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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187406302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-06
- Tag1874-06-30
- Monat1874-06
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1874
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Erscheint ragltch früh 6'/, Uhr. Aedarll«, »nd LrvktttiL, JvharmtSgafie 33. Beranuv. Ncdacleur Fr. gäliaer. Sprechstund« d. Aedactioa Vvrmitlaj» vou 1l—N Uh» Nachmttta,» »va 4—L Uhl. TaMM Annahme der sür die nächst- solaenoe Nummer dejttmmlrn Znlerate an Wochentagen di« 8Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bis V,S Uhr. Filiale siir Zostratcaauaahmer Otto Klemm. UnivrrsttLtSstr. 22, <öO«iS Lüsche, Halustr. 21, patt. Anzeiger. OlW für Prlitik, Localzeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. »oll«,, N.8»«. 2ld»»»t»reul»»kri» vreneliährlich 1 Thlr. 15 Ngr^ incl. vrinoerloq». ' Lhlr. Lu N-r. Jede euijäne Nuouncr 27, Ngr. Velrgeremplar 1 Ngr. Webüdren für E^ral-eilaoe». ohne Postbesvrderuug 11 Thlr mit Poftbrsördernng 14 Lhtt Lasrralr »gespalteneBourgoiSzellr l'/^Ngi. Größere Schriften laut unserem PreisverzeichMP ^rrliunk» oater ». Redattt»»<chr«« di« Svalt-ril« S Nar. Wseratt sind stet» an d. Tepedtn»» zu senden. W 181. Dienstag den 36. Juni. 1874 Zur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskartcn zum Nbholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, können die geehrten Abonnenten Karte «nd Rechnung bereit« von heute an in Empfang nehmen lassen. Bekanntmachung. U«r»t«eltttche 2«eps»»,e» für UnbemUtette, Kinder wie Erwachsene, find« all- wöchentlich VKtttwoch -tachnitttat« S Uhr in» Saale der alte» Vkiealatschnle Statt »nd werden z»r fleißigen Benntznng, anch stk früher schon Geimpfte, empsodlen. Leipzig, de» 15. Iant 1874 vic Medicivaipoineibehördr. Der Math der Stadt BetpztO. Der Stadtde,trr«ar,t. vr. L Stephani. vr. H. Sonnenkalb. Bauer. Bekanntmachung. Wegen ränmllcher Veränderung ist die Schulgelderemaahme Dieuötag de« SO. J»«t d. I. ^esch! osten Leipzig, den 2S. Iant 1874. Der Math der Stadt Keipzig. ui. L B vr. E. Stephai Mechler. Bekanntmachung. Diejenigen GruudüückSbefitzer. welche einen V,ifchl«»h«»ra»»» aa die Gtadtcaste z, zahlen habe» »nd damit per Termin J»h«»»ts 1A7A t« Rückstand« geblieben stad, werden z» »essra sefortiger Berichtigung ansgrforvert. Ltipzig, den 27 Juni 1874. De» Rath» gsi«a«r DeP»tati»». Kohlen-Lieferung. Die Lieferung des Bedarfes an Stet», und Braaakahle» für das Ioha>»ish»«pttal ans da« Jahr 1874/75 und zwar von uvgrsäbr 82SÜ Tenlner Nnpsteinkohlen und 2109 Hckioiiler besten töhmtsche» Braunkohle» soll au den Mt»d«Kf»rder>de» »erGedea werden Die LtesernngSbedtngnugen lieaen an NaihSstelle zur Utnsichtvahmc au« und fia» «bendaselbst die Lnerbietnngen dt« z«« IL. Juli d. I Abe»ds « Uhr mit der »usschrtst „ Kohlevltesernng sür da« ÄohanuiShoepital" »erstegelt einznreicheu. Leipzig, den 2«. Inni 1874. Dte Deyntatto» zu», J»ba««t»h»»vttal. Aus >LM SchVur-rrichtssasl. »*« Leipzig, 27. Juni. Unter der schweren Anklage de« versuchten Giftmorde» wurde am Vormittage de« 26 Inni der 89 Jahre aUe hier wohnhafte Gärtner Hermann Gottfried Köhler zur Anklagebank geführt. Selbstver ständlich folgte der de<halb am Freitag »nd a« Sonnabend statt findenden öffentlichen Schwur- gertchtöderhandlung fortwährend et« zahlreiche« Pubicum mit de« anhaltendsten. lebhaftesten Interesse Dte «itlwe Köhler, j.tzt in Ganli« bei Rötha wohnhaft