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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188510192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-19
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1885
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Erscheint tL-lich früh «'/, Uhr. »etnrli«, LrPrtitieo IohmmKgaffr 6. LPrechkunie« her Bonntttatzt 10—12 llhr. Nachmttta«« S—6 llhr. »--rrL-L?«»Lr—- >»»«tz«e »er für »te ntchMsl^n»« Nn««er des«t»«ten Inserat« an W-chenta-e» dt« R llhr NichmtNnn«, «« E«nn- «n» Feft1n,en früh »t«'/,» Uhr. 2» De« Filiale» str Jns.-^nnetz«: vet» »e««, U»iv»rfltit«ftr»he 1. Louis Löscht, Katharioeastr. 23, p. nur dt« '/.» v»r. UchMerIiUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels - und Geschäftsverkehr. Auflage 1»,00N. Zdonnemenlsorris vienelj. 4'/, Mk. kiel. Bringenobn 5 Mt..' durch die Post bezog«, S Mt. Jede einzelne Stummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Eebübren/ür Extrabeilaoeu sin Tageblatt-Format gesalzt) «hne Postbesörderung 39 MI. » Mit Postbesvrderung 48 Mt. Inserate «gespaltene Petitzelle 20 Pf. Größere Schrisreu laut uns. Pee.Soerzelchnny DadeUarrjcher u. Zifferniatz nach höherm Tar,'. Nrelamen »»«er dem Redactionsstrich dtelgesvalt. Zeile 50 Ps., vor den Fam ilie »nach richten die bgeipaltene Heile 40 Ps. Juieraie sind sieis au die irxpr0ition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praennuisranao oder dura, Pst- aachnalnne. LSL. Montag den 19. October 1885. 78. ZahMnz. Amtlicher Theil. Die revidirte bez. neuaufgeftellte Liste derjenige» hiesigen Einwohner, welch« zu dem Amte eine« Schöffen oder Ge schworenen gefeNlich befähigt sind, wird vom IS. bi» mit IS. October diese« Jahre« in den Stunden von vormittag« 8—12 Uhr und Nachmittag« von 8—6 Uhr im Melveamte, Lbtheiluna II de« Polizeiamt«, Reick«straße S, zu Jedermann« Einsicht öffentlich au«liegen. Dieirnigen, nÄcke nach der unten abgedruckte« Beilage -1 de« Gesetze« vom S. Mai 187S von dem Sckvffen» oder Gcfchworenenamte befreit zu werden wünschen, haben innerhalb der vorstehend angegebenen Frist entweder ihre Gesuche schriftlich bei un« rinzureichen oder bei dem mit der Au-legung der Liste beauftragten Beamten zu Prolocoll zu erklären. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder über SO Jahre alte Ort«einwohner wegen Uebergehung seiner Person, dafern er zu dem Amte eine- Schöffen oder Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Ueberqebung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erhebe«. Leipzig, am 10. October 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvadlia. N Beilage Gertcht«verfaff«u,»nesetz vom 27. Januar 1877. s 31. Da« Amt eine« Schöffen ist »in Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen »ersehe« werde». I 38. Unfähig z» dem Amt« eine« Schöffe» sind: 1. Perlmim, «elch« di« Besähignng in Folg» ftrafgnichtlicher vernrtheilnag verloren haben, >. Person,«, gegen welche da« Han-tverfadre, Wege» eine« «erbrechen« oder «ergehen« ertlsfnet ist, da« die Ab erkennung der bürgerliche« Ehrenrechte »der der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter -nr Folge habe» kan». 3. Personen, »elch» in Folg, gerichtlicher «nordnnag in der «erfüguag über ihr vermögen beschränkt sind, ß 33. 