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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-09
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1885
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Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 1V,1VV. Äblniiirmrntdprris viertel;. 4', MN. mcl. Brinaenahn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mki Jede einzelne stlummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblad-Format gesalzt) ahne PostbelSrderung 39 Mk. Mil Postbesorderung 48 Mk. Inserate 6gespalteineHetitzeile 20 Pf. Größere Lchrislen laut uni. Preisverzeichniß. labellarischer u. Ziffern iap »ach höherm Daris. Rrrlainen unter dem Redaktion «strich dieö gespalt. Zeile50Ps., vor den Fanriliennachrtchteu die 6gejpattene Zeile 40 Ps. Inserate sind sic!« an die trpprdition z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraemimeranao oder durch Post. Nachnahme. 221. Sonntag den 9. August 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachung, die L«»dtagSwahlen betreffend. Die Listen der in de», l. Wahlkreise der Stadt Leipzig wohnhaften, für die Landtagswahl sliiiimberechtigten Personen liegen von Montag, den 10. d. Mt«, «b bi» nrit Lonntaa, den 10. d. Mt». vo» 8—12 Uhr Vormlttags und von 3—6 Ubr Nachmittag« im Stadthausc, Obsimarkl 3. 1. Etage, Zimmer Nr. 87, für die Betheiligtcn zur Einsicht auS. Reclamationen sind »ach tz. 28 de» Wahlgesetze» vom 3. December 1883 nur bi» zum Ablaus de« 7. Tage», also bi» mit Sonntag, de« 1«. Aognst «. «. zulässig. Leipzig, dm 8. August 1885. Der Rat- der Stadt Leipzig. Hr. Tröndlin. N. Der I. Wahlkreis umfaßt folgende Stadt- theile: Die ganze innere Stadt und von de« Vor städten folgende Straßen: Augustuöplatz 3b. 4. 5 und 6, Bahnhofstrage, Berliner Straße, Blücherplatz, Blücherstraße. Eberharttsiraße, Erlen» straße, Eulritzscl'cr «traßr, Am Exercierplatz, Gerberstraße. Georgensiraße, GolhischeS Bad. Humbvldlsiraße. Keilstraße, Löhr'S Platz, Löhrstraße, Lordingslraße. Nvrtslraße. Packbof' straße, Parlhenstratze, Psaffendorser Straße, Uferstraße, Wiulergartenstraße, Aorkstraße, Dorkplatz. Zollnerstraße. Velranntmachung. Von Mittwoch, den 12. dss. Ml»., ab soll in den Hauplschlenßen der inneren Stadt zur Lertilgung der Ratten Gift ausgestellt werden. Die Besitzer bez. Verwalter der anliegenden Grundstücke werden aufgesordert, in ihren Gebäuden und insbesondere in den Privatschleußen gleichfalls zu der obcngedachtcn Zeit für Beseitigung der Rallen Sorge zu tragen. Leipzig, den 7. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndltn. Keumbiegel, Kcsmlll wird die am 21. April 1851 in EiSIeben geborene Anna Elara verw. Heinletn aeb. Aussatz, welche zur Fürsorge für ihre zwei hier in Waisenpflege befindlichen Kinder anzw halten ist. Leipzig, 3. August 1885. Der Nath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) 1)r. Tröndlin. Dolge. 1.ZWtisiljt5ortbildnngsll!julefürKnaben. Wegen vorgenomüicner Bau! chke'le» in der dritten Bürger schule kann der Unterricht der Fortbildungsschule erst Mittwoch, den 12. August 1885, Wiederbeginnen (»lchi Montag, den 10. August). Leipzig, den 6. August 1885. Dir. F. W. Püschmauu. Ternsprech-Verbindimg mit anderenÄtiidten. Für me Benutzung von Feriiipiech-Berbiuduiigen mit andere» Städten sind von dem Herrn Staatssekretär des Reichs-Postamtes neue Bestimmungen getroffen worbe», welche aus der Grundlage beruhen, daß sür eine einmalige Benutzung der Satz von 1 erhoben wird — ein Satz, dessen spatere Abänderung jedoch vor behalten bleibt. Für Leipzig ist zunächst eine Verbindung mit Vitterfrld und Berti» IN Anregung gebracht; die Aussührnng bängt von dem Matze der voraussichtlichen Benntzung