Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-25
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich stich 6'/,Uhr. Kt-ac1i>n »nt LrpetMon JohanneSgaffe 33. Iprechftundr» -er Uedartisu: Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. """ - »er fstr Nie »ächftkolge»«« N»«»«r befit««te» Inserate a» »achentasen Vs 8 Uhr Rach«ittaa», a« T««»>«,» Kefitagr« friitzhi»'/,» Uhr. 2« -e» Filiale» für 2us.-A»»«tz«e: vtt« »le««. UniversitätSstraße 21. L»uts Lösche, Katharinenstrabe 18, p. >«r 8i« '/»8 Uhr. TaaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L8,«00. Abonnemrntüpreis oiertelj. 4'/, Klk. incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilagen (in Tageblatt. Format gefalzt) ohne Postbcsörderung 39 Mt. «tt Postbesörderung 48 Mk. Inserate ögespalten? Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis;. Tabellarischer n. Zisscrusatz nach höherm Tarif. Nerlamen unter dem Urdartionostrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet- an die ixxpeditton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnomimerantio oder durch Post- nachnahmc. ^- 207. Freitag ven 25. Zuli 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. dl« katholische Kircheuaulage betreffend Zur Deckung des Bedarf« für die römisch-katholischen Kirche« der Erblande ist für da- lausende Jahr eine Parochial- aulaae «ach Maßgabe der Verordnung vom 4. April 1879 in Hohe von Siebzehn tpsenn^ea von jeder Mark de» »»»«alMfftztge« Einko««e»ftenersatze» a« LS. Juli ». «. zu «rieben. Dt« hierzu beitragspflichtigen katholischen Glaubensgenossen werden andnrH aufgesorvrrt, ihre Zahlungspflicht bei unsrrer Stadt-Steuerernnahme, Stadthaus, Obstmarkt Nr. 3 parterre links, binnen drei Wochen, von dem Termine abgerechnet, zu erfüllen, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Restanten da« vorgefchriebene Beitreibung-verfahren ein geleitet werden wird. Leipzig, den 11. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Vrlinnilmthm-. Dem bisherigen Baurevisor Herrn Friedrich Haubold haben wir den Titel „Bauinspector" verliehen, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Leipzig, den 21. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. Ein von Nb«« Müller (oder Möller). Bürger zu Leipzig, 1554 gestiftetes Stipendium von 40 4«^s jährlich ist an hiesige Studirende und zwar zunächst an verwandte des Stifters, in deren Ermangelung an Merseburger Stadt kinder und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig aus zwei Jahre von und mit Johanni« d. I. zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden. welche sich in einer der angegebenen Eigenschaften nm dieses Stipendium bewerben »ollen, hierdurch auf, ihre Gesuche mit den er forderlichen Bescheinigungen bi« zum L. September b. I. schriftlich bei uns einzuretchen. Spätere Bewerbungen können keine Berücksichtigung finden. Leipzig, am 1k. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leimig. vr. Georgi. Hennig. Mamtmuhung. Da« von Rteolaa» Sehlaatitz, Bürger zu Leipzig, im Jahre 1512 gestiftete Stipendium von jährlich 3S^k 12^s ist von Michaeli» d. I. ab an einen Studirenden aus dem Geschlecht« der Schlautitz, in deren Ermangelung an hiesige Bürgerssöhne, von uns aus zwei Jahre zu vergeben. Diejenigen Herren Studirenden. welche sich um dieses Stipendium bewerben wollen, veranlassen wir, ihre Gesuche nebst den erforderlichen Bescheinigungen bis zum 1. Sep tember d. I. schriftlich bei unS einzureicheu. Spätere Gesuche könne» Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 1«. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. MamlmachMß. Bon Montag den 28. Juli diese» Jahre» ab wird die über den N«gust«»p1aK führende Aahrstra-r wegen ASpbaltirung derselben auf die Dauer drr Arbeiten sür allen ««befugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 22. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Hennig. Wegen Nmbaue« der Hauptschicuße wird die ÄDind- «ühlengaffe von Montag den 28. diese» Monat» ab aus die Dauer der Arbeiten für ave» »nbefugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 22. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Zn« Behuf der gegen End« jedes akademische» Halbjahre- zu haltende» Revision der UaiversttStS-Bibliothek werden die Herreu Studirenden, welche Bücher aus drrscldeu entliehen habe», a»s- am 88. Juli. 8». Juli und 8. «n,nft g»ge» Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzalieser». Dir Ablieferung wird in der Weise zu geschehe» haben, daß Die- ieaigeu. drreu Namen mit eine« der Buchstabe» X—8 aasangen. am 88. Juli, die. deren Namen mit einem der Buchstabe» E—L be ginne», am 8». Juli und die llebrigea am 8. Augnst (früh zwischen 10—1 Udr) abliefern. Alle übrigen Entleiher werden aufgefordert, di« an sie verliehenen Bscher am 7.» 8. oder 8. August (während der gewähnlichen Oeffining-stunden) znrückzuaebe». Während der Revisionszeit (88. Juli bi« II. Angnst i»cl.) ks«»en Bücher nicht auSgeliehen werden. Ebenso muß während derfrlben da- Lesezimmer geschlossen bleiben. Leipzig, dm 23. Juli 1884. Die Direktion der Uiiiocrfität-dibliottzek. vr. »rehl. . .Do« »»polstern von 18» Leid- »nS 850 Ropfmetratze» so» an de» Mindestsordernden vergeben werden. Reflektanten können die Bedingungen im Bileeaa der Unter zeichneten Verwaltung — Schloß Pleißenbnrg, Thurmban- Nr. 15 — rinsehen, auch sind daselbst die Offerten bi- zum 88. Juli o. Vor» »tttaas 11 lltzr schriftlich und versiegelt abzugeben. Leipzig, am 22. Juli 1884. stiiotgltche Garnison-verwalt»», Am 17. diese« Monat« vormittag» 11 Uhr wurde im Roseathalr »nweit der Frieden-riche der Leichnam eiueS seiner Persönlichkeit nach unbekannten Manne- erhängt ausgefnndrn und uachmalS polizeilich aufgehoben. Wir bitten um schleunige Benachrichtigung, fall- Jemand über die Persönlichkeit de- Entleibten Ausschluß zu gebe» im Stand« sein sollte. Leipzig, de- 22. Juli 1884. Da« Polizeiamt der Gledt Leipzig. * Bretschneider. H. Beschreibung »e« Leichnam«: Mer: ohngesöhr 40 Jahre; Größe 1.75 Meier; Haare: blond; Augen: grau; Zähne: vollständig: besondere Kennzeichen: am linken Unterschenkel eine mit Verband versehene Wund«. Bekleidet war der Tobte mit dunkelgrauem Rock, dunkelbrauner Hose und Weste, einer braunen Stoffmütz« und einem weißen Lor- hemdchm. In dm Laschen befand sich ein rotheS baumwollene- Taschen tuch; neben dem Tobten lag ein Stock mit gebogenem Griff. Nichtamtlicher Theil. vom VIII. deutschen Suudesschießeu. Ei» überau- erfreuliche« Moment de- großartigen Festes, welches Leipzig in diesen Tagen nach der Bestimmung der deutschen Schützen und im Verein mit ihnen begeht, rst die Besiegelung de« unaifflöslicben Bunde«, welcher zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich besteht. Als die österreichischen Schützen bei uns einzogen, da wurden sie so begrüßt, wie man besonders theure Angehörige zu bewillkommnen pflegt, die man nur selten von Angesicht zu Angesicht sieht, aöer darum nicht minder hochhält. DaS Zusammensein gestaltet sich dann für die kurze Zeit de« Wiedersehen« um so inniger, damit der empfangene und gegebene Eindruck tirf und nach haltig in den Gemüthern hasten kann. AlS beim Festzuge die Tafel mit der Aufschrift »Wien* verkündete, daß die Oester reicher kämen, da ging e« wie eine elektrische Bewegung durch die dichtgedrängten Reihen der Zuschauer, laute Hochrufe erschütterten die