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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188601154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-01
- Tag1886-01-15
- Monat1886-01
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1886
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» »r. w »2. 43 Al. ttl- oi- döl 4ai >ai. mi- :er te, >r xio »k. en. st«) pser hier >hr'- von chu>e Erscheint täglich srüh 6'/, Uhr. Nrdaction und Lrprdition Johauaesgaste 8. Aprrchftundrn der Nrdactioui BonniUag« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. tzd> tie NüLg-b. nn^8»nd«er «aoulcrwt« «»cht sich t>c siedacnoa inchl »erd>»dl>ch. Nnnatuie der für die «Schftfslgend« Nu««er bestimmten Inserate an Vschentagen bis S Uhr Nnch«ltt«g», an k«»u- und Festtagen srüh bis '/,S Uhr. 2n den Filialen für Ins.-Ibnnahme: Htt« Ulemm. Universiiätsstraße 1. L«ui» Lüsche, Katharinenstr. 23, p. nur bis '/,3 Uhr. / Wgrr.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschSftSverkehr. Auflage 1»,2VV. Ädonnemrntsprris Viertels. 4'/, Md. inet. Bnngcrlvchi 5 2-k., durch die Pust bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 20Pi Uelegexenivlnr 10 Ps. Gebühren iur Extrabeilagen 0« Tagcbla». Format «ejalzli ohne Poilbcsörderung 50 Mk. Mit Posldcjöideruiig 00 Mk. Inserate ^gespaltene P.titzeile 20 Ps. Größere Schlitte» laui uni. Picieverzeichniß. Tabellarischer u. Zisiernsatz nach Hähern» Taris. lleclamrn unter dem Redaktion» strich die 4gespali. Zeile 50Ps„ vor den Janiiliennachrichien die Kgeipallcne Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die 8rpci»«i>m zu senden. — Rabatt wird nichl gcgcbcn. Zahlung xrueuumeramlo oder durch Post- Nachnahme. 15. Freitag den 1b. Januar 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekimntlnaihllng. Da- 1. Stück des diesjährigen ReickS-Gesetzblatte» ist bei un« eingegangen und wird biS zu« «. F«br«ar d«. I». aus dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich au«- hängen. Dasselbe enthält: Nr. lK29. Bekanntmachung, betreffend die Bestimmung der Form bcS Stempelzeichens zur Angabe deS Fein gehalts aus goldenen und silbernen Gerälhrn. Vom 7. Januar 188k. Leipzig, den 13 Januar 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Tröiivlin. Krumbiezel. Vekanntmihung. Die diesjährige NeujahrSmeffe endet mit dem 1b. Zanuar. An diesem Tage sind die Buben und Stände aus den Plätzen der inneren Sladl bis Nachmittag« 4 Uhr vollständig zu räumen und bis spätesten« 8 Uhr Morgen« de« 18. Zanuar zu enlsenien. Die auf dem AugustuSplatze und auf den öffentlichen Wegen und Plänen der Vorstadt befindlichen Buden und Stände sind bi« Abend« 8 Uhr deS 15. Zanuar zu räumen und am 16. und 17. Zanuar. jedoch lediglich während der Stunden von früh 6 bi« Abend« 7 Uhr, abzubrechen und wegzuschasfen. Die Abtraguna und Weqsrbafsung der an der «ördltche« Planke deS MuseumS ausgestellten Buben ist. weil der Platz, aus welchem sie stehen, als Absuhrweg benutzt werden muß, bereits am lk. Zanuar Morgens K Uhr zu beginnen und bis 9 Uhr Vormittags zu beenden. Znividerhandlungen gegen diese Vorschriften, für welche beziehentlich auch die belrefsenden Bauhandwerker oder Bau unlernchmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bi» zu 150 .4! oder entsprechender