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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188601303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-01
- Tag1886-01-30
- Monat1886-01
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdacti«» und Lkpr-itioa Iohaunergaffe 8. SPrrchkvndrn -er Ne-aktt««: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. ?ür bi« NÜSz-d, nuatt-udtrr vt-oulcrtpU m«cht HO dt« Nct-ciccii ^ » ticn nctdl derdintllch. «»uotme »er flir »ir nichftsoliend» Nummer »eftimmten Jnserute «n Wochentagen bis !t Nstr Nachmtttog«, au Lonn- uu» Festtage» fr»» dt»'/,» Ntzr. 3n den Filialrn fir 2ns.-A»«ahmr: Ott« Klemm, Unlversität»straß« 1. LoiltS Löscht, Kathannenstr. 23, p. »ur »ia '/,» Utzr. UchMerIGtUck Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- undGeMtSverkehr. Auflage LV,>0O. Ädonnrmrntsprris viertelj. 4' » Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegereniplar IO Pf. Gebühren für Ezlrabeilagea lin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postörlörderung 50 Mk. mit PosibefSrderung M Ml. Inlrratk 6gkspaltni?Hkti1zeile 20 Pf. GrSßere Schriften laut uns. PrelSverzeichniß. labellartfcher a.Ziffcrnsatz nachHSHermTaris. llkliamkn unter dem Red actio»-strich die »gespalt. Zeile 50 Ps., vor denFanoliennachrichten die «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Frpröltion z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praellam->r»o>ia oder durch Post nachnahme. .4° 30. Zur geWigen Vechtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SL. Januar, Vormittags nur bis g» Uhr geöffnet. Lxpvälttov äes I^lprlxer I'axedlatt««. Sonnabend dm 30. Januar 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. Arnk. Bon dem am 8. December 1885 verstorbenen Herrn Privatmann und Grundbesitzer Friedrich Dotgt, hier, ist der Willwen- und WaiscnpensionScaffe der Potizelbeamtcn ein Bermächtniß von Dreitausemd Mar- testamentarisch au-gesetzt worden, welche- heute in unsere Hände gelangt ist. Wir dem edlen Dank auch über das Grab hinaus zu rufen. Leipzig, am 29. Januar 1888. Der DerivaltungSauSschuft der Witt»eu. «ud LÜaiseuveufionScafse der Poltzeibeaurte». Polizeivirector Bretschneiver. suhlen uns gedrungen, für diese reiche Zuwendung cn Wohlthäter unseren innigsten und tiefgefühltesten Nachdem ich seiten» des Krankenversicherung-amte- der Stadt Leipzig mit der Abwickelung der Geschälte der geschlossenen, hier donucilirten „Weiblichen Krankencaffe", eingeschriebene HilsScasse, beauftragt worden bin. ergeht nunmehr hiermit an alle Diejenigen, welche an die geschlossene Lasse noch Zahlungen zu leisten haben, insbesondere noch mit Laffenbeiträgea rückständig sind, Aufforderung, dieselben spätesten» bis zu« Sd. Februar «. an mich zu bewirken, widrigensall» sie gerichtliche Bettreibuug zu gewärtige» habe». die aufgelöst« La ff« fahren unberücksichtigt -lechen Leipzig, am 28. Januar 188«. RathSregsstralor Uhlmauo. «eststraß. 