errichtet werden sollen. So lange hat man in Wien den „Böhm" sür eine harmlo-- lächerliche Figur genommen, bis er nun ernst und drohend auftritt; mit kriechender Geschmeidigkeit beflissen sich die Cjechen in Wien früher d« Entäußerung ihre- nationalen Wesen«, c- bildete sich eine Wiener Speciatität aus, der gcrinanistrte „Wiener-Böhm"; nun aber hat sich da» Blatt gewendet: auS der slawischen Geschmeidigkeit wird slawische Begehrlichkeit. Interessant ist eS, daß die Politiker der czewischen Nation diese Begehrlichkeit zwar billigen, den czechisch-politischen Verein aber dafür tadeln, daß er ver- rüht die czechischen Endziele in Betreff des KronlandeS Niederösterreich cuthtlllt hat. Noch ist Nicdcrösterreich ein rein deutsche- Kronland; daß aber in Wien in nicht allzu ferner "eit thatsächlich in den meisten Bezirken werden czechische olksschulen «richtet werden müssen, ist keine Chimäre mehr, ondern eine beklagen-wertbe Thatsache, denn der nationale Kampf wird dann bi« in» Herz der österreichischen Monarchie hineingetragen werden. * Unter dem Zeichen des „Böhmischen Löwen" (da» Wappenthi« der Länder der WcnzelSkrone) häufen sich von Tag zu Tag die nationalen czechischen Aspirationen und die Exceste de« slawischen Fanatismus, so daß e« schwer hält, nur daS Wichtigste zu registriren. Da die Czechen heute sich einmal als tonangebende Nation fühlen, unv jede Culturnation ihre Akademie der Wissenschaften hat, so soll auch die czechische Nation ihre Akademie der Wissenschaften erhalten, und zwar natürlich aus Staatskosten. Wenn eS auch nur mit großer Mühe gelang, sür die czechische Univer sität Lehrkräfte mittelmäßigen Range- zu gewinnen, waS thut'S? Wem Gott ein Akademie gewährt, dem wird er auch schon die nöthige Wissenschaft dazu gewähren. — Im östlichen Mähren hat sich ein SlowisirungS-Verein im großen Styl constiluirt, ähnlich wie der nordböhniische CzechisirungS- verein. Sein Zweck ist, die deutschen Sprachinseln deS öst lichen Mährens zu überflutben und einen Vorstoß gegen das sogenannte deutsche „Kuhlänvchcn" und gegen daS kernveutscbe Neutitschein zu wagen. — Ein Seelsorger, der deutsche Knaben zur Kirche hinauswirst, weil sie deutsche Abzeichen tragen, wie die- ein Hetzkaplan in Leipnik bei Olinütz that, ist eine czechische Cpccialilät. — Der Abg. Or. Knotz und ein zweiter deutscher Akvocat I)r. Fischet, welche deutsche Arncmer Bürger vertbcidigtcn, und deren Freisprechung vor dem Schwurgerichte in Gitschin durchsetzten, wurden, als sie auS Gitschin sorl- fuhren, von Czechen mit Stcinwürfen atlakirt. So schwindet vor dem czechischen Fanatismus jedes Bedenken, selbst daS einfachste RechlSbewußtsein. * Der magyarische Chauvinismus ist mit dem be kannten Erlasse de» ungarischen UiilerrichtSministerS Herrn von Tresort noch lange nickt zufrieden. Dieser Erlaß, der doch gewissermaßen einer Strafpredigt glich, und in welchem der gesummten fiebenblirgisch-sächsischen siuvirenden Jugend der Pauschalvorwnrs der StaatSseindlichkeit, also in- direct deS Hochverrat!)- gemackl wird, gilt der magyarischen Presse als zu zahm, zu wenig Energie bekundend. Vermuth- lich sollte nach der Ansicht der magyarischcn Presse ein großes magyarische« Inlernat, eine geistige Grenzsperre geschaffen werden, or« eS sollte der deutschen studircnden Jugend in Ungarn einfach die Ausübung eines bürgerlichen Berufe- in ter Heimatb untersagt werken, wenn die studirende Jugend ihre bödere AnSbildnng an einer deutschen Universität «langt hat. WaS eS übrigen- mit dem Vorwürfe Herrn v. Tresort'», als sträube sich die siedenbürgische Iugenv gegen daS Erlernen des magyarischen JdiomS, sür eine Bewandtniß baden kann, geht am besten daraus hervor, daß in allen Volksschulen Ungarns, selbst in Gegenden, wo kein einziger Magyare lebt, die Hälfte aller Lehrstunden, also vierzehn Stunden wöchent lich, aus den Unterricht her magyarischen Sprache verwandt werken muß. Und da schlägt noch die Magyarenpreffe so viel Lärm, wenn ein sogenannter Magyarone. ein deutscher Renegat, aus einem deutschen Feste, wie eS ihm gebührt, heim gewiesen wird!
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