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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188203155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-15
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1882
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Ersch4»t tL«Nch . früh S>/, Uhr. Lrt«ti»n nnt Lrpeßitt«» JohaarreSgafs« Li. ^rrchst nuten trr tO—12 Uhr. Ruchiutttag» —6 Uhr. - - dt» »sß»»« M.nu«cr»»!« M,chi I tk «»»»csto.e^l „üLvch h« für Pie uichstsel^«»« »»mch», »« ftr ... ... R«M>«e »eftt»Wte« Auserkre au »«che«««,»» R« r Uhr R-ck»rt1„». »G«««» »«»Aeftta,e« frütz hi»'j,9 lltzr. 2» tu ^iU«tr« für 3ul.-^uuich»r-. . v«s> »>«««. Uaivettitätsstraße »1. Lots Lisch«, Lalyariaevstraße 1>i» ». »ur Hs» 'i,r Utzr. Wgtr.TlUMM Anzeiger. vr-a» fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd SeMstSderkehr. Muflsg« L7,L»V. Ldounr»rnt»»rri» viertelj. 4'/, Md , mel. Brinaerlobv 5 Mk.. horch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren tür Lxtrabeikaqe» «yae Postdesürberung 30 Mk. «it Postdesördening »8 Mk. Inserate siqesvaltene Prtitzeile 80 Ps. GrShere Schriften laur uujerrm Preis» verzeichn!». Tabellarischer Lay nan, höherem Tarif. Kerlameii unter Len Uedaetionollrich die Svaltzeile 50 Ps. Inserate sind »ei» an die »srpkdttt«« zu ieaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»enu»»>r.!!»i>, oder durch Post- »achnachne. ^?74. Mittwoch den 15. März 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Aur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des deutschen Kaiser» wird Mittworh, de« 22. dieses Monat», -tachmittog» S Uhr ein Festmahl im Schützenhause stattfindcn. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafelkarten » 4 bis zum Abende des 20. dieses Monats auf der Nuntiatur im Rathhause zu entnehmen. Leipzig, den 11. März 1882. Der Math der Stadt Leipzig. Or. Georgi. H. Wangemann. Veksurlimschmrs. N« 7. diese» Monat» ist in Thonberg ein mittelgroßer Wvlfsarbiger fremder Hund angetroffen und als der Toll- wukh verdächtig erschienen, bei der nachmal» vorgenvmmeiien Secirung auch vom königl. Bezirksthicrarzte wuthverdäcktig beffmde» worden. Da dieser Hund in dem naben Thon- bera frei nmlwrgelausen ist, so ist gesetzlich auch hier die Festlegung (Ankettung oder Einsperrnng) aller im Stadt» bezirke vorhandenen Hunde für einen Zeitraum von drei Monaten, also bis zum 7. Juni diese- Jahre«. an- zuordneu. Der Festlegung glcichzuachten ist La-Führen der mit einem sicheren Maulkorbe versehenen Hunde «Mkurzcr Leine; jedoch dürfen die Hunde ohne polizeiliche Erlaubniß au» dem gefährdeten Bezirke (der sich über alle bi» 4 Kilometer von Thonberg entfernten Orte einschließlich der (Gemarkungen derselben erstreckt) .nicht ausgesührt »verden. Auch ist da» Führen der mit Maulkorb versehenen Hunde an kurzer Leine im Stadtbezirk nur außerhalb der Trottoir» und der an den Grundstücke» hinlausentcn Fußwege statthast. Demgemäß fordern wir alte Hunkcbesitzer hier aus. während der nächsten drei Monate, vom 7. März e. an gerechnet. ihre Hund« sestzulegen odev doch >mr mit Maulkord vergeben und an kurzer Leine geführt auf Straßen und öffentliche Plätze zu lassen, dieselben