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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188602226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-02
- Tag1886-02-22
- Monat1886-02
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Lkpe-itioa JohanneSgasie 8. -prechftundkn drr Nrdartion: Lormtttag- 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Ale »t, Mt«,«»» m«»otcr»»t« »il N«»«cn»i> »tcht vertuatich. «H MgerIagMÄ A«,aß«e de, für »te ntckfifslse«»« Ri>««er »eftimmtn, Inserate an v»chr«ta>en kt» S Uhr Nach»»»»«,«, an La««- an» -efttaseu sriitz »t« '/,9 Uhr. In de» Filialen stlr Ins.-An»ah«e. vtts Klemm. UnlversttätSstraße 1. Laut- Lösche, Katharinenstr. Ä, p. nur dts '/,6 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. 53. Montag dm 22. Februar 1886. * Auflage IN,200. Tbsnnrmrnisprris vierielj. 4", alle. tncl. Brmgerlodn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk, Jede einzelne dcummcr LOP Belegexemplar 10 Ps. Gebüdren iür Erlrabeikagen tin Tageblatt-formal geialzl) ohne Pvslliesörderuug 50 Mk. mit Postbesürderung 60 Ml. Inserate 6gespaltenr Petitzeile SO Pr, Größere Säiriste» laul uni Preieverzeuhnis;, Tabellarischer u.Z ssernlay nach HSHermTaris. Ueclamen »«ter dem Redaktion« strich die 4gespa!!. Zeile öOPs, vor den gam ilien Nachrichten die Kgespaliene Zeile 40 Ps Inserate sind stet« an die Expedition zu senden. — Raoatl wird nicht gegeben, Zahlung pnwuuwernucko ober durch Post nachnahme. 8V. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bo» heule ab betrügt bei drr Rcich-bank de, Diseoat - Procent, der LombardzinSsuß für Darlehne gegen au« sch lieb liche Verpfändung von Schuldverschreibungen de« Reich« oder eine« deutschen Staates 3V, Procent, gegen Verpfändung sonstiger Effecten und Maaren 4 Procent Berlin, L0. Februar 1886. -ketch-baa?. Dtreetorl»«. Vrkanntmachung7 / Nachdem wiederholt ru bemerken gewesen ist, daß aus manchen Droschkeuhaltestellen mehr Droschken anfahrrr, als nach den betreffende» Stalion-taseln zulässia ist und hier durch wiederholt Unzutrüglichkeiten entstanden sind, so wird den Droschkenführern hiermit bei Vermeidung von Geld strafe btt z» 60 oder entsprechender Ldaftstrafe auf. gegeben, nur mit der vorgeschriebe»»» Anzahl von Droschke, die Haltestellen zu besehen, soviel aber in-besondere die Halte stelle am Grundstück Nicolaistraße 6 anbelangt, so auszufahrru, daß die erste Droschke am Hause Nicolaistraße S, die »weil« vor dem Eckhau» der Nicolaistraße und de« Nicolaikirchhos«, die dritte aber zwischen diesen beiden zu stehen kommt. Leipzig, am 20. Februar 1886. Da- Polizei «Aurt der Stadt Leipzig. Bretscbneider. N. Vtkakntlnachung. Anmeldnna,»» Anschluß an die rtadl-Sentsdrechetnrichtu«, für Leipzla rc. Neue Anschlüsse an die Stadt-Ferasprecheinrlchtung für Leipzig »c., deren Herstellung i« laufenden Jahr« gewünscht wird, find spätestens dt« zn« 1. März bei der Ober-Pvstdirectton auz». melden. Für »mneldungea, welche «ach de» 1. Mir» ein,ehe», kann aus vi« Ausführung iu der dietjührigeu vauperiode mit Sicherheit nicht perechnei »»erde«. Einer »rneueruug der hier bereit« vorgemerktr» »umeldnugra bedarf es nicht: Leipzig, den 23. Januar 1886. Ler »aiserliche Vber-Post-Dirertor. Wolter. R Realgymnasium ru levipris. Aannorita», Leo 25. kedruar 1886, Pormlttap, 8 Udr» -stl>LW»l»ir>«pra5aiiT. <Zlo,,l. Holzauction. von de» aus dem Nrudnttze« Korstredterr bei Dahlen auf bereiteteu Hölzern sollen Dienstag, den 9. Mir» d. und zwar: ». von vormittag S Uhr au auf dem -schlage t» Lbthetlung SO an der Belgerschen Erraß« SO kiel. Stämme bi« 15 cm MittenstLrke, von 16—22am Mittenstärke, - - 23—43 » - Klötzer bi» lb ew Oberstärkr, - von 16—22ow Ober. bez. Mittenstärke» 23—43 ... Oberstürke, Ober. de». Mittenstärke, VS8 702 28? 