8» dem Amte eine« Schöffe, solle» nicht brrnsrn werdmn 1. Personen, welche »ur Zeit der Aufstellung der Urliste da« dreißigste Lebentsahe noch nicht vollendet haben, L. Personen, .welch« zur gelt der Anfstellnug der Urliste de» Wohnsitz in der Gemeinde »och nicht »oll, zwri 6. Personen, welche für sich oder ihr, Fnwilt« An»»». Unterstützung an« öffentlichen Mitteln empfinge» oder in den drei lr«te» Jahren von Ausstellung der Urliste zurückgerechnet empfangen haben. «. Personen, welche wegen geistiger oder körperlicher G«. brechen zu dem Amte nicht geeignet stad, S. Dienftbolen. > 34. Zn dem Amte eine» Schöffen sollen ferner nicht berufe» werden: 1. Minister, 2. Milglieder der Senat» der freien Hansestädte, 3. Reichsbeamte, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können, 4. Slaatsbeainte, welche aus Grund der Landesgesetze jeder zeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können. 5. richterliche Beamte und Beamt« der StoatSanwalischast, 6. gerichtliche und polizeiliche BollstreckungSbeamte, 7. Rcligionsdiener, 8. VolkAschullehrer. S. dem aciiven Heere oder der activen Marine angehörende Militairpersoncn. Die Landesgesetze können außer den vorbezeichneten Beamten höhere «erwaltungsbeamte bezeichnen, welche zu dem Amte eine« 8Ibissen nicht berufen werden sollen. tz 84. Da« Amt eine« Geschworenen ist ei» Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen versehen werde». tz 8S. Die Urliste für die Au-wahl der Schöffen dient zugleich als Urliste für die Au-wahl der Geschworenen. Die Vorschriften der tz8 SS bi« SS über die Berufung zum Schöffenamte finden auch aus da« Geschworenenamt Anwendung Gesetz, »te veßttm«»nge« zur A»»führuna de« GerichtSversaffun,«- geseyea »o« 27 Januar 1877 rc. enthalten»; vom 1. Mär» 1879. Zu st 24. Z» dem Amte eine« Schöffen und eine- Geschworenen sollen nicht berufen werde«: 1. Die Abiheilungtvorstäud« und Vortragende» Rüth« io den Ministerien, 2. der Präsident de« Lande-conststorium», 3. Der Generaldirector der Slaalsbahnen, 4. Die Frei«, und Amtlhauptleute, b. Die Vorstände der Sicherheit-Polizei. Behörden der Städte, welche von der Zuständigkeit der Ami-Haupimannschafirn au genommen find Wegen Reinigung der Räume ist unsere Schulcaffe am Montag, den IS. ds«. Ml«., für den dienstlichen Verkehr geschloffen. Leipzig, den 16. October 184S. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Seorgi. Vrkailntillachung. Die Herstellung von Erdarbeiter, in der Kaiserin-Augustm Straße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeite« liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RatbhauS, II. Etage. Zimmer Nr. l4, au« und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erdardeltr» tu der Aatserta-Augnsta-Ttraße" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 26. October l88S Nach mittag» 5 Nhr einzureichen. Leipzig, am IS. October 188S. De» RathS der Stadt Leipzig dekinntnaihm-. Nachdem von un« mit Zustimmung der Herren Stadt oerordneten beschlossen worden ist, die Breite der Promenaden straße auch vor dem den vr. Engel'schen Geben gehörigen Grundstücke an der Ecke dieser und der Elsterstrab« nach Maßgabe de« Plane« Nr. 2367 aus 17 Meter sestzustrllen. f» wird die« hierdurch mit dem Hinweis darauf bekannt