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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-23
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1885
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Srfcheint täglich früh SV, Uhr. Krdarlüm unt Lipsditloil Iohanaetgaste S. SprrMulldril drr Lr-ackisu: Vormittag« 10—12 Uhr. Rackmittrg- 5—8 Uhr. tiü: t» n«a«»^- viinukritz«» »»» >4 »» «c«»a>», «ckl »<r»«»»i»ch. Annabme »er für sie »ächsts»l>»»d« N,iir»:,»r bestimmten In ferste »» Weüirulasrn bt» 3 llßr Nsck»itt««s. u» L«»»- uu» Kefttasea früh ttt '/»V llHr. 2u Len Filialrn für Ills.-^llush«: Llto Klemm, Untversitältstraß« 1. louiS Lösche, tkalharmenstr. 23, p. uur bt» '/.L Uhr. npriacr und T mich l »1t Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. .1° 266. Mittwoch bm 23. September 1885. Amtlicher Thetl. Veklmntmachnug. Nachdem die Plagiritzer Brücke dem Fährverkehr wieder übergeben worden ist, wird nunmehr der laut unserer Be» kanutmachung vom 1». Juli d. I. für den Verkehr mit innrerem Fuhrwerk sreigelastene Weg »wische» der heilige» Brücke und der alten Ratböjiegelei für schweres Fuhrwerk von beule ab wieder gesperrt. Leipzig, den 2t. September 1885. Der Rath der Stadt Leimig. vr. G e orgi. Hennig. Städtische Oemrbeschult. Tie Studie» »es Winterhalbjahre» 1885/88 beginne» Donnerstag, de» 1. Oktober ». v., der Taqescursu« früh 8 Uhr und der Abendeuriu« um 7 Uhr. Anmeldungen zur Ausnahme i» die Gewerbeschule »ach Maß- gade von H. 4 der Schulorduung werden di< zum 80. dieses Monal» schriftlich erbet'». Zur mündliwen Au«kunft»ertheiluog ist der Unterzeichnete Sonn- lag den 27. ds«. Monat- Bormittags von 11—12 Uhr im Schul- gebäube bereit. Leipzig, den 19. September 1885. Ter Tireetor: vr. Ludw. Rteper. In Berwabrung des nnterzeichnelcn Polizeiamts befindet sich ein Infanterie-OffictcrSsäbel. sowie eia goldener Ring mit 2 Brillante» und eine« Rubin, welche Gegenstünde als gesunden am 3. brzw. 18. d. M. hier ab. gegeben wurden. Tw unbekannte» Eigenthümer werde» hierdurch ansgefordert, sich zur Emvsangnahme derselben rechtzeitig zu melden, andernfalls dar über den Rechte» gemäß verfügt werde» wird. Leipzig, am 21. September 1885. Tas Polizetamt her Stadt Leipzig Bretschneider. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Sxprditioaslocale de« Köaigl. Standes» amies und der Friedholseoste wird an beide« Stelle» Dienstag, »r« AL. nnd «ittmsch, de» r». Srpte«»« a, nur Vormittag« von 8 bi« 11 Uhr rxpedtrt. Leipzig, den 19. September 1885. Ta« SSntgl. SLchs. Staasesawt. Nichtamtlicher Thell. Zur oftrumelischen Frage. Heute liegt bereit« eine Anzahl halbamtlicher Aeußerungen vor, au« welchen hcrvorzugehen scheint, daß die Vertrag«. Mächte zu der auf der Balkanhalbiuscl geschehenen Der äuderung nickt ihre Zustimmung geben werten. Am ent schiedensten drückt sich da« Wiener „Frembenbtatt" au«, welche« da« Borgehen de« Fürsten Alexander «ine schwer« Verletzung de» Völkerrecht« nennt. Dann fährt e« aber in einem Tone iorl, welcher mit dem energischen Anfang wenig vbereinstimmt, denn e« spricht nur die Erwartung au«, daß Europa einen Bruck de« europäischen Vertrag-recht« nicht ohne Weitere« Icgilim.ren wird und schließt mit der zuversichtlichen Erwar- lung, daß die europäischen Regierungen Vorsorge treffen werden, um