Lust. Tücher wurden von den Fenstern und Balconrn geschwenkt, und Blumen flogen den au» der Ferne za uns gekommenen SlammeSgenoffen ent gegen Und die so Gefrierten schienen gleiche Enipstndudgen zu b> uno gaben dem durch Blick und Geberden sprechen den Ausdruck. Nur eine Gruppe von Mitbewerbern um einen vorzugsweise herzlichen Empfang war neben den Oesterreichern vorhanden und da» waren die Bayern. Auch diese wurden überall, wo sie sich sehen ließen, mit noch gesteigertem Jubel begrüßt, ohne daß dadurch die übrigen deutschen Brüder sich irgendwie zurückgesctzk gesuhlt hätten, sie vereinigten sich viel mehr unausgesorvert mit den Leipzigern, um die Pflichten de« WirthcS an unseren lieben und wertben Gästen au« Oester reich und Bayern zu üben. Woher daS kommt, liegt aus der Hand. Das Schicksal und die Verhältnisse haben Da«, wa» eigentlich zusammengehört, getrennt, wie eS ja auch oft mit Gliedern derselben Familie geschieht, deren Töchter den Gatten in ihre Hcimath folgen oder deren Söhne ihr Glück in der Fremde versuchen. Wenn dann ein Wiedersehen eintritt, so ist die Freude um so größer, die Begrüßung um so inniger. Aber darum ist doch daS unsichtbare Band, welche« die Glieder derselben Völkersamilie vereinigt, nicht minder fest, daS Gefühl der Zusammengehörigkeit ist stark und steigert sich nur unter widrigen Schicksalen. DaS war e«, wa» auS den Worten de« Wiener Bürgermeisters Prix, di« er beim Festbanket am Sonntag sagte, hervorleuchtete. Er hatte Recht, wenn er betonte, daß eS kein politische« Fest sei, welche« in Leipzig gefeiert wird, und daß dieser Gedanke der bestimmende gewesen sei sür die österreichischen Schützen auf ihrem Wege nach Leipzig. Er hätte noch hinzufügen können, daß c« ein Familienfest sei, ein Fest, welches di« deutsche Völker samilie friert. Der Abgeordnete der Stadt Wien sür den österreichischen Reichsrath. vr. Kopp. fand da» rechte Wort, indem er von der gemeinsamen Mutter sprach, welche die Deutschen in Oesterreich und Deutschland haben, jenes deutsche Vaterland, von welchem Arndt singt, daß es überall sei, soweit die deutsche Zunge klingt. Ja, die deutsche Sprache und da« deutsche Herz sind es, die uns mit unser» Brüdern an der Donau vereinigen und die un« niemals ver gessen lasten, daß wir eins sind, ob uns auch staatliche und Lander-Schranken trennen. Deshalb konnte auch Bürger meister Prix mit gutem Rechte sagen, daß der deutsche Ur sprung jeder Stadt im schönen Oesterreich da« Gepräge gebe, daß Sitte. Bildung und Vergangenheit deutsch seien, daß di« Oesterrcicher zugleich auch gute Deutsche, daß Deutschland und Oesterreich aus einander angewiesen seien und miteinander gehen müßten. Soweit war die Banketrrv« des Wiener Bürgermeister» nickt politisch, sondern nur der Ausdruck de« deutsche» StamnieSbewußtsein«, de» Gefühl- der Zusammen gehörigkeit mit Allem, wa- deutsch ist. dem Wesen, der Sprache und der Gesinnung nach. Aber weß da» Herz voll ist, deß gehl der Mnnd über, und deshalb war e» ganz natürlich, daß in der Einbildungskraft de- Redner» da« Schreckbild der slawischen Sturmfluth ausstieg und daß er die gemeinsame Abwehr derselben als eine Pflicht der beiden Verbündeten Deutschland und Oesterreich bezeichnete. Dann schloß er mit einem Hoch aus da» Bündniß. welches beide Mächte vereinigt. Für un« ist da- Borbandensein dieses Bündnisse« die Hauptsache, und wir lasten die Frage, gegen wen es gerichtet sein kann, ganz außer Betracht; wir freuen «ns, daß diese« Bündniß nickt blo« ein diplomatische« ist, sondern daß e« den Bölkerstämmen, welche e« vereinigt, in Fleisch und Blut übergegangen ist. daß nicht nur die Fürsten verbündet sind, sondern auch die Völker. Und daß die« der