Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-24
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/.UHr. Uedaction und Expedition Johannesgaffe 35. Sprechüunden der Nrdaction: Vormittage 10—12 Uhr. Nachmittage 5—6 Uhr. tztl ti, Nva,»d« e>nj,8»»d«er Manuscrcht» m»chl sich »u »edaclicn »ich» ,«r»>udli». Ao»«H«e per fßr »te «ffchfts«l,ea»e R««»er pefttmmten Anserute a« W«chent«,e» ki« 8 Uhr Nachmittag«, a« P«»«-»ns Keftt««en früh Pt»'/,» Uhr. In de» Filialen fiir Inf.-^nuahme: vtta Ule««, Unlversilätsstraß« 21, Leut« Lasche, Kaihannenstraße 18, p. «ur Pt« '/,» Uhr. LV«. riWger Anzeiger. vrga« für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage ir^lOV. Äbonnrmrntsprris oiertelj. 4'/, Mit. üicl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezöge« 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» sür Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbeiorderung 39 Ntk. «>l Postbesördernng 48 Mk. Inserate sigespallenc Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unsrem Prn«- verzeichniß. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach höherm Tarif, ttrrlamen unter dem KrtaLti«n«ßrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die KypeSrlia» za senden. — Rabatt wird naht gegeben. Zahlung pnwuu»»-r»n,io oder durch Post- Nachnahme. Donnerstag ven 24. Juli 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrlt«mtm>ch«ij. von Montag den S8. Juli -tese» Jahre» at wird dir itper dea Auguftupplatz führend« Ga-rftra-e wegen ASpoaltirung derselben aus die Dauer der Arbeiten fttr allen «npesualen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 22. Juli 1884. Der Nath der «tadt Letvzig. ' " ' H. I)r. Ge arg». >eni»g. Vekauntmachllllg. wegen Umbaues der Hauptschleuße wird dte Wind» «Lhlengaffe von Montag den 28. diese» Monat» ab aus die Dauer der Arbeiten filr alle» nnbesugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 22 Juli 1884. Der Äath der Gtadt Leipzig, vr. Vrkanlitllmitl Herr Seilermeister E. F. Rudolph, Gerberstra-e 38, hat sich in dankenSwerther Weise bereit erklärt, eine An nahmestelle sür Arbeitsangebote bebuf« Uebermitte- lung an die Städtische Arbeil-nachweisungS-Anstalt zu über nehmen. Wir bitten, vorkommenben Fall- von dieser Ein richtung Gebrauch zu macken. Leipzig, den IS. Juli 1884. Da» Armen-Directorto«. I. A.: Richter, Asfcsf.Zsckau. Die Lieferung von Kartoffeln und Mohrrübe« soll an den Miukestsorderndeii vergeben werden. Bedingungen liegen zur Ein sicht und Unterschrift au-. Verschlossene Offerten mit dem Vermerk: .Kartoffeln re." sind bis 2». d vk. vormtttap« 1» Uhr anher abzugeben. Leipzig, am 19. Jull 1884. Sönlgl. Maraisonlarareth. soll Bekanntmachung. Das Umpolstern von ISS Lcip- und 8-0 s«s>f»atratzen an den Minhesisorderndea veraebe» «erde». Resiectanten tonnen dl. Beklnquxg»«« lm Büreou de» unter« zeichneten Verwaltung — Schloß Pleißenburg, Thurmhau« Nr. 15 — rtuseheu, auch sind daselbst die Offerten bis zum 28. Inlt e. Bor» «tttaa« 1t Uhr schriftlich und verstegelt obzugeben. Leipzig, am 22. Juli 1884. K»nt«Itch« Garnisa«-verwalt«»«. Nichtamtlicher Theil. Die Londoner Lonfereuz. Die Confercnz hat am Dien-tag die von Madstone an- gekünvigte zweite Sitzung abgrhalten und sich dann, ohne den Tag sür die dritte Sitzung festzusetzen, vertagt. Lange genug hatte es gedauert, bis sich die Eonserenz mit dem Inhalt der englischen Vorschläge beschäftigte, denn