32. l. Infolge des Schließen- der hier domicilirteu „Weibliche» Krankeucaffe" (eingeschriebeue Hilfscaffe) nimmt der Unterzeichnete Verband Veranlassung, diejenigen Herren Arbettgeber, be, denen sich ehemalige Mitglieder obengenannter Krankencassc in Arbeit befinden, daraus aufmerksam zu machen, daß diese Personen nun mehr den Ortskrankencasse» zufalle» und daß dieselben unverwe,li zur Vermeidung der in ß. 50 bez. 81 de« Krankenversicherung«. Gesetze« vorgesehenen Nachiheile auf dem vorgeschriebeuen Wege zur Anmeldung zu bringen sind. Leivzig, am 29. Januar 1886. Ter verbau» der LrtSkrankcucaffen ;u Leipzig u. Umgegend. Albert Brockhau«, Vorsitzender. U. volkmars-orf. Versteigerung aus Abbruch. Die der hiesigen Gemeinde gehörigen, an der Eck« der BogiSlaw- und Hauptstraße gelegenen Häuser Brand-Lat.-Nr. -457 sollen Montag, den bi. Februar d. A. vormittag» 11 Utzr aus Abbruch versteigert werden. Reflektanten werden geladen, sich zur angegebene» Zeit im LesfioiiSzimmer des Gemeindeamtes pünctlich einzuflnde» und der Eröffnung d«S Termin« sowie Bekanntmachung der Versteigcrungs- bedingungen gewärtig zu sein. Gebote können auch vorher schon abgegeben werden. Volkmarsdorf, am 38. Januar 1886. Der Gemeinderattz. Lehmann, G -V. Hoh-Auction. Bon den ans dem WcrmSdorfer Forstrevier aufbereiteten HSlzeni sollen im Gafttzofe zu Sachsendorf Woiitag, den IS. Februar dss. JrS„ von vormittag V.1» Utzr au 220 kies. Stämme von 15—22 cm Milteust. 211 . . - 23—43 . . 106 buch. Klötzer - 12—22 . Oberst. 43 » » - 23—43 « » 30 eich. - - 9—17 » - 6 - « » 50—70 « » 162 kies. . . 23—29 « . 88 . - - 36—67 - - , meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter de» sonst vorher bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. IstSutgl. Farin evir, Verwaltung WcrmSdorf und 8ö«i»l. Forftrculaiul Winje«. den 22. Januar 1886. Jordan. Bachmauu. aas dem Holzschlägrn au 10 L. und o., sowie am Doctor teiche Loncursoersahrtn. In dem Conciiisvei fahren über da» Vermögen de« Nachlasse« de« Kaufmann« Fr. Kersting tu Lützen ist zur Abnahme der Schlußrechnung de« Verwalter«, zur Erhebung von Einwendungen gegen da« Schluhverzeichniß der bei der Venheilung zu berücksich tigenden Forderungen und zur Beichlußsassunq der Gläubiger übrr die uicht venverthbaren Vermögentstücke der Schlußtermin ans de« 2S. Fedruor 188S. vormittag» 1V Utzr vor dem Königlichen Amtsgerichte hiersetbst bestimmt. Lützen, den 27. Januar 1866. Schneider. Gerichtsschreiber de« Königlichen Amt«gericht«. Nichtamtlicher Theil. Die Polrn-ebatle im preußischen Rdgeor-uetenhause. Die Sitzung de« preußischen Abgeordnetenhauses vom 28. Januar bildet ein schwarzes Blatt in der Geschichte Deutschlands. Da- Wort de- Berliner TimeS-Corrcspcndenlcn, ratz Windthorst der geschickteste Parteiführer und der schlecht Patriot sei, hat lnrch diese Sitzung eine neue der Rede Windthorst'« ist au telte Bestätigung gesunden. An jedem Satze das Streben zu erkennen, um die Sache selbst hrrumzukommen und durch alle möglichen Abschweifungen eine Wirkung hervorzurusen, welche die Antragsteller und die mit ihnen verbündete Regierung in- Unrecht versetze». ES war dem Redner de» EenlrumS darum zu lhuu, die Polen gegen die deutschen Bewohner der Ostproeilizen und gegen Vre Re- rMn-n-i ", deulscknalionale» per' lle>> r.e Genug,buung drücklick, cinzugrelftn. ' ,s.„ .„r Sickerung dc§ de- Hause» darüber au- , daß Bevölkerung und Bestände» und brr Entwickelung - ^,nd. Der An- Cullur in diesen A Hause» au», zur »r.-,.