auch genau zu beobachten und bet Wahr nehmung verdächtiger Erscheinungen an denselben sogleich da» Röthige vorzukehrcn und bei im» Anzeige zu erstatten. Wer diesen Anordnungen zuwiderhandelt. bez. denselben nackzugehcn unterläßt, wird nach tz. OK bcS Reichs-Gesetze» vom 23. Juni 1880. betreffend die Abwehr und Unter- drückuug von Viehseuchen, mit Geldstrafe bi» zu ILO -ck oder mit Hast bestraft, sofern nicht nach den bestehenden gesetz liche» Bestimmungen ein« höhere Strafe verwirkt ist. Ueber- die» kann di» sosortige Tödtung der Hunde polizeilich an geordnet werden, welche diesen Vorschriften zuwider frei umborlausend betroffen werden. Leipzig, den 14. März 1882: Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Richter. Vrliimtmchiiilr. Bei dem Reichsgericht soll siir die Zeit vom 1. April 1882 M» >1. Mär» 188!) die Lieferung de- Bedarf» an FcnerunaS- ««tertat, bestehend in k wa 2500 Lrntner Pcchstückkohlcn bester Qualität, im Wege der Submission vergebe» »verden. Die Osscrtcii, welche als solche Äußerlich erkennbar zu machen siud, «erden nebst den vorzulegendcn Proben bi» »nm 25. d. M. einschließlich wahrend der Dienststundcn im Geichäft-gcbSude de» Reichsgericht» Zimmer Skr. 1ü — woselbst auch über die LiescrungS» bedüsGungen Auskunft ertheilt wird, entgegen geuommcu. Leipzig, den 13. März 1882. Die «ertchtsfchretderet de» Reichsgericht». Am letzten Sonntage der vorigen MichaeliSmesic ist aus dem Köuiasplatzc zu Leipzig ein Paar Ohrgehänge mit weißen Steine» gesunden worden. Dieselben könne» von dem sich legitimirendcn Ligenthümcr abgebolt werden. Leipzig, dcii 0. März 1882. Das Volizri-Amt »er Lt«dk Lei»,«,. Richter. Wagler, Rfdr. HslzpSanken-verkanf. Von dem städtischen Forstreviere Burgau können durch den Revierverwalter Herrn RathSsörster Dictzc im ForsthauS Burgau (Bost Böhlitz-Ehrenbera bei Leipzig) die nachver» zeichnrten Holzpflanzen zu den beigesetzten Preiseii gegen Baar- zahlung oder Nachnahme und gegen vorherige Anmeldung ab gegeben werden, nämlich: 1000 St. 5 jähr. Eiche« 2—2H Ml. hoch ü St. — .4 — ä Hundert 7 » 50 - LOst Stück Linden ca. S Meter hoch a Skstck — - 80 - ü Hundert 75 - — - 2000 » Birken ca. S Metcr hock, L Stück — - 50 - st Hundert 35 - — - 1000 « » « T » »st Stück — » 30 - st Hundert 20 - — - 1000 » , » 1 » - st Stück — » 20 « - st Hundert tO - — - 800 St. esckenblätt. Ahorn f^eer dioxnnckol 4—4V, Meter hoch st Stück 1 — .s st Hundert 00 .6 — 2000 St. cschenblätt. Aborn (steer bleuunäo) ca. 3 Meter ho» st Stück — -F 00 ^ ü Hundert 50 ^ 2000 St. eschenblätt. Aborn (stoor Aeguocko> ca. 2 Metcr ho» st Stück — 30 U st Hundert 18 .-5 — 1000 St. catisorn. Aborn (.stoor ealikorn.) ca. 2—2'/, Meier hoch st Stück — «0 ^ st Hundert 50 .F — U 10,000 Sk. einjährige Rothbuchensaat st Huiidert t .E F LOO « - Mornsaat st Hundert — - 50 - 25,000 - - Eschcnsaat - — - 50 » 10,000 - zweijährige - - — - 75 - 5000St.Fichten«.Ball. ca. 1—1'/,Mt.h. L St. — - 50 - st Hunden 40 - — » lOOOSt.Fichten « Ballenca. 