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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187408100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-08
- Tag1874-08-10
- Monat1874-08
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1874
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«*>«»« «wich Pich »>/> Uhr. oö TkptWiO I»hchimiSgasir 33. Oeeomtw. Nedsctcur /r HßU«,. Gprechstund« d. Nrdactioa >«n«»»ag» »on N—tt «hr N«ch»i»a-» »ou 4—k Uhr. Annahme der für die nächst folaendr Nummer bestimmte« Inserate an Wochentagen bi« 3Uhr Nachmittags, au Soun- »nd Festtagen früh bi» '/,9 Uhr. Fiüalr für Znsrrate»o«»«>i»t: Otto Klemm, Univrrfitätsstr. 22, Louis Lösche. Hainstr. 21, pari. MpMtr JagMM Anzeiger. vtM für Politik, Localgeschichk, Handels - und Geschäftsverkehr. II.8L» Xd»»»e«e>t«Pret» vinttliährlich 1 Ihlr. IS Ngr., incl. Vringerlohn iThlr. 2VRgr. Jede einzelne Nummer 2'/, Ngr. Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Pofibefvrbermlg 11 Ttlr. «tt Poftbefvrderung 14 Lhlr. Inserate 4gespalteneBourgoiözeile 1'/,Ngr. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichnis Rrrl»«,, „ter d. Ledacttanaßrich die Spaltzeile 3 Ngr. Inserate sind stets an b. Lepediti», zu senden. M 222. Montag den 10. August. 1874. Bekanntmachung. fth Wir machen andurch bekannt, daß wir der neuen vor dem Zeitzer Thor gelegenen 60 Ellen breiten, östlichen Parallelstraße der Connewitzer Chaussee den Namen EüdstraHe beigelegt haben, und daß die an dieser Straße gelegenen Grundstücke mit folgenden Straßennummern versehen worden sind: Nr. 1. da» Grundstück de» Herrn C. F A. Wagner, Nr. S Abth. 6 de» Brand-Cat. - 2—4. Baustellen. - 5. da» Grundstück de» Herrn F. M. Pathe, Nr. 3 Abth. L de» Brand-Cat. - 6. da» Grundstück de» Herrn F. M. Pathe, Nr. 4 Abth. L de» Brand-Cat. - 7—25. Baustellen. - 26. da» Grundstück de» Herrn Eduard Pfaffendorf, Nr. 9 Abth. v de» Brand-Cat. - 27. da» Grundstück der Frau M. F. verw. Bergmann, Nr. 2 Abth. v de» Brand-Cat. - 28. da» Grundstück de- Herrn F. W. Richter, Nr. 1 Abth. v de» Brand-Cat. Leipzig, am 3. August 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. - - ' Mess vr. Koch. kesserschmidt. Bekanntmachung. Nachdem in neuerer Zeit das Uebcrlaufen des brenn- und zündbaren Inhalts von Destillir blasen, Siede-Kesseln rc. einigemale die Entstehungsursache von Schadenfeuern gewesen ist, fordern wir alle Inhaber von solchen Destillirblasen, Kesseln u. s. w., deren Inhalt in leicht brenn- und ründbarer Masse besteht, hierdurch auf, über der Feuerungsthür von dergleichen Anlagen einpi feuerfesten Schutzschirm von Eisenblech oder Mauerung anzubringeu. Namentlich hat dies bei den jenigen Anlagen zu geschehen, bei denen der beschränkte Raum es nicht gestattet, den Fcucrungsraum der Siedeanlage vom Betriebsraum durch eine Ccheidemauer vollständig abzusperren. Leipzig, am 23. Juli 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Wilisch, Ref. Akademische Lesehalle. Die Inspcctorstellc ist besetzt; diejenigen Bewerber, denen ihre Ernennung nicht augezeigt worden ist, können die cingereichten Papiere auf der Universitäts-Canzlei von 9—12 Uhr Vormittags gegen Quittung in Empfang nehmen. ^ Leipzig, den 8. August 1874. De provisorische Vorstand der akademischen Lesehalle. Prof. vr. Overbeck. Tagesgeschichtliche tleberslcht. Fürst Bismarck wird voranssichtlich um die Mitte der Woche zu kurzem Aufenthalt in Berlin eintrcffen, um Se. Majestät den Kaiser zu be grüßen. Nach zuverlässigen Berichten hat das Be finden des Reichskanzler- sich in den letzten Wochen nicht unerheblich gebessert; doch ist die heilkräftige Wirkung des Curgebrauchs mit einer gewissen Ermattung verbunden, die