zwischen der ersten Sitzung, welche lediglich Förmlichkeiten gewidmet war, und der zweiten liegen drei und eine halbe Woche. Am 28. Juni fand die erste Conferenzsitzung statt, dann vertagt» sich die Eonserenz bis zu dem Zeitpunkte, au welchem eine Verstän digung zwischen den finanziellen Beigeordneten erreicht sein wurde. Diese wurde zwar sehr bald erzielt, aber nur in dem Sinne, daß alle nicht englischen Finanzdelegirten sich gegen d«e englischen vereinigten und di« von der englischen Regierung gestellten Anträge gblehnteu. Die Zinsenreduction der privilegirten und uaificirten egyptischen Schuld hätte nur Raum geschasst für eine neue englische privllegirte Anleihe, zu deren Gunsten die Rechte der alten egyptischen Staat-gläubiger verletzt worden wären, ohne doch irgend welche Sicherheit dafür zu gewähren, daß sich daran« ein besserer Zustand für die Dauer entwickeln werde. Die Besitzer der bestehenden Schuldtitel einigten sich deshalb al-bald dahin, daß man unter Aufrechthaltung de- bisherigen Zustande- zu einem besseren finanziellen Er gebnis zu gelangen suchen müsse. E- wurde erkannt, daß nicht die Zahlungsunfähigkeit EghptroS, sondern die schlechte englische Finanzvcrwaltung die Ursache de« egyptischen Defi cit- sei. Deshalb bemühte man sich, eine Rechnung aufzu« stellen, welche eine Vermehrung der Einnahmen ermöglichte, statt, wie die Engländer wünschten, die Ausgaben zu ver ringern. Zinsenreduction und Herabsetzung der Grundsteuer lauteten die englischen Forderungen, „vernünftige Finanz verwaltung" heißt die Parole der übrigen Deleqirten, unter welchen die französischen und deutschen als Pertreter der Hauptgläubiger Egypten» die erste Stimm« führten. Nach der von BligniLreS aufgestellten Rechnung reichen die Ein nahmequellen Egypten- nicht nur sür Bezahlung der Schulden aus, sondern sic ergeben noch emen Ueberschuß von einer halbe« Million Psd. Stert. Die Rechnung muß eine richtige Grund lage haben, sonst würde sie nicht den Beifall der übrigen Telegirten gesunden haben und BligniörcS, al« ehemaliger französischer ginanzcontroleur in Kairo, kennt di« «gyplische Finanzlage au» eigener Anschauung; also darf man schon aus kiesein Grunde seiner Rechnung einige» Vertrauen ent- gegcnbrinaen. WaS bei den englischen Anträgen räthselhast bleibt, ist, daß sie die Interessen der englischen Besitzer egyptischer StaatSpapiere so geflissentlich ignoriren; auch die englischen Staat-gläubiger Egypten» haben koch da» berechtigte Ver- langcn, ihre Zinsen unverkürzt zu erhalte»- Woher rührt also der Ucbereiser der englischen Regierung, die Zinsen der egyptischen Schuld herabzusetzen? Dieser Punct bedarf noch der Klarstellung und hier liegt der Schlüssel für den so kläg lich gescheiterten Plan der englischen Regierung, mit Hilfe de- übrigen Europa» den egyptischen Staat-bankerott zu ver künden. BligniLreS bat Gladstone einen Strick durch die Rechnung gemacht und dadurch zugleich der französischen Regierung einen werthvollen Dienst erwiesen. Denn da» ist heute über jede» Zweifel erhaben, daß sich Ferry von Gladstone durch da- Abkommen hatte überlisten lassen und gute Rechte gegen nebelhafte Versprechungen aufopsern wollte. Jetzt ist da« englisch-französische Abkommen hinfällig, denn nur unter der VorauSseßung, daß die englischen Finanzvorschläge angenommen wurden, sollte e» Geltung erhalten. Die Frage der englisch- französischen