1'/,Mt.h. stStück — . «o - st.Hundert 50 - — - 1000St.Fichten«.Ball.ca.2—2'/,Mt.h. stSt. 1 - — - st Hundert 00 - — - tOOOGt.Fichtenm. Ball. ca. S—iMk.h stStück 1 - 50 - st Hundert 120 - — , Leipzig, am 20. Februar 1882. De» Rath» Forssk Deputatio«. Oeikentlioko Han66l8lekran8tLlItw I8v ^nmelitunK rou A»a«Uanx,1ebrttnT0», nelebv Kammen-Io Oien» In «U« rrlih- «vier KachmitiLgsieunw! cker l-elirltnlps- nbtllvtlunx «intrete» oollvo. »rkittet eieti ckek blnterrielehneto io «ler 2«1t rom 13. dl, »tt Ist. RS er, Tormltl»»« 11—12'/, ^dr, ivomttxUed unter persönlicher Vantellunx cker ^nrnmel-lencke» ckurck ihre Lsrren Krioeipnü:. IVltdrvnä cker xeänckten Belt oceräen mich Xnmelcknneen tttr «len einjllkriLe» tstehnt»»en»eh»ktl!elien t urs»!, enuze^en- xenammen, »v nelodem oteh U»o»I«NK,lehriloire hekiieiln-eo hiimien, ckie iw Leolt« ck» Beugmiooe» über ctiv ncksseiü- .'.ucktticl»« vettzdixiing; rum Bnzj»hrjr-?rv>»ilUK«>äIeoK sin-1. l7nierricb1 10 8tnn>Ien nöcbevtllck, Scbnlgelä 00 Zlnrd. Karl 17«Ikrnm, virector. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 15. März 1882. E» ist schwer begreiflich, wie man die Verhandlung »nd Abstimmung über da» Tabakmoaopol in» Bolk»wirtbsrhast»ralhc bezw. in dem AnSscbuß desselben al» einen großen Erfolg für die Freunde diese» Projekte» au»- acbcn kann, wie cs conservativ-gouvernenienkale Blätter thun. Was will die Zustimmung einer in so hohem Grade von der Regierung abhängigen nud von ihr selbst auSgcwählten Körper schaft besagen? Mit weit besserem Grund kann man daraus Hinweisen, daß selbst in einer so unfreien Versammlung sich «ine sehr starte nnv von allen wirklichen Sachverständigen unterstützt« Opposition gegen da» Monopol kundgab. und kann darau« folgern, wie weitverbreitet und mächtig der Widerspruch gegen diese« Projekt sein muß. Wo immer außer dem Bolk-w'irtbschaft»rath da» Monopol bisher zur öffentliche» DiScussion gekommen ist. hat sich der lebhafteste Und durchaus nicht kü»s>tich gemachte Widerstand kundgegebcn. Ein« vereinzelte Ausnahme bildet vielleicht nur Württemberg. Schon beginnt auch in Bremen, Berlin und anderwärt» die Massenagitation in Volksversammlungen sich der Sache zu bemächtiarn. offenbar mit einem den Monopolsreundea nicht erwünschten Erfolg. Selbst wo Gocialvemokraten, in deren System doch die Verstaatlichung der Industrie gehört, zum Wette kommen, venoahren sie sich energisch graen da« neueste Projekt, da« sic in einem focialismchcn Staat wohl gut heiße» würden, nickt aber im deutschen Reich. Auch die Erwartung in eigentlichen Arbeiter- kreisr» durch die verbältnißmäßig reichen Entschädigungen an Tabakarbcitcr da» Monopol populär zu macken, itt bis jetzt liickt in Erfüllung gegangen. Kurz, Zustimmungen, die wenig besagen wolle», ste'bt eine entschieden auSgesprocheu: mächtige öffentliche Meinung gegenüber. Daß im gegenwärtigen Reichstag fick für da» Monopol eine Mcbrheit sind«» werde, wagen selbst dir Freund« desselben nicht mehr zu boffen, und wenn wirklich die Ablehnung mit der Rrickstag-auflösung beantwortet werde,, sollte, so würde man darin einen sehr vcr- bängnißvottc» Fehler de» Reichskanzler» zi« erkennen baden. Di« Frage ist wie krine andere dazu angethan, entschieden oppositionelle Wablen mit Rothwendigleit herbeizusühren; daran sollten dock schon dir bisberigen Ersabrmigen und die «vhlbegründetcn Rechnungen, welch: die