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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-26
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh 6V,Uhr. Led-rtion »nd Lrprdition Johanneigasse 33. Lprrchstundrn der Kedaction: Vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. j>i«u »ihä,-dk em^kl-ndier Manuiciipu «rcht ftch tu «it»clu>» mchl »crtmtUch. »«nah«« »er sör die «rchftk»l»e«de Nummer »esttwmten Inserate an Wochentagen »i« S Uhr Nachmittag«» an Tonn-und Festtagen fröhßiSft.SUhr. 3» Len ^Nialen für 3nf-Ä»nahme: Ott» -Irma«, u»ivcrsilät«stcaße 21, Laut» Lösche, Katharinenstraße 18, ». «nr bi« '/.S Utzr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 18,60V. Abonnemriitsprris oiertelj. 4'/, KUl- incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nunuiier 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilage» sin Tageblatt-Format gesalzt) »hnc Postbesörderung 30 Mk. mit Posibcförderiing 48 Mk. Inserate ögespaftene Pcmzeile 20 Pf. Gröbere Schrillen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach höherm Tarif. Nerlavien nntrr dem Nedactionaftrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die t*z.pr»iti»N zu senden. — Rabatt wird rucht gegeben. Zahlung pnwuuunranäa oder durch Post. Nachnahme. 2V8. Sonnabend ven 26. Juli 1884. 78. Jahrgang. Jur gkliilligkn Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 27. Juli, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpväMou äs» I-el prl^er laxtzdlLtteL. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Di« ln unserer Bekaiintmachrmg vom IS. d. M. verfügte Sperrung des Sehleutziger Weg- und eines durch das Vkonnenholz führenden Pro«ennde»iwegS bleibt für nächsten Sonntag» den 27. d. Mts., aus die Zeit von 11 Uhr Vormittag- bi- 4 Uhr Nachmittag- be schränkt. da an gedachtem Tage nur während dieser Stunden auf dem Fcstplay geschossen wird. Leipzig, am 25. Juft 188«. Der Slath v. da- Potizetamt -er Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Bretschneider. Bekanntmachung. Wegen TaSrobrlegung auf der Strecke der Riagstratz« rmische» dem Alten Amt-Hose und der Lentral« vtktleste wird diese Straßenstrecke, ingleichen die Dorotheen» ftra-e und der Fahrweg durch den Alte» Amt-Hof, soweit dieS die Arbeiten erforderlich machen, vom Dieu-tage den 2tt. diese- Monat- au für de» durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, a» 25 Juli 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. . Kreis, vr. Georgi. relschmer. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte 'de« Leihhauses und der Sparcasse für Dtea-tag, de« 2S. Juli ». »»«gesetzt uuo können die für diesen Tag bei der Sparcasse gekündigten Beträge schon Montag» den 28. Juli ». o., in Empfang genommm werden. Leipzig, den 26. Juli 1884. D«S Raths Deputation für Lethhau- «nd Spareaffe. Der am 24. Juni 1868 in BolkmarSdorf geborene», zuletzt iu Leipzig wohnhast gewesene» Arbeiterin (Auswärterin) Helene Margarethe verthaU» ist eine Ladung zuzustellen. Die p. Dertbold hat deshalb sofort hier sich zu melde,». Nachrichten über ihre« Aufenthalt werden anher erbeten. Leipzig, den 23. Juli 1884. --«tgltche LlaattanwaUschafl. vr. Nagel. dowsky. welcher mitten au« seiner BerusSthätigkeit berauS am 10. Juli verhaftet wurde. Die Haussuchung hatte daS er wartete Ergebnis; die Polizeibehörde fand in seiner Wohnung da» gesaminte nihilistische Arsenal, bestehend au» Revolvern, D,e Lieferung von ca. 2000 Eeutneru