ab. Diejenigen Firmen, welche zu einer öitere» Benutzung einer solchen Verbindung Anlaß haben würden und daher bei der Aussührnng vorzugsweise interessirt sind, werden deshalb hiermit ersucht, eine bezügliche Miltheilung baldmöglichst und längstens den 13. d. M an unser Burean. Neumarkt 38, gelangen zu lassen. Leipzig, den 3. August 1885. Tie Handelskammer, vr. Wach» mulh. Bors. vr. Gensel, S kuction. Im Auctionslocale d«S hiesigen Königlichen Amtsgericht» sollen Dienstag, de« 11. Angnit 1885, von Vormittags IO Uhr an verschiedene Pfänder, als: 1 altdeutscher Kaminoien, 1 Lederwalk' Maschine, 1 Bisitenkartenpresse, 1 Pianiizo, verschiedene Bücher. 1 Partie Schuhe. Sliesel und Stieieletren, sowie eine Anzahl Mcublel öffentlich gegen sosortige Baarzahlung versteigert werde». Leipzig, de» 4. August 188». Der Gerichtsvollzieher dein, Söntglichen Amtsgericht daselbst Versteigerung. Dienstag, den II. August 1885, 10'/, Uhr Bormittags, sollen im Auctionslocale dcS Königlichen Amtsgericht- allhier 310 Flaschen Portwein, 150 Flaschen Malaga, 30 Flaschen div. Rothwein, 73 Stück div. Stickereien, Tüllgardinen, verschiedene Möbel, darunter ein großer 3lhüriger Garderobrschrank und div. andere Gegenstände öffentlich an den Meistbielendea gegen sosortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 7. August 1885. «rrtchtsvollzichcr des KSniglichc» Amtsgericht». Thierbach. Der Lchulneubllu in Nlockau. Die ^terzu nöthigen Maurer-, Zimmer- und Lteinmetz. arbeiten sollen, jedoch mit Auswahl unter den Bewerbern, vergeben werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten könne» ans der Psarre zu Lleuden — St. Thekla — eingesehen werden ebendaselbst sind auch d>e Blanquet« gegen Erstattung der Lopialien zu haben. Bezüglich« Anerbietungen sind bi« Mittwoch, IS. August ds». Js a»k der Psarre zu Elenden abzugeben. Mockau, den 8. August 1885. Drr ffchnldarstand dasrldft. Nichtamtlicher Theil. Zur Parteilage. IV. * Je nach dem politischen Standpunkt, von welchem au» man da» vssentliche Leben einer Betrachtung unlrrrvirsl. werden sich naturgemäß die Parteien, ihre Tugenden und ihre Schwächen sehr verschieden darstcllcn, und e» wäre eine arge Selbsttäuschung, zu wähnen, man könne mitten im Strome der Ereignisse heute schon mit der Unbefangenheit de» Historiker- zu einem von allen Parteien anzuerkennenden Unheil über da» Wese« und die Leistungen dieser Partrien clbst gelangen. Aber wenn auch nur die Grundzüge, die von un» dargclcgt worden, im Wesentlichen als richtig an erkannt werben, so ergeben sich doch schon höchst wichtige Eonsequenzcn. wenn auch nicht für die unmittelbare Lösung einer einzelnen Frage, so doch für unsere politische Gesammt» läge und die Bcurthcilung dessen, wa» überhaupt al» möglich und wünschenswcrth zu betrachten ist. Man wird zunächst zugeben müssen, daß für Deutsch land da» sogenannte parlamentarische Regie- rungSsystem eine Unmöglichkeit ist. Wir ver stehen unter diesem System eine solche Form de» Con- slitulionaliSmu», bei welcher da» jeweilige Ministerium that- ächlich nur der geschäsl»leitende Ausschuß de» Parlament», bczw. der Mehrheit in demselben ist. so daß diese» zwar nicht tirect regiert, aber doch den bestimmenden Einfluß aus dir von ihm abhängige Regierung ansübt. Diesem System sehen bei un» auch noch andere, gleich unllbersteigliche Hinder nisse im Wege. Die preußische Krone, mit welcher die Kaiser würde verbunden ist, hat nie entfernt eine Schmälerung ihrer Machtsülle erfahren, wie sie in dem sogenannten parlamen tarischen System enthalten ist, und auch in keinen, einzigen der deutschen Staaten hat sich jenes System thatsächlich ent wickelt. Da» parlamentarische System verträgt sich auch ganz und gar nicht