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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187407212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-21
- Monat1874-07
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1874
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richt nden chme . ?ch. :a«k- rder i» heil» kacd- innit 874. Frt- i »ei mit Hardt ei« Ä? gev. hwitz >erra 0«. A V. l.'. ktro- und lerl. »en- L arkt» de». ngea ideuz Sg otten bi» i br auch »,vcn» da» und st» i zu- o»r- »aea Me tiver >hten ,en- - pr Z! te» I«. «e- i be im»- » ca. Etr. «ng scher -lsche im > «» !«— »- G- Erscheiut täglich früh 6'/, Uhr. Lrbalti«» »ab Lr-rbttt«» JohanniSgassr 33. vrrantw. Ncdaclcur Fr. ftüttarr. Sprechstunde d. Redaktion «-rmilia,» ,o„ II—I» Ilhk «achmiltig» I>r,i I—L Uhr. Annahme der für die nlchtt- salaende Nummer beittmmken Iiucrate an Wochentagen bi» 3Uhr Nachmittag», an Tonn- «ud Festtagen früh dt» '/,S Uhr. FtUele für Zeferetraaeneh«»: Otto Klemm. UnioersitttSstr. 22. Lauiü Löichc. Hainstr. 21, part. und Äagtbiaii Anzeiger. )js 2VL. Vrgall fir Politik, Localgcschichte, HandclS- und Geschäftsverkehr. Dienstag den 21. Juli. V««»tgeltliche J«pf«»ge« für Unbemittelte, Kinder wie Erwachsene, finden all» wöchentlich Mittwoch Rach«ittag» 3 Uhr i«r Saale der alte« Nicolatschule Statt und werden zur fleißigen Benutzung, auch für früher schon Geimpfte, empfohlen. Leipzig, den 15. Juni 1874. Ve Medici "aipolt'etkeliärde. Der Rath der Stadt Leipzig. Der Stadtdezirksarzt. vr. E. Stephani. vr. H. Sonnenkalb. Bauer. DaS Festmahl, welches in der Schießhalle und im Parterresaal Mittags kurz nach 1 Uhr seinen Anfang nahm und hinsichtlich der Vorzüg lichkeit der Speisen und Getränke allseitige An» erkennung fand, ward durch die Anwesenheit der Vertreter der städtischen Behörden ganz besonders geehrt. Die musikalische Ausstattung war dem Musikchor des Ulanen-RegimentS Nr. 18 (Rochlitz) übertragen worden, welches denn auch seiner Auf gabe vollkommen gerecht wurde. In deni ersten Trinkspruch, ausgebracht vom Vorsitzenden des Festausschusses, Herrn Stadtrath Krauße, feierte der Redner die Auferstehung Deutschlands, welches jetzt achtunggebietend dastehe und Humanität als Hauptprincip auf seine Fahne geschrieben habe. Deutschland habe diese Wand lung einem Manne zu verdanken, der es ver standen, die Auferstehungsglocke zu läuten. Er, Redner, bringe nach alter Sitte drei Toaste aus und zwar den ersten auf Kaiser Wilhelm, der es'verstanden, Deutschland zu seiner Macht und Größe zu bringen, den zweiten auf des Kaisers treuesten Feldmarschall, aufKönigAlbert, und den dritten aus unsere gemeinsame Mutter, auf da» deutsche Vaterland. Unter dem Donner der Kanonen und den Klängen der Musik stimmte die Festversammlung begeistert in das dreimalige Hoch ein. Herr Trietschler gab den Gefühlen der Freude über die Anwesenheit der Vertreter der Stadt in beredten Worten Ausdruck und toastete auf die Behörden der Stadt Leipzig. Eine Perle in den Trinksprüchen war der des Herrn Vicebürgermeister vr. Stephani, welcher zunächst dankte für den Gruß an die Stadt Leip zig, sodann aber die deutschen Schützenbrüder mit dem Bemerken, daß in Leipzig jede patriotische Bereinigung eine Stätte finde, willkommen