Fall ist, da« haben wir der Thatsach« zu verdanken, daß e« Glieder derselben völkersamilie sind, welche es ge schlossen haben, dadurch wird eS so fest, so nnanflöslich. In wenigen Tagen wird da« österreichische Kaiserpaar den deutschen Kaiser in Ischl oder Ebensee oder auch in Obertraun begrüßen. Auf diese Zusammenkünfte zwischen den beiden Kaiser», welche seit einer Reihe von Jahre» regel mäßig stattfinven, sind stet- die Blicke Deutschlands und Oesterreich- mit Wohlgefallen gerichtet, sie gelten als das beste Zeugniß für das Fortbestehen der innigsten Freundschaft und Jntcrestengrmeiiischast zwischen den beiden Neichen, und so viel man sich auch vor nicht langer Zeit bemüht hat. an diesem Verhältnis zu rütteln und die Möglichkeit de« Aus« bören« de« Bündnisse- in Aussicht zu stellen, e« ist den Neiden, und Widersachern nicht gelungen, Zwietracht z» stiften, die Freundschaft zwischen den beiden mächtigen Reichen besteht fort zum Heile beider und de« europäischen Friedens. Da« deutsche BundeSschießen neigt seinen» Ende zu, nur noch wenige Tage und die deutschen Schützen au« allen deutschen Gauen werden un» wieder verlosten und in ihre engere Heimath zurückkehren. DaS ist der Lauf der Welt, Feste können nicht ewig währen, aber die Eindrücke, welche die Theilnehmer des Festes mit nach Haus: nehmen, sind bleibend und sie werden um so länger und nachhaltiger fort- wirken, je loser da« äußere Band ist, welch;» sie mit ihre» übrigen Stammesgenosten verbindet. Unsere österreichischen Schützenbrüder werden sich mit Freude der Tage erinnern, welche sie mit den übrigen deutschen Schützen in Leipzig ver lebt haben, sie haben sich davon überzeugen können, daß wir sie nicht minder zu den Unsrigen rechnen, als sie sich selbst dazu zählen. DaS ist gewiß eine schöne und befriedigende Empsindung und sie ist e« wohl werth, daß man darum eine weitere Reis« »»tritt. Auch für ein baldiges Wiedersehen ist gesorgt, im Jahre 1887 werden die deutschen Schützen in Frankfurt a,M. sich wieder begegnen und Gruß und Hand- druck tauschen. Und wieder wird man im friedlichen Wett kampf »m den Preis der Geschicklichkeit in der Handhabung der Waffe streiten. Drei Jahre sind eine lange und doch wieder auch nur eine kurze Zeit. Sie reicht keinesfalls hin, um Die zu trennen, welche zlisammen gehören, die durch BlutS- verwanttschast und freundschaftliche Gesinnung einander nahe stehe», gegenseitigzu entfremden. Hoffen wir.dasssichdaSdeutsch- österreichische Bündniß bis dahin als Friedensbürgschast be währt. und daß krin Ereigniß dazwischen tritt, welche» eine Verschiebung de» IX. deutschen Bundesschießens aus eine» späteren Termin nöthig macht. So lange wir »och mit unseren Brüdern au» allen Ländern, wo Deutsche wohnen, beisammen sind, wollen wir die Stunden ausuutzen, um uns de« Zusammensein« zu freuen, und wenn die TrcnnungS- stunke schlägt, dann wollen wir un» gegenseitig Treue ge loben in guten und schlimmen Tagen, ob uns der Friede beschieden war oder ob die Kriegssurie uns zu festem Zu- sammensteheu ruft. * Leipzig, 25. Jvli 1884. ' * In seiner Nummer vom 12. Juli batte der Nichte r'schc „Xeichssreuud" einen Artikel „Die süddeutsche Be geisterung für das Wesen dev—>rree>Silagge" gebracht, worin u. A. bemerkt wuror.