mit den beiden mächtigsten Stützen de» deutschen Reichs, unserem Heer und unserem Beamtenstande. Rein äußerlich betrachtet, wäre da» parlamentarische System bei uns auch deshalb unmöglich, weil wir zu viele Parteien haben, von denen keine bisher allein über die absolute Mehrheit im Reichstag verfügt hat, und e« ist in dem Wesen und der historischen Entwickelung unserer Parteien begründet, daß wir zu einer einfachen Zweitheilunq derselben niemal- gelangen können. Es kommt hinzu, da^ eine der an Zahl stärksten Parteien im Reichstag, daS Cen trum, aus seiner außerstaatlichen Grundlage unserem Staat miiidestenS fremd, eventuell sofern eS von demselben eine Beeinträchtigung seiner außerhalb deS Staates liegende» Zwecke befürchtet, feindlich gegenübcsteht. Nun würde zwar auch bei Anwendung des parlamentarischen Systems nickt die Gefahr entstehen, die Regierung des Reicks in die Hände dieser mehr als bedenklichen Partei gelangen zu sehen, denn o wenig diese vorläufig eine namhasle Verminderung zu bc- ürchten hat, so unmöglich erscheint eS, daß die Ultramontanen jemals die absolute Äiehrheit im Reichstag erlangen. Aber die CentrumSpartei verfügt für sich allein über ein Viertel, zusammen mit den Pole», die nur eine etwas anders gefärbte Ausgabe des Ultramonkanismus darstcllen, der Elsässisckcii Proleslpartci, de» Socialdemokraten und anderen Elementen, denen alles Andere eher all die Förderung deS Reiches am Herzen liegt, nahezu über ein Drittel der Stimmen deS Reichstage-, so daß von dem Rest drei Viertel sich auf eine Partei ver einigen müßten, um dieser eine absolute Mehrheit zu ver- chassen. Eine solche Concentrirung der Stimmen ist aber bei unS mehr alS bloS unwahrscheinlich. Aber noch größer sind die inneren Schwierigkeiten, welche bei unS dem parlamentarischen System entgcgensteben. Wir haben, und damit ist Alle« entschieden, überhaupt keine Par teien, welche als solche regierungsfähig wären. Tie Regierungsfähigkeit der Fortschrittspartei wird wohl außerhalb ihrer eigenen Reihen kaum irgend einen Vertei diger finden. Eine normale Leitung der StaalSgcschäsle ist nickt wohl möglich vom Standpunkt de» starren PrincipS auS. neben welchem den Thatsachen Rechnung zu tragen, al» charakterlose Schwäche verpönt wird. Und hier ist trvtz der Namensänderung bei der .freisinnige»- Partei Alles geblieben wie eS bei der Fortschrittspartei war. Der Eintritt der Secessionisten hat, wie wir eS vorhergesagt haben, in dieser Hinsicht nichts gebessert und gemildert, diese haben sich vielmehr einfach der Herrschaft deS Herrn Eugen Richter untergeordnet. Die „freisinnige" Partei betrachtet unbekümmert um alle lhat- sächlich bestehenden Verhältnisse die Regierung lediglich nach den Anschauungen der parlamentarischci, Mehrheit als raison äerit«, das hält sie aber nicht ab. ihrerseits namentlich durch innerlich absolut unhaltbare Coalitionen den Wcrlh einer parlamentarischen Mcbrhci: auf sein Minimum herabzudrücken, ein recht sprechender Beweis dafür, wie sehr der Partei in der Verfolgung ibrcr Theoreme die zum Regieren unerläßliche Fähigkeit abhanden gekommen ist. die thatsächlichen Bedin gungen deS Erstrebten richtig zu würvigen. Aber auch die nationalliberale Partei, obgleich sie neben ihren theoretischen Ncberzeugungen und Idealen grund sätzlich Rücksicht nimmt aus alle gegebene Thal sachen. ist, wie wir offen zugeben, ebensowenig wie die an deren Parteien in der Luge, den Aufgaben genügen zu könne», welche daS parlamentarische System an die Parteien stellen muß. Wesentlich durch ideale Meinungen zusammen» gehalten, gegen deren Schwanken und Differenzen eS keinen Schutz gicbl, ist sie nicht stark genug, die schwere und kostbare Last der Regierung tragen