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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-23
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1884
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Erscheint tLgltch früh 6'/,Uhr. Lrhactto« und Lkprdition Johanar»qasse 33. Sprechstundkn drr Ledattio»: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. ltitt» NtiLZad, kwart-ntnr N»nuscri»t« du Netaciwn nicht »rrdmdltch. Am»atz«e der für die nüchftf»l,e«de Nummer desti«mten Inserate an Wachentagen bis 8 Ntzr Nachmittag«, a» Sann- und Festtagen früh di«'/,» Uhr. 3n den Filialen fiir Ins.-^nnahme: ttts klemm, NnioersitSt-straß« 21. Laut» Lüsche, Katharinenftraße 18, p. nur »i« '/.» Uhr. ripMtr.TllgMÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Llwntirmenlvpreis oiertelj. 4^/, Md. incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) Ahne Postbesördernng 39 Mk. «it Postbesörderung 48 Mk. Inserate stgespaltme Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut nuferem Pre>4- verzeichniß. Tabellarischer u. Zissernjatz nach höherm Tarif. Lettinnen untrrUm Ledartionsstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet» an die Erz>editi«u zu senden. — Rabat« wird nicht gegeben. Zahlung prueuum'ran'io oder durcy Pst. »achuahme. 238. Sonnabend ven 23. August 1884. 78. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Unsere Expeditton ist morgen Sonntag, den 24 August, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpecUtton Sen 1-slprlxer Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die Durchfahrt durch da» Grundstück au der Pleiste Air. wirb wegen Aspbaltirung vom 22 laufenven Monat» auf die Dauer der Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, de» i9. August 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Kretschmer. Bekanntmachung. Die Steinmetzarbeiten au rem Neubau der 2. Bür gerschute sollen vergeben werden. Die AnschlagSsormulare und Bedingungen sind bei Herrn Hofbaun,elfter Brückwald. Nürnberger Straße 41. zu erhalte». Die Gebote sind der. siegelt und mit der Aufschrift „Steinuretzarbriten 2. Bürgerschule" bi» 5. September d. I. Nachmittags 5 Uhr auf dem Bauamte, Nathhau», N. Etage, Zimmer Nr. 5, abzugeben. Leipzig, den 2l. Auguft 1884. Die Baudeputatto» det Raths. Aufgebot. L» «trd zur allgemeinen Lcnntniß gebracht, daß der Mühle», werkfübrer I-tzam, »arl Bern, derzeit wohnhaft zuKIein-Wlerau. Kreit Schweidnitz, Regierungsbezirk Bre«lou, Pr. Schlei.» früher wohnhaft in Kloster Buch b. LeiSnig, Königr. Sachsen, bi» 15. Märze., von da ab im Krankenhaus Tanct Jacob zu Leipzig, Sohn de» Mauerpolier» und Hausbesitzer» Earl Born und dessen Ehefrau Johanna geborene Schadeck, wohnhaft zu Klein»Wierau, und die Mart« Natalie Bieber derzeit wohnhaft zu Klein - Wiera», Tochter de» zu Geyer verstorbenen Bürger« und Lohaerbermeister» Moritz Loui« Bieber und besten daselbst verstorbenen Ehefrau Amalie Wtlhelmine geborene Spindler, die Ehe mit einander eingehen wollen. Die Bekanntmachung de» Aufgebot» hat in der Gemeinde Klein- Wiera», den Gemeinden Geyer. Kloster Buch, Königreich Sachsen, und Leipziger Tageblatt zu geschehen. Groß Merau, am 20. August 1884. Der Stanbe«bea«te Lammrl. Nichtamtlicher Theil. Eine neue Lonferenz in Sicht. Dem „Diritto" zufolge stimmten alle Mächte dem Bor> schlage, eine internationale Eonserenz zur Regelung der Eongosrage abzuhalten, bei. Fürst Bismarck wird