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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188511062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-11
- Tag1885-11-06
- Monat1885-11
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1885
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Erschstmt tLgltch stich «>/. Uhr. «ch Lr»estti->. J,ba»««q,st« 8. H»rrchlt»»-e> her Lrs«rtt«u: »o-i» Uhr. u»,. M- -* ^ Am»«-«, -e, k»r ,te ,sckM««^»»e M»»»«» -eM«»»e» z,s»r,ir « LiWAtr.TMblalt Wecke»««»«» hi« 1 Utzr Nachmitt«»». e»H«»»-»»« -«-««,e» srütztzr«lltzr. A» öe» Filitle» fßr I»s.-A«,lch, ttt« >1»»«. Unlmrsitür«str,ße 1. L»»t« Lische, K«il>ari,«»ftr. LZ, P. »»r »t« '/.» «tze. 310. Anzeiger. Freitag den 6. November 1885. Äuflaq« Ivvvv. ?.bomismknisorn» vienels. 4'/, MH. wcl. Brmqenolm 5 Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer Lv Ps. Belegexemvlar 10 Pi. Gebüvren lur -rtradeilaae» sin Toqedlon-ltorma» geiolzi) »Zur öoNdeiSrderunq 3N Mk. »tt Postdetorverunq 48 Ml. Zlstritk «gespaltene Hetttzeile 20 Hi. »eSßrrr Lchriii» lau, uni. Pre'Svrrzeichmß. Dobeüarlscher ». Zlsterniatz »a« HSYerm Dans. Nretamen »Mer de« Nedaciion-ftrich tzi«4-eloalt. ZnlrSOPs.. vor de» Familien noch richte» die «gespaltene Zeile 40 Pi. Julera» sind nei» an die Erprslti«» zu iendeu. — Radatt wird mail gegeora. Zahlung pr»eon>u>-ru»äo oder durch Post- »acvnadine. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil.' -kliimbuchimi. Zur Verwendung für die Zwecke de» Theaterpenfl»n«sond« ist dem Unterzeichneten Verwaltungs-Ausschuß di« Summ» von Mi« La»s««d 3»a»zt- Ma»ek, welche bei einer Festlich- keil d«r Gesellschajt der .Sechzehn«»" -es»m»elt wurden, übergeben worben. Wir süblen uns gedrungen, stk diese« von d«n Herren Gebern unserem Änstrtut, bewiesene Woblwoll« hiermit vsseut» llch unseren aufrichtigen Dank au«zusprecheu. Leipzig, den Z. Ngy,mber 1885. Der Derwaltuug»-Au«schu- ftir die We»sio»«- a«st«lt -es Ltadtlheaters. 1-r. Georgi, Vorsitzender. Wilisch,Als. Di« für den Kaufmann Herrn Ehrtstl»« Ernst S«h»lller, Mitinhaber der Firma Herold ck Wilhelm vier, am 24. vor. Mt«. ausgrsertigte Paßkart« Nr. lükk ist zusotge erstatteter Anzeige addaoden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird solche hiermit sür ungültig erklärt. Leipzig, am 4 November >886. D«s spoltzeia«t -er St«-t Leipzig. Brelfchneider. H. NoerPooler Auskcllung 1ÜÜ6? Für die Liverpooler Ausstellung sind ua« nunmehr Anmrltz»»««- Aurmulure zu-egaogeu. welche aus «nserem Bureau, Nrumarkt 38,1, tu Empfang genommen werden linnen. Ja dem bezügliche» Schreiben de« Sekretär« Herr» Heury Vloomfield V«re iß ausdrücklich hervorgedode», daß auf die Ab. theiluugeu l »ad H, Tcktffsntzrt u»d Meise«, besondere« Gewicht gelegt wirb, l« bah der Au-ftelluug der Lharekter einer -ach««», stellung gewahrt ist. Indem wir »och darmis Hinweise», b»h Pletzmteth« t» der Regel »tcht zu zahle» ist u»d da« dw *nmest»»»g«srtst mit dem abläuft, »lederbolen «lr di« >ussorder»»g zur LheUmchme n»me»t» ljck a» diejenigen Firme», deren Erzeugnisse ftk, dir Ablhetlung Gchtffsgtzrl oder Reise» «eignet sei» würde». Leipzig, de» 4. November 1886. St« Han»el«rm»«er. vr. Wach « « »th, Bors. vr. B«»ftl, G. Nichtamtlicher Theil. Die Lonferriy i« Aonstimtinspel. Die Verwirrung aus der Balkanhaldinsel hat allmülig eiuen so hoben Grad erreicht, daß rin läugere« Hinauäschieben der Eonserenz unfeblbar den AuSbruch de- Kriege« zur Folge gehabt hätte. Die Spannung zwischen Bulgarien und Serbien ist kaum noch einer Steigerung fähig, ohne