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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-08
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1884
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Leff»t1l«i und Lrvrtti»» Iotzanne«gasie 33. LPrkchllua-ri, -er Nedarlio»: Vormittag« lO—13 Udr. Aawmittog« 5—6 Udr. ltt »«, »lO> >ch <U»«cu»» »ich, »n»«»uo» A«u«st«e »« für ,le »»«Okol^,»« Au»«er beftlmmte« Inserate «» v»cheuia«en »,« 3 Udr Aitchmitta««. «» Loun-»«» -estta,e» srütz dt»Utzr. 3» firn /Uialr« l>r Z«s.-^nn«tz»e: ktt« tlr««. UaiverNtütsstraß« Kl» Lst»»0 Lischt, Kaihariaeasiraßr 18^ ch. »ur dt« vtzr dgcr.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichtr, Handels- nnd GcMtSverkehr. Auslage rsiLVS. Ad<vnr»rn1»nrei« virt.-lelj. 4'/, Mlt. incl. Brinarrlodch 5 ML. durch die Po» bezogen 6 VN. Jede inzelne Nummer 30 Pf. Beiegezenwlar 10 Pf. Grbadrea lür Ertrabetlageo «d«r Poftbeiörderong W Vit. »U Posibesördernn, »8 Ml. Snsrrnte «gespaltene Petitzeilr ro Pj. Grögere Hchrisieu laut unserem Preis, verznch,,«. Tabellarffch« a-Zifferniatz »ach höher» Tarif. 99. DienStag den 8. April 1884. Lerlauen nnter dem Nedartion»-rich die Svaltzeile 50 Ps. Inserate find ftei« au dir Erdkdttt«« z» sende». — Rabatt wird aichr gegeben. Zahlung pnieoow,-e»aäo »der durch Post, »achaavmr. 78. Jahrgang.', Amtlicher Thetl. Vrkaunlmachllng. Durch Bekanntmachung vom 11. Februar 1881 sind de« reit« die betheiligten Tewerdlrcibenden erneut daraus hin» gewiesen wordrn. dag nach tz. 1 der Ministerial-Verordnung vom 1. August 1878 die Fabrikbesitzer und Fabrikieiter ver pflichtet sind, wenn in Folge de« Oeiverb«betriebe« eine Person da» Leben verloren oder eine solche Beschädigung erlitten hal, dag sie länger al« 72 Stunden an ihrer Arbeit behindert ist. der Geiverbepoiizeibedörde (Stadtrath) und dem Königliche» Kabrlkeninfpector davon Anzeige, und zwar im ersteren Falle sofort, im letzteren spätesten« vier Tag« nach Eintritt de« Unfall« zu erstatten, und daß Znwiderhandelnde nach 8 > Abs. 2 der angezogeneii Verordnung mu Geldstrafe bi« zu 180 und i« Unvermögen-sall« mit Hast zu belegen sind. E« ist jedoch nach der von mehreren Fabrikeninspectorrn dem Königlichen Ministerium de« Innern erstatteten Anzeige auch »euerdmg« von Gewerbeunternehmeru vielfach dieser Anzeige pflicht nickt genügt worben. Rach Anordnung der Königlichen Krei-Hauptmannschast zu Leipzig werden deohalb alle belheitigten Gewerdtreibenden von Neuem aus die ihnen obliegende Verbindlichkeit hingeiviesen und wird noch insbesondere hervorgchoden, daß nach Ver ordnung de« Königlichen Ministerium» de« Innern vom 12- Drcembrr l88l (Gesetz- und Berorbnung-dlatt von 1881 Seite 2lS) überhaupt die Besitzer und Lriter »Iler Gewerbe- «»ternrhmunaen. aus wrlche ff 120 Abs. 8 der Gewerbe- Ordnung. Novelle vom »7. Juli 1878 (Reich«»Gesky.Blalt Geste l9S folgende) Anwendung leidet, zur Anzeige von Unfällen verbunden, beziehentlich im Unterlassungsfälle straf bar sind. Leipzig, de» 2. Avril 188«. Der -kalb »er Gt»dt Lelpzig. vr. Georgs. Lohse. LMtische Semrßrschllle. Dt» Hrstsnug der Schüler soll Dteusia«. den 8„ uvd Mittwoch, de, ». AprR >. vormitta,» »,« 2—12 ützr 74» GchnNaeak vorgeuomme» werde». »« beehrt sich hierdurch ergebenst einznlnb« Leipzig, de» 4. April 1884. Da« Lehrer-L«Ie«im». rlitbsahls-Vekanalmachllns. Gestohlen wnrdea allhier erstatteter Ameige zasolge: 1) Ei» Schmuck ,o» mattem Golde, bestehend o»S einer Hals kette von parken runde» Gliedern, einem ovalen Medaillon, »elche« aas einer Seite mit einer Rosette mit einem Brillant ver ziert ist und einem Armbaud von starken Gliedern, an welchem sich eine Kngel mrt einem Kettchen befestigt befinde», au« einer Wohnung in Nr. 13 der Hvüpiialstraße, ttn Lanse der letztver- gangenrn drei Monate; 2) eine silbern» Ankernhr mit Sekunde »ud arrtefter Rückseite, «tt wappenähiilichem Schildchen, au« eine« Geichisislocale in Ar. 18 der Zeitz« Straße, am 33. vor. Mt«. Vormittag«; 8) ein Packet in grauem Papier, enthaltend ein Buch mit dem Titel „Grundrih de» Strafrecht« von Bindina", drei Bändchen Rodele« von Protessor Reclam und ein Lo>k>ie«hrst, au« dem Schalterraume de« Postamt« 4, am nämlichen Tage Abend«; 4) eine Letter, mit fünfzehn bi« achtzehn Sprossen, unten mit eisernen Spitzen »nd oben mü dergleichen Hake» versehe», vom Schnlplotz vom 23. bi« 25 »or. Mt«.; 5) eine viereckige grüne Plüschdrcke «st grüner Litze und vier dergleichen Quasten besetzt. bei Gelegenheit eine« Umzug« au« Nr. 7 der Leplaystraße »ach Nr. 10 der Jaeobstraße, am 87. brz. 28 vorigen Monat«; 6) zwei weiße Bettdecken, sogen. Waffeldecken, zwei weißlelnene Betttücher, zwei weiße Musdorbinge »nd eine rvthe und weiß- leinene Tischdecke mit Fransen, au« einer Wohnung ta Ar. 23 der Südstroße, vom 17. bi« 30. vor. Mt«.; 7) eine Kiste, sign. 8237, enthalt«» 10 Atflchrn ktgarren, ü 500 Stück haltend, au« der Flur de« Hanse« Ar. 2S der Zeitz« Straße, vom 31. vor. bi- 2. ds«.Mt«.; 8) fünf Rester weiße Leinwand in ein« Gesammtlänge von »ngesähr 18 Meter und ein weißlemrne« Betttnch, an« einer Woh- «um in Rr. 33 der Sternwartenstraße, im Laus» vor. Mt«.; S) ein zweirädriger Handwagen, aa« dem Hosrau» de« Grund stück« Nr. 52 der Frankfurt« Straße, vom 31. vor. bi« 1. ds«. Mt«.; 10) eine Quantität Aische, al« Aale. Schleie«, PSrsch« und Weißfische, mittelst Einbruch» au« eiae« Fischkasten i« Pleißen- stnfle in der Nähe der Knüppelbrücke, tu der Rächt «o« 31. vor bi« 1. di«. Mt«.; 11) ein Wann-sagnel von dl»»«« Tach. mit schwarze« Atoll, aüa-sntt«. aus einer Wohnung t» Ar. 28 der Vraudvorwerkstraß«. am 1. ds«. Mt«. Nachmittag«; 1») ein Geldbetrag von 100 ^6, in Fünfmarkstücknr in Gold, an« ein« Wohnung ,n Nr. 33 der Slrrnwartrnstraße, ta der Zeit vom 28. vor. b« 3. d. Mt«.; 18) ein Geldbetrag von 120 ». in Krone« »ad Dapprltronrn, ferner eine neusilberne Ctzltndernhr mit Sekunde und geriester Rückseite, nebst kurzer Stahlkrtte, sowie eia R«tizb«ich. enthaltend ein-n Ersotzreservrschkin und medrere Atteste ans 6onnut Lcicetein lautend, einem Betrunkenen in den Promraadraanlagea hinter der I. Bürgerschule, in der Nacht vom 1. zum 2. d. Mt«.; 14) eine blecherne Br«btapse>. branagestrichea. und ein Bild i» schwarzem Rabmea, au« dem Borsaal et,« W,h»u»g i» Nr. 1l d« Poniatow-kystraße, am 2. ds». Mt«. Nachmttt«-»; 15) rin Spirget in braunpoiirtem Rahmen mit verzsernnge», etwa '/« Meter dach und Meter breit, »n« etnem Locale in Nr. 76 am Ranstädter Steinweg, tu derselben Zeit; 18) ein Mannürock von braun-, grün, unb r»th-klr<»carrirtem Stofie, mit Ichwarzen Hornkn-psen, schwaezseivenn Bordenrinsasiung —d schwarzem Wollatlassuiter, au« dem Barsaol ein« Wohnung st Nr. 16 der Taucha« Straße, i» der Zeit vom 20. »origen bt« 3. di«. Mt«.; 17) eine Bntterwann« mit HSlzerne» Aeise», enthaltend >0 bs« 34 Stückchen Butter, theil« mit ein« Krone, »heil« mit einem Kleeblatt gezeichnet, au« einem Wage», welch« im Hase de« Grund- stück» Gerberstraße Nr. 38 gestanden ha», am 3. dis. Mt«, früh; 18) ein Mann-sagnet von hellgrauem Stoffe, mit grünem Kragen und Ausschläge», grauen Hornkn-pse» and grauwollenem Fnst«. welche« znr Schau an einem BerkaasSlocale i« Böttcher» güßchen gehangen da», am nämlichen Tage Abend«; 1») eine Kiste, «gv. T. S 30. 