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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-02
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Nk-artion >«d Lrpkditioa IohanneSgasse 33. Sprechstunden der Nrdarti-n: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. k> vte NiUtgad, «maelandtkr v!an»Icrl»l, «acht ftch tlk »irdaclio» nicht «crdnchkch. «»nähme her für die nüchsts«l,e»de Nummer destimmte» Inserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags, an Tonn- und Festtage» früh bis ',.v Uhr. 3n de» Filialen für Ins.-^nnalfme. Otto klemm, Universitätsstraße 21, Lauts Lösche, Katharinenstraße 18, p. mir bi» '/,S Uhr. 27K. NlmigcrTagkblatt Anzeiger. Meß.A«flage 18,780. Ad-nue«eat»prri» viertelt. 4'/, Mt. tucl. Brtngrrlohn k Mk., durch die Post de ragen 6 ML Jede einzelne Nummer SO Pf. Belegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (tu Tageblatt-Format gesalzt) ohne PostbesSrdrruag 39 Mt. mit PostdesSrderuag 48 Mt. Inserate Kgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Gchristeu laut uoserem Preis» verzeichuiß. Tabellarischer u. Zisserusatz nach hrherm Tarif. Uerlamrn nntcrdrm Uedartionsftrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die Expeditto» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnemimoramto oder durch Post. Nachnahme. Donnerstag ven 2. October 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Im Monat September 1881 erlangten da- hiesige Bkrger- recht: Auer, Heinrich, Tischler; Vrandstätter genannt Tictz, Joseph Jacob Laver, Tchauspteler; tztläser, Christian Friedrich Hermann, Feilenhauer; Hugler, Carl Gustav, Hausvater der Herberge zur tzeimath; VUth, Georg/Kaufmann; Jähne, Louis Reinhard, Reichsgericht»-Obrrsecretaikj Merseburger, Mar Otto. Buchhändler; Naumann, Carl Christian Gustav, Kaufmann; Nridhardt, Johann Gottlob Franz. Feuerwehrmanu: Peter, Gottlob Frlcdrich Carl. Bürstenmacher: Pruschet, Carl Eduard, Pioductrn- und Milchhändler; Neichl, Franz, Scknilnuachcr: Sitlit, Anton Alexander Bernhard, Kausmann',1 Schlesinger. Carl, Agent; Thomas, Johann Heinrich, Schlesier; Thos;, Carl Ernst, Tapezierer. Vrkaniltmaihllilg. Um den HciuSbesitzern der inneren Stadt, denen zwar das Räumenlasien der Gruben ans pneumatischcin Wege in den Stunden von 8 tlbr Abends bis kl Uhr Morgens ge stattet ist, die aber bei Benutzung der Nachtstunden von 8 Uhr AbendS bis 3 Uhr Morgens hierzu einen Zuschlag von 20 Prccent aus die gewöhnlichen Kosten der Gruben räumung zu tragen habe», eine MchrauSnnhiiiia der znschlagS- freien Morgenstunden von 5 bis 8 Uhr zu diesem Zwecke zu ermöglichen, finden wir unS bestimmt, unsere Bekanntmachung oom 29. August 1884, die Einrichtung bezirksweiser Räumung der Abortgrubeu :c. betreffend, hinsichtlich der inneren Stndt dahin zu niodificiren und zu ergänzen, daß die Grubenräumungen im 'I. Bezirk (der westlichen Hälfte) außer in den Nachtstunden vom Monlag zum Dienstag auch schon in den Morgenstunden von .9—8 Uhr dcS Montag »nv die im II. Bezirk (der östlichen Hälfte) außer in de» Nacht stunden vom Freitag zum Sonnabend cuich schon in den Morgenstunden von !> bl» 8 Uhr deS AreitngS vorgcnoinmen werden dürfen. Im Uedrigen treten die Bestimmungen nnscrer Bekanntmachung vom 29. August dieses IabrcS allenthalben unverändert mit dem 1. October dieses ZahreS in Kraft. Leipzig, den 28. September 1884. Der Ratk der «Ltadt Leipzig. H 1)r. Georgi. Deutsche!. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 12. hu)., den Correetiouär Ernst Moritz Löwe betr. Leipzig, am 29. September 1881. Las Poli;ei-Amt der Stadt Leipzig. Bretlchneider. Ur. Berger Nichtamtlicher Theil. Die Ausweisung der Anarchisten aus der Schwei). Der schweizerische BunvcSrath hat am 25. September einen wichtigen folgenschweren Beschluß gefaßt; sechs Anarchisten sind aus den Antrag deS Kantons Basclstadt vom 17. Sep tember aus dem Gebiete der schweizerischen Eidgenossenschaft auSgewiesen worden. Die Kanlonsregierungen sind beauf tragt worden, diesen Beschluß zu vollziehen und Uber die Vollziehung dem eidgenössischen Justiz- und Polizeivepartement Bericht zu erstatten. Es ist taS erste Mal, daß die Schweiz ihr Gebiet einer Mordgelellschast verschließt, welche ihre Schandthatcn von diesem sicheren Boden anS inS Werk gesetzt und nach Bcrübung derselben regelmäßig in das schweizer Ashl zurückgckehrt ist. Die Negierung der Schweiz ist endlich zu der Einsicht gelangt, daß sie durch den Schutz, welchen sie gemeinen Verbrechern gewährte, sich mittelbar zur Mitschuldigen derselben machte iuid daß cS sich hier nicht sowohl um AusreLtcrhallung eines Gebotes der Freiheit und Menschlichkeit, als um Borsckubleistung für Verbrechen deS AnSwuns der Menschheit bandele, welche von den euro päischen Machten aus die Dauer nicht geduldet werden würde. Selbst diese späte Einsicht ist daiikcnSwclth und sie erleichtert den Kamps, welchen die übrigen Negierungen Europa- gegen die Anarchisten führen, um ein Bedeutendes. Tie bisher ohne Vorgang dastehende Maßregel wird da durch begrüntet, daß die in der Schweiz sich aushaltenden Ausländer Karl Weiß. Spengler anS Dresden, Franz Grob« Sengcr »nd Franz Stieglitz, Schreiner auS Leidmeritz, und Pulgram in Mähren, Karl Muck, Tagelöhner auS Sternberg in Mähren, Jacob Leoercr-Habcrkorn, Schneider au- Ncmcie in Böhmen, und Lcepeld Zickbaner-Müchinger, Korbmacher a»S Donawitz in Steiermark, der internationalen Vereinigung der Anarchisten s.ir die sogenannte Propaganda der That an» gehören, einer Verbiiidunz, welche sich als solche mit den Verbrechern Hermann Slcllmachcr und Anton Kämmerer, ihren gewesenen Mitgliedern, offen als solidarisch erklärt und in ihren publicistischcn Organe», sowie in Flugblättern die Genossen fortwährend zur Begehung ähnlicher gemeiner Ver brechen aussortcrt; daß dieselbe» infolge der gegen sie ge- lrofsciien polizeilichen Maßnahmen anS Deutschland und Oesterreich in die Schweiz gekommen »nd dort die Agitation für die anarchistischen Zwecke fortgesetzt haben. ES mußte also erst sehr weit komme», bevor sich der Schweizer BundcSrath zu dieser rettenden Thal entschloß, und leider ist der Schauplatz der bis dahin unerhörten Thäligkeit der Schweizer Regierung beschränkt genug. Nur Mitglieder rer anarchistischen Verewigung für die sogenannte Propaganda der Tbat sind von der Maß regel betroffen, alle übrigen anarchistischen Spielarten dürfen danach ungehindert die Schweiz auch ferner als geeigneten Boden für die Anzettelung von Verschwörungen gegen die be stehende staatliche Ordnung betrachten, man wird sie ferner ebenso ruhig gewähre» lassen, wie seiner Zeit den Fürsten Krapolkm, den bekannten russischen Nihilisten, und den spani schen Revolntionair Zorilla in Genf. ES bedurfte der un menschlichen Verbrechen eine- Stellmacher und Kämmerer, bevor sich der Schweizer BiinteSratb entschloß, eine Grenze sestzustellen zwi'chen politischen und gemeinen Verbrechern, lieber die Gefährlichkeit solcher Leute kann kein Zweifel ob walte», aber die ganze Art ihrer verbrecherischen Thäligkeit ist doch nur gegen einzelne Personen gerichtet, die beraubt und ermordet werden, um Geld