daß daran« der Krieg entstände. Die Grenzen zwischen Serbien und Bul garien sind mit den beiderseitigen Truppen dicht besetzt und trotz aller Ableugnungen bade» bereit« Grenzüberschreituugen durch die Serben stattgesunbea. Aehnlich stehen die Dinge an der Grenze von Ostrumrlien und dem türkischen Reiche, end lich bestehen Beziehungen zwischen Bulgarien und M yotonien, welche aus eine Bereinigung de» bulgarischen T Z von Macedonieu mit Bulgarien abzirlen. Rußland eno..i:et da» Heil der Zukunft von der Eonserenz und hat deshalb durch den Mund deS .Journal de St. PtterSbourg" schon am Sl. Ocrober die europäischen Machte beschworen, die ver- Handlungen in Konstanlinopel unverzüglich zu beginnen. Der Wunsch Rußland« ist denn auch endlich erhört worben, der Sultan hat die erste Eonserenzsitzimg aus den 5. November anderaumt, nachdem er Server Pascha zum zweiten Bevoll mächtigten für die Eonserenz ernannt hat. Wer die Schuld an der langen Berzvqerunq de« Zusammen tritt» der Eonserenz trägt, ist schwer sestzusiellen. die Einen geben dem Sultan di« Schuld, die Andern bürden sie der Königin von England aus, welch« mit der Jnftruelion fü, Herrn White so lange zurückgehalten habe, um die Absetzung vr« Fürsten von Bulgarien zu verhindern. Seils«,» klingt die Nachricht, daß serbische Truppen vor der Veröffentlichung der ConferenzbeschlUsse Bulgarien nicht betreten werden. Venn damit wäre zugleich die Gewißheit gegeben, daß Serbien unter allen Umständen den Einmarsch i, Bulgarien auSsühreu wird. Und sowie man in Serbien denkt, ist man auch in Griechen land gesonnen, wie die Annahme der kriegerischen Adresse an den König mit 158 gegen l<) Stimmen zeigt. Für Serbien und Griechenland gilt die Verkündung der Eonferenzbeschlüst« al« da« Zeichen zum Beginn de« Kriege«. Die beioen kleinen Staaten, die zusammen im äußersten Falle 80—90,000 Mann auf die Beine bringen können, scheinen also zu glauben, daß sie e« mit der Türkei und zugleich mit Bulgarien ausnehme» können. Denn darin zeigt sich die Unbegreiflichkeit der serdi scheu und griechischen Krlea-Iust. baß sie nicht einen gemein, samen Gegner, nämlich die Türkei, bekämpfen wollen, sondern daß Serbien zugleich gegen Bulgarien zu marschiren ent schlossen ist. Die Türkei hat jeden Angriff aus Bulgarien al« KriegSfall bezeichnet, also wird Serbien zlvei Gegner zu be kämpfen haben. Wenn der Fürst von Bulgarien sich den Beschlüssen der Eonserenz beugt, dann gewinnt er die Türkei at« vuudt-genossin gegen Serbien, andernfalls würde er zwischen zwei Feuer gcralhen, solche Unklugheit ist dem Fürsten Alexander aber nicht zuzutrauen. In Anbetracht dieser höchst verzwickten Verhältnisse ist die Bermutbung berechtigt, daß auf der Balkanbalbinsel ins geheim Kräfte thätig sind, welche aus die Haltung Serbien«. Bulgarien« und Griechenland« in dem Sinne eiuwirkeu, daß dies« drei Staaten in ibrem Widnstond gegen dieTürkei und dir Absichten der drei europäischen Eentralmächte bestärkt werden. Den dunklen Wegen dieser Agitation nachzuspüren, ist nur für di« Eingeweihten möglich, di« Uedrigen sink darauf ange wiesen. auf da« Vorhandensein dieser Gafiüffe au« den Wirkungen zu schließen. Der «tatu, ouo »at« ist da« Zauberwort, von dessen Erklärung da« Wohl und Weh« der Zukunft aus der Balkan- Halbinsel und wahrscheinlich auch i« anderen Tbrile» Europa« abhäagt. Bulgarien« Wünsch« sind aus die Bestätigung deS ,t»tui pr»e«n, gerichtet, wie er durch den Staat«streich vom 18. September hergestellt worden ist. Dir Türkei hat schon ia ihrer ersten Note an die