Doppelcontrole ist demgemäß nach wie vor eine offene, ebenso wie England den Endtermin für die militairischc Besetzung Egypten» selbst zu bestimmen hat. Noch weniger ist England verpflichtet, seine Zusage wegen Ncutralisirung Egypten» und de- Suezcanals zu erfüllen, e- bleibt eben Alle- beim Alten, als ob niemals ein Consereiizprojccl bestanden hätte. Da» ist ein Ende, welches nickt dazu angethan ist, Gladstone in der öffentlichen Meinung England« zu erhöben, die diplomatische Niederlage hat sich zu der militairisLen gesellt und die Abdankung von England als einer weltbcherrschenden Macht besiegelt. Die Lage Englands in Egypten ist besonder» dadurch wesentlich verschlechtert, daß die frauzösischen Vorschläge für die Verbesserung der egyptischen Finanzen den Beifall aller übrigen Dclegirtr» erhalten haben; denn daraus ergibt sich der sehr berechtigte Wunsch der StaatS- gläubiger EgyptenS, daß diese Vorschläge nun auch verwirklicht werden und damit wieder die erforderliche Sicherheit sür die Erfüllung der Verbindlichkeiten EgyptenS an seine Gläubiger gewonnen wird. Tie von England so sehr ver- wünschte Doppelcontrole ist jetzt wieder zu Ehren gekommen und man kann eS Europa nickt verdenke», wenn eS jetzt auf die Wiederherstellung der Doppelcontrole in Egypten drängt. Den Franzosen traut man größere Geschicklichkeit in der Ver waltung EgyptenS zu als den Engländern, die sich während der Occupatio» als die ollcrschlechtcsten Fi»a»zmä»»cr gezeigt haben. Dar Egypten durch die Verschwendung Ismail Pascha» an den Rand de» Verderbens gebracht worden, so hat die englische Wirtschaft nur dazu beigetrageu, dieses Verderben thatsäcklich herbe,zusühren, denn die Steucrkrast EgyptenS ist auf einen Grad herabgcsunkcn, de» sie vorher niemals erreicht hat. Die englische Finanzvcrwaltung in Egypten mag so schleckt sein, wie sie will, so Kälte sie allein doch niemals ein so traurige» Eraeb ß schassen können, die Hauptschuld liegt an der Untrrqravun., de» Vertrauen», daß sich der Ackervauer auch in Frieden der Früchte seine» Fleißes werde erfreuen können. Hätte d>'e englische Regierung sich zu einer That er mannt, hätte sie ^ n Fortschritten de» Mahvi gewehrt und ihnen eine entspr chende Truppenmacht entgegen gestellt, dann würde der Haß der Egvpter gegen die Engländer allmiilig der Achtung vor ->" Beschützen, VeS Lande» gewichen sein. aber da die t mit ansaben, daß eine Stadt nach der andern rm Su^.uitn'kle Hcnede der Aayangcr de- Mahdi siel,ind baß die egyptischen Garnisonen nievergemacht wurden, so kann nian e« den Bewohnern von Kairo und Alexandrien nicht verdenken, wenn sie die Ankunft de» Mahdi herbei sebnen. um mit ihm gegen die Engländer gemeinschaftliche Sache zu machen. Die englische Regierung trägt durch ihre elende und feige Politik in Egypten und im Sudan nickt nur die Verantwortung sür da» dort in Strömen vergossene Blut, sondern auch sür die wirthschaftiichrn Schäden, welche aus diesen jammervollen Zuständen sür Egypten erwachsen sind. Die Staat-gläubiger Egypten» wären vollständig in ihrem Rechte, wenn sie England regreßpflichtig machten für die durch seine Schuld verloren gegangenen Zinsen. WaS gehen Europa die Interessen an, welche England als Beherrscher Indien» in Egypten zu wahren hat? England hat nur dann Anspruch aus Achtung seiner eigenen Interessen durch Europa, wenn eS die Interessen anderer europäischer Staaten nicht