-, drückt dann noch die BereltNiiligicli , ve». aierimg aufzuhetzen, die Polen aiS die bedauernSwertbe« trag drückt dann noch e>e jH^b^souderc aus dcui Opfer ci»cr gemaltthätigen Regierung hinzustellen, di« um Durchführung dahingehender Berwallung, ihre» religiösen Bekenntnisses willen zum Leiten auSerkoren " ' - wäre». Windthorst hat trotz seine» angeblichen Patriotis mus Zweifel geäußert, ob da« Ausland mit der Au». weisungSmatzregel einverstanden sei. er hat von der Undank barkeit der Regierung gegen die tapferen polnischen Soldaten gesprochen, die gegen die Dänen bei Düppel, gegen die Oester- reicher und die Franzosen 1866 und 1870 in den Reihen der preuhischen Soldaten gekämpft habe», und hat endlich versucht, durch Miltbcilung über den Ursprung de« Anträge« die öffentliche Meinung gegen denselben einzunehmen. Diese ganze Kampfesweise ist nur von dem Standpunct« Windthorst'» als Welse und Sachwalter der römischen Curie verständlich, sein innigster Herzenswunsch ist die Wiederherstellung Hannover-, deshalb pal er sich so eifrig für die Ansprüche de- Herzog- von Eumberland aus daS Herzoglhum Braunschweig interessirt, und au- demselben Grunde findet er auch die Wünsche der Polen auf Wiederherstellung Polen- berechtigt. Nur wenn sie Gewalt brauchen, will er ihnen rntgegenlreten, also hat er nicht- dagegen einzuwenden, wenn sie ihr Ziel durch List und Agitationen jeder Art erreichen. Endlich wendet sich Wmdthörst gegen die Tendenz de- Anträge», weil man Maßregeln nicht bewilligen könne, die man nicht kennt, und Gelder nicht gewähren könne, die man nickt habe. ES ist da» genau dieselbe KampseSweise, welche Gladstone gegen da» Ministerium Salisbury in der irischen Frage angewenvet hat. Auch er sagte von der irischen Politik Salisbury'-: „Ich kenne zwar die Vorlagen der Regierung nicht, aber ich verwerfe sie", und alS die Re gierung erklärte, daß sie die Unterdrückung der irischen Nationalliga beabsichtigte, tadelte er sie. weil sie den Bauen: für die Erlangung kleiner Pachlgüter keine Erleichte rung gewähre. Nicht Kamps Auge in Auge und mit offenem Lisir ist^ die Sacke Windthorst'-, seine Stärke besteht in bissigen Seitenangriffeu, im Bein stellen und in Rücksichtslosigkeiten schlimmster Art. in hinterlistigen Berdächtigungeu und schamlosen Au-legungen der besten und ehrlichsten Absichten der Regierung. Windlhorsd Binnen gleicher Frist slud Forderungen .> die aufgelöst« Lasse findet Nicht« daran ««»zusetzeu, wen» «u> polnischer Erw^os de. mir -nznmelde». andern-fa« btesekben k-l dem gedavt« «er- fehl -an,«. Dicht-, und Trachte» daraus rlhl-t ganzen Einfluß dazu mißbraucht, um ein« rn religiöses Ein sicht ihm zur Fürsorge anvertraute Bevölkerung ihrem Laterlaude und ihrer Regierung abwendig zu machen, sie mittelst einer großen Anzabl Geistlicher an» Deutschen zu Polen zu machen und den Geist der Zwietracht und de« Hasse- unter sie zu säcw Wenn sich die Regierung Da« gefallen ließe, dann würde er ihr in jeder Beziehung zu Diensten stehe», da- Ecnlrnm würbe unter seiner Führung alle Gelder, die sie verlangt, bewilligen, gleichviel, ob sie im ReichSlag tue Erhöhung LeS Zolltarif-, das Tabakmonopol oder da- Branntweinmonopol verlangt; wen» sie aber nicht gute Miene zuni bvfeu Spiel macht, wenn sie Maßregeln der Gegenwehr trifft, um da« Deulfchlhum vor Polonisirung zu schützen, dann ist jede- Mittel recht, um sie zu bekämpfen und sic zu ver dächtigen miv herabzusetzen. Windthorst halte es au- dem Munde de« Reichskanzler» erfaüren, was die