schroffoppositirnollen Parteien aus neue Wahlen unter dem Zeichen de» Monopol» setzen, keinen Zweifel mehr lassen. Möchte man doch in den maßgebenden Kreisen diese ungünstigen Aussichten vor der kritischen Entscheidung noch einmal ruhig erwägen! Man muß die Fähigkeit, sich selbst und andere zu täusche» und handgreifliche Thatsacben nicht zu sehen, im hohen Grade be sitzen, um von der Ausnahme, welch« da» Monopolprojcct in den tveitefte« Kreisen gefunden, al» Freund desselben befriedigt zu sein oder sich den Anschein davon zu geben. Seitdem der Bericht de» Aurfchusse« de» BundeSrath» für Iustizwesen über die Eingabe der mecklenburgischen Pastorcncouferenz gegen die obligatorische Civilehe von der Tagesordnung avgeseht worden ist, hat da» Plenum de» BundeSrath« bereit» mehrere Sitzungen gehalten, ohne daß der Lu«schußber>cht zur Erledigung gekommen wäre. Der IustizauSschuß hatte bekanntlich beantragt, die Eingabe abzu- wcisen. und dieser Antrag wäre anamonimen worden, wenn nicht der mecklenburgische Bevollmächtigte die Vertagung der Sacke beantragt hätte. E» ist da» „m so auffälliger, at» die mecklenburgische Regierung al» solche mit jener Eingabe der . „ faestellt , im Einverständnis, vielleicht sogar aus Anregung der mecklen burgischen Regierung erfolgt, und diese Hove durch den An trag aus Vertagung der Beschlußfassung ve» BundeSrath» der Eingabe die sonst unvermeidlich« Zurückweisung ersparen wollen Einen neuen Zwischenfall in de» kirchenpolitischen Verhandlungen, deffen Bedeutung äugenvticklich noch nicht klar zu «rkennen ist» bildet der bereit» kurz «meldete erste Empfang de» Herr n von Schlözer durw den Papst. Au» der vabci stattgebadten Nnterrrvung werden >m» die orakelbasten Worte de» heiligen Vater» übermittelt: „wenn c» von ihm allein abhinge, würde da» Einvernehmen mit der preußischen Regierung bereit» in allen Punkten bcrgestcllt sein." Das Eentrnn» versichert fortwährend demonstrativ, c» werde sich jeder vom beiligcn Stuhl kommenden Entscheidung fügen und sich jeder eigenen Meinung in GlaubenSsacken enthalten; der Pavst scinerseit» versichert, wenn e» von ibm abbinge, wäre der Friede» längst hergestellt. Die Frage ist wohl gerecht» fertigt, von wem e» kenn min eigentlich abbängt, daß wir zu», Frieden oelangcn? Wahrscheinlich von der preußischen Regierung: Sie braucht nur zu thun, wa» der Papst »nd da» Centrnm haben wollen. Der „Wests Merk ", da» hervorragendste Organ de» west> ällschm, Ultraniontani»«,», hat heute ein« interessante Auseinandersetzung mit dem „politischen Bedikntenthum". Va let» unter „preiißisch-pietistisch-confervativer Flagge" gesegelt »abL Der „Merkur" legt dabei folgende» Gettändniß ab^ ..Mr wüßten wirklich nicht, warum eine Monarchie dem Herrn wohlgefälliger sei» sollte, al» eine Republik, nnd we» halb e» ein Zeichen größerer Religiosität sein sollte, für die absolute, al» für die konstitutionelle Monarchie zu plaikirrn." csc Offenherzigkeit ist um so ausfälliger, wenn man sich nnert. daß der Inspirator de» „Wests. Merk." der Abg. v. Schorlemer-Atst, also eine» derjenigen Mitglieder de» Crntrum» ist, welche den Hochconservativen politisch sehr nahe stehen. Man darf gespannt