das Bedürfniß der von den Aerzten dringend empfohlenen Schonung deutlich genug hervortreten läßt. Namentlich hat cs in Klsfingen vielfach an dem Verständlich für die durch den Gesundheitszustand des Reichskanzlers gebotene Rücksicht gefehlt. Das Publicum ver folgte den Fürsten mit Huldigungen aller Art und mit Beweisen einer Aufmerksamkeit, welche dem hohen Staatsmanne den Genuß einer spärlich vergönnten Muße verkümmerte und einen zwang losen Aufenthalt im Freien fast unmöglich machte. AuS Schweinfurt berichtet man der „Asch. Ztg " über den Fortgang der Untersuchung gegen den Attentäter Kullinann, daß die Untersuchung ihrem Ende entgegeuaehe, ohne daß etwas wesent lich Neues erhoben sein wird. Kullmann, nach wie vor verschlossen und ohne Reue, macht keine näheren Geständnisse über seine Motive «nd über direct mitbetheiligte Personen. Am 31. Juli war der Untersuchungsrichter mit seinem Actuar in Kissingen bei dem Fürsten BiSmarck, wohl um dort über das Ergebniß der Untersuchung sich mit dem Fürsten zu besprechen und dessen Schluß- Vernehmung zu pflegen. Die in Bälde zu er wartende öffentliche Verhandlung wird nach Lage der Sache der Oeffentlichkeit kaum viel Neue» bieten. Nach einem alten Ersahrungssatze muß in einenl Kampfe der schwächere Theil zur List greisen, wenn er Etwas erreichen will; versteht er solche nicht anzuwenden, so ist sein Fall un ausbleiblich. In solcher Weise verfuhr in früheren Jahrhunderten die römische Kirche und die Ita liener hatten sich in Folge Dessen den Ruf der gewandtesten Diplomaten erworben. Ein Theil de» Ruhme» ging von ihnen aus die gesammte höhere katholische Geistlichkeit über. Heute scheint dem katholischen Klerus diese Geschicklichkeit ganz abhanden gekommen zu sein: mit plumper Hand verdirbt er Alle-, was er anfaßt. In dem Streite mit der mächtigen deutschen Regierung treten die Bischöfe in so ungefügiger Weise aus, daß an ein Verhandeln gar nicht zu denken ist, und daß man ihre Macht nach einer Seite hin wird beschränken müssen, die ursprünglich ganz außer Acht blieb. Aehnlcch ist auch das Verfahren der Klerisei i» Frankreich, wo sie leider die Ober hand bat. Anstatt das aufgeregte Land zu be ruhigen und ihm vorsichtige» Schweigen über feine Rachegelüste zu empfehlen, erinnert sie es täglich an seine Niederlagen und stachelt es fort während zur Rache auf. Der Ultramontanismus ist dal,er, wie sich italienische Stimmen mit Recht äußern, ein größerer Feind Frankreichs als Deutschland», gar nicht in ! »der Napoleo oder Gambetta berufen sein mag die Geschicke Frankreichs zu lenken, Jeder von ihnen wird mit dem Ultramoutanismus zu rechnen haben und ihn entweder besiegen müssen oder von ihm erdrückt werden. Da der Marschall Mac Mahon aber, um die Thätigkeit deS UltramontaniSmu» zu schwächen, dabei einen guten Theil seiner Kraft aufrciben muß, so bleibt ihm nicht Zeit genug übrig, um Frankreich neu zu gestalten und ihm Freunde u»d Bundesgenossen zu verschaffen. Die in der englischen Thronrede gemachte Aeußerung, daß England einer Intervention in die inneren Angelegenheiten Spanien» seitens der europäischen Mächte entgegen fei, beweist, daß die Möglichkeit einer Einmischung in den diplo matischen Kreisen verhandelt wird. Wenn auck zunächst die Thätigkeit der deutschen Regierung sich ausschließlich auf die amtliche Anerkennung der Madrider Regierung beziebt, so dürste doch, sobald dieser Gegenstand erledigt ist, die Inter vent! onSfrage wieder in den Vordergrund der europäische» Erörterungen treten. Denn die An erkennung der Madrider Regierung hat einen nur geringen praktischen Werth für die Unterdrückung der Carlisten, die bisher mit Erfolg der Madrider Regierung widerstanden