3 Kilo schwer. Bilder entbaltrnd § da " ist Oiüterboden im Magdebarg« Bahnhosr, »»» 22. dt« 20) eine Bntterwnnne mit bölzernen -leisen, enthaltend ca 60 Stückchen Vntter. größt,ntheil« sog««. Moschelbvtt«, der übrige Th»>l «st «in« Blume gezeichnet, sowie einige weißleinen« Bnttrr- tstcher. an« einem Wage», weich« t» d« Kohlenstoße gestanden HM. am 8. ds«. «t». Abend«; 21) ein Manasrack vo» duukrlgranem grrteste« Stoff, lang« ^on, mit schwarze» Knöpse» und schwarzwollenem Futter. — in einer Tasche besanb sich ein schwarziedrrne« Partewonnat« mit weißem Schlößchen und einem Inhalte von 240 in Toppet- kronra, sowie einige Visitenkarten, — au« einem Espedit>oa«locale in Nr. 1 am Grimmailchen Stetniveg, am 4. dl«. Mt«. Nachmittag«; 22) ein Zmanziginarkstück, au« einer Wohnung in Nr. 3 de« Schrebergäßchen«, am nämlichen Tage Abend«; 33) eine goldene Tamen-ffylliiüerithr mit Sprungdeckel und lm Innern de« ttzebäuse« mit der Favrikimmm« 247l, nebst kurzer doppelt« Talmikrtte, au« ein« Wohnung in Nr. 14 am Ranstädter Srei'weg. am 4. ds«. Mts. vormittag«; 34) ein Manometer in Mrssinggehäuse und mit Stahlzeiqern, welch« an einem Blerdruckipvarat dcicstlgt war, aus einem Büffet locale in Nr. 3 t der «üdstraße, am 4. ds«. Ml«. Abends: 25) ein Geldtäschchen von gelbem Leder, mit Mcssingbügel, enthaltend ca. Ist in vier Thalern, einem Zweimark-, drei Markstücken und div. kleiner Münze, mittelst TaschrndtebstühlS aus dem Marktplatze, am 5. ds«. Mt«, vorm.; 86) ei» Mann«r«ck von dunkelgrauein Stoffe, mit zmrt Reihe« Knöpfen, schwarz, and weißgestreistem Aermrt- »ud schwarzem vchooßfutter, au- et»em Schuppen im Grundstück Atezaaderstr. 30, am 5. ds«. Mt«.; 27) ein Sommerübrriiehrr »on dunkelarünem glätte» Stoff, ast neu, mit ein« Reihe Knöpfen, verdeckter Batterie, Westentaschen mit Patten und schwarzein Futter. — in den lasche» befanden sich ein Paar dunkelgrüne Glacötzanüschnhe und ein bunte« Taschen tuch —, au« dem Restauration-locale tu Ar. 5 der Thratergosse, am 6. ds«. Mt«. Abend«. Etwaige Wahrnehmungen üb« den verblieb der gestohlene» Sachen oder den Ti»äl« sind ungesäumt bet auserer Lnmuial- Lbtlieilung zur Anzeige zu bring,o. Leipzig, am 7. April 1884. Ta» Poltzrt-Amt der Stadt Leipzig. vretschuelder. De. Deuecke. Anclionslocal -rs Lönial. Amtsgerichts. Mittwoch, de« 0. b«n 10 Nhr Vormittag» de^ 2 Uhr Aachwtttag« »nd ebentneR Ta»ner«t«g, de« 10. »s«. Mt«. »«« 2 Udr Nachmittag« a« ollen eine Pappenschneidemaschine. eine Vergoldpresse, zwei Beschneide. Maschine», eine Lchrägschneidemaschiae. eine Preßmaschtar, ela walz, werk, eine Glättvreffe. eine Gvldabkehrmaschiue, eine Bohrmaschine, zwei Schraubstöcke, ein Blasebalg, ein Ambo«, fern« «tu Geldschrank, ein Planino, Nähmaschinen, eine grißerc Auzatzt Rrfta»rati««»» «äbel und Utenfilir», daruot« ein Billard, eia Bierdruckapparat, Gartnistühle rc„ Oelgemäld«, ein Fernrohr, Bettstellen, Matratz«,, Spiegel, Regulateure, eine goldene Dame»uhr und andere Pretiosen» Teppiche. Bilder, Portibren, Gardinen, iaglrichea Federbetten, Kleidungsstück«, Porteseuillewoaren. sei«err »ad ei«t«che Mddel (ein Louliffcntisch, ein Salonspiegrl, Garnituren, ei» Aquariam mit Springbrunnen rr). etue Ladeneinrichtung für Materialtfte«, Regale, ein Pctroleamftänder mu Plumpe, Fässer, Oelbehäl««, eine Dreimal., eine Brief, »ad eiae Brückenwaage. Ladrntaseln, Lchreidepulte, 800 Bierflaschen mit Patentverschluß, zwei zweirädrige Handwagen, ein Landau«, ein Rüftrraqrn, ein Bierambulancewaaen, sowie eine Farben»«»! le, Gnmmischläuch«, Para Gummtplatte, 30 Glück Pfosten, vier Sttckmusterbücher, sieben Packet« Moirö- papier »ad verschiedcae andere Gegenständ« zur Versteigerung gebracht werden. Tie hauptsächlichsten d« znr Versteigerung gelangenden Gegen, stände werden Dienstag Nachmittag vo» 3—6 Uhr zur Besichtigung bereit gestellt sei». Leipzig, de» 4. April 1884. vtelh, Gerlchtivollztehrr. Nichtamtlicher Theil. Vie Lalkanstaateu. * Man wird nicht gerade behaupten können, daß di« politische Lage der Bcilkansiaaten eine besonder« befriedigende sei. Wenn auch im Lause der Iüngstzcit von dort keine be- sonder« beunruhigendrn Nachrichten eingegangen sind, so berechtigt da« noch lange nickt, die Zustände und Verhält nisse die«- und jensrit« de« Balkan« al» rosig gefärbt und völlig zuverlässig zu betrachten. Dieser ziemlich illusorischen Auffassung vermögen sich zumal Diejenigen nicht anzuschlicßen, welche die politisch-nalionale Lage der Dinge in jenem Theile Osteuropa« au« eigener Anschauung kennen und au« der dortigen Tageöprrsse sich über die weitere Entwickelung der Verhältnisse zu orientiren »«mögen. Diese beiden Bedingungen, die zur genauen Kenntniß der Zustände eine« Lande« jeden falls nothwendia, sind aber in drn politischen Kreisen West europa« nickt allzuhäufig vorhanden, weshalb man in der Presse de« letzteren über den eigentlichen Stand der Ding« in den Balkanstaaten nur selten zutreffenden Meinung«» äußerungen begegnet. Dieser khatsächliche Mangel an genügender Orientirung bringt eS mit sich, daß von gewissen Seiten, deren Interessen mit der weiteren Entwickelung der Verhältnisse auk der Balkan halbinsel eng verknüpft sind, diese ganz nach Belieben dem westeuropäischen Publicum geschildert und zurecht gelegt werden können. So macht man diesem ostmal« geradezu ein -k für ein U, wenn nur der beabsichtigte verluschung-zwrck er reicht wird. Daß ab« die Zustände und die politisch-nationale Bei wrgung in den Balkanstaaten nicht allzu zahm und befrie digend sein können, liegt in der Natur der Sache selbst, d. h. in dem Hauptgrund«, der die Schaffung dieser Staaten veranlaßt hatte. Dieser Hauptgrund war und ist, wohlbemrrkt, ein au« schließlich national«. Der nationale Zug unser« Zeit, der bekanntlich in ganz Europa nach langen, harten Kämpfen eine ansehnliche Reihe politischer Umwälzungen und Ber- änderungen zu Tbalsachen geinacht, bal auch im östlichen Theile unsere« Welttheile« an die Stelle de« morschen, culturunsäbigrn Türkenthum« neue Verhältnisse und Staaten« gebilde gesetzt. E« entstanden dort die gürstenthümer und späteren Königreiche Rumänien und Serbien und schließlich, in Folge de« jüngsten russisch, lür tischen Kriege«, da« Fürsten- tbum Bulgarien, Staaten, deren Bestand seilen« der euro päischen Mächte gewährleistet ist. Wenn man »ndeß diese neuen staatliche« Schöpfungen vom »alionalen Standpuncte betrachtet, dem