Regierung in der Provinz Pose» zu tlmn beabsichtigt, er konnte seinen Widerspruch also nicht durch Unkeniitniß der beabsichtigten Maßregeln begründen. Bis marck schlägt die Enteignung de» polnischen Grundbesitze» in der Provinz Posen vor, die etwa lOO Millionen Thaler kosten würde, aber nur alö eine noch fern liegende Möglich keit, nicht al« eine bereits beschlossene Sache.' Gegenwärtig haudelt e« sich nur um Ansiedelung Deutscher mit deutschen Frauen, um Einsetzung einer Commission, welch« deutsche Pächter heran,uziehen hat mit der Aussicht, da« Eigenthum de- Pachtgutes nach 25 Jahren zu erwerben. Zu diesem Zweck wird ein Credit für Landerwerb beansprucht werden. AtS zweite Maßregel wird den Polen Gelegenheit geboten werden, als Soldaten und Beamte in andere Lande-lhrile zu kommen. Durch Kauf. Schule und Mililairdienst soll ein neuer Zustand angcbahnt werden, welcher der deutschen Be völkerung in der Provinz Posen die für sie nöthige und nütz liche Förderung aogedeihen läßt. Zur Erreichung diese- Ziele« sott der Antrag Achenbach al» eine willkommene Ein leitung dienen. Zur Rechtfertigung seine« StandpuncteS gab Fürst BiSmarck eine hochinteressante Uebersicht über die geschichtliche Entwickelung der preußischen Landcstheile mit poinischer Bevölkerung seit dem Jahre 1818. Die guten Beziehungen Preußen- zu der polnischen Bevölkerung, welche durch Besolgung der Hardenbcrg'schen VerwaltungSgrundsätze gepflegt wurden, er hielten durch die Revolution veS Jahre« 1830 einen Stotz» und die damals zuerst bcrvortretcnde polnische Stimmung ist sich seitdem gleichgeblieben. Schon Dahlmann hat die polnischen Edelleute al- eine ernsi« Gefahr bezeichnet, die Preußen noch große Opfer kosten würden, und deshalb wurden damals mit Staatsgeldern große polnische Besitzungen gekauft und Deutsche angesiebelt. Eine Unterbrechung dieser GernianisirungSpolitik trat im Jahre 1840 mit der Thron besteigung Friedrich Wilhelm - IV. ein. welcher die Polen durch freundliches Entgegenkommen zu gewinnen hoffte; aber schon da» Jahr 1848 brachte das Bündniß der Demokratie mit den Polen. Fürst BiSmarck erinnerte dann an die Worte, die Windthorst am 10. Januar 1886 gesprochen: „Sind denn die Pole» außerhalb des Völkerrecht« gestellt? Dürfen s!» nicht ihr Vaterland wiedrrberstcllen?" und erwähnte der katholischen Abtheilung im CultuSministerium, die auch da« Polenthum in Preußen stärkt Die polnischen Pfarrer haben die Bekämpfung de» TeutschtbumS so weit arlrieben, daß sie e, für unerlaubt erklärten, den Namen GolleS deutsch zu nennen und katholischen Diensibotta vaö Dienen bei evan gelischen Herrschaften untersagten. Ter Cullurkamps wurde also von polnischer Seite in die Streitfrage hineingetragen, nicht von der Regierung, welche die Polen auSgewiesen bat, gleich viel ob sie Juden, Katlwliken oder Prolestanten waren. Tic Tendenz des Anträge» Achenbach ist durch den Ab- geordneten von Ranchbaupl klar dargelegt, er soll dem Hause der Abgeordneten in Preußen Gelegenheit geben, sein Votum dein der Reichstag-Majorität entgegenzusetzr». Der Antrag läßt die Comvetenzkrage. tie Herr von Ranchhaupt zu Un- guiisle» de- Reichstage» für entschieden eoacklct, kluger Weise unberührt, er spricht nur von tcm Recht und von der Ver- LÄLML LLUKM T'LL Anträge« die Hände volliiä.'dig binv^ ^S ' ^ „ ^e g«,en