^.: Suvoenlschc» möchten wenigste»« künftig in ihren Adressen und Telegramme» an den Reichskanzler da» Anerbieten voranstellcn: auch für die Reichspostschiffe mitzubezahlen. Davon habe aber bisher weder au» Bayern noch auS Württemberg eia Sterbens wörtchen verlautet. Die Süddeutschen würden sich vielmehr auf ihre Post-Reservatrechte berufen und die Norddeutschen die Rechnung allein begleichen lasten. Der Artikel schloß: „Tischreden halten und Hoch« auSbringen, aber da» Couvert nicht bezahlen, ist schon an sich nicht sehr lobenSwerth. Dabei aber noch anderen nüchternen Leuten, au» deren Taschen die Mahlzeit bestritten werden soll, Vorwürfe mache», schickt sich erst recht nicht." Wenn nun auch der .Neich-sreund" nicht gewußt haben sollte, daß Bayern und Württem berg im Bundeörathe erklärten, zu der Dampsersubvention mit beitragen zu wollen, so hätte er seine Polemik doch immer in eine weniger beleidigende Form kleide» können. I» Bayern hat dieser heftige Ausfall selbstverständlich arg verstimmt und da die kräftige AuSbruckSweise, in welcher der .Reich-freund" zu schreiben pflegt, dort heimisch ist, bleibt man Herrn Engen Richter und seinem Organ die deutliche Antwort nicht schuldig. So schreibt die .Augsburger Abendzeitung": .Wenn cö sich überhaupt der Mühe verlohnte, aus die Ungezogenheit der Dcutschsreisinnigen etwa« zu erwidern, so wäre daran zu erinnern, daß z. B. da« Schreiben der Handelskammer sür Schwaben und Neuburg an den Reichskanzler ausdrücklich die Ansicht ausspricht, e« sei recht und billig, daß die Post- dampsersubventiou .von der Gesammtheit der im Reiche ver- einigten deutschen Stämme aufgebracht werde". Einen noch stärkeren Ton schlägt die .Pastauer Zeitung" an, indem sie in einem Artikel .Eugen Richter's Ungezogenheiten gegen die Süddeutschen" u. A. bemerkt: »Wahrhaft freisinnig", so be zeichnen sich di« Herren Eugen Richter, Bamberger, Rickcrt, Birchow und wie die führenden Celebritätcn drr Fortschrittler alle heißen. Aber sie führen diese« Wort nur im Munde, üben aber den abschreckendsten TerroriSmu« au» gegen anders Denkende und ander« Stimmende. In ihren Augen giebt eS nur ein« Freiheit: .sich der Parteifuchtel ohne Vorbehalt, mit völliger Selbsthinaabe z« beugen." Da» -acriticio «teil' intvlistto, da« Opfer de« Verstandes, der besseren Einsicht, das diese Herren verlangen, ist wahrlich kein geringeres, als ein kirchlich streng consrsssonellcr Standpunkt eS von den Gläubigen fordert. Ein besonderer Stein de- Anstöße- find in den Augen dieser freisinnigen Herren die Süddeutschen, wohl au« Aerger darüber, daß die fortschrittliche Propaganda mit ihrer vordringlichen Arroganz im Süden die geringsten Ersolze alifweist, denn un» ist nicht- mehr zuwider, als so ein recht schnatterige- M—undstück, da« alle» bester wissen und überall Recht haben will. DaS verstößt nach unseren Begriffen gegen gute Erziehung und die Antwort darauf pflegt bei un« kategorisch zu lauten: Absahren! Ihrem Jn- grimme lasten die Herren besonder» gern im Parlamente die Zügel schießen, höhnend gießen sie da die Lauge de« kausti schen norddeutsche» EarkaSmuS mit besonderer Vorliebe über die süddeutschen Reservatrechte, in npeciv Über die bavrrischen, au«. Während die Reichsregierung in rücksichtsvollster Schonung dieselben resrpectirt, sind es gerade die .Frei sinnigen", welche un« Süddeutschen di« Freiheit, die wir in gewissen Dingen vernünftiger Weise un« Vorbehalten haben, absolut nicht gönnen wollen. Gegenüber den große« Opfern, welche gerade wir der Einheit und dem Reiche zu Liebe aus uns genommen haben) "Mden wir da« Vorgehen der Frei sinnigen ebenso unklug als unfreundlich, und deshalb in hohem Grade tadelnSwerkh." ES ist sehr bedauerlich, daß man von gewisser Seite die Gegensätze zwischen Nord und Süd. anstatt sie nach Möglichkeit aozuschwächen, immer wieder von Neuem zu verschärfen sucht. Wir sollten unS doch freuen, daß die Süddeutsche» auch an unseren, überseeischen Verkehr, an der Entwickelung unserer Schifffahrt ein so warme« Interesse nehmen, anstatt sie zu verhöhnen, indem man wie der „ReichS- frennd" ironisch von den