daraus sein, in welcher Weise sich rn der nächsten Sitzung-Periode de» Land«»au»schusse» von Elsaß. Lot bringen die Verhandlungen desselben gestalten werden. Bekanntlich ist am l. d. M da» Reichsgesetz vom 2t. März v. I. in Kraft getreten, wonach von jetzt ab der Gebrauch der franrösischon Sprache bei den Debatten unter- agt ist Zwar hat noch am tt. v. M. der Deputirle Wintrrcr im Laadk»au»schuß einen Antrag eingrbrackt, die Regierung möge di« geeigneten Schritte uni Abänderung diese» Gesetze» thun. aber obgleich dieser Antrag einstimmig, auch von den unzweifelhafte» Freunden der neuen Herrschaft, an- »enommen wurde, hat doch der Staat-secretair .Hosmann da« äushören de» Gebrauch» der französischen Sprache al« eine Nothwendigkeit für die weitere politische Entwickelung der RcichSlandc erklären müssen, von der unter keinen Umständen abaegangen tverden könne. Run sind aber unter den 57 Mitgliedern de« LandeSanSschusse» 1> . die weder deutsch preckcn, ,wch schreiben, noch lesen können und im Ganzen nur 8 oder 10, die im Stande sind, sich mehr oder ivenigcr geläufig in einer öffentlichen Deoatte der deutschen Sprache zu bedienen. Diese 8 oder 10 werden also in Zukunft für alle übrigen da» Wort führen müssen. Der Kaiser Franz Josef hat an den Feldmarlchall- Lieuteuanl Iovanovie ein Telegramm gerichtet, in welchem er mittheilt, daß er den Bericht von der vollständige» Be setzung der Erivo»cie mit Bcsriedignng zur Kenntniß ge nommen habe; gleichzeitig spricht der Kaiser Iovanovie für die energische Durchführung dtpse» y»t«n«ehmen» sei», beton- de« Ku«ke»w«Lau» und beauftragt denselben, da» belbrilzateu EvmwwwnnA» «O Levppe« seine kaiserlich« Zufriedenheit «OFMME«. — GleichzeiNg wird au« W i en noch Folgende» «melde»: A«s dt» Nvchricht. daß die Insnrgenten in der Geaend von Eemeonv Verstärkungen erhielten »nd beabsichtigtcil» wieder die Narrnta abwärts zu ziehen, wurden drei Eolonnen von Kalinovic, Gacko uns Foinica au« in Marsch gefetzt. Dieselben erreichten an» l>. d Priddoriea und stellten die Verbindung untereinander her. Ta» Gebiet, »velche» die Truppen passirken. war von den männlichen Einwohnern verlassen. Da» Benehmen der Be rölkrmig wurde allgemein unfreundlich gesunden. Außer kleinen Insnrgenten-Avtbeiiungen bei Mccocia, Dnbrava «nd Prelekovac wnrde vo« Gegner nicht» wahrgenommen Bon Foca bi» Tientiste fanden di« Truppen sämmlliche Orte svl ganz verlasse». Tie Einwohner sollen nach Montenegro ge. flüchtet sein; vo» d«n Insurgenten toar »ich!» zu seben. — Generalmajor David erreichte am tt. da» Naki»nia-Beckeu. obne aus Insurgenten zu stoßen, da sich dieselben vor seiner Ankunft zerstreut batten. — Nach Meldungen an» Eettinje sollen die flüchtigen Insurgenten im Kreise vo» Bjelovav lici internirr werden. Der Zar ist am 13. März, dem Todestag« seine» Vater», wie schon gestern telegraphisch gemeldet wurde, von Gatschina in St. Petersburg ei,«getroffen und mit Jubel von der Bevölkerung empfangen worden. Vielleicht tritt jetzt «in Wendepunkt in der russischen inneren und äußeren Politik ein; so glaubt und hofft man wenigsten». Einige Anzeichen dassir sind vorhanden. So bringt der „GoloS" unmittelbar vor dem IadreStag