und t« 64. Lebensjahre stehend, hekathete dor nunmehr Sv Jahren den damals r» Breittnge» wohnhaften Korbmacher Joh. Gott« fried Köhler, welcher an« erster Ahe zwei Söhne. Johann Wilhelm »nd Hermann Gottfried (den ebeugeuauutkn Lvgrschuldigten), ihr zubrachte. Köhler son kauft« ,m Jahr« 1846 für 120» Thlr. da« Htutersästergut Fol. S de« Grund, und Hypo- thekeubnch» für Gault«, wohin sodann dte Familie überstedrlte. Im Jahre 1866 ward jene« Gut di«»e»drtrt und dadurch der größere Theil der Flnrparcelleu verkauft, da« Reflgut aber von Köhler >e» behalten. Zur Abstoßung aller son stigen Schulden ließ der mittlerweile herauge- wachfeue älteste Sohn Köhlers, der fich 1» Wien in gnten verhättutfie» befand, im Jahre 1867 «ine Summe von 1S»0 Thlr. zinsfrei darleihev. Köhler so», starb im Februar vorigen Jahre» und fetzte in dem htnterlaffeuen Testameute fein« Ehe- frau al» Universalerbiu ein, fein« beide» Söhne aber ans den Pflichtteil. Dadnrch fi?l der Wtttwe Köbler anch da» Gut z»; allein dte Mög lichkeit , daß der ältere Sohn von der Hypothek der 1»«o Thlr. von nun ab Zinsen fordern oder da» Lapttal kündigen konnte, setzte die Wittwe Köhler in Verlegenheit, den Besitz de« GntS zn behanpteu. E» wurden deshalb zwischen der Wittwe Köhler und deren Göhren Verhandlungen angeknüpft, deren Resultat die vereinignug dahin war, »aß der jüngere Köhler (der Angeklagte) da» Grundstück u»d den Hdpothekenbetrag kausweise Übernahm und der Stiefmutter aus de« ersteren »wen »uözug einräumle. drmznsolge Diese Woh- »nng, Wartung »nd Pflege tu Krankheitsfällen «nd eine wöchentliche Rente von 2ü Ngr., nicht »inder da« nöthige Feuerholz, alljährlich eine Fuhr« vranukohlen und 1 Scheffel Kartofstln dt» z« ihre» Lebensende gewährt erhalten sollte. Hermann Gottfried Köhler, der tu Leipzig dir Gärtneret betrieb »nd mit feiner Familie hier wohnte, zog trotz der Besitznahme de» Grund- stück« nicht nach Gault«, sondern verweilte nur, well er da» letztere zu einer Gärtnerei eturtchte» wollte, wöchentlich ewige Tage in Ganli«, um dt« hierzu «vthtgen Arbeiten z» verrichten. Die» geschah namentlich im Winter von 1878/74. End« Januar b. I. »nu erkrankte dte Wtttwe Köhler an einem katarrhalischen Fieber und wnrde vom vr. Schiefer au» Rötha ärztlich behandelt »nd zwar mit Erfolg, denn am 4 Februar, al» ihr Stiefsohn Köhler nach Ganli« kam, »m wieder seine Arbeit zn verrichten, war fle schon wieder so weit hergefiellt, daß sie, wa« don de» Nachbarn ihr au Essen geschickt wurde, zu fich nehmen konnte. Zujällig hatte ihr der Orttrichter Stake tu Gr»U« am 4. Februar Mittag« in einem Taffer»! eine Portion Esten, bestehend in Rind fleisch mit Schoten »nd Möhren, schicken lasten, von welchem sie auch einen Thell wtt ziemlichem Appetit verzehrte, da« Uebrtge aber io ihre« Gewölbchea (welche« au dte Wohnstube austieß) aufbewahren ließ. Diese» Rest wärmt« ihr Köhler de« andern Tag« Mittag«, al« er sich Kaffee kochte, auf. dem Gmnste einer Wenigkeit davon war jedoch der Köhler da« Esten dem Geruch sowohl al« d<w Geschmack nach so „Mhaft" erschienen, daß sie e« eben nur bei einem Löffel »oll bewenden ließ »nd da« Uebrtge durch ihren Stiefsohn Köhler »egfetzeo ließ. Unmittelbar darauf ward da« Befinden der Köhler schlechter und dieser Zustand, namentlich dte Appetitlosigkeit, hielt auch noch den Freitag (» Februar) über an. Köhler fuhr am Abende de« 4. Februar wieder »ach Leipzig zurück, während feine Stiefmutter am 7. Februar, Sonn- abend, wie»er so wett