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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-29
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1884
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Erscheint täglich früh S'/,Uhr. »ui Erpriiti«» Johanne«gaste 33. APkrchkunie» irr Nriirtio«: N»r«iUag- 10—IS Uhr. N«V»tttag« b—6 Uhr. MSttl »»tz«» i«r für »te «ichfts«l^»tze N«»»er Inserate an »Ochenta,,« tzt« » lltzr N«ch«ttta^, an Gann-nn» Festta»en srfltz di«',S Uhr. I» ie« ^llialen für 3ns.-A»nah«e: vtt« Klemm, Unlversilät-straße 21, Lauts Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur tzi» '/.S Utzr. TagMM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage I8,6«a» ^donnementtzprris oiertelj. 4V, Mi- iucl. Brinqerlohn ö Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne Pastbesörderung 39 Mk. Mit Posröesörderung 48 Mk. Inserate Sgesvaltene Petitzeile 20 Pf. chröhere Schnste» laut unserem Preis- verzeichn iß. Labellartscher u. giffcrnsatz noch höher« Tarif. Nerlmnrn unter dem Krdartiouostrich die Spaltzeile bO Ps. Inserate find ste,« an die Fxprtzttlon zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnmlluiiisraoilo oder Lurq Post- nachuahnic. ^-211. Dienstag vm 29. Zuli 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekailntmachllilg. Am 1. August d. I.. Vormittags 9 Uhr, soll eine größere Anzahl alter Straßennamen», Hausnummer- und andererMctall- schtlder aus dem RathhauS 2. Etage, Zimmer Nr. 7. öffentlich an den Meistbietenden und gegen sofortige Bezahlung ver- kaust »erden. E- kommen 23 unbeschädigte und 74 beschädigte Stra-ea» schtlder, 137 Stück beschädigte KauSuummcrschtlder »nv 134 Stück sogenannte PfeilseHtlder, mit einem Ge» sammtgewicht« von 438.35 Kilo, zur Versteigerung. Leipzig, den 17. Juli 1884. Der -lat- der Stadt Leimig. vr. Georg». EichoriuS. Bekanntmachung. Wegen Neupflasterung wird der PeterSsteinweg von der Pleitzeastratze di» rar Burgaaffe vom I. Auaust lausende» Jahre» dl» »ur Fertigsten«»- für allen uubefuateu Aahrverkeor gesperrt. Leipzig, den 28. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. ' ^ Krels vr. Georgi. krelschmer. relumiümchiinr. Der 8urLe»««rtt wird vom Sonnabend den 2. August diese« Jahres an aus bem Aletscherplatz« gehalten. Leipzig, den 2L. Juli 1884. Der -lat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. krbgl. Wegen Reinigung ver Locale bleiben die Geschäfte b«S LoihhaaseS und der Sparkasse siir Dtea»tag, de» AS. Juli ». anSaesetzt. Leipzig, dm 2S. J»li 1884. De» Rath» Deputatta» für Lri-Ha»» »ad Sparcaffr. Anclion. Nächste» Donnerstag. den »1. d«. «ts» von 10 Uhr Vormittag an sollen im AuttionSrocale des hiesigen Amtsgericht» 2 Ainbnlance». 1 Stangen-, 1 Lowry-Waaen, mehrere Bettstellen mit Matratzen, 9 Dutzend Spielkarten, mehrere Laden- tafeln, Regale und verschiedene Möbelstücke öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 28. Juli 1884. Traner, Ger^vollz. zZsufz-idszi» Di» Einlegung einer Thonrohrschleuße in die Haupt» vllttztlzsUI» straff« soll an einen Unternehmer in Acrord ge» geben werden. Dir Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserem Gemeindeamte, woselbst auch BlauqnetS »u entnehmen sind, zut Einsicht au«. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleuß« der Hauptstraße" oerseben ebendaselbst und zwar dt« zu« 4. August diese» Jahre« Nachmittag L Uhr eiuzureiche». Lutrttzsch, am SS. Juli 1884. Der Temetude-Nattz. Thomas. Nichtamtlicher Thetl. Die Frage der Verfassungsrevifiou vor dem französischen Senat. Di« Debatten de« Senat« über die BersassungSrevision laufen daraus hinaus, daß sich der Senat sein Geldbewilligungs recht nicht verkürzen kaffen will, im klebrigen ist er geneigt, auf die Revision einzugehen. Die zweite Frage, über welche MdiuuugSverschievenheilen obwalten, ist di« der unabsetzbaren Seaatoren. Tie Regierung und die Majorität der Deputirtm- kammer will diese Einrichtung beseitigen, im Senat bestand aber keine Geneigtheit, darauf e»n»ugehen. LSon Sah, einer der einflußreichsten gemäßigten Republikaner und schon wiederholt Finanzminister, außerdem der Mitbesitzer de» „Journal de« DöbatS", will die unabsetzbaren Senatoren unter keiner Bedingung daran geben, weil er sie für den eigentlichen Hort der Republik hält, die Gleichberechtigung beider Kammern gilt ihm als die Borbedingung einer guten Regierung. Frrry hat sich harte Wahrheiten sagen lasten müssen, man hat ihm vargeworsen, daß ibn nur poetische Rücksichten bei Einbringung de, Vorlage geleitet hätten, er wolle seine Stellung dadurch befestigen, aber dem Lande nicht «ine Reform geben, deren e« bedürfe. Die konservativen Republikaner im Senate sind sämmttich grundsätzliche Gegner der BersaffungSrevision und unter diesen ist e- wiederum Löon Sah. besten Gegnerschaft da» meiste Gewicht hat. Er hat einen tiefen Blick hinter die Coulisten arthan und ist deshalb im Stande, Aufklärungen über die Beweggründe der Revision zu geben, welche anderen nicht zu Gebote stehe». E« gab eine Zeit, in der Sah selbst sich einer ähnlichen Bewegung anschloß, damals handette e« sich aber nne dar»»», beim Eongreß Berufung gegen einen Beschluß de« Senats rinzulegen. Da« Ansehen de« Senat» dürfe aber nicht geschwächt werden, da dasselbe für die Erbaltung der Republik notdwendig sei. Eine Enthüllung Sah'«, welche i« Senat Aufregung verursachte, war die folgend«: Gambetta kam mit Sah dahin überein, den, Artikel 8 der Verfassung, welcher da« Geldbewilligung-recht de- Senats betrifft, einen Zufatzartikel zu geben folgenden Inhalt»: Ein« Initiative der Senatoren und Deputirten soll in Bezug aus Vergrößerung der Credit« nicht stattdaben; der Senat solle weder einen ge strichene» noch einen von der Kammer verminderten Credit wteberherstellen können, fall» nicht bei ihm rin daraus ab zielender Antrag der Regierung gestellt werde. Aus diese Weise hätten Budqetconsticte vermieden werden können, Gam betta hielt aber dies« Form der Vorlage nicht aufrecht, weit er im Ministerrathc nicht die nöthige Unterstützung fand. Sah wäre wohl auch heute noch geneigt, aus eine solche Modifikation de« Artikel- 8 ver Verfassung rinzugehen, und e« scheint, daß er dies« Enthüllung nur machte, um Fern» Ge» l^enheit zu bieten, den Conflict über Artikel 8 aus diese Weise au» der Welt zu schaffen. Sah hat überhaupt ein feste» Ver- trauen auf die Dauerhaftigkeit de» Senat», er fürchtet sich nicht vor Verwicklungen, die au» dem gegenwärtigen Conflict hervorgehen könnten, weil die Erfahrung bewiesen habe, daß mau noch stet» zu einem Einvernehmen gelangt sei. In dieser Beziehung sind andere Senatoren besorgter, am meisten Wallon. der sogenannte Vater der Verfassung. Nach feiner Ansicht ist die Reform überhaupt nur durchführbar, wenn man eine constituirende Nationalversammlung einberuse. Die Berufung de» CongresteS sei gefahrvoll, weil kein voll ständige« Einverständniß zwischen beiden Kammer» bestehe, daran« könne sich eine revolutionaire Versammlung entwickeln und Wallon sieht Frankreich im Geiste schon beim Convent oder bei der Commune anlangen. Mit Jule« Simon ist er darüber einig, daß die Revision nicht vom Volke verlangt werde, sondern nur ein gefährlicher Anschlag gegen den Senat fei. Da« waren die Hauptmomente de« ersten Verhandlung», tage» de« Senats über die BersastuugSrevision. der zweite Tag erhielt sein Gepräge durch die Erkiärungeu Ferry'S. Er wie- die Zumutbuna zurück, daß die Revision nur Wahlzwecken dienen solle. 