böhmische Nußkohle für hiesige Schule, 300 . Pechwürfelkohle l 50 . böhntische Stückkohle/ ««»etndeamt soll dem Mindestforderude», vorbehäftlich der Auswahl unter den Bewerbern, übertragen werde«. Die Lieferung hat je nach Bedarf und franco Keller »a geschehen. Offerten mit der Aufschrist: „Kohlenlieseruug" sind bt» zum CE. A»lt 1884 verschlosfrn hier einzureichen. Louuewitz, de» 34. Juli 188». Der Gemetnded-rftaatz. Eulensteio. Bekanntmachung. Di« auf etrca 1000 veranschlagten Malerardette« in der Etodtkirche »« Groitzsch sollen au dea Mindestsorderndea, jedoch uatrr Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern, vergebe» werden. Bedingungen sind auf hiesigem Psarramte einzusehen, wie auch daselbst AnschlagSauSzüge gegen Erlegung vo» 1 für Lopialien eutgearngenommen werde» können. Die Offerten sind mit der Aufschrift: „Malerarbeiten" big Sauuadend, den 2. August ». o., Adend« C Ltzr, verpegelt bei dem Unterzeichneten einzurrichen. Groitzsch, de» 24. Juli 1884. Der -irchrnv-rftand. «. Beyer, Pft. Lnfgekot. Der EnregistrementS-Berifikator Carl Zeltler zu Saargemünd hat daS Aufgebot de» ReichsbankanlheilSscheineS Nr. 38861, laut dessen dieser ReichSbankanthcil sür den Büreau-Assistent Carl Zcttler in Siraßburg i/E. in die Stammbücher der Reichrbanl eingetragen ist. beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird auf- gefordert, spätesten« in dem aus den IS. Mat 1885, Mittag» IS Uhr «or dem Unterzeichneten Gerichte, Jüdenftraße 58. etu« Treppe, Zimmer 21 anberaumtrn SlusgebotStermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigeosall- die KrastloSerkläruug der Urkunde erfolgen wird. Berlin, de» 5. Avril 1884. Königliche» Amtsgericht 1. Adthetlung 48. Nichtamtlicher Theil. Bas Warschauer Attentat. Wiederum dringt au» Rußland die Kunde zu un«, daß der Nibili-muS noch lebt und daß seine Anhänger nur das Operationsfeld verändert haben. Nicht Moskau, Petersburg oder Gatschina sind zur Au-sührung de» neuen fluchwürdigen verbrechen», mit besten Vorbereitungen sie sich beschäftigen, »ersehen, sondern diesmal sollte der Schlag in Warschau lihrt werden. Für den Monat August war der Besuch de« Cer» in der Hauptstadt dcö Königreich» Polen angcsagt und betvVb wurde von dem Nihilisten-Eomitb in Petersburg eine RihilsiAjn nach Warschau gesandt, um die Eorrespondenz mit derEentnalstelle zu vermitteln Die Vorkehrungen scheinen sehr umsastenwer Natur gewesen zu kein, denn die Verhaftungen be treffen sas.dalle Gesellschaftsklassen mit AuSnabnie de» Arbeiter» flande». Ul« Rädelsführer gilt der Friedensrichter Bar Dolchen, Dynamit und Dynamitbomben, einem Druckapparat mit Proclamationen. ferner Briefen de» Nevolutionscoiuile» und dem Siegel desselben. ES wurden gleichzeitig mit Bar- dowSky verhaftet die bereit» erwähnte Nihilistin au» Peters burg. zwei Schreiber BardowSky'S, eiu Journalist Namens PoplawSki, Kaufmann Kohn, 8 Studenten und mehrere Beamte der Fabriken Lilpopa und Rau. Später kamen noch hinzu der Friedensrichter Fürst MeSzczewkij, eine ehemalige Schülerin de» Marieninsliluls NamenS Nowak, und endlich dal der Selbstmord deS Hauplnianns Tiszcwsky unk de» LicutenanlS Kondratow die Beweise gebracht, daß auch Officiere an der Verschwörung gegen La- Leben de» Kaisers bclheitigt waren Da» Verbreche» sollte in der Weise ausgesührt werden, daß die kaiserlichen Paläsie Lazienki und Belvedere oder welche» Sau» der Kaiser sonst zur Residenz auSersehen sollte, in die Lust