für anarchistische Zwecke zu gewinnen. Bei Weitem gefährlicher sind Leute wie Zorilla, welch« im AuSlande Revolutionen anstisten und die Sicherheit zanzrr Länder bedrohen. Osstcierc »nv Nnterossicicre der panischen Armee, welche von Zorilla verführt wurden, haben den Tod für ihren Treubrnch erlitten und Zorilla ist gleich ihnen zum Tode vernrtheilt. Trotzdem erfreut er sich voller persönlicher Freiheit in Gens und die gesammte Schweiz würde einen Wcherus anstimiiicn, wenn ihm ein Haar ge krümmt würde. ES ist ja ein schöne- Ding um ein solche- Ashlrecht und e» airbt Zeiten und Verliältnisie, in welchen man den vom Gesetz Verfolgten seine Sympathie nicht versagen kann. Für politische Verbrecher, welche ihr Valcrland aus der Knecht schaft befreien wollte», welche ihre Feder dem Dienst von Recht und Freiheit geliehen hatten und deswegen von der Regierung ihres HeimathlandeS verfolgt werden, für solche ist ein Land, welches ihnen Schutz gegen ihre Verfolger ge währt, eine Wohithat, die vom liberalen Standpunkt auS betrachtet nicht verdammt werden kann. Aber welcher Unter« schied ist zwischen politischen Verbrecher» und Conlravenicnten dieser Art und den Nihilisten »nd Anarchisten, welche den Mord ihrer Widersacher als eine prciswürdigc That be trachten! Ist eS etwa keine Propaganda der Tbat, wenn die irischen Fenier in Nordamerika ikrc Sendlinge nach Eng land schicken, um dort durch Timamitexplosionen Tod und Verderben zn verbreiten? oder ist eS ein Beginnen, welches aus Schutz Anspruch hat, wenn russische Staatsangehörige die Ermordung ihre- Kaiser- vorbereitcn und alle, welche dem absolutistischen System anhängen mit demselben Schicksal bedrobe»? Die Verschwörer, welch« VaS Attentat bei Ge legenheit der Enthüllung keS Denkmals auf dem Niederwald auSsnliren wollten, sind sicher ebenso verruchte Morkgcsellcn wie die Stellmacher und Kämmerer und ihre Gesinnungs genossen, aber wenn sie den schweizerischen Boden betreten hätten, so würde ihnen da- Asvlrecht nicht minder zu Gute kommen wie den Zorilla und Krapolkin. DaS ist eine mißbräuchliche Ausdehnung de- Asylrechts und deshalb erscheint cS nölhig. daß internationale Normen über die Grenze».dcS AjylrcchlS aufgestellt werden. Die Vermuthung liegt sehr nahe, daß der Schweizer BundeSrath bei der Beschlußfassung über die Ausweisung jener sech- Nnarchisten der Propaganda der That lediglich selbstsüchtige Zwecke verfolgt hat. In der Cchivei; aiebl es nicht minder BanguierS u»d Apotheker, wie in Wien, Stuttgart und Straßburg, nnd eS ist seine erklärlich, daß die Inhaber solcher Geschäfte sich ebenfalls gegen Räuber und Mörder schützen wollen. ES wäre nun zwar sehr thöricht Von den Vertretern der Propaganda der That, wenn sie ein Land zum Schauplatz ihrer Schanvthaten macken wollten, was ibnen bisher Schutz gegen Verfolgungen gewährt hak, aber die Möglichkeit eines soichen Mißbrauchs deS AsnlrechlS wäre immerhin nicht a»S- geschlosscn. Wen» diese Rücksicht, die einzige Triebfeder de» ÄusmcisungSbeschliisseS war, dann sind sreilicb die Hoffnungen, welche die übrigen Negierungen auf die Schweizer Bundes- regicrung gesetzt haben, ans Sand gebaut, denn diese Hoff nungen richten sich darauf, daß die Schweiz ihre Bestrebungen zur Vernichtung und Unschädlichmachung der Anarchisten mit denen der übrigen Mächte vereinigen wird. Wir wollen die Möglichkeit nickt von der Hand weisen, daß die Schweiz dennoch einer den Verhältnissen entsprechenden Umformung dcS Asylrechts nicht unzugänglich ist, und begrüße» deshalb den AliSweisungSbeschkuß als einen