330 Deputirte hätte» sie gefordert und man dürfe diese Waffe nicht der äußersten Linken überlasten, von welcher di« Regierung durch eine fortdauernd zunehmende Kluft getrennt sei. Go liegt die Sache auch in der Thal, Ferrh will sich durch seine Revision-Vorlage Clemenrrau mit seiner Sippschaft vom Halse schaffen und der äußersten Linken ein stet» bereite« Werkzeug, um Skandal zu machen, au« den Händen winden. Er glaubt, daß die Sache glatt adgeheu wird und gedenkt, jeden Versuch, der Revision eine weitere AuSdehuuna zu geben, durch die Vorfrage abzuschneiben. ES ist wohl möglich, daß Ferrh stark genug ist. um die Leiden schaften seiner Gegner zu zügeln, aber andererseits hat Jule« Simon nicht ganz Unrecht mit seiner Ansicht, daß die Ab stimmung der Kammer sür ihn keine hinreichend« Bürgschaft sei, weil diese ihre Ansicht oft Ludere. Am. 2K. Juli endlich hat der Senat alle Anträge abgelehut, welche aus Revision de- Artikel« 8 der Verfassung hinauSgeheu und damit ist man wieder aus dem Punkte angelangt, aus welchem man schon am 17. Juli stand. Da« heißt: der Senat stimmt dem Revisiontzantrage mir «lter de, Bedingung zu. daß a» de» GelbbemiViannaSrecht^G Senat« nicht« geändert werde. Herrh ist also jetztgenöthigt, der Kammer den abgeänderte» RevisioaSentwurs zur Genehmigung zu empfehle» und erst wenn die«, grsckeh« ist, kan« der Eongreß berosen werden. Läoo San hc... h«' Kammer Len Weg gezeigt, auf welch«« der Streit vielleicht zu schlichten ist, sic braucht blo« den Zusatzantrag aozunehmen, welchen Gambetta und Löon Sah im Jahre 1882 dem Artikel Leben wollten. Au» eigenem Antriebe wird natürlich der Senat feine Recht« nicht selbst beschränken, wenn aber ein Votum der Kammer vorliegt, so liegt der Fall ander« und diesem Votum gegenüber würde der Senat vielleicht nachgeben. Wahrscheinlich wird Läon Sah Recht behalten mit seiner Ueberzcugung, daß die Vorlage zu keinen ernste« Verwickelungen führen wird, weil ja bisher noch immer eine Verständigung erzielt worden sei. Weit ernster war der Zwiespalt beim Beginn de» vorigen Jahre«, als die Frage der Ausschließung der Prinzen von Orleans an« der Armee auf der Tagesordnung stand. Damals schien e» eine Zeit laug, al» werde der Senat fest bleiben und seine Zustimmung zu der von der Kammer be schlossenen Maßregel nicht geben. Bekanntlich wurde endlich rin Ausweg dadurch gesunden, daß die Prinzen auf Grund eine» bestehenden Gesetze« außer Aktivität gesetzt wurden und damit war der allerdings nicht unbedenkliche Zwist erledigt. Aber gerade au- den bei diesem Anlaß ge machten Erfahrungen entwickelte sich die Bewegung, welche die Revision der Verfassung ans ihre Fahne schrieb, die äußerste Linke beutete di« Haltung de« Senat» in dieser Frage für ihr« revolutionären Zwecke au» und forderte laut die Abschaffung dieser parlamentarischen Einrichtung. Diese Bewegung ist nicht ohne Einfluß auf die spätere Haltung de» Senat» geblieben und erst vor wenigen Tagen bat die