de» Mächten die entsprechende Mitlhrilung machen und denselben den Ort der Eonserenz anzeigen. Italien gehörte zu den Mächten, welche den Vorschlag im Interesse de» Welthandel» sogleich unterstützten. Diese Meldung bildet die Ergänzung zu den Erklärungen, welche der Reich-kanzler am 23. Äun, rn der ReichStagScommissio.i für die Berathung der Post dampfervorlage abgegeben hat. Er sagte damals, daß Deutschland für die Bildung eine- freien Eonaostaate» ein» trete, welcher dem Handel aller Nationen seine Grenzen öffne. Zugleich deutete der Reichskanzler an, daß andere Unter nehmungen ähnlich der in Angra Pequena, über die zu sprechen noch nicht an der Zeit sei. sich vorbereiteten. Drei Tage später fügte Fürst Bi«marck im Rcick-taae hinzu, daß dle Unternehmungen deutscher Kanfieute in üeerseeischen Ländern, welche demnächst bekannt werden würden, solche seien, bei denen die Unternehmer e» lediglich mit den Eingeborenen zu thun hätten. Di« Ausrichtung eine» von den Mächten «merkannten freien Eongostaate» ist ein Act. welcher mit der englischen Eolonialpolttil in directem Widerspruch steht, und gerade deshalb ist er von großer Wichtigkeit. Die Engländer haben noch vor Kurzem den Grundsatz ausgestellt und der Eolonial- minister Derby hat ihn im Parlament verfochten, daß schon die Nähe einer englischen Niederlassung in Asien oder Afrika jeder andern Ratton die Anlegung einer Colonie verbietet. E» war dieser mehr kühne al» glückliche Ausspruch mit be sonderer Rücksicht auf Angra Pequena getban worden, aber e» hat nicht lange gedauert, bi» seine Unhaltbarkeit offenbar geworden ist. Die englische Regierung bat bald darauf, wenn auch mit schwerem Herzen, Deutschland da» Recht ein» geräumt, Angra Pequena unter seine» Schutz zu stellen. Damit sollte aber auch die englische Willfährigkeit erschöpft sein, und die Eapregierung lieg alsbald eine öffentliche Er klärung folgen, nach welcher die Walsiscbbai und die an- grenzenden Gebiete vom Eaplande anneclirt werden. Li« Antwort daraus war zunächst ein Protest der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" gegen diese allgemein gehaltene papierne AnnerionSform und wenige Tage später die Nachricht von Aushissung der deutschen Flagge i» der Nähe von vageida südlich vom Longo und die Bestellung de« Kaufmann» Randad zum deutschen Eonsnl dieser Gegend. E» ist da« genau da» Borgehen. wie es Fürst Bismarck i» der ReichStagSsitzung vom 26. Juni au»«inai>Vergesst hat. Nicht Beamte und Garnisonen sollen in überseeische Länder gelegt werden, um daran» Eolonien zu fermen, sondern Privatunternehmungen deutscher Kaiislcnte werden geschützt und gefördert und eia Eonsnl oder Ministerresident wird dann zur Wahrnehmung der deutsche» Interesse, ernannt. Die Engländer haben sich bei dieser Gelegenheit wieder gerade so benommen, wie in einer ganzen Reihe v»n Fällen, bei welchen ss« di« Erfahrung machen mntzßrn, daß sich di« übrigen Rationen durch englische Anmaßnnq nicht ein schüchtern lassen. Die Besetzung von Mer» nnd der Achal- Teke Oase durch die Russen haben sie stillschweigend bin- »enommea, nachdem sie einige Jahre zuvor iede weitere nusdehnung der russischen Macht nach den Thoren von Herat al» Krieg«sall bezeichneten. Bon der Annerwn EgyptenS haben sie Abstand genonimen, nachdem sie eingeschen. daß die Franzosen sie nicht ruhig mit anschen würben. Ans Angra Pequena haben sie ihre Ansprüche ausgegeben. al» si- ,u der