gesprengt würden. Da» Alle» konnte länger al» drei Jahre nach dem Regierungsantritt Alcranker'S Hk., ein Jahr nach der Krönung in Moskau und obwohl während der ganzen Zeit die Jagd aus die Anhänger de- Nihilismus mit der größten Energie betriebe» worden war. geschehen, ja nachdem in dem Marie»- institut in Warschau selbst schon vor fast einem Jahre ein ganzes Nihilistinneuncst ausgenommen worden war. Die Polizei war bei ihren Verhaftungen anfänglich mit zu großem Eifer vorgegangeu, von den 100 gefänglich Ein gezogene» mußten 47 wieder entlasten werde», aber auch so bleiben noch über 50 Verdächtige übrig, eine ganz enorme Zahl im Hinblick aus den verbrecherischen Zweck, welchen die Verschworenen verfolgten. E» dringt überhaupt von ven Ermittlungen über die Thätigkeit der Nihilisten nur wenig in die Orffentlichkrit, noch heute ist nickt ausgcklärt, wa- e» mit der Verwundung de- Kaiser» in Galfckina für eine Bewandtniß hatte. Bekanntlich wurde zuerst gemeldet, daß ein Unfall bei der Jagd die Ursache der Verwundung sei, dann verlautete aber, daß sie durch einen Mortanfall hervorgerusen wurde Allmälia wurde eS wieder still davon Plötzlich siel wieder ein hohe«. Osficier der Rache der Nihilisten zum Opfer, welcher ihnen zu scharf aus die Finger gesehen hatte, Oberst SuNikin. Seitdem war eipe längere Pause in der Berickkc.<^->ung über da» Walte» de» Nihilismus ein- aelretr^ Ai daß e« fast schien, al» Witte die Bewegung ihre »calt ^vtrwrra and würde nun endlich im Sande verlausen. Aber da» war nur die Ruhe vor dem Sturm, da» War schauer Attentat hat der Welt gezeigt, daß in Rußland »och Alle» beim Alten ist, dgß der flfthiliSmnS dort sein Wesen eute gerade nocb so treibt wie vor 3 Jahren und daß der kr üea gegen da» kaiserliche HauS und die Hauptträger de« russischen RegierungSfystcms sortdauert. Die KampseSweise ist nur verändert, und an die Stelle der früheren wilden Energie ist mehr die stille Minirthätigkeit getreten. Au» den betrübenden Erfahrungen der letzten 14 Tage geht die sehr ernste Thatsache hervor, daß der Nihilismus aller Anstrengungen der SicherheitSbehörden spottet und daß die Entdeckung diese» oder jene» RevolutionShcrbcS niemals dazu dient, da» Uebel an der Wurzel zu fassen. Verhaf tungen, Proceste und Hinrichtungen troffen immer nur einen Brüchtheil der verschworenen, die Verschwörung selbst arbeitet unablässig aus da» gesteckte Ziel hin und keine Wachsamkeit der Anhänger de» kaiserlichen Hauses kann daran etwas ändern. Auch in Warschau werden wir jetzt wieder das Schauspiel eine« großen Nihilistenproccsses haben, welcher voraussichtlich mit der Verurtheilung einer größeren Anzahl Personen enden wird. Die Hinrichtung der Hauvtsckuft bildet dann den Schluß des GerichtSbramaS, aver die Be wegung selbst ist dadurck kaum unterdrückt. Man sollte meinen, wenn die Eorrespondenz mit den Leitern der Verschwörung sich in dea Händen der Polizei befindet, dann müßte es auch gelingen, der Organisation de« Nibili-muS die Lebensadern zu öffnen, aber leider lehrt die Erfahrung, daß die treibenden Kräfte sich in unnahbare» Dunkel büllen, daß immer nur vorgeschobene Posten den SicherheitSbehörden in die Hände fallen. Es ist nun bereit- sechs Jahre her, daß der Nihilismus den russischen Staat untergräbt. Kaiser Alexander II. ist daS Opfer von Mörderhand geworden und e» stehen wiederum Mörder bereit, um auch dem Leben seine» Sohne» und Nach folger» ein Ziel zu setzen. Au» der teuflischen