die Bewegung in möglichst engen Schranken zu ballen. An« Petersburg liegt nur die kurze Bemer kung der „Politischen Correspondenz" vor, daß man die Borsalle in Pbilippopel und Sofia in Regierungskreisen tadle und daß Fürst Alexander aus Billigung derselben nicht rechnen könne. Beide Kundgebungen haben eine« sehr zweifel haften Werth, denn sie bezeugen nur. daß Europa, oder vielmebr Oesterreick und Rußland zunächst abwarten werden, was von anderer Seite geschehen wird, und besonder« kann der Stimme au« St. Petersburg nur eine sehr qering« Be» deutung beigelegt werden, weil der Kaiser in FredenSborg und der Minister v. Gier« in Meran ist. Der Rest hat in dem absolut regierten Rußland wenig zu bedeuten, die Ent- sckeikung in allen Fragen von Wichtigkeit liegt in den Händen de? Kaiser« und in dem, was der leitende Minister als zweck» mäßig anrätb. Außer dem „Wiener Fremdenblatt" und der „Politischen Correspondenr" hat sich auch noch die .Time« vernebmen lasten, und diese rätb dem Sultan freundschaftlich seine Truppen zu Hause zu behalten und erst anzusragen, was die Unterzeichner de« Berliner Vertrage« zu der Sache meinen. Nach der Ansicht der „Times" werden die Staats männer de« Continent« nach einer Lösung suchen, welch« mit dem Geist und dem Wortlaut de« Berliner Vertrage« verein bar ist. Schließlich kann die „Time«" nicht umhin, zu be merken. daß die Lage sich seit dem Jahr« 1878 weseutliö» geändert hat. Alle« in Allem genommen, stimmt also die öffentliche Meinung sowohl in Volk«- al« in Regierung«, k reuen in den Hauptstaaten Europa« darin überein, daß sich die Veränderung, weiche sich in diesen Tagen aus der Balkan- Halbinsel vollzogen bat. al« eine vollendete Thatsach« zu be trachten ist. welche nicht rückgängig gemacht werden kann, und mit welcher sich die Türkei und das übrige Europa, so gut wie c« gehen will, absurden muß. Tie Türkei hat e« unter diesen Umständen noch heute in der Hand, eine energische Krastanstrenguiig zu machen, Europa würde ihr nicht in die Hände fallen, aber nach alter Ge- wcbnheil wird höchst wahrscheinlich die Türkei nicht handeln sondern abwarten, wa« die Vertreter der Mächte sagen werden und diese könne» kaum ander« handeln und sprechen, al« znm Frieden ralben, im klebrigen aber die Türkei aus den Berliner Vertrag verwesten. Fürst Alexander bat den Boden der Verträge mit großer K.ihnbeit und Entschiedenheit verlosten und sich au die Spitze ter aufständischen Bulgaren in Ostrumelien gestellt. „Wir Alerander, Fürst von Nord- und Südbulgarien durch den Willen de- allmächtigen Gotte« und de« Volke« geben Unserem Volke bekannt, daß die Bevölkerung Ostrumelien« am 18. Sep lember, nachdem sie die Regierung gestürzt und eine provi soriscke Regierung eingesetzt batte. Un» einstimmig zum Fürsten der Provinz proclamirt." So beginnt Fürst Alerander seine silts-.me, wohl bisher obne Vorgang gebliebene Proklamation uns schließt sie mit der Zusicherung, baß er Leben, Freiheit uuv Ecgeiithum allerfriedlichen Bürger obneUnterschiev de« Glauben« gleichmäßig iuteresstrt sind- unterschätzen. isen. au der aue .