Haststrafe geahndet werdG. klebrigen» haben Säumige auch die ObrigkeitSwegen zu verfügende Beseitigung der Buden zn gewärtigen. Leipzig, am 9. Zanuar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Hennlg. vermtethung. Zm rechten Seitengebäude de« Grundstück» der Grünen Linde, Peterssteinweg Nr. 17, ist eine Nieder lage (die 3. vom Hoseingange auS) gegen eiuvterteljähr- liche Kündigung vom I. April dS. IS. ab anderweit zu vernricthen und werden Miethgesuche auf dem Rath Hause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegengenommen. Leipzig, den 11. Zanuar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Krumbi I)r. Tröndlin. biegel Hol! - Auction. Mittwoch, den 20. Januar o. sollen im Forstreviere Eounewitz aus de» Mittel,vaidjchtägen in Abtbeilung llu und 12d. dem sogenannten Mühlbolze, und in Abth. 19o und 20». dem sogenaiiiite» Haken, an der Connewitzer Linie ca. 40 Rmtr. Eichen-Nutzscheite I. und II. Cl., « 175 - Eichen» » 20 « Wcißbuchen- - 25 - Rüstern- > Breunschette » 15 « Ellern- und » 5 - Linden- unter den im Termine auSbängenten Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meislbiclcnd verkauft werden. Zusammenkunft: Vormittag» 9 Uhr aus dem Hclz- schlage im Mühlholze hinter O. Bierbaum'S Waldcasü bei Connewitz. Leipzig, am 7. Zanuar 1886. DoS Raths Forstdeputation. Nutzholrauction. Mittwoch, den 27. Januar sollen von Bor mittag» 9 llhr an aus dem Schlage in Abth. 32 und 33 deS Burgaucr Forstreviers, im sogenannte« verschlossenen Holze 77 Ecben- 13 Buchen- 7 Rüstcrn- 1 Linden- 2 Aliorn- und 2 Eschen» 1 SchirrholZ n»ter de» in> Termiiie aushäugenden Bedingungen und der übliche» Anzahlung a» den Meistbietenden ösientlich an Ort und Stelle verkamt werden. Zusammenkunft: an der Leutzscher Alleebrücke, in der Näöe des Reuen SchützeiihauseS. am 4. Zanuar 1886. DeS Rath» Forstdeputatto«. Nutzklötze, sowie >79 4 Holjlniction. Montag, den I. Februar sollen von Vor mittag- 9 llür an aus dem Schlage in Abthlg. 32 und 33 de» Burgaucr Forstreviers, im sogenannten verschlossenen Holze 25 Rmtr. Eicben-Nutzfcheite I. und H. Classe, Ecken- 1 Linde»- l sowie ea l00 starke, meist Vichen-Lbraumbaufe« »iiter den i»> Termine ausbängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden össenllich an Ort und Et-lle verkansl werte». Zusammenkunft: an der Leutzsch« Asterbrücke, in der Nähe de» Neuen Schützenhause-. Leipzig, am 4. Zanuar 1886. DeS RathS Forstbepntatio«. Lsnuadend, Den 1L. Jan»»,. Bvrmittag» 10 llhr soll nn Hose de« alten Johanni-Hospital« «in Pferd meistbietend «er steigert »erden. Vedingnnqen werden vorder bekannt gegeben. Ltiidtische ver«««»ie - Jnsperti,«. Nichtamtlicher Theil. Vas «eur Septennat in Frankreich. Testern hat Grevh seine Wiederwahl zum Präsidenten der französischen Republik mit einer Botschaft beantwortet, welche al« Grundrüge der französischen Politik die Ausrrcht- baltung der beilegenden Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, die einheitliche Gestaltung der Verwaltung, die Herstellung de« Gleichgewicht« iin SkaakSbauSdalt und Er» parungen aus dem Gebiete b«S Coloniatwesen« bezeichnet. Für un» ist die Erkaltung de- Friedens die Hauptsache und diese wird durch da« Verbleiben Grevy'S an der Spitze der ranzösischen Republick bester gewährleistet