sie doch in erster Linie ihr Dasein zu verdanken haben, so kann man nickt behaupten, daß bei der Schaffung Rumänien«. Serbien« und Bulgarien« die nationale Idee vollständig zum Aus drucke gelangt sei. Jeder dieser Staaten ist vielmehr in nationaler Beziehung noch eine unvollständige Schöpfung, nnd diese llusertigkcil ist die Hauvtursache, daß bi-bcr die natio nale Beweg«,lg im Osten Europa- nicht zuin vollständigen Abschlüsse gelangt ist. Wäre dies« auSschließltch aus Kosten v« Türkei möglich gewesen» so würde er vielleicht schon zur Tbatsackc geworden sein, aber im Hinblick auf die völlige Lösung der nationalen Frage in Rumänien und Serbien, ja Ibeilweise auch in Bulgarien, erheben sich noch von anderen Staaten, zumal Oestcrrcich-Ungarn, Schwierigkeiten und Hinkerniffe, welch« unleugbar der Hauptgrund sind, daß die nationale Bewegung im Osten Europa« nicht zur Ruh« ge- langen kann. Sowohl Rumänien al« Serbien bilden bi- zur Stunde n nationaler Beziehung kein abgerundete«, völlig serliggc- tellte« Staatsgebiet. Ein sehr ansehnlich« Tbeil de« rumänischen Nattonalelement- ist bisher mit seinem National- taate. dem Königreich Rumänien» nicht vereinigt, sondern wohnt jenseits der Grenzen desselben in der Bukowina, in Siebenbürgen und Südungarn. Dasselbe verhällniß ist be züglich Serbien« vorhanden, ja dort ist der nationale Stand drr Dinge noch fraglicher und unfertiger al« in Rumänien. Hinsichtlich der Rumäne» in der Bukowina, in Siebenbürgen und Süvungarn können sich Oesterreich und Ungarn mindestens aus sehr alle, rinaelebte Verträge und staatliche Besiytitel berufen, ab« die« ist bezüglich der Unfertigteit d« serbisch-nationalen Verhältnisse durchaus nicht der Fall. Die österreichische Occupatron Bosniens und der Herzegowina, dies« altserbischen Nationalgebiete, die räumlich säst ebenso groß al« da« Königreich Serbien, ist nicht allein ganz jungen Datum«, sondern auch ein ziemlich fragliche« politi chrs Provi sorium, dem mau e« sofort anmerkt, daß e« nur geschaffen worden, um die staatliche Bereinigung Bo-nien« und der Herzegowina mit dem Königreich Serbien zu verhindern, besten WachSlhum, aus Grund sein« nationalen Entwickelung nicht im Interesse Oesterreich«, namentlich nicht in dem Ungarn« und seine magyarischen Großstaatwahne« liegt. Bekanntlich wohnt überdies auch ein sehr ansehnlicher Theil de» serbischen Nativnalelement« außerhalb de« Königreiche« jenseit« der Save und Donau in Südungarn, Slawonien, Kroatien und Dalmatien; wenn man »uu wissen will, wa« di« unter ungarisch« Herrschaft lebenden Serben von dieser halten, so braucht man blo« da« in Neusatz «scheinend« serbisch« Blatt Zastawa" zu lesen, wo jede Versöhnung zwischen Serben und Magyaren geradezu al« «iu« Unmöglichkeit ge schildert wird. wir gelangen nun zu der jüngsten osteuropäische« Staaten- schkpsilng, zu dem Fürstenthum Bulgarien. Seine inneren Verhältnisse unterscheiden sich durch seine eigenartige Stellung zu Rußland freilich wesentlich von denen Rumänien« und Serbien«, aber in nationaler Beziehung ist da« Fürstenthum Bulgarien edeoso unfertig zu bezeichnen wie die beiden letzt genannten. Da« Provisorium in dem von Bulgaren bewohn ten Ostrumelien »st ein ganz ähnliche« wie da» in BoSmen und der Herzegowina; beide Provisorien sind eben nur al« solche zu betrachten und können de-halb dem objecliven, aber scharfblickenden Politik« nur eine begrenzte Dau« in Aus