Mehrheit de« Senat» einen Beschluß gefaßt, welcher die Ehe scheidung in Frankreich wieder herstellt. E« war da» »ine Angelegenheit, welch« im Falle der Ablehnung durch den Senat von der äußersten Linken gewiß zu UqitationSzwecke» benutzt worden wäre, so liegt aber kein Anlaß dazu vor und die Clemenceau und Genossen sind vorläufig genvthigt, ihren Wünschen Schweigen auszuerlegen. Für diese Part« kommt e« zunächst daraus an, du Frage der verfastungSrevision in Fluß zu bringen und deshalb war auch da» Austreten de« genannten Parteiführer« am Tage der Abstimmung verhält- nißmäßig mild. Aver wenn erst der Eongreß berufen ist, so werden e« sich die Mitglieder der äußersten Linken wahr scheinlich nicht nehmen lassen, in dem von Wallon und Jule« Simon bezeichneten Sinne vorzugehen. E« ist aber kaum zu befürchten, daß sie damit durchvrmaen werden, weil die staats- erhaltenden Elemente in beiden Kammern doch immer noch erheblich in der Majorität sind. Gefährlich war e» freilich, die Frage der Rrvisiioa aus die Tagesordnung de« Parla ment» zu bringen, aber e« war vielleicht noch gefährlicher, die Forderungen der Radikalen einfach todtzuschwciaen. Ferrh hat den kühnen Schritt gewagt, die BersaffungSrevision durch einige unbedeutende Aenderungen zu erledigen und eS hat den Anschein, daß er seinen Zweck, die Gegner dadurch zum Schwelgen zu bruigen, erreichen wird. * Leipzig, 29. Juli 1884. * Verschieden« Blätter berichten von zahlreichen Aus weisungen russischer Unterthanen au« Berlin, die sich Über eine «»«reichende ErwrrbSthätigkeit nicht ge nügend auSznweisen vermochten. Au« den Erörterungen, welche an diese Maßregeln geknüpft waren, geht hervor, daß man dieselben al« etwa« Neue« betrachtet. Von einer Seite wurde sogar kürzlich behauptet, daß diese Au«weisungen aus besondere Vereinbarungen zurückzusiihren seien, die neuerding» angesichts der wachsenden anarchistischen Bewegung zwischen der deutschen und der russischen Regierung getrosten worden seien. Dem gegenüber ist sestzustellen, daß diese Ausweisungen aus Bestimmungen beruhen, die bereit» im Jahre >880 au» Anlaß der Verhaftung und AuSlieierung eine» Rüsten, der sich in Berlin angeblich sturinmShalber aushirlt und sich schließlich al» ein gefährlicher Nibilist entpuppte, erlassen worden sind. Im Lause der Zeit warcn diese Bestimmungen einigermaßen in Vergessenheit geratben. neuerdings sind sie wieder schärfer in Anwendung gekommen. Daß die« ge schehen werbe, ist von deutscher Seite den russischen Gouvernc ment« rechtzeitig angezeigt worden, und infolge besten hat auch, wie der officiüse Telegraph bereit- gemeldet hat, die russische Regierung neuerdings in Erinnerung gebracht, daß die durch Preußen in- Ausland reisenden Russen vorher ihre Pässe durch einen der deutschen Consuln in Rußland visircn lasten müßten. * Der Ausschuß der Gesellschaft für deutsche Colonisatiou hat an die Freunde und Förderer LeS ColonisationSgedankenS folgendes Anschreiben gerichtet: „Aus Anregung de- Su-schusses der Gesellschaft sür deutsche Kolonisation ist eine Anzahl von Herren zusammengetreten, welche entschlossen ist, in engster Verbindung mit der genannten Gesellschaft gegen Mitte September d. I. in Südafrika größere Länderstrecken anzukaufen uud aus diese Weise mit der Anlegung einer deutschen Ackerbau- «nd Handels-Lolonie vorzugehen. Diejenigen, welche geneigt sind, sich sür sich oder ihre Angehörigen oder sür sonstige Zwecke «n dem ersten Landankaus mit einem Be- trage »ou