al« durch einen Personenwechsel. Grevy ist jeder abenteuerlichen Politik ab geneigt, und de-bald hat er von Anfang an vor dem Unter nehmen in Tonkin gewarnt. Zetzt, da der Credit von beiden Häusern des Parlament» für die Fortführung de« Unter nehmen« bewilligt ist, läßt sich nur die EuisLräntung desselben anstreden, wenngleich dazu jetzt, wo wieder ein neue« Blutbad unter den christlichen Bewohnern Anam« geschehen ist, nicht der geeignete Zeitpunkt zu ein scheint. Da« Streben ist dahin gerichtet, sich mit Ehren au- der Sache derau-zuzieben, und zu diesem Zwecke wird Grevy mit Fieycinel Zusammenwirken. Mit den beabsich- ligten Ersparnissen wird «S auch gute Wege haben, der Wille reicht dazu nicht au«; woraus e« ankommt, ist die Lage der thalsächlichen Bcrhältniste, und diese gestattet Ersparniste nicht. Endlich wird die Säuberung der Verwaltung von Elementen, welche der Republik seinblick gesinnt sind, greüe Schwierigkeiten bereiten, weil e« an Beamten fehlt, welche ahig sind, die Lücken auSzufüllen, und weil die royalistische ober imperialistische Gesinnung vieler Vermaltung«deamtea nicht bekannt ist. Zm Ganzen unv Großen läßt sich mit Recht behaupten, daß auch da« neue Septennat an den be stehenden Zuständen nicht« Wesentliche« ändern wird, und da« ist vielleicht da« Beste, was man davon sagen kann. Zwei Tbatsachen liegen vor. welche beweise», bah »ur fortgesetzte Wachsamkeit die RevubUk vor den ihr drohenden Gefahren schützen kann. An der Präsidentenwahl de: Deputirtenkammer betheiligten sich von 584 Abgeordnete« n«b 298, also nur wenig über die Hälfte, unv der wiedergewäbUe Präsident Floquet bat nicht einmal die absolute Majorität erkalten, nur 243 Abgeordnete haben ihm ihre Stimmen gegeben, die qesammte Reckte enthielt sich der Abstimmung. Da» zweite Crcigniß ist der Neujahrseinpsaiiq de« Prinzen Victor Napoleon, welcher sich bei diesem Anlaß zu der napoleoiiischen lleberlieserung deS Plebiscil« bekannte. Nur vom allgemeinen Stimmrecht erwartet er da» Heil vcr ^ukunst Frankreichs, da» beißt vie Wiederherstellung deS aiserreich». An dieser Kundgebung ist nur da« von einigem Interesse, daß Prinz Napoleon Vater sich von, Schauplatz der Ereignisse zurückgezogen und daS Feld seinem Sohne geräumt bat. Die Anhänger deS KönigtbumS und deS Kaisertbuir» in Frankreich haben sich auch srüber schon bei de» Präsidenten wahlen der Abstimmung enthalte», aber diese Enthaltung siel bei 84 Monarchisten nicht so schwer in» Gewicht alS bei 200. Die Ausbreitung de» monarchistischen Gedanken» ist äuge» fällig, unv sie ist ein Factor, mit welchem die Republik in den nächsten sieben Zabren zu rechne» hat. Ter Streit rwischen Prinz Napoleon Vater und Sohn hat sicherlich die Achtung vor den Bertrkter» der Sache des KaiserlbninS nickt erbökt, aber die Bonaparlisten sind praktische Lenle, sie haben den Vater, der sich überhaupt nickt al» Parteiführer eignet, falle» lasten und wanvic» sich tei» Sohne zu, der schon durch die llnbotmäßigkeit gegen seinen Vater gezeigt hat, daß er ihn nickt als da» Haupt der Napoleoniden gellen läßt. Mögen auch die Aussichten für die Wiederherstellung dc- KaiserlbumS i» Frankreich augenblicklich sehr gering sein, so bat doch taö Beispiel Napoleon's III. gelehrt, daß sür eine» kühnen und thalkrästigen