verletzt; und das hat eö in Egypten in der schmachvollsten Weise gethan. Als England »ach Egypten ging, ließ Europa eS gewähren, weil eS als selbstverständlich vorauSsctzt«, daß der Sieger nun auch für die Zahlung der Schulden de- eroberten Lande» auskominen werde. Hafür bat sich aber England bestens bedankt und wohl hauptsächlich deshalb immer den Schein aufrecht zu halten gesucht, al« ob e» Egypten sich selbst überlassen wolle, während eS doch eifrig darüber wachte, daß keine andere Macht in die Ordnung der egyptischen Angelegenheiten auch ein Wort drein redet. Jetzt liegt eS klar auf der Hand, daß von England eine Besserung der egyptischen Finanzen niemals zu erwarten steht» und deshalb ist eS nothwendig, daß Europa die Ordnung der egyptischen Verhältnisse entweder mit dem Willen oder auch gegen den Willen England» in die Hand nimmt. Die Grundlage dafür ist in den von Europa angenommenen Vorschlägen BlianibreS gegeben, also müssen auch jetzt die Consequenzen diese« Beschlüsse« zu Gunsten der Staat-gläubiger Egypten» gezogen werden. ? Leipzig, 84. Juli 1884. * In Jever hat sich unter dem Vorsitz de« Herrn Professor Pohle ein nationalliberale« HauptcomitL für Jever und Icverland constituirt, welche» im Anschluß an die Berliner Erklärung vom 18. Mai d. I. an alle Gesinnungsgenossen im 2. oldenburgischen Wahlkreise die dringende Aufforderung richtet, schon jsttzt die Interessen unserer Partei wahr- zunehmen, damrt dieselbe wohl gerüstet in den Wahlkamps eintretcn kann. „Wie in den Jahren 1871 bi» 183l", heißt e» in dem Aufruf weiter, „Abgeordnete unserer Partei den 2. Wahlkreis im Reichstag vertraten, so werden wir jetzt durch eine der Bedeutung der Sacke entsprechende Thätigkeit bewirken können, daß au» der nächsten RcickStagSwahl wieder ein Mann al- Sieger hervorgeht, der gleickweil entfernt von grundsätzlicher, durch den FractionSgeist dictirter Opposition«- lust, wie von vrtheilSloser Nachgiebigkeit gegen die Regierung den wahren Fortschritt nicht in der liberalen Doctrin, sondern im liberalen, durch da« nationale Bedürfniß ge botenen Eckassen sucht und die Vorlage» lediglich daraufhin prüfe, ob sie der allgemeinen Wohlfahrt nützlich oder schädlich sind." In Barel hat sich nun ebenfalls ei» ComitS gebildet, welche« sich mit dem Ievrrschen Aufruf völlig einverstanden erklärt und demnächst auch seinerseits eine» Ausruf erlasse» wird. Mögen die Bestrebungen unserer oldcnburgischci, Parteigenossen, diesen Wahlkreis der nationalliberalen Partei zurückzuerobern, vom besten Erfolge begleitet sein! * Unter den Männern, welche al» ständige Mitglieder in da» ReichSversicherungSamt berufen werden sollten, ist auch der Name de- Geh. RegierungSrathS Ga mp genannt worden. E» lag nahe, bei dem Aulheil, welchen der ge nannte Beamte an der Ausarbeitung und legislatorischen Durchberatbung de» UnsallversicherungSgesctze» gehabt hatte, seinen Namen auch mit der zur praktische» Durchführung desselben berufenen Behörde in Verbindung zu dringen. Gleichwohl hätte schon eine Erwägung der bureaukratische» Stellung de« ReichSversicherungSamteS aus die Nichtigkeit jener Berniutbung schließen lassen sollen. Denn dieses Amt hat nicht den Charakter einer Central-, sondern einer Provinzial- behvrdc und rangirt daher nicht mit den Reicksämtern, sonver» mit den diesen unmittelbar Nachgeordneten Behörden, dem stati stischen Amt u. s. w. Sein Cbes ist Rath zweiter