Ueberzeugung gelangten. daß Deutschland die Eigcn- humsrechtc de- Hause» Lüderitz zu schützen entschlossen sei, und ihren Widerstand gegen die deutsche Eolonialpolitik stellen sie ein. da sie bemerken, daß die RcichSregierung sich durch ihre Winkelzüge nicht irre machen läßt. Die oben mitgetheilte Nachricht de» „Diritto" gewährt einen Einblick in die Besprechungen zwischen Kürst Bismarck und Graf Kalncky. Eine Gegenconfcrcnz gegen die Londoner, auf welcher die England unbequemen Angelegenheiten zur Sprache und Entscheidung kommen werden, gewinnt mehr und mehr Gestalt. Die Regelung der egyptischen SanitälS- conlrole und die Anerkennung eine» freien, dem Handel aller europäischen Nationen geöffneten Eongostaate» sind die beiden Angelegenheiten, welche bisher al» in Aussicht genommene Verhandlung-gegenstände bekannt geworden sind; e» wird sich voraussichtlich daran noch Andere» schließen, wie die Fesislellung internationaler Grundsätze für die Begründung von HantelS- niederlasiungen in überseeischen Ländern. Der concrete Fall der Regelung der Eongosrage bietet dazu die geeignetste Handhabe. E» ist ja ein außerordentlich einfache» Verfahren, Tausende von Ouadratnieilen in Afrika oder Asien durch eine bloße öffentliche Ankündigung für diese oder jene Macht in Besitz zu nebmen, aber doch wohl zu summarisch, um von den übrigen Staaten respectirt werden zu können. Wer ein EigenthumSrecht in Anspruch nehmen will, bat da» durch eine Handlung kundzu- grben, der papiernen Besitzergreifung muß die körperliche voran gehen. Die Aushissung der Flagge ist ein solcher Act, aber derselben miissen Ereignisse vorangeqangen sein, welche diese symbolische Besitzergreifung rechtfertigen, da» betreffende Gebiet muß entweder erobert oder durch Vertrag erworben fein. Wenn die Franzosen e» vorziehen, sich mit den Waffen in der Hand zu Herren eine» überseeischen Lande» zu macken, statt e« durch Kauf oder durch sonstige freiwillige Abtretung de» bisherigen Eigevlkümer» zu erwerben, so ist da» ihre Sacke und sie haben die Folgen ihre» gewaltsamen Vorgehen» bann zu tragen. Wir Deutsche ziehen den friedlichen Weg der Erwerbung vor und freuen un», wenn unsere Art, fremde» Land zu erwerben, Nachahmung siudet. Aber wa» ein für alle Mal abgelehnt werden muß, ist die englische Anmaßung, Land al» englische« Eigentbum durch kategorische öffentliche Verkündigung in Anspruch zu nehmen. Da» ist keinen Pfiffer ling werth nnd wirb einfach ignorirt. Wenn da» Copland die Walfischbai annectiren will, so möge e» ka« durch Handlungen thun. welche ein EigenthumSrecht begründen; so lange da» nicht geschehen ist. bleibt da» EigenthumSvcrhältniß so, wie e» ist. Auch Lord Derby machte bereit» im englischen Parlament Ansprüche auf die Walfischbai geltend, e» wird sich zeigen mit welchem Rechte; vorläufig bleibt abzuwarten, wa« deutsche Ansiedler mit Rücksicht auf diese» Gebiet thun werden oder schon gethan haben, denn allem Anschein nach befindet sich auch die Walfischdai bereit» in wohlerworbenem Besitz deut scher Kauslcute und diese sind de» Schutze» der Reick-rrgie« runain diesem Besitze sicher. Die Regelung der Eongosrage durch eine europäische Eon seren» ist ein so zeitgemäße» Unternehmen, daß e» nicht nur die Unterstützung Oesterreich-Ungarn», Italien» und Deutsch land», sondern auch gewiß die Rußland» und Frankreich» finden wird. Wenn England sich hat wohl oder übel ent schließen miissen, auch