gemacht, daß jener Plan »irr Wochen lang z» Jedermann« Einsicht aus unserem Bauamt (Rathhau« II. Etage. Zimmer Nr. l4I ouöli^en wird, und daß etwaige Widersprüche bei deren Verlust vrnnen vienvöchentlicher, vom Lage der Ber. öffentlichung gegenwärtiger Bekanntmachung im Amtsblatt« « Pi berechnrnder Frist schriftlich bei un« anzubringen sind «eipzig, «u» IS. October 188k Der R«th »er St«dt Leipzig. vr. Georgi. Wusch, Lff. Obgleich et schon durch da« Regulativ, den Dllngerexport n Leipzig vetr., vom 8. Januar 1882 Jedermann verboten worden ist. in di« Dünger- und Jauchengruben Stroh, Asche, ?umpeu und ander« Gegenst^gde, welche die Entleerung durch Sauaapparate erschweren, einzuwerfen, begegnet man doch noch häufig diesem Uebelstande. welcher nicht nur den Käumu»g«anstalten ihr Werk erschwert, sondem in Folge der »ierbei zu überwindendeu Hemmnisse da« Räumen auch für die Allgemeinheit lästiger macht. Da« erwähnt« Vervot, dessen Uebertretung mit Geldstrafe bi« zu 60 ^lt oder verhältnißmäßiger Haft bedrobt ist. wird daher hierdurch mit dem Bemerken wieder eingeschärft, daß natürlich auch da« Einwersen der bezeichnet«« Gegenstände n die Abtrittöschlotten. durch welche sie in die Grube fallen, dem obigen Verbote unterliegt. « Da auch den Hausbesitzern durch da» die-fallstge ver botswidrige Gebühren der Miether und de» Personal« der- etben insofern Schade» erwächst, al» sie in Folge dessen den für die mit besonderen Schwierigkeiten verknüpfte Räumung tarifirten höheren Kostensatz zu zählen bade», so empfiehlt eö sich, daß dieselbe« in den Abtritten der Mieldwoknungen, sowie in der Nähe der Ärubenösfnunq Warnungö-Anschläge in dieser Richtung anbringen taffen. Wir werde» dergleichen Warnungöauöhänge in größerer Zahl drucken lasten und unserem Bureau für den Dllngerexport im Stadthause (Obstmarkt 3. 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. >02) übergeben, bei welchem von nächster Woche an Einzelabdrück« gegen Ersatz der Herstellungskosten entnommen werden können. Leipzig, den 12. October 188». Der Rath der Stadt Let; vr. Trvndlin. Verketzerung de» I« Baaplcktze des Baublocks I. rhrueal. FSealisehe» HolzhofS uud KohleubahudokS. von obendezeichnetein, der Stadtgenreiude gehörigen Areale sollen di« an der Aettzer Straüe, Kürnerstra-e, dem RSraerplatz und der S1tfe«stra-e gelegenen 18 Bauplatze des BaubloekS I. de« betreffenden Par- zelliruog«plane« zu« Verkaufe verstetaert werben und zwar im Saale dor tzült«» Waage, 8. Stage, DauneeStag. de, »Lid« Mo«., ^ Vormittags LI llhr Nr. 1 von 634.06 am Flächengrhalt mü dem Angebot von 38,000 -4l . 2 - S4401 - - - - - . 32,600 - » 3 » 727 3» » O B . 58.200 . - 4 - 749.87 » » » - - . 37.500 . - S » 630.79 - - - » - - 25,200 - » 6 - 6Lö76 - - - . 25,000 - . 7 . 2541.38 - - - - » . 76,200 . B 6 - 917.92 « , - B M . 36,700 - » 8 - 891.72 « « B W . 35,700 . sowie Freitag, den 23. bsS. die Bauplätze Mo«., Vormittag- IR Uhr Nr.10 von 1189 49 am Flächengehalt mit dem Angebot von 47,600 - 11 - 62811 - « » - « - 25,100 . . 12 . 630 79 - O B o . 25,200 . - 1A - 749.87 - » - - W - 37,500 - . 14 - 720.66 - - » n - - 36,000 - - 19 « 600.24 - - - - D - 18.000 . - 19 » S87.72 - - - - 17.600 . . 17 . 803.78 - . - . - . 24.100 . l8 - 92795 - . .... 