Mann i» Frankreich Dinge erreich bar sind, die man nicht sür möglich halten sollte. Aber bekanntlich besteht auch >»: republikanischen Lager keine volle Einigkeit; unter den 589, welche an: 28. December den neuen Präsidenten sür die nächsten sieben Zabre wählte» waren nahezu 100, welche der Wiederwahl Grevy'S wider, strebten. Er scheint ihnen zu alt und nicht geeignet, um unter schwierige» Berhällnstien seine Aufgabe zu erfüllen. Diesen fortgeschrittenen Elementen dauert die Vorbereitung aus den Rachescldzug gegen Deutschland offenbar zu lange, sie sind der Meinung, baß Brisson. der durch seine fulminante Rede am Grabe Gaiubetta's die Erbschaft dieses Agitator» als Rackeprcdiger anaetrclen hat, bester zur FUHrung der sran- zösischen Republik paffe. Zmnierhi» ist Grevy der Erwählte von wehr als der Hälfte der 884 Mitglieder de« CongresieS und ist demgemäß al« der Erwählte Frankreichs allgemein anerkannt worden. Aus die Meinung der Monarchisten und der andersdenkenden Republikaner koiiimt cS nicht mehr an, den Bestimmungen der Verfassung ist durch die Wahl vom 28. December trotz de» Einspruchs der Monarchisten genügt, und da» Zustandekommen deS Ministeriums Freycinet ist der Beweis dafür, daß Frankreich wieder in da« Fahrwasser regel- mäßiger Entwickelung eingelenkt ist, soweit davon in Frank reich iPerhaupt dir Rebe sein kann. Aber die Aufmerksamkeit richtet sich jetzt naturgrmäß au die Zusammensetzung de- Ministeriums Freycinet und au die Handlungen, durch welche e» sich in sei» neue» Amt ein« führt. Unter den neuen Ministern sind es besonder» zwei, welche entschlossen scheinen, Aussehen zu erregen: General Boulanger, der Krieg«minister, unv Lockroy. der Minister für Handel und Zndustrie. General Boulanger erließ sosort nachdem er sei» Portefeuille übernommen hatte, einen Tage«' beseht, in welchem er versprach, die seit fünfzehn Zähren begonnene Reorqanisalion der Armee wciterzusühre», aber zugleich Ersparnisse in Aussicht stellte. DaS schien ein Widerspruch zu sein; denn bisher batten sich die Bedürfnisse sür die Reorganisation der französischen Armee von Zahr zu Zadr gesteigert. Gleichzeitig ist aber General Boulanger mit Personal - Veränderungen in» Zeug gegangen, welche bei allen besonnenen Franzosen bedenkliche« Kopsschütteln er regt habe». An Selbstständigkeit de« Auftreten« hat es General Boulanger schon al» Höchstcommandirender in Tunis nickt fehlen lasten, aber diese Art von Selbstständigkeit war nicht nach dein Geschmack derjenigen Franzosen, welche den alten Ueberlieserungen in der sranzösitcken Armee folgen. Alle« in Allem ist da» Ministerium Boulanger eine zweit« läge de« Ministerium» Thibaudin. Beide Generäle sind die Schoßkinder der am weitesten nach link» stehenden itepublikaner, und Clümenceau soll die Unterstützung de» Ministeriums Freycinet durch seine Partei von der Uevernahme de« Krieg«porteseuilleS durch General Boulanger abhängig gemacht haben. Da« zweite ellssnl tornbls de« neuen Ministerium» ist lockroy. welcher mit einer Weltausstellung in Pari» sür daS Zadr t889 debutirt. Da» AiaSco, welche- Vie Pariser Welt ausstellung unter MacMalwn erlitten hat, läßt Vie besonneneren iranzosen diesem Plan mit Vorsicht nahen. Der .Temps" erlangt. daß man sich erst bci den auswärtigen