seinerzeit» die Hand dazu zu biclen, so ist da» gewiß nicht freiwillig, sondern nur in der Erkeiint- »iß geschehen, daß die Ablehnung der Betheiligung England» an der Eonserenz überall al» da» Kennzeichen eines bösen Gewissen» und al- Ausfluß de« Wunsche» angesehen werben würde, die bisherige englische Eolonialpolink rücksichtslos weiter zu verfolgen. Die Entwickelung, welche die deutsche Eolonialpolitik in den beiden letzten Monaten genommen hat» wird zugleich der deutschfreisinnigen Partei die Angen Über ihre unbegreifliche Kurzsichtigkeit geöffnet haben, welche sie bei Berathung der Postdampservorlaae an den Tag gelegt hat. Während sie sich bemübte, die Höh« de» Porto» für einen Brief von Berlin nach Ostasien oder Australien frstzustellen und die Rentabilität einer Dampserlinie nach beiden Endzielen zu ermitteln, war der Reichskanzler bemüht, die englische Eolonialpolitik durch die deutsch- zu ersetzen und Deutschland ven Weg zum Welt handel auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit den Übrigen Nationen freizulearn. Davon hatten natürlich die Herren Richter und Bamverger kein« Ahnung und deshalb ergingen sie sich in scharfsinnigen Betrachtungen über die Mangelhaftigkeit der Begründung der Postdampfervorlage Solche Ansfassung von den Ausgaben der Volksvertretung ist nun freilich nicht nach Jedermann» Geschmack und namentlich nicht nach dem de» freisinnigen Bürgerthum» in Stadt und Land, wie Herr v. Forckeubrck einst die breiten Wählrrschichten welche national und liberal zu wählen pflegen, auf dem deut scheu Slädtetage in Berlin vom Jahre 1879 bezeichne«« Diese Wähler werden Abgeordnete in den nächste« Reick«tag senden, welche die Interessen de» Reiche« über die der Partei stellen, und da» tbun auch wir im Gegensatz z« der fogenann tea deutsch-freisinnigen Partei. , Leipzig, 23. August 1884. * Während man von Rom an» mit Hilfe dieafksereiter Eorrespondenten cvnsevvativer Blätter den Fade« «er Ber» Handlungen vor dem Abrcißen »u schützen bemüht ist, erschöpft unsere ultramontan» Presse der preußische» Regie rung gegenüber alle Mittel der Lockung und Einschüchterung. Da sie ylerbei, wir sie me» wobl einsieht, »ur ven Erfolg hat, sich lächerlich zu macken, verfällt jetzt di« „Germania" auf den Uulweg, auf den derartige Naturen stet« verfallen, wenn ihr Zorn von eine« Stärkeren ignorirt wird, sie »er legt fick aus« Höhnen. E« war in den letzte« Sessionen eine beliebte Taktik de» Erntrum», gelegentlich au de» bi«hrr durck di« Liberalen nnd durch Eonserrativ« von der Art de« Herrn v. Goßler irregeleiteten Reichskanzler zu «ppelliren. Man batte vergessen, welche Jnvrctive» man in der Blüthez-it de» Enllurkampje» gerade dem Reichskanzler in- Gesicht geschleudert hatte, und mußt« erst daran erinnert werden, daß kein Anderer da» Verdienst hat. den Kampf für die Hoheit de» Staate» gegen klerikale Anmaßung und für den Bestand de» hohenzollern'schen Kaiserthum» gegen römische Feindseligkeit ausgenommen zu laben, al» der Fürst Bismarck. Jetzt, durch die Gleich giltigkeit gegen alle Herausforderungen aus» Acußerste ge reizt. richtet man seine Pfeile wieder gegen die Person de» leitenden Staatsmannes. „StaatSomnipotenzler durch und durch" heißt er jetzt. „Er steht nicht über den Parteien," ruft die „Germania", „er ist auch nickt konservativ in irgend einem concretcn Sinne diese» Worte», er ist Mittelparteiler durch und durch, in aller und jeder