Classe, wie die älteren Räthe in den ReickSämtern und Ministerien, während selbst die jüngsten Rätbe nur einen um einen Grad niedrigeren Rang bekleiden. Die Räthe in den Provinzialbehörden stehen dagegen in gleichem Range mit den ständigen Hilfsarbeitern der Reichsämter; soweit daher aus die in diesen beschäftigten höheren Beamten für LaS ReichSversicherungSamt reflectirt wird, kommen nur die Hilfsarbeiter, nickt die Vortragenden Räthe in Betracht. So wird auch der RcgierungSrath Ur. Kayser mit Recht al» für eine der Stellen im ReichS versicherungSamt bestimmt bezeichnet, während sür die zweite ein Techniker der Maschinen- oder Bergvcrwaltung in Aussicht genommen ist. * In bestimmten Zwischenräumen pflegt da- Gerückt aus- ,utaucken, daß der deutsche Botschafter in Pari«, Fürst Hohenlohe, von seinem Posten zurückzutrrten gedenke. Diesmal ist e» die Pariser „France", die sich zur Verbreitung dieser Nachricht hcrgiebt, indem sie schreibt, daß Fürst Hoben- loke „seit längerer Zeit eine große moralische und physische Abspannung süble und daß der Zwischenfall vom 14. Juli bei ihm den schon seit längerer Zeit gefaßten Beschluß zur Reise gebracht habe, sich vom politischen Leben zurückzuzichen. Fürst Bismarck habe auf ein bezügliches Gesuch de» Fürsten Hohenlohe geantwortet, er bäte ihn, seine Kräfte noch ewige Zeit dem Kaiser und Reich zu widmen, und er habe Lwzu- gesügt, daß er vor Ende nächsten Winter» einen Nachfolger gesunden baden würde." Die „Kölnische Zeitung", ist in der Lage, diese Mittheilungen im Ganzen und in allen Einzel heiten für vollständig erfunden erklären zu können. Fürst Hohenlohe, der sich trotz aller gegcntheiligen Ausstreuungen einer ganz ausgezeichneten Frische und Gesundheit erfreut, Hot nicht daran gedacht, «in Er»tlaff»ng«grs»ch einzureichen und wird noch recht lang« sortfahre«. dem deutschen Reiche in Pari« auch fernerhin wie bisher seine ausgezeichneten Dienste zu widmen. » * » * Ueber die Zusammenkunft der beiden Kaiser Wilhelm und Franz Josef bringt jehi die ossiciös« Wiener .Presse" anscheinend autorisirte Mittbe ung- . » kicke V"N den bisher verbreiteten Nachrichten ab, > ' s^-.-'ach wird Kaiser Wirhetm jedenfalls da» ösirrreichlichc Kaiwrpaar in Ischl besuchen, doch ist der Ort de» ersten Zusammen treffen» der beiden Monarchen noch nicht definitiv bestimmt. Ta» Blatt meldet: .Falls am Tage der Abreise de» deutschen Kaiser» in Gastein schöne» Wetter sein sollte, fährt Kaiser Wilhelm über Selztbal nach Aussee, woselbst er übernachte,, wird. Am nächsten Tage setzt der greise Monarch die Fahrt »ach Ischl fort, woselbst er am 7. August, präcise >2 Ubr Mittag-, eintrifst. Die Begegnung beider Monarchen findet in diesem Falle in Ober traun statt. Bei ungünstiger Witterung gebt die Reise de» deutschen Kaisers direct nach Ischl; dann findet die Begrüßung Kaiser Wilhelm- durch unfern Kaiser in Ebensee statt." * Ter den ausgesprochensten panslawistischen Tendenzen huldigende montenegrinische Correspondent der Prager „Narodni Listy" wird nicht müde, da- Verhältniß zwischen dem Fürstenthum der Schwarzen Berge und dem österreichisch- ungarischen Kaiserstaate absichtlich zu entstellen. In Wien aber paßt man dem Herrn scharf auf die Schlicke und ist in Verleugnung seiner Schilderungen nicht lässig. So bezeichnet neuerdings die „Pol. Corr." die Berichte jenes Correspon denten al« erfunden und deren Ausnahme durch