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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188512305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-12
- Tag1885-12-30
- Monat1885-12
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1885
- Autor
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R«i ULL iisiv vl!-4iv I^iiib > 7.- e(U4- I» tÄL^ >.1 —- ei ^ ,!> <1d^ it7->.- NU0 rü »L-- >> ---" >r «0 - ,II»b2 uu- 7LL, WI- >SW l«- »u.M.- » R ^ u.>! «.- w> z->>ä ^rl, I!Q- ,U» - — u> »b>! e»t V. > «dü !»«ä, tlw!. M-» a - . » L»>i, ! !*». >«0 l«a!> S» LLb »u» ^«^b. l(XX> 143 4pri!-äl»i lrs.- ü ^1, per Still - > per ißuvs: 7. Dsceivder lttMlliUloc ILO SO» i. ittuunao^! «utr 8A>l > rarkuaü «V. ur -i- l.t« ich« Packü- Erschst»t tä-ttch früh 6V, Uhr. »ktiti-, «ß « Pettw» J«bauur»»affr S. rPrrchftvidk« Ser Ne-aMs»: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmitt,»» S—L Uhr. MW »— — Auuatzme »er für »ir »ichkttatM"« Knumer bestimmt« Lusrrat» «» Wachenta»« hi» 2 Uhr NuchmM««Iss «« G»»»-uu» -esttuue» früh btA '/»> Uhr. 2, ßn» FUiüte, für I»s.-L>«ch«: vtt« Klemm, ll»tt»e:iität«strab« 1. t'oui» Lüsche, Katharineaftr. 88, p. „r üt» V.< Uhr. Taaebtalt Anzeiger. Organ str Politik, Localgeschichte, Handels, and Geschäftsverkehr. Auflage LS.irav. ^d«itnnurnk,prn» Viertels. 4'/, MN. iucl. Vringeriohn SMt. durch die Paft dezoge« 6 Mt. Jede einzeliie Nummer >0 Pf. Betegexrmplcr il> Pf Gebüdre« für Lztrabeilaae, (iu Tagevlott-Farmat »esatttl »tzue Pvsibefsrderuag 3» Pik. «tt Poftbeiördeiuug 48 M. Zukrrute Sqefpalten^Petttzeile 80 Pf. »rößer» Schrifttu lau, un>. Pre>«ver^^»iß. Ladeltanichrr u. ffinerniatz «ach höher« Lar,'. Arrilmirn murr dem Redactionsstrich dl«4gesvaft. Zeile SV Pf., vor den Familiennachrichten dir «grwaltene Zeile 40 Pf. Iaieratt stad sicis an die Oxpeattto« z» ieuden. — Rabatt wird nicht gegebru. Zahl»»«, pruouomeraoua «der dura» Pos«- »achuodme. ^-364. Zm schlligen Vkachtullg. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte an- Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. LxpväMoir äv8 l-etpLlxvr l'sxvdlLttvs. Amtlicher Thetl. Vrkanntnltthunß, dt» Errichtung eine» II. Nnchtrag» znr Spar- cwffeuorLauag der Stadt Leipzig »»»» ST. Juni 1877 betreffend. Zu der unter dem 24. Juni 1877 revidirte» Gparcaff«. ordiiunq ist bezüglich der Haftung der Stabtgeineinb« für di« de» Filialstelle» übergebenen Sparkassenbücher im Einver« nehmen mit den Herren Stadtverordneten ein weiterer Nach trag errichtet morde». Nachdem dieser Nachtrag auch di« Bestätigung de» König!. Miniilerii des Inner» gesunden bat, bringen wir denselben nachstehend seine», Worttante nach zur üffeutlichrn Kenntmß. Leipzig, den IS. December 1885. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Henaig. Zweiter Nachtrag zur Sparcaffeiiortttruu» der Ttddt L«tp»i» »o« 24. Fuut »877. Um die Znverläisiqkeit der Filialsttln» der Tparraff» der Etadt steipiig. bei venei. narv !s. 3 Abs. 2 der Sm»rraffeoorda,»g v»m 24. 