Liesen Beschluß Freut zu machen. . " - - Die große Staat»«»«, welche der Reichskanzler Fürst von BiSmarck am DonnerStag >», p""h>s,ch «n ^ . aeord rieten Hause gehalten hat, ist daß (-reigms, und wird noch lange Zeit im dtUlsa°n Kol ^ Die Wirkung i», Hause muß eme säst sensationelle gewesen sein. In den stürmischen, langanhaltenden ^ Majorität dem Fürsten von BrSmarck am Schlusse ielii-r Rede spendete, nuschle» sich laut. Kundgebungen der ^ stimmnng. welche von den überfüllten Tribünen herab er lönten. Der Appell an den Patriot,SmuS riß eben Alle« mit sich fort, was nickt durch blinden ParleifanattSmuS "" Banne gehalten wird. «IS der Reichskanzler da« Hau- ver.eß standen Hunderte vor dem Eingänge, die den Fürstn, BiSmarck mit stürmischen Hoch- begrüßten - eine spontane Kundgebung patriotischen GesUhleS. die, wie a»S Verl", berichtet i.'ird. auf Jeden, der Zeuge war. von tiefster Wirkung bleiben wird. Wir ergänzen noch sprciell unser Referat w der gestngrn Nummer durch die wncbtigen Schlußsätze der Rede. Die selben baben folgenden Wortlaut: . Ich habe Ihnen die Situation mit ei»em langen Rückblick aus die ^kkgongenhett dargelegt. Wen» ich im «nschlutz daran in die Zukunft »licken soll, so muß ich sagen, ich bin nicht ganz sre, von girnrqn.st«,. Ich stUHte keine au«wLr«,gen G«,ähren, ich halle Ir'ne Htöruag»«» »„«wamgea Fried«,« für wahrschrlnlm,. Wohl aber m «e»»g ans die Lmwickelu»« Miserer inaereu verbältnisse, in Bezug aus die Art, n»e tue Reich-tagsmaloruat verfährt, mit der wir nicht weiter kommet, — wir können weder aus den Beistand der Soclaldemokratrn. »och aus den der Polen, noch aus den der Elsässer, auf den einiger anderen Kate- gorien, ob auf den de« Lentrum», weiß ich nicht, da wird doch immer die Beiorgniß rege, die Regierung könne zu stark werden, und da« kann nicht ohne Rückioirkung bleiben — rechnen. Wir müssen all» darnach streben, stärker zu werden; da» ist Misere Ausgabe und Pflicht. Also in der Richtung sehen wir etwa« trübe >a die Zukunft. Es ist ja möglich, daß die Vorsehung nach der Art. wie wir die außerordentliche Gunst, die uns in den letzten 20 Jahren zu Theil geworden, ausgenommen und vtNverthet haben, e« ihrcrseit« sür nöthcg findet, den beuischen Pairioti-mu« aus dem Feuer großer benachbarter antideutscher Coalitlonea »och einer härteren Prob« auszuletzen, mit anderen Worten, daß wir noch einmal in di« Lage kommen, ähnlich derjenigen Friedrich'» de« «roßen im 7jährigen Kriege, daß wir gegen starke Loalitioneo kämpfen müssen, die in unserer Zwielracht immerhin eine gewisse Ausiinmteruug finden. (Sehr richtig! recht« ) Demi andere Nationen kennen unsere inneren Zustände nccht, sie wissen nicht, daß das Volk ander« denkt, wie die par- lamentarische Majorität, wie wir e« 1866 erlebt haben, wo wir trotz de« Zornes der Mehrheit i» den Bruderkrieg gingen. Aber das denkt da« Ausland nicht, es rechnet daraus, die Sache geht aus einander. sie hält sich nicht. ES wird auch aus uns die Reden«, art von den thöncrnen Füßen angewandt werden, und man wird die ReichriagS-MajorÜät darunter versteheo. (Beifall und Wider- ivruch.) Ma» wird sich irren, dahinter stehen noch eiserne! (Großer Beifall.) E« kann nun sein, daß unsere innere Eni- Wickelung den verbündeten Regierungen die Nothmendigkeit aufcrlcgt, ihrerseits und Preußen an der