zu können. Man denke sich ein nationattiberaleS Partei Ministerium. Dasselbe würde be strebt sein, nach den Grundsätzen deS Liberalismus die Regie rung zu f'übrc», eS würde aber begreiflich der harten Wirk lichkeit mehr und größere Zugeständnisse machen müssen, als das Parteiprogramm mit sich bringt; umgekehrt würde der Parteianhang i» jedem Schritt, durch welchen irgend ein Theil de« Programm« verwirklicht wird, eine Bestätigung seiner Richtigkeit und AliSführbarkeit und darin die Auf forderung sinke», aus dem eingeschlagenen Wege noch weiter voranzuschreilcn. Die Partei vertritt Ideale, wenn sie die selben auch mit Rücksicht a»s da- praktisch Erreichbare zu mäßigen weiß und sie nicht abstraek, sondern unter Beachtung der gegebenen Verhältnisse entwirst und auSzusühren sucht Da« Ideal kann nie vollständig verwirklicht werden, e« ver- liert bei der Ueberfübrung in d!« Realität unvermeidlich viele« von der Vollkommenheit, mit welcher e» in der Gedankenwelt prangte. Die Mitglieder der Partei können al» Einzelne diesen Tribut an die menschliche Schwäche, welche daS aus ihrer Mitte hrrvorgegangene Ministerium abzutragen hat, deinselbcu zu Gute Hallen; die Partei alS solche muß aus dem Skandpuncte beharren, daß, nachdem man mit einem erste» Sckritt bi» zu einem gewissen Puncte nabe gekommen, m rastloser Arbeit nach vollständigerer Verwirklichung desselben gestrebt werken müsse. So unmöglich die absolute si,r- reichung des Zieles ist, so unabweisbar ist für denjenigen, der überhaupt einen idealen Standpunct einnimmt, die Forderung, wenigstens nach immer weiterer Aiinäheruug an dasselbe zu ringen. So führt der allgemeine Slandpunct der natioual- liberalen Partei niit einer gewissen Nothweilvigkeit dahin, daß sie auch einem auS ihrer eigenen Mitte hervorgegangenen Ministerium, selbst soweit dasselbe streng die Parteigrundjätze zu befolgen bestrebt ist, nicht unbedingt sich uiilerordnet, sondern ihm kritisch und treibend aegenüberlrilk. Selbst der Reiz, die herrschende Partei zu sei», würde sie kaum davon abhallen. Die Herrschaft einer Partei, welche durch gemein same Interessen, durch ständische oder andere persönliche Be ziehungen zusammengehaltrn wird, ist sür alle Parteigenosse», auch sür die an der Herrschaft direct nickt betheiligten, von erheblichem Werth, indem sie da« allen gemeiilsame Interesse schützt, und alle werde» deshalb im Zweifel geneigt sein, zur Erhaltung dieser Herrschaft um ihrrr selbst willen beizutragen. Die Regierung einer Partei, welche wesentlich nur in der Ge meinsamkeit ihrer Ucbcrzeuaungen ihren Zusammenhalt findet, bringt den Anhängern derselben keinen andern Gewinn als daß nach den sür richtig gehaltenen Grundsätzen regiert wird; der Versuch, der Herrschaft einer solchen Partei dadurch einen reelleren Rückhalt zu verschaffen, daß ihr die Vergebung von Aemkcrn und Würben, von einflußreichen und einträglichen Stellen lediglich nach Parteirücksichle» gestaltet würde, ist unter unseren Verhältnissen, zum Glück sür u»S, unmöglich. Die Folge ist, daß die Partei sich viel weniger darum bemüht, die Regierung in der Hand einzelner ihrer Mitglieder zu erhalten, als darum, daß ihre Grundsätze möglichst rein durchgesührt werden, und sie ist deshalb wenig geneigt, diesen etwas zu vergeben, um den Ihrigen die Be hauptung der Herrschaft zu erleichtern. Leipzig, 9. August 1885. * Die in Gastrin stattgefundene Begrüßung des Kaiser« Wilhelm dP^- da« österreichische Koiser- paar erinnert wieder dc.a», daß die heutige politische Welt lage angebahnt wurde durch da» deutsch-österreichische Bündnlß, das nunmehr sechs Jahre besteht. Es hat heule wie von allem Anfang an den Zweck, Europa den Frieden zu erhalte», aber eS hat