da« genannte Prager Blatt als ein« lediglich auf bewußte Irreführung und Beunruhigung berechnete Methode, die sich von selbst verurtheile. Da» Wiener „Fremdenblatt" bemerkt au« gleicher Veranlassung: „Der durch seine glühend« Phantasie und seinen panslawistischen Esser berüchtigte Correspondet der „Nar. Listy" in Ccttinje läßt es sich nicht nehmen, die Leser de» Prager Jungc»echenblaties mit neuen montenegrinischen Märchen zu unterhalten. Da dieselben an den angeblichen Protest der montenegrinischen Regierung gegen »ster- reichische Befestigungen in der Herzegowina ankiiüpsen, dieser Protest aber hinlängliche Dementi« erfahren hat, braucht man sich mit dem zweiten Theile dieser monieuegrinischen Dichtungen wohl nicht ernstlich zu befassen." * Auf den innerhalb der französischen Krieg«- leitung in Tonkin herrschenden Mangel an Organisation fallen in den Schilderungen osficivser Organe grelle Streif lichter. So berichtet der in Beziehungen zur Regierung stehende „TempS" über einen Vorgang, der e» begreiflich erscheinen läßt, wenn General Millot nickt zu verhüten wußte, daß die unter seinem Oberbefehl stehenden Truppen bei Langson in der seltsamsten Weise „überrascht" wurden. Zu wiederholten Malen waren den französische» Ossicieren, welche die Kanonenboote commandiren, directe Befehle zu gegangen, ohne daß dieselben durch den Commandanlen der Flottille, Fregattencapitain Scklumberger. übermittelt worden wären. Letzterer machte hiervon dem General en clws, wie der osficiöse „TempS" hrrvorhcbt, in respektvoller Weise Mit- tbeilung. Während er aber auf unverzügliche Be seitigung de» von ihm gerügten Mißstande« gerechnet hatte, wurde er mit fünfzehn Tagen leichten Arrest belegt. Der Eommandant der Flottille sandte hieraus «in zweite« Schreiben an General Millot. erzielte jedoch kein andere» Resultat, al« daß der leichte Arrest m strengen um- grwandelt wurde. Während der Dauer dieser Strafe über nahm der Oberstcommandirende selbst ven Beseht Uber die Flottille. Dieser Vorgang steht überdies nicht vereinzelt da; wurde doch vor einiger Zeit der Chefarzt der Marine i» Tonkin, Roy, ebenfalls mit strengem Arrest bestraft, weil er sich geweigert hatte, den »Befehlen" eine» seiner Unter gebenen. welcher drei Expeditionskorps al« „mSckLcin Principal- beiaegeben ist. Folge zu leiste». Der Eindruck, welcher durch diese Zwischenfälle hrrvorgerusen wurde, ist um so peinlicher, al« man sich in der französischen Marine überhaupt nickt zu erinnern vermag, daß derartig« schwere Strafen höheren Ossicieren von Seiten der Admirale anserlegt worden seien. Fall» der .Intransigeant" oder a»dere Oppositionsblätter Mittheiluag von derartigen Vorgängen machten, würde man an böswillige Erfindungen glauben können, welche dazu dienen sollen, die französische Krieg-Verwaltung in Tonkin z» di-crediren. Die Beziehungen dc» .TempS" zur Regierung sickern dieses Blatt jedoch gegen den Verdacht tendenziöser Erfindung. Freilich ist nicht aus geschlossen, daß die Abberufung de- General» Millvt von seinem Posten, dem er sich so wenig gewachsen zeigte, in Aussicht sieht. Andererseits berichtet die .France Militairc" über eine chauvinistische Ansprache, welche der cominandirende General de« IS. Armeecorps, General Davoust d'Auerstaedk, an die Osficiere de» 2. ZuavenregimentS in Oran gerichtet hat. Diese charaktcristischeAnsprackc halte folgenden Wortlaut: „Ich habe die