hieß. Wir wollen aber, so fuhr der geschätzte Redner fort, von Ihnen auck Etwas haben, Etwas lernen. Sie üben das Auge, daß es das ferne Ziel fest erfasse, Sie üben den Entschluß, daß er das er kannte Ziel festhalte, und Sie üben endlich die Hand, daß sie sicher werde, das Ziel zu erreichen. Auch wir wollen unser Auge üben, daß es unter scheiden lerne deutsches Recht von fremdem Un recht, die Wahrheit von der Lüge, die Ehrlichkeit von verkappter Falschheit, daß es stets sich übe, inS Schwarze zu treffen, daß die Hand fest sei und nicht zittere, daß die Hand fest fei, nachdem sie einmal «ungeschlagen bat. Wir wissen eS nur zu sehr, daß die deutschen Männer eS nöthig haben, ihr Auge zu schärfen, festzustehen zu deut schem Rechte, deutscher Ehrlichkeit und deutscher Sitte, umsomehr als erst in den letzten Tagen daS Beispiel gezeigt, daß ein wahrhaft deutscher Mann beinahe das Opfer des Fanatismus gewor den wäre, durch GotteS gnädigen Beistand aber gerettet worden ist. Wir haben in Leipzig einen Bürger und einen Schützen, der alle die vorer wähnten Bedingungen erfüllt, e» ist — unser Ehrenbürger ÄiSmarck! Folgen wir feinem Beispiel, deutsches Recht vom Unrecht, die Wahr heit von der Falschheit zu unterscheiden. Mit einem Hoch aus den deutschen Schützenbund, der so sich übt, diese Sitte nackzuahmeu, schloß Redner unter langanhaltendem, wiederum vom Donner der Kanonen begleiteten Beifall. vr. Lindow (Berlin) feierte in gewohnter schlagfertiger Weise und von köstlichem Humor erfüllt, die Gastfreundschaft Leipzigs, in wel cher Stadt auch diesmal der Mitteldeutsche Schützenbund wieder eine freundliche Aufnahme gefunden. Er und viele feiner Freunde seien auf die Idee gekommen, in Leipzig ein kleines Abon nement zu errichten. Redners Trinkfpruch gipfelte in einem Hoch auf Leipzig, auf das FestcomitL und den ganzen Mitteldeutschen Schützcnbund. Die übrigen Toaste, Reichend ach (Leipzigs, Zimmermann (Magdeburg), Stier (Gotha), wurden ausgebracht, nachdem die Wogen der animirten Stimmung bereit- sehr hoch gingen. Kaum war aber die Tafel geleert, so donnerte und krachte e- wieder auf der ganzen Linie und zwar bi» in den Abend hinein. Mittlerweile hatte sich in den Garte«- und Parkanlagen ein äußerst heitere» Leben entfaltet, denn Tausende von Leipzig» Bewohnern waren nach dem Fest» platze qecilt, auf welchem durch Doppel-Concert, Würfelbuden, CarrousselS rc. für jeve Unterhal tung reichlich gesorgt war. Am Abend aber mußte Mitteldeutsches Sundes- und Leipziger preisschießen. * Leipzig, 20. Juli. Begünstigt von dem herrlichsten Wetter hat gestern das zweite Mitteldeutsche Bundesschießen und in Ver bindung damit das vierte Leipziger Preis- sch ießcn begonnen. Die Betheiligung auswärtiger Schützen kam der des Vorjahres ziemlich gleich, wcnnschvn Heuer der Umstand in die Waagschale fällt, daß mit dem Mitteldeutschen bez. Leipziger Schießen auch noch anderwärts, z. B. in Braun- fchweia, Festfchießen stattsindcn, wodurch der Zu zug selbstverständlich getheilt wurde. Schon r/,11 Uhr früh verkündete eine dreimalige Kanonen- falve den Beginn des Schießens, und die auf dieses ersehnte Zeichen in der Schicßhalle harren den Schützenbrüder säumten nicht, die gegebene Zeit weidlich auszunützen. Es donnerte und