beute im Gegensatz zu der Zeit vor sechs Jahren keinerlei Spitze mehr gegen irgend einen be stimmten Staat. WaS den Fürsten Diömarck zum Abschluß deS deutsch-österreichischen Bündnisse-, dem anfänglich sehr viele Schmierigkeiten im Wege standen, bewog, daS war die immer drohender auslretende Haltung der von Gortschakosf rrmuthigten großslawischen Krieg-Partei in Rußland, die Lurch ein Bündniß mit dem rachelustigen Frankreich Deutschland vereinsamen wollte. Gegen diese unmiltelbare Geiahr ist daS Bündniß geschloffen worden, da» heule noch besieht, dem aber inzwischen nicht nur Italien beigctretcn ist, sondern Rußland selber, das nach Beseitigung Gorlschakoff's cinsah, wie auch Rußlands innere Verhältnisse owohl, wie seine auswärtigen Angelegenheiten durch nichts bester gefördert werden könnten, al» den Anschluß an daS europäische Friedensbündniß. In diesem Sinne war die Drei- Kaiser-Begegnung von Skierniewieze lediglich die Vollendung und Krönung deS deulsch-österreichischen Bündnisses, und Nuß- land wird bereits an sich erfahren haben, daß es nicht schlecht berathen war, al» eS sich diesem Bündniß anschloß. Der bevor- stchenve Besuch de« Zaren am österreichischen Kaiserhvse giebt von der Befriedigung Rußlands über die durch lie Drei- Kaiser-Begegnung vollendete Lage ebenso Zeugniß, wie die alljährliche Begegnung der Kaiser von Oesterreich und Deutschland in Gastein den Fortbestand de» deutsch-öster reichischen FriedenöbünbnisseS bekundet. Wie diese mittet- enropäische Friedenspolitik wohlthälig gewirkt hat für die Erhaltung des Friedens, wird allenthalben dankbar an erkannt. und wenn selbst der bedenklichste Herd europäischer Verwicklungen: Englands egyptische Politik» allmälig kühler gelegt werden konnte, so daß die Grundlagen dauernder Ver sländigung gewonnen zu sein scheinen, so hat man da» gleich fall« dem Einflüsse gutzuschreibcn, de» VaS Gewicht der drei geeinigt vorgehende» monarchischen Großmächte des Festlandes aus die Haltung Englands auSüben mußte. WaS dem deutsch-österreichischen Bündnisse, dieser Grundlage deS europäischen Frieden-, eine besondere Stärke giebt, ist die von Anfang an aus beiden Seiten bekundete Absicht, keinerlei innere Fragen auf dasselbe einwirken zu lasten. * Zum Thema der Universitäts-Statistik wird officiö» auS Berlin geschrieben: Es hat sich herausaestellt. das, bei säst allen Universitäten und ebenso bei der Akademie zu Münster in den amtlichen Per- sonal verz «ichnisje» in der Lifte der Studirenden eine große Anzahl von Personen ausgejührt wird, welche zwar noch inimairiculir» sind, bi« Universität bezw. Akademie aber schon wieder verlassen oder doch Borlesungen nicht angenommen haben, und daß in Folge besten die angehängte Uebersicht über den Besuch der Universität ein unrichtiges Bild giebt. Da nun bei der Eile» mit welcher die Veröffentlichung de« PersonalverzeichnisseS zu erfolgen hat, wenn ander« dleie» den Zweck, ein Adreßbuch z» sein, erfüllen soll, Fehler sich kaum gänzlich vermeiden lassen, so erscheint eS angemessen, da» Berzeichniß der Studirenden und die Uebersicht nach der Veröffent lichung einer nochmaligen Revision zu »»ierziehen und das Ergebnis dieser im nächste» Semester zu veröffentlichen. Der E»ltus' minister hat deshalb augeordnet, daß die im Semester selbst ver öffentlichte Uebersicht de» durch besonderen Druck hervorgehobeneu Zusatz erhallen soll: „Borläusige Feststellung — die end- giltige wird im Personalverzeichniß für daS nächste Semester veröffentlicht werden." Die endgiltigc Feststellung ist jedesmal im Personalverzeichniß des folgenden Semesters, und zwar hinter der „vorläufigen Fest stellung" zu veröffenil chcn. da- erste Mal sür da- lausende Sommer' lemefter ,m