27 800 - Die DersteigcrungOtermine werden pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet, die Versteigerung aber wird bezüglich eine» jeden der einzeln nach einander tu obiger Reihenfolge und zu Heu« angegebenen Mindestpreis auS gebotene« Bauplätze geschloffen werden, wenn daraus nach dreimaligem Auöruse kein w»itere« Gebot mehr erfolgt. Di« BersteigeruugSbedingungen nebst Par- zelltrungSplan liegen auf dem RathhauSsaale I. Etage zur Einsichtnahme aus und es werden davon Exemplare ebendaselbst in d.r Sportelcasse I., Zimmer Nr. 2. für 1 -L 20 ^ abgegeben. Leipzig, den 1. Oclober >885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerutti. Generalversammlung der Vr1«kra»keneeffe VIII l Lndnstrie der Hol,- und Schnitzstoffe) zu Letpzta un» Uuigeaenü Mentag, den 26. vrtobrr 188S. Adeiivs 8 Uhr, in der „Leniralhalle". Tagesordnuna: 1) Beichlußsassung über dar Statut des BerbandeS der OrtSkranken- casien zu Leipzig und Umgegend. 2) veraihung über Abänderung de« lkaffenstaiute« vom 12. November 1884, und zwar der ßA. 1 bi« mit 4, 6 bis mii 18, 20 dis mit 2ö, 27, 28, 30 btt mit 32. 36 bi« mit 39, 41, 43 bis mit 46, S2, S4 und Sö, 60 bil mit 63 und 66. Lheilnehmer an der Bersammlung sind die Herren Vertreter der Mitglieder und der Arbeitgeber. Leipzig, den 16. October 188b. Der varsilzende: T. G»st. Günzel. Nichtamtlicher Theil. Die politischen Wirren in Italien. * Die jüngst erfolgt« Ernennung de« Grafen Nodilant zum Leiter der auöwärtigen Politik Italien- hat der euro päischen Presse wieder einmal Veranlassung gegeben, sieb mit der eigenartigen und wenig klaren Lage diese- jungen König reiche« zu beschäftigen. Man kann inveß gerade nicht behaupten, daß die Mehr zahl der großen Blätter gelegentlich frner Ernennung ein völlig znlreffrndes Bild von den ziemlich verworrenen innere» und äußeren Verhältnissen Italien- geliefert hätte. Bekannt lich lieben e« gerade gewisse .leitende- Blätllr aller Länder, osfieivs« Verbindungen zu unterhalten. Brrbinoungrn. aus die zumal in manchen Fragen eine übergroße Rücksicht geübt wird, wa« natürlich nicht zum Bortheilt de- zeitung-lrsenven Publicum» ouSschlägk, da- vor Allem über ein im Vorder grund de- öffentlichen Interesse« stehende« Ereigniß klar und wahr unterrichtet sein will. In dieser Beziehung werken aber gerade von vielen „Welt'-Blättern Sünden aus Sünden in eine, Zahl -«häuft, di« schlechterding« jeder Bezifferung spottet. Go hat man sich auch nach der Ernennung de« neuen italienischen Minister- de» Auswärtigen damit begnügt, die selbe al- überau- vortbeilhaft sür ein enge- Zusammengehen Italien» mit den mitteleuropäischen Großmächten zu be zeichnen. ein Wunsch, der olleroiiiaS berechtigt sein mag. aber durch die bloße Ernennung de« Grafen Robilant. noch lange nickt zur Gewißheit wurde. Bloße Voraussetzungen, Ver sickerungen oder Versprechungen haben gerade m ber Politik keinen Werlh; da gelten nur Thatsachen, deren Berechnung allein eine sicher« ist. Derjenige, welcher in erstere irgend einen Glauben setzt, verliert von vornherein den Namen «ne- ernsten Politiker-. Diese Wahrnehmung konnte man, wie bemerkt, auch wieder nach der Ernennung de- Grasen Robilant machen, aber eine eingehende Schilderung der inneren und äußeren Verhältnisse und Wirren