sicht stellen. Erst jüngst baben im Fürsteuthum Bulgarien wieder ganz nachdrückliche Kundgebungen zu Gunsten seiner nationalen und staatlichen Bereinigung mit Ostrumelien statt- gesunden, ein Verlangen, da« bekanntlich von den ostrume« tischen Bulgaren kräftig unterstützt wird. E« liegt in der Natur der Sache, daß diese Bestrebungen ab und zu immer wieder auf der politischen Oberfläche «scheinen werben. Auch die Beziehungen Rumänien« zu dem ihm benach barten Oesterreich, namentlich ab« zu Ungarn, lasten nach wie vor Biele« zu wünschen^übrig. Scheinbar besteht zwar gegenwärtig zwischen Bukarest und Wien-Pest ein nlrägliche« »iiternationckle« VerhLltniß, aber von einer wirklich freund schaftlichen Annäherung Rumänien« an Oesterreich-Ungarn, welche in Zukunft jeden Consiict zwischen beiden Staaten ausschließen könnte, dürfte zur Stunde noch kau« die Rede sein. Erst unlängst haben sich di« d« ungarischen Regierung nahestehenden Blätter in scharfen Au-drUcken beklagt, daß die rumänisch-national« Propaganda in Ungar», zumal Sieben bürgen, fortwährend in em« für den »ungarischen Staat beoroblichen Zunahme" begriffen sei, wa» aus die ,con- jpiratorijche Thätigkeit" der »radikal rumänischen Vereine tm Königreiche zurückgrsührt werden müßte, gegen deren Agenten in Ungar» die Regierung in Pest keinerlei Schonung üben dürfe. Gleichzeitig mit diesem Alarmruse habe» sich auch i» Siebenbürgen die Rumänen Kronstadt« und Umgegend zur H«au»gab« eine« großen Blatte« in rumänischer Sprache zufammengethau, zu besten Gründung ganz bedeutend« Geldmittel eingegange« llind. Da« bereit» au»gegeben« Programm de« Blatte« kündigt diese» al« ein aanz entschiedene« Opposition-orga« gegen die magyarischen vcrgewalligungStendenze« der gegenwärtigen ungarischen Re gierung an, denen sich, wie e« in dem Programm wörtlich heißt, di« Rumänen Siebenbürgen« und Ungarn« »nie nnd nimm«' unterwerfen werden. Beachtet man noch überdie« die heftige, «reizte Sprache, welche die unabhängig nationale Presse im Königreich Rumänien täglich gegen Oesterreich-Ungarn führt, so wird man wohl zu dem Schluffe gelangen dürfen, daß d« Eharakt« dieser ganze« Verhältnisse kaum ein überau« sried liche« Gepräge trägt. Noch bedenklicher steht e« ab« in Serbien. Diese« junge Königreich ist bekanntlich auch ein DersassungSstaat oder soll e« wenigsten« sein. Ab« schon seit länger« Zeit gehen dort Dinge vor, welch« die verfassungsmäßige ReginunqSweise Kvnlg Milan'« in ziemlich zweiselhaslem Lichte irscheine« lasten. Die Ekupschsinawahlen sind dort zweimal nach ein ander mit überwiegender Mehrheit gegen di« Regierung und persönlich« Politik König Milan'« au»gesalle«, aber jebe-mal wußte der König und seine Regierung durch wenig loben»- wrrthe, am allerwenigsten verfassungsmäßigen Mittel, sich üb« den Willen der Nation, der doch durch die Skupschtinawahlen zweifellos zum AuSdrucke gelangt war, hinwegzusetzen, ja diesem geradezu zu trotzen. Dadurch ist der König und seine Umgebung thal- sächlich in einen scharfen Eonflict zu der großen Mehrheit drr serbischen Nation getreten, wa- in einem Verfassung«- floate immer eine sehr mißliche Sache ist, weil ein solcher Eonflict seiten« der Krone ostmal« zu einem Staatsstreiche oder seiten« der gewaltsam untrrdrltckten Opposition zu ein« rcvolutionairen Erhebung führt. Eine solche versuchte auch nach den vorletzten Skupschtinawahlen die serbische Opvosition, nachdem