nächsten Wintersemester. Auch hat der Minister im Interesse der Zuverlässigkeit und Vollständigkeit der Universiräts- Itatistik sür den Abschnitt l. der erwähnten Uebersicht („Summarische Uebersicht") rin neue« Schema ausgestellt, nach welchem sie vom nächste» Semester an gegeben werden soll, sowohl die vorläufige wie die endgiltige Feststellung. Nach dem Schema soll auch erficht' üch gemachl werden, wieviel von den Berechtigten (inimalriculirte» Studenten und solchen nicht immatriculotiontsäbige» Personen, denen der Besuch der Vorlesungen gestattet worden ist) Borlesungen hören Endlich ist von verschiedenen Seiten eine Erweiterung der Universitätsstatistik beantragt worden, in Bezirk aus das Ver hältnis, der Consessionen, die Anzahl der Einjährig-Freiwilligen, daS Zeugniß der Reise — wenigstens soweit die dem deutschen Reiche angehörenden Studirenden in Betracht kommen —, aus die Väter der Studirenden, das Lebensalter und die Studienzeit derselben, so wohl überhaupt, al» aus der betreffenden Universilät. — Die Er hebungen über die Lebensstellung der Väter könnten entweder den Universitätsbehörden übertragen werden, in welchem ^ialle sie sich aus sämnttlicbe Ttudirende erstrecken würden, oder den Gymnasial behörden, waS eine Beschränkung aus die von den preußischen Gym nasien und Realgymnasien entlassene» Studirenden zur Folge haben würde. Uebcr diese Frage der Erweiterung der Univcrsilüisstatistik oll ein Beschluß der Senate der Universitäten durch die Curaloren hcrbeigesührt und demnächst dem CulluSminister, versehen mit einer gutachtlichen Aeußernng der Curatorcn selbst, unterbreitet werden. * Im Lande Mecklenburg-S lrelitz rüstet man sich aller Orten, um den Tag. an dem der Fürst deS Landes. Grvßhcrzog Friedrich Wilhelm, vor 25 Jahren die Negierung des Lande- übernahm, festlich zu begehen. Am 6. September 1860 starb im 82. Lebensjahre der Vater des jetzt regierenden Großherzogs, der edle und leutselige Groß- bcrzog Georg, Bruder der unvergeßlichen Königin Luise von Preußen, nach einer langen »nd glücklichen Regierung. Sein Nachfolger, Großhcrzog Friedrich Wilhelm, wurde am 17.October 1819 in Ncu-Strelitz^ geboren und vermählte sich am 28. Januar 1843 mit der Prinzessin Auguste Karoline von Cambridge, geboren den 19. Juli 1822. Dieser Ebe ist der einzige Sohn und Thronerbe, Erbgroßherzoz Adolf Friedrich, geboren den 22. Juli 1848, entsprossen. DaS RegicrungS-Jubilänm soll durch eine kirchliche Feier am 6. September, dem Sterbetage de« verewigten GroßherzogS, eingeleitet werden. Am 7. Sevtrmber soll ein össenllicher Auszug sämmtlichcr Gewerke, Vereine, Schüler der ver- chiedcne» Lehranstalten re. statlfnideii. und am Nachmittage desselben TageS ein großes Volksfest aus dem dortigen Schützen- slatze gefeiert werden. Bei einbrechender Dunkelheit werben dann am Abende sämmtliche Häuser der Nesidc»- illuminirt, und >de» Allerhöchsten Herrschaften wird daraus ein groß artiger Fackelzug gebracht werden. * * * * Ein Telegramm au- Kremsier bestätigt, daß in^dem dortigen sürsterzbifchvslichen Schlöffe große Vorbereitungen getroffen werden und daß die dortigen Holet« von einem Be amten deS Oberhosmeister-AmteS sür die Zeit vom 15. bis zum 30. August acmiethet worden sind. Gleichzeitig wird gemeldet, daß bereits jn dieser Woche »in I»ia»lerte-Negiment in Kremsier cintrisft und in der dortigen Reitschule bequarliert werden soll. Man bringt diese Vorkekrungen mit dein bevor- sehenden Besuche dcS ZarS in Verbindung und nimmt eS bereits alS gewiß an, daß die Begegnung der Kaiser von Oesterreich und Rußland in Kremsier startsinden werde. WaS die Zeit der Entrcvue anbelangt, so dürfte hierfür wohl der Umstand maßgebend lein, daß die großen