Mächte vom 20. Sep tember diesen Staadpunct eingenommen uns den Artikel l4 de« Berliner Frieden« al« die Grundlage de« Zustande« au der Balkanhaldinsel bezeichnet, die unter allen Umständen estgehaltrn „ud, wo sie verletzt ist, wieder bergestrllt werden muß. Daraus dal Rußland geglaubt einen Milirlive« einschlagen und dir Wünsche Bulgarien« zum Tdeil berücksichtige« zu kvnnn,. wie Kaiser Alexander sich der ostruinelischen Deputation gegenüber au-g»sprochen hat. Ein Tebankenautztausch mit dem verbündeten Deutschland hal aber zu der lteberzeugung geführt, daß dieser Mittelweg für die europäischen Central- »nächte verschlossen ist, daß es kei» Gleichgewicht ohne den früheren Zustand, den »t»tu» quo (»nt«), giebl, und de«- »alb Hot Rußland den Gedanken sollen lasten, ein» Ver Türke» »enehme Form sür Ausrechthaltung de« B»tu» prusnsu» zu inden. In der gleichen Lage besand sich Oesterreich-Ungarn gegenüber Serbien. Veste» vergrößerung«plä,ie bei ihm n»chl aus Widerstand gestoße« wären, wenn die Zustimmung Deutschlands dazu sich hätte gewinnen lasten. Von Berlin und Friedrichsruh wurde aber aus bea Berliner Frieden, al« aus die Grundlage de« Zustande« aus der Baltanhalbinsel. verwiesen, und dadurch wurden Rußland und Oesterreich veranlaßt, aus eia« anderwrite Sestsllung ver dortigen v«r» bältnisse Verzicht zu leisten. Damit war die Ausrrchthaltung de« «atu, pr»e»«u», sei r« in welcher Form, sür die drei verbündeten Mächte al« abgcthan zu betrachten, und der rühere Zustand, wi« er vor dem 18. September in Bul garien und Ostrumeliea bestand, erschien al« da« Ziel, welche« durch die Eonserenz iu Konstanlinopel anzustreben ist. Mit dieser Auftastung der Sachlage stimmen aber Eng. land und Frankreich nicht Überein, diese beiden Staaten stellen da« Selbstbrstiuiaillngsrecht der Völker an die Spitz« ihrer (krwägunqen und sind bereit, der Durchsübrung de« sogenannte« Natlonalirät-princip« ihre Bemübungen zu widmen. Da« ist die Schwierigkeit, welche der VerivirNtchung der Absicht der Centralmächte und der Türkei rulgegensteht. und dürfe Schwierigkeit ist um so größer und vurchschlagender. weil Rußland und Oesterreich mit ihren Sympathien aus Seiten Bulgarien« und Serbien« stehen, welche den Auslösung»prorrß der Türkei beschleunigen «ollea. Denn darüber darf man ich keiner Täuschung hingeden, daß eine Macht, welche de» krieg wegen Losrrißung Bulgarien« von der Türkei mtt dieser eiüyrt hat, und eine Macht, welche den Friedensschluß zur Sesetzung der Herzegowina und Bo«nien- benutzt hat, mch» »eule nach Ablauf von weiteren siede« Jahren plötzlich zu der Ueberzeugung gelängt sei» können, daß die Türkei de« Schutze« aller europäischen Großmächte gegen die Unbot« Mäßigkeit de« Fürsten von Bulgarien bedürfe. So ist denn die Eonserenz m Kdnstankinvprl im Grund, genommen nicht« Aitdtre« al« ein Schauspiel, bei welchem ich Rußland und Oesterreich den Anschein geben wollen, al« märe ihnen der Staatsstreich vom t8. September ein Greuel, während sie. wenn sie aufrichtig sein woütm. am liebste» mit Bulgarien und Serbien gemetnschaslliche Sache niachlen. um der Türkei den Lebensodem in Europa au-zublasen und die Erbschaft derselben an,»treten. Um riese Grundempfindung zu verbergen, läßt Rußland verkünden, daß der Fürst von Bulgarien nicht den richtigen Zeitpunkt sür seine Aclion gewählt habe und daß die Zukunft dem Klügste» ,ehöre. E« wäre vergebliche Mühe, an Slelle der Selbst- ucht der Völker die Gebote der Sittlichkeit und Mensch lichkeit al- di« leitenden Grundsätze der Politik, »liu» Slaat-klugheit. einsühre» zu wollen: denn die autschlag- zebenv» Kraft im Leben der Bölker ist heute, wie e» »imer der Fall war. nur da« eigene Interest«, die Selbst- ucht in der schärfsten Form, aber e« erscheint geboten, da« Borbandensein diese« einzigen und Hauplbeweggrunee- akler politischen Actioncu zum Bewußtsein zu bringen bei einem Anlaß, welchen die Mehrzahl der Mächte benutzen möchte, um die Lauierkcit und Selbstlosigkeit ihrer Absichten zur öffentlichen Kenntuiß zu bringen. Rußland erscheint aus der Eonserenz in Koiistanlinvpel in der Nolle de« »ckroestu» cliadoU, und England, da« stet« seine idealen Bestrebungen hervorzuheben pflegt, mag beim Beginn der Eonserenz daran erinnert werden, daß dem verstorbenen Minister DiSraeli« Beacon-sield in der Meinung seiner Landsleute nicht« zu gleichem Borlheil gereicht hat, al« daß er von der Berliner Eonserenz de« Jahre« 1878 al« Gescheut für England die Insel Cypern mitbrachte. Dasselbe England vertritt jetzt aus der Konstantinopeler Eonserenz da« Selbstbestimmungsrecht de« bulgarischen Volke«, durch besten Anerkennung da« Ende ver türkischen Regierung in Europa verkündet wird. * Leipzig, 6. November 1885. Die .Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt zu den preußischen Wahlen: .D.S preußisch« Landtags- Wahlsystem ist gegenwärtig wieder Gegenstand der heftigsten Kritik von verschiedenen Seilen, J»«besonkerr die fortschritt lichen Redner und Blätter ergebe» sich in sehr lebhaften An griffen gegen diese« »elendeste aller Wahlsysteme" Erfahrungen über di« Stimmung de« Volke« machen. Wir haben ferner auch unter der Wirksamkeit de« Elastenwabi» system« liberale Abgeordnrtenbäuser grdabt. und zevensall» ist nicht zu erklären, warum der extrem« LiberaliSmu« seil den Wahlen von t882 wieder ein viertel seiner Mandate einbüßea sollte, wenn daran nur da« Wahlsystem schuld sein soll. Di« .Unsrriheil» der Wahl und die Bevorzugung de« Besitze« waren »m Jahre >882 gewiß nickt geringer als deute. Dem extremen Liberalismus schwindet aber mit jeden, Jahr der Boden mehr unter den Füßen hinweg. Do» ist die Lehr« der jüngsten Wahlen sür Jede», der nicht absichtlich die Augen verschließt. Daß da» Elasienwablsystem, wie e» in Preuße» besteht, schwere Bedenken gegen sich bat. haben wir >m Uedrigen bereit« »nerkannt. Ader dir Erfahrungen, die wir mit dem zügel- und schrankenlosen ReickSwahlreckl ge macht haben, sind wadrhastig auch nicht sebr verlockender Art. Ob sich nicht zwischen diesen beiden Wahlversahren ein System Herstellen ließe, welche« die Bedenken gegen beide wenigsten« adschwäcktr, welche« die sociale und »irthschaftlicke Stellung der Wähler einigermaßen gerecht zur Geltung brächte, obue doch eine maßlose Bevorzugung de« Beside» >n sich zu schließen: da« mag wohl ein würdiger Gegenstand de« Nachk«,ke«s sein, viel wäre gegenüber dem gleichen dtreclen Wahlrecht de« Reich» schon gewonnen, wenn man die indirccle Dahl, auch ohne Elastenaoslusung beibehieltt. Indessen die ungeheu«r «eilläufigr Frage nach dem besten und arrcchlesten Wahlsystem aussühUich zu erörtern, wird man sich um so eher ersparen können, al« nicht die mindeste Aussicht vor handen ist. daß solche Erörterungen gegenwärtig eine mehr al« theoretisch-akademisch« Bedeutung gewinnen könnten." * Schlechte Geschäfte haben bei den gegenwärtigen Wahlen in Preußen die Bolen gemacht. Drei ihrer Mandate (in Könitz und in Posen-Odornik) haben sie bereit« sicher ver loren. Nack Berichten Posenscher Blätter soll sogar der Wahlkreis Enesen ihnen nicht wehr ganz sicher sein. In den von Polen bedrohten Wahlkreisen ist durchgängig ein erfreu liche« Zusammengehen zwischen den deutschen Parteien zu Stande gekommen. Nur die Ultramonlanen haben sich natürlich auSgeschlossea und unterstützen überall die Polen. * Die .Germania", da« Berliner Jesuitenblatt, kritisirt eine Einzelheit eine« der preisgekrönten Entwürfe zum Luthrrdenkmal in Berlin und fährt unmittelbar fort: .Al« Platz, den da» Lulherdenkmal einnehmen soll, ist bekanntlich der Springbrunnen aus dem Neuen Markt i» Aufsicht genommen. Dieser Springbrunnen deckt, der Notiz eine« diesigen Blatte« zufolge, etwa die Fläch«, welche früher der Galgen rinnahm, nach besten verschwinden bi« vor einigen fünfzig Jahren ein Echandpfahl hier stand mit einem im Bildniß aufgehänaten Verbrecher. Dieser Pfahl trug Blechschilder mir dem Namen der Militairdeserleure, nachdem unter Tromuielfchlag. inn»lten einer Militairstreiswache. der Name de« Deserteur« bekannt gemacht worden war." — „Trotz der Bezugnahme aus eine angebliche „Notiz eine« Kiesigen Blatte«" bemerkt die .Nationalzeitung" dazu, wird Jedermann die Bedeutung dieser Remini-cenz in dem Zusanimenbange, in welchem da« ultramonlane Organ sie vorbringt. verstehen. Ta« sind die Leute, welche sich alle Augenblick beklagen, daß nicht jeder Einrichtung der katholischen Kirche der höchste Respekt gezollt wird! Die gesperrt gedrucklen Worte in dem Eitat sind auch in der „Germania" durch gesperrten Druck ausgezeichnet." * König Ludwig von Bauern Hai vorläufig zwar seine Berge, noch nicht aber die Einsamkeit aufgegeben. Letzten Sonntag wollte er in München «iotrefsen. Auf der Fahrt dorthin verließ er indessen den königlichen Eiseubahnzug und begab sich sofort nach Lin der Hof, während der Zug ohne den Landesherr» iu München rintraf. lieber da« englische Wahlversahren theilt die .Nationalzeitung" folgen re« Interessante mit: Die Ausübung de« Wahlrechlt wird durch die Eintragung de« Dädlert in die Wählerliste bedingt. Jährlich findet in jedem Dahl- bezirke vor einem Beamten eine Sitzung (Barrifier Court) statt, in welcher die von drm Ovrrserr gefertigte Liste geprüst wird. Jeder Laigelraarur darf gegen dir Wahlberechtigung eine« Anderen Wider- spruch erheben. Der Vorsitzende (Barrister) enlscheidet. Er unler. »«>chaet di« geprüfte Lifte und stellt sie dem Llerk os the Peace, beziehentlich dem Dow» Llerk zu. welcher den Druck der Lifte ver- onlaßt. Dies» gedruckte Lifte dient für da« folgende Jahr allen Wahlen zur Unterlage. Stegen die Entscheidung de« Barrifter« fiadet Berufung a» eine «bthetlung de« Berichtthose« Queen« Bruch statt. Zulol,e de« Gesetze« »om 28. Iu» 1872 ist dt« Wahl geheim. Da« Tadlversabre» beginnt mtt der Ausstellung eine« Lanbidaien (nowiauttoa). Diese erfolgt, indem zwei in die Wahlliste de« Wahl- bezirke« eingetragen« Wähler, der eine al« Antragsteller, der andere al- der den Antrag Unterstützende iu einem von ihnen uaterzelch seien Schriftsatz den Eanlndaten benennen. Der Schriftsatz muß schweren Mißerfolge der deutschsreisinniacn Partei ver'chuldct I außerdem von acht eingeschriebenen Wählern desselben Bezirke« al« kabe» soll. Aushebung der össentlichei, und der lllanenwabl I unlerschricben sriu. Der Landidot selbst oder der Antragsteller oder auch der den Antrag Unterstützende hat de» Schriftsatz an dem Wahltage zu der bestimmleu Zeit dem Wahl commissar zu überreichen. Fall« innerhalb einer Stund« nach der für die Dahl bestimmten haben soll. Aushebung der öffentlichen und der Elassenwahl wird geradezu al« die dringenoste Ausgabe de« Liberalismus bezeichnet. Gewiß leidet da« bestehende Wahlsystem an sehr großen Mängeln, und e« dürste kaum Jemanden geben, der cS unbedingt zu vertheidigen und zu billigen geneigt ist. E« haftet ihm ein plutokratiscker Zua an. der mit der neueren Entwickelung unserer socialen Verhältnisse immer schärfer hervortritt und bei der zunehmenden Abbröckelung unsere« direkten Steuersystem« immer schwerer zu rechtfertigen ist. und e< erlcicbert die terroristische Einschüchterung abhängiger oder wirthschastliche Schädigung sürchkender Existenzen. Da mit sind die wesentlichsten Bedenken hervorgehoben, die sich gegen da« Elassensystem und die Orffeiittichkeit der Wahl geltend machen lasten. Wenn die Fortschrittspartei meint, diese beiden Eigenschaften ständen ihren Erfolgen vielfach im Wege, so beruhen anderwärts auch ihre Siege cfsenbar zum großen Theil eben aus diesen Eigensckasten de« Wahlsystem«. Der Jubel über die starken Majoritäten in Berlin und andern großen Stätten würde wahrscheinlich weniger laut ertönen können, wenn nicht hier der plutckratische Grunbzug des Wahl system« und die Angst vor wirlhschaftlicher und socialer Schädigung der herrschenden Partei zu Statten käme. Ma riner Partei an einem Orte nützen mag. da« schadet ihr an dem andern und somit gleicht e« sich au«. Wir möchten doch auch daran erinnern, daß die deutschsreisiniiige Partei i»> vorigen Herbst be» den Re>ch«lag«wakle» unter dem schrecken- loseste» Wahlsysteme auch keine besseren Geschäfte gemocht, verhältnißmäßig »och größere Verluste erlitten hal, al« jetzt; bei neuen Wadlen im Reick, die unter der gegenwärtigen Strömung stattfiuden würden, könnte tig Partei merkwürdige Zeit kei« anderer Landidot ausgestellt wird, erklär« der Dahlco», »iissar den allein ausgestellten Landidolen für gewählt, und berichtet demgemäß an den Kronclerk in cluuieer^. Ist jedoch vor Ablaus der gedachte» Frist noch ei. Anderer »der ein« Mehrzahl ausgestellt. Io setzt der Wahlcommistar einen anderweiteu Terqno zur Abslim mun» (iwll) au. Di« Abstimmung an dem »weite« Wahltage geschieht durch Wahl zettel. vor Beginn der Wahl zeigt der Wahlvorsteher die Wahlurne vor. damit man sich überzeuge, daß dieselbe leer sei, demnächst »erfiegel« er diese, w daß mir die Spalte zum Hineinthun der Wahl- zettel offen bleibt. Der emtretrnde Wähler nennt dem Wahlvorsteher sein« Nnme»; der Letzter« such« de» Namen in der Wählerliste aus und «bergiedt dem »ädler eine, gedruckte» Wadlzetlel. aus welchem aeioaoen dintrreiuander d»e Namen der Landidaten unter genauer Bezeichnung ange,reden sind. Der Wähler wird mit dem ihn, aus. gehändigten Wohlzettcl in ein kleine« Gemach geführt, in welchem er von Niemand gesehen werden kann. Mit dem ihm übergebenen Bleistift macht er recht« bei dem Name» de« Laiididaten, welchen er wählen will, ein Kreuz (x). sollet den Wahlzeitel demnächst, io daß ieinr Stimmgebuug verborgen bleib«, »ehr, zum Wahlvorsteher »»ruck, zeiat demselben de» amtlichen Siempeladdruck aus der Außen seite de« Wahlzettel« »nd timt diesen selbst in die verschlossene Urne Tan» bot er sich au« dem Wahllocal zu entfernen. Der Wahlact dauert von ach, Udr Morgen« bi« acht Uhr Abend« Nach Schluß de« Wahlakte« versiegelt der Wahlvorsteher, soll« Wahl- agentrn gegenwärtig sind, in deren Beisein ln« Spalte der Urne, die nicht verbrauchten Wadlzetlel. die Wahlliste u. s. w. und überbring, Alle« dem Wahlcommistar. der in den «rastchasten der Sheris, ,n den Tiädien der Mayor ist. Nachdem diesem die sämmrlichrii Urnen de« Wahlbezirk« überbrocht sind, Sssnet er dieselben in Gegenwart der Lanbidaien oder deren Agenien, in>>ch> lämmiliche W-ihlzettel durcheinander und verlieft von bdem Wahlzelle! de» Namen de« Landidaten. bei welchem sich ein Kreuz aus dem Wahlzettel befindet; Beisitzer trage» demgemäß die Zahl der Stimmen in die zu diesem Behuf eingerichteten Büwer ein, so daß die Geiammizadl der Lliinme». welwe jeder Laadidat empiange« dal, in kürzester jeii sich seftst'llen läßt. Ist die Zadiung drenbet. Io verificirt der Wadicommissar die Wahlzrttel, versiegelt dieselben, veekündet da« Resultat der Zählung und erklärt den Lanbidaien, welcher die Mehrheit der Stimmen erhalten hat. sür gewählt. Bei Stimmen- gieichhell hat der Wahlcommistar, der sonst „ich, ni lstimiiie» darf, da« Recht, sofern er eingetragener Wähler ist (nicht die Pflicht), ein» Stimme abzugrben und so die Wahl zu entscheide,,. Enistehl über die itzilllgkeil eine« Wahlzeitel« Sireit, so eniicheidet der Wahl commistar endgiltig, vorbeiialiiich jedoch der Aniechiunq der Wahl. Do« Reiiiilat der Wadi berichtet der Wahlconimistar de», »ionclrrk io oüamarx unler Beifügung der Äal>ljtlt«l, welche der L-tzler« ein Jahr lang ausbewahrt »nd dann vernichtet. D>« Ansicht derielben bars Niemand gestattet werden, c» sei den» aus Anordnung de« Hause« der Brmeioea oder aus Verfügung der obersten GerichtShöse. Ueder angesochleae Wahlea entscheiden die Gerichtshöse, nicht da« larlamkiit. *Zur Karolinen-Angelegtnhelt wird der „National- Zeitung" geschrieben: „Es verlautet von einer ernruten Evrrrspondr»z zwischen Berlin undMadrid. welche nickt wehr den Weg srrunvschasilicher Au«gleich«-Bestrebu»qen geht, sondern worin in sehr bestimmter uub strenger Weise der deutsche Standpunkt gegenüber den, spanischen verbalten betont wird. Die bi« jetzt hier gezeigte Langmuth scheint nackgerade erschöpft, und e« erscheint nicht unglaubhaft, wenn versickert wird, die Dinge seien so weit gekommen, daß berckt« mit dem Abbruch der diplomatischen Bezi,Hungen ,»rechnet werde. E« ist kaum zu bezweiseln, daß mnn tm Vatikan Kenntniß von dieser Lage der Dinge hat: man ver« mutbet hier, daß in Folge dessen der Papst seine Bermittler» Thätigkeit verzögert." — Zur Sacke schreibt de« Weiteren die „Nalionairrilung"; „In einer offenbar inspirirten Ber liner Correlpondenz der „Hamburger Nachrichten" wird qegrn den spanischen Minister dr« AuOwärigen. Herrn' i l du atzen, ein sehr entschiedener Ton angeschlagen. In der dem Berliner spanischen Gesandten unterm l2. October erthrilten Instruction war aus die englisch-spanischr Differenz wegen Borneo« verwiesen. Unter Hinwei« aus einen Erlaß Lord Sal>«burtz'« an Mr. Wrst vom 20. Mai l87S versucht -err Eiduatzen, zur Unterstützung drr spanisch»« Ansprüche avSzusührrn, daß .traditionelle" Rechte derjenigen Macht, welch« solche Nachweisen kann, nach dem positiven internatio nalen Rechl Anspruch aus Priorität verlrihen, wenn r« sich um die Besitzergreifung von in europäischem Sinne herrenlos««, d. h. solchen Gebieten handelt, welche bisher thatsächlich noch von keiner europäischen Macht occupirt gewesen sind. Lut der erwähnlrn Depesche soll sich nach Herrn Elduatzrn'« Auffassung ergeben, daß England in diesem Punkte diespanisch« Aussassung theilt. Die erwähnte Eorrespondenz der „Hamburger Nachrichten" constatirt nun, daß die „Times" dem Herrn Elouayen nachweisi, er habe au« der Depesche Lord Salisbury'« nur Da- erwähnt, wa» ihm paßte, aber Da« unterschlagen, wa« ibm unbequem war. E« handelte sich, wie die „Time«" au-sührt, durchaus nicht um unbrstimmte, durch