mindesten- bOOO Mark zu betheiligeu, werdea ausgeforderi, sich zu einer auf den 19. August in Berlin anberauwten Zusammen- kunfi eiiijnfinden und sich zu diesem Zweck mit dem Ausschuß der Gesellschaft für deutsch» Eolouisation baldigst io Verbindung zu setzen. L- würde ihnen hier Gelegenheit geboten »erden, über da von, Ausschuß nach restlicher Erwägung zur Durchführung au-- ersehen« Projekt sowie über all« in Betracht kommenden Einzcl- krageu Au-kunst zu erhallen. Echo» vorher aber würde der Au-- schuß der Gesellschaft aus Verlangen bereit sein, Interessenten die Namen Derjenigen mitzuiheilen, welch« bereit- jetzt fest gewillt sind, an- eigenen Mitteln da« patriotische Uuteraehmeo zur Ausführung zu bringe«." vr. Earl Peter-, Gras Behr-Vandeli», Berlin IV., Deuurwitzstr. >3. Gütztow bei Baudeliu (Neu-Borpommern). vr. Zur. Iühlke. Sanssouci (Poi-dam). « » « * I» Drohobhcz kam es am IS. d. M. zwischen dem Arbeiter-Personale der französischen Erdwach«- «ird Petroleum- Gesell fchasl und den Grubenbesitzern i» BorhSlaw-Wolonka wegcn Besitzstreitigkeiten zu Ex ressen, die Abend« zu sörm- lichen TudenkrawaNen au«arteten. Antisemiten reizten die meist au« Czechcn bestehenden Arbeiter aus. welche in allen Privalhäusern dir Scheibe« «inschluaeu. in die Synagoge ein- vrachen und die Tboraroll« in Stücke zersetzten. Hierauf kam e« zu eine» vollständigen blutigen Gemetzifl. wöbe» To te und Verwundete aus dem Kaytpsplatze blieben. Die herdeigeeitle Gendarmerie mußte von den Waffen Gebrauch mach'^durch welche zwei Personen tvvttich getrosten wurde« ist anscheinend hergesiellt, doch ist die Aufregung eine allgemeine. * Zur Lage in Rußland wird der »Politische,, Cor- respondenz* au» St. Petersburg, 22. Juli, geschrieben: Die großen See-ManSuer werden demnächst beginnen. Sie werden zwischen Krvustadt-Wyborg uud Bjöckö-Suad stattflnden »uv werdea ,» deuselbea vier Geschwader und zwar da« Artillerie. Lehrgeschwader uad da« der Marineschule unter Kommando de- Contre-Admiral« Nachimow, da« große praktisch» Geschwader und da- Minenkntter. Geichwader unter Lommando de« Lonire - Admiral« Pilki, iheilnehmeu. Da- Ober. Eommando wird Vice. Admiral Tschichatschew führen. Die Miueukutter werde» ausschließlich in den Scheereu rnauüveriren; oa der Küste zwischen Wyborg und Bjürkö- Sund wird ein Laudung-monöver au-gesührt und die Küsten werden von Armeetruppeu «ad Eavallerie venheidigt werden. Auch die Halbpaiizrr-Fregatt« „Wladimir Monomach", die Fregatte „Bajan" und der Klipper-Kreuzer „Plaftua" werde» an den Manövern theiluehmen. Di« russischen Blätter besprechen die Frage, ob r« opportun sei, daß der russische Adel di« in da« künftige Jahr fallende Feier seiuer hundertjährigen gesetzliche» Anerkenuaug al- erster und höchster Stand im Reich« sestlich begehe» und sind i, dieser Angelegenheit getbeilter Meinung. Am entschiedensten tritt der „Gra-Hdanin" sür den Adel eiu, denselbeu auffordernd, diese- Fest in feierlichster Weise u begeben, hierbei an die Vesterung seiuer eigenen Lage zu denken, >ie uicht die erquicklichste sei, und sich nicht um Jene zu kümmern, welch« über die sestlich« Begehung der Anerkenuaug des Adel- al« ersten Stand de« Reiche« lächeln werde». Die Nachrichten, die wir Hz» über die letzten Vorgänge ver- arhmeu, deren Schanplatz Warschau gewesen sein soll, habe», obwohl sie sicherlich »ur mit Vorsicht auszunehmen sind, einen ungemein niederdrückeude« Eindruck gemacht. ES heißt, daß sich unter den in Sicherhell