feste Ueberzeuqung, daß die Iuave» vo» heute dem Ruhme ihrer Borsahren nacheisern, und hoffe bestimmt, eine« Tage- das zweite Zuaven-Regiment mit den anderen Truppen des neunzehnten Armee-LorpS aus einem Schlachiselde zu führen, wo der Feind dieser braven Truppe würdig sei» wird. Ich habe den festen Glauben, daß mit Eurer Hilfe der Sieg za unseren Fahnen zurückkchrt. Den Feind näher z» bezeichnen, welchem wir entgegen- gehen werden, habe ich wohl nicht nolbwenLig. Seine trotz alter diplomatischen Fiktionen uns stet« bedrohende Haltung macht ihn Frankreich und der Armee genugsam keunllich. Wenn der Moment gekommen sein wird, wird Frankreich aus sein neunzchnleS EorpS rechnen können, um sich diesem Feinde gegenüber Rejpcct zu ver schaffen." * Der .Cri du Peuple" macht in einem Artikel unter der Ueberschrist: „Das große rovalistischc Complot" Enthüllungen, denen zufolge der Polizcipräsict in der Nacht vom Donnerstag z»m Freitag plötzlich die drei Polizei- conimissaire Daffcmonl, Lalloiiicind und Derhss zu sich be- sckiedrn und ihnen die Berbastung von drei subalternen Agenten der Pariser Polizeipräsectur ausgetrogen habe. „Der Höchste unter ihnen," erklärt daS intranftgente Blatt, „soll nur den Posten eines Juspeciors bekleiden. Diese drei Indiinduen wären, der Verschwörung gegen die Republik angecklagt, sofort «ach dem Depot gebracht worden. Hausdurchsuchuugea in denn» Woh nungen hätten Acienstücke zu Tage gesördert, welch« die Na«eu der hervorragendsten Verschwörer enthalten sollen; mau habe darin Namen von Präsecten, Großgrundbesitzern, hervorragende» Indu striellen, Ossicieren oller Grade und einer grohen Anzahl Ver- waliungsbeamten gesunden. Nach der Aussage de« Eine» soll sich die stahl der Verbündeten ans 12,000 belaufen. Neve» jede« Rani«» befinde sich überdies die Ziffer der Summe, die jedem Einzel«» nach Maßgabe seiner Rolle bestimmt worden wäre. EiueS der drei verhafteten Individuen wäre RechtSllrentiat und soll am Quai de la Tournelle wohnen." Dazu bemerkt der osfiriöse „Paris": „Die Thatsachra st»d Wer alle Maßen übertrieben worden und beschränken sich einfach da«»s: Bier Agenten beabsichtigten, Actenstücke oder vielmehr Abschrift«» von Actenstücke» an Leute auSzuIieser», welche ihnen diese baar de- zahlt hätten trotz der geringen Wichtigkeit des Inhalt«, wnrden aber im Augenblick der Auslieferung selbst daran verhindert. >« ist wahr, daß man sich ihrer Personen versichert, widreud i» Ihre» Wohnungen Hausdurchiuchungen voraenomme» ward««: allein e« wird keine gerichtliche Verfolgung geben, du mit der «.»ssahruog der Tbat noch nicht begonnen worden war. Diese »irr «gmttr» sind einfach ihres Amte- entsetzt worden." * Die Demonstration im Hydepark gegen die Ab lehnung der Wahlreformbill durch da» englische Ober haus hat in programmmäßiger Weife stattgefmtden und ist, trotzdem sich 50.000, nach anderer Schätzung 70,000 Personen an derselben bctheiligten, in größter Ordnung verlanfen. Aehnlichc EntrüstungSmeetiiig-, wenn auch iu kleinerem Raß- stabe, wurden am Sonnabend in Leed», Bristol. Birmingham, Accrington sowie den Londoner Stadtbezirken Southwark, Battersea, Peckbam, Kilburn u. s. w. abgehallen. Dir Re solutionen. die bei diesen Kundgebungen zur Annahme ge langten, gaben der tirsgesüblten Indignation d«S Volke» dar über Ausdruck, daß daS Oberbau» sich dem ausgesprochenen Willen der Nation nicht füge und die