Hartnäckig, feit, mit welcher die Nihilisten zu Werke gehen, ist erficht, lich, daß e» auf dem bisher befolgten Wege nicht gelingen wird, da» Uebel mit der Wurzel auSzurotten, e» scheint vielmehr, daß es nur ein Mittel gicbt, um der Morblust der Nihilisten Einhalt zu thun und da« ist die Befriedigung ihrer Forderungen. Das Mittel ist nickt so leickt in Anwendung zu bringen, wie cs bei oberflächlicher Beob achtung der russischen Zustände scheinen könnte, die Ein führung einer Verfassung, welche die Nihilisten fordern, ist vielleicht ein ebenso gefährliche« Ding wie der Nihilismus selbst. Der Bürgermeister von Moskau hat gut reden, er ist gewiß bei seiner Banketrede bei Gelegenheit der Krönung von den besten Absichten geleitet gewesen, aber er möge doch nur erwägen, in welcher Weise die russischen Geschworenen den aus sie gesetzten Erwartunqen entsprochen haben. Die Freisprechung der Bera Sassulitsch, einer in tlaM-anti er griffenen Mörderin, ist der klarste Beweis, daß selbst die wohlhabende» Russen nicht im Stande sind, die Schuldsrage bei Verbrechen zu entscheiden, sie haben gar nicht die Fädig keit, öffentlich« A»grteg«nheiten mit der erforderlichen Un befangenheit zu prüfen und zu beurtbktlen. Wem soll also n Rußland da» Wahlrecht verlieben werden? Die Nihilisten jordern e« für sich, mit Dolch. Revolver und Dynamit, al» Beweismitteln für die Berechtigung ihrer Forderung au»- gcstattet. Wer sind die Nihilisten und wo sind sie ,u fiuoen? Sie recrutiren sich, wie der Warschauer Fall zeigt, au» a'le« Ständen: Richter. Ossiciere, Kausleute, Studenten, sie haben sämmtlicb Theil an der Verschwörung, also scheint e». daß zunächst die höheren Stände da« Wahlrecht erialten folleu. Vielleicht wäre es das Zweckmäßigste, wenn di« Nihilisten selbst einen PersastungSentwurs au-arbeitetcn, bain wüßte der Kaiser wenigstens ganz genau, aus welche Weise er seine Todfeinde zufrieden stellen könnte. So lange nicht in der russischen Armee und in dem russischen Beamte» stände ein strengeres RechtSgesübl sich Bahn bricht, so lange nicht bei den sogenannten gebildeten Ständen das Bewußtsein zum Durchbruch kommt, was Neckst und Unrecht, waS Pflicht und Gewissen ist. so lauge ist die Verleihung einer Verfassung rin gaizz unmögliche» und höchst gefährliche» Experiment, als Vorstufe dazu ist die Verbesserung und Verallgemeinerung des Unterrichts unerläßliche Bedingung. DaS russische Volk muß erst znm Gebrauch politischer Rechte erzogen werden, vor Erfüllung dieser Bedingung wäre die Verleihung polstischer Neckte nur gleichbedeutend mit der Auslösung des russische» SlaatSwesenS. In Bulgarien und Serbien lassen sich solche Experimente ohne allzu große Gefahr mache», dort läßt sich die Gesanimtb-it der Bevölkerung leichter über sehen und im Zaume halten, bei einem Koloß wie daS russische Reich ist daS nickst denkbar und deshalb sortcrn die Nihilisten etwas Unerfüllbare». * Leipzig, 26. Juli 1884. * Der „Deutsche Reichsanzeiger- bringt folgenden Erlaß de» KaiserS: Gesetz. betreffend den Reingewinn au« dem von dem Großen Gencralstabe versaßien Werke: „Der deutich-französische Krieg 1870/71". Pom 12. Juli 1884. Wir Wilhelm, von Gotte« Gnaden Deutscher Kaller, König von Preußen »c. verordnen im Namen de« Reich«, nach erfolgter Zustimmung de« BundeLrath« »nd dc« Rcichriagc«, wa« folgt: Ter aus Grund de« Ges.tze« vom 31. Mai 1877 (ReichS-Gesetzbl. I. 523), betreffend die Vciweudung eine» Theile« de« Reingewinue« au« dem