Seestädte» Würzburg, Tübingen und Heilbrcnn spricht. * Inden zu Elberfeld am Dienstag stattgehabten Ver sammlungen der nationalliberalen und der sreiconser- vativen Partei ist, wie die „Elberselder Zeitung" meldet, der Missionöinspcctor Fabri einstimmig zum ÄeichSlagö- candidaten ernannt worden. * Die Nachwahl im 5. mecklenburgischen Wahlkreise für den Abg. Vr. Paas che, welcher in Folge seiner Berufung als außerordentlicher Professor nach Marburg sein Mandat »iederlegte, findet am 24 August statt. Von liberaler Seite wird der Senator Ernst Behiil zu Rostock als Candidat aus gestellt werden. * In einer Versammlung nationalliberaler Partei genossen, welche am vergangenen Sonntag in Kassel abgc- haltc» wurde, schlug der Vorstand de» nationalliberalen WablvereinS sür den Kreis Kassel-Melsungen Herrn Professor vr. EnnecceruS als Candidalen sür die nächste NeichStagSwahl vor und fand dieser Vorschlag einstimmige Billigung. Der mitanwesende Herr Professor EnnecceruS er klärte sich zur Annahme der Candidatur bereit. * Am vorigen Sonntag fand in Kreuznach eine nationalliberale Versammlung statt, welche von mehr alS tausend Parteigenossen auS Kreuznach, Münster a. Stein, Waldböckelheim, Sobernheim, Menzingen, Kirn. Simmern, Stromberg. LangenbieSheim und Bingerbrück besucht war. Nachdem Herr Professor vr. von Euny in einer einstündigen trefflichen Rede das Programm und die Ziele der national- liberalen Partei dargelegt und der dortige LandtagSabaeordnete Herr Lanvrath Anabcl über die jüngste Vergangenheit und die Stellung der Nationalliberalen zu den agrarischen Fragen reserirt hatte, wurde die Ausstellung de» Herrn Professor von Euny als Candidat de- Kreise- Kreuznach-Simmern für die nächste ReichStagSwahl einstimmig von der Versammlung genehmigt. An die letztere schloß sich ein gemeinschaftliche« Mahl in» Curhause» welches eine größere Zahl von Partei genossen noch längere Zeit vereinte. * WaS doch gelogen wird! Den „Berliner Politisch«»' Nachrichten" wurde nachstehende Erklärung zur Beröffrnt» lichung übersandt: In der Abendausgabe de« „Berliner Tage blatt«" vom gestrigen Tage findet sich ein Artikel» welcher Uber den neugebildeten „Verein zur Wahrung der wirthschaftliHen Interessen von Handel und Ge» werbe" angeblich aus Grund einer „amerikanischen Cor« rrspondenz" solaend« abenteuerliche Mitthrilung bringt: ,,E« sei rin Wahlsond» des Verein- vorhanden» dem al» Grund lage bereit» 200,000 zugegangen sein sollen. Jeder Candidat, der vom Berein«au«sch»h di« Unterstützung seiner Wahlagitation wünscht, soll gehalten sei», einen Rever- zu »nterschreibeu. wodurch er sich verpflichtet, unobhävgig von Parteiverband»-Rüttflchten für alle, die überseeische Politik Deutschland« betreffenden Vorlagen zu stimmen, welch« die Au-d«h»»ng de- drntschro Handel- zum Ziele haben." Wir erklären hierdurch diese Mittheilung von Anfang bi« zu Ende für erfunden und jeglicher Grundlage entbehrend. Berlin, den 23. Juli 1884. Namen« de« provisorischen Bereinsvorstandes Adelbert Delbrück. E. Russell. * Zur Frage der Einführung einer Normalzeit in Deutschland, die neuerdings vielfach erörtert worden, gehen der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" folgende Bemerkungen zu, die wir unsere» Lesern um so weniger vor- enthaltcn wollen, als sie. wie da» genannte Blatt hinzufügt, von sachkundiger Seite kommen: Die Frage der Einführung einer deutschen Normalzeit kann nicht zur Ruhe kommen; sie tritt mit der Zeit immer lebhafter aus und wird erst dann verschwinden, wenn sic im nationalen Sinne: „Ein Reich, ein Volk, eine einheitliche Zeit!" auch bei uns — (leider müssen wir in diesem Falle dem guten Beispiel anderer Cultur- vülker