3u«, 1877 Lnij^dluncie» »ad Kündigungen für di« Epare,sse eiigegcngeiiommkn werden Und die gemachte« Einlagen schon nach » 1 der Ssarcassenordnung als von der Ltadtgemeia'oe Leipzig «rar.tlrr a,z»iehei> stad, oach hlnstchttich der bei vcüselbeu 1»M Zwecke des Eintrags neuer oder der Kündigung früherer Einlagen Ldergebeucn Lpardücher a»ber gweisel z» stellen, wird hiermit Folgendes bestimmt: Für alle Lerlnste oder Tchüdlgnnge» a» solchen Sparbücher», welche au« Anlaß der Bewirkung do» Einzahlungen oder Kündigungen den flilialftelleu der Sparkasse der Stabt Leipzig übergebe» werbe», übernimmt di« g»ndkgemet»d« die Hastuug bis zuin Ablaus de» 81. Tage» nach der rriolgre» Uedergode dergestalt, daß erst, wem» da» Buch nicht »»ter Production der Interimsqikittung binae» 21 Tagen bei dem Filialinhaber zuruckorrlangt wird, diese Haftung der ktadt- gcmeind« sich erledigt. Fällt der 81. Lag »ach der erfolgte» Uebergabe aus einen Sonntag oder allgemeinen Feiertag, so erstreckt sich die Hastnng der Stadtgemeinde bi» »mn nächsten Werktag. Der Filialinhaber »der sonstige mit de« Buch« besaßt« Lparcassenbediensttte bleiben mich über diese Feist hinan» für Verluste und Schädianngea an solchen Bücher« haftbar, soweit sie überhaupt den Siechten oach für dargleichr» Schaden »> hasten haben. Auch behält die Stadtgemeinde ihrerselt» i» allen Fällen, wo sie dergleichen Schaden«ersah leistet, dke ihr an Ftlialtnhaber oder Beamte zustebende Negreßnahme. Hierüber ist gegenwärtiger zweiter Nachtrag znr Sparcasseaordnung vom 34. Juni 1877 durch Rath und Stadt verordnete der Stadt Leipzig errichtet worben und wirb dem KSniglichen Ministerium de« Inner» zu Dresden zur Bestttignng eütgereicht werden. Lripz-g. den 4. October 1885. Der Rath »er Stabt -eipzt«. Wie Stabiperorbuetr». vr. iileorgi. vr. Schill. I. 8. Oberbürgermeister. l» 8. Vorsteher. Das Ministerium deS Innern hat den zweiten Nachtrag zu der Sparcassen-Orvnung der Stadt Leipzig dom 84. Iun» 1877 bestätigt und hierüber dies« Urt«»-e ausgesertigt. Dresden, den 12. Noveniber 1885. Ministerin«» de» J«»er«. l,. 3 von Nostiy-Waliwtst. Oer»dorf. vckinnlMchir^ Kür da» Uiiterlass^i der Zusendung von 4ke»fahr»7ar1rn zahlttn ferner an da» Arnienamt: Herr Eapellmeister HaaS Sitt . , Architekt Morip Münch, in Firma Carl Schreiber » Frau Fuß-Sellier Herr Wilheim Dodel '.»S Robert Leu« »».8 Earl Schilling, in Firma Leue S Weis« . . » S Julius Loewe Franz irouard Ltrinbach S Cart Strnbe Aleranber Edelmann 6 Iustizralh Stegeman», RechKanwalt «» Neichs- gericht Rechlsaniralt Karl Schrey - S Consul Beckmann 8 Theodor Wagner K Speklleur Moritz Merfeld ....... S worüber wir hiermit tankend qiilttiren. Leipzig, de» 23. T.erember 1885. De» Statd der S»«dt Leipzig. (Armen««».) Lndwiz-Wolf. Junghühnel. Ziichtamtlicher Thetl. Dir PrWenlemoahl iu Versailles. In Versailles ist an, Montag eine boLwichtige Tatsche?, duna getroffen worden Präsident Brevtz bleibr das Oberhanpt der fränzSsischen Republik, und zwar habe« sich von 58S ver- Mittwoch dm 30. December 1885. 79. Jahrgang. sammelten Vertretern de» fränzSsischen Volke- 457 für ihn l erklärt, 92 rrvnblikauisch« Abgeordnete gaben ihre Stimmen I Brisson, ffrevnnet und Delaforge. die Rechte enthielt sich der f Abstimmung. Eine volle Stunde verging, bevor e- dem Senat-präsidenten Lerodrr, welcher den Vorsitz »m Eougresse ubrte, gelang, die Wahl vornehmen z» lassen; di« Monar chisten waren in der Minorität und beschränkten sich deshalb daraus, ihrer Unzufriedenheit durch lärmende ikuodg,bangen Luft zu verschaffen. Ruse wie: „Das ist eine Vrisammluug von Usurpatoren,'' ,eia Jahrmarkt" und der Protest gegen die Gesetzlichkeit de« Eougresse» wegen Nichtvertretung von »irr Departement» konnte» zwar die Wahl Grevh'« nicht hindern, aber sie sollten weuigsten» zeigen, daß «in großer Theil de» französischen Volke» von der Republik nickt» wissen will. Frankreich ist da» Land der Ueberrasckungen, und wenn dort irgend eia wichtiges Ereigniß sich der Erwartung gemäß vollzieht, so ist da» die Ausnahme. Die Abstimmungen, welchen die französischen Ministerien der letzten l5 Jahre unterlagen, konnten niemal» mit irgend welcher Sicherheit vorau»g«srh«n werden.wir erinnern nur an de» Sturz de« Ministerin,»«Frepttnet im Jahre l882, an den Durlrrc'» und Kerry'«. Erfolg« undMiß« erfolge, augenblickliche Stimmungen sind rS, welche inFrankrexb Entscheidungen brrbeisühren. oder geheime Veranstaltung«». Da-Kaiserreich stürzte, weil es besiegt wurde; Thier» wurde da« Opfer einer monarchistijchen Verschwörung, «elche Mac Maho» ans den Präsiden tenstuhl führte; Frrrh mußte aeheu. weil Oberstlieutenant Herbinger bei Langfon den Rückzug antrat; Gambetta, weil er die Listenwahl einsührea w»lltr; und wenn Brisson jetzt zuruckkritt, so geschieht eS, weil er am 24. December nicht die Mehrheit für die Bewilligung de» Tonkincredit» erzielte, welche er gehofft hatte. Aber die Ab stimmung vom 24. Deceinber bestätigt nur auf« Ne« di« Thatsachr der Unberechenbarkeit aller wichtigen Eutscheikunaen i» Frankreich. Nur weit Brisson dartnäckig aus der Abstim mung über den Eredit vor der Einberufung de» Eongresse» zur Präsideutenwahl bestand, besiegte er den Widerstand der Mehrheit der Kammer gegen die Fortsetzung de« Unternehmen» und brachte e« dabin, baß die Präsidentenwahl von der Be willigung de» Errdite« abhängig gemacht wnrd». Ei« Theil der 27S, welche am 21. December gegen ihr« Ueberzeugung für den Tonkiacrevit stimmtel,. gaben ihre Stimm« nicht dem Eredit, sondern der Republik, da» ist di« Bedeut»«» de, Ah. stimmung vom »4. Dekkmber. ^ - s wa« gefcheben wär?. »denn der Tonkincredit llha-lehnt worden war«, entzieht sich jeder Berechnung, aber e» ist klar, daß dann die von Brisson angeblich so eifrig gekittete Einig keit der Republikaner vollständig in die BrULe gegangen wäre. Brisson wollte offenbar dir Probe machen, ob er «» wagen könne, schon jetzt al» Eandivat für die Präsidentschaft der Republik auszutreten. Tie Probe mißglückte, und de-halb lehnte er die Cm.didatur für die Nachfolge Grevh'ß ab. Tie 273 Stimmen, welche Brisson für die Bewilligung de« Tonkin- credit» zusammenoebracht batte, reichten nicht hi», um ihm den Prändentcnstubl zu sichern, de»üalb zog er sich aus die stützten Strömung gegen die Wiederwahl Grevy's au» poli tischen Gründen hervor. Aber die 273 waren nicht die com pacte Masse, für welche sie Brisson und seine Anhänger hielte», und deshalb winkte der Führer «»> entscheidenden Augenblicke ab. Die Mehrzahl folgte diesem Winke, aber 68 hielten an der Eandidalur Brisson fest, sie sind die lebendigen Zeugen de» Planes, welchen Brisson bi» zum letzten Moment verfolgte. Der „Temps" meldet, daß Brisson di« jetzt die Neu bildung de» Ministeriums ablrhne. Diese» „bis" ist bezeich. nend. e» erinnert an die Zeit nach dem Sturze Ferrh'S. ai» Brisson auch mehrere Tage zögerte, bevor er sich zur Ueber- nahme de» Ministerium« verstand. Die Stimmung ist gegen- wärlia Frehcioet günstig, weil er di« Form fand, uin die Bewilligung de» Eredit» für Tonkin den Schwankenden muud- recht zu machen. Solche Stimmungen gehen aber bekanntlich bei den Franzosen schnell vorüber, und da» läßt Brisson nicht