von dem Große» Generalstabr redigirten Werke: „Der deutsch-iraiijösischc Krieg 1870,71", durch Allerhöaisten Erlaß vom 21. März 1878 (ReichS-Gesctzbl. S. 13) errichtetru Generalstabs- stistung wird der Reingewinn überwiesen, welcher über die Suinnie von 300.000 hinaus au« dem Verkaufe de» Werke« erzielt worden ist und noch erzielt werden wird. Urkundlich unter Unserer Höchst eigenhändige» Unterschrift und beigcdrucktem Kaiserlichen Jusicgel. Gegeben Mainau, dea 12. Juli 1884. Wilhelm. y,?u Bi»marck. * Ueber die Wahlvorgänge in Elbe feld schreibt man der natioiialliberalen .^kölnische» Zeitung" von dort unterm 23. d. M.: Am gestrige» Abend tagte» Freicoaserdative und National- liberale zu gleicher Zeit, aber in getrennten Versammlungen, um sich über die Eaudidatur für die bevorstehende RcichStag«- wahl schlüssig zu machen. Da» Ergcb. tz an beid« Stellen war die eiiimuthige Ausstellung de« Herrn Fu. ri. bisher in Barmen, jetzt in Godesberg wohnhaft. > ^ . iml.iug der Frc:.ouseru»t:ven fand unter Io« vorlltz' .n ^'»yerU,sch» die der Naiioualliberalen unter dem de» Herrn Loui« Stuion« statt. Der letztere legte den sehr zahlreich erichieuenen Parteigenosse,, unter allicitiger Zustimmung die Gründe dar, weshalb unter den jetzige» Pcrl'ältnissea ein Zu'ammeagehe» mit de» Deutschste,sinnigen »»»iSglich erscheine. Da indessen den Socialdemokrate» gegenüber keine einzelne Partei de« Wupperthal» stark genug sei, einen Lan- didaten durchzubringen, so habe man aus den Vorschlag der Barmer Parteigenossen in gemeinsamer Eomittberathung Herrn Or. Fabri al« Compromißcandidaten sür ein Zusammengehen mit der un- zunächst stehenden Partei, den Freiconservoliven, angenommen. Herr Simen« schilderte sodann die hervorragende Begabung, geistige Bedeutung und Vielseitigkeit de« Herrn vr. Fahrt, der aus strenggläubigem Standpunkt stehe, ober durch die That zahlreiche Beweise seiner Duldsamkeit gegeben hob«. Ganz besonder« hob Redner den pro phetischen Blick hervor, den Fabri t» der Tolonisationsfrage bethätigt habe, die, wie allseitig bekannt, in Deutschland recht eigentlich von ihm zuerst angcrrgt und weiter versolgt worden, bi« sie nun durch die Erklärungen de« Reichskanzler« in eine ruhige und feste Bahn geleitet worden sei. Der LandtagSabgeordnete SanitätSralh vr. Graf empsahl hieraus ebenfalls in beifällig aufgenomincnee Rede da» Zusammengehen mit den Freiconiervativen, welche sich aus ehr- liche Conlpromisse einließen. Er warf einen Rückblick auf die Geschichte der ReichStagsivahlcn in Llberscld-Aarmrii. aus welcher die zwingende Nothmendigkeit hervorgehe, keinen cinseiiigcn Partec- Landidaten, sondern einen Eompromißcandidatcn auszustellen. Früher lei man wiederholt mit der Fortschritt-Partei zusammengegongen. Nach den bekannten Borgängen bei der letzten La»dtag«nachwahl in unserm Wahlkreise und dem neuern Auftreten der deutsch-srei- sinnigen Partei überhaupt müßten die Slationalliberalea daraus ver- sichten, mit einer Partei zusammenzugehca, deren offene« Ziel e« sei, die Rationolliberalen bei den bevorstehenden Reich-tagowahleii zu vertilgen. Schließlich empsahl Redner die Eandidatur Fabn's, von dem e» noch nicht sicher sei, ob er sich im Re,ch«iage der nationalliberalea oder der freironservottven Fraction awchließc» werde. Für Herrn vr. Fabri traten ferner die Herren Jäger und Stadtverordneter Regierungsrath Ulrich eiu, der Letztere unter warmer Betonung der Verdienste