gebrachten, in oihilistische Lomplote ver- wickelten Personen auch viel« Frauen und Mädchcn befinden. Namentlich da« Marten Institut, eine Erziehungsanstalt für Töchter der höheren Stände, soll den Verschwörern znm Sammlnngtpunci« gedient und soll e« sowohl mller de» Lehrerinnen al« de» Elevinnen de« Institute« viele Eomplicen de- Verschwörer-Herde« gegeben haben, der nun glücklich onsgedeckt worden wäre. Obwohl weder in Odessa, noch in dessen Umgebung bisher irgend ein Fall vorgrkommen ist, der aus da- Vorhandensein einer eptdemischen Krankheit i» südlichen Lheile Rußland- schließen lassen könnte, hat es doch dir türkische Regierung sür angezeigt befunden, für aut Odessa ia Koustautiuoprl anlaugende Fahrzeuge eine fünf, tägige Quarautaiue feftzusetze». Der Stadthauptmann von Odessa setzte sich in Folge dieser dem russische» Handel sehr unbequemen Maßnahme sofort mit dem Vertreter der russischen Regierung bei der hohen Psort« i» Verbindung, damit diese durch nichts begründete Versagung so rusch al« thnulich zurückgezogen werde, und w,e hier verlautet, soll dies« Intervention von gutem Eriolge begleitet ge- wesen sei». Di« Konsequenzen, die derartige Di«oos»>onen im Ge- folg« haben, sind sür Handel »nd Wandel so sühldar, daß keine Regierung dieselben ohne driagendra »nd gerechten Anlaß, au« purer Ueberängstlichkei» ergreifen sollt«. * Nu« Konstantinopel geht der „Politischen Corre- svondenz" der Wortlaut de« Rundschreiben» zu, welche» die Pforte in Angelegenheit der fremden Postämter in der Türkei an >bre Vertreter im Ausland» erlasten hat. Im Nachstehenden gehen wir da» Rundschreiben in treuer Urbrrsrtzunq wieder. „Kraft eine« am 29. März (11. April) d. I. zwischen der General, dirrrtion der Posten und Telegraphen der Türkei und der Post- und Trlegraphen-Dirertion Bnlgarien« Unterzeichneten Arrangement- hat dir ottomamsche Verwaltung die Aufgabe der Veiörderung der Post- deutet zwischen Konstouttnopel and Varna «n-ichließlich auf sich über- uommen. ES wurden alle erforderliche» materiellen Verfügungen grtroffen, damit dieser Dienst sich mit jener Genauigkeit und Rasch, heit vollziehe, welch« di« gerechten Forderungen de« Publicum« und de- Handel- z» befriedigen geeignet sind. Ja Folge diese« Arrangement« ist die Beförderung der Post beulel, welche bisher »wischen Konsiantinopel vnd Varna durch di» Vermittelung der Packetboot« de- Lloyd und anderer Geiellichastea stattqesunden dai, einznstellen »,d erscheine« in Hinkunft die irrmde» Postdureaur im oitomanischen Reich« übersiüisiq. E- ist Euer Excellenz nicht unbekannt, daß diese Vureaux, ob gleich di«her geduldrt, von der kaiserlichen Regierung uiemal« aniorisir» wurden. Wenn letztere in einer früheren Epoche die Augen bezüglich der Existenz derselben schürften konnte, ist die« daraus zurückzusühren, daß der Pastdienst in der Türkei noch nicht genügend entwickelt war, »m allen Bedürfnissen rntiprechen zu tönnrn. Seitdem jedoch die Fortschritte unserer Postverwaltunq dieselbe in die Lage versetzt haben, den Postdienst ebenso besried'gend wie die besten europäischen Postverwaltungen zu versehen, hat die Pforte beständig gegen die Aufrechterhaltung «ine- Standes der Dmge prolesliri, durch welchen die SouveränelSISrechte der Pforte direct angegrisfei, werden. Die in letzter Zeit zwischen Konstanttnopel und Varna organi- sirten Verkehrsmittel, sowie die bereit- bestehenden, welche wir als Signatare der internationalen Eonvention von Pari- zu