Beziehung, in Bezug auf Kirche und Schule, historische» Recht und Legitimität, WirthschastS- und Socialpolitik. Er gehört aus den linken Flügel der Freiconservativen oder auf den reckten der Nationalliberalcn. Dabin hat er von l867 bi» heute ohne Unterbrechung gehört." In diesem Tone gebt e» weiter. Daß die ..Germania" glaubt, durch den höhnen den Ton, in welchem sic dies auSspricbt, an der be treffenden Stelle Eindruck zu macken, läßt sich nicht an nehmen. Sie fühlt nur da» Bctürsniß, ihrer Galle Lust zu machen. Aber recht eigenthiimlich sind die Geständnisse, welche dabei zu Tage kommen. Ist Fürst Bi-marck in allen den angeführten Beziehungen nach der Ausfassung der „Ger mania" „Mittelparteiler" — das Aergste, wa« ultramontane Phantasie sich Vörstetten kann —, dann weiß man. wa» man von der Ehrlichkeit der Unterstützung zu halten hat, welche da» Centrum den Plänen de» Reichskanzler- auf jenen Gebieten zu widmen gedenkt. Wir heben nur die Soc>airciorm hervor. Trc Bismorttsche „Socialrcsorm" ist also „mittelparteilich". Wir registriren daS al» interessantes Seitenstück zu der „national- liberalen Soeialreform", von welcher ein andere» ultromon- tanc» Blalt kürzlich in Beziehung aus Unfall-, Jnvaliden- unt Altersversicherung sprach. Wir vermissen in dem Artikel der „Germania" nur den cvnsequenten Abschluß: da» Angebot eines unbedingten Schutz- und TrutzbündiusseS an Demokraten und Deulschfrrisinnige. Dort sind ihre natürlichen Verbün deten, wenn e» in solcher Weise gegen den Reich-kanzler Politik zu macken gilt. Die bei der Dampservorlage so er folgreich inaugurirte Taktik ließe sich ja zu einer grvßartiaen systematischen Action erweitern, wenn endlich einmal offen da» Panier ausgepllanzt würde» aus welchem die Devise prangt: Fort mit ViSmarckl * Die .Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt zur Parteitage: Der gegenwärtige ZeitnngSkampk über die bevor stehenden Wahle» hat schon manche« Wunderlich« zn Lage ge bracht. Interessantere» aber kaum, al« den Vorschlag der jesuitisch- demagogischen ,.Germania"» in Wahlkreisen, in bene» ein katholischer Kandidat keine Aussicht haben würde, einen zum Tentrum haltenden Protestanten onfzustellen. Manchem mag da» einsach lächerlich erscheinen; aber wenn man erwägt, wie leicht die letzten drei Jahre hindurch sich die Mehrheit de» Reichstag», mit Ausnahme der Natioaalliberalen und einiger Splitter anderer Fraktionen, der Herrschaft de» Lentrnm» gefügt hat, warum sollte man da in den köpfe» der Gesolgschaft de» Herrn Windthorst den Gedanken für unmöglich Hallen, daß man in Zukunft sich lieber gleich direcl durch die Wahlen eine Majorität für da» Tentrum sicher» könnte? Diese Herren berufen sich aus die positive Tbätigkeit de» Tentrum» einer- seit», andererseits auf seinen consessionSIvsen Lharakter. Roch mehr, da» Leiitrum ist nach ihnen schließlich die einzige der Bersossung de» baulichen Reiche- voll und ganz eusiprechend« Partei. Man Hot e» eine» antinalionalen ParticulariSmuS beschuldigt; aber in Wahrheit vertheidigt e» nur die in der Verfassung garantirtcn Rechte der Emzelstaaten. Man Hot e« al» Beriecht» einer mittelalterlichen Hierarchie bezeichnet; aber in Wahrheit kämpft e» für allgemeine Gewissensfreiheit. Man Hot ihm politische ReactionSlendenzen vorgeworien; aber in Wahrheit tritt e» ein für die verfassungsmäßigen Rechte de» Volke», und die große Frage der Gegenwart, die socialpolitischen