„.Geringsten zu unteri-panen und kann sick nicht beklagen, wenn man ihn demgemäß behandelt. Schon einmal hat Fürst Alexander bewiesen, daß er zu extremen Schritten neigt» al« er sich erkühnte, e« aus einen Bruch mit Rußland ankommen zu lasten. Damal« ist er von St. Petersburg au- belehrt worden, daß der Schöpfer der veränderten Verhältnisse auf der Dalkanhalbinset sich nicht so ohne Weitere- von der Mitbestimmung über die Fortentwickelung diese« Lande« ausschließen läßt. Heute liegt die Sache insofern ander-, al- Fürst Alexander sicher nicht gehandelt hätte, wenn nicht die Armee aus seiner Seite tände, deren höhere Osficiere ja sämmtlich Rüsten sind. Ob Fürst Alexander aus Grund eine« geheimen Einverständnisse« mit den Rüsten gehandelt hat, welche mit den dortigen Re» aierungSkreisea in Verbindung stehen und ob er die feste Zuversicht hat, daß man sein Vorgehen dort billigen wird, fteibt abzuwartea. Da« erste Mal wäre e« nickt, daß Ruß land den Boden für weitere Unternehmungen ebnen läßt und kann selbst einareift, um die angerichtete Verwirrung zu beenden. Luch der Krieg de« Jahre« l877 wurde durch einen sogenannten csficirsen Krieg «ingeleitet, welchen Serbien legen die Türkei tvenn nicht »m Aufträge, so doch unter öclligung Rußland« führte. Heule hat Bulgarin» die koste Serbien« übernommen un« der Fürst diese« Lande« »at e« keine«fall» au Schnelligkeit und Sickcrbeit seine« lustretrn« fehlen lasten. Nur giebt er al» der gesetz liche Vertreter eine« Lande« seinen eigenen Uuterthanen ein ehr schlechte« Beispiel, wenn er sich an die Spitze einer Ausrübrerbande stellt. Die Zustände mögen in Ostrumelien noch so unerträglich gewesen sein, so konnten sie doch den Fürsten Alexander niemal« ermächtigen, die durch «ine Revo lution erledigte Stelle de« Staatsoberhaupte« au« den Händen Aufständischer zu übernehmen. Nachdem Alexander da- gethan hat, kann er sich nicht beklagen, wenn ihn dir Bulgaren eine« Tage« ebenso schnell ferne« Fürstenamte« entsetzen, wie sie e« mit Gavril Ehrestowitsch (Christi) gethan haben. Nur wer selbst Treue hält gegen seinen Oberherren und gegen die Verträge, kann Treue vou Andern erwarten und verlangen, ein Usurpator ist ein Spiel der Volkslaune oder er muß zum Despoten werden, welcher die wider- > re den den Untrrthaaeu unter sei» eisernes Eoepter zwingt, ein Drittes giebt'« nicht. Fürst Llexander hat es gewagt, den Berliner Vertrag zu ^rreißrn, jetzt muß er auch die Folgen tragen. Die Bub garen, welche in Makedonien wohnen, sind e« auch müde, unter der Herrschaft des Sultan« zu verbleiben, sie scbnen ich nach Bereinigung mit ihren SlammcSgenosten in Bul garien und Ostrumelien oder in Nord» und Südbulgarien. wie die neuen Bezeichnungen lauten. Kann Fürst Alexander ihrem Drängen Widerstand leisten- E« haben auch schon früher ähnliche Verhältnisse sich entwickelt, wir erinnern an die Begründung de- zweiten Kaiser, reiche« in Frankreich und de« Königreich- Italien nach der Luternehmung Garibaldi'«, aber beide Unternehmungen unterscheiden sich von der Usurpation Alexander« sehr wesentlich dadurch, daß Prinz Napoleon und Victor Emanuel keine Mittler zwischen sich selbst und der Bevölke rung hatten, an deren Spitze sie traten. Dem Volke von Frankreich und Cüditalien gegenüber waren beide souverain, während Fürst Alexander al« Fürst von Bulgarien Vasall de« Sultan« war. Diese« Berhältniß hat er einfach zerrissen und er scheint auch nickt geneigt, es in irgend einer Form wieder herzustellen, er scheint zu glauben. Laß die Zeit