außer Acht. Er wird a» der Spitze de» Ministerium» dlerben, wenn er davon überzeugt ist, daß er sich für die Dauer ballen kann; erachtet er es aber für zweckmäßiger, ein kurzes Zwischen- rrgiment zuzulassen, um all unentbehrlicher Ersatzmann in Bereitschaft zu bleiben, dau» wird er für diese Spanne Zeit zurücktrcteu. Abgenutzt ist Brisson noch nicht» sonst würde er e« nicht dahin «bracht haben, daß die Mebrbeit ihm den Tonkincredit bewilligte. Im Grunde genommen ist dir Kammer heute froh, daß sie den Eredit nicht abaelehnt hat; d«u» da» ist unzweifelhaft, daß Frankreich« Anseden in, Aus» laude dadurch eine Einbuße erlitten hätte, und da- ist e», wa» die Franzosen aller Parteien am meisten fürchten. Di« Wahl de» 28. December ist die Antwort der Republi kaner ans dir Deputirtenwahl de» 4. October. durch welch« di« Monarchisten rin für die Republikaner sehr unangenehme» Leben»zeichen gaben. Scho« an» 18 October war die Schart« de» 4. October» großentheil« wieder ausgewetzt, aber di« Tonkinunternehmung hatte doch «inen so tiefen Riß in da» Fundament der Republik gen,acht, daß die Republikaner dem 28. December nicht ohne Bangen rntgegrnsahen. Tie Wieder wahl Grrvh'« war offenbar da» Beste und Zweckmäßigste, was die Republikaner thun konnten, um die Republik z» er- halteu: dadurch wurden alle Spaltungen und persönlichen Eifersüchteleien vermieden und die Einigkeit wenigstens äußer- lich bergestrllt. Grrvh kommt persönlich kann, in Betracht, er ist lediglich da« äußere Zeichen, au welchem sich die An hänger der Republik erkennen. Di« größte Macht ver einigt Brisson in seiner Person seit dem Sturze Ferrh'«. Wie gering die Macht und der Emstuß Grrvh'« find, wurde klar, al» er sich bei König Alfons wegen der diese« wiversabrenen Beschimpfung rutschuldigte. Die Entschuldigung bestand darin, daß er sich außer Stande erklärt«, derartig« Beschimpfungen zu Verbindern. Bor einer so beschämenden Aeußerung schreckte Grrvh nicht zurück. Aber die Franzose« bevürft, eiue» solchen Schattenprästdentrn; eia Präsident, welcher etwa» Andere» sein wollte ai« der Beamte, weicher den Millen der Nation vollzieht, der etwa selbst irgend eine eigen« Meinung baden wollte, würde sich nicht kalten können, wie wir «4 bei Thier» geseben haben. Obwohl 2vsach gewählt bei der constituirenden Nationalversammlung, mußte er schon 2 Jahr» später Mac Mahoa weich«», während der in steter Passivität verharrend« Grrvh bereit» zvm zweiten Male mit der Präsidentrnwürd« bekleidet ist. Gredy ist der Präsident nach de» Wunsche der Republikaner, er leistet niemal» Widerstand, wenn ein Ministerium gestürzt wird, er empfängt die Bot schafter und Gesandten, sowie die Souverain« und bestätigt da», wa» eine Clique vorbereitet oder das Parlament beschlossen hat. Lurch seine Nan>en»u»tersckrist. Eine Zeit lang schien «». al» ob er Intriguen begünstige, welche sein Schwiegersohn anzettelr; aber auch davon ist e» wiever still geworden, er muß dock also wohl auch in dieser Beziebung ick den Wünschen der Nation gefügt haben Für da» Aus land bietet die Wiederwahl Grcvh'» eine gewisse Bürgschaft 'ür das Forlbesteken de» gegenwärtigen Zustande» in Frankreich, wir können nicht sagen für die Erhaltung de» Frieden», denn dieser hängt von Grevh so wenig ab wie der ltri«g. Wenn Ministerium und Parlament den Frieden wollen, dann ist auch Grrvv damit einverstanden, sonst folgt „Schlesische Zeitung er der Mehrheit und den Mächtigen. * ur Kölner Erzdivoeie >» » ' Grevh ist also zum Präsidenten der französischen Republik aus 7 Jahre wirdergewählt. E» lieg«, darüber vic folgenden (bereit» gestern in unserer Stadtaustage n»t- gelkeilten) Telegramme vor: * Bersaillr», 88. December. Nationalversammlung. Longreß) Dt« Sitzung wird um 1 Uhr eröffnet. Der Präsident Zeroyer verlieft das Decret über Linbernsung der Nationalver- amnilnna. Der Banaparlist Euueo d'Oraano ruft: ,.E» ist eine Versammlung von Usurpatoren". (Große Unruhe.) Der DrputtNe des Departements Tarn et Baronoc, Drubrrt, dessen Wahl für un- giltig erklärt worden war. der aber wiedergewähli worden ist. tritt in den Saal und wird von der Reckten laut und levhost begrüßt. Di« Linke antwartet daraus mit dem Rute: ,.E« lebe di« Republik l" (Anhaltender Lärm.) Krrdrel von der Rechte» verlangt da- Wort, um die Vertagung der Nationalversammlung zu beaatramn, damit sür den Ersatz derjenigen Depuiirteu, deren Wahl für uoqiltig erklärt worden ist, Vorsorge getroffen werden ksnne. (gustinttneade Ruse der Rechte», Protest« der Linken.) Losiognoc rusr: „Der Longreß ist illegal, in demselben sind 4 Departement» nicht vertreten." Krrdrel will die Tribüne besteigen, wird aber durch die Huissiers dara» verhindert. (Lebhafte Proteste der Rechten.) Lereoec erklärt, er sei der Ver- lrettr de» Gesetze», Kerdrel könne da» Wort nicht gestattet werde», dena die Nationalversammlung sei augendlicklich eia einfache« Dahl- colleg. Ein Mitglied der Rechlen verlangt di« Anwendung der cheschästsordnung, Leroyer erklärt, es gebe keine Geschäftsordnung, anderenfasi» würde er dieselbe schon angewendet haben. (Andauernder Lärm.) Lassagnac ruft: „Dana ist die» ein Jahrmarkt". Michelst« (Intransigent) verlangt da« Wort, »m die Wahl einer constitu,rend«n Versammlung »orzuschlagru. Lervher verweigert dasselbe unter Tumult und Proteste» brr Rechte». Serouer droht di« Snspeudirung der Bitzung a». daraus wirb cudlich um 8 Uhr mit der Abstimmung begonnen. Die Mitglieder der Rechte» auttv» tr» nicht aus Le» R,»»,««»sras. ' Versailles, 88. Decrmber. Nationalversammlung. (Ausführlichere Meldung.) Bei der Präsidentenwahl wurde» im Tanzen 589 Stimmen abgegeben, davon erhielt, wir bereits gemeldet. Grrvh 457 Gtünwen. Vrissau erhielt 68. Frrycinet 14 nnd Dela- forqe 10 Stimmen, dieselben batten simmtlich die Kandidatur ab gelebt,», 10 Stimmen zersplitterten sich. 27 Sttmmzettel waren un beschrieben. Der Präsident der Versammlung, Leroyer, proclamirtt hieraus die Wiederwahl Grevv's als Präsidenten der Republik. Beiiall aus der Linke» und im Lentrum.) Nach Annahme de» tlrotololls, welche» noch einige Bemerkungen hervarries, wurde die Sitzung unter de», Veisall der Linken und des Teutrum» und unter Protesten der Rechten ausgehoben. * Pari», 28. December. Der „Temps" will wisse», daß Vrlsson sich bi-hrr weigere, die Reconstitnirung de» Eabinet» zu übernehmen Wenn er auf seiner Weigerung besteht, gilt et» Labiuet Freycinet al» wahrscheinlich. lieber die Functionen des Präsidenten dürften folgende Angaben von Interesse sein: Der Präsident der Republik wird erwählt mit absoluter Mehrheit der Stimmen de» Senat» und der Deputirtenkammer, zur Nationalver sammlung vereinigt. Er wird aus 7 Iadrc ernannt. Er kann wiedergewäblt werden. E» steht ihm. gleichwie auch den Mitgliedern beider Kammern, die