Spitze, danach zu sehen: us guiä äetrimsuti capisr re» publica! (Beifall rechts) und ihrerseits jede einzelne unter ihnen und den Bund, in der sie mit einander stek>en, nach Möglichkeit zu stärken und dadurch» soweit eS gesetzlich und versassungSmaßig angängig, sich von der Obstruktionspolitik der ReichstagSinaiorltät unabhängig zu stellen. (Bravo! rechi«) Ich gehöre »och nicht zu den Advocaie» einer solche» Politik, und sie läuft meinen Bestrebungen in den letzten Jahrzehnten im Grunde zuwider; aber ehe ich die Sache des Vaterlandes in Stockung und Gefahren kommen laste, würde ich doch Sr. Majestät dem Kaiser und den verbündete» Fürsten die Rathschläge geben und dafür einstehen — und ich halte den Minister für einen elenden Feigling, der nicht Leben und Ehre daran setzt, da« Vaterland unter Umständen auch gegen den Willen von Majoritäten z» retten. (Veisall.) Ich wenigsten« würde, wenn ich e« versuchen sollte. Alle« rriragen, vaö mich treffen sollte, aber daß wir un-, ähnlich wie es ia unseren westlichen Nachbarstaaten leider zum Theil der Fall ist. da« Erbe einer großen Zeit und die Erriingenschasten unserer tapferen Krieg«. Heere durch innere Friktionen vernichten und ausreibcn lasten, dazn werde ich unter keinen Umständen die Hand dielen, und ich werde, wenn Gott mir Leben und (Gesundheit schenkt und mir die Gnade meine» Kaiser» erhält, die nvthiaen Mittel und Wege finden. En,ft. weilen bin ich dankbar für da« Entgegenkommen, da« ich hier durch den vorliegenden Antrag gesunden habe, und Sie können daraus rechnen, day wir,n gegenseitigem Vertrauen Hand in Hand gehen werden. (Wiederholter lebhafter Beisall recht» und bei dru National- liberale», andauernde« Zischen lmk« und im Centrum.) Eine ossiciöse Eorrespondenz ciuS Berlin würdigt die Rede in der folgenden Weise: . . Das Eingreifen de« Fürsten BiSmarck in die heutige Debatte ""löblich der Polen-Resolution der nationalen 7'^ .de» epochemachendsten Sreigniffen unserer Zeitgeschichte einen hervorragenden Rang behaupte». In großen Ümrisstn entwarf der gewaltige Staatsmann ein Bild der B'strebung-n de« Polo,,,Sin», Preußen« Kral. bedrohen. Mit gleichsam elemenlarer zündende Strahl seiner Rede in den Dunstkreis der ^pp°ßtion, deren Parteigänger im Reichstage e« über sich eimn ^ deutsch« Fahne pre„juqeben. um dem Kanzler In d" Meft leine Revanche, und ? ^ lhre Großartigkeit direct »berwLltigenden Weise. ^ Hüb'Vnnct der geschichtliche» Anschauung stehend, zer- ?« Thn.i-chen den Ckaeakler ^ Enlwichelui, z-gang der polntichea Agitation seit dem Jahr« ^ ^ Umtriebe und Aufstände der 30er. 40er und 60«? MicroslawSki und anderen polnischen Insurgenten«»?« in deutschen Landen entgeqengtbracht wurde, geißelie die AuSlaudssucht, den -'InslandSculluS. der bei nuS im Schwange ging und in kriti«. Io,Zier Ehrfurcht vor allein Fremdthuin, eben weil e« fremd, ich spreizte. In schrittweiser Verfolgung jdieser Bedankenverkaüpsuug üdrtc Fürst BiSmarck den Faden seiner Darlegung dann bi» zu den PolenausstandS-Reminiscenze» der 60er Jahre und legte den Maßstab seine« slaatSmäiinische» Geniu.' an da« kleinliche «ebahreu einer «bgeordntteiimedrhe». die ihre Pjl clilc» gegen den preußischen Staat, gegen da« deutsche Volk nicht besicr cesilUe:, zu könne, meinte, al« indem sie da« Verhalten der preußische» Regierung den konstanten