entwickelungsfähigcn Anfang auf diesem Wege. Die verschiedenen Spielarten des Anarchismus gehen so »»vermerkt ineinander über, wie die Verwandtschaft der vor geschrittenen Socialdemokraten mit demselben trotz aller Nblcng- nung von dieser Seite nicht von der Hand zu weisen ist. ES ist Thatsachc, daß der in Zürich gedruckte „Socialdemokrat" die Er- mordung Alexander » H. alS eine preiswürdige That ver herrlicht hat. und da- genügt vollständig, um die wohl- begründete Besorgniß der europäischen Mächte zn erregen. Die Schweizer Negierung ist sehr Übel auf die publicistischen Organe zu sprechen, welche Thaten, wie sie Stellmacher und Kämmerer verübt haben, als nachabinenswerlh erklären, gegen die Ermordung von Souverainen scheint sie weniger rmpsindlich zu sein, wenigstens hat sie bisher nicht- gethan, um ihren Abscheu gegen derartige Verbrechen kund zu thun. Die Ermordung eines Bankier- gilt dem Schwerer BundeSrathe als veravscheuungSwürdigeS, gemeines Verbrechen, die Ermordung eines Kaisers läßt sie dagegen kalt. Ist das ein richtiger, oder auch nur vertyeidigungSfähiger Standpunkt? »In Gniunor" lautet die Devise der Freibeit-freunde, aber sind denn Tyrannen die AnarifsSobjecte der Anarchisten und Nihilisten? Vom politischen Standpunkt läßt sich darüber streiten, ob ein absoluter Herrscher dir Be zeichnung Tyrann verdient, jedenfalls kommt dafür die Per sönlichkeit wesentlich in Betracht, aber durch die Ermordung eines solchen präsumtiven Tyrannen sott doch nur da« Signal zum Umsturz der gesamwten staatlichen und socialen Ver hältnisse gegeben werden. Und dann kommen die Anarchisten von der Art der Stellmacher und Kämmerer an die Arbeit, welche ihre Angriffe gegen die Sicherheit der Person und dcS EigenthumS richten. Diese Unterscheidung läßt sich also nicht aufrecht erhalten, der Fürsienmördcr, welcher durch seine That die Befreiung der Gesellschaft einleitcn will, ist mit dem Anarchisten sälidarisch. welcher vm Bankier ermordet» um durch daß ihm abgenommene Geld den Umsturz der Ge sellschaft fördern zu Helsen. Der Unterschied besteht nur darin, daß jener den Umsturz von obenhcr, der ander« von unten herauf beginnt. Der Krieg gegen Anarchist«« und Nihilstea läßt sich nur dann mit Aussicht auf Erfolg durchkämpsen, wenn diesen Mordgesellen kein RückzugSort offen steht, an welchem sie vor Verfolgung Schutz finden. Solche Asyle gewährt zur Zeit noch d,e Schweiz und Amerika: e- ist deshalb erforderlich, mit diesen beiden Staaten Verträge abzuschließen. durch welche dieser schmähliche Mißbrauch des Asylrecht« in Zukunft beseitigt wird. Wir verkennen keineswegs die Schwierigkeit, welche in der Auffindung der richtigen Grenze besieht, um diese» Ziel zu erreichen, aber jedenfalls muß sie weiter gesteckt werden, al» die» bisher vom Schweizer BundcSrath geschehen ist. Hoffen wir, daß sich auS diesem Anfänge etwas Gute» und Ersprießliche» entwickeln möge, welches alle Thcile be friedigt. * Leipzig, 2. Ortober 1884. * Au» Anlaß der fünfzigjährigen Vereinigung deS Kreise- Gt. Wendel mit der Krone Preußen hatten die Krci-stäiive eine Adresse an den Kaiser gerichtet. Sic haben hierauf folgende- Dankschreiben erhalten: „Wie Ich in diesen Tagen Meiner persönlichen Anwesenheit in der Rheinprovinz durch zahlreiche Beweise der Liebe und Verehrung wahrhaft erfreut werde, so gereicht mir auch die Adresse der Kreis- stind« vom 20. d. M. aus Anlaß der künszig>ührigcn Wiederkehr der jenige» Tage«, an welchem das ehemalige sachlen-coburgtsche Fürsten- thmn Ltchicnberg, der jetzige Kreis Samt Wendel, mit der Krone