Durchführung der Wahl» rcsorm verzögere, und empfahlen weiter eine Reorganisation des Oberhauses, um eS unschädlich zu macken. In manchen Fällen wurde sogar die Abschaffung der PairSkammer ver langt. In Chesterfield, Manchester und SbrewSbury fanden conservative Demonstrationen statt, bei denen daS Verhalten der Lord» gebilligt und ein Appell an die Wählerschaften befürwortet wurde. * Im Süden Rußland» sind neuerdings an ver schiedenen Orten Bauerntumulte vorgekommen. Am ernstesten sollen die Krawalle in der kleinen Stadt Schpola, Gouvernement Kiew, gewesen sei», wo die Bauern ihrem Gutsbesitzer, dem gewesenen russischen Kinauzministcr Abasa, den Verkauf seine» Grunde« gewaltsam verweigerten; ferner in den Dörfern Pogreby, Oryzy, Sgorowka. Dilbowyje, Gaj und Win de» Bezirke» Priluki ii» Gouvernement Poltawa und endlich in einigen Dörfern dcS Gouvernement« Tsckernigow, wo die Bauern ihren Gutsbesitzern den Grund und Boden mit Gewalt entreißen wollten und den herbeigehvlten Soldaten förmliche Schlackten lieferten. Diese agrarische Bewegung soll so ernste Dimensionen angenommen haben, daß die Gouverneure von Poltawa und Tsckernigow sich an Ort und Stelle begaben, um aus die Bauer» persönlich einzuwirke». * In St. Petersburger Blättern wollen die Klagen über Bedrückungen russischer Unterthane» in den chinesischen Grenzd ist rieten kein Ende nehme». In ihrer letzten Nummer thcill die „Wvstotscknoje Obosreuije" eine Corre- spondenz mit, in der geradezu behauptet wird, daß der russische Vertrag mit China in seinen wichtigsten Punclcn von den Chinesen verletzt werde. „Dte Chinesen, so heißt es, weisen unsere Händler au- allen Städte» Ostturkestan«, nut Ausnahme Ikai'chgars. aus. Auch die Einfuhr ruisischer Maaren wird verboten. Wir Russen geben uns hier Befürchtungen hin. In den Äaichgar bclressendcn Angelegen heiten lieg» viel Komödienhaftes. Slatt ordeiiilichcr Truppen traf in diesem Gebiet an- China ein bungriqes, zerlumptes Gesindel, da» dem Opiumesscn ergebe» ist, ein. Die Bcwodner Kalchgar« glaubten, et nahe sich ein gut organisirtcS Heer und ergaben sich daher ohne Kampf. Daraus wurde» die Ehineien wieder ihrerseits ängstlich, da sie erkannten, daß die Bewohner »aickgars ihnen übe> legen seien, und sind auch noch gegenwärtig besorgt. Auch wir Russen waren im Jrrlhum, als wir glaubten, die Chinese» stellten eine Macht dar, und scheuten uns, unsere legitimen Forderungen geltend zu machen. Wir können nur unserer Politik im Osten eine größere Energie wünschen, sowohl im Interesse russischer Unterthane,, und russischer nationaler Interessen, al« nuck der menschlich n Würde im Allge- meinen. Eine schüchterne Politik CH,na gegenüber führt zu nichts, besonders in diesem abgelegenen Gebiet, wo die Chinesen alles »hun können, während di» russischen Behörde» zum Schutz der Unterthalien ihres Staates nur auf Vorstelluugea angewiesen sind." * Zur Erleichterung der Verbindungen zwischen dem europäischen Rußland und den russischen Besitzungen i» Mittelasien ist vor Kurzem ein neuer wichtiger Schritt unternommen worden, indem ein neuer und allein Anscheine nach sebr bequemer Weg direct von Orenburg nach Kungrad (in Turkcstan) ausgesunden worden ist; derselbe hat eine Länge von nur 700 Kilometern, und ist ans demselben sowohl Futter sür die Tragthwre, als auch Wasser reichlich vorhanden. Eia«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite