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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-15
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1884
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'""r Erscheirrt täglich früh S'/,Uhr. Aehitis« »nd Lrpktitio» Johanueögaffe 83. -PrechKundt« der Ueßarttru: Vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag 5—6 Uhr. »tu,«»«, der für »t« »R4ftfgg»De R»«»«r ßeftt»«te» Äusrrat» « Wocheutngen 81» > Uhr Nachmittag», a«r<«u- un» Fefttagenftüh »ti'/.SUgr. 3n dr, /sllülrn ftr Ins.-Aumch«: Ott» Riem«, UniversttätSstraße 21, k»»t» Lischt, Katharinmstraße 18, p, nur »t» '/»> Uhr. Usl WWM.TUMM Anzeiger. Organ filr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Montag den IS. September 1884. Auflage 18,«OO. Ädounrarntopreis oiertelj. 4'/, Md- iacl. Bringrrlohn 8 Mk.. durch dir Post bewgen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (ia Lageblatt-Format gesalzt) »tz«e Postbesörderung 39 Mk. «tt Postbesörderuug 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile S0 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer ». Zisternsatz nach höherm Daris. Lerkone» unter dk« Nrdnrtionostrich die SpaltzeUe 50 Ps. Inserate sind stet» an dir Expebitian zu sende«. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung grnevnmernncko oder durch Post. Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. RiliilSl. V>«-t»ertr>iMle;» LeWz. Der, Unterricht io der kinigl. Baugewerkenschul» beginnt am S. vcbtber früh 8 Uhr. Mantag, de« »8. Ee«te«8er früh 8 Uhr findet i« Schnl- locale (Nordstraße, Realschule U. Ordnnng) die Prüfung der für den 1. Lur« Renriotretendea statt. Dte»»t»a. »e« IN. Gesttembar früh 8 Uhr di« Priisnng der. jenige», «eiche sogleich in einen höheren LnrsnS rintreten wollen und derrr, bei welchen- da- Ausrücker» »oa einer Nachprüfung ab- kufaahme früherer Schüler für höhere Nurse ist Dien-tag, den 30. September Bormittag- 10—11 Uhr. Prospekte, dir da- Nähere über die Organisation der Schul« und die sonstigen Aufnahmebedingungen enthalten, stad gratis von der Direktion -u beziehen. Neuanmelbunae» könne» di- 28. September beim Unterzeichneten (8et»«trftrutze ns» HI.) oder bei seinem Vertreter, Architekt vtrhmegrr. Plagwttzer Straße t<. mündlich oder schriftlich bewirkt werden. Die Direktion »er vuigl. va«,e»erre»sch»le zu Leinzig. Wilh. Hey. Steuer-Iuschia- s»r »eil»», des L»s- ««»-» -er Ha»drl»l»»rr. Die Handel-kammer hat beschlossen, M Deckung ihm« Be» waltnnÄk» Aufwand««, einschließlich de» Aufwand«- der Börse» von ihren Wahlberechtigten d. i. »oa denjenigen -austentra und Fabrikanten in Leidig und tm Bezirke der Amt«hauplmann!chaft Leipzig, welche in Spalte ck de« Einkommensteuer - Kataster« (Ein kommen au- Handel, Gewerbe o. s. «.) mit mindesten- 1900 ^l ein,«schützt sind, für da- lausende Jahr einen Strurr - Zuschlag »o» »ier Pfenuta ans jede Mark veSjenjgen Steuersätze», weicher nach der ia tz. 13 de- Einkommensteuergesetze« enthaltene» Scala aus da» in Spalte ck de« Einkommeufteuer-Natafter- eingestellt« Ein kommen jedes Beitrag-pflichtigen eutsallea würde, mit dem aus den 18. September 8. A, austeheade» Hedetermin erheben z« lassen, und »« »lrd dieser Zuschlag hiermit an-geschriebe». Leipzig, de» SO. August 1884. — Der Varsttzrn»« »er Ha«8eß»ra»«mn Wach»moth. 6r. Ge»lel, S. VaarenbSrse zur LeipMer Nichstlismese. Mit der bevorstehenden MichacliSmefle soll wiederum eine Daarrubörse verbunden werden, und zwar wird dieselbe »en rr.» 28. »n» 14. Sktztember 8. A. Nachmittags »ou 4 »t» S Uhr in den Räumen der VSrscnhalle, Brühl 17, welch« zu diesem Behuse den geehrten Meßbesuchern jede-mal von B Uhr au gegen Sinzetchnung ihre- Namen- „urtttgeltlich geöffnet sein wird, unler Lheilnahme von Mitgliedern der »nterzeichneten Handelskammer abgehalten werden. Die neuesten Zeitungen. Telegramme rc. liege» daselbst aus. Auch wird Gelegenheit geboten sein, geschäftliche En» psehlungen durch Anhestcn von starten au eine Lasel zur steuu.niß der übrigen Besucher zu bringen. Leipzig, den 10. September 1834. Die Handelskammer. WachSmuth, Bors. vr. Gensel, S. Anctio«. MtttMo». de« 17. September 8 A. vormittag» 8 Udr sollen ia Plagwitz, Bahnhofstroße Rr. 26, 13 dynamisch-elektrische Maschinen, 1 Walzmaschine zu größeren Blechen, 1 dergleichen zu kleineren Blechen, 2 Polirmaschinea, 1 Bohrmaschine, 1 Abkant- Maschine. 1 Schleifmaschine, 1 Damvsscheere mit Apparat, 1 Hand- scheere, 4 HeizangSregister, 10 verstellbare Schleisbücke, 13 Behälter u Nickelbädern, 2 Wafferbehälter von Stein, ca. 20 Eentner Nickel- llcch, ferner Comptoirutensilien, darunter 2 Geldschriuke. 4 Schreib- pulte, 2 Tomvtoirtaseln, 2 Comptoirschränke, 8 Echreibsessel, sowie 1 Sopha, 2 Lehn- und 2 Rohrstühle und verschiedene anderr Gegen sttude meistbietend gegen sofortige Baarzahlang versteigert «erden. Leipzig, am 21. August 1884. Fischer, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. M Leipzig, 15. September 1884. * Ter Kaiser hat an den Chef der Admiralität folgende CaLiuetSordre unterm 9. d. erlassen: „Au» Ihrem Berichte vom 4. d. Hab« Ich ersehen, daß daS Brrhaltea de» Lommaudante» Lorvrlteacopitain Stubenrauch und der Besatzung Meine» Schisse» „Sophie" bei dem demselben am S. d. »«gestoßenen Un fall ein in jeder Beziehung aurrkrnnungSverthet ge- wesen ist. Ich nehme hieraus gern Veranlassung, sowohl dem Corvcttencapiiain Stubenraich als auch der ganzen Besatzung Meine Anerkennung au-zusprechrn. gez. Wilhelm." An den Ehrs der Admiralität u. s. v. * ES wird gegenwärtig keine deutschfreisinnige Wahlrede gehalten, in weicher nicht au-gesührt wird, die Nationalliberalen, die nur noch mit dem Zusatz „so genannt" eingesührt oder al»-Lcidelberger" bezeichnet werden, hätten den letzten Rest vonWweraliSmuS abgestreist, sie feien vollständig ..conservattv" geworden. Wenn aber national- liberale Wähler in Wahlkreis?», wo sie rinen eigenrn Can- divaten nicht durchzubringen vermögen, zu der Ueberzeugung kommen, daß ein gemäßigt konservativer Candidat ihnen näher steht, al» einer au» der Schaar Eugen Richter'-, der mit den gröbsten Schmähungen gegen die natioaalliberale Partei durch die Lande zstht. dann wird ein ungeheure» Geschrei über diesen „Berrath" der NationaUiberalen an der „gemeinsamen liberalen Sache" gemacht. Osstrielle „freisinnige" FractionS- organe dürfen aü-rufen. «in Pole und ein Socialbemokral ist un» ebenso lieb ober lieber al» rin Ratiooalliberaler, kein Redner, kein Blatt der Partei erhebt dagegen Widerspruch. Wenn aber vie Nationalliberalen. auf deren Vernichtung e» bei viesem Wahlkamps abgesehen war und die in einer jahr zehntelangen Geschichte nicht« al» leidenschaftlichen Haß und bitterste Feindschaft seiten» der Fortschritt-Partei erfahren haben, ia der Wabl zwischen einem gemäßigten Eonservativen und einem Rabicalliberalen sich für rrstcren entscheiden, kann wird ihnen daran» auck von Blättern, die sich