CorpSmanöver in Böhmen, welchen Kaiser Franz Joseph beiwohnen wird, in der Zeit vom 25. August bis 1. September abgehalten werden, und daß der Zar, einer aus Odessa kommenden Meldung zufolge, am 24. August in Kiew eintreffen wird. Die Kaiser-Entrevue in Kremsier dürste daher aller Wahr scheinlichkeit nach um den 20. d. M- herum stattsinden. Zar Alexander, der mit seiner Gemahlin gegenwärtig in Finnland weilt, dürste sich daher von HclsinasorS Uber Warschau, wo daS kaiserliche Paar nur kurzen Aufenthalt »cbmen wird, nach Kremsier und erst von dort nach SUbrußland und Kiew begeben. * Im Canton Zürich ist bekanntlich die beantragte Wiedereinsübrung der Todesstrafe durch DolkS- abstimmnitg abgelehut worden. Die „Frankfurter Zeitung", welche als Gegnerin der Todesstrafe mit diesem Beschlüsse sehr einverstanden ist, nimmt auS demselben den Anlaß zu einem Rückblick aus die Bewegung, welche durck die Frage der Todesstrafe in den letzten Jahren in der Schweiz her- vorgerusen ist. Die Verfassung der Eidgenossenschaft von 1874 halte, um einige Hauptpuncte bervorzuhebcn, daS Ver bot der Todesstrafe für die ganze Schweiz ausgesprochen. Diese Verfassung war als Ganze» durch Volksabstimmung ange nommen worden. Aber schon nach wenigen Jahre» wurde eine Aushebung de» Verbots verlangt, als einige Morde die Bevölke rung in große Aufregung versetzten. Eine Petition mit vielen Tausend Unterschriften wurde an die B»»dc«vcrsammlung ge richtet, die Aushebung deö genannte» VerfassungsartikelS for dernd, und die beidenRäthe willfahrlete» insofern, als sieden Artikel, ohne sich selbst sür Beseitigung deS Verbotes zu erklären, einer neuen Abstimmung unterbreiteten. Von rund 382,000 Stimmen entschieden 200,000 gegen 181,000 für die Aushebung deS Verbote«. Immerhin war hiermit die Todesstrafe nicht in jedem Canton wieder eingcsührt, sondern r« mußte daS überall erst durch besonderen Beschluß geschehen, und acht Cantone, darunter mehrere — eS waren Zürich. Bern. Baselstadt, Basellanbschast. Thurgau. Tessin. Neticitburg und Gens — hatten bei jener Abstimmung zu den Gegnern der Todesstrafe gehört. In einer Reihe von Canloneu wurde jeroch die Todesstrafe wieder eingesührt, und auch in dem protestantische« und stets an der Spitze der liberalen Canlone mar^iirendeit Zürich fand sich eine Mehr heit von 3000 Stimmen, um den CantonSralb cin- zuladen, eine BersassungS-Revision bebus» Wiedereinführung der Todesstrafe anzubahnen. Einen Wendepunkt in dieser Angelegenheit bildete die Begnadigung eine- gewissen Matt- mann, der sein Kind ermordet hatte und jedes sympathischen Zuge» entbehrte, der ihn der Gnade empfehlen konnte, durch den großen Rath von Luzern, der selbst die Wiedereinführung der Todesstrafe veranlaßt hatte. Diese» Ereigniß. welches damals großes Aussehen machte, scheint in dee Thal von ent scheidendem Einfluß gewesen zu sein. Als einige Zeit nach dieser Entscheidung sich da« Volk des Cantons Zürich über jenes Project auSsprccbcn sollte, welche» seine Repräsentanten im Sinne des oben erwähnten Volksbeschlusses auSgearbeitet batten, verwarfen, während damals 28,600 gegen 25,300 Strinmen sich im Princip für Einführung der Todesstrafe ausgesprochen hatte», nunmehr 27,501 gegen 21,300 Stimmen den bezüglichen Entwurf. * Marseille ist von der Cholera ergriffen. Da« be trübende Eingeständniß kann von den zuständigen Behörden nicht länger mehr zurückgehalten werde». Die Reise deS französischen HandelSministerS nach der genannten Hafenstadt verfolgte augenscheinlich den Zweck, der Regierung Einsicht in den wahren Stand der Dmge zu verschaffen. Für Süd- srankreich, insbesondere sür die Küsirnbrzirkr de- MiltelmerreS,
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