polnischen Verschwörungen gegenüber, sprciell die preußisch-russische Convention dem Argwohn der Westmachie, bem Verdommuna«orthell einer besungenen ösfenilichen Meinung des Inlandes, al« einen Ausfluß ungesunder Politik, slaalsiechillcher Willkür und schroffer Inhumanität denuucirle. Und wie wir wissen, lebt derselbe «eist noch heute, er thront aus den Bäiilc» der deutschen Reichstag«. Mehrheit, stets bereit, den Austrieb des nationalen Geiste« wieder herriiederzuzieheu aus das Niveau der eigenen Nichtigkeit, Würde- losigkeit und mangelnde,, Verständnisses für die Lebensdcdingungcn de« Reiche-. Dieser Geist spiegelt sich treulich wieder t» dem ganze» Gebühren der systematischen Obstructiv» gegen Alle-, was ans die innere wie äußere Festigkeit und Stärkung der ReichSinstltutioneu abzielt. E« ging eine ilnbeichreibliche Bewegung durch die Gemüther, als der im Dienst« seine- Herrschers, seines preußischen uud dem »che» Vaterlaade« ergraute ftaatSinänmichr Neubegründer unserer nationalen Einheit seine wuchtigen Anklagen gegen die Verblendung, gegen den Fanatismus der Oppositionsparteien in da« Haus schleuderte undvor deuc Richlerftuhl der Weltgeschichte diesem finstere» Geiste neidischer Selbst sucht. kleinlicher Rancune, der da« Große gering zu ichätze», das Erhabene in den Staub seiner eigene» gemeinen Alltäglichkeit zu ziehen liebt, für ave Gefahren verantwortlich machte, in welche das Deulichund der Zukunst vielleicht noch gerochen kann, wen» an den, Treiben unserer Opposition die Ueberzeugung de« Auslandes sich emporrankt, daß Deutschland im Grunde doch nur eia Koloß mn Ihönerne» Füßen und emen, gemeinsamen Angriffe von außen uicht gewachsen sei. Wie eine Erlösung von schwerem Alpdruck aber ging es durch da- HauS. als Fürst Bismarck Angesichts einer solchen Situation den Miatster für einen elenden Feigling erklärte, der .»gern möchte, seinem Herrn und Könige zur Abwendung schweren .lnheilr mit Rath und That an die Hand zu gehen; es war der alte, kampsgestäbltc BiSmarck der Lonsticlsperiode, der aus den Schlußworten des Redners sprach, al» er mit der vollen Wucht seiner Persönlichkeit für jedes seiner Worte eintrat und erklärte, daß er vor keiner Eventualität zurückschreckea werde, um den Bestand der nationalen Schöpfung gegen alle Beeinträchtigung-, versuche ihrer offenen und geheimen Widersacher sicherzuftelleu. Die Wirkung der Rede des Fürsten Bismarck war eine beispiel lose, unübertroffene. Umsonst mühte sich Herr Windthorst ob. ihren Eindruck abzu'chwächen. Seine diolekiische» Spitzfindigkeiten bildeten nur den dunkeln Hintergrund, von welchem sich der uderwälttgenyc Triumph de» Kanzler« um so glänzender adhcb. Der erste Tae der Polendedotie ,st durch da« Eingreifen de» Fürste» BGmarct gleich auch zu Vem enlicheidenven gewordeu — eulstheidend Gellest^ nicht »ur über die Polenfrage allein. H Leipzig, 30. Jaovar 1886. * Da« Panzerschiff „Hansa" kehrte am Donnerstag Nachmittag von feiner Uebungssahrt in den Kieler Hasen zurück und hat seine Function al« Wachtschifs wieder aus genommen. Außer der Panzerdivision befinde» sich gegen, wärtig »och die Torpedoschisse „Blücher" und „Ulan" aus dem Strome. Sehr ersreultche Resultate werden jetzt in der Ausbildung der Marlnemannschaften mit der Waste erzielt. Tie Einstellung von sogen. Erercirsergeanten