krachte unaufhörlich auf der ganzen Linie, und trotz einer wahrhaft tropischen Temperatur wurde nicht eher eingehalten, als bis das Zeichen zur Tafel ertönte. Ehe wir jedoch auf die Festtafel? selbst ein- gchen, verzeichnen wir erst die Namen der beim diesmaligen Schießen vertretenen Städte und Ortschaften und die eingegangenen Ehrengaben. Bis Sonntag Abend waren in der Präsenz- Liste zu finden Annaberg, Apolda, Altenburg, Borna, Bautzen, Berlin, Chemnitz, Cöslin, Dresden, Döbeln, Düben, Dölitz, Delitzsch, Eis leben, Freiberg, Frohburg, Fürth, Gotha, Gott leuba, Halberstadt, Hannover, Kissingen, Kirchberg, Köstritz, Kainsdorf, Lugau, Leipzig, Magdeburg. Meerane, Nürnberg, Pirna, Potschappel, Plagwitz, Rathen, Ritzengrün, Rochlitz, Roßla, Stettin, Stollberg, Sudenburg, Schmölln, Torgau, Wurzen, Weißenfels, Würschnitz, Wernigerode, Wenungen, Zeulenroda, Zwenkau und Zwickau. Unter den im Gabentempel (Saal und der ersten Etage des Neuen Schützenhauses) aufge stellten Ehrengaben verzeichnen wir folgende: 1 Prachtalbum und 2 Armleuchter auS Kissingen, 2 silberne Bestecks von der FreihandschÜtzengesell- schaft Wurzen, 5 Chatouillen mit je Speise- und Kaffeelöffeln, Suppenkelle und Tortenschaufel von der Leipziger Schützengesellfchaft, 1 Nipptischuhr mit Glocke und 1 Tablette mit Gläsern von der Schützengesellfchaft Zwenkau, 2 silberne Brodkörbe von der Freihandscbützengefellfchaft Halberstadt, 3 Tischdecke«, 2 Blumenäsche und2Herren-Sonnen- fchirme, sowie 4 silberne Speiselöffel auS den frei willigen Gaben der Leipziger Schützengesellschaft, 2 EtuiS mit goldner Uhr und Kette, 1 ciselirter Cigarrenkasten und 1 dergl. Schreibzeug, 1 Ci garrenständer mit Musikwerk, 1 Necessaire mit dergl., 2 Operngläser, 2 Tischdecken, 2 feine sog. auSgelegte Tischchen und 1 Notizbuch und Porte monnaie mit Etui vom Mitteldeutschen Schützen bund, 2 Bierseidel von der Freihandschützenaesell- schaft Borna, zwei Spenden von der Neuen Schützengesellschast Borna und der Freihandschützen- gesellschast Rochlitz, 1 Dutzend silberne Kaffeelöffel von der FreihandschützengesellschaftBautzen, 1 silberne Suppenkelle von der Freihandschützengesellschaft „WerneSdorser" in Dresden, */, Dutzend silberne Speise- und 1 Dutzend silberne Kaffeelöffel, 1 sil berne Suppenkelle und ein Teppich, von Mitglie dern des N. D. SchützenbundeS in Magdeburg, 1 Pfeffer- und Salz-Me«age von den Schützen in Lugau und Niederwürschnih, 1 Etui mit 6 silber ne« Kaffeelöffeln vom Freihandschützenverein Dres den, 2 silberne Pokale mit, und 2 silberne Pokale ohne Deckel vom Berliner Zweig-Berein deS Deutschen SchützenbundeS, 1 silberne Suppenkelle vom Verein „Fortschritt" in Berlin, 2 Etui« mit je 18 Mark vom Schützenverein Chemnitz ; außer dem von 4 Kirchbergcr Schützen 30 Mark, vom WirthscbaftscomitL ein Gemälde in Rahmen, von einem Schützensreund 1 silbernen Pokal; die Übri gen von einzelnen Mitgliedern und Freunden de« Schützenwesens gespendeten Gaben bestehen in silbernen Bestecken, Kaffee- und Gpeiselöffeln, Uhren, Necessaire«, 1 Rauchtisch. 1 Revolver. 1 Tablet, Medaillon-, Bierseidel, Figuren u. s. w. Man kann also überzeugt sein, daß der Gaben tcmpel auch ' " - . ^ viel aesellschast schätz mit aufgestellt hatte nrelnen Schauspielern hörten wir übrigens betonen, von andern richtiger Moliere. AitslLge 11,8-0 vccnrkiäkrlich 1 Lhlr. 1» Nar^ mcl. Vrmgtiloha »Thlr. 2oRgr. Jede rinzrlnr Rümmer 2'/, Rgr. Belegexemplar 1 Rgr. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbefbrderung 11 Lhlr. Mit Poscvcjördcrung 14 Lhlr. Zastrate »gespaltenrvourgoiSzeile 1'/»Agr. Ärüßere Lchrifte« laut unserem Preisverzeichnis Neclauit, unter b. vc»«rtt»a«ßrlch dir Epaltzril« S Ngr. Inserate sind stets an d. Lrpe-illou zu senden. 1874. man die Erfahrung machen, daß selbst eine solch' exorbitante Hitze wie sie jetzt herrscht, da« tanz lustige Volk nicht abzuhalten vermag, sich der Freude dieser Belustigung hinzuqeben, denn aus dem improvisirtcn Tanzplatz (im Freien) wimmelte eS v»n Alt und Jung, da auch selbst daS ältere Aufgebot nicht Anstand genommen, sich dieser Art Körperbewegung hinzugeben. Neues Theater. Gutzkows „Urbild deS Tartüffe" ging am Sonnabend mit zwei Gästen in Scene. Herr Sontag von Hanover spielte den Moliörc, Frl. Borru vom Kaiserl. concessionirten Theater in Straßburg i. E. die Armande. Das Lustspiel, ein ziemlich seltener Gast auf unserer Bühne, wurde in fast ganz neuer Besetzung gegeben und verfehlte auch rn dieser seine Wirkung nicht, ob schon dieselbe keineswegs der letzten, der ich unter Laube beiwohnte, auch nur annähernd verglichen werden kann. DaS Wesen dieses Stückes ist ein doppeltes: erstens wird darin ein Bild des Staats lebens in seinen manchmal lächerlich kleinen Aus schreitungen, durch den egoistischen Sinn eines großen Monarchen, geschildert. Dieser Theil der Handlung ist ein sehr schwieriger. An und für sich schon bedenklich in seinen Wirkungen aus die mit dem Hoflebcn nicht bekannten Zuschauer ist jede, selbst die geringste, Neigung des Darstellers, seiner Rolle eine satyrische oder gar komische Seite abzugewinnen, sehr bedenklich für die Wirkung des Ganzen. Der Zuschauer, der ge wohnt »st das Hoflebcn eines großen monarchischen Staates nur mit dem Auge des Laien anzuschen, empfindet das Kleinliche m des Dichters Dar stellung desselben doppelt stark, es wird daher Abgabe der Bühnendarstellung sein, hier ja die Grenzen der durch den Hos gebotenen nothwen- digen Repräsentation scharf zu beobachten; möglichst maßvoll zu sein nn Spiel wie in der Sprache und vor Allem zu ver meiden, daß der Zuschauer empfinde, daß er Schauspieler und nicht Menschendarsteller vor sich habe. Dieses Moment schien mir zum Schaden des Stückes gestern von keinem der Darsteller ge nügend im Äuge behalten worden zu sein. Selbst Herr Klein I. (La Roquette), unzweifelhaft die bedeutendste Leistung des Abends, verfehlte hierin oft den Ton seiner Rolle empfindlich. Tartüffe-Roquette sollte mit mehr Bewußtsein, mehr sicherer Schurkerei gespielt werden. Er ge hört zu jenen Kräften, die stet- das Böse wollen und stets das Gute schaffen, darf daher nicht allzukleinlich auf daS Motiv der Selbfterhaltung und der Furcht vor Entdeckung und Strafe ge- stellt werden, sonst wird er gar leicht verächtlich und das darf er ebensowenig als etwa der Mephisto. Herr Sontag spielte den Moliere nach unserem Ermessen mit zu wenig Feuer und die ganze Dar stellung diese« Charakter« machte den Eindruck, als habe der Darsteller seine warme menschliche Natur stets zu