Gesetzesinitiative zu. Er verkündigt die Gesetze und überwacht und sichert deren Aus ssihrung. E» steht ihm da» Begnadigungsrecht zu. Amnestien können nur aus dem Wege deS Gesetzes erlassen werden. Der Präsident verfügt über die bewaffnete Macht. Er ernennt zu allen Ei»»- und Militairsiellen. Er kann mit Neberein- stimmung de» Senat« die Deputirtenkammer vor der gesetzt mäßigen Endschast ihre» Mandat» auslöfen. Die Minister find den Kammern solidarisch verantwortlich sür die allge meine Politik der Regierung. Der Präsident der Repuvli! ist nur im Falle de» Hvchverrath» verantwortlich. Leipzig, 30. December 1885. * Di« „Norddeutsche Allgemein« Zeitung ' lenPr" esse entgegen an leitender Stelle der ultra montan Do» gvuvernementale Blatt schreibt: Der ,.Westfälisch« Merkur" rühmt bei Besprechung de» Abschlusses der Äaroliuensraae die .^bjectioe. vorurtheilssreie Auffassung de» Fürsten Bismarck t» dieser Augelegeobeit", knüpft daran aber den «asdruck de« Staunen», „warum der Reichst«»»!«», brr br« Spruch de» Papstes aogerusen, um eiue vcrhalluißmäßig keichtwiegende auswirttqe Verstimmung beizulegeu, noch inuuer zögere, de» religiösen Frieden im Innern berzustellen." Wir möchten au den ..WesiMischen Merkur" die Frage rkchle». wen er wohl mit dieser aaiven Aeußeruug za täuschen hofft. Intra et ertr» mura, ist «oa mit der Lage der Dinge doch zn genau bekannt, al» daß ma» der Anklage, die in jener Bemerkung de» .Merkurs" nrtboktt» ist, auch »ur den geriugstea Glauben schenken mrd. Die Frictton, die »wischen Deutschland uud Spanien vor- bondra war, ließ sich leicht beseitige«, w-il beide Mächte von dem Wuusch beseel» waren, ihr ulte» sreundschaltlichrl vcrhulloiß wieder hrrznstelle«. E« würde unsere« Erachten» auch ein Leichte» sei», «it Nom a» einer vollständigen Ausglrichuag der elwa noch vor- haadeuen Differrnzpuucte zu gelangen, tza man im Vatikan die persShnllche Sefinnung, welche in Berlin vorhanden ist, theil». Aber seit Iabrn» dräugt sich »wischen den Baticao und Berlin ein Friedensstörer, der e« bisher verstanden hat, jede» An- nährrnngVttrsuch s» dereittl». Unftre parlamentarische Geschichte brr letzten Jahre mett» dasür zahllose Beweise. Wir erinnern nur ,a die Rede, die der Eeutrum-Iührer vor zw«, Jahre« im preußnchea Laudtag birll, al» da» dekannle Schreibe., dcs Papste- und eiue Rate de» Eardinal-Staotsseeretair» rerüffenllicht wurde. Während dies« Schrütstückr ia der katholische» Welt e ne sympathische Auf nahme fände», rrschieurn sie Herrn Windthorst als eiue Bedrohung seiner Politik, und er batte nichts Eiligere» zu thun. als eiaro ganz mtmotivtrttn zoeuigr, Ausfall aus den preußischen Cullusin>»ifter zu machen »ad »rdl « «ab» zu verkünden, daß. n»n, der llulturkamps aufhSrea sollt», der „Kamps um dir Schuir ganz bestimmt wieder uud ruera-schee «Aber,«» würde". Herr Wiaditzorst wänsch« de» Friede» s» weMg, baß er mw daraas bedacht ist, neu» Eoastict». ptmet« zu finden, für de» Fall, daß dt« vorhandene» beseitigt werden. Der ..Westsalisch« Merkur" kennt jo zweifellos die Ziele und die Taktik de» llentramssührer« sehr vlel besser als wir; ckm st-h» gewiß noch ein bedeutend reichere» Brwetsmattrlul dafür zu Ot-dote. daß Heer Windtborst den Laiturkamps um jede» Prei« will, weil er ohue denselben nicht leben kann. Unsere Absicht ist nur. den Westsülischen Merkur" über dea Irrtbvm zu belehre», als ob diese