sie jahrelang sich überzeugen mußte, daß ihre Wünsche, aus verfassungsmäßigem Wege vorgedracht, im Kreis« der Krone nur taube Ohren fanden. Die revolutivnaire Erhebung d« serbischen Rationalparte wurde bekanntlich blutig genug unterdrückt, aber mit diesem Gewaltmittel wurde srlbttverständlich der Eonflict zwischen drr Krone und der Mehrheit der Nation durchaus nicht be seitigt. Er besteht vielmehr noch heute und wird immn b«. stehen, so lange König Milan drn Wünschen seines Bolke» nicht Rechnung tragen will. Schwierig mag die« gewisser au-wärtiger Beziehungen wegen allerdings sein, aber noch viel schwieriger kann sich leicht die innere Lage Serbien« zestalten, fall- König Milan auf seinem Wiversiante ortwährend beharrt. So meldete man im Laufe der jüngstrn Tage abermals, daß dle seit dem er wähnten Aufstande nach Bulgarien geflüchteten Mitglieder der serbischen Opposition ihre agitatorische Thäligkeil in Serbien sehr rührig fortsrtzen und in Belgrad eine große Sendung revolutionairer Proclamalionen beschlagnahmt wor den sei. welche man au- Neusatz, dem Mittelpunkte der ser bischen Bewegung in Südungarn, einzuschmuggeln »«suchte. Alle diese Vorgänge vermögen glücklicherweise im Großen und Ganzen nicht auf den europäischen Frieden störend ein- uwirken, ab« aus die eigenartigen Verhältnisse in den Bal- anstaaten lasten sie dennoch em« ganze Reihe bezeichnend« Streiflichter fallen. Leipzig, 8. Lpril 1884. * Herr Miquel hat einem Correspondente» der ,R j ir. Pr." «klärt, daß n trotz der allseitig an ihn «ganaeneu Aufforderung, die Führerschaft d« nattonalliberalen Purtei übernehmen, ablehucn muffe, da ihm seine Verpflichtungen l« Oberbürgermeister Frankfurt« die Uebernahm« eiu«< sseichSIagSmandatS unmöglich machen. * Zur Geschichte de« preußischen Minister- Präsidium«-sind folgende Daten von Interest«: Al« i« Jahre 1814 di« Neugestaltung der Ministerien und derer» Zusammenfassung zum StaalSministrrium «folgt«, wurde der damalige Slaarrkanzler Fürst Hardenberg zum Präsi denten desselben ernannt, und kurz vor Hardenberg'» Tod« November 1822) trat Graf voß al« Vier-Präsident «m sie Stelle, die er nicht lange inne hatte. Iu späterer Zeit lwrief König Friedrich Wilhelm III. seinen ältesten Sohn, drn Kronprinzen (nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV.), zum Vorsitzenden de« Staat-Ministerium«, und al« Letzterer l840 zur Regierung kam. wurde sein ältest« Bruder, d«r etzigc Kais«, Minister-Präsident, wa« er bi« zum 1». März l848 blieb. Alle von dem Staal«ministerium gegengezeickuet«» Gesetz« und Verordnungen jener Zeile» tragen die Unter schriften .Friedrich Wilhelm, Kronprinz", beziehentlich »Prinz von Preußen". Mit dem Eintritt der versaffung-mäßigeu Ordnung trat «iu Minister-Präsidoit an d»e Spitz« der Ministerien, und der erste, am IS. März 1343, war Gras Arnim-Boytzenburg, welchem dann Camphause», Rudolph v. AuerSwald, General v. Psuel und Gras Brandenburg bis zum November 1848 folgten. Dann folgte Otto v. Manteuffel bi« zum Eintritt der Regentschaft 1858. Seit dem Oktober 1862 steht, mit kurzer Unterbrechung im Jahre 1873, Fürst Bismarck an d« Spitze de« SkaatSministerium«. * Di« „Breslauer Zeitung" ruft au« Anlaß d«« Ach«n- bach'schen RescriptS die Erinnerung an einen ganz gleichen Fall wack, drr sich vor 21 Jahren in Breslau abspielte» ab« allerdings einen anderen Verlauf nahm. Die .Preßordonnanzen" waren «lasten. Eine