der Auflösung der Türkei gekommen ist und daß Rußland dem von ihm eingeschlagenen Wege folgen wird. Kann sein, daß e« geschieht, es kommt nur daraus an. welche Ausdehnung die Bewegung gewinnt. Stehenbleiben kann Llexander jetzt nicht, er wird von der Bewegung, die er zu der seinigen ge macht, fortgerissen oder von ihr verschlungen. Ln Kühnheit fehlt es ihm nicht, die Eonsequenzeu seiner LaodlungSweise zu ziehen, seht kommt es nur daraus an, ob er auch vom Gluck begünstigt werden wird. collid.rt. S« entspricht d'eftr «ussastuna. v° g^jwtü^,,, p" ' des rumeltotiscke» T« entspricht dleier . , Preßorgunen der europäisch«» v->up wrep-Auflage ir»,2äi). ^donnrmrktsprris Viertels, ä", .gl.1. mcl. Bringeriodn ö Mk.. durch tue Pofi bezogen 6 Mk. Jede eiuzelne Nummer 20 b Belegexemplar 10 'Pi. Grbüdren sur Lxirabeilaqeu sin TagedlaN-Formal qesal«> «hne Poübeiörderung 89 Mk. »It Loftdesördkning 48 Mk. Inserate Sgejpaltene Pctüzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uni. Preieverze'ckniß Tabellarischer u. Aisscrniatz »ach höher in Lar. Leclawkn unter dem Redaetlou-strich die 4 gesvalt. gell« 50 Vs, vor den Familieanackrich!. dre Sgespalteue geile 40 Pi. Juserate sind fter« au die ExpesiNon za jeuden. — Rabatt wird n:ck! gegeoe^, Zahlung pr»«o>uuer»oüo oder dura» P N nachuahme. 78. Jahrgang. züchtigen, steht wohl kaum in Frage. Eine solche Kurz sicktigkeit, das zu verkennen, darf man aber auch dem Fürsten von Bulgarien nicht zulraucn, und so drängt sich immer wieder die Vermutbung aus, daß Für» Alexander, bezw. seine Inspiratoren, nickt ohne sich vorbei -u sichern, in eine Politik der Abenteuer gestürzt Hab.» Wir dem auch sei, da« Gespenst der orientalischen Frage scheint wieder geweckt zu sein durch einen Act de« UebermnU Preßorganen der n p» weitere Verlauf de« rumtlioiisckei > „.„«^wistiscker Agitatoren, und die Ruhe Europa« aber», > Nmd.« ?°n -hne» diesem «^Isp-nc'e den ! u, schlimmster We.se gesährbet Noch siebt Fürs. Bic.nn,v Ausft T- Artikeln Balkan« umsckrieb die «reuzen der "'uev Promnz. N » ^„deu. deren ^ iunrre Ordnung durch eine eink^mi^e Mil', g«NV ^ türkische» st^T^Meuer^ Presse" ihr zugegaugeuen Privai-Mii- tbeilunaen daß die Organisation der Erhebung über da- aaiije Laub die«ai.°t,°» von e.u.m "«»"".chen 2°m- mando dirFr. wurde" Der L.urz derMg.erungwurd ib ÜA lich zur selben Stunde in alle», größeren Städten der Promn, auf eine weitere Frist Europa den Frieden zu sichern, glauben, daß die „Kreuz-Zeitung" die Sache zu tragisch an' saßt, wenn sie einen unmittelbaren Weltkrieg prophezeit wegc de« crassen Bruche« de- Berliner Vertrage« Denn schließlich wird dock so lange al« möglich an dem Grundsatz der Nick! intervention sestgehalten, und so sehr e« von der Diplomatie zunächst at« ei» Axiom de« Weltfrieden« angesehen wirb. Lag der „kranke Mann" noch nicht ganz au« Europa verbrängl wird, so wenig da« z» befördern den brutschen, österreichischen und englischen Interessen entsprechen würde, so sehr damit die unmittelbare russische Gefahr wachsen würde, so Vc»s voch auch nicht übersehen werden, daß wie im Reiche der 'Natur auch im Reiche der Politik da« Gesetz Geltung behält, ba.i. wa« nicht mehr leben-sähig ist. durch kein künstliches Milt i am Leben erhallen werden kann. Bei dieser Gelegenheit muß e« sick zeigen, ob die Türkei ln Europa noch eine Existenz- ' ' " ck örnclnmirt und ohne Zwischenpause waren die Vertreter der neuen I b,„chijgung bat. Wenn wir der „bulgarischen Frage ' auck M°°i?