haben, wenn diese Aner kennung keine materielle Unterstützung nach sich zieht. Au» dem bisherigen Vorgehen der euro päischen Mächte Spanien gegenüber ersieht man, daß sie e» mit der Beendigung der langjährigen innere» Unruhen in Spanien ernst nehmen und sie werden gewiß nicht jetzt, da sie auf dem besten Wege sind diese» civilisatorische Werk 'zu vollen den, auf halbem Wege stehen bleiben. England wird zweifellos alle ihm z« Gebote stehenden Mittel ausvieten, um eine Intervention zu Hinter treiben; da aber bekanntlich diese Mittel seit den letzten Jahren sehr an Gewicht verloren, so wird Die- der englischen Regierung wahrscheinlich nicht gelingen, und. sie wird, wenn sic sich nicht isoliren und ihren europäischen Einfluß noch mehr ver hindern will, sich der gemeinsamen Actron der europäischen Mächte anschließen müssen. Diebei einigen Ul t ra m o nt aneninP re ußen vvraenommenen Haussuchungen haben Nicht« ergeben, was irgendwie für die beseitigten Personen compromittirend sein könnte. Heraus» gestellt hat sich, daß die katholischen Ver» eine, welche geschlossen worden find, trotz ihres kirchlichen Gepräges, politische Zwecke verfolgt haben und daß diese Vereine Beziehungen zu anderen politischen Vereinen unterhalten, waö bekanntlich gegen das Bereinsgesetz verstößt. Gut wird man thun, von vornherein auf Enthüllungen zu verzichten, die von Einzelnen in Beziehung auf die fürstlich Radriwill'sche Familie er wartet werden. Daß Letztere streng katholisch, der päpstlichen Sache durchaus dient, ist nicht» Neues, indeß die Sympathien für Rom haben sich nicht in Intriguen politischen oder sonst welchen Charakters, sondern ausschließlich in reichen Geldspenden zu erkennen gegeben. Es dürft« kaum ein frommer katholischer Verein exi- stiren, der nicht von den Radziwillö als den eifrigen Förderern der päpstlichen Sache that- kräftig unterstützt würde. Da« ist aber nicht straffällicr Die Winke, welche die officiösen Blätter Berlins kürzlich der sächsisch, lassen, wie jlcch der particularistisch gefärbten en Presse haben zu The» werden assen, wiederholen sich jetzt in verschärftem Maße. Man ist in Berlin verdrossen über die geradezu reichSseindliche Stimmung, die sich in gewissen Kreisen des Königreichs Sachsen kund giebt und die immer mehr zunimmt, statt, wie man er warten sollte, mit der Zeit einer vernünftigeren, freieren Anschauung und Erkenntniß der verän derten und fortgeschrittenen Verhältnisse Platz zu machen. Es ist Da» eben eine von den berühmten „sächsischen Eiaenthümlichkeiten", deren kaum zu begreifende Pflege von oben herab schon so viel Unheil angerichtet hat. Au« Rom wird gemeldet, daß der Vatican den apostolischen Nuntien in Fraykreick, Oester reich und Portugal Instructionen ertheilt habe, deren Zweck wäre, von diesen Mächten eine Er klärung zu erwirken, daß sie für den Fall der Papstwahl aus ihr Recht, gewisse Candidaten auszuschließen, verzichten. Als Entgelt würde, wie der „Popolo Romano" behauptet, der Vatican zur Revision der gegenwärtigen Concorvate be reit sein. In gleicher Richtung würde der Vatican mit Spanien verhandeln. Nach dem Frankfurter FriedenSvcrtrag hat be kanntlich Frankreich die Verpflichtung übernommen, eine Abgrenzung der Diöcescn Metz und Skraßburg beim päpstlichen Stuhle in der Weise zu Stande zu bringen, daß sie mit der neuen Landesgrenze zusammenfallen. Daß die darüber gepflogenen Unterhandlungen schon ihren, Ziele nahe sind, ging au« einer vor einigen Tagen von Paris hieher gelangenden Depesche hervor, nach welcher die Bischöfe von Metz und Straß burg dem päpstlichen Stuhle direct unterstellt worden seien. Jetzt meldet nun das „Journal de Florence", indem e» diese Nachricht