nicht« nachgrwiesene, historische oder tradilionelle Rechte, wie etwa diejenigen Spanien« aus die Karolinen, sondern um sehr positive BerlragSrechte und urkundlich sestgeslellte Kauf verträge mit den anerkannten EigentbÜmern de« Grund uud Boden«, woraus England seine Ansprüche stützt. Nach dieser lhatsäcklichen Darstellung bemerkt eie citirt« „Berliner Eorre« spondenz": „Wir möchten daraus binwrisea, daß e« in der Thal nicht leicht ist, Unterhandlungen zu «ine« befriedigenden Abschluß zu führen, in denen der eine Tdeil e« sür erlaubt hält, au« ein und demselben amt lichen Schriftstücke nur diejenigen Sätze herauSzunrhmen, di« seine Austastung zu unterllützcn scheinen, die anderen aber, die gegen >bn sprechen, einfach zu unterdrücken und dadurch die falsche Meinung zu verbreiten, da» ganze Schriftstück sei ein Zeugniß zu seinen Gunsten." * Nach einem Berichte der .Politischen Eorrespondenz" au« Baku entwickelt General Annewkoss rine fieberhafte Thätigkeit. um zwischen Kra»nowvdsk und MicbailowSki durch BerliesiiiigSarbeilen eine auch für größere Sckiffe benutzbare Rhede herzustcllcn, Landungsbrücken dort zu errichten und die Eisenbahn bis zu diesem Puncte serligznstellen. Feiner werden ein neuer Bahnhof, Hotel« und Wohnhäuser daselbst errichtet. Zwischen Kisil-Arbav und Askhabad arbeiten Tausende von Händen an der Eisenbahn, die bis spätesten« Deceniber scrtig- gestellt sein soll. General Annewkoss verwende! seine volle Energie aus die von ihm persönlich überwachlen Arbeiten. * Die Männer, welche augenblicklich die Geschäfte in Birma leiten, sind mit europäischen Verhältnissen keineswegs so unbekannt, als man glauben machen möchte, sic kennen dieselben von den Gesaiitlschaslen her, in deren Gefolge sie die Hauptstädte Europas wie auch Britisch-Indien be suchten. Meist fielen diese Männer nach der Rnckkebr in Ungnade durch die Anträge, die sie an ikre Reiseberichte anschlosten; sie sind aber durchdrungen von den, BewiißNei», daß ihr Vaterland weder im Gegensatz zuin e»> lischcu Nach- barreiche gebracht, noch in der Vereinsamung belasten werden darf, welche ihm der gegenwärtige .Herrscher und seine Familie auszwinge». Birma entsprich! a» Größe Banern mit Württemberg, zählt aber nur etwa« über 3 Millionen Einwohner. Ebenso ,inentwickelt wie die Besiedelung ist die Ausbeute der Hilfsquellen de« Lande«. Birma erzeugt zwei Weltbandelsarlikcl in vorzüglicher Gute und größter Menge, nämlich Rei« und Bauholz. In Rei« bat e« an anderen tropischen Länder» Mitbewerber; aber einzig ist Birma al« Heimalh des Teakbolze« unv vieler anderer äußerst werlhvollen Bauhölzer. In, Gebirge wie in den von der Sonne aus gebrannten Niederungen, aus welchen ln der beißen Jahres zeit Elephantcubcerden ein magere« Futter finden, gedeihen unler dem Einfluss« zeitweise! tropischer Regen Waldungen, deren einzelne weil a>l«ei»anderstebe»de Stämme bi« zu 50 m Höhe »rreicheu. Das Holz dieser Stämme ist den Echiff«- baiiern der ganzen Welt unentbehrlich aeworden. Früher war Britisch-Birma die Bezugsquelle von Teak; aber unter einem PlünkerungSsnslcm, da« sich bitter gerächt bat. wurden diese Waldungen vor zwanzig Jabre» gelichtel und Birma mit Siam verblieben allein zur Versorgung de« Markte«. Diese Ausbeule der Waldungen ist e« denn auch, au« ver d>« Engländer heul« den Grund zu eine», neuen Kriege mit Birma herleiten. Seit einem Jahrzehnt e»lbehrtBr,tisch-J»dieneine«ständige» Vertreter« an, Hose von Birma. AuS Berichten von Kausleulen »nv «
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