°r!,chen Regierund °us ih«n Posten. Der gestürzt. Genera.-um m.t Fürst B.Smarck zu reden, mit den. Ges.U'le Wir verzeichnen nachstebend die weiter vorliegenden Nach richten über die bulgarische Bewegung. Die „Berliner Politischen Nachrichten", ein yochofficivse« Blatt, schreiben: Die Erhebung der Rumrliote» ist trotz de« überraschenden Eindruck«, de« die erste Kunde des Geschehenen zu machen geeignet war und auch in der That gemacht hat, dennoch von der öfsent tichen Meinnng durchgehend« mit weit größerer Ruh« und Gelassen Heft eiitgegengenommen worden, al« die« in früheren Jahren bei ähnliche» kritischen Verlautbarungen an« dem Oriente der Fall zu sein pflegte. Das Publicum nimmt die Thatsach« al» solche hl», ohne za vergessen, daß der Schwerpunkt der Situation ganz wo ander« liegt, al« aus dem schwanken Boden der Balkanhalbinscl. Man sagt sich, daß der bulgarische Putsch allensall« wohl ohne vorwlssen der Mächte hat in Scene gesetzt werden können, daß er aber, einmal zur Thatsache geworden, so Ipso tn den Zuständigkeit«, bereich der Unterzeichner des Berliner Vertrag« fällt, uud daß nicht die Aufständischen den Mächten ihre Wünsche zu octrohiren haben, sondern daß letztere selbstständig entscheiden werden, wie die urplötz lich aufgeworfenen Schwierigkeiten zu arrongiren sind, oh..e daß di» internationale Lonjunctur dadurch geschädigt werde. Au« Wien, London. Pari«, St. Petersburg liegen berett« Kund gedungen der tonangebeadrn politischen Preßorgane vor, welche darthun, daß die kühle, objectlv« Anschauung-wels«, zu der man sich auch hier bekennt, fast durchgängig grlhrftt wird. Allenthalben hört man die Autorftät der Berliner vertraglmächte ansührrn, al« dsejraige Quelle der Entscheidung, welche in dervorliegenden Frage allein zuständig sei, und schon Mittel und Wege finden werde, den Ereignissen jcd weben bedrohlichen Lharokter zu nehmen. Daß die rumellsche Eo Hebung zu einer Ausrolluny der könne, läßt sich »war » priori nicht Niemand an diese Möglichkeit glauben. Da« vertrauen aus die Festigkeit der internationalen Frierentvolllik ist zu lest ln dem vor slellung-kreise der Völker gewurzen, al« daß e« vor dem Pronuuciamiento der Ostrumeller die Waffen strecken sollle. T« behauptet sich daher auch angefichl« der heutigen, übrigen« nicht viel Neue« besagenden Meldungen, die Zuversicht, daß der ostrumeliscde Zwischensall loeallsirt bleiben »nd keinerlei tiefere Erschütterungen de- inlernalionolen itnlii« czuo nach sich ziehen werde. Di« „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erörtert die Lage wir folgt: Di« Ereignisse, welch« sich in so überraschender Plötzlichkeit aus der Balkanbalbiuiel eingestellt haben, nehmen begreiflicherweise heule di. Auimerkiamke» der politischen Kreise so gut wie au-schließlich in I k'k Anspruch. La« Zustandekommen der bulgarische»!!»»»» würde l provnornmen oregierunu au, .o»» v-.