Italien-, mit denen doch gewiß ber neue Minister zu rechnen haben wird, hielten die meiste» Blätter sür überflüssig. Wir haben erst kürzlich an dieser Stelle bemerkt, daß die politische Erbschaft, welche Gras Robilant von seinem eigent lichen Vorgänger, Mancini, übernommen, keine bcneidenS- Werthc ist. Richten wir indeß. bevor wir un- mit de», Wirrsal der äußeren Politik Italien- beschästigen, einen Blick aus seine inneren Zustände. Trotz de» langen Bestände» de- Eabinet« DeprctiS und de« Lobe», welche- diesem die osficivsen Organe spenden, kann man nickt sagen, daß sich die innere Lage Italien- wesentlich gebessert hätte. Eine ganze Reihe wichtiger Fragen karrt noch der Lösung, viele Gesetzesbestimmungen sind entschieden unvolk-Ihümlich, der Steuerdruck ist ein großer, in vielen Gegenden für den Volkswohlstand ein geradezu verderblicher, und die Lage der Finanzen und de« Handel- läßt gleichfalls viele« zu wünschen übrig. Da darf man sich also nickt wun dern. daß die öffentliche Glimmuna de- Lande», besonder- in den eigentlichen Bolk-kreisen. eine sehr gedrückte ist. aber ihren Au-druck nur in den radikalen Blättern findet, während die regierung-freundlichen allen Klagen »nd Beschwerden sorg- sättig au« dem Wege gehen. E» ist bereit« so weit gekommen, daß, ältere Landwirthe und Geschäftsleute der Lombardei und venezien- an dort erscheinende radikale Blätter Briese richten, in denen die frühere Herrschaft Oesterreich» in jenen Provinzen al« da« goldene Zeitalter gegen die „»pogllntnr» (pirmonlesische Beraubung) gepriesen wird. Sr^tlir Briese haben in Verona und Manlua sogar zu Preß- proeessen Veranlassung gegeben. Processe, in denen aber die Angeklagten von den Geschworenen einstimmig sreigesprochen wurden. Einer der Angeklagten schrie nach dem Freispruche sogar dem Gericht-Hose zu: „hl uua «lioglialurn, Lignori, nicriita allia!" (Es-isl eine Beraubung, meine Herren, »ichlS andere-.) Daraus warb der Jrcigesprochcne vo» den a»S seiner Heiinatb zablreich herbcigeslrönile» Landleuten »n T riumph a»ö dem Saale geführt. — Rechnet man zu dieser bedenklichen Sli»i»iu»gsä»kcrung de- italienischen Landvolkes noch die Umtriebe »nd Agitationen der irretentislischci», sonst radikalen, socialdeiiivkralischeii und oppositionelle» Parlament-Partei, so wird »ian sich sagen müssen, daß die »uiere Lage Italiens keineswegs eine befriedigende ist, ja vielmehr ganz plötzlich zu ernste» Verwickelungen führen kann. Im Süden de« Landes, im Neapolitanische» und aus Siettien, wo die Oppo sition aller Schattir»,lgen in den: besonterS heißblütigen Bolkscharaklcr seit je große» Anklang fand, ist die Slim m»»g sür die ilaliemsche Negierung eine noch viel un günstigere. Dort ist der Haß gegen di« Pieinontese». welche nicht allein die oberste Negierung leiten, sondern säst alle ein- sliißreichen Stellen besetzt halte», fortwährend in bedrohlichem Wachsen begriffen, we-kalb auch die Ernennung de» Grasen Robilant vo» der gesammlen radikalen Presse Süditaliens mit einem Schrei der Enlrüstung ausgenommen worden ist. „Wieder ein Piemontese!" schrie man aus allen Seilen, und ließ eS dabei nicht an allerlei Drohungen fehlen. WaS nun die auSwärligen Beziehungen Italien-, zumal seine Colonialpolilit betrissl, so brrrscht darin