für befreundet oder wenigsten» für außerhalb de» freisinnigen DeSpoti-mu» stehend »»«geben, ein schwerer Vorwurf gemacht. Gegen unsere Part« ist eben Alle» erlaub»; wir sollen un« herunter- reißen und aus« Ar»ß»rstr bekämpfen lasten, dabei aber immer noch di« Gemeinsamkeit de» Beden» und dir frühere Freund schaft aarrkenuen. * 9« Wahlkreis« Wiesbaden ist von national, liberaler Seit« Professor vr. Grimm daselbst, im Wahl kreis« Nordhausen Recht-anwalt vr. Fischer-Berlin als Candidat ausgestellt worden. Beide Wahlkreise waren zuletzt fortschrittlich vertreten. * Auch die Welsenpartes hat, wie schon mitgetheilt. ihren Wahlaufruf veröffentlicht. Derselbe ist in mehr facher Beziehung beachlenSwerth. Der Satz: .Wir Hanno veraner erstreben mit allen gesetzlichen Mitteln die Wieder herstellung der Selbstständigkeit unsere« Landes unter seinem angestammten Fürstenhaufe- kann zwar nicht Wunder nehmen, er zeigt aber auf« Neue, wie weit die Welsenpartei noch von einer Anerkennung der im Jahre 1866 geschaffenen Zustände entfernt ist, und wie leichtfertig eS ist, die antipreußischen und antinationalen Bestrebungen des WelsenthumS gering zu achten. Bemerken-werth ist sodann aber die Annäherung an die Forderungen und Phrasen der radicalliberalen Oppo sition. Da wird geklagt übrr die StaatSomnipotenz, di« früher vorzugsweise auf kirchlichem Gebiete sich geltend gemacht» jetzt alle socialen Erwerb-Verhältnisse durch dir Un ruhe in der Gesetzgebung in Frage stelle unv sich über wohl erworbene Rechte hinwegsetze; BevormundungSsucht ovsere die persönliche Freiheit immer mehr einer bureaukratifchen Schablone; der Druck der Militairlast werde von Tag »u Tag fühlbarer und gefährde im Bunde mit der neuen Rich tung der Finanzwirthschaft aus» Höchst« den Nationalwohl stand. Die verfassungsmäßige Bedeutung der parlamentarischen Körperschaften trete unter dem Gewichte -ine- entwürdigenden ServiliSmuS immer mehr zurück u. s. w. Die Welfen ge hören auch zurconserd ativ«klerik a len Reichstagsmehrheit und sind bei den jüngsten Wahlen auch von den alt preu ßischen ConfervaNven lebhaft genug unterstützt oder wenigsten« der Kamps gegen sie den Nanonalltberalen aus- Aeußerste erfcbwert worden. WaS wird die .Kreuz- zeituna'' zu diesen Bundesgenossen sagen? * Die Natronalliberalen im Wahlkreis Querfurt- Merseburg haben al» NeichStagScandidaten Herrn Ritter gutsbesitzer Sombart anfgestellt. * Ter Warschauer Aufenthalt de« russischen Kaisers hat einen Verlaus genommen, der Beweis «r- brnms. daß die an da« Erscheine,» de« Monarchen inmitten der Hauptstadt Polen« geknüpften Besorgnisse, wenn nicht aänzlich unbegründet, so doch ohne Frage in beben, Grade übertriebe» waren. Welch abenteuerliche Vorstellungen machte sich die öffentliche Meinung nicht von angeblich geplanten nihilistischen Anschlägen und von der rassinirlen Organisation des polizeilichen UeberwackungSdiensteS. Jetzt greift schon eine bedeutend nüchternere Beürtheilung der Dinge Platz, und man erkennt, daß der Pessimismus weit über da« Ziel hinauS- geschossrn hat. Die Bevölkerung der Stadt Warschau hat dem Kaiserpaar «inen ebenso loyalen als begeisterten Empfang bereitet und zeigte sich geradezu änsttich beflissen. Alle- zu ver meiden, waS möglicherweise einen Schatten auf die herrschende festliche Stimmung werfen könnte. So hat sich zwischen den kaiserlichen Majestäten und der Einwohnerschaft Warschaus ein Verhältnis gegenseitigen Vertrauens herauSgebildet, Ver