beherrschen, um einer äußeren icht willen, vielleicht der auf das Organ. DaS ist aber bei Moliere ein Unglück. Hierdurch, wie durch die unzulängliche Darstellung der Rolle der Armande durch Frl. Borry wurde die andere hellste Seite im Wesen des Stücke«: die auf opfernde Liebe guter Menschen zu einander im Bunde geaenBosheit,Heuchelei undTücke, empfindlich getrübt. Die ganze Vorstellung machte den Eindruck deS Schnellfertigen und Flüchtigen und konnte nur sehr mäßigen Ansprüchen genügen. Wer das Stück genau kennt, dem mußte es überdies auffallen, wie wenig Gewicht auf eine wörtliche Wiedergabe de« Dichters gelegt wurde, von welchem Vorwurf selbst Herr Hontag nicht sreigesprochen werben kann; denn wenn er anstatt der ersten Worte des fünften Acte« „die Maske ist gut!" sagt: „die Maske ist vorzüglich", so ist das mindestens ebenso unberechtigt, wie wenn Roquette den vierten Act mit den Worten schließt: „die Gerechten müssen zum Islam übertreten" anstatt mit dem Dichter zu sprechen: „die Gerechten müssen ihren Glauben abschwören." Dergleichen Willkürlichkciten sind auf einer Bühne wie die Leipziger und bei einem Stücke, das nicht ohne Anspruch ans Classicität ist, sicherlich nicht verzeihlich »nd müssen von der Kritik gerügt werden. Von ein Moliere Herr Klein sprach wiederholt da- Wort „Vier zehnte" so aus, als ob e« lediglich auf die „Bier", auf die „Zehn" durchaus Nichts ankomme. Der gleichen kann wohl dem Besten passiren, aber die Regie sollte doch auf der Probe ihr Augenmerk darauf richten, daß ein reine- Deutsch auf der Bühne gesprochen werde. Eine nähere Personal kritik ist in Anbetracht der zum Theil bekannten Besetzung nicht nöthig. Die neubesetzten Rollen waren, so schien e«. schnell übernommen worden Doch wollen wir nicht unerwähnt lasten, daß es an freudiger Hingebung und ernstem Wollen nicht fehlte. DaS Ganze schien jedoch sehr schnell ein« gelernt und höchstens mit einer Probe auf die Bühne gekrackt worden zu sein, was jedenfalls nur ein faktischer Entschuldigungsgrund ist. Hermann Riotte. Am 19. Juli „Freischütz" mit Frl. Stürmer vom Stadttheater in Breslau als Gast (Agathe). Wenn die Vorstellung im Allgemeinen als eine gelungene bezeichnet werden darf, so kommt ein gut Theil dieses Lobes auch auf Frl. Stürmer; dieselbe hat ein recht frisches, munteres Stimm - chen, mit dem sie es bei sorgfältiger Weiterbildung soweit bringen wird wie unsere hochgeschätzte Fr!. Gutzschbach. Für größere dramatische Partien scheint sie mir nicht geschaffen zu sein, weder nach dem Charakter ihrer Stimme, noch nach ihre>: Erscheinung und, wie es scheint, ihrem Schauspicl- talent: sie hätte wohl ebensogut das Aennchen singen können als die Agathe. UcbrigenS sang si : durchgängig recht musikaliscl) (im Duett mit Äenn- chen anfangs wohl etwas mit der hohen Stim mung kämpfend), und besonders die Cavatine des dritten Actes mit Ausbietung ihrer Mittel recht zum Danke des PublicumS. Nur das Athmen weiß sic noch nicht recht geschickt zu verbergen. Herr Ernst als Max und Herr Reg als Caspar gaben Vortreffliche-; namentlich war Herr Rest ganz besonders gut disponirt. Herr Ernst scheint jetzt mehr oder weniger „Tenorist für Alles" zu sein, Heldentenor und lyrischer in einer Person; auf die Dauer wird das den Sänger doch wohl etwas zu stark anstrengen und es empfehlenswert!» sein, einen neuen ersten lyrischen Tenor zu enga- giren oder wenigstens kleine Nebenpartien wie den Steuermann im fliegenden Holländer oder BoisrosL in den Hugenotten an .Herrn Pielke zu vergeben, der durch ewige« Schweiger, sich unmög lich auS der Dunkelheit hcrauöarbeilcn kann. Der Kuno des Herrn Ehrke und der Eremit des Herrn Ulbrich geben zu Bemerkungen keine Veranlassung. Herr Lißmann (Ottokar) war wie der besonders schön bei Stimme; schade, daß er nicht mehr zu singen hatte. Herr Bürgin sang den Kilian recht wacker und spielte auch, soweit man Spiel von Kilian verlangen kann. In den Chören passirten wieder einmal einige Kleinigkei ten, welche bemerklich machten, daß die Oper einige Zeit lang nicht gegeben wurde; das „wird er, frag' ich, he, he, he?" klappte consequent nicht mit dem Orchester zusammen. Die Leistung des Orchesters aber machte über haupt diesmal den Eindruck des Handwerksmäßi gen; es war so etwas von Langeweile darin, es klappte Alle», aber es schleppte Viele«, und Anderem fehite Wucht und Energie. WaS die Inscenirung betrifft, so ist die Wolfsschluchtscene doch trotz de« großen natürlichen Wasserfalle« recht harmlos. Auch sind die Vorschriften der Partitur nicht streng innegehalten; Vieles, was Weber ausdrücklich ver langt, fehlt, z. B. die Waldvögel, die sich ums Feuer setzen; auch die Feuercffecte waren nicht recht im Sinne der Dichtung, und das Verstummen des Lärms beim Schlag Ein« kam nicht zur Gel tung. Samiel sieht im schwarzen Costume auch gar nicht teuflisch aus; das feuersarbene Män telchen und dito Hut, wie sie in der Volkssaae des Bösen gewöhnliches Kleid sind, unv wie sie auf anderen Bühnen auch Samiel trägt, würden ihm besser sichen. vr. Hugo Riemann. Ein Andienzlermin -er Leipziger „Schlaraslia" in elÜKii'. tr. Leipzig, 19. Juli. „Wie? Feme in Leipzig?" möchte man ausrusen beim Anblick eines photo graphischen Gruppenbildes großen Formats, daS m Klein'« Kunsthandlung ausgestellt ist. DaS BilV versetzt uns in einen düster drapirlen Saal mit Säulen und Tribunal, mitten hinein in eine seltsam classischc Gerichtsverhandlung, deren lei dender Held ein arnier Sünder ist, deren forensische ActeurS aber gar sonderbar anaethan erscheinen. Was das Wunderbarste ist, die sämmtlichen Per sonen diese« hochnothpeinlichen Gerichts, da- da mit blutigem Ernste Standrccht über einen geknickten Missethäter hält, der unS verschämt nur seine Kehr seite zuwendct: sie alle kommen uns „koiossal" be kannt vor trotz der frcnidarligen unerhört feierlich mittclalterlichenGewandung. Von dem Präsidenten des Gericht« an, der eben das Urtel über den Misse thäter spricht, bis herab zu dem ein besenartiges Instrument haltenden präsumtiven Prügel knap pen deS Capitels link« im Mittelgrund sieht unS icdeS Antlitz, sozusagen, au« Leipziger Augen an. Wenn nicht Alles trügt, so kennen wir auch den Erbküchenmeister oder Truchseß von Waldburg rechts am Vorhang: es ist unzweifelhaft der gegenwärtige Wirth der Centralhalle. Nun wird es mit einem Male Licht, auch da- Local ent hüllt sich als der wohlbekannte Saal der Insulaner. Sollte die vermummte Gesellschaft etwa gar ein
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