283 15« . 7? buch. - . 12—15 105 . . . 16—22 67 - - - 23—^55 - - 2 Rmmtr. kies. Nutzicheiie; d. von vormittag ',,10 Uhr an tu DSriug's vchaukwirthschaft im Reudnitz 765 kies.Slümme bi« 43 cm Mittenstürke 715 - Klötzer - 43 - OverstSrke s Abtheilungen SO uud 35, 10 ficht. Stämme von 8—l5ew.M>tte»st.i 17 » Klötzer - 15—23 . Oberst, ita den Abtheilungen 21 o.22 SO - Stangen » 4— 6-1 l und beim Schankhaus., 235 ... 8— S - rUnterst. f 643 - - - 10—15 . / 14 buck. Klötzer . 16—23 » Oberst, auf dem Schlage in Sbth. 20, 105.71 Fstmtr. buch, u.birk. Brennholz, ln Klötzern aufbereitet, aus den Schlügen der Abtheilungen 16, 27 u. 35 meistbietend gegen sofortige Bezahlung im Schankhause zum Reudnitz und unter den sonst vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. K-nigl. shorftrr»ier»er»alt«na Nenduttz und König!. Fo.ftrrntamt Wurzen» am 1V. Februar 1886. vergrr. Bachman». Nichtamtlicher Theil. Von der Lalkanhalbinsel. In den letzten Tagen hat die Lage aus der Balkanhalb- inscl eine entschieden friedliche Wendung genommen, und zwar fußt dieselbe aus einer ganzen Reihe wichtiger Tbatsachen. In erster Linie sind zu nennen der Entschluß Gladstone'S, an der auswärtigen Politik Salisbury'« festzuhalten und im Sinne seine« Vorgängers die Beziehungen zn den auswär tigen Mächten in der orientalischen Frage weile, zn sichren. Damit in Zusammenhang steht vaS Eintreffen deS russischen Geschwader« in ter Sutabai und wahrscheinlich die Maß« regeln der österreichisch-ungarischen Regierung, welche die Avsicht bekunden, Serbien in seinen elivaiqen Bestrebungen, die Feindseligkeiten gegen Bulgarien wieder zu eröffnen, keinerlei Vorschub zu leisten, wie da« Pserdeau-fubrverbot und das Verbot von Werbungen und Sammlungen in Ungarn für vir serbische Legion, endlich die Abberufung tcS Grasen Kbcvenhüller anö Belgrad. AlS eine unmittelbare Folge dieser günstigen Wendung ist auch die veränderte Stellung anzuseben. welche Rußland dem türkisch-bulgarischen Abkommen gegenüber ei»ni„in>t, Dem Vernehmen nach hat Rußland seine Bereitwilligkeit aiiSgedrückt, dem Abkommen bi» aus den Artikel über da? Schutz- und Trutzbündniß die Zu stimmung z» erlheilen. Wa« dieses Bündniß anbelrifst, so bleibt eS der Türkei unbenommen, darüber besondere Ab machungen mit Bulgarien zu treffen; Rußland erhebt nur dagegen Einspruch, daß die Militairconvention einen Artikel des Abkommen- bezüglich der Znk mst OstrumelienS auSmacht. Angesichts dieser wichtigen Verschiebung der Lage aus der valkanhalbinscl hat denn auch Fürst Alexander beim Empfang her Eonsuln in Philippopel die Zuversicht geäußert, daß die friedlich« Lvsung der rumelischen Frage und die Wieder. aufnahme der friedlichen Beziehungen zu Serbien bevorsteh«. Auf der andern Seite ist de» Erklärungen Gladstone'S im englischen Unterhaus« nur