de« Eaadidaten um die deutschen Loloniiationsbestredungen. Aul diesem Gebiete sei vr. Fabri, Vorsitzender de» Westdeutschen Verein« sür Eoloaiiation und Export, anerkanntermaßen eine Autorität. Mt» seiner Wahl wurden wir Ehre eiulegeu, wrnn auch vielleicht nicht im enger» Sinne sür unsere Part«, da wir nicht wüßten, ob er sich zu derselben bekennen würde, so doch jedensallt für unser Vaterland. Die nationallibcrale Partei habe ja aber stet« da- Interesse de« Vaterlandes über da tier Partei gestellt. Nachdem der Vorsitzende noch bemerkt, daß Herr vr. Fabri der Nation alliberaleu Partei so nahe stehe, daß man ihm kaum al« „Lompioniiß".Candidaten, vielmehr mit voller Begeisterung al- „unfern" Landibaien ansehen könne, und nachdem mügetheilt worden, daß derselbe sich vor der Wahl seinen Wählern in einer Versammlung noch persönlich vorstellen werde, wurde, wie schon oben erwähnt, die Eandidatur einstimniig an- geiwmmeu. Außer der Reich«tag«wahl beichästigte die national- liberal« wie die srciconservativ« Versammlung auch die unmittelbar bevorstehende Ersatzwahl der ersten Ablhtiimig sür die Stadl- verordneten-Beriammlung an Stelle de» jüngst verstorbene», zur Fortschrittspartei gehörigen Notar« Mengelberg. Al» Landidat der vereinigten Parteien wurde beiderseits Lausmann Adols Friedrich«, Mitglied de« Vorstande« de« naiioualliberalen Wahlverein», ohne Erörterung einstimmig angenommen. * Die „Karlsruher Zeitung" veröffentlicht nach stehende Erklärung: Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat anläßlich der Aufnahme eine« Aufsatzes der „Badischen LorrFpondenz" in die „Karllruher Zeitung" gegen die letzter« zwei Artikel pole mische« Inhalt» v«rüff«utlicht unv dabei wiederholt politisch« Argu- mente daran geknüpft, daß sie die „Karlsruher Zeitung" al« ,.R«gterung»organ", „osficiöses Organ der badischen Regierung" u. s. w. bezeichnet«. Jnjoseru die großherzoalich« Regierung hier- durch zwar »ndirect, ober t» erkennbarer Weise al« Zielvunct jener Polemik genommen wird, sieht sich dieselbe zu der Erklärung ver anlaßt. daß die Angriffe der „Nordd. Allq. Zeitung" sowohl in ihren Voraussetzungen wie in ihren Schlußfolgerungen >ede« Gründe« entbehren. Die Auinabme de« fraglichen Artikel« in di« ..Karlsruber Zeitung" ist ohne Wissen und Wollen der großherzoglichen Regierung er- folgt. Die letztere mißbilligt den darin gegen den adeligen Groß- arundbesttz. alko gegen eine» ganzen Stand, erhobenen beleidigenden Vorwurf selbstsüchtiger VorlhcilSbestrebungen: sie würde überdies lebhaft beklagen, wenn gerade in dem Augenblicke ei» Mißklang in unser politiickie« Leben getragen würde, da der ebr» geschloffene Landtag die Hoffnungen aus ein versöhnliches Zusammenwirken aller gemäßigten Parteien ans sachlichem Bode» in ersrculichslcni Maße der Erfüllung näher gerückt hat. Schon au« diesen Gründen hat regierungsseitig irgend eine Einwirkung zu Gunsten der Ausnahme jenes Artikel« nicht stallfinde» können und nicht staitgesuilLen. Im Ucdrigen ist die großherzogttche Regierung nichl erst in diesem Augenblicke, sondern schon längst eijrig be müht, die nationalen und staai-cl haltenden Elemente zu gemein samem Wirken im Reiche zu vereinigen: sie wird, wie bislang, alle dahin gehenden Bestrebungen der Reichevolilik freudig und werk- thätig unterstützen »nd vermag daher dc» ihr »ach dieser Richtung gemachten Porwurs ebenso w:e alle anderen Veschuldigungen der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" nur