--- . - , Gouverneur «avr.I Pascha war erst vor wenigen Tagen an. Ko» stantivopel zurückgekehrt und im ! Ruhe, daß Niemand gerade in der gegenwärtigen Ze" den «us ch einer Bewegung erwartet hätte, die allerdings insgeheim sch j der Verschwörung schaffen. Situation t, Umsange accep tt zu habe». Lr ha« nach den neuesten Depeschen berrlt« den Titel eine« Fürsten van Nord- und Südbolgarie, angenommen und wird morgen in Philippopel eintresfen, wo rin enihnsiost ckec Empfang ^Dir tonangebende» Londoner Blätter sprechen sich ohne Unter schied der Parteisärbmig gegen ein, E»m»chung England« ans. ^'"te schleunige Rückkehr der Ksnige von «umäaie» »»» Serbien u«uk> idre» res». Residenzen HLngt «izwetselhaft ebenfalls mit den bulgarische» Ereignissen zusammen. Die schon erwähnte Auslassung des officiöse» Wiener .Fremdenblattes" lautet: Die onionlstlschen Tendenzen der Bevölkerung Bol- garien« und Ost-Rumeliea« gaben wtederholt Anlaß. l»e «ns- merklamkett der polnischen Kreise Europa« iu ernfter werft z» be- schäsiigen. Nicht« desto weniger kam der AuSbruch der gewaltsamen Bewegung, durch welche die bulgarische Union unter Führung des Fürsten von Bulgarien proclamirt wurde, um so unerwarteter, als der Wunsch nach voller Aufrechthaltung und Achtung der Verträge leiten« der Großmächte fortgesetzt gehegt wurde und noch tn jüngster Zeit unzweideutigen A »«druck erhallen hatte. Da« Borgehea de« Fürsten Alexander, der sich eigenmächtig mit einer Armee an die Spitze der Erhebung stellt, bezeichne« nicht nur eine schwere Verletzung de« Bölkerrkcht«. sonder» müßte, sali« e« sich bestätigen sollle. daß bul garische Truppen an die türkische Grenze dirigirt werden, al« eine Herausforderung der Türkei betrachte» werden. Europa kann nicht ohne Weitere« eine Infraction in die Bestimmungen de« europäischen BerlragSrcchte« legikimiren, welche zugleich eine Verschiebung de« im Vertrage von Berlin festgestellten Gleichgewichts der nationalen «nd politischen Kräfte aus der Balkanhalbinset zum anlschiießlichen Bor- theü eine« einzigen Balkanstaatei nach sich ziehen würde. Die Ereignisse drängle« sich zu rasch und sind in ihrem Zusammen- bange noch zu wenig zu überblicken, al« daß heute schon Bestimm- teret über die gemeinsame Actio» der Mächte bekannt sein könnte. Allein er ist bei den sreundschasllichen Beziehungen der europäischen Regierungen und bei dem allseitig«» Wunsche etnmüihigen Zusammen- wirken« mit Zuversicht zu erwarte», daß Vorsorge getroffen werden wird, vm die Bewegung in möglichst engen Schranken zu erbalteu und damit die Grundlage sür eine wirksame, sowohl dem böchften Enliche>dung«rech>e Europa« al« den Interessen aller Balkanvälker entsprechende Einwirkung aus die Entwicklung der Ereignisse zu gewinnen. Zur Lage wird un« noch au« Berlin geschrieben: „Im Vordergründe alle« Interesse« sieben die sür all« Nicht. Bulgaren so plötzlichen und überraschenden Ereignisse aus der Balkanhalbinsel. Selbst über die Bezeichnung de« Vorganges sind die Blätter nicht einig, ist diese Umwälzung rin Staatsstreich oder eine Revolution? Und »och andere Fragen von mehr gegenständlicher Wichtigkeit drängen sich aus. Daran wird an keiner Stelle gezweifelt, daß die Ereignisse von den Verschwörern von langer Hand, und zwar mit vewuilbern-werther Vorsicht und Verschwiegenheit, vor. bereitet worden sind, auch der Geschicklichkeit in der Au«< sührung wird nirgend« die Anerkennung versagt. Demnächst ist aber auch alle Welt darüber einig, daß mit der Annexion von Ost-Rumelien durch den Fürsten von Bulgarien eine ossene