Reformen, be handelt e« jo, daß durch die Wiederbelebung de» LorporationSgeistet der TonservatiSniu» und durch die Zurückbrängung der StaatS- allmacht zugleich der Liberalismus zu seinem Rechte kommt. Mau sieht: da» Scherzwort, welche» Herr Windthorst einmal in engerem Kreise den Nationalliberalen zugerufe» hoben soll: „Ihr müßt Alle noch »um Tentrum kommen I" hat doch einen tieferen Sinn. Warum sollten nicht olle verständigen Männer sich in einer Partei vereinigen können, die Io weit vcrsossungsgcmäß handelt und de» verschieden artigsten Aniorderungen so weise gerecht wird? Wäre nicht da« Ausaeheu, wtnnnichtde«ganzenReich-tage», so doch der große» Mehrheit desselben im Leairum da» einsachste Mittel, unsere leidige AractionSzerriffen heit endlich einmal zu überwinden nnd so dem deutschen Parla mentariSmu« die Möglichkeit einer ruhige», stetigen Entwickelung zu geben? Bisher ist freilich da« Tentrum immer für eine svecifisch römisch-katholische Partei gehalten worden, eine Eigenschaft, die, wenn ss- wirklich vorhanden wäre. e< allerdings in dem überwiegend akatholilchen Deutschland »ar Normal- oder Generalpartei wenig geeignet erscheinen lassen würde. Aber zum Glück erfahren wir, daß die r»misch-katholische Lonfelsion keine Vorbedingung für den Eintritt in» Tentrum ist, sintemalen ja außer den Wellen auch der bekannte preußisch« Alteonlervailve v. Gerloch bei ihm hoipitirt und der unbekannte vr. Schick« von Heiselhrrg ihm sogar al» Mitglled angehört hat. Warum sollten solch leuchtende Vorbilder nickt jetzt in den Reihen der ernster denkenden Protestantrn vielsach Nachahmung finden? Nun, wir uuscrerleit» hoben nicht« dagegen: wir können nur wünschen, daß der geniale Gedanke der Ausstellung protestantischer Canvidaten sür da» Lentrnm in recht umfassendem Maße in» Werk gesetzt wirb Praktische Bedeuiung könnte er wohl nur in stark conservativ gefärbten Wahl- kreisen gewinnen Und deshalb meinen wir, wenn e» ein Mittel gäbe, da« herzliche Einvernehmen zwischen Tentrum und Tonjer- valiven zn stören, so wäre e» diese». Der Port dieser au!> n Freund« hat immer den Hintergedanken gehabt, daß nach der Bcsiegung de» gemeinsamen Gegner», de» LibrraliSmu», der Kanips um die Allein herrschaft «ater ihnen selbst ausznfechien sein würde. Im Gegensatz dazu ist der Vorschlag protestantischer TentrumScandidaten die erste leise Aufforderung an die Tonservativen. aus eine selbstständige Zu kunft zu verzichten und dem Tentrum da» Reich allein zu überlassen. Un» könnte nicht» erwünschter sein, al» daß dies« Aufforderung nur immer schärfer wiederholt würde; denn zweisello» müßte» dadurch den Ten'-rvattven die Auge» über de, falschen Weg, den sie mit jeiitm Pack eia,«schlag, ii, endlich einmal geöffnet werden. * Der Statthalter von Mantensfel ist von seiner Reise nach Lothringen am Dien«tag Nachmittag wieder nach Vtraßbiirg zneückgekchrt. Die „Elsaß-Lothringische Zeitung" bringt folgend«, vom 12. d. M dattrte amtlich« Bekanntmachung: „Von, 1. Oetober l. I. ab wird im Auftrag« de« Unterzeichneten Ministerium« eia«, mit «»«nähme der Sann- und Festtage, täglich erscheinend« Leitung unter dem Titel „Laudet-Zettu»a für Ellaß-Lei bring»»" herauSgmebe« »erden. Dieselbe wird unter der Rubrik „Amtlicher Theil" alle vom kaiserliche» Statthalter und von dem Ministerium ausgehenden Vekannlmachungen und Personal- Rachrickien bringen, wie iolch« bisher ,m amtlichen Theile der ..Elsaß.Lothringischen Zeitung" erschienen sind. Die „Lande» Zeitung" wird ferner in einem „Nicktamilichen Tbeile" rrgel mäßig eine Zulainmenstelliing der wickiigcien politischen Tage» begebenheiten, Localnachr chten ou» Stadt und Land, Ivwie einen LourSbericht von Berlin und Fraukfnrt nebst Handelsnachrichie > und endlich einen Inseratentheil enthalten. Außerdem werd n elegentlich Aussätze über Gegenstände au» dein Gebiete der tünste und Wissenschaften und Besprechungen öffentlicher Ang.l.'g >> heiten in der Zeittiiig erscheinen. Dem Inseratentheil sollen, soweit nicht besondere Gründe entgegeustehen, sämmtliche von Behörde» der Elsaß-Lothringischen LandeSversammluag zu veröffentlichenden An zeigen überwiesen werden. Zur Zeit der Sessionen dcS Landes- auSichusse» wird die „LaudeS-Zeitung" auSsührliche Sitznng-berichie veröffentlichen. Der Preis de» Abonnement» ans die „Landes- seitung" wird in Strahburg, abgesehen von der Gebühr sür oie Bestellung in» Hau», 3.20 ^l, im übrigen Deutschland einschließlich Postgebühr 4 aus da» Vierteljahr betragen. Die „Gemeinde- Zeiiung für Elsaß-Lothringen" wird ebenso wie die „Elsaß. Lotbringische Zeilung" mit dem Schluß de» lausenden Vierteljahre» aushören zu erscheinen. Dtraßburg, den 12. August 1884. Ministe rium für Eliaß-Lothringen. Der StaatSsecretair: v. Hosmann. Bekanntlich war vom LandcSauSschuß die bisherige Sub vention für die „Eisaß-Lothringische Zeitung" so beträchtlich gekürzt worden, daß da« Blatt nicht sorteplstireu kann. * Die städtische Verwaltung in Berlin bedarf zu weilen der Fürsorge der AufsichtSvehvrd«; so meldet die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" daß der Minister der öffentlichen Arbeiten Anlaß genommen hat, dem Berliner Polizeipräsidium aufzugeben, der städtischen Straßenbau-Verwaltung gegenüber mit Nachdruck dahin zu wirken, daß die UiupflasterungSarbeiten in der Kvniggrätzer Straße vom Brandenburger Thor bi» zum Pot-damer Platze schleunig zum Abschluß gebracht und die dadurch verursachten, bereit» über 8 Wochen dauernden Verkehrsstörungen endlich beseitigt werden. Ohne viel Geräusch bat sich vor einigen Monaten im benachbarten Oesterreich die Neu-Organisalion der Landwehr vollzogen, durch welche eine nicht unbeträchtliche Verstärkung der Streitkrast de« Kaiserstaat», wenn auch nicht direct und in den Ziffern hervortretend, so doch indirekt her- beigesübrt wird. Nach den neuen Bestimmungen über die Landwehr, di« im „Verordnung»blatte für da» österreichische Heer" im Juni bereit» publieirt wurden, »erde» dir öster reichischen Landwehrtruppen künftig den Generalkommando» zu Wien, Graz, Brllnn, Prag, Josefstadt, Kraka» und Leu,- berg unterstellt. Die commandirenden Generäle in diesen Städten werden von jetzt ab auch Laadwehr-Eommandanten heißen nnd administrativ wie in Bezng auf Ausbildung da» Recht haben, die in ihrem Bezirke vorhandenen Landwehr truppen zu besichtigen. Den Stäben der betreffenden Ge nerale werden besondere, speciell mit der Bearbeitung der Landwehrangelegrnheiten betraute Generale oder Oberste bei« gegeben, die bei einer Mobilmachung die höheren Eom- mandostellen der Landwehrformationen erhalten. Die Land- wehr-Fußtruppen. welche bisher al« selbstständige, nur dem Landwehr-Ober-Eoiymando unterstellte Bataillone über da« ganze Territorium zerstreut Ware«, werden durch die neue Verordnung schon im Frieden z« größeren Körpern zu- sammengesaßt: die 63 