hergestellt war, daß sie da« ihr an diesem Tage vom Richter Stake geschickte Gericht Kartoffel«»« verzehrte und de« Abend« Appeitt »erspürte, auch noch da« von de« Ge richt Schoten und Wöhren herrührende Stück Fleisch im Beisein der verehr!. Gabler, die tu der Nähe wohnte und der Köhler al« Wartefra« be» bülfltch war, aufbrätelt« und z, fich nah« Die Gabler kam gerade dazu, «l» da« Fle sch brakrlte, unv ihr ist sogleich «t« pho«»bor,r1eger Geruch in der Stube aufgrfalle». die Wittwe Köhler aber hat erklärt, „sie habe fich über den Topf in der Maschine geärgert; e» leuchte darin, wenn er auf dem Os« stehe, »nd da« Leucht« sei wieder weg, sobald fie den Tops herausnehme" Allein trotz- de« aß die Köhler in der Gabler Beisein da« Fleisch vollständig aus, klagte aber »och.darüber, daß es ihr nicht schmecke. Die Gabler nahm nun die übrig geblrrb«« Schoten »nd Möhren, als von der Köhler geschenkt erhalt«, mit nach Hanse »nd schüttet« da» Esten an» de« Tops in einen Tiegel. IlS dieser jedoch »her dem Feuer stand, verbreitete fich ein schwefeliger Geruch, ähnlich dem von augebranutea Streichhölze«, »nd in der Speise selbst lenchtete e« fortwährend, ganz besonder» aber bet« Umrühr« der letzteren. Dte Gabler aß ein klein wenig davon, lies aber darauf zur Wittwe Köhler »nd ries dieser in Gegenwart de» »uterdrsten zur Köhler gekom men« Guttbefitzer»f»hne» Herrmauu au« Ganli» zu: „wa» muß nur hier d'rtn sein, e« riecht wie Schwefel »nd lenchtet im Dunkeln'?' Herrman» überzengt« fich gleichfalls durch Um- rvhren der Speise vou »er Wahrheit de« Ge sagt« und trug das Esten zu« Orttrichter Stake. Nunmehr war dte Wtttwe Köhler, der« Be finden fich verschlimmert, »ns de» Gedunk« ge kommen, ihr« Stiefsohn »IS d«j«t,ea z, ver dächtig«. der ihr „etwas hinet-gelhau habe, damit sie »«komm« solle." Dte Gabler hat fich nach ihrer Behauptnug später in ihrer Wohnung „ein wenta buch«" müsse« und dastetbe hat fie, als fie am Sonntag früh zur Köhler gekommen, vou dieser erfahr«, ja der Köhler will während der Nacht ko Übel geworden sein, daß fie bereit« dt» Gedanken gefaßt habe, de» Nachtwächter zu poch«. Man schickte nun mehr zu« Arzt vr. Schiefer, welcher zwar äußerlich« erkeunbare Leich« der Bergistung nicht wahrnah», jedoch nach d« eiugetretenrn Krankhertterfchetnung« überzeugt zu fein glaubte, daß dte Köhler Giftstoff tu sich ausgenommen »nd wieder auögebroch« habe, vr Schiefer prüfte da« zu« Orttrichter geschaffte Eff«, ordnete d« S«rschl«ß de« TopscS au und er stattete nnnmehr bet dem SertchtSamte Nöth» Anzeige. Aus d« vou der Köhler ausgesprochenen ver dacht hin wurde nnnmehr der Stiefsohn der letzter«, der Gärtner Köhler in Leipzig der- hastrt und io Uuterfachnvz grvommen, oie in Btschlag genommenen Speisen «wer der chemischen Prlifoaz de« bezirk-gerichtlichen Sachverständig« Hrn vr. Nob König hier »nterwors«; deffen Gutachten lantete »«hm, daß tu d« Schot« »nd Möhren Phosphor und phoSphorisch« Säure, Beide« in nicht geringer »nd bei der anßerordent- lich giftig« Eigenschaft de« Pb»«phorS jedrufall» da« Leben eine« Mivscheu im Kalle de« Genässt« aus« Aeußrrsie gefährd«»« Menge, aach Schwtfel in ileiven Körnchen vorgrfuud« worden war, Während der Untersuchung «urdo jedoch auch noch eia Büchscheu mit Phosphor-Pasta, welche« vachgewieseurr Maß« der Gärtner Köbler in einer hiesig« Drogneubandluug al« Mäusegist gekauft hatte, in dem Ofen der Oberstabe de« augeklagt« Köhler auigesund«, auch ermittelt, daß der Iuhall etwa bi« ans die Hälfte geleert war, und darauf hin erfolgte ein »eitere« fach- verüäudige« Gutachten, »aß. da dte Schoten und Möhr« Pho-phor tu sehr seiner Zertheilung enthalte» hält«, die Beimischung wohl au» vou Phosphor Pasta herrühren könnte und da« Gift in dem Speiserest si,lr tu so reichlicher Menge vorgesuudea habe, daß sehr wohl dte in der Büchse sthlevd« Pasta dort beigrmischt worden sei, hier durch aber vi« Tödluug der ver«. Köhler aller dings hält« bewirkt wert« können, well schon wen,ge Gramm Pho-phor hierzu htngeretcht haben würden. Di« köatgl. Staattauwallschaft hatte nun ihre Anklage auf eine Reihe von Verdachtsmomenten gestützt, welche fie im Schlußoortrage nochmal« rrcapituUrte. Hiera»« geht hervor, daß dte Familie de« OttSrichter» Stake, welche am 4. Fe- bruar von de» nämlichen Gericht Schot« und Möhren, wovon dt« Wtttwe Köhler ein« Theil erhalt«, gegeffea gehabt, ohne Beschwerden zu verspüren, und anch die Köhler selbst hat nach dem G«»ß der ersten Hälfte jener Speise keinerlei Uebelsein erlitt«, während da« ausgewärmte Gericht oder der Rest so bed-ukttche Folg« äußerte. Köhler aber hat da- Esten «nsgewärmt na, wieder bei Sette gesetzt, außer ihm aber Niemand au de« in Fraiw kommend« Tage damit z» schaffen gehabt. Der Wtttwe Köhler will e«, nach ihrer Behauptung, aufaesall« sein, daß ihr Stiefsohn, al« er die Schoten and Möhren gewärmt »nd fie dieselbe« unschmackhast fand, ihr zugeredet habe, dvch davon z» essen, al« fie die« aber verweigert, da« Este« ohne jede Bemerkung weggetrag«, da« Anerbieten seiner Stiefmutter am andern Lage aber, doch sich selbst die Speise z« wärm«, «bgelehnt habe. — Al« Köhler am 4. Februar nach Kaust« ge kommen, hat er i« Sasthos zwei Schächtelch« Streichhölzer gekauft, während er bi« dahin »och niemals für d« Borrath an Zünd- Hölzer» gesorgt gehabt. Dte eine der vetde» Schachteln hat Köhler mit nach Leipzig ge- »ommen »nd ist fie auch hier bei der Nu«s»chung grfinden worden, währ«» über den verbind der zmetteu SiLackitrl Nicht« zu ermitteln gewesen ist. Köhl« will dt« Hälft« Böser Schachtel in die Streichholzbüchse m der Wohnstube der Wittwe Köhler acihan, die andere Hälfte aber ebensall« mit nach Hause genommen Hab«, allein bezüglich dieses Neste« hat dte deSsallflge Lu»s»chnng kein Resultat ergeben und ebenso hat fich über die au« der Büchse PhoSphorpaft« genommene Hälfte, welch« Köhler zum Aasfielleu gegen die in d.m Sanliser Grundstück« hausenden Mäuse verwendet und aus Brooflückcheu gestrichen haben will, keine Gpnr tzorzefnüven — Einen wettereu Berdachtt- grund hat dte Anklage darin gefunden, daß nach der Wittwe Köhler Behandlung ihr Stiefsohn während ihrer Krankheit fich lhkii.-.ahmlo» ge- zeigt, ja, alS.fie ihn au Bezahl»«- de« Geld- AnSzug« erinnert, fie „grob" behandelt und unter Ander« dt« Aeußernng gethao habe „na ich will Dir'« Loch zwerchte wachen lasten", worunter fie, nachdem da« Gift i» Esten entdeckt »ordeu, ihr „Grab" verstanden haben will. Uebrtgeu« hat Köhler seiner Familie gegenüber keinerlei Mll- öe ang von der Krankhett der Wittwe Köhler gemacht gehabt Wetter geht die Anklage aus die vermögen«» Verhältnisse Köhler'« et» und bezeichnet diese ,n der letzten Zeit al« sehr mißliche. Die Au- lrguug der Gärtnerei tu Gaulis Hab« fortwährend Geid erfordert, ohne Erträgnisse z» liefern, während doch die AusjngSIetstuug nach wie vor zu gewähre» war. Köhler hat seiner Stiefmutter vom Weihnachten 187Z ab mehr nicht al« über haupt 1 Tdlr. 5 Ngr gegeben, ja ihr sogar die. jenigen b Thlr , welche sie als Wrihnachts^ . schenk von ihrem älteren Stiefsohne au« Wien geschickt erhalten, abgeborgt Die Sorgen um die Zukunft drückt Köhler recht deutlich in Briefta au seinen Bruder au«, inte« er über dte schwachen Einnahmen und d«e N chtrentabtlllät »e« Gr*»»- stück« klagt «nd durchblicken läßt, daß ihm die U-beraahme de« Hause« hinsichtlich der Art »v» Weise der L««zugSletstungen geradezu leid ge- worden ist — Nicht minder nimmt die Anklage aas da«, wenn auch nicht gerade s» rdschastliche. so doch kalte verhättuiß zwischen Köhler NN» feiner Stiefmutter Bezug, au welche» allerdings dt« Behandlung Köhler'« fiüoo« der Stiesmntt r während feiner Jugend wesentlich schuld gewesen sein mag. Köhler gtebt seinen Kedankeu drrüher wieder in Briefen an seinen Bruder Aasdrock, wenn er z. B- ichreibt „sie ist nicht Werth, dag wir fie Beide Mutter nennen; ich m^g da« Hau« nicht haben, wenn st« soll drin wohnen dteldon. denn da miß ich gewärtig sei» fie feuert mir die Bude üb-r» Kops »usammeo ns.« Der Angeklagte selbst macht, i« der vcrharw. luvg nicht gerade eine» ungünstigen Eindruck. Wie er vom Anfang seiner Verhaftung an ge- lengnet. so hat er an der Betheueruna seiner Unschuld auch bl- zu« letzten Augen bücke der Verhandlung ftsig.hall,« Er schildert tn natür licher Weise *i« schlecht« Behandlung, Welch« er von der StirfmnUer tu de« Tagen der Km-Heir zu erfahr"» gehabt, daß solche ihn »icht allein mißhandelt, sondern in einem Kalle sogar mit eine« Mester »ach ihm geworso« Hab«; ja Köhler geht noch Wetter und läßt e» al» nicht «möglich erscheine», »aß ^«iue Stiefmutter, n« ihn ins Unglück z« bringen, da« Gift selbst in die Speise grtbao habe. Da« Zengenverhör begann mit ber Be fragung »er Sttefmntter de» Nngeklaqt«. Die verw. Köhler »achte allerdiao» in »Ihre« Ans« treten al« Zeugin kemeu püustlgeu Er»druck. Sie ändert« ihr« frühere Absage namentlich in de» wichtige» Puuete, »aß st« j«tzt behaupte», von dr» vergifteten Fleische Nicht» »»gossen, dastetbe vielmehr weggeworsen, anch nachher nicht «usbewahrt zu haben. Sie verwickelte fich noch tu zahlreiche Widersprüche mit anderen Zeugen, namentlich wtt Herrn vr ««i. Schiefer an« Rötha und Herrn Pastor Setzdel an» Leuchen«,ro und »achte zu End« ber Verhandlung sogar von de« Rechte, al» Berwaudte de« Aeugen- etd zu »erwetger», Gebrauch. Ihr zuuäckst war dte Nachbarin, Rosine der- ehel Gablar an« Ganli». «ine Hanptzeugiu gegen den Angeklagten. Anch sie schwächt« ab«r den Werth ihre« Zmgniste« dnrw die Art, wie sie ihre Aussagen ryal, «esenUtch ab »nd der- nuckelt« fich in Widersprüche. I» Uebrigeu ließ fich anch nach den Anssagen der Zeugen Venne- bcrgsvn uadjnn und de« Kuttdesitzer» Scheibe au» Ganli», entgegen dem früheren Zeugnisse tn der Voruntersuchung, der Tag de» Eivkans» von Streichhölzchen durch den Au.eschuldigteu nicht gehörig ffxiren Ja Folge dessen ltekerte die mündlich« Verhandlung ein vou de, Vorunter suchung wesentlich abweichende» VUd vei Beginn de» Plaidoyer führte Herr Staattauwoll vr Wiesaud aus, wie die Ans- gab« der Kgl StaalSauwattschait nicht darin besiehe, di« GrsLwon.cubauk >n verurtheilunizrn zu überreden, sondern als Gehülst» d«s Richter» mitzuwirkeu zur Herbeiführung gerechter Eol» scheidnnge«, und er bet der veränderten Sach lage die Bejahung der Schuldsroge nicht bean tragen könne, sondern den Seschuornen d'e Entscheidang aahetmstrüeu müsse. Der Herr
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