Verletzung de» Traktat« von Berlin vorliegt, welcher von allen Theilnrhmcrn am Congreß unterzeichnet, von den Großmächten garantirt worden ist. Unmöglich fast erscheint es zu glauben, daß man in Kremsicr bereit« von einer Absicht de- Fürsten Alexander gewußt und ihn zu semem Vorgehen ermulhigt habe. ES steht ja auch rncht einmal fest, ob der Fürst von Bulgarien vor der ent scheidende» Stunde selbst in da» Geheimnis der Verschwörer einaeweikt gewesen ist. U, ... - Gevicl-juwach« keineswegs zu sank er h.ii." Aber wie man sonst bei psychologisch-inler cjsanren Vorgängen im Sinzcilebrn mit Reckt oft die Frage auswlrfi. „oü v,t Ir« sewme e" so müßte man, wenn man annchi»^, soll, daß Fülsi Alexander nicht ohne da« Bewußtsein t der „absoluter Wurstigkeit" gegcnüberstehcn, so haben w>r dock keinesfalls Anlaß, un« besonder« zu echausftren. Leipzig, 23. September 1885. * Da« Präsidium de« Deutschen Colonialverein« - hat, wie die »Post" meldet, den Gesammtvorstaiid zu einer Sitzung für den 3. November nach Düsseldorf berufen Aiis der TagrSordnung stehen hauptsächiich Auswankeriings- fraacn und die WeiterjÜhrulig der Flegel'sckcn Mission Be- züqlich der letzteren wird bestätigt, daß m einer veicinigicn Sitzung de« Vorstände« der Afrikanischen Gesellschaft und bc« Deutschen Eolonialverein« die »»erst genannte Gesellschaft die von Herrn Flegel erworbenen Ländereien dem Colcnialvercii'. cedirt und sich bei den erworbenen und noch zu erwerbenden Territorien nur den zur Anlegung wissenschaftlicher Stalion«. Häuser erforderlichen Raum vorbehallen hat. Die bi« jetzt gewachten Erwerbungen sollen eine um so werthvollcre Grund lage für die wirthschastliche» Unternehmungen de« Verein« bilden, al« durch sie uud die Flußläusc die ungestörte Ver bindung zwischen dem Meere und dem im Innern liegenden Gebiete gewabrt wird. Flegel ist in der Zeit nach seiner Ankunft vier Mal den Niger herauf und herunter gegangen. Die theilweise durch kleine Unfälle veranlaßlc Wiederholung seiner Reisen hat die Gewinnung praktischer Resultate in diesen Gebieten erleichtert. Der Deutsche Eolonialverein wird Donnerstag in einer in Berlin stattfindenden Ausschußsitzung, an der Hamburger, mit den Verhältnissen a» der westasrikani- schen Küste vertraute Handelsherren ihre Theilnahme zugesagl haben, die Entsendung einer geeigneten Persönlichkeit bc- rathen. der die Weitersührung der kommerziellen und wirtb- schastlichen Interessen in diesen Gebieten in der dem Herrn Flegel vorgezeichneten Weise obliegen wrrd. * Auch die nationalliberale Partei Schleswig- Holstein« hielt am Soiintaa einen Parteitag ab, und zwar in Neumünster. Abg. OberlandeSgerichlSrath Schül t hielt den leitenden Bortrag, der namentlich die Nothwenbig- krit de« Zusammengehen« der Mittelparteien betont D o Besprechung der Candidatensraae ergab da« Resultat dor Ausstellung folgender nationalliberaler Eandidaten: Francko in Tonvcrn. Jürgenscn i» Husum, von Hildebrandt in Eckern sörde, Sckütt in Pinneberg. Kahlcke in Süderdilhmarsckeu. Otten« in Norderdilhmarschen. Hollson in Rendsburg, Reimer« in Stormarn, Raydt in Lauenburg. Der PartciauSsckuß wurde beaustragt, die Vorbereitungen sür die Bildung eines di« ganze Provinz umfassenden nalionatliberalen Verein« zu treffen. * Der „StaatSauzeiger" publicirt da« preußische