Infanterie- und lS Jägcrbataillon- cadre», denen e« obliegt, nicht allein die »um Theil direct der Landwehr zugewiesenen Rekruten 8 Wochen lang «»«zu bilden, sondern auch die sür den mobilen Etat ausgehäustcu Au-rüstung»- und Bekleidungsstücke zu conserviren. haben 22 Landwehr-Regimenter zu bilden. Jede« der Regimenter zerfällt in drei bi» vier Bataillone, von diese» Landwehr- Regimentern ist Nr. 1 (Wien) niedrrvsterrcichisch: Nr. 2 meritz, Jnngbunzlau. Gitichin und EzaSlau) böhmisch; Nr. >3 bi« 14 (Olmüh und Brünn) mäbrisch; Nr. 15 (Troppa») mährisch-schlesisch; Nr. l6—21 (Krakau. RzeSzow, PrzemySl Lemberg. StaniSlau. Zlocrow) aalizisch; Nr. 22 (Czeriiowitz) bukcwinisch. Bei der Mobilisirung wird jede« Laudweh, Bataillon zu einer Felv-Eompagnie, einer Ersatz- nur einer Reserve-Compagnie sormirt. Die 164 Ersatz- und Reserve-Eompagnien sollen nach Befinden zu 4l Reserve-Bataillonen zusammengezogen werten, so daß die eigentliche österreichische Landwehr 123 Bataillone in« Feld stellen könnte. Die Mehrzahl der Reservclruppcn würde wahrscheinlich zn Besatzung-Zwecken in den Hauptstädten unk Festungen Verwendung finden. Au» den 22 L-mbwehr-N - aimcntern werde» im Kriegsfälle unter Heranziehung einzeln r Reserveformationen 12 Brigaden und au» diesen unter Be gäbe einiger Schwadronen Landwehrreiter und von Special masten de» activcn Heere» 8 Divisionen gebildet. Nöih'ge. - fall» werden auch die Relervetruppen zu höberen Einheckc» zusammengezogen. Für die Landwehrcavallcrie cxistircn von den geplanten 5 RegimentScadre» erst 2 für Dragouer- und 1 sür Ulanen-Regimenter. Der RegimenlScatr.' sormirt bei der Mobilisirung 4 Felkschwadrone» »ick l Ersatzabtheilung. Gegenwärtig kann nur erst aus 12 Sckw - troiie» gerechnet werden. Tirol nnd Voralberg stelle,' besondere Landwehr-Truppen aus, nämlich 10 Laudcsschütz, >, bataillone. lO Neservebataillone und 2 E-cadron» beritte,n> Schützen; im Kne^e bilden diese Truppen die 48. Dimsio, und mit der 8. Division de» stehende» Heere» da» „Eo>," von Tirol". Die Honvckarinee. die schon längst organin.i ist, zählt im Frieden 92 BataillcuScadre« und 92 permanente Compagnie», fügt im Kriege noch 32 überplanmäßig zu schassende Bataillone hinzu nnd stellt 94 Ersatzcompagnien auf. Die 92 Bataillone erster Linie werden im Kriege zu 2^ Regim'N'ern zusrmmeiigestellt und kiese zu 7 Divisionen v«k- einigt. Die >0 Eavallerie-Regimenter der Honvedarnee werden zu 40 Feld- und 10 Depot-Schwadronen sormirt. Im Ganzen wird Oesterreich Ungarn im Falle eine» Krieac» mit Leichtigkeit 270—280,000 Landwchrtruppen c>ufzustcll7n vermögen. * Au» Peter-bnrg, 19. August, wird der „Volsische., Zeitung" von wohl unterrichtete, Seite geschrieben: „In Heskressrn gilt gegenwärtig die Reife de» Kaiser« nach Warschau nach Schluß der großen Manöver al- sicher, nnd man versickert, daß ungeachtet der Neigung de» Monarchen, mit kleinem Gefolge zu reisen, bei der Reise nach Warschau ihn doch verschiedene Minister und eine größere Suite be» gleiten werden. Die vom Bautenminister unter dem Vor wand einer Besichtigung der Jwangorod-Dombrowa-Babn unternommene Fahrt nach Warschau, sowie di« jüngste Ai'weftnbeit de» Warschauer Oberpolizeimeister» nnd Gendarmerie-Ebrs» in Petersburg, wa» Andere mit len Warschauer N rbastungen in Verbindung setzen wollten, können obns Zweffel al- Bestätigung de« in Hofkreisen cum
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