Mächte», er- ÜNdigt, ob sie sich auch an der beabsichtigte,, Ausstellung be- theiliaen werde», bevor man den Plan ernstlich in« Auge saßt. Da- sind nicht besonders Glück verbeißende Zeichen, unter »etchen da« neue Ministerium sich i» Frankreich einsübrt, und ügt man noch hinzu, daß der EulluSminister unter Gambelta. der bekannte Atheist Paul Bert, zum Muiislerresivenlen in lua»i und Tonkin bestimmt ist. so weiß msn nickt, ob man in Vieser Ernennung den Wunsch de« Eabinet« erkennen oll. einen unbequemen Kritiker und Secmdalmacher lo« z» »erdrn. ober ihm Gelegenheit zu geben, sein Talent im aus wärtigen Dienst der Republik zu belhätigen. Zm Ganzen »nv Großen »»acht da« erste Auftreten de» Ministerium- Freycinet den Eindruck, alS sei e« ihm darum zu thu». vurch die Neuheit und Ungewöhnlichkeit seiner Maßnahmen Aussehen u erregen. Diese Art unv Weise der Eiusührung muß um o besremvrnder wirken, als sie unter Leitung eine« Manne« geschieht, den man bisher al» den Vertreter vorsichtiger und maßvoller Politik im guten, wie im schlechten Sinne zu be trachten gewohnt war. Freycinet scheint den Wünschen seiner kaudSlcute aus einmal Rechnung trage» zu wollen; ob da« gut «bläust over nicht, bleibt avzuwartrn. * Leipzig, 15. Januar 1886. * Der „SkeichS-Lnzeiger- veröffentlicht den sranzös ischeu Originaltext de« vom Papste in der Karolinen-An- >el egen heit gemachten BermittelungSvorschlages von, !2. Oktober t8SL, sowie da« aus dieser Ärunblage vom neußischea Gesandten bei» Batiean, Herrn v. Lcklözer. mO dem spanischen Botschafter. Marqu,« de Molin«. am 17'. December lb8b Unterzeichnete Protokoll. Der „Reick «- Anzeiger- leitet diese unter der Ruorik „Nichtamtliches- «r- olgte Publikation mit den Worten ein: „Nachdem die Ver öffentlichung de« Karolinen-Protokolls aus Veranlassiing der spanischen Regierung staltzesunden hat. sind wir in de» Stand gesetzt, dieselbe auch diesseits zu bewirken." Die Documente decken sich im Wesentlichen mit dem von unS dem „Mcnileur de Rome" entlehnten Znbalte. * Aus der Tagesordnung der sür Donnerstag bestimmten Plenarsitzung de« BunveSrathS befindet sich unter anderen Gegenständen auch der preußische Antrag, betreffend daS Branntweinmonopol. Die Borlage wird ohne Zweifel den zuständigen drei AuSschtisten überwiesen werden, welch«, nachdem die Referenten ernannt worden, in einige» Tagen wohl mit ihren Arbeiten werden beginne» können; b>S dahin dürsten auch die Motive zur Verlheiluiig gelangt sein. * AuS Nassau, l2. Zanuar, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: „In weiteren Kreisen wurde c« auffällig emerkt, daß kurz vor dem RegieruiigSjubiläul» de» deutschen Kaiser» die Erbgroßherzogin vo» Baden von der beab sichtigten Reise nach Berlin Abstand »ah», und bci ihren Ellern aus Schloß Königstein im TaunuS verblieb, während der Erbgroßherzog allein die Reise nach Berlin antrat. Der Hosberimt gab einen plötzlich eiiigetrctcne» Katarrb als Ursache de- Unterbleiben» der Reise an. Zn den weiteren Kreisen deS Publicum» fehlte eS jedoch nicht an Slii»»ie», welche die an gebliche Krankheit als einen Vorwand bezcicknelen, der der Tocklcr de« H-rzog« von Nassau vie Tbciliiahine a» einer preußischen HossestUchkeit unmöglich »»achen sollte. Dieser Auffassung wird »u»mehr in einer öffentlichen