nicht wenig zur Abschwächung oder Aussöhnung alther gebrachter Gegensätze beitragen und Borurtheile beseitige» Helsen dürste, die. wie man auf polnischer Seite jetzt einsieht, mehr in Unkenntniß oder Jrrthum, alS in Empfindungen de» Haste« wurzelten. Wie die Warschauer Reise de« russi schen Herrscherpaare« verläuft, bildet sie die rrsrattiche Ein leitung zu dem politisch hochoedeutsamen Ereigniß derDrei- ka,ser-Zusammenkunst, die also nunmehr heule Montag staltsindcn und nach allgemeinen, Wunsche für Emcopa eine Acra ungetrübten Völker;rieben« heraussührcn soll. * Bekanntlich wird Deutschland JahrauS, Jahrein von Tausenden italienischer Arbeiter ausgesucht, tvelche bei Bahn- und Chauffeebaute« und sonstigen Erdarbeiter» lohnende Beschäftigung suchen und auck finden. Angesicht- der gegen wärtig in Italien mit so mörderischer Heftigkeit aufgetretenen Chotera-Epidemie könnte der unbeaufsichtigte Verkehr italienischer Arbeiter zwischen ihrem Heimathslandc und dem zu vorübergehendem Aufenthalte gewählten deutschen Reichs gebiet für letztere» unter Umständen nicht ganz unbedenkliche sanität-widrige Folgen nach sich ziehen, we-halb es a!» eine durchaus zeitgemäße Maßregel bezeichnet werden muß, daß von der Essener Behörde mitRücksicht aufdi« in Italien herrschende Cholera eine scharfe Control« der au» Italien zuzieheudeu unv in den Essener Bergwerken beschäftigten Individuen verfügt und namentlich bestimmt worden ist, daß jede au» Italien kommende Person, welche sich nicht nachgewiesenermaßen bereit» zehn Tage hindurch außerhalb Italien» befindet, bi» zum Ablauf dieser Frist in abgesonderten Gebäuden für sich unter- qebracht und unter einer zuverlässigen Controle ihre» Ge- sundheil-zustande» — thunllchst unter Auliehung eine« Arzte» — gehalten wird, damit bei der ersten Wahrnehmung choleravrrdächtiger Krankheit-erscheinungrn sofort alle gegen die Weitervrrbrritung der Krankheit gerichteten sanität-poli zeilichen Schutz,naßregelo in« Werk gesetzt werden können. Tie Bergwerke sind daher seiten» der OrtSpolizeibehördcn aufgefordert worden, hieraus strengsten» zu achten. * Durch Briefe vom 6. August au» Angra Pequena ist die .Magdeburgische Zeitung- in vie Lage gefetzt, über die Betheiliaung unserer Marine an der Besitzergreifung von Angra Pequena Folgende« mitzutheilen. Die Corvette .Leipzig-, Eommandant Capitain Herbig, verließ am 18. Juli Siemoii» Tomn (Capsladt), nachdem dieselbe Kohlen und Proviant ergänzt hatte, um mit beschleunigter Fahrt den 18. Juli in Angra einzutreffen. Die .Leipzig" hoffte im Hasen von Angra die Corvette .Elisabeth- vorzufinden; im anderen Falle hatte sie den Befehl, so lange in Angra zu bleiben, bi- die .Elisabeth- aiiqrkommen sein würde und weitere Ordre mitbrächte. Die .Leipzig- lief denn auch den 18. Juli in der Angra-Bucht ein; aber di« .Elisabeth- war noch nicht da, und die Geduld der Bemannung auf der .Leipzig- wurde aus eine barte Probe gestellt da Tag aus Tag verging, ohne daß eia Segel in Sicht kam. der frische Proviant zu Ende ging und die Heimreise sich verzögerte. Groß war der Jubel, al» am 6. August drei Masispihen hinter dem Angra-Point zum Vorschein kamen, und al« da» lang erfclmte Schiss vor Anker ging, wollte da» begrüßende Hurrah kein Ende nehmen. Die Cor vette ..Elisabeth" halte eine sehr schleckte Reise gehabt. 57 Tage seit dem Cap Derben in See zugrbracht und bann vor Angra so dicken Nebel angetreffen, daß sie da« llnglüö hatte, die Bai von Angra zu verfehlen; in Evpstadt war sie jedoch nicht. Capitain Scheeriog war im Augenblick der da unter Ankunft «nwohl und Capitain-Lieutenant Fischel führte Eommando auf der „Elisabeth". Den 7. August sollte u großem Prunke Angra Pequena unter den Schutz der deutschen Flagge gestellt werden, worauf die „Leipzig" die -Heimreise und die „Elisabeth" di« Weiterreise nach Cäpstadt antreten. Daß di« „Elisabeth" Ordre bekommen hat. statt nach den chinesischen Gewässern ihren Cour» nach Australien zu nehmen, ist bekannt. » * « * Zwischen dem heiligen Stuhle und der Regierung der Republik Costa R,ca sind, wie dem .Gauloi»- au» Rom gemeldet wird, derartige Schwierigkeiten au-grbrocken, daß die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Tbeilen unterbrochen worden sind und der neue Jnternuntiu-.Monsignor Valfrb» welcher ungesäumt nach seinen Posten abgehen sollte, Rom nicht so bald verlassen wird. * Da» anhaltend« Fallen de» Nil» durchkreuzt Wolseley'» Feldzug«plan. Ein versuch, einen Dampfer durch den zweiten Catarakt zu bringen» mißlang und endete mit einer erheblichen Beschädigung der Maschine. Man nimmt deshalb jetzt von Debbeh an die Wüstenlinie in Au»- sicht, während man früher ganz dem Lause de« Nil» zu folge« gedachte. Die Arbeiten für die Ausrüstung von 30,000 Kameelen, welche die Proviant- und MmiitionSvorräthe. sowie da» Zeltlager der Nilexpedition Uber die Wüste schaffen sollen, sind im Arsenal zu Woolwich wieder aufMiommen. — Der Mahdi befindet sich in Djebel Daya im Süden Kordo- saa» mit einem Heere von 14,000 Mann. Er hat eine Ab- theilung von 4000 Mann zur Verstärkung de» Khartum belagernden Heere» abgesandt. * Armenier au» dem AlaShkert-Thale, also Nnterthanen de» Sultan», sollen, wie au» S-ar» gemeldet wird, bei den nächsten russischen Behörden die Erlaubnis nachgesucht habe», sich im Kaukasus ansiedeln zu dürfen. Al» Motiv wird angegeben, daß sie dem türkischen Militairdienst oder den brückenden türkischen Steuer« zu entgehen beabsichtigen. Der kttere ist der wahrscheinlichere Fall, denn der Krieg«. dicnstM in der Türkei nicht so drückend. Wie willkürlich aber die türkischen Beamten die Steuern erhöhen, damit desto mehr in ihren Säckel falle, ist leider eine bekannte Thatsache. Wenn e» Rußland gelingen sollte, die Auswanderunglust in Türkisch-Aruienien anzuregen, so würde eS die Türkei empsind» lich schädigen, ohne daß ihm deswegen Vorwürfe gemacht werden konnten. WeShalb sorgt die türkische Regierung nicht dafür, daß die Zustände in ihrem Lande wenigsten- nicht schlechter alS in Rußland sind? * Eine Depesche au» Lima vom 10. d. M. meldet da» Gerücht, daß die Bevölkerung vonArequipa sich zu Gunsten de« Generals JglesiaS als Präsidenten der Republik und gegen General CaccrcS erklärt habe. General Canevard wurde nach harten Kämpfe« besiegt. Altes Theater Leipzig, 14. September. Wer sich dem Eindrücke der gestrigen Vorstellung de» VoltSstückeS „Ehrliche Arbeit-, von H. Wilken. mit vollem Herzen hingeben will, der muß jede unliebsame Erinnerung an harte Semmeln und ungenieß bare Hörnchen bei Seite lassen; denn eS handelt sich in diesem Stücke um eine Verherrlichung de« Bäckerhandwerker, und wir sehen allerlei auf der Bühne, waS uuS mit dem Backofen in engem Zusammenhänge hält. Da» Stück ist ganz nach der Schablone der Berliner Volksstücke zurechtgemacht; eS giebt mehrere aufregende Familiensccnen; die Hauptcharaktere, die man Anfang« für anständige äramatis porsonao hält, fangen auf einmal an. sich närrisch zu geberden, Couplet« zu sinaen unv auf der Bühne da» tollste Zeug zu treiben. Daran ist man ja in allen Liesen Stücken gewöhnt; nur LdArronge hat in „Mein Leopold" seincn Charakteren eine feste dramatische Haltung gewahrt. Im Uedrigen ist da« Witken'sche LolkSstÜck gesunde Kost, und wer würde mit der Moral desselben nicht einverstanden sein, daß e« besser ist, gutes Brod zu backew als in schlechten Actien zu spcculiren? Ein solcher Speculant ist Herr August Schnitze: seine« Zeichens ein Bäcker, hat er in eine adelige Familie hinein- geheirathet und läßt sich von seiner Schwiegermutter wie ein Kreisel hcrumdrehcn. Solche Schwiegersöhne, die im Stillen fulminante Reden auSarbeiten, aber nie den Muth haben, sie aus die Hausdrachen loSzulassea, deren bloße« Erscheinen ihre moralische Kraft lähmt, haben wir oft genug auf der Bühne gesehen. .Herr Schnitze will feine Tochter erster Ehe, aus Geheiß der aiigehkiratheten Familie zweiter Ehe, einem reichen Fabrikanten v. Goldammer zur Frau geben. Dieser ist aber vernünftiger alS die ganze Sippschaft, und als er sieht, daß ibr Herz nicht mehr srel ist, verzichtet er auf ihre Liebe und sucht ihr Glück zu fördern. a» -Herr Schnitze ist ein sonderbarer Kauz und durchaus keine sympathische Natur. Er tritt aus einmal auf. die Brust voller Orden; man weiß in der Thal nickt, woher dem ehemaligen Bäcker und jetzigen Spekulanten dieser Orden-regen kommt; und wenn e» auch genug nnmotivirte Orden in der Welt aiebt, so muß doch einigermaßen der Nährboden für sic vor handen sein. DaS ist aber bei Herrn Schnitze nicht der Fall... wenigsten» erfahren wir nicht» davon. Auch geadelt wird Herr Schultze wie Görner'S Kaufmann. Er ist im Ganzen nn kläglicher Schwächling. Herr Bliller suchte un- mit diesen Schwächen durch seine humoristische Darstellung au«- »usöhnen; ergötzlich waren seine Anläufe gegenüber der Schwiegermama, sein gespreizte« Auftreten al- neuer Cavalier »nv die Scene, in der er sich ans feinen sechs Röcken loS- hülst, die er angezogen, um sich vor der Frau von Schmink witz unkenntlich zu macken. Den Purzelbaum in der Posse schlägt Herr Schultze im letzten Act, wo er mit seiner Tochter ein thvrichte« Duett singt, eine Arie wie auf dem Trapez vorträgt und wie von der Tatantcl gestochen im Zimmer umhertanzt. Da« machte Herr Bllller alle« mit großer Gewanslkeit. Schultze'- Tochter Margarethe ist ein eigen artige- Märchen: sie hat jedenfalls schöne Cbarakterzüge, liebt e« aber, mit Bäckergesellen herum zu tapagiren „nd beirathet schließlich den Bäckermeister, den Mann, den sie liebt. Fräul. Sieger (Margarethe) hat in ihrem Spiele etwa« sehr Lebendige« unv warme, innige Accente; nur ist sie etwa« stereotyp in ihrer Darstellung«, weise. Auch in Bezug auf ihren Gesang war hier und dort noch größere Teullickkeft der Wortaussprache zu wünschen. Einzelne» wie da» Lied, in welchem Herr Willen Goethe z» Verbesser» sucht mit de» Worten: „Liebe ist Jauchzen und Weinen-, statt de» bekannten: „Himmelhochjauchzend, zum Tode betrübt, glücklich allein ist die Seele, die liebt, fang Frll Sieger ganz artig, wie überhaupt ihre ganze Leistung eine durchaus sympathische war. Herr Hänseler al- Bäckermeister Max Wohlnmlh war al» singender Bonvivant frisch und gewandt und brachte auck die dramatische Hauptscene, in der er sich von dem Mädchen loSsagt, da» ihn getäuscht, zur Geltung. Herr Nohland al» archäologischer Bäckergeselle Kalau war ein