bestätigt, daß auch Unterhandlungen zwischen dem heiligen Stuhle und der französischen Regierung eingeleitet worden seien, «m eine Theilung der zu großen Diöcese Lyon vorzunehmen; es soll zu diesem Confirmation beistehen soll. Die neuesten Nachrichten aus Amerika melden von einer bevorstehenden Annexion mehrerer Provinzen von Mexiko an die Vereinigten Staaten. Bon Seiten der mexikanischen Re gierung soll der Unionsregierung ein direktes An erbieten für die Abtretung de» ganzen Gebiets nördlich einer von der Diündung deS Rio Grande bis zum Stillen Ocean gezogenen Linie gemacht Und Las Anerbieten, vorbehaltlich der Genehmigung deS Congrcsses in der nächsten Session, aogeiivi» men worden sein. Eine Anzahl dcst bedeutendsten Capitalisten und der waghalsigsten kalifornischen Speculanten hat sich bereits auf den Weg ge macht, um in den abzutretenden Territorien nach Minen zu suchen; nach der Sonora und nach Chihuahua sind Ingenieure geschickt worden. Durch diese Cefsion würden die Vereinigten Staaten in den Besitz von Neu-Leou, Cvochuila, Chihuahua, der Sonora, Nieder-Californicn» und eines Theils der Staaten von Sinäloa und Du- rango gelangen. Universität. O Leipsig. 9. August. Montag, 10. d.,^ früh 10 Uhr wird im Auditorium I des Bornerianum da» Andenken eines verdienten Erblassers gefeiert werden, welchem die Universität die Stiftung eines Stipendiums, zunächst für Nachkommen seiner Familie zu verdanken hat. Ein stuck. m»tb. et reruin uaturallum au» Apolda wird die Gedächt- nißrede halten, deren Gegenstand die Haupttugen den des römischen Bürgcrthum» sind. Der Stifter ist kein Anderer denn Heinrich Gottlieb Krancke au« Teichwitz bei Weida im Boiatlanbe, der vor 150 Jahren hier die Rechte zu studiren begann, 1748 Professor de» deutschen Staat-rechts, das Jahr daraus kaiserlicher Hofpsalzgras. später Professor der Moral und Politik ward und erst 1781 starb, eine reiche Anzahl historischer und staatsrechtlicher Schriften hinterlassend. Der derzeitige philosophische Decan, Prof. vr. Leuckart, ladet zu dem Gedächtitzßact obiger Art durch ein eigene« Programm ein, dessen An halt eine Abhandlung über die tauben und „Abortiv-Eier" dar Bienen bildet, also ein zeitgemäßes «nd höchst interessante« Ca- pitel auS der EntwickclungSgeschichte jener Insecten. — Ueber die erwähnte zweite krankhafte Form der Biencneier, die aus einem degenerirten Eierstocke stammen und selbst in mehr oder minder hohem Grade degenerirt sind, bringt Verfasser auS eignen und fremden Untersuchungen soviel Material, daß er daraus hin die Behaup tung aussprechen kann, jene Eier seien zur Ent wickelung unfähig, producirten keinen Embryo, während die sog. tauben Eier, die von einem jchemdar ganz normalen Ovarium gebildet sind und keinerlei auffallende Zeichen einer pathologi schen Veränderung zur Schau tragen, wohl einen Embryo ausscheiden, aber keine Brut bilden, weil der Embryo vor dem Ausschlüpfen auS Len Ei- hüllen zu Grunde geht (S. 14). Vers, findet es in der Theorie wahrscheinlich, daß beiderlei For men trotz ihrer Verschiedenheit durch Zwischen glieder in einander übergehen... . Der wissenschaftliche und volkSwirthschastliche Congreß deutscher Bienenzüchter, der nächstens in Halle zusammentreten wird, erhält in der vor liegenden Abhandlung gewissermaßen eine Leipziger Votivgabe von bewährtester Hand. Neues Theater. Die Vorstellung „Feenhände" am Donnerstag mit Frl. Hausmann vom Hoftheater in Mei ningen in der Rolle der Helene war keine so abgerundete und befriedigende, wie die von uns neulich besprochene. Das Stück ist keines ver besseren der Scribeschen Muse, obschon auch in diesem namentlich im 4 Acte sich treffliche Lust spielmotive, die aber