Preuße»» vereinigt wurde, zur hohe» Befriedigung. Besonder» an- genehm und wohlthucud ist Mir Ihre Versicherung, das, die Be- wvhner d«S Kreises in diesen sünszig Jahren unter den Segnungen eine« langen Friedens, wie nach de» für Preußen geschichtlich großen Ereignissen der letzten Teccnnien sich ihrem gegenwärtigen Vater- lande immer enger angeschlossen haben, und daß da» Gesühl der Treue und Anhänglichkeit an da» königliche Haus in ihnen immer stärker und mächtiger geworden ist Ich kann eS Mir daher nicht versag«», Ihnen für Ihre patriotisch« Kundgebung Meinen auf richtig«» landeSvLIerlichen Dank ausznsvrcchen. Brnrath, de» 21. September 1881. Wilhelm." . * Die diesmaligen Wahlen werden ohne Zweifel wieder zu einer großen Zahl engerer Abstimmungen sichren Bei den letzten Wahlen waren cS über hundert Wahlkreise, in denen eine Stichwahl stattsindcn mußte. Jetzt werde« e- ganz gewiß nickt weniger sein. Mit gutem Grund richtet sich daher die Besprechung der Wabllaklik bereit» Uber Ven ersten Wahlgang hinan» aus die Stichwahlen. Man weiß auS früheren Erfahrungen, weich unerfreuliche Züge dabei zu Tage zu trete» pflegen. DaS unwürdige Buhlen um die Stimmen anderer Parteien, da» Schachern um Zugeständ nisse hält dann wieder seinen Einzug »nd e- sind daoe« keine»» weg- immer die innerlich sich »ähcrstchcnden Parteien, welche sich iinterslützen. sondern oft hat die Leidenschaft de- Wahl kampfe» eine solche Gereiztheit und Erregung hinterlaffrn, daß hem entschiedeneren Gegner der Sieg eher gegönnt wird als dem näherslebenden Mitbewerber. Wie die Gegen sätze sich jetzt zugespitzt babrn, steht e- zum Beispiel leider ikineSwegS fest, daß bei Stichwahlen sämmtliche aus dem Boden der heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung stehenden Parteien sich gegen dl« Socialdemokraten vrr» einigen, daß alle deutschen Parteien gegen die Polen zu sammenstehen. daß die liberalen Parteien überall gegen Ultroniontane gemeinsam austretrn. Wir unsererseits be trachten e» als selbstverständliche Ausgabe unserer Partei« gen--Ou, gegen Socialdemokraten. Ultramontane, Polen und Welsen jeden andern Eandidaten mik aller Kraft und An strengung zu unterstützen. E» wäre sehr wünschenSwerth, wenn auch von anderer, namentlich deutswsrrisinniqrr Seite ähnliche bestimmte Anweisungen an die Parteigenossen ergingen,damit wenigsten- gegenüber diesen ertremenRichtungen da» Zusammenhalten der liberalen und konservativen Parteien gesichert wäre. Allein wir werden aus solche Zusagen und Anweisungen wohl vergeblich warten. Die deutschsreisinnige Partei wird bei den Stichwahlen den Ultramontanrn und Socialdemokraten sehr z» Dank verpflichtet sein und sich vielleicht veranlaßt suhle», diesem Tank in Gegenleistungen Aus druck zu geben. Auch aus cxtrem-conservativcr Seite wird unter Umständen melir Neigung bekleben, einem Ultramontanrn oder gar einem Socialdemokraten Beistand zu leisten als einem „entschieden Liberalen". I» der Presse und den Wahlreden hat cS an Aeußenrngcn dieses Sinne- nicht gefehlt. Man wirk sich da gewiß noch aus reckt wiverwärtigc Erscheinungen gefaßt machen müssen. Ueberhaupt zur Hebung der politischen Moral und Ehrlichkeit trägt da- zweifelhafte Institut der Stichwahlen nicht bei. * Die „NorddeutscheAIlge mein-Zeitung" äußert sich über den FractionS-Terrori-mu- de»,NeufortschrittS" und richtet diesmal die Spitze ihrer Lanze gegen Herrn Eugen Richter selber, den Diktator de» »DeutfchfreisinnS". Das Regierungsblatt schreibt: Die „freisinnige" Presse will eS unter keinen Umständen gelten lassen, baß Herr Eugen Richter in der Fraction auf „strenge Zucht und Ordnung" halte; alle hieraus de- züglichen Andeutungen sind nach den „Freisinnigen" schnöde Lüge und Verleumdung. Wunderbar und unerklärlich bleibt aber dabei, daß diese nämliche Presse mäuschenstill geschwiegen, als die „Frankjlirter Zeitung" im Juni d. I. Herrn Richter zu- gerufen: „Steuern zahlen, Soldat werden, Maul Hallen! Paßt leider auch auf Sie, Herr Richter." — Ebenso wenig hotte die „freisinnige" Presse ein Wort der Entrüstung oder Belehrung, ol der bekannte Herr Niebour sich den Wählern „aus Befehl de« Höchstcommandtrenden" präsentirte. Weshalb rchousfirten sich die Herren damals nicht? Sollten ihnen am Ende gar Herr Niebour und die „Frankfurter Zeitung" nicht als klassische Zeugen gelten I? * Nachdem Herr von Schlözer vor einigen Tage« in Rom wieder eingetrofsen, verbreitete eine der internationalen Tclegraphen-Agenturen dir Meldung, daß er nicht» Eiligere« zu thun gehabt habe, al» dem Cardinal-Staats- secrrtair eine Note zn überreichen, welche den Vorschlag einer neuen VcrhandlungS-Basi» enthalte. Wie nian sich in vaticanischen Kreisen die Sachlage denkt, ergiebt sich aus einer römischen Eorrespondenz der „Germania", worin es heißt: Herr v. Schlözer ist also wieder hier. Gestern (am 26.) Nach mittag eingetroffen, hat er sich schon gleich heule in den Vatikan begeben, um dem Eardinal-SiaatSsecretair seinen Besuch zu machen. Die Rückkehr de- preußischen Gesandten aus seinen Posten zu einer Jahreszeit, wo die Herren Diplomaten sonst entweder tn ihrer Hetmoth, oder in italienischen L-ndortea von ihrer anstrengende« Lhtttgkeit auSruben, läßt e« begreiflich er- scheine», w«»n die Herren von der Presse die Nachricht tn dir Welt sende», daß er «- sehr eilig habe, rin Abkommen mit dem heiligen Stuhl zu Stand« zu briagra, daß er alsbald eine Note zur Regelung der schwebenden Fragen überreichen werde «. s. w. Aber die Versilberungen der prenßiichen Osficiölen, daß di« Beniner Regierung dem heiligen Stuhle kein« Con- cetstonen machen wolle, sind wenig dazu geeignet, dt« Hoffnung auf ei» baldiges Resultat der Unterbandlnngen zn beleben. Wenn Preuße» sagt: Ich will de» kirchlichen Friede», aber nur in der Weise und auf den Grundlagen, woran ich bisher frstgehalten habe, d. b. anter den Bedingungen, welch« der h. Stnhl seit lüns Jahren conieqneat für unannehmbar seinerseits erklärt hat, so sind und blridrn die Unterhandlungen aussichtslos. Zudem erinnern »och ab und zu und ganz besonder» in allerjüngster Zeit gewisse Borgängr an verschiedenen Orten der preußischen Lande, namentlich die Ver- urtheilunqen von Geistlichen wegen „maigesetzlicher" Amtshandlungen, daran, baß die Maigeietze nicht nur noch sortbesseben, tondern auch recht stramm zur AuSinhrung gebracht werden. Hier an hoher, maß _ ^ . .... . . - . gebender Stelle schenkt man diesen Vorgängen eine große Aut I merksamkeit »nd der Eindruck, den dieselben machen, ist nichts * weniger als günstig. Ob eS Herrn v. Schlözer gelinge» wird, diese Übeln Eindrücke zu verwischen und eine endliche Verständigung wenigstens anzubahnen, das wird schon die nächste Zukunst lehren. Denn seine beschleunigte Rückkehr hierher legt dock wenigsten» die Annahme nahe, daß man die kirchenpolitischen Unterhandlungen wieder in Flnß z» bringen gedenkt. * In Beantwortung der vom Abg. vr. Kncll wegen Bedrobungen und Gcwaltthätigkcitcn von Ezcchen gegen Deutsche am 22. d. M. eingebrackten Interpellation wie» der Statthalter in der am TienStag slattgcsundenen Sitzung de» bvbmischcn Landtages (wie wir bcnte aus führlicher iiiiltbcilen) zunächst daraus bin, daß für den LandcSschulrath nur der Wortlaut keS Gesetzes maßgebend sein könne und daß die stricte Beobachtung dcS Gesctzwort» lautes durch compelente böhere Entscheidungen nachgewiesen sei. Er habe seinerseits bei jedem Anlässe die größte Objektivität beobachtet. Der Statthalter gab darauf eine actenmäßige Darstellung der Vorgänge, die sich bei den ver schiedenen vom Inlerpcllanten erwähnten Festen zugetragen haben und wies daran- nach, daß auch von den Behörden »»zweiselbast mit voller Objektivität versabren worden sei. Wenn vereinzelte Fälle von nationalen Ausschreitungen vor gekommen seien, so könne er nur wiederholen, daß er dieselben, mögen sie von der einen oder der anderen Nation auSgchen, tics beklage nnd vcrurtheile und daß er nicht ermangeln werde, derlei Ausschreitungen überall entschieden entgegen zu treten. Die Behörden seien den ihnen obliegenden Ver pflichtungen in vollem Umsange nachgekommen und stets bemüht, alle da- nationale Gebiet streifenden Angelegenheit« von vollständig gleichen Gesichtspunkten au» zu behandeln. Dieses Berbalten entspreche der eine Verständigung beider Nationalitäten vor allem Anbeginn anstrebenden Regierungs richtung und werde die Regierung an solcher Verständigung beider Nationalitäten unter Wahrung ihrer Gleichberechtigung unentwegt festhalten. * Man schreibt unS au- Per» vom 27. September. Eine nächste Rückwirkung der Dreikatserznsammen- kunft aus da» verhältniß der Türkei zu ihrem alte» russischen Gegner ist darin zu linden, daß man bereit» von der Entsendung einer freundschaftlichen Mission nach Kt. Petersburg spricht, dte natürlich durch dte Entsendung einer russischen Mission »ach Stambul bald erwiedert werden würde. Die« stimmt mit anferrr Auisassung überein, daß die in Skierntewirze neubelebtr dentsch- ruisiiche Frenndschait die Türket einiocher »nd besser vor offenen oder geheimen Angriffen Rußland» schützt, al- die» rin Bündniß- vertrag der Türkei mit Oesterreich-Ungarn und mit Deutschland, der immer dies« oder jene drückende Verbindlichkeit tn sich schließe» würde, zn Wege dringen konnte. Bei dieser Sachlage wird die Stellana England- am Va-poru- immer schwieriger und sein Einfluß htersekvst namentlich im vergleich zu dem, den eS vor mehreren Jahren hier noch auSübtk, immer ge ringer. SS steht wie ein verzweifelte« Mittel au», um der Türkei sich al« den alten Freund von ehedem zu zeigen, wenn der englische Delegirte im Gegensatz zu allen seinen übrigen europäischen Lollegen den Bcrathungen de» lnternationalen GesundheltSralheS in alleiniger Gemeinschaft mit den van der türkischen Regierung Deleairteu sieben Militair-Aerzten beiwohnt und mit diesen zusammen Beschlüsse faßt. Der so entstandene türkisch-englische, vordem internationale GesundhettS- ralh hat sich resolut genug erwiesen; der vorwnrs der Sorglosigkeit kann ihn nicht treffen, wenn er die ErhShung der Ouarantaine-Dauer für die au« verdächtigen Häfen kommenden Schiffe auf 1K Tage, für die von Triest und vom Schwarzen Meer kommenden Schiffe von L aus 8 Tage beschließt. Sind die Engländer, die den Handel an der unteren Donau hauptsächlich in Händen haben, namentlich mit letzterer Maßregel so sehr einverstanden, daß ihr Delegirter sie mit voliren Hilst, so können die übrigen Mächte und ihre Delegirten sich dabei bescheiden. Die Frage ist überdem erlaubt, ob sich nicht dte Zustimmung der Mächte zu der Auflösung des internationalen GesnndheitSralhcS hierseibst empfehlen würde; denn zu einem gedeihlichen Wirken kommt er bet dem offenkundigen zähen Widerstreben der Pforte nun und nimmer mehr swieder, trotz aller Proteste der Delegtrtr» und der.hinter ihnen stehenden fremden Regierungen. Was den Türken, die nun einmal «nd mit Recht ihr Land für sich regieren wollen, widerstrebt, ist do» Princip der Bevormundung, das sich in dem dictalorischen Wirken einer tntrrnaltonalen Körper- ichast auf ihrem Gebiete au-drückt. Will man da» Gute an der Sache bestehen lasten, so ändere man den Namen vor Allem — und einigermaßen auch da» Verfahren —; die Türken wollen den Sanitätsichutz ihre» Gebiete» allein besorgen und zeigen wehr al- gewöhnlichen Liier, indem sie die Ouarantaine-Dauer über Gebühr steigern. Dieser Uebereifer wird sicherlich auf das richtige Maß znrückgeben und der Einwirkung der Mächte, die nicht mehr den Eharokler der Ueberwachung trägt, wird die Psorte sich weniger entziehen. sobald diese in diplomatischer Form und nicht durch Beschlüße ausländischer Delegirter, die si- alten Verpflichtungen nach zu respcctiren gehalten ist, an sie herantritt. In einen otto- manischen BesundheitSrath werden die Türken übrigen» sehr gern und willig europäische Elemente zulassen. Dte äußere Form, die Firma wollen die Türken geändert haben, daran liegt e» ihnen im Wesentlichen, darin gebe man nach zum Stutzen der Sache. Ter Cardinal Rotellt, der Delegirte des ovostolischen Stuhles bet der Hohen Psorte, verläßt in Folge seiner Abberufung Konstantinopel. Cr wurde am 2ö. d. M. vom Sultan in solenner AbschiedSouLicnz empfangen, zu welcher der Cardinal in seinem violetten Staatskleide erschienen war. Der Vertreter des Papstes ist hier in gewisser Hinsicht Schutzbesohlencr Frankreichs, wie denn die sranzösischc Botschaft ihm ihren 2. Dragoiuan, sowie ihre Ka- wassen zur Verfügung gestellt hatte. Der Chef de» Islam» trug dem Cardinal Grüße aus an den Chef der katholischen Christenheit. In der Erwiderung aus die Ansprache des Cardinals hatte der Sultan seiner Zufriedenheit darüber Ausdruck gegeben, daß die Katholiken in seinem Lande ihm immer treue Unterthanen ge wesen sind. * In der folgenden Eorrespondenz schließt die Wiener „Politische Corresponde»:" den ihr au» Shangai, 1. August „von besondcrer Seite" über den französisch-chinesischen Eonflict zugekommencn Bericht: Da China fest entschlossen scheint, im Pnncte der Kriegs entschädigung keinesfalls uachzugeben. gilt hier in der europäischen Welt die Ergreifung von ZwangSmoßreaeln Frankreich« al» unver meidliche Nolhwendigkeit. Man beurlheilt in de» erwähnten Kreisen diese Eventiialiiät mit gemischten Empfindungen. Man giebt zu, daß die Sicherheit der Fremden tn China und Ihre Stellung für dte Zu- kunst sehr davon obhänge, daß der hochmüthigen und vorurlheiis- vollen Regierung in Peking dte Ueberlegenheit abendländischer Cultnr fühlbar gemacht werde, und man hofft zugleich, daß Frank reich darüber nicht hinausgehen dürst^ da »ine ernste Bedrohung de» Kaiserreiche« gar nicht in seinem Intrrefle liegen könne. Im Begriffe, au« Cochtnchina, Lambodia, Anam und Donktn einen großen Tolontalttaa« zu bilde«, müsse im Gegenlheile die sranzöstsche Politik bedacht sein, die» bedeutiame handelspolitische Unternehmen durch möglichst raschen Frieden-schlnß zu sichern und zugleich den Mächten die Ueberzeugung z« verschossen, daß der bahnbrechend« sraazSsilche Handelsverkehr mit den Provinzen vüuaan. Ouang-Si und Ouang-Tung der Freiheit de» Welthandels keine Beschränkungen auferlkgen werde. Man ist denn auch vollständig überzeugt, daß
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