augenblicklich, wie wir schon jüngst bemerkt, da« Ehao«. Mil Recht schreibt in dieser Beziehung der römische Eorrespondent der Münchener „Allgemeinen Zeilung", daß. nachdem die Franzosen nach Tunis, Mavagadcar und Tonkin ginge», auch die Italiener nickt mehr ruhig schlafen zu können glaubten, bevor sie coloniale Lorbeeren eingcheimst Hallen. Herr Mancini, der auS eigenem Antriebe nie an eine Unlernehiiiung wie die im Rothe» Meere gedacht haben würde, sah sich durch die öffent liche Meinung gcnölhigt, die Expedition nach Maffauab zu iiiileriichincn, wenn auch weder er »och irgendein Anderer zu sagen wußte, wa- daraus folgen sollte. I» der That ist auch weder in ber Regierung-presse »och »i der Kammer, wo der Minister deS Auswärtige» alle sechs Wochen zu einer la»g- athmigen Erklärung über die Eolonialpolitik genölhigt wurde jemals etwas über die fernere» Ziele dieser Polilck verlautet Alle Erklärungen waren wortreiche Paraphrase» LeS nicht allzu belehrenden SatzeS: mir sind in Massailab und bleiben vorderhand dort. Natürlich ließ die Opposition sich die gute Ge legenheit nicht entgehen, der Regierung das Leben sauerz» mache» Heute wurde v-rlangt, daß die Truppe» aus Maffauah zurück gezogen, morgen, daß sie nach dem Sudan, nach Abessinien u. s. w. vorgeschoben würden. Oder richtiger: cS wurde dies nicht ausdrücklich verlangt, da Niemand wußte, was zu lhun sei und Niemand sich conipromitliren wollte; aber man tadelte abwechselnd da- Zuviel und da« Zuwenig der asrita nischen Unternehmung, entschlossen, wie inan war, die Regie rung für alle- Mögliche und Unmögliche verantwortlich zu machen. So konnte eS zu dem Absurdum kommen, daß am 16. Juni d. I. dem Cubinet für seine auswärtige Politik, die coloniale Unternehmung ausdrücklich eingcschlosien, rin Vertrauensvotum ertheilt und am Tage daraus der Etat deS Auswärtigen mit einer demonstrativ so geringen Mehrheit angenommen ward, daß Herr Mancini zurücklrele» mußte. Das eine Absurdum gebar daS andere, daß die Mancini'sche Politik in dem modisicirten Eabinet unverändert fortgesetzt wurde und daß die späle Ernennung rineS Nachfolgers sür Herrn Mancini unter der allbekannten BorauSietzung statt gesunden hat. auch er werde dieselbe Politik sortffikren. Im Hinblick auf diese lhatsächlick endlosen Widersprüche »nd Wirrnisse kann man also wirklich gespannt, sein, was von der auswärtigen Politik Italiens m nächster Zukunst weiter zu erwarten ist. Leipzig, 19. Oktober 188.',. * Die „N orddeul sch e Allgemeine Zei tunq" schreibt zur Lage: „Die Vorgänge, welche »ns über die von den Botschaftern der Berliner Signalarm ächte in Konstantinopel unternommenen Schrille berichtet werden geben in erfreulicher Weise dem Entschluß dieser Machte, den unter ihnen bestehenden Friekcn-zustand ausrechl zu erhalte», einen unzweiselhasten Ausdruck. Tie Beschlüsse der Bvl- chaster sind von ber gemeinsamen Gesinnung der Machte ge tragen, daß die schwerwiegende Frage über Krieg unk Fn-dcn nicht von einem Slmimungöwechsel aus der Balkankalbt»' l abhängig sein kann. I» de,» Memorandum erklär! der s. . die Ausrechlerhaltung de- Friede»« und der Wohlfahrt dcr Völker allein Verantwortliche europäische Areopag in ebenso bestimmter wie feierlicher Weise, daß dein berechtigten oder unberechtigten