kräftiger Naturbursche in seiner Liebe zur Köchin Lottchen Rabe, mit welcher Frl. Buse ihre Gallerie der Küchenschönheiten be reicherte, und in seiner Eifersucht auf den Galan, der ihn auSznstechen droht, den von -Herrn Tietz mit stutzerhaften Manieren auSgestatteten August Renze, von thatkrästiger Unternehmungslust. Der gediegene -Herr von GoldammerdeSHerrnBorcherbt, der zweideutige Hector von Lvwenheim de» Herrn Bischer, die eingebildete, lebensgefährliche Sophronia von Sckminkwitz der Frau Baumeister, die Lydia, welche den schlechten Geschmack hatte, den Herrn Schultze zu heirathcn, und dann al» liebende Gattin sich von dem gehässigen Treiben der Schminkwitze lossagt, von Frl. Wilhelm glaubwürdig dar- gcstellt, da« sind die Lustsplelsiauren, die Figuren der ernsteren Srenen, denen der Coupletteufcl nirgends ein Bein stellt. Da« Stück war lebendig in Scene gesetzt und schien dem Publicum sehr wohl zu gefallen. Die Couplet» schillerten indeß bedenklich zwischen Berlin und Leipzig hin und her. Die Localfarbe müßte einheitlicher gehalten werden. An drolligen oder seltsamen Einfällen fehlt eS in dem Stücke nicht, eine Tochter wird einmal „ein vom Familimtnlon ab- grschnittinet Coupon" genaflnt; ein andere- Mal heißt eS: „Wenn die Nachtigall trillert, seufzt der Mehlwurm". Wir wollen nicht mehr geflügelte Worte Wilken'S miltheilen, um den Theaterbesuchern nicht die Neberraschung zu verderben. Rudolf von Gottschall. Löuiilichtl Landgericht.. - FerieU-Etr«ska»»«r v. I. Wegen der i» st. 176,8 näher bezeichnet«» Verbrechen» wurde der Musiker Loui» Theodor Bernhard auS Oederan zu einer Ijährlge» Gesängnißstrafe, sowie zu 3jährigem Berlvst der bürgerlichen Ehrenrechte dernrtheilt. II. SS ist eine notorische Thatsache, daß die Bagabonden und Verbrecher eine größere Sagst vor dem Arbeit-Hause, als vor dem Gesängniß oder Zuchthauje haben. ES ist hieran wohl weaiger der Umstand schuld, daß sie im Zuchthause etwa ei» bessere- Leben führen, als vielmehr dir Scheu vor dem Arbeit-reglement, »elcheS im ArbeiiShause streng grhandhabt wird. Deshalb begehen gewisse Insassen de- Arbeit-Hause- oft Verbrechen, von denen sie wissen, daß sie durch selbige ins Zuchthaus oder Gesängniß kommen. Zur Kategorie solcher Menschen gehört der Zimmermann und Handarbeiter Joh. Gottfried Clement Häntzschel aus Mügeln,welcher «ine sich am 16. Juni d. I. darbietendr Äelegeuheit benutzte, um in Limnitz eine Fensterscheibe de- Klceberg'schen Hauset emzudrucken uud daselbst cinzusteigcn versuchte. Natürlich wurde er abgesaßt, da die That am Hellen Tage geschah. Auf die Frage d:S Borfitzenden, ob rr denn wisse, daß dieser versuchte schwere Diebstahl, da rr im Rück fälle geschehe, ihn in- Zuchthaus bringen könne, erwiderte der An geklagte, daß er dorthin eben wolle. Sein Wunsch wurde ihn, denn auch erfüllt, denn der Gerichtshof verurtheilte ihn zu 1 Jahr Zuchthaus, 4 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizei- aussicht. HI. Ein recht trübe» Familiendrama gewährte die Verhandlung, welche gegen die BärlnerSehefrau Amalle Emilie Helmcrich an- BrandiS staltfand. Die daselbst wohnende Angeklagte Halle ihre» Ehemann bereit» seit längerer Zeit in Verdacht, daß er mit der Wäscherin vcrw. Fritzsche in unerlaubtem Verkehr stehe. AlS sie deshalb am Abend de- 27. Juni d. I. und zwar gegen 11 Uhr Abends die Fritzsche in die Wohnung rhrrS Mannes gehen sah, die sich ein« Treppe hoch über derjenigen der Angcllagte» bcsand, folgte sie