Erklärung VcS behaiideladenArztcü der Erbgroßherzogin,dcsMeVici»alratbS Or. Pinzler in Königstein, mit aller Enlschicdciikcit entgegen getreten. Derselbe legt den Sachverhalt in solgcnder Weise dar: ,A»i 2. dS. Vormittag- ll Uhr wurde ick zu Sr. Hoheit dem Herzog beföhle», in höcksldesten Gesellschaft sich Ihre Hoheit die Frau Herzogin, außerden, Sr königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Baven nebst Gemahlin dcsanden. Se. Hoheit legten mir die Frage vor: „Kann meine Tochter heute mit ihrem Gemahl ohne Gefährdung ihrer Gesundheit nach Berlin reisen?" und fügte» auSvri cklich hinzu: „Halten Sie sich genau an den Ausspruch Ihre« Gewissen»". Nach genauer Würdigung aller in Frage kvmmeiibc» somatischen Verhältnisse hielt ich c» sür meine Pflicht, von der Reise ab zurathen. Von einer conventionellen Au-rede kann also gar keine Rede sein." Damit dürste den sür den nastauischeii wie badischen Hos in gleicher Weise unangenehmen Gerückten der Boden entzogen sei»." * AuS Warschau schreibt man der „Norddeutschen All gemeine» Zeitung": Der hier in russilcher Sprache ericheineude vssiciSse ..Dniewnik Darichaw«ki" hat kürzlich der AuS weis»,, g russischer Staats angehöriger aut Preußen einen Artikel gewidmet, der den AuSsällen polnischer und auch einzelner russischer Blätter gegen die fraglich« Maßregel entgegenirit». ,Zn der letzten Zeit — io schreibt der „Dntewnik WarschawSki" — hat d»e hiesige und ausländische polnische Presse Manche« und Biele« gegen die Anöweiinng russischer llnlerldanen polmi-licl- Na tionalilät au« Preußen geschrieben und die Fahl der Ausnewnienc» übermäßig übertrieben. Luch ein Ikeil der russischen Presse hat Viele» über die Ausweisungen im nicht günstige» Sinne und ohne etaentliche Kenntnis der Sachlage erzählt und konnte seine llnzu frtedrnheit über die Gleichgiltigkeit der rnsiiichrn Regierung gegenüber dieser, rnisiiche Unlerthane» schädigenden Maßregel nicht nniervrücke». Diel« Maßregel der preußische» Regierung ist aber di» letzt wrder »en so eingreifender Bedeutung, noch so willkürlich, wir die Presse st« darzuftellen bemüh» ist. Wir hier — so fährt der „Dniewnik" fort — sind natürlich nicht so »ingewtihi. um über die Absichten und Ziele der preußiiche» Ne gieruug rin maßgebendes Urthcil zu säklc»; wir können ober aus Grund zuverlässiger Informationen seststellcn, wie viel russiichc Unterthanen polnischer Nationalität seit dem Monat Februar 1885 au« Preußen ausgewiesen wurden oder au« Furcht vor der Aus- Weitung freiwillig nach Pole, zurückqekehrl sind. V>« zum 15./27. November 1885 sind in» Ganzen 2466 Personen nach den zehn poliiiichei, Gouvin,»nik»!s zuruckgekedri. Unter de» Ausgeniikitlie» sind 3316 iihristeu uud 150 Jude». All« dieie Au-aewieienen haben sich ohne Legitimation in Preuße» ausgehalten. Die Uebernabme dieser Leute noch Rußland ist natürlich nicht gerade wünschen« Werth, sie ersolgt aber aus Grund bestehender Verträge und Ab machungen. - » „ „ Wir bedauern, durch die wahrheitsgetreue Darstellung der von der ausländischen polnischen Presse aiiigcbauschlen Ausweisungs- angrlegcnheit den Polen die günstige Gelegenheit entziehen zu maste», die Allsmerksamkeit de» für polnische Interessen tmincr gleich ziltiger werdenden Europa aus sich zu lenken." Den Ausführungen