aus das Entschiedenste zurückzuweiscn. * Wie die „Germania" berichtet, hat der Abg. vr. Ma« junke seine Mandate sür den Reichstag (Trier) und sür den Landtag (Kcinpen-Gelver») nietergeicgr, da er vom Fürst bischof von Breslau zu seelsorgenscher Thätigkeit zurückberusen worden ist. Derselbe wird vom 1. Oclober ab seinen neuen Posten in Hochkirch bei Glogau in Schlesien einnebmen. — Die „National-Zcilung" erinnert an die Verdienste Majunke'S »in die „Germania" und daS Cenlrum und findet den Contrast zwischen de», journalistischen und parlamentarischen Kampfe unk der stillen Scclsorgcrstelle aus dem Lande groß und iu mancher Beziehung interessant, namentlich auch charakteristisch sür die heutige Oraauisalion dcS katholischen Kleru«. — DaS „Deutsche Tageblatt" schreibt aufalhinciiv: „Hoffentlich bestätigt sich diese Nachricht, so daß cS endlich heißen darf: „Majunke geht, und niemals kehrt er wieder." * Der japanische KriegSministcr General Oyama, der Polizeiminister General Miura, der Brigadegeueral V. Nozou »nd die ankeren hohen japanischen Ossiciere, sowie der Generalarzt HaSlicmoto unv die Jntendanturbeamten rc., welche, von Tckir kvinmend, einige Zeit in Berlin sich auf- hieltcn und auch vom Kronprinzen und den Prinzen Wilhelm »nd Heinrich in Potsdam empfangen wurden, sind von Berlin nach Petersburg wcitergercisi, von wo dieselben sich sodann aus 3 Wochen nach dem Kaukasus begeben. Von dort kommen dieselben nach Berlin zurück, um den König»- manvvern ini Herbst beizuwohnen. * Die nach Spanien und Portugal bestimmten Brief» srndungcn jeder Art, auch eingeschriebene und Werth briese. werden nach den in Spanien zum Schutze gegen die Einschleppung der Cholera aus Frankreich bestehenden Quaran- taine-Vorschristcn behufs der Durchräucherung mit einem scharfen Instrument durchstoßen. ES läßt sich hierbei nicht vermeiden, daß in die Sendungen eingelegte werthvolle Gegenstände, wie Wertbpap r^e Photographien. Bücher, wissenschaftliche Zeitjct'.stte,r rc. m:t durchschnitten bezw. be schädigt werden. Den Absendern solcher Gegenstände, welche Beschädigungen an letztere» vermieden zu sehen wünschen, kann daher nur angcratffen werden, die Versendung mit der Briespost nach den bczeichnetc» Ländern biS zur Aufhebung der Quarantaine-Maßregel auSzusctzen oder aus einen anderen Weg der Ucbermiltelung Bedacht zu nehmen. * DaS leitende Wiener Blatt, die „Neue Freie Presse", bringt gelegentlich deS in Leipzig tagenden achten deutschen Bunde»schießen» den solgcüden Artikä an leitender Stelle: Die deutsch.österreichischen Schützen, welche, dem Drange ihre« Herzen« und einer alten Gepflogenbeit folgend, nach Lelpzig gezogen sind, um an dem Feste de« deutschen Volkes theilzunehmeu» haben sich dort in Rede» und Handlungen einer so taktvollen Zurückhaltung beflissen, im Brausen des Fesljubel« der heiklen Stellung der Deutschen in Oesterreich so wenig vergessen, daß selbst vsficiöje Blätter, die nicht leicht eine Gelegenheit Vorbeigehen lassen, wo sie in drakonisch strenger Bcurtheilung der lieben Mit- bürger den eigenen untadelhasten Patriotismus können leuchte» lassen, ihnen darob die Anerkennung nicht versagt haben. Es ist in Leipzig von Seiten der Feftgeber manche« Wort ge- sollen, welckie« Erinnerungen an die halbvergcngene Zeit, wo Oesterreich noch deutlche« Bundesland war, erweckte: e« »ft mauche kann» verharschte Wunde ausgerissen und mancher Hoffnung Au»dr«ck gegeben worden, daß