ihr leise und schloß, als die Fritzsche bei Helmcrich eiugrtreten, die Thür mit dem im Schloß steckenden Schlüssel zu. Nun entspann sich erst ein kleiner Skandal, in dessen Verlause die Helmcrich die Thür wieder öffnete. Die Fritzsche traute sich jedoch nicht heran-, weshalb die Beklagte die Thür wieder schloss »nd sich später entfernte. Aus wiederholte« Pochen von innen öffnete der Hau«, wirth Schnabel, allerdings erst gegen V.4 Uhr Morgen-, die Thür und'»im diese Zeit konnte die Fritzsche erst die Stube des Herr» Helmerich verlassen. Frau Helmcrich ist wegen diese- Vorganges der widerrechtlichen Freiheitsberaubung angcklagt, doch gestaltete sich die Verhandlung mehr zu einer moralischen Berurtheilung der Fritzsche, wenngleich Frau Helmerich wegen des von ihr selbst eiu- geräumten ThatbestandeS zu der gesetzlich geringsten Strafe, I Lag Gesängniß. vcrurthcilt werden mußte. IV. Ter Fischhändler Carl Eduard Hänzel aus Grimma bezog am 18. Juni gelegentlich einer Schulfeier in Trebsen den Feftvlatz und etablirte dort eine» Handel mit Snackwürstchen. Diese Würstchen hatte er 10 Tage vorher beim Schlächter Dünzcl gekauft und zwar gleich in großer Masse» nämlich für 40 Darauf hatte er beim Schießen in Lausigk und später in Nerchaa die Würstchen abzusetzen gesucht, den ihm verbliebenen Rest aber in Eiswasser gelegt und versuchte nun, diese alte Fleischwaare in Trebsen an den Man« zu bringen. Doch schon der erste Käufer hatte genug daran und ver spürte ein solche- üble- Aroma, Saß er dem Gendarm Gümmel daS gekaufte Würstchen übergab. Derselbe beschlagnahmte den Rest, und eine durch den Bezirksarzt vorarnommene nähere Unter suchung zeigte, daß da» Fle>sch vollständig in Fänlniß über- gegangen und der Genuß desselben geeignet. Magen- und Darm- kotarrh hervorzurusen. Hänzel wurde deshalb in heutiger Berhai dluag wegen Vergehe»- gegen tz. 12 de- Gesetze» vom 14. Mai 1879, be treffend den Handel mit Nahrung-mittel», zu 1 Monat Grfäugniß verurt heilt. V. Der bereit» wiederholt bestrafte Handelsmann Larl August Bake au» Holle, besten Haupterwerb r» ist, allerlei Wildpret sich aus unrechtmäßigem Wege anzueignen, suchte am 8. August v. I. den Laufburschen Gottfried Franz Bößling aa» Altbolzeu, welcher in der Filiale der Firma Heiaemaua L Lo. t» »er Eberhardtstraße beschäftigt war, zu überrede», ihm heimkü-rr Weise mehrere Hasen gegen ein kleine» Trinkgeld za über lassen. Anfänglich wehrte sich Bößling» doch ging rr schließlich darauf ein. Run mußte er natürlich auf dem einmal betretenen Wege iortschreitea; denn Bake halte ihn vollkommen in de« Hnnd. Da« DicbSgeschäst wurde denn auch im Großen betrieben; denn Bößling stahl (außer etlichen Hasen) größere Partien Sardellen. Lapern, Schweizer»!« u. s. w, welche er stet« in Lartan» steckt« und in der Düngergrube de» Hauptgeschäft» im Brühl verbarg. Dort holte sich Bake die Sachen ab. und aus diese Art ging da« gegenseitige „Geschäft" bi» in den Mürz d. I. fort. Da» öftere Holen der Sachen seiten» drt Bake erregte aber endlich den Leidacht der Hausbewohner, und schließlich wurde er eine« Tage« angehaltea, al« er sich eben wieder mit einem Packet Sardelle» ent fernen wollte. Da die Vergangenheit de» Vale sein« Uuverbefser. lichkeit zeigte, so erfolgte seine veruktheilnng zu 5 Jahren Zucht hau«, 8 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht, während Vögling ß Wochen Gesängniß zndictirt erhielt.
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