deS russischen Blatte» fügt der Eorrcspondenl »och Folgendes hinzu: „Auch hier in Polen bezieht man — gleichwie in Preußen — viele ländliche Arbeiter polnischer Nationalität au- dem AuSlande. und zwar aus Galizien. Paßichwierigkeilen stehen der Rückkehr dieser Leute »ach Oesterreich nicht entgegen und die Reisekosten sind nur unbedeutend. Dennoch verbleibt aUjädrlich em Bruchiheil der selben hier >n Polen zurück. Die russiiche Negierung aber entledigt sich derselben nach Mo stichkeil, indem sie jährlich 350 bis bitO Ga- jizier über die vslerrcichüche Grenze weist. Ich erinnere Mich nichl, daß die polnische Presse dieie alljährlichen russischen Ausweisungen al« eia gewalllhattgeS Bersahren angegriffen l alle." * Seit 20 Zabren schon drohte der resormirten Kirche Holland» die Revolution unv Spaltung von Selten des calvinistischen Eo»sessioiialis»,»s. Die grcßc gemeinsame Kirche, a» deren Leitung die gemäßigt orthodoxe, die ver mittelnde und die entschieden liberale Richlung gleichmäßig belheiligt sind, sollte nach dem Wunsch und Willen der extrem-orlhodoxcii Fanatiker gesprengt und aus ihre» Trüm mern eine streng calvinistische Bcke»»I»ißki,che gemäß den CanoneS der Dordrechlcr Synode von l0l8 gegründet werde». Zmmer wieder gelang e-, die drohende Gefahr zu be schwören. Zetzt aber in der zweiten Woche deS neuen ZahreS ist die Kirchcnrcvolution lhatsäcklich anSgebrochen, indem die orthodoxen Calvinisle» mit Trug und ojjendarer Gewalt sich de« vornehmsten resormirten KirckengebäudeS. ver .Neue» Kirche" in Amsterdam, bemächtigt haben. Der dieser Partei angchörige Kirchenvorstand der genannte» Gemeinde hätte nämlich — wie tie „National-Zeitung" de« Weitere» auSsührt — den laiideskirchlichen Ordmuigcn mit Berufung aus das „Wort Gottes" den Gehorsam verweigert und wurde in Folge Vesten von der Vorgesetzte» Behörde, tie zufällig säst nur ans orthodoxen Männern besteht, suspeiidiri. Tie Functionen deS Kirchengei»eiiide-Vorsia,ldS mußte iniil daS „klassikaal Aestiiür", d. l>. der Vorstand der Dlöcesan Synode, übernehmen. Der snSpeudirle Gemeindevorskaiid aber wollte, als wäre gar nicht« geschehen, am 5. Januar in der „Kertekaiiier" der Neuen Kirche, seinem gewöhnliche» Sitzung-iocal, zusaninrenkommen und konnte nur durch die vom Borsitzendeu de« „Klassikaal Bestüür" reqnirirte Polizei zum Abzug gezwungen werden. Die Kerkekamer wurde fortan bewacht. An, 7. Zanuar jedoch gelang c« einigen calvi- nistischcn Herren, die von Arbeiter» begleitet waren, durch eine Lüge die Wächter au» ihrem Locale zu locken und sich durch Ausbreche» der Schlösser unv Durchsägeii der Holzwände den Zutritt zur Kirche gewaltsam zu verschaffen. Scit- ber batten sie da» K>rchengebäuke besetzt; sie haben sich mit Betten und Lebensmitteln vcrseben und sind augenscheinlich entschlossen, e« aus eine regelrechte Belagerung einkoinmcn zu lasten, denn alle Thüre» sind mit schwere» Balken ver- barricadirt. „Und dieser Gewaltstrcich ist verübt-, bemertl schließlich die „National-Zeiluiig-, „von dem Führer der orthodoxen Ealvinisteiiparlei, 1>r. Abraham Kuypcr, in eigener Person, de» unlängst noch ein auS Holland zurück gekehrter Berliner Domcaudikat in seine,» gedruckten Reise bericht zur Freude unserer deutsche» „christliche»- Picsse ge feiert