nachhinkenl) — ihre Erledigung gefunden hat. DaS un- ausyörlich wachsende und in die verschiedensten Kresse de- Volks lebens immer tiesrr und tiefer eingreifende Verkehrswesen fordert diese Lösung immer gebieterischer. Der rasch dahin sausende Essenbahnzng kann selbstverständlich nicht daraus Rücksicht nehmen, daß die localen Zeitangaben der be rührten Ortichasten bei der Fahrt noch Norden oder Süden dieselben bleiben, bei der Fahrt nach Osten oder Westen dagegen eine rasche Aenderung ersahren; sür ihn kann es nur eine jscit geben, und zwar eine einheitliche und von der Lage de- Ortes unabhängige. Die deutschen Eisenbahn-Verwaltungen haben daher, durch die Macht der Verhältnisse gezwungen, schon seit längerer Zeit dazu übergehen müssen, sür de» inneren Betriebsdienst eine Normalzeit, als welche die mittlere Berliner Ortszeit gewählt ist, zur Einsührung zu bringen; auch die eifrigsten Gegner der allgemeinen Einsührung einer Normal zeit für ganz Deutschland haben anerkennen müssen, daß der Eisen- bahnfahrdienst einer solchen Normalzeit nicht entbehren könne. Es bricht sich nun aber immer mehr die Ueberzeugung Bahn, daß die für den inneren Dienst getroffene Einrichtung auch sür den äußeren Berkehrsdienfl wird in Geltung treten müssen, und daß die zur Zeit noch gütige Borschrift, wonach die Verkehr-beamten im Benehmen unter sich nach der Normalzeit, im Benehmen mit dem Publicum nach der Ortszeit zu rechnen haben, für die Folge nicht wird aufrecht erhalten werden können. Bedenke man doch nur, wie durch Verwechselung dieser Zeitangaben die Pünktlichkeit und Sicher heit des Bahnbetriebes, an welchem doch fast das ganze Volk, in hohem Grade aber der gesammle Handelsstand lebhaft belheiligt ist, in ernstlichster Weise gefährdet werben kann. Darum fort mit der Ortszeit aus dem ganzen Eisenbahndienste und Ersatz derselben durch die Normalzeit I Daß der Zeitpunkt, in welchem diese Forderung zur Wahrheit werden wird, nicht mehr fern ist, scheinen die Gegner der Normal- zeit zu ahnen, und daß cs dann mit den OriSzeiten im bürgerlichen Leben, welches gar zu viele Anknüpsungspuncte an daS Verkehrs- leben hat, bald zu Ende gchen wird, wissen sie sehr genau. ES werden deshalb dem Vernehmen nach in der letzten Zeit gewaltige Anstrengungen gemacht, um aus alle» Kreisen der Bevölkerung zu stimmende Acußerungen zu der Forderung zu erhalten, daß doch nur jedem Dörsleia im deutschen Reiche seine besondere Eigen- thümlichkeit, nämlich seine eigene Zeit, erhalten bleibe. Der Haupt einwand, und eigentlich der einzige Einwand, den man gegen die Normalzeit zu erheben weiß, nämlich: daß die TageSeintheüung der bürgerlichen Ihätigkeit nicht mit dem etwa- geänderten Stande de- Uhrzeigers werde in Einklang gebracht werden könne», wird auch jetzt wieder erhoben werden, um die Gemüther gefangen zu uehmen. Dieser Einwand ist aber so schwach, auch bereit- so oft widerlegt, daß es nicht lohnt, auf denselben nochmal» »äher ein,»gehen. Mögen nur Alle, namentlich aber die Angehörigen de- Handel-ftande-, ge- warnt sein, Einflüsterungen Gehör »n gebe», dir für da- Wohl und Interesse der Gesammtheit von Nachtheil sind. Es handelt sich um die Durchführung einrr notbwrndig gewordenen Einheitlichkeit t * Der bisherige Secretair bei der deutschen Gesandt schaft in Bukarest. Graf MontS. der zum Nachfolger de» nach Pari» verfehlen Frcihcrrn v. Notcnban bezeichnet ist, wird dem Vernehmen nach noch im Lause dieses Monat« »ach Rom übersiedeln, um während der Urlaubsreise des Herr» v. Scblö:cr stellvertretend die Ge'ckäsle der preußischen Gesandtschaft bei der Curie zu führe». -Herr v. Sckiözer ge»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite