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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-28
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Re-ution und Lr-editiiu . JobanneSgaffe 33. Aprrchllnndrn drr Uedaction: BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. ttitt, Ujtckz-d, nngkt-n»t«r »i-sulcri»«, »acht sich »u Stetacura uich» »admdUch. «»»«t»e »er für »te ntchMöl»»«»« R«««er tefttmmten Anserate a» Wochentagen bis 3 Uhr Nachm,ttaa-, an Sonn- und Aefttagcu srnh bis V.v Utzr. 3» den Filialen für Ins.-Annahme: Otto Klemm, UniversitätSstratze 21» Lauts Lösche, Kalharlneustrabe 18, p. nur bis '/,8 Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels - und Geschäftsverkehr. Auflage 18,800 Adoumorntspreis viertelj. 4'/,. MN. incl. vringrrlohn 5 Mk. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen sin Tageblatt« Formal gesalzt) otzme Postbesördcrung 39 Mk. «tt Postbrsördenlng 48 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. PreiSverzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach Höhen» Tarif. Leüämen unter dem RedactionSstrich die4aesvalt. Zelle 50 Ps. aor den Familiennachrtchlen die 6gespaltcne Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die sxxpcvitto« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravvumeravclo oder durch Post- aachnahme 333. Freitag den 28. November 1884. 78. Jahrgang Amtlicher Theil. Bekanntmachung. In Nachstehendem veröffentlichen wir die seit unserer Bekanntmachung vom 10. Juni 1884 eingegangenen Anmeldungen von Preisen deS BrodeS und der weiften Dackwanren. Name Straße HauS- Skr. vrod V, Kilogramm (1 Pfund) Sorte i. n. l m. -4 Grtvicht des rrettzsenntgstückes - L- L L L 2 ^ ^ ei Z j rr ^ l W Zv) L lL rv L 8 x» Gramm »LvlLsr: Wolfram, August Ltttrich. F. H. Naeglrr, Julius Bruno 2a»pe, Oskar OelSner, Gustav Baum. Albert Art Helm. C. Straus. Eduard Derselbe Derselbe Busch. Carl Nochlitzer, Ferdinand Mcdicke, Oskar vet»LeIlI»ai»«U«r. Forllage, Eduard Schnurpel, Minua Mnhliicr, Raimuud, Laffc. Wilhelm Werner, Marie verehrt. Hesse, Ludwig Carl Lutzr, Adill Haase. E W. Pastanier. Wilhelm Schindler. G. A. Krug, Eruestiue. Frl. Meder, Oskar Laffe. Wilhelm Schumann, Arthur Schicke, August Langr. Emil Lchintzlrr, G. L. SchiUbach. L. B. Wittig, Oswald Oberländer, Moritz. Sonnlag, Hermann. Schindler. G. A. Trautman», Georg Wrück, Hermann Küsscr, Johann Karl AI brecht, Julius, Richter, Ernst Richter. Johann Gottfried Karg. Robert Tcuticke. Franz H. Lchlobach Sk i!o. Äroize. Auguste Müller, Wilbelmiue Krüger, August Ludwig, Ferdinand Rosenkranz, A. Ackermann, Sophie verw. Mohr. G. «. König, Friedrich König. Friedrich Schenke. Joh. Karl Herrn. (Krunrberg. Emilie Funke. Carl HenSrich. Llia Eckardt, Pauliae verw. Lorenz. Alwine Fichtner, Carl Schäfer. Carl Moritz Hlldrbranvr, Hedwig Rsmus. Wilhelm Lucke, Herinann Leipzig, am 24. November Berliner Straße KiipserqSßchea Steiiistraße Roienthalgasse Tauchacr Straße Ulrichsgasse Elüerstraße Hainstraße Salzgäßchcn A., der Pleiße Südstraße Albertstraße Südstraße Waldstraße Blücherstraße Berliner Straße Kreuzstraße Blücherstraße Bayerische Straße Lindenstraße Schenkeudorsstraße Sebastian Bachstraße Magazingasse Nordstraße Bütlchergäßcheu Kreuzstraße Moritzstraße Hohe Straße Wiudmühlengasse Magazin gasse Südstraße Tauchaer Straße Weststraße Sebastian Bachstraße Magazingassc Waldstraße Nürnberger Straße Weststraße Georgeustraße MendelSjohnstraße Berliner Straße Johannisgasse Albertstraße An der Pleiße Tauchaer Straße Blücherstraße Borkstraße Schiitzeiistraße Kl. Fleischergasse Schlelterstraße Thalstraße Bäuerische Straße Kohlenstraße Bayerische Straße Waldstraße Kochskraße Blücherstraße Blücherstraße Dorotheenstroße Grimmaischc Straße Eberhardtstraße Elisenstraße Münzgasse Zeitzcr Straße 1884. ! 7 20 50 40 60 3 18 — — 40 35 30 — 45 35 90 10 9 — 00 — 50 —- — 70 60 3 20 — — 50 50 40 — 60 60 OI 14 d 12 U — 60 60 50 — — 65 65 38 11 — — 50 50 40 — 60 60 50 ! 43 10',, SV. — 50 E- 40 — — 60 50 > 1 20 — — 50 50 50 — 50 — 50 1 20 — — 50 50 50 — 50 — 50 ! 6 20 — — 50 50 50 — 50 — 50 1 10 — — 50 50 40 — — 60 — s 30 — — 40 40 55 — — 50 40 9 12 —- — 60 60 50 — 1 70 60 40 — — 10 60 40 50 60 27 — — 11 70 — 60 — — 70 —- 109 b UV. — — 60 50 55 — — — — 9 12V. 11 - 28 — 12V, 11 46 — 34 — 119 UV. — — 60 50 50 — — 70 60 10 12 — — 50 — 45 — — — — 37 14 13 11 60 — 45 60 — 15 11 — — -- 50 50 — — — — 7 12 — — 50 45 40 60 60 60 45 57 12 — — 50 — 40 — — — — 6 11 -- 65 -- 50 — —- 70 60 9 — 13 uv. — — 12 12 — 60 — 50 70 — — — 4 20 11 — 50 45 40 — 60 60 45 11 uv. — — 50 45 40 — — 55 45 l 7 UV. — — 50 45 40 60 M 45 > 63 20 — 50 45 40 — 60 60 50 i 29 12 —» 60 50 50 — 65 65 — ?1 10 - — - — 58 13 U 60 60 50 65 — — 7 11 — — 50 45 40 60 liO 60 45 ! ? 20 - - ! 46 20 12'/, 60 50 45 60 60 — 50 13 12 11 M — — 65 — 15 b 10 — 50 — 4» — — — 10 11 — — 50 — 45 — — 6 12 — 32 20 — — 50 50 40 60 60 60 45 7 12V, 11 — 40 40 35 — — 50 45 12 11 8 — 12V. u 35 — 12'/. 11 60 — 50 — — — 45 1 — 13V. — 60 — 55 70 70 — — 3 — 11 28 — 11 — 70 — — — — — 12 11 — — 50 45 40 —- — 55 45 12 10'/, — — 50 — 40 — — 60 — ! 18 12 — — 50 — 45 — 80 — — ! « 12 — — 50 — 45 — 80 — — 114 — 11 — — — 40 — 55 — 41b 20 — — 35 30 30 — — 40 30 15 13 — 60 — — — 27 11 — 60 — 55 — 60 — 28 — 11 —. 46 — 34 — 80 — 6.8 11 — — 60 50 40 — — 50 40 20 11 — 12 — 10V. 60 — 50 — - — ! 73 20 — — 50 50 40 — 60 ! 45 18 11 — — 60 — 50 — 80 — 13d U — — — — — — — — Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Günther. Manntmachimg. Wir bringen hierdurch in Erinnerung, daß bei 15 Strafe für jeden Contraventionssall Schnee und EiS aus den Grundstücken auf die Straften und öffentlichen Plätze nicht gebracht werden darf. Hur Ablagerung von Schnee und EiS sind folgende Orte bestimmt: 1) Ter öffentliche Schuttabladeplatz hinter dem neuen SchützenhauS, 2) ein Feldstück an der verlängerten Bayerischen Strafte in der N8he der 6. Bürgerschule, 3) eine zwischen dem neuen Friedhose und dem Wind mühlenwege in Leipziger Flur gelegene Parzelle, 4) die nach dem Rosenthal zn gelegene Hälfte de- Gpercierplatzeö bei Gohlis. Tie vorgedachlen Plätze sind durch Placattaseln bezeichnet. Gleichzeitig werden die Grundstücksbesitzer, beziehentlich deren Stellvertreter auf ihre Verpflichtung: bei Schneefall und Frost läng- der Straftcnfronte ihrer Grund stücke den Postweg und die Tagerinnen von Schnee und EiS reinigen, den Schnee auf der Fahrbahn bi- zu deren Mitte zusammenschaufcln und an der nach der Straße zu gelegenen Seite der Tagerinne in Haufen bringen zu lassen, auch bet Glätte durch wiederholtes Streuen von Tand, Asche oder Sägespänen für Erhaltung eines sicher gang baren Fußwege- zu sorgen, mit der Bedeutung auf merksam gemack't. das, wegen jeder Vernachlässigung dieser im öffentlichen Interesse dringend gebotenen Vorschriften die Schuldigen Geldstrafe bis zu 60 ober verhältnißmäßige Haststrafe zu erwarten haben. Leipzig, am 24. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. MAch-i-i» Die geschiedene Auguste Nmilie Seifert geb. rrzpMltll. Börner hat sich der Fürsorge für ihr hier in Zieh« gegebene- Kind entzogen. Da der Aufenthaltsort derselben unbekannt ist, wird um Mittheilung hierüber ersucht. Zuletzt hat die Seifert in Gohlis. Hallcsche Straße 31, gewohnt. Möckern, dev 25. November 1881. Der Ort-armenverband. vr. Eckstein. Vekanlltmilihllng. Unter Aushebung der Bekanntmachungen vom l. Mai d. I., resp. 27. Juli 1876 wird hinsichtlich der HanS- kltngeln Folgendes angeorduet. In der Regel soll für jeden HauSeingaug zu einem Ge bäude, Gehöfte oder sonstigen bewohnten Grundstücke eine Kliiigeleinrichlnng vorhanden sein, welche eS ermöglicht, die in dem betr. Grundstücke wchnenden bczw. schlafenden Per sonen zum Oeffnen deS fraglichen Einganges auszufordern. Wo für das mit ein und derselben ^lraßennummer be- zeichnetc Grundstück neben einander mehrere Eingänge be stehen, kann mit besonderer, einz.iholciidcr Erlaubniß des Rathes die Anbringung einer derartigen Klingel an nur einem dieser Eingänge erfolgen. Bei Grundstücken, welche an verschiedene Straßen grenzen, muß an jeder Straßcnfronle eine Klingel vorhanden sei», sofern an diese» Fronten ein besonderes Wohngebäude steht. Ferner hat der Besitzer resp. dessen Stellvertreter eine Person zu bestimmen, welche auf diese HauSllingeln zu achten hat, resp. dafür verantwortlich ist, daß gegebenen Falles der betr. Eingang geöffnet wird. Insoweit derartige Borrichtungen noch nicht oder nicht in der vorbezeichnetcn Weise vorhanden sind, ist Las Ersorder- liche bis zum 1. April 1885 vorzukehren: im Unterlassungs fälle wird der Säumige mit einer Geldstrafe bis zu 60 oder entsprechender Haststrase belegt werden. Leipzig, am 18. November 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Aff. Gllkhofsverktigerung. Aus Antrag der Erben der Frau Marie Theres» verehl. Brüunig in Pcnig soll den 4. Decrmber 1884 vormittags 11 Nhr an hiesiger GerichtSstelle der zu deren Nachlasse gehörige, am hiesigen Markiplatzc gelegene «afthof zum Stern. Fol. 11 de« Grund- und HypolhekenbuchS für die Stadt Penig, an den Meistbietenden freiwilliger Weise unter vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden, was hiermit bekannl gemacht wird. Pcnig, am 6. 'November 1881. königliche» Amtsgericht. Heinzmann. Maimtmichmg. Wir bringen hiermit zur öfsenmcheii Kenntniß. daß wir den Fischerobermeister Herrn Earl Wilhelm Müller und den Fischermeister Herrn Ernst August Böse an gewiesen haben, die Flüsse, Fluthrinnen unk Teiche diesigen Stadtbezirks, soweit dieselben als Eisbahnen benutzt werbe», mit Ausschluß der öffentliche» Eisbahn am Sckleußiger Wege, während deS gegenwärtigen Winter- sorg fältig zu überwachen. ES ist daher den Anordnungen derselben sowohl seitens der Inhaber der Eisbahnen, als auch seiten» der die Eisbahnen Besuchenden unbedingt Folge zu leisten. Insbesondere ist da« Betreten deS Eise» und das Schlitt schuhlaufen, bevor solches aus der fraglichen Eisbahn von de» Obengenannten für unbedenklich erklärt worden, ver boten. Es haben auch die Inhaber der Eisbahnen aus be zügliche Anordnung und namentlich bei eingetretenem Thau- wetter de» Znlrill zu ihren Bahnen ferner nicht zu gestatten. Befinden sich auf EiSbahnen, welche befahren werden können, eisfreie oder nicht genügend sichere Stellen, so sind dieselben in gehöriger Weise abzufperren. Zuwiderbandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe bis zu 60 oder mit Hast bis zu 14 Tage» geahndet werden. Leipzig, am 24. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Hennig. Vckanntmllchung. Die Arbeiten an eingefrorenen Röhren und GaSmeffern werden nicht unentgeltlich, sondern nur für Rechnung der Consumenten auögesnhrt. Bezüglich der EinfübrungSröhren und der GaSmeffer sind solche Arbeiten regulativinäßig durch die Gasanstalt I. bezüg lich der sonstigen Leituiig-röbren und Lampen durch die con- ccfsionirten GaS--Installateure »nd Schlvssermeister auSzu- führen. Es liegt daher im eiaencn Interesse der Consumenten, die dem Froste auSgcsetzlen Röhre», Gaöinesser und Brenner durch Uebcrdcckuilgen und Umhüllungen möglichst zu schützen. Zn« klebrigen ermächtigen wir die GaSconsnmente», bei jeder vorkonimenden GaSausströinung oder bei plötzlichem und totalem Perlöscken der Gasflammen sich der nächsten städtischen Feuer-Tclearapben-Station «Meldestelle oder Feuerwache) zur Benachrichtigung der I. Gasanstalt zu bedienen. ^Zipzig, de» 25. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig, l vr. Georgi. Hentfchel. 8i1xunS ries äi'xtlitllieii Üexiiks- voroins iler 8trrlit Aoolnx, äen l. Deeemher, ^devä« 6 Otzr, iu» 8»ule «ler llrstc» lUlrirernekuIv. Taxeioränu nx: 1) Ueelmum-sahiepfnv!; cles OazsenKtdrerz uuä kest-ttdluncx <lur Ilitglieilerl-eNrcuse. 2) IVnbl äer Vereinskeamien, «Isr Velexirten uuck ckerev 8tell- rertreter?»m Xrdsvereinsauüsckus», ferner äsr Vereio«»»»8<'kw<ee »ml zweier Zlügiieäer zum xemi^ekten »tLcltisedon Lue^eduss für öih-iillicde slezuixiiieirsvllese. > it 8ekl»»s «le« IVaklaot«» 7 Uhr; alle etwa nach Antritt äieser Lkuu-le sieh eintinckemlvn ällt^lieäer sinck von äer )Vd- 8tl»mun8 »n»xe«;h1l>«en. 3) «lutaeluen cke» 8t»n<i»i-^ii»chir«e« über Sie zweifelhafte 7!ulLe*ürIceit Lrrtlioher, nur mit unterxeclrucktew biawev ci« .IneLtollers versehenen Zeugnisse. Vr. I'loss. Nichtamtlicher Theil. Ver Diatenantrag im Reichstage. Tie deutfck'sreisinnige Partei hat mit ihrem Anträge ans Gewährung von Diäten an die Reicbstagsabgeördneten kein praktisches Ergebnis) erzielt, die NeickiSregierung steht heute in dieser Beziehung noch aus demselben Standpunkte wie ini Iabre 1867, als das allgemeine Stimmrecht in die Ver fassung deS Norddeutschen Bunde- ausgenommen wurde. Daß der Antrag die Mehrheit gewinnen würde, daran haben wir nicht gezwclfett, denn er gehört zu den Forderungen deS liberalen Programms und wird von demselben nicht eher ver schwinden, als bis er erfüllt ist. Aber liegt die Sache heute so, daß der Ausbau der Reichsverfassung im liberalen Sinne als die Hauptaufgabe des Reichstages anzusehen ist? Wir leben in einer Zeit, in welcher das Walten einer starken und zielbewußlcn Regierung die erste Bedingung für das unveränderte Fvrtbesteben deS deutschen Reiche« und für die gedeihliche Entwicklung desselben ist. Trotz der Unentgeltlichkeit der Dienste, welche die Abgeordneten dein deutschen Volke leiste», ist die Zusammensetzung deS Reichstages eine solche, daß die Gegner der Regierung die Mehrheit haben. Fürst Bismarck theilt den Reichstag ein in 157 Abgeordnete, welche für Kaiser und Reick, lOO, welche für die Herrschaft der Kirche, und in Freisinnige, Socialisten und Bolksparteiler, welche für die Republik kämpfen. Zur näheren Erklärung seiner Auffassung fügt der Reichskanzler hinzu, daß die Tcutschfreisinnigen die parla mentarische Herrschaft anstreben, diese sei aber keine monar chische mehr. Bis ans diesen Pnnct stimmen wir mit dem Reichskanzler überein, und woraus eS zunächst ankommt, nämlich aus die Stellung der verschiedenen Parteien zur Regierung, <o kann kein Zweifel darüber obwalten, daß die Gegner derselben die große Mehrheit haben. Unter diesen Gegnern aber sind eS die Dentschsrcistnnigen, welche bei den letzten ReichStagswahlen den incislcn Boten verloren haben. Eine solche Partei hat nicht da« Recht, sich zum Verfechter der constitutionelle» Reckte ausziiwcrfen, daS mag sie jungen aufstrebenden Parteien überlassen, wie den Socialdeniokraten, diese hätten gewiß weit dringendere Veranlassung. Diäten zu beanspruchen, als Diejenige», welche daS wohlhabende, mit großen Eapitalien ausgerüstete Bllrgerthum vertreten. Der Abgeordnete v. Venba bat sehr Neckt, wenn er den Antrag in diesem Augenblick auch für Solche als unerwünscht bezeichnet, welche mil dem selben grundsätzlich einverstanden sind. Daneben ist dann aber die Frage zu beantworten, ob daS allgemeine Stimm recht in seinem vollen Umsange ausrecht zu erbalten ist, oder ob nickt wenigstens die Allersgreinc siir die Wäblcr höher kinauszurücken ist. Vorläufig wolle» wir aber auch diese Frage nicht aus die Tagesordnung setzen, sondern mit der Verfassung, wie sie ist. auszukommen suchen. Unsere Auf gaben sind für eine Reihe von Jahren wesentlich nationaler und staatserhaltender Natur, wir müssen mit aller Kraft dalii» arbeiten, daß die reich-feindliche Centrumspartei aus bei» Reichstag hinausgedrängt wird; erst wenn wir eine feste nationale Mehrheit in der deutschen Volksvertretung haben, können wir an den Ausbau der Verfassung denke», bis dahin müssen wir unS mit Dem begnügen, was wir habe». Wir baben alle Ursache, nicht an dem Bestehenden rütteln zu lasse», die Zahl der Feinde, welche nur auf diese Gelegen heit warten, um den Hebel an dieser Stelle anzusctzen, ist groß genug, und deshalb sind die Parteien, welche Ver fassungsänderungen anstreben, gewiß nickt als die Hüter und Freunde des Reickes anzusehen. Wenn die Deutsch sreisinnigen auch keine Republikaner sind, so arbeiten sie durch ihr unpolitisches Gebühren dock den Republikanern in die Hände und, was uns mindestens ebenso schlimm erscheint, dem Ccntrum. Statt gegen Socialdemokratie und Ecntrum Front zu mache», bedienen sich die Deutschsreisiiinigeli beider, um durch ihre Unterstützung mächtiger und größer zu werden. WaS wäre aus der deutschsreisinnigen Partei geworden, wenn nicht bei den Stichwahlen Centrum und Sociat- demokraten ihre Kraft vereinigt hätten, um die Zahl der deutschsreisinnigen Abgeordneten zu vcrinehrcil? Nicht die Halste ibreS früheren Bestände« hätte sic erreicht, und «in großer Theil Derjenigen, welche heute im Reichstage den Mund am vollsten nehmen, wäre überhaupt nicht zu Worte gekommen. Bescheidene Zurückhaltung wäre unter diesen Umständen DaS, was den Tcutschsre,sinnigen ziemte, aber nicht deuioiistrativcS Hervortreten mit Forderungen, für deren Geltendmachung gerade der gegenwärtige Moment der ungeeignetste ist. Der eigentliche Gewinn de- Anträge» liegt denn auch nicht in der Wiederholung der abgedroschenen Gründe für die Notbwendigkcit der Diäten, welche jeder Parlamentarier und Politiker sich seit Jahrzehnten an den Sohlen abgelaufen hat, auch nicht in dem Ergcbniß der Abstimmung, welche? für die Antragsteller relativ ungünstig genannt werden muß. sondern in den Erklärungen des Fürsten Bismarck über die Stellung der Parteien niiker einander und zur Regierung. Sehr in teressant war es. was der Reichskanzler — zu den Social- demokraten gewandt — sagte: „Es ist sebr leicht, gegen die Regierung zu opponiren und ru tadeln, aber fordern <Lie ein mal die S?ciaILcn!0kraten auf. eine Verfassung zu machen, sie werden es nicht können, sie können nur Theorien aus stellen, aber nichts Praktisches schassen. Die Sociat- demolraten haben noch immer etwas Prophetisches an sich, sie vertrösten immer noch ans die Zukunft, aber selbst wenn noch viel mehr socialdemokratischc Vertreter bier sind, so können sie nichts ausrichten. Wenn die Herren mit posi tiven Vorschlägen kommen» werden sie viel zahmer, sie sind immer noch ein Menetekel für die besitzenden Elasten, das erkenne ich an. Gäbe eS diese Opposition nicht, wir hätten noch immer keine Socialresorm." Die letzten Worte des Reichskanzlers riesen den Beifall der Socialdcmokraten her vor. und wenn dieser Beifall auch in anderem Sinne gemeint war, als er von mancher Seite anfgesaßt werden könnte, so zeigt er doch, daß der Reichskanzler und die Socialdcmokraten sich gegenseitig verstehen. Dir haben an Vieser Stelle unsere Genugthuung darüber ausgesprochen, daß die Socialdemokraten sich nicht mit un fruchtbarer Opposition begnügen, sondern mit positiven Vor schlügen an Reichslag und BundeSrath herantreten Etz liegt in der Natur der Sache, daß diese Vorschläge sich innerhalb der Grenzen de« Erreichbaren bewegen müssen, sonst bätten sie keinen Sinn. Das ist aber ein ganz außer ordentlicher Fortschritt im Vergleich zu der früheren Haltung der Socialremokraten. Noch haben sie freilich daS Prophetische nicht abgestreift, sie können es sich noch nicht versagen, mit dem socialen Umsturz zu drohen, diese Drohungen haben aber viel von ihrer Gefährlichkeit verloren, seitdem die Führer selbst eingeseben haben, daß sie damit die Lage der Arbeiter nicht verbessern. Der Beifall, welchen sie den Worten des Reichskanzlers spendeten, war der Ausdruck der Freude darüber, daß die Macht der Socialdemokratie von dieser Seite anerkannt wurde. Als Menetekel der besitzenden Clanen haben sie dazu beigetragen, daß daS Kranken- cassen- »nd daS Unfallversicherungsgesetz im Reichstage zur Annahme gelangten. DaS ist der politische Werth, welchen die socialdemokratisch« Agitation für die NeichS- regierung besitzt, die Socialdemckraten schätzen ihren Werth aber selbst bei Weitem höher, sie haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß eS ihnen gelingen wird, ten Staat aus den Angeln zu heben unv die sociale Republik an seine Stelle zu setzen. DaS ist die theoretische Seile der socialdcmokratischen Bestrebungen, welche der Reichskanzler nicht fürchtet, weil sie sich nicht in die Praxis übertrage» läßt. Cr hat die Socialdemokralen ausgcsordcrt, einmal eine Verfassung zu machen, und zugleich seine Uebcrzcugunq aus- gedrückt. vaß sie dieser Aufgabe nicht gewachsen sein würbe». Vorläufig ist die Sachlage noch nicht dazu angelhan. daß die socialdemokratische Partei sich an die Ausarbeitung einer Verfassung heranwagen könnte, aber bei wacbsenvcr Stim- inenzahl der Partei im Reichstage könnte boch einmal der Zeilpunct eintrclen. in welche», die Socialdeniokraten die Umgestaltung der Verfassung nach ihren Theorien in Angriff nelnnc» könnten. Der Neicbekanzler hat damit die Ziele der Social- demokratie für kie Zukunft ausgeveckt und zugleich die öffent liche Aufmerksamkeit darauf gerichtet, daß die Vculschfreisiiniige Partei bei diesem Eiitwickclungsgange ihre guten Dienste leistet. TaS kann die Deutsch,'rcifinnigen nicht überraschen, nachdem sic sich der Socialdcinokratcn als Helfershelfer bedient ballen, uni die Zahl ihrer Sitze im Reichstage zu vermehren. Wenn man die Ziele einer Partei bekämpft, vann dar, man mit ihr auch keine Wahlbündnisse schließen unv, nachdem taS geschehen, die Sache der Gegnerin im Neickalaae führen. Der Antrag der Deutschfreisinnigen auf Gewälirnttg von Diäten könnte auch als der Gegendienst für die der Partei von den Socialdeinokratcn bei den Stich wahlen erwiesene» Gesälligkcile» gedeutet werden. Man siebt daraus, welche Verwirrung durch die agitatorische Tbatigkcil der Tenlsckfrcisilinigcn in die Entwickelung der dcutfchen Sache gekrackt worden ist. Sie haben eS dahin gekrackt, daß wir beute die Socicilteinokratie als die weniger gefährlichen Gegner betrachten. Diese Partei sagt offen, was sie will, die Dcntschsreisinnigeii aber nehmen die Miene an. als ob sie Kaiser und Reick gegen ihr« Feinde beschützen wollten. Dabci führe» sie aber die Sache ihrer Todfeinde, des EcntrumS. Wir haben den Antrag auf Gewährung von Diäte» als willkommenen Anlaß zur Klärung der Lage begrüßt; diese
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