sviage ein Geheimniß wären. Da- Lied von den loeifiicheo Agenten pseisrn die Spatzen voa den Dächern — überall im Inland und im Ausland: wir empfehlen dem „Merkur" die Lecture emr« Artikels, der jüngst in der „Odessaer geiiung" erschien. Er wird darau» ersehen, wie weit die Kenntniß davon vrrbreitt« ist, baß „weifischr Ioleresseu, die Windthorst vollständig absvrdirea, ilm zu dein sonst uuerklärlichen Feldzug veranlaßkeu, den er gegen Fürst Bismarck unternommen hat", «kurzum, der „W'stsälssche Merkur" muß vor sei,«» Lesern wenig Achtung haben, wenn er den Versuch wag», ihnen derartig« Fülschuaqcn auszubindea. * Aus eine ^«igenthümliche Variante" macht die Schlesische Zeitung" aufmerksam. Bekanntlich haben die ur Kölner ErzdiVceie gehörenden Studirenden der katholischen (hrologie in Wiirzbnrg an den Erzbischof Kremrntz gelegent lich seiner Inthronisation eine Adnss« gerichtet, worin nach der ultramontanen „Kölnischen Volkszeilung" der Passu» ent halten war: „Wir wissen es wohl, ivaS e» beißt: wir haben vieder einen Bischof, der frei und ungehindert un« ühren und leiten kann." Tie „Germania", welche von einer solchen Freiheit absolut nicht« wissen darf und auch in dem neuen Obarhirten nur „einen Bischof mit gebundenen Händrn" sieht, reproducirt diese Stelle mit folgender redaktio nellen Nenderung: „Wir haben wieder einen Bisckos, der rei uud ungehindert lehren darf." Es geht doch nichts Über die ullramontaue Geschicklichkeit! * Die kn Berlin erscheinende .Neue Zeitung", da» Organ der dortigen Nationalliberalen, schreibt in eigener Sach«: Mü Bedauern sehen wir »nS genöthigt, den Freunde» nnsere» Blatte» da» demnächstige Eingehen desselben anzuzeigen, nachdem ich maaaiasach« Beriuche. die Möglichkeit seiner Fortexifteaz zu chafsrn, al» erfolglos erwiesen haben. Die „Reue Zeitung" wird our »och bi» zum Schlüsse dieses Monat- erscheinen. Der Lache, welcher unser« Ülrbeit unter Ausschluss teoeo anderen Iateresses gewidmet war. wünschen wir ei» kräftiges Gedeihen! Men Freunden» die uuser Blatt io der kurzen Zen seine- Bestehen« sich erwerbe» konut«, sür I Hut bereite Unterstützung, sür Ermunterung uud Nachsicht uuser«» ausrichtigfteu und herzlichen Da»l! Redaktion uud Verlag der „Neuen Zeitung". Wir bedauern da- Eingeben deS ungemein sorgfältig redigirten und stet» schlagfertigen Blattes, »reichem wir manche wertbvolle Mittheilung au» dem Parteileben in Berlin zu danken hatten. * Au» Mecklenburg-Schwerin, 2l. December. wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben- „B-ka»»liich erregt» im «origen Jahre die verweiaerunq de« Magistrat». z» Rostock, die Vorarbeiten znr Erbauung einer katholische» Kirche in dieser Stadt zu genehmigen, in ganz Deutschland diel Aussehen und gereckten Unwillen. Zwar stützte der Magistrat diese» Verbot aus eine kurz nach dem dreißig jährigen Kriege erlassene Verordnung, wonach im Interesse de« consrssionrUrn Friedens in Rostock keine katholisch« Kirchen mehr erbant werden dursten, dock war e» selbstver ständlich, daß solche Unduldsamkeit durch die Reich-Verfassung deS Kaiserreiches glücklicherweise beseitigt ist und daß Niemand den Katboliken, wenn sie die nvtbitzen Geldmittel kazn aus brächten, verwehr« konnte, in beiden Trotzherzogtyümer» Mecklenburg und also auch iu Rostock so viele katholische Kirchen zu erbau« und zu benutzen, wie sie nur immer wollten. Diese» ungeschickte