Sintfluth vo» Protesten und Resolutionen ging nach Berlin und auch i» BreSlau beschloß die Stadtverördneten-Versammlung, beim König deshalb vorstellig zu werden. Da «hielt am tl. Juni 1863 der Stadtverordneten - Borsteh«, Zustizrath Simon, ein« Verfügung der königl. Regierung in BreSlau» welch« ihn mit 100 Thal« Strafe bedrohte, wenn « eine polnische DiScussion Üb« die Lage zulaffe. Der wesentliche Inhalt dieser Verfügung ist derselbe wie in der Achenbach'schen, nur fehlt die Androhung der Bornahm« „unmittelbaren Zwange«". Die Wogen dcS Eonflict kämpfe« gingen damal« sehr hoch. Die DiScussion fand trotz der Warnung de« Oberbürgermeisters Elwang« statt, Simon wurde in 100 Thal« Strafe genommen und mußte eine zweite gleich hohe Strafe zahlen, als er am 18. Juni Bericht üb« die (erfolglose) Reife der Sladtverordncteu-Drputatio« nach Berlin erstattete: der an diesem Tage den Vorsitz führende Stellvertreter Ludwig wurde gleichfalls in 100 Thal« Strafe genommen. Iustizrath Simon setzte den Straf mandaten Widerspruch entgegen und suchte seine Ansicht, wenn ouck vergeblich, durch alle Instanzrn zur Geltung zu bringen. Die Bußen mußten executorisch eingetrieben werden, wobei Herr Simon dem Exccutor den offenen Geldschrank überließ, au« welchem der Beamt« 100 Tbaler selbst entnahm. Wie ver schieden aber die Auslegungen deS tz. 35 der Städteorvnung in Bezug auf die Eompetenz der Siadtverorduelen Beriamm- lung sind, ergab ein zweiter klassischer Fall. Die Stadt« verordneten-Versammlung von BreSlau beschloß im Jahre l868 eine ZustimmungSaVresse zum Kriege mit Oesterreich an de« König. Wieder erließ der Ober-Präsident ein scharfe« Tadel- schreiven an die Stadtverordnelen-Berjammlung zu Hände« de« Herrn Oberbürgermeister Hobreckt. An demselben Tage aber lies ein außerordentliche« huldvolle« Dankschreiben an die Eladtverordnetcn vom König ein. Die Ueöerratckung und verlegenbeit deS Herrn Obrrpräsidenten von Schleinitz über diese verschiedenartige Auslegung de« tz. LL der Städte- ordnung kann man sich denken. Liebenswürdig, wie Herr Hobrecht aber ist. ließ er da- Tadelschrcibea de« Oderprasidente« von Schleinitz »nt« den Lisch fallen, so daß e« »ichl weiter zum Vorschein kam. » * « * vor einigen Monaten wie« ein deutsch« Ofstcs« unter dem Namen „EpimenikeS" in einer Broschüre aus vie viel fachen Gefahren hin, welche dem österreichischen Heer« mit der Zeit auS den Nalionalitätenkämpsen erwachse« müssen. Vor Kurzem ist nun die Antwort aus diese Bro schüre von einem österreichischen Ofsici« erfolgt. Derselbe tritt in der Schrift „Wahrheit und Irrthum bet Epimenide«" (Hannover l884. Helwing'scke verlag-buch« Handlung) in manch« Beziehung feinem College»! au« de» deutschen Reiche entgegen, aber'« stimmt ganz mit ihm i» der Auffassung der Nationalitätenfrage überein. Dabei er fährt man au« seiner Broschüre die inlereffante Thatsache, daß di« österreichische Heeresverwaltung in neuester Zeit de» einzelnen Idiomen ein weitgehende« ZugestLndniß in der Armee gemacht bat. Der in die österreichischen Heere-zu» stände woblringeweibte Bersasscr schreibt uni« Anderem: ..Die Ende Drrember ausgegebene neue Bcrfchrist zur Verfassung der QualificationSlisten drr Ofsiciere de» Solkcitenstanke« bestimmt, daß al« Regiment«sprack>e jene nichtbeutkche Sprach« zu gelten bade» welch« von ungefähr zwanzig Procent der.
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