untergeordnete Bedeutung beizu- legen. Denn der englische Premierminister sagte, daß der Zustand der Dinge im Orient kritisch sei, daß dir ostrumrlische Frage noch keineswegs geregelt se» und durch die Vorgänge rn Griechenland verschärft werde, so kann das nur in dem Sinne »erstanden werden, daß Gladstone sich den Löwen- antheil bei Au-gleichung der im Orient bestehenden Schwierig keiten sichern will, während e« doch klar ist, daß da« Haupl- »erdienst seinem Vorgänger Salisbury zukommt. Dahin haben sich denn auch alle Organ« der öffentlichen Meinung in England ausgesprochen Da« Festhalten Gladstone'S an der auswärtigen Politik SaliSburtz's ist in der Thal eine wichtige Bürgschaft für die Ausrechthaltung resp. Wiederkehr deS Frieden« im Orient. Wenn die Mächte einig find, jeder von Griechenlanv etwa beabsichtigten Friedensstörung mit Gewalt entqegenzu» treten, so sinkt die Kriegslust der Griechen sofort ans da« Niveau der Lächerlichkeit herab. Den versammelten Krieg«, schiffen der Machte gegenüber bleibt der armseligen griechischen Flott« nur übrig, sich still nach dem Piräu« zurückzudegeben und auf jede AUiou zu verzichten. Nur durch die Aussicht auf die Unterstützung England- hätten die kriegerischen Pläne Griechenland» noch einen Schein von Zurechnungsfähigkeit ihrer Urheber zurvckgelaffen, ohne diese Unterstützung sind sie Kennzeichen de« Wahnsinn«. Die Griechen waren levensall« bi- vor wenigen Tagen in dem Ärrthum besangen, daß nicht nur England und Frankreich, sondern auch Rußland ihre KriegSvorbrreitungen mit günstigen Augen betrachteten; aber die Haltung de« englischen Eabinrl«, die Mahnung »er französischen Regierung an ihren Eonsul in Athen und da« Eintreffen der russischen Kriegsschiffe in der Sudadat muß sie über die wahre Lage der Dinar aufgeklärt haben, und diese Aufklärung kann nicht ohne heilsame Wirkung bleiben. Die Enttäuschung spielt überhaupt bei dem ganzen Drama, welche« sich seit dem l8. September v. I. auf der Balkan- Halbinsel abgespielt hat. die Hauptrolle. Die erste Enttäu schung wurde Bulgarien bereitet, al« e« sich von Rußland in einem Augenblick verlassen sah, da eS mit voller Sicherheit aus seinen Schutz und auf seinen Beistand gerechnet hatte. Statt der Bestätigung de« Staatsstreiche« vom 18 Sep tember erfolgte die Streichung de« Fürsten von Bulgarien au« der russischen Armeeliste und die Rückberusung der russi schen Osficiere in bulgarischen Diensten Dann kam die Reihe an dir Türkei. Diese hat auf ein europäische« Mandat zur Wiederherstellung de« früheren Zustande- in Ostrumelir» gerechnet, wurde aber statt dessen mit einer Belobi>zu»g Uber ihre Friedensliebe abgespeist und im klebrigen aus Selbsthilfe angewiesen. Al« die Mächte noch in großer Verlegenheit waren, wie sie die bestellende Verwickelung bei der Weigerung England«, sich an Schrillen gegen Bulgarien zu bcthciligen, lösen sollten, übernahm plötzlich Serbien die Verantwortung für di« weitere Entwickelung der Dinge aus der Balkan- Halbinsel und erklärte Bulgarien den Krieg unter der hoch tönenden Ankündigung, daß sie den pflichtvergessenen Vasallen der Türkei zum Gehorsam zurücksühren wolle. Jetzt kam die größte Enttäuschung, und diese bestand darin, daß Serbien statt siegreich in Sofia tinzuzieden, zum Rückzuge genölbigt und von den