gebrauche» berechtigt sind, versetzen die Verwaltung der oitomanischen Posten in die Lage, die Last de- oitomanischen PostdiensteS aus dein ganzen Littorale de« Reiche«, sowie die Beraniwortlichkcii sür denselben an sich zu nehmen. Die Artikel 111 und IV der Pariser Convcnlion räumen un- in der That da- Recht ein, die Packeiboole der sremdcn Gesellschaften sür die Veiörderung unserer Postbeulel zu benutz n. welche Correspondeuzeu enthalten, die von einem Hasen der Türk > nach einem anderen» oder nach einer mit einem oitomaniicden Hafen in Verbindung stehenden Stadt de- Innern, oder »ach einem iremden Postbureau befördert werden, in welchen, der Austausch der Postbeulel zwilchen der Berwaltting der Posten de- Reiches und einer aadereu Verwaltung, welche der Postunion angehört, er- solgen kann. Die Verwaltung der kaiserlichen Posten beabsichtigt, in dieser Beziehung die ihr durch di« Eonvention zuerkannie» Vollmachten zu gebrauchen. Die fremden Gesellschaften können sich, mit Ausnahme der russischen SchifssahrtSgeselljchast, nicht weigern, diese Bcsür- dernngen, welche bisher staltgesunden haben und auch ferner statt- finden, unentgeltlich zu übernehmen. Die Gesellschaften könnten höchstens die Bezahlung der durch Art. IV vorgesehenen Transport kosten fordern. Gleicherweise wird die kaiserliche Regierung in Zukunft ans der genauen Beobachtung de« Art. V1H der Pariser Konvention be stehen, krast dessen Briese und Correspondenzeu nur mittelst der Marken jenes Laude« fraukirt werden können, an» welchem sie de- fördert werden. Die Inkraftsetzung dieser Verfügungen, die unstreitig in den Krei- jener Maßregeln fallen, welche dt« kaiserliche Regierung, sci e- al- territorialer Souverän, sei e« al« Signatar der Pariser Eon- vention, zu rrgreisen da-Recht hat, muß den in Konsiantinopel und einigen Städten de- Reiche» errichteten fremden Postboreanx jede Lxistenzberechiiqiing entziehen. Die hohe Pforte hat soeben Er. Excellenz den Präsidenten der Schweizer BundeSgenostenschaft ersucht, den betheiligten verwaltin aei, durch Vermittelung de« internationalen Bureau- in Bern die isen getroffenen Bersügnuaen zur Keuataift zu bringen, damit die kaiser liche Poftvermaltung in Hinkunft den Postdieuft in der ganzen Au«, dchnung de- Reiche« in ihre Hände nehmen könne. De- Weiteren habe» wir den Präsidenten um seine guten Dienste ersucht, daß er diele Postvrrwaltuagr» ansjordere, die unter ihrer Gewalt stehenden Postämter in LonÜaatinopel »nd rttttgrn Städten der Türket vor dem Termin der Jnkrastietzung de- neuen Arrangement», da- mit dem 1. August in« Lebe» treten mll, z» schließen, indem e» der kaiser- lütte« Regierung »»«-glich «Er«, d«rr» Funrlivnirmig uud Aufrecht- er valtun a wetterÄ> Z» dulden. Die kaiserlich« Regierung wünscht gewiß nicht, sich in die Roth« Wendigkeit versetzt zu sehem «» dem übrigen- unwahrscheinlichen Falle, daß diese« gerecht« Verlangen nicht zngestaudeo werden sollte, Maßregeln -ur Sicherung und zum Schutz« ihrer Interessen zu ergreifen. Ich Rite Enere Excellenz, durch Ihre Schritte bei dem Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten die Mtttheilung, welche seiten- de- internationalen Bureaus in Bern der Postverivaltnng von gemach« werden wird, zu unterstützen uud alle Ihre Bemühungen aufzubirtr», daß unseren legitimen Ansprüchen Recht widerfahre." * Au» Sofia «ird vom 1V. Juli gemeldet: „Die Sabranje hat mit lebhaften Acclamationen eine Adresse beschlossen, mit welcher sie di« Thronrede