Gcsia. betreffend Ergänzung und Ab8nve>ung einiger Beniiniiiiingen über Erhebung der ans da« Einkommen gelegten eircclcii Communalabgaden (Nothcommunalsteuergesetz) vom 27. Juli 1885. eine Berscknebona der Berliner Bertrcw-vestimmunaen in fick be- * Der Ausweg, den deutsch-spanischen Streit um da« Besitzrccht der Karolinen-Jnseln durch den Spruch eines Schiedsgericht« endgiltig zu schließen, fiiibcl in de» Kreisen der europäischen Diplomatie gewichtige Fürsprecher. Wie ossiciö« au« Berlin verlautet, sind in Madrid nicht nur von englischer Seit« diesbezügliche Rathschläge ergangen. Auck Italien hat sich zu Gunsten de« beregten Vorschlages erklärt, und e» verlautet, daß seiten« Frankreich« ebenfalls nach dieser Richtung Andeutungen ergangen sein sollen. * In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" lesen wir : „Die „Epora" vom 14. d. M. schreibt: „Man . . . sagt, daß England in der Karolinen-Frage mit Dculscki- lliiwillkommen scheint ihm der billige I (tmd Hand in Hand gebe. ^ ist anzunebmen. daß die „Ep ca" "" --- sein, „halb zog e« ihn, halb > ül« osficivse« Blatt bestimmtere Kenntniß von der Sacke dal, al« e« nach der Fassung dieser Notiz scheint. Denn die „Köln. Ztg." hat au« London gemeldet, daß der englische Geschäfts träger in Madrid den Auftrag erbalten und au'ies.ihrt hat, in Anknüpfung an die englische Tkpksche vom 4 Marz >875 der spanischen Regierung zu erklären, daß England die ii»- begründcten spanischen Ansprüche aus die Karolinen-Jnseln nach wir vor nickt anerkenne. Wie wir weiter ersabren, hat der Geschäftsträger sich nickt mit einer miinblickcn Aeiißerung bsswiigt, sonder» die Auftastung der engliscken Regierung, welche mit der diesseitigen rusammensällt, in einer schriftlichen Mittheilung dargelegt." Im Weiteren richtet unser gouoer- nementalkS Blakt heftige Angriffe gegen tl'öncbke Aciißernngen der ultramontanen. reip. rirliftischctt 'panische» Presse." * Die Provinz Ost-Ruinelien wurde durch den Artikel 1Z de« Berliner Vertrage» begründet. Dieselbe siebt unter der direkten politischen und militairilcken Autorität de« die Pflicht, sofort mit gänzer Kras, argen den^s.'»'»'«^^» administrative Autonomie unk eine» vor,u,«he», und daß ihr ol-dann trov ^all« I Geueral-Gouverneur i»,l sünsjährlger Amtsdaucr. immer nock die volle Kraft beiwobnt d->, N-in-n Posten wurde früher von Alcko Pascha unk nun bi« u. xr«,ir deiwobnt. den kleinen Fürsten zu»,u der jüngsten Revolution von Gavril (Ehristi) Pascha gelammten Orlen,krage «ihren I k'""^"°vaftSaeha„dell habe. docksragen.welchcGroßmach bestreiten, im Ernste aber will I vas nächste Interesse an der Berkleinerung der Tstrkei, an der ' Vergröberung Bulgarien-? Alle-weistlner aus Rußland bin- aber sollte ein so streng monarchisch gesinnter Mann, wie der Zar aller Reuge», durch die Slavophilen bereit« dahin oe. drangt werben, gegen die legitime Autorität mit Verschwörern sich zu verbinden? Da« scheint doch kaum denkbar, wenn es ^ die Schwächung de« Erbfeinde«, der P orte de, Rätbsel« von späteren' aussührlicheren Mittherlungen erwarten. Wir wüsten aber auch abwarten nn« sich d,e Pforte selbst verhalten wird Denn „nzweiselbast bat sie da« Reckt, vor der vsfentlichen ^Pflicht' jo-"^ ste^uzeraine Macht ist. wobl auch
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