nachrückenden Bulgaren bi- jenseit P rot zurück- gewvrsen wurde. War das Schicksal bis dahin den tapfere» Bulgaren günstig gewesen, so zeigte eS ihnen jetzt die ganze Launenhaftigkeit, indem e- ihnen die schon halb erfaßte Beule wieder entriß und ihnen durch den Mund deS österreichischen Generals Gras Khevenhüller ein laute- .Zurück!" entgegen ries. In diesem wichtigen Augenblicke zeigte leider der thctt- krästige und beldenmüthige Fürst Alexander eine übel an gebrachte Nachgiebigkeit, er folgte dem Ruse und schloß den Waffenstillstand, der nur Serbien znm Vortheil, ihm selbst aber zum offenbaren Nachtdeil gereicht. Die Zwischenzeit der Verhandlungen machte sich Griechen land zu Nutze und hoffte um so sicherer im Trüben fischen zu können, als sich in England eine Beränderung vorbereitete, welche Griechenland« allen Freund und Gönner Gladstone wieder an» Ruber gebracht hat. Die Griechen haben aber die Enttäuschung erfahren müssen, daß nicht nur Gladstone die Politik seine- Vorgänger-Salisbury bezüglich der Balkan halbinsel zu der selmgeu gemacht hat, sondern vaß auch Serbien durch die Einigkeit der Mächte verhindert worden ist. die Feindseligkeiten gegen Bulgarien auf» Neue zu eröffnen. Griechenland rechnete aus die moralische Unterstützung nicht nur England-, sondern auch Frankreichs und Rußlands bei Ausführung seiner Bergrvßerung-plSne; aber zu seiner großen Enttäuschung mußte eS erfahren, daß alle drei Mächte im entscheidenden Augenblicke sich gegen Griechenland vereinigten und sogar bereit waren, zu Thaten überzugehen, jallS die Griechen auf ihre« feindseligen Absichten gegen die Türke» beharren sollten. ES ist schwer zu sagen, wem da- Hauptverdienst an dieser glücklichen Wendung zukommt, aber die Bermuthung liegt nahe, daß eS dem Einfluß Deutschland» gelungen ist. die drohenden Wolken am politischen Horizont der Balkanhalb- inscl zu zerstreuen und dem FricvenSengel wieder den ihm lange Zeit bestrittenen Zutritt aus diesen Herd der euro päischen Zwietracht zu verschaffen, lieber Da», wu« in Skicrniewice und Kreinsier zwischen den drei Kaisermächlen, beziehungsweise zwischen Rußland und Oesterreich abgemacht worben »st. sind nur Gerüchte in die Oeffenllicbkeit gedrungen aber diese Gerüchte hatten eine durchaus friedliche Färbung Al« etwaiger Störenfried tauchte unter Gladstone'S Führun der Geschäfte immer nur England von Zeit zu Zrll au AIS aber trotz der Nordlandsahrt Gladstone'S eines TugcS ein Zerwürsniß zwischen England und Rußland wegen de» usgba »ischen Grenze zur Erscheinung trat, da wurde c» vffenbar, daß die Theilung drr Erbe nach Gladstone'scbem Recrpte doch noch sehr im weiten Felde liege, England« Politik ist dahin gerichtet, sich den Seeweg nach Indien von Egypten auS durch den Suezranal zu sichern und nicht nu» Indien, sondern auch Ehina seinem Machtbereiche zu unterwerfen. Wählend Eng land diese« Ziel aus dem Seewege anstrebt, niti Rußland alt sein Mitbewerber ans diesem Gebiete zu Lanvc ans, Rußland rückt vom KaSpiscken Meere her Uber Merw und Herat nach dem indischen Ocean, und England glaubt genug gelban ;u haben, wenn eS Asabanistan als Zwiichcuglie? er hält und im Ucbrigen VaS Mcer beherrscht. Der Kamp »wischen beiden Nebenbuhlern um die Weltherrschaft mu; srüyer oder später zur Entscheidung kommen, für da« Jahr 1886 scheint er von drr Tagesordnung abgesrtzt zu sein. Und der Hauptgrund, an« welchem dieser Kamps unterbleibt, ist die finanziell« LeistungSunsähigkril Ruß-andS. Leipzig, 22. Februar 1886. * Die Branntweinmonopol-Vorlage dürstest« den ersten Tagen dieser Woche dem Reichstage zugehen. Die Abänderungen, welche die Ausschüsse de« AundeSrathe» an d«m ursprünglichen Entwurs vorgenommen haben, beding ten mehrsache Umarbeitungen der Vorlage und der Rentabili tätsberechnung. welche eben sertiggeslellt worden. * Mit dem am l«. d. Mt«, veestorbenen General der Infanterie v. Boyen hat der Kaiser seinen ältesten General-Adjutanten und zugleich einen der letzten Osstciere verloren, die ihm in früheren Jahren persönlich nahe ge tänden haben, Ueber den LebenSlaus de« Verstorbenen bringt die ..vossischc Zeitung" folgende Notizen: . ^ ^ Leopold Herman» vou Uoveu wurde am k. Ortover 1811 al« Soh» de« damaligen Direclor« de« «llgenumev KriegSdepart«. ment«, spätere» KriegSnuailtcr« und Ecacral-Feldmarschalls ». Boyen. geboren. Im Ladeitencorp» erzogen, trat er am 27. Juli 182S al« Lecvndelieutenant in di« Armee, an bereu Reorganisation sein Vater, der ehemalige Adjutant und Vertraute Scharnhorst S. so ruhmreichen Antheil gehabt hatte. Er lh.it im 2. Garde-Regimem z. I. nur lüns Jahre Frontdienst und wurde dann zur Tiensileiliuug al« Adjutant beim Eleneral-Eommando de« V, Armeekorps comman- dtrt. Racvdem sein Vater, der I8lü wegen einer die Landwehr de- treffende» Prcncipiensrage den Adichied genommen hatte, bald nach der Thronocfteigung Friedrich W ltielm« IV. wieder in den aktiven Dienst d-rusen uud KriegSminister geworden war, wurde der unge Lieutenant v. Boyen zum Generoistab commoudirt und am 1. Avril 1843 al- Prkmirr.leulena»! definitiv iu den Eleneral- tab versetzt Bereit« nach einem Jahre zum Hauptmana be- sördert, fand er monuigiachc Gelegenheit, bei schwierigen Berweu- dungin Mi AuSlande sich hcrvorzuthun. In den Märztagen 1848 wurde er zur Dienstleistung bei dem damaligen Prinzen von Preuße» eommandirt und begleitete den Hoden Herrn nach Euglaud. Am 18. Januar 1840 erfolgte unter Agq>-gnung beim Generolpabe seine Ernennung zum persönliche» Adlmaaien unseres jetzi-eu Kaiser«, in dessen Gesolgschast er seitdem mit wenige» Unterbrechungen lange Jahre geblieben »K. Er ovan- cirle noch 1640 zum Major, 1855 zum Oberstlieuteuant und 1858 zum Oberst. Rach seiner Thronbesteigung ernannte tlm der Kaiser zum Flügeladjutantea, doch wurde er schon am 18. October 1861 zuw Ge», »almajor und Geaeral S I» «ütv befördert. 1863 eom- n.aübirte er siede» Monate die 4, Garde-Insanteriebngade, »rat «der da».» wieder zum persönsichen Dienst bct den, Könige zurück uud begleitete letztere» auch iu den Feldzug 1866 nach Böhmen, nach dessen Beendigung er »um Generaladiutanle» rnanul wurde. Er hat dtese Stellung also säst 20 Jahre ianege- habt. Al« durch KabinetS-Ordre vom 30, Ociober 1866 die Rensorma lion der Armee besohlen wurde, ersvlgte die Ernennung de« General- Lieuieaant« (seit 1865 war er in dieser Charge) von Bogen zum Lommandeur der 2l. Division in Frankfurt a M. Nachdem er diese in keiner Hinsicht leichte Stellung nahezu vier Jahre bekleidet hatte, wurde er bei Ausbruch de- Kriege- 1870 wiederum in die nächste Nähe de- Kaiser« beruseo, indem er zum dienstihuenden General Adjutant ernannt, dabei auch zum General der Jnsau- tcrie deiördert wurde. Gelegenheit sich bervorzuthun hatte der General in dieser Stellung selbstverständlich Ui«; nor einmal bekam er eine» besonderen Austrag, indem er au-erwahll wurde, Napoleon nach seiner Gcsangennalime sicher durch Belgien nach Wilhelm-Höhe m geleilen Im Mürz 1871 wurde General von Boyen Gouverneur von Mainz, tu welcher Stellung er bis 16 November 1875 blieb, um al-dann als Gouverneur von Berlin wieder in die Nähe de- Kaiser- zurückzukrcten. Zunehmende Kränklichkeit hatte ihn schon mchrjach veranlaßt, sein Abichied-gcsuch einzureichen, da« denn auch nachdem er sein Jubiläum gefeiert hatte, genehmigt wurde, indem er am 14. November 1878 unter Belastung in ieiner S'ellung al« Generaladjutan« zur Disposition gestellt wurde, Bon besonderen Gnadendeiveiien, die der Verstorbene er hallen, gebe» wir »och hervor die 1871 ersolgt« Ernennung zum Ehe! de- hessische» Füsilier-Regimenl- Nr. 80 uud die Verleihung de« Schwarzen Adlerordens (1877), Vermählt war der Verstorbene mit einer Prinzessin Biron von Kurland, die ihn überlebt. In die Stelle deS älteste» Äcneraladjutanlen rückt nunmehr der General der Cavallerie Gras v. d. Goltz, Ches deS Rettenden Feldjäger- Corp», -in. General v. Boyen ist nur kurz« Zeit, nämlich seil dem im vorigen Jahre ersolgten Tode deS Beneralleldmarschall- Fceiherr v. Manteussel, ältester Generaladjutan! des Kaiser- gewesen. * Die Münchener .Allgemein« Zeitung" bringt eine Betrachtung über den Pro ceß Sara uw, drr wir Nach stehende« entnehme»: E- ist gar kein Zweifel, daß da« wider »n« eingerichtete Spionirsy stein erhebliche Resultate gehabt hat. Die Au-sprüche der milttoirilche» Sachverständigen, wenn sie auch mit der gebotenen Reserve «rtheilt wurden, lasten die- deutlich erkennen. Manche- Unrichtige und Beraltelc mag allerdings mit nach Pari- gewandert und dort al- baare Münze angenommen worden se«n. Im Allgemeinen ist jedoch zu bemerken, daß die Pariser Kreise mtt Vorsicht und möglichst strenger Sichtung de« ihnen gebotenen Material- zu Werte gegangen sind. Allo es ist durch da- fran zösische Spionirsystem manche- un- Schädliche erreicht worden, l-> eS ist, wie dir militairiichcn Sachv.rftändigen erklärt haben, durch den von Sarauw begangenen Lindcsvcrrath in seiner Gelammthkit eine Schädigung der Milttatrischca Inte, essen de« Deutschen Reiche« ersolgt, wie sie größer wokl nie vorgekommen ist. Aber wie wurde da- alle- errelcht? Wie in den früheren Landeöverralh-procesten, die vor dem Reich-gei-chl sich abspiellen, sind auch »n dem neuesten Proceste zwei Kaie- gorien vo» deutschen Staatsbürgern hervorgelreieii, welche de» Interesten be« Feinde« dienen und jene Relullate er,»»glichen Die Einen sind die Unvorsichtigen, Naiven und Leichtsinnigen, Diejenigen, welche, wie der Angeklagte Nötiger meinen, c« habe nicht viel zu bedeuten, wenn man mtt einem gänzlich unbekannte» Manne, welcher Ichrisistellerische Zweckt Voesch ebl, ln Korrespondenz über deutsch» niilitairische Angelcgenbette» tritt. Ober die Naiven, welche »ich!« ol« Unschulb sehe» »nd soion glauben, Appell gebe» zu müssen, wenn eine anicheine.id harmloie Frage an sic gestellt wird. Ooer die Leicht- fertigen, deren eS im jüngeren Miliiair u»S Livil so manch« giebi, dir noch immer nicht bei den al- leeret bezeichne»«» oder vcrftändiger- weise als secret z» behandelnden mikitairischen Angelegenheiten die volle gewchrnhaste Zurückhaltung beobachten. Eine andere Kategorie ist weitaus bedenklicher. Es ist die Classe der bewußten Bcrräiber, jener enturieten Söhne de- Vaterlandes, welche um Gold besten Geheimnisse verknuse». Vielleich, ist dies« Elaste zablreicher al- maa anzunedmen geneigt ist, und jedenfalls ist sie mit den bi- jetzt Entlarvten, ten Hentsch, Jansen, Thama«, Adler n A, noch lange vlittt ersttiöpst. Belege davon birt-l der Proceß Larauiv in Menge dar. Zwei dieser lhaisächlichen Belege, welche in der Publikation de« reich-gerichtlichen UrlheilS besonder» betont wurden, möge,, genügen. Zu Auiang de« JadreS 1882 verlangt da- Par ier Bureau von Sarauw ole Eapiiel 2 und ll de« deulscden Mobilmachung-plan- und ich»» einige Wochen nachher schickt Sarauw da- Verlangte ein. Dem Bureau genug! aber die Arbeit uichl, es ve>laugl Verbesserung und Ver vollständigung in mehreren von ihm bezeichneten Punctea und nach Umfluß eiaiger Wochen »ft Sarauw im Staude, auch biese- Verlangen zu erfüllen. Wie di« Gericht-verhandlung»» «gebe», hat sich Sarauw hierbei seine« Berliner Unlercorrespoadeatr» be dient. Eine weitere auffallende verrälherri betrifft die Versucha- ergebntste der Artillerie-Prüsung-eomniilsion. Dieselben we dei vollständig sekret gehallen, denn ihre Mttlbeilung kann für die L,n > de-inleressen besonder- schädigend wirken Nlchisdestoweniger gelu -l e« Sarauw länger» Jahre hindurch, sich die Ke»ntn>ß biejer Berich!» i verschaffen und dieselben nach Pari» zu übermitteln. Zwei dieser rea Larauiv eingeichickien Berichte konnten zu den Aelen gebracht werd iu e« sind Abschriften, die, von einigen Schreibfehlern abgesehen, genau mit den Originalen überelnftinimen. Wer Hai diese Abschriften g> ertlgt? Wie war e« Sarauw möglich, einen so lange sorlgesetzi n Treudruch zu Gunsten seiner lanbesverräiherilchen Zwecke herbe, usühren? Wie ist e« üderdaupl zu erklären, daß Sa «uw dc i tulsorderungen de« Pariser Bureau-, die sich aus die allermainiig. saftigsten mtlitairiichen Gegenstände bezogen, stet- so prompt, aus sc> ,«eignet« Weise und in so kurzer Frist zu genügen vermocht Hai? ft- sind die« peinliche Fragen und noch peinlicher ist. daß aus so!c! ' Fragen keine oder nur eine ganz unzureichende Antwort gegeben werden kan». ' Der deutschfreisinnige RcichStaqSabgeordncte De Darth erdreistete sich in der Freilag-Sitzniiz. eine streng aeditckt« AuSsiihruna de« Ministers Herrn von PuNkatiier durch den aus den Redner gcmtlnzten Zwischenruf zu niirer- drechen: »Der reine Ko»iöbic>ntl" Die Rcmcbur veS Ord nungsrufe« erweist sich solchen Derböbnungcn deS ÄnstgndeS und der guten Sitte gegenüber schlechthin machlloS. Sie ,'t «den au« Voraussetzungen hervoraegangen. welche auf Leute von solcher Erziehung nicht zutreffeu. Und dabei gehört Herr )r. Barth derjenigen Fraction an, deren zweites Wort i» iner d>e .Würde unserer parlamentarischen Institu tionen" ist. Nun, eine schlimmere Entwürdigung de« Par lament«. al« sie ein solcher gegen den Minister Sr. Majestät be» König» von Preußen gerichteter Zuruf invvlvirk. ist nicht mehr denkbar. Dergleichen Ausschreitungen wüßte» von der eigenen Partei de- Redner« sofort auf da« Schärfst: gerügt und aus da- Entschiedenste dcSavouirl werden, wen», wie eS da« gemeinsame Interesse aller Parteien erfordert, gute pa, iamentariscbe Sitte und damit die Würde de- Reichstag' ausrecht erhalten werden soll. Eine andere Prax.S befolg: r.