Ehrgeiz einzelner Stämme aus der Ba kau Halbinsel nicht die Besugniß ziigestanken werden könne, den Frieden der großen Mächte nach ihrem Be lieben in Gefahr zu bringe», indem sie unter einander oder mit der Türkei Händel ansangen und dabei, entweder absichtlich oder unabsicdllicb, außer Rücksicht lassen, da ; die Folgen ihrer theil» selbstsüchtige», theil« kurzsichtigen P.iilck die Großmächte nöthigen kvnnlcn. in den Streit ciiizugre seii und ihren sonst so sorgsam behüteten Frieden zu stören Ein olcheS Unterfangen der kleine» Balka»staaten muß mil Recht die ernsteste Zurückweisung durch ganz Europa erfakre» An dem Frieden der Großmächte sind deren säniiiillichc Aug> hörigen in einer Zahl von mehr al« 3V0 Millionen beikci! gl. während Griechenland, Serbien und Bulgarien nebst O'l- runiclien zusammen höchste»- 6 Millionen Einwohner bc' tzen, von denen in jedem einzelnen dieser Slantsgebilde sicherlich der zehnte Theil nicht einmal der herrschenden Nalionallläl angebört. E« ist jedenfalls eine unbillige Znmulbung, baß 300 Millionen Europäer sich der Gefahr aussetze:» sollen, aus die Wohllhat eine- nach dem Stande ihrer Eivilisation bc- rcchtiglen Frieden- verzichlen zu müssen, weil vre! kleine Balkanstaaten von kaum 6 Millionen Bewohnern plötzlich auf den Gedanken kommen, daß ihr locale- „Gleichgewicht", da« heißt ihr partikularistifcher Ehrgeiz, in Frage gestellt sei." * Di« Au<schüsse de- Buade-rath« sind für vie Session 188S, wie folgt, gebildet: ^ I. Ausschuß sür da« Landheer und die Festungen: Preußen^ Bayern, Königreich Sachsen. Württemberg. Baden, Mcalen- burg-Schwerin. Gachsen-Koburg und Gotha. II. Ausschuß sür da« Seewesen: Preußen, Bayern, König reich Sachsen, Mecklenburg-Schwerin, Hamburg. III. Ausschuß für Zoll- und Sleuerwesen: Preußen, Bayern. Königreich Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklen burg-Schwerin, Braunschweig. — Stellvertreter: Hessen, Grotzberzogthum Sachsen. — Eommissar: Elsaß-Lothringen. IV. Au-schuß sür Handel und Verkehr: Preußen, Bayern. KSniareich Sachsen, Württemberg. Hessen, Grvßherzoglhum Täcksen, Hamburg. — Stellvertreter: Lübeck. V. Ausschuß sür Eisenbahnen, Post und Telegraphen: Preußen. Königreich Sachsen, Baven, Hessen. Grvßherzoglhum Sachsen, Sachsen-Altenburg, Lübeck. — Stellvertreter: Würt temberg. VI. Au-schuß sür Justizwesen: Preußen. Bayern, König reich Sachsen, Würtemberg. Baden, Hessen. Lübeck. — Stell vertreter: Brauiischweig, Schwarzbura-Rudolstabt. VII. Ausschuß sür Rechnung-wesen: Preußen, Bayern. Königreich Sachsen, Würtemb-rg, Baden, Hessen, Braunschweig. Stellvertreter: Mecklenburg-Schwerin. — Commissarr Elsaß- Lotkrinaen. VIII. Ausschuß sür die Auswärtigen Angelegenheiten; Bayer», Königreich Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklen- bura-Eckwerin. 'IX Au-schuß für Elsaß-Lothringen: Preußen, Bayern, KönigreichSachsen.Württemberg. Baden,Mecklenburg-Schwerin. Brailnschweig. — Stellvertreter: Hessen, Lübeck. — Eommissar: Elsaß-Lothringen. X. Ausschuß sür die Verfassung: Preußen, Bayern, König reich Sachse», Würtemberg, Baden, Oldenburg, Sachsen- Meiningen. XI. Au-schuß für die Geschäftsordnung: Preußen, Bayern, Württemberg, Hessen, Großberzogthum Sachsen, Sachsen- Altenbnra, Schwarzburg-Rukolsladt. Ausschuß sür da« Eisenbal'ii-Gütertarifwesen: Preußen. Bayern. Königreich Sachsen, Württemberg, Baben, Hessen, Oldenburg. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt an leitender Stelle die folgende bemerkenSwerthe Kundgebung: Als vor einiger Zeit eine von der serbischen Regierung ausgeschriebene Kanonen iieserung nicht a» Herrn Krupp, sondern an die sraiizüsische Fabrik de Bange vergeben worden war, erginge» sich verschiedene Iranzösiiche Zeitungen in emphatischen Verherrlichungen dieses Sieges der sranzösischen über die d-uliche Industrie. Die serbische Regierung, behauptete die „Rcpublique sranyaise", habe eine Entscheidung erst dnnn getroffen, nachdem dnr u gründliche Experimenle die Superiornäi der Kanone de Bange uoec die Krupp-Kanone sestgestclll worden sei. Eben die Preßorgane, welche damals über unseren Mißerlolq lriumphirten, sind jetzt in die peinllche Lage versetzt, eine ganze Reihe sehr bedenklicher Niederlage» des System» de Bange zu rcgistriren. I,n Lager von Cha Ions iss am 30. August d. I. eine nach dem geiiannlen System coiisttuinc Kanone gesprungen, und in dem Lager vo» AuvouiS sowie bei den Manöver» des 1. Armeecorps in der Umgebung vo» Arias ist am 3. bezw. 14. September d. I. von je einer Kanone das BoUeiisli.ck abgefloge». Innerhalb zweier Wochen also haben sich drei schwcrc UnglückssSkle mit der Kanone de Bange ereignet, wobei ein Ojsicicr und zwei Kanoniere geiödte». vier verwandet worden sind. D»e sranzösüchen Zeitungen ancrkcniie» selbst, t»ß schon krüher ähnliche Vorkommnisse staligesiiiiden haben. Im Iin» d. I. ist c: e ll-Centimeler-Kanone, System de Binge, bei den Schießübungen der Artilleriebrigadc von Castros geborsten, wobei 2 Mann schwer, einer leicht verwundet wurden. Aus dem vorigen Jahre sind 2 Unglücke- sälle bekannt geworden. Am 4 Juni v. I. sprang in den Batterien von Havre eine 21>Teii»inieter slanone beim lüiistcn Schuß dies S Tages, »nd am 9. Juli v. I. riß vo» einer lii Ceutinieter.Kanone da- Bodenstnck ab. töltteie eine» Kanonier und verletzte drei andere. ES müsse» aber noch andere, nicht in die Oeffent ichkeil gelangte Mißerfolge vorlirgen; denn nach einer Panier Mittbeilung war der Fall, der sich im Juli v. I. creigncle, „der sünste seit wenigen Wochen". Wir haben, gleich nachdem der Erfolg deS System? de Bange in Serbien bekannt geworden war. daraus liiiigewieien. das, der selbe keineswegs aus die Snncrioriiät des sranzMchcn Producies ziiri>ckz»sühren sei, daß viclmehr b,i de» s. Z. >n Belgrad angcftklli „ vergleichenden Schießverinch-n in t der de Bange'ichen, Armstiong'. ichen und Krnvv'schen Kanone die letztere sick, als das vorzüglichste Geschütz bewährt habe. Tie jüngsten Ersahrnng.n in Frantreich be stätigen zur Genüge, daß die Annahme des Systems de Bauze seilen« Serbien- ein Fehler gewest» ist. — Ni ist die de Bange'iche Kanone, sondern die überlegen- Mache des H-rrn de Bange >:nd die einslnßreiche sociale Stelle de» sranzösiiche» Element» in Serbien habe« den Tieg über die Knivv'l'che Kanone davongetragen. * DaS neueste „Mariiicverordnungsdlatt" bringt die amtliche Bekanntmachung des Ekess der Admiralitäl (Allerhöchst zur Stellvertretung commantirt Gras v. Mont»), Hie 4 » t«
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