eine bessere Zukunft an eine unvergeßliche Vergangenheit wieder onknüpse» werde; cs ist auch mit manchem herzlichen Worte des schweren Kampfes gedacht worden, de» die D iiiichcn i» Oesterreich zur Stunde zu bestehen haben; aber die Ocsicrreicher haben lavier jedem Anreize widerstanden, einen To» anzufch agen. der glauben machen könnte, daß sie sich nicht ganz und voll der Pflichten bewußt seien, welche die politische Neugestaltung seit 1866 uns anserlegt. Die deutsch-österreichischen Schützen haben wohl daran gelhan. Den Schmerz, welchen uns die poli tische Trennung von Deutschland bereitet hat, wollen wir männlich in der eigenen Brust verschließen, und den Kamps um unsere berechtigte Stellung in Oesterreich hoffen wir allein zu bestehen, ohne da-' innere Zcnvürsniß, welches Oesterreich nicht zur Ruhe komme» läßt, nach auswärts zu tragen. Wir sind zu stolz, um sreiiideS Mitleid, wäre eS auch das verbrüderter Stämme, anzurnsen, und wir lieben unser Oesterreich zu sehr, um mit de» Wunden aus unserer Brust zu prahlen. Dafür hatten wir aber auch erwarte» dürft», daß wenigsten« diesmal die Theilnahme der Oesterreicher an einem deutschen Feste vor den Augen unserer gestrenge» Richter Gnade finden und ohne die herkäiiiinliche» Vecdüchtigungcn voriivergehc» werde. Wir haben uns gcluiiicht. Das angeovreiie Polizeigcnic der Ezechen hat auch aus de» Reden der Herren Prix und Eduard stopp de» Gedanken herausgeschiiiiffelt. der „bockiverrätherisch im Hintergründe lauert". Wenn sic auch ininiili» des deutschen Fe>i,nhels nicht zu betonen vergaßen, daß wir Deuische mit anderen Vö kerschasten Zusammen leben, mit denen wir ein gemeinsames Vaterland haben, so genügt da« der hohen Inquisition des heiligen Wenzel »och lange nicht. „Da« Zusaniineiiled-» kann »uch Herrschaft und Unterdrückung be deuten". Wir sollen den Fuß küsse», der uns tritt, verlangen die Bögte unseres Patriotismus, wir sollen anerkennen, daß Oesterreich eia „Verein von der germanische» Strömung in ihrer Existenz bedrohter Völker" sei. Wir sollen absolut nicht mehr bedeuten dürfen ol« Slowenen und Morlaken, und der wahre österreichische Patriotismus soll darin bestehen, daß man glaub», die Wieder herstellung de« h,sior>'chkn Rechtes des nö.iigreiche« Böhmen werde nur durch d-n Druck verzögert, den Deutschland aus die inneren Verhältnisse Oesterreich« au-übt! Ja, solche Insolenz müssen wir Deutsche in Oester reich au« einem czechischen Blatte über un» ergehen lassen, und weil wir «S anfangs versucht haben, an dieser Er bärmlichkeit mit dem Schweigen der Berachiung vvrüberzngehe«, so wird selbst diese« Schweigen, zu unserem Hohne, al- Zustimmung gedeutet. Run denn, io »chweigen wir Nicht mehr und wolle» der ganzen Gesellschaft politischer Parvenü«, welche da« Denuncirea, mn desienwillen sie soeben bei den Ungarn demütlnge Abbitte geleistet, noch immer nicht lasse» kan», sagen, daß unser Patriotitmu« die czechische Eontrole weder sürchtet, noch ihrer bedarf. Wir Deutsch« sind nicht in Moskau gewesen, wir haben nicht die russischen Gram- matiken in Wagenladungen nach Oesterreich gebracht, wir haben nie mals Beamte o!« k. k. Lumpe Iitulirt, »icinals kaiserliche Rckcripte ans I weiche« Pap er aebrnckt. wir bab-n niemals mit ' k'akow Briese über Iden Berns des Slawenttum« g'wechftlt. niemals riiijichen Generale» I Ovationen gebracht, »icmal« ruicm Napolron den kürzesten Weg »o»
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