Verbot de« Magistrat« soll auch mebr au» nicht ganz unbegründeter Beforgniß, es würden zuletzt die Geldmittel fehlen. um ein« begonnenen Bau auch wirklich angemessen zu Ende zu führ«, denn aus Abneigung gegen ein wohl etwas ungehöriges Be nehmen eines katholischen Pfarrer« in der Stadt und gegen da» sehr schroff sich zeigende Hervortreten «ine» mecklen burgischen Eonvertiten von Adel entstanden sein, al» daß inan im Ernste daran backte, e» aufrechterhalten zn können, ja auch nur zu wollen, und jetzt ist denn auch die Angelegen heit aus die befriedigendste Weise gelöst. Der Bischof Hvt» tinarr in Osnabrück, zu dessen Sprengel alle in Mecklenburg wohnenden Katholiken gehören. bat unlängst ein bekannte», günstig in dem „Crvpliner".THal gelegene« Dergnügungs- Ltabilssement Flora aus seinen Namen gekauft, dasselbe soll abgerissen und im nächsten Frühling mit dem Bau einer würdigen katbolischen Kirche begonnen werden. Ob dieselbe ein sehr dringende» Bedürsmtz ist. dürste eine ander« Frage sein, denn unter den 40.000 Einwohnern von Rostock be finden sich etwa 100 Katholiken, welche in der bisherigen klein« Eapesie hinreichenden Platz fanden. Im Sommer arbeilen viele katholische Oberschlcsier aus den Rübenseldern der Umgegend " » * « * Iu den Kreis« de» Eultus» und Unterricht-ministerium« in Oestcrreick erperimenlirt man sckon seit Jahren an einem merkwürdige» Problem berum: daS geistige Leben Oesterreick» möglichst unabhängig von Deutschland zu gestalten und zu diesem Behuse eine „nur-vstrrreichische" Lite ratur zu schaffen. Wa« die vornehmsten Geister »n Oester reich ebedem mit aller Macht erkannten, daß nämlich da« geistige Schaffen Dentschösterreick» al« ebcnhürtigrr Theil der Gcsammtcnttur Deutschland« angesehen werde, soll einer Neuerung weich«; jene sckwarrgelben Schranken, deren Be stand ein Grillparzer, ein Anastasius Grün u A. so bitter empfanden, die doch gewiß gute Oesterreicher, aber deutsche Dichter waren, sollen wttder ausgerichtet werden. Den Deutschen Oesterreichs soll auch da» kulturelle Zusammen gehörigkeitsgefühl mit Deutschland von Obrigkeit- wegen unter sagt wcrd«. Da man die Gesinnungen unv die Geister der Gewordener» naturgemäß nicht in ven Bann thun kann, so versucht man es, die Geister der Werdenden im nur österreichischen Sinne zu erziehen. Immer wieder tauchen von klerikaier, wie voa osfinkser Seite die bekannten Beschuldi gung« aus. daß Schule und Bramlentbum in Oesterreich bisder unter unvsterreichischem unv akatholisckem Geiste stand«, daß der preußisch-prolestantilchc Geist heute noch die ganze bistorischk Auffassung der österreichischen Schuljugend bretnfiusse und verwirr«. Seit Jahren ersehnen die Klerikal« rin« österreichischen .Special-Messias-, der diesem .Unwes«- rin Ende mache, uud in de« neu« Unterrichlsminister Herrn von Gautsch will man diesen Messias gesunden Hab«. Be, der BcikSichuIe sängt ma» au: „Gründlich ausräumen" ist die Parate. Die „Preußenheuch-iei" soll schon ,n d« Kinder berzen mit all« Wurzel» ausgetilgt wer»«. Eine förmliche Schulbücher-Febme wird in« Werk gesetzt. Wa» ist dieser Febme bereit« zum Opser gftallen? Die Bücher aus mauchrn. deutschen Verlag. die Hoffmann'scben unschuldigen Erzäh lungen. ja k»e Grimm'schrn Volksmärchen sieben a»i dem Indez der verpönten Bucker; nächstens kommen wohl Schiller'» und
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