bat. DaS ist eben der Finch kiese« Partei!,rchenllmme. da,; im srestendc» Eiser uni da» Aeußeie de» .Kirche ihm der Geist, der echte sittlich-religiöse Gehall de« EhristenllmiiiS unbewußl abhanden kommt! Zm Namen des angeblich alleiiiwahrcn Glaubens- am Hellen Tage eine Kirche ausznbrcchen und zu erobern — ist eine sonderbare Art, sein Ehiisteiilbu», zu be währen. E« ist die« um so trauriger, als eS sich um die nur wenige Schritte vom Ainstercamer Königsschloß riiticrnte Kirche handelt, in welcher die großen Helte» Hollands, ei» e Nuyter und Andere, ihre ehrenvolle Rahestäuc gesunden haben, in welcher bei jedem Thronwechsel König »»d Nation sich durch den Eid der Treue aus die Versagung verpflichte»." * Einen interessanten Beitrag zum Eavitel von der Preßfreiheit i» der Schweiz liefert der Proceß, de» tie LtaatSanwaltschast des EantonS Uri gegen den Trucker und Verleger des „Urner Volksiremid" eines Artikels halber erhob. »n welchem sie eine Beichlmpinng der Landes gemeinte erblickte. DaS Bezirksgericht in Allors verurlbeillc den Angeklagten dem Anträge der Staatsanwaltschaft aemäß, »n? al« dieser, weil sei» Fall eine „Berletzung der Preßsreibeit" darstelle, eine Berufung beim Anildesgertchl einlegte, wurde er mit derselben abgcioiesen. DaS Znlcccstaiilc dabei ist. daß die Erwägungen de- berlissinslanzlichen UrlheilS ausdrücklich anerkennen, daß der i»elli»>nirle Proccßartikcl die Grenzen erlaubter cbjectivcr Kritik nickt überschreite, unv gleichwohl e« bei dem emriehterlichen Eiken»!»!,; bewenden lasten, weil der Uriieristb' Rebler nun cininal angeiiommc» habe, das; nach den, Strafrechte des Eantens Uri auch derartige Angriffe ans staatliche Institutionen, wenn sie in beschimpfender Form geschehe», strasbar seien; eine An nahme, deren Richtigkeit sich der Nachprüfung des Bunde»- gerichtc? nach bekanntem Gniiiksatze entziehe »nv die »ibiigeiiS jedenfalls angesichts des allgemeinen WorllauleS de» Artck IS 204 keS urnerischcn LaiikbnchcS nichl als eine willkürliche be zeichnet werden könne. Mil anderen Worten: die Ziidicatnr der freie» Schweiz dehnt den Begriff der Preßsreilkeines weg» soweit an«, daß dieselbe ei» Privileg zur straffreien ge hässige» oder beschimpfenden Eiöitcriliig der bestehende», den der öffentlichen Meinung hochgebal'.eiicii Znstitutivncii de» Lande» eithcile, wie kicS vo» Manche» geglaubt wird, die nicht im Stande sink, zwischen „Freiheit" und ,.Zügellosigkeit" be grifflich zu unterscheiden. * Der in Freibnrg geplante Simplon-Durchstich soll nach vorläiisigcr Schatzung 80.070,000 Franc» koste», wovon aus den siebenjäbrigen Bau 05.000,000 Franc» fallen würden. Tie Eiiinahmc» sind ans 8!» 321.085 Franc» an genommen. nämlich ans 4.500gmo Fra,> VunkeSzuschliß, 4,000,000 Francs Zuschuß der Kni» - (> st<I,>»iaia, 67,000,000 Francs 3proccntige Anleibe bei cen am Unternehmen Bc- theiligten unv >3,821,085 Franc» Zoisersvarniste der sieben jährigen Bauzeit. Demnach wurde ein Guthaben von 251.085 Franc» verbleiben. Tie Tilgung der Schuld soll binnen 60 Zähren erfolgen. * Aus Paris. l2. Januar, wird der „Kölnischen Zei tung" geschrieben: E« scheint, daß Cherbourg von den Engländern arg gefährde» wird. Sie besitzen Helgoland, Gilraliar, Malta und
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