de» Fürsten beant wortet. In diesem Schriftstücke wird der lebhaftesten Be friedigung Uber da« Vorgehen vc« Fürsten, sowie dem Danke sUr die Herstellung der Verfassung von Tirnowo Ausdruck gegeben. Die Savranje soll nunmehr am 2l. d. M. vertagt werden. Um möglichen Mißverständnissen zu begegnen, sei sogleich festgestellt, daß sie nur zu einer außerordentlichen Session versammelt war, blo» zu dem Zwecke, um nach den Neuwahlen die Willen-Meinung de» bulgarischen Volkes kennen zu lernen. Sie wird Heuer, spätestens im Oktober, »och ein mal zu ihren regulären Arveiten sich versammeln, — In manchen bulgarischen Blättern wird dem Cabinete Kara-- welow eine kurze Lebensdauer vorausgesagt. Dem gegen über sei constatirt, daß zahlreiche Kreise an der Uebcrzeugung sesthalte», daß dem neuen Ministerium eine lange Lebensdauer beichieden sein kann, wenn e» loyal bleibt, seine Tbätigkeit anSschließlich auf die innere Entwickelung de» Landes coneentrirt und sich de- Ehrgeizes entfchlägt, sogenannle greße Politik z» machen. — Der serbisch-bulgarische Conflict geht. Dank der Vermittelung der Vertreter der drei Kaiscrmächlc liier und in Belgrad, seiner Schlichtung entgegen. Durch den Eintritt eines neuen, in keiner Weise engagirte» Cabinete» in Sofia wurde letztere jedenfalls erleichtert. Herr Zaukow batte Unrecht, die Sache ru übertreiben. Was die bulgarische Be völkerung betrifft, kann constatirt werden, daß dieselbe sich gegenwärtig dieser Angelegenheit gegenüber vollständig gleich, giltig verhält. In einem Puncte wirst die bcworstchenke Beilegung deS GireiteS ihren Schalten schon vorwärts. Ter Ei-Metrövolit Michael hat nämlich Sofia bereits verlasse» und sich über Tirnowo nach Rustschuk begeben." * In der belgischen Kammer stehen auS Anlaß der von dem ultramontanen Cabinet eingebrachtcn Vorlage, be weisend die Wicderlierstelluiig der diplomatischen Bezsi Hungen Belgien- zum Vatikan, hitzige Kämpfe bevor. Der Minister de« Aeußern, Moreau, verlangt zu diesem Zwecke 12,918 Fr. Der Chef deS zurückgetrctene» liberale» Ministeriums, Fröre Orban, bereitet sich vor, am heutige» Dienstag in der Kammer eine geharnischte Rede gegen die Vorlage zu halten und dabei interessante Enthüllungen auszutischen. * Die englischen Radikalen sehen sich in ihrer Hilf losigkeit nach neuen Bundcsgenossen sür den Feldzug gegen das Oberhaus um. Es kam ihnen dabei zu statten, daß die Lord» eine Vorlage, welche die Wahl der Armcnpsteger in ^ Irland ordnet, verwarfen und sich dadurch die Iren zu Feinden machten. Frecman's Journal kündigt bereits an, daß die Iren sich an den Kundgebungen gegen das Ober kau» bethciligen werden. Die Radikalen, welche nicht Worte der Entrüstung genug finden können, wenn im Unterhaus«: Tories und Iren gegen Glavstone zusammen- steben, sind über diesen Zulauf ganz entzückt. Die „Pall Mall Gazette" widmet Ver neuen Verbrüderung einen stimmungsvollen Leitartikel, in welchem sie den übrigen« falschen Satz anSsübrt, daß nur das Oberbau) England ver- binkere, Irland gereckt zu behandeln. DaS radikale Blatt schreibt: „So lange wir eine erblicke Kammer baden, die ein unbedingtes Veto über die vom Hause der Gemeinen vor- geschlagene Gesetzgebung besitzt, werden wir niemals in, Stande sein, Irland nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und Freibeit zu regieren, aus deren Anwendung wir m Eng land bestehen. Wenn wir jemal- ein ziisriedciic» Irland haben
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