de» Regierungswechsels einen schon erwäbnlen Artikel, der geeignet »st. innerhalb und außerhalb Rußland» ungewöhnlich«» Aussehen zu erregen. Der „GoloS" stand be kanntlich beim Zarewitsch eine Zeit lang in großer Gunst, wurde jedoch bald nach berThronbesteigungAlepandcr'» Ul. wegen seiner srcimüthigcn Artikel auf sechs Monate suSpendirt; al» er durch einen seiner Gönner beim Zaren Gnade nacksnchtr und diSsrr an seine früher dem „Goto»" erwiesene Theilnahnie rrinncrt wnrde. erwiderte der Kaiser lakonisch; Leider l vor wenigcn Woche« ist die Suspension abarlaufen und der „GoloS" er scheint wieder in der alten Weis«, hat sich indeß schon eine neue Verwarnung zugezogen. Da» Blatt vertritt in der russischen Press« di« Priiicipien de« westlichen Liberalismus nnd bekämpft mit Nachdruck die Krieg-Hetzereien der Skcbeleff. Katkow und Uksakow. In seiner Nummer vom 12. d. M dervffrntticht er nunmehr einen Leitartikel unter der Ueberfchrifk „Frieden und nicht Krieg", der nach Peters- burgrr Telegrammen im Wesentlichen lautet: Europa befinde sich in Aufregung und blick« mit Argwohn aus Rußland, jeder Tag bringe neue derartige Au-tassungm ausländischer esficiöser Blätter. Rußland» finanzielle Lage werde dadurch täglich schlimmer, so daß eine ernste Krisi« bevorstehe. Zwei Parteien eriftiren in Rußland: die volk«partci oder slavophile und die liberal«; die letztere könne auch al« die „Friedenspartei", die andere dagegen al» „Partei de« slavophcken EhauviniS- mu<" bezeichnet werden. „GoloS" bekennt sich zur liberalen Partei und will den Feitt>en zur Körtrrung de« russische» Volkswohlstände» erhalte« wissen. Die beste Fnedenübürg schaff liege ober in treuer Bundesgenoffenschaff und Freund schaff zwischen Rußland und Deutschland. Für einen Krieg zwischen diesen beiden Reichen lägen in nächster Zeit trotz aller militairischen Autorität«, nicht die geringsten Vernuustarstnde vor. Die Ehauvinisten thäten nichts ,vetter, al» di« Geister auffureaen. Der verstorbene Kaiser habe dazu beigetragen. Deutschland r» einigen »nd zu befestigen, und Hab« «it demselben srenudfchgsttliche Beziehungen unter halten, indem er jederzeit einen Krieg zwischen Dcutscvland und Rußland al» ein große« Nnalück angttehen habe. Die g«gen- wärtige Regierung habe dieselbe Politik. Ter „GoloS" hofft daher, daß die Bestrebungen der Ehauvinisten erfolglos bleiben werden im Namen der Gerechtigkeit, de» gesunden Menschen verstände» und der Liebe zum Volke, da» wider seinen Willen unter panslavistisch« Vormnndschaff genommen werdr. „Wir wollen den Frieden, schließt er. vor Allem aber den Frieden mit Deutschland" Im Fall« eine« Kriege» würde selbst der siegende Theil den Sieg ^ tbeuer zu bezahlen haben. — Eine wlcbe Stimme au» den Reihen der gebildeten russischen Gesell schaft, welche der „Golds" vertritt, verdient aiifmcrFamste Zeachtung. Ob die aber von dem „GoloS" gepredigte ge- nndc Vernunft schließlich den Sieg davon tragen wird, muß die Znknnst entscheiden. Wir erhalten »och die folgende Depesche ans Peters burg vom Dien-tag: Da» „Journal St. Petersburg" agt bezüglich de» gestrigen Jahrestages de« Tode» Alerander'S II. und ko? heutige» Jahrestage» der Thron besteigung Alexander'» III.: „Die Daten großer hislon'äcr Erinnerungen sind Stunden, wo man wenig geneig' ist. sich mit fremde» Dingen zu beschäftigen »nd »och weniger den- eiben eine übertriebene Wichtigkeit beiznlegen oder sich gar darin rinzumischen. Rußland denkt in dieser Stunde an seine Sammlnngc», an die große Mission, welche die Vorsehung ihm unter der Aegide seiner erhabenen Eouveraine zngctheill habe, an die Mission de» Fortschritte» der Eivilisation, der riedlicken Entwickelung und der Eintracht de» Zusammen wirken» so zahlreicher unter da» Sceptcr teS Monarchen ge stellter Völker. Jede» FriedenSjabr muß den Wohlstand Rn>;- land» vermehren nnd dadurch an Ansehen nnd Achtung, welche die rnblge »nd selbstbewußte Krast verleiben, gewinnen. Tarn» liegt die wahre, de» großen Reiche» w, rkigc Gros..', welch« Rußland? Herrscher stet» zn wahren wußien nnd c» ist die» auch da» Einzige, welche» e» in nnseri» Tagen erstrebt" Wie ei» Privat-Telear. der „Boss. Zlg." au» PeterSbnr >, meldet, ist den verurtyciltc» Terroristen am Donnerslag da» desinitive Uriheil behändigt worden. Trotzdem da» Amts- blatt dasselbe vorher publicirt hatte, verwehrte der Präsident de», Publicum den Zutritt, veriuitthtich weil er besürehtele. daß die verurlheilteu Proteste gegen die Legalität Le? vee- ahren» erbeben würden. Diese verhielten sich jedoch resignirk ind würdig. Tie Ndvocaten dagegen verabredeten eine Ver- ammlung. um einen Protest gegen die wiederholte Verletzung der Proccßordnimg durch den Präsidenten Senator Drcyee auszulctzen. Die hauptsächlichste Beschwerde richtet sich dagegen, daß Drcyer trotz der Verhandlung bei geschlossenen Thüren die Angrklagten brüsk behandelte und' ton verlheidigern wie den Angrklagten da» letzte Wort willkürlich und dein ausdrücklichen Wortlaut des Gesetze» zuwider abschnitl Siickanow'» Mutter, Fricdensohn'S Schwester und Trigonsa elbst haben ein Gnadengesuch eingereickt. Am Freitag wurden die Bernrtkeilten nach der Peter-Pauls-Festung Übei - geftchrt. worüber Alle sehr verzweifelt sin», denn sie fürchten den Tod am Galgen weniger al» da» Grab in den Case matten, wo ihrer bei Mangel an Lust und Lickt die rauheste Behandlung wartet. Seit der Neberführnng ist die Hoffnung ans Begnadigung geschwunden. Der General Skobekefs soll, wie einer Reihe von Zeitungen ans» Bestimmteste gemeldet Wird, am 7. oder 8. d. in Gal'china i» Gegenwart des Kriegsmmister» empfange» worden sein und bei dieser Gelegenheit die ihn, vom Kaiser zugekackke „Nase" erhalte» haben. Der Kaiser hat ihn sein ungnädig empfangen, mit Vorwürfen überschüttet und »nt ereniplanschrr Strafe gedroht. Skoheleff meint, daß ihm ei, e Verbannung aus sei,, Gut in Rjäsan, sowie der Verlust de» Eoinmando» de« 4. Armeekorps drohe. Andererscils wieder glaubt man» daß, wenn auch in der Thal dies« Strafe ihm dictirt werde» sollte, er doch nur zu bald wieder rehabilitut werde» würde. — Eine Verstimmung zwischen den Cabinetei, von Berlin und Pelersbnrg wird übrigen», wie man der ,Mageb. Zta." und der „Köln. Zlg" übereinstimmend schreibt, jetzt selbst in jenen Kreisen zuaestandcn, in welchen mau bisher mit besonderer Geflissentlickkeit alle bezüglichen Angaben in Abrede zu stellen pflegte. Es sei indessen durch aus unrichtig, di« Erkältung der Beziehungen zwlsckien den beiten Eabmetrn erst von der Rückkehr des General» Skobcleff oder auch nur von kessen bekanntem Auftreten in Pari» »nv Warschau zu datiren. Diese Dinge hätte» nur die bercil» bald nach der Danziger Zusammenkumt hervor- getretene Verstimmung fördern können; cS heißt, dieselbe habe in der llnlerhattung de» Fürsten BiSmarck mit dem Fürsten Ortoff volle» Ausdruck gesunde». Der sranzvslsche Senat bat am Sonnabend einen prmcipiell sehr wichtigen Beschluß gefaßt. Ans der Tages ordnung stand der Gesetzentwurf über de» Schulzwang für den Elementarunterricht. I» dein von der Dcputirlen- kammor angenommenen Gesetzentwürfe waren vom Senat Acnterungen beschlossen, aber von der Depulirteiikammer nickt qutgrheißen worden. Der Senat-auSschuß stimmte nun de, Fassung derDrpulirienkammer zu nnd beantragte die Dringlich keit, welche vo» der Rechten nachdrücklich bekämpft, schließlich vom Senat jedoch zugeftandcn wurde. Bei Artikel l über llntcrrichtSgegenttände bringt Inte» Simon sein frühere» Amendement wieder vor, den UnterrichtSgegenständeil „diePflich te» ,,:,,en Gott" lnnzuznsttzen. welche» die Kammer verworfen batte. Ec führt seinen Antrag in weiterer Rede unter dem Beist.lt der Reckten aus. der besonder» lebhaft wurde, als er von een Fortschritten der Gottlosigkeit sprach. Der Minis!,". Fe»t^ .mtwortcie ibm in lebhafter Rede, in welcher er nach wie», dag die Revision de« Senate» besonder» durch die Au ,.«hme des Inle» Simonttchen Nnkcranlrage» veranlaß? worden sei. Simon'» Antrag wird mit >«,7 gegen l.u Stimmen verworfen. Allgemein zieht man hieraus dea Schlug, daß der Senat durch diese» Votum, testen Tender; durch die Rete de» M.nistcrS Fern) gekennzeichnet worden sei, sich zugleich auch gegen die Revision der Verfassung habe französischen und auch aiidereu Blattern wird in Zeit wiederholt von Unterredungen zwischen dem erkläre» wolle». In letzter ^ Fürsten Hohenlohe und Herrn von Frcycincl berichtet, m welchem der deutsche Botschafter dem sranzösischcil Mimiler de» Auswärtigen bezüglich der egyptischrn Angelegeiibeitt» Eröffnungen gemacht habe und letzterem zwar die günstigsten Dispositionen seiten» der deutschen Regierung für Frankreich in >cner Angelegenheit zugesichert haben solle, jedoch ibm zugleich erklärt habe, daß nach Ansicht der deulschen Regierung uub der anderen Großmächte Frankreich und England tue essective Convrrainetäl des Sultan» über Egypten rclp. die Rechte der Türkei zu einer eventuellen Intervention daselbst anerkennen müßlen. Ein Pariser Eorrespondent der „Post" kann nach den besten Informationen hierzu bomerlen, daß alle diele Nachrichten mit den sonstigen daran geknüpften Schluß folgerungen „»richtig und hattlo» sind Fürst Holienlohe bat anßer der einen Unterredung, in welcher er dem sranzöstschen Minister Mitlheilung machte von der zustimmrnden Antwort der deutschen Regierung zu der von Frankreich nnd England auSgegaugenrn Anregung «ine» gemeinsamen Getankenau». tausche» der Großmächte über die verbältnisse in Egypten.
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