der Infanterie in die Reihen unserer Secwehr hat sich trefflich bewährt. * Die „Germania" druckt in ihrer Nummer 20 in einer Mittheilung, ..aus derDlöceseLimburg " einen Mmisterial- erlaß vom l6. d. M. ab. durch welchen dem Pfarrer Woesl- mann ,u Nassau a/L. eröffnet wird, daß Allerhöchsten Ort« die Erlaubnitz zur Annahme und Anlegung deS ihm von dem Patriarchen Bincentiu« Bracco zu Jerusalem verliehenen Orden- der Ritter vom heiligen Grabe nach Maßgabe der bestehenden Bestimmungen nicht in Antrag gebracht werden könne. „Wie man sich erinnern wird, bemerkt dazu di« „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", ist auch dem StaatS- minister a. D. Di^ Windthorst, als ihm vor einigen Jahren das Großkreuz desselben Ordens verliehen war, die Erlaubnis zur Annahme und Anlegung dieses Orden- gleichfalls nicht ertheilt worben." * Wie verlautet, hat die griechische Regierung in Hamburg betreff» de« Ankauf» der der Hamburg-Amerika- nischen Packclfakrtactiengesellfchast gehörigen „Hammonia" unterhandeln lassen. Am Mittwoch hat jedoch der Gesandte Befehl erhalten, di» Verhandlungen abzubrechen. » * » * Seit drei Jahren stürmen — so wird der »Nationel« Zeitung" au« Wien geschrieben — die slawische« Kreise Oesterreich«, im Parlamente, in Versammlungen und in der Publicistik, auf den vielgeplagtcn Grafen Taaffe ein, den, hochpolitischen deutschen Schulvercrnc ernst zu Leibe zu gehen. .In allen Tonarten und unter Heranziehung der abenteuerlichsten Combinationen wird da« gefährliche Treibe» dieses Verein» dargestellt. Ein bockvermögender Statthalter steht alles Heil einzig auS dem Aushören diese- Gottseibeiuns erstehen, Cavaliere lassen e« nicht an Hochdruck fehlen, selbst der Ministerrath hat sich mit der Frage vorübergehend be schäftigt. Den Verein schützt bis zur Stunde nur ein Palladium: das unentwegte Festhakten an seine» Satzungen. Getreu der nationalen Mission hält er jedem Deutschen ohne Unterfchiev des politischen Bekenntnisse» den Zutritt offen. Allein das Mißtrauen der Wortführer des deutsch- klerikalen Heerbannes ist nicht zu besiegen. WaS der Dank von Tausenden Kindern, die obne die in» Leben gerufenen Schulen sprachlich und damit national ver kümmern mußten, nicht zu bewerkstelligen vermochte, da- bat mit einem Schlage die ungeahnte Tbeunahme der deutsche» Frauenwelt an der vom Vereine geschaffenen Ortsgruppen- Organisation zu Stande gebracht. Zu gut ist sich der KlerikaliSmuS dcr Erfolge bewußt, die er dem Einfluß de» Weide« derdanlt, und die Geschichte der Landgemrindewablen in de« Alpen ländern ist ebenso gut eine Geschichte de« Einflüsse« de« Klerus aus di« weibliche Landbevölkerung. Es scheint, daß der Klerus einen gleichen Einfluß im nationalen Sinne vom Lchul- verrine befürchtet. In seinen Organen wird der Schul derem als Freimaurerbund denuncirt und jedweder gute Christ vor ihm gewarnt. Zu dem Druck der Slawen gesellt sich nunmehr der klerikale Angriff. Der „eiserue Ring" be ginnt sich auch für diese außerparlamentarische Asfatre zu schließe». WaS Gras Taaffe ihm entgegenzuhalten vermochte, wiste» wir »ich». Aber solaende Thatsache sei regiftrirt: Es sind nickt vier Wochen in» Land gegangen, dntz an alle Ve Z'rkShaiipttkiite fast aller Provinzen „verliaulichlle" Circulare
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