an und für sich schon ein ganzes Lustspiel gegeben hätten, vorfinden. DaS Lustspiel soll vor Allem nicht von tiefernsten an das Tragische streifenden Voraussetzungen aus gehen, sondern diese sind stets nur als ein Theil der Handlung, nicht aber als eine Vorbedingung zu derselben zu verwerthcn. Daher ist man nach dem zweiten Acte, der in einer kleinen Ka tastrophe gipfelt, für die weitere weniger ernste Entwickelung der Handlung nicht sehr empfäng lich; man würde auch sicherlich diesem Lustspiel nicht das Interesse zuwenden, das man ihm seit Jahren auf allen Bühnen bewahrt, wenn cs erstens nicht ein Blatt m dem in unserem Jahr hundert so beliebten Buche über daS Magdalenen- thum auf der Bühne füllte, wenn ferner nicht im vierten Acte, im Augenblicke da der Zu schauer sehr empfindlich die Mängel deS Aus baue» zu empfinden ansängt, der Verfasser die schau erwählten genialen Lustspielideen, mit dem Baue der Bahn hineingeflochten hätte, die das Interesse neu beleben, und wenn zu guterletzt da» Stück und der Dialog nicht eben von Scribc wäre, von dessen schwächeren Lustspielen zu schreiben immer noch eben soviel heißt, wie von den guten vieler anderer populärer Lustspieldichter. Frl. Hausmann als Helene befriedigte nicht ganz unsere Erwartungen, wenn auch nicht ge- läugnet werden kann, daß sie namentlich dem, repräsentativen Theil der Rolle völlig gerecht wurde. Die Darstellerin schien uns indisponirt und daS mag ihre Leistung beeinflußt haben. Wir vermißten in ihrer Helene die geistige Bedeutung des Charakters, die sich dem Auge des Zuschauers sofort als ein Merkmal der ganzen Erscheinung eines Weibes cinprägt und ihn gefangen nimmt Es ist die Helene überhaupt mehr eine Rolle der Salondame als einer sentimentalen Liebhaberin, als welche sich uns Frl. HauSmann in ihrem Spiele präsentirte und für deren Fach sie ganz besonders qualificirt zu sein scheint. Dabei wie derholen wir, daß die äußere Repräsentation, dasjenige was die Künstlerin durch Fleiß und Begabung nach dieser Seite hinruthat, vollständig befriedigte, ja zum Theil tadellos erschien, und daß aus einer räumlich nicht so großen Bühne wie die Neue Leipziger dies voller in die Waag schale fallen würde. Dasselbe gilt auch von der Betonung, die eben für den Raum unseres Thea ter» nicht ganz ausreichend zu voller Wirkung aus die Zuschauer war. Da» Neue Leipziger HauS ist ja wohl in dieser Beziehung eines der jenigen, die nur ein ganz routmirter Künstler »fort völlig au»zumessen im Stande ist. Frl. Hüttner als Marquise von Mencvillc lieferte ein etwa- sehr drastisches aber deshalb vielleicht ein desto wahrere» Bild einer launischen Modedame, die gar keine Rücksichten kennt, als diejenigen gegen ihre Garderobe und vor deren sehnlichst erwartetem neuen Kleide (der Franzose sagt rods) Herzoge in Nicht- zusammenfinke«. Solche durchaus rücksichtslose Modedamen sind aber gewiß Ausnahmen und dies möchten wir auch im gar zu scharfen Tone der Rede rügen, daß er uns eben an die Persönlichkeit, an die Ausnahmen zu sehr erinnerte. DaS Ensemble, wie auck die eiaentliche geistige Entwickelung der ganzen Darstellung ließ gegen eine seinerzeit unter Laube gesehenen Vorstellung dieses Stückes zu wünschen übrig und da mag cS wohl sein, daß die Erinnerung an jene Laubescke Inscenirung ungerecht machen würde gegen die Darsteller der einzelnen Partien, wir wollen daher nicht näher aus die Einzelleistungen eingehen, von denen der Richard des Herrn Link Uneben der früheren vortrefflichen Leistung de» Herrn Mittell als eine eigenartige wohlgezeicknete Figur noch besonderer auSzeichnender Erwähnung verdient. Hermann Riotte. iS »' V
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