-ilich da« bekannte Sprachrohr de« Herrn Eugen Richter.- die .Freisinnige Zeitung", welche — nach dem bekannte» Grundsatz: ai koeizti oog» — mit Unverfrorenheit behauptet „die Bezugnahme der Aeußerung de- Herrn Barth aus den Ministrr von Puttkamer war lediglich eine Consectiir de§ Präsidenten." * An» Braunschweig, 14. Februar, wird der „Köln Zeitung" geschrieben: Dem Landtag ist die erwartete Bo» läge betreffs Wieder aus bau der Burg Dankwarderodc in Braunschweig zugcgangen. Die Regierung möchlc i» crstev Linie 200,000 ^ fordern, um da« Gebäude zu einem Museum vaterländischer Denk-und Merkwürdigkeiten einzurichlen. (E könnte da« unter Umständen eine sehenswerthc Sammlung werden, namentlich wen» c» gelänge, die hervorragende Wafsen- sammlung, welche sich im Schlosse zu Blankenburg a, H, be findet und die bi« 1866 zum größten Theil im hiesige» Zeug hau» war, wieder hierher Ubcrzuführe») In zweiter Linie, bei Ablehnung de» ersten Vorschläge«, beantragt die Negierung der Stadl Braunschweig einen Zuschuß von 200,000 zu geben, damit da« Gebäude dann, dem früher er wähnten Beschlüsse drr städtischen Behörden gemäß, zur Ausnahme de« Archiv« und der Bibliothek der Stadt eingerichtet werde. Die Vorlage ist zunächst de» Finanzcommission überwiesen, die sich bekanntlich ii» vorigen Sommer einer ähnlichen Vorlage gegenüber so ab lehnend verhielt, daß die Regierung die Vorlage vor der Berathung im Landtage zurückzog. Obschon min bei einzelncu Abgeordneten infolge des großen Interesse», welche« Prinz Albrcchl »ür die Wiederherstellung der Burg zeigt, die Stim mung sich etwnS geändert hat, so ist doch da« Schicksal ter Borlage noch sehr zweiselhafl und jedenfalls wird eS heiß Kämpfe geben, Eiiistiiiimig ist aber der Wunsch der Be wohncr der Stadt Braunschweig, daß endlich einmal das Schicksal der Burgreste, welche jetzt den Platz neben dem Dome verunzieren, »ach der einen oder anderen Richtung hin entschieden werte," * AuS Mecklenburg-Schwerin, 17. Februar, wird drr .Kölnischen Zeitung" geschrieben: „Die Erfindungen ter orleauisti schon Presse, die verstorbene Herzogin Helene von Orleans, Mutter des Grase» von Pari«, sei nicht von deutscher, sondern von slawischer Abstam mung gewesen, ist überall in Denlschland mit dem verdienten Spott ausgenommen worben. D»e Frcckbeit, der Herzogin Helene von Mecklenburg ihre echt deuftche Abstammung rauben zu wollen, ist ebenso groß wie die Unwissenheit, Zwar stammt da« uralte mecklenburgische Fürstenhaus von te» obo- tritischcn Königen ab, allein seit länger als 500 Jahren ist :S wie ganz Mecklenburg vollssänvig geriiianiürt und nahm stet- seine Gattinnen aus deutschen Fürstenhäuser», wie auch die Mutter der Herzogin Helene von Orleans -ine weimarische Prinzessin war. Als der verstorbene Herzog von Orleans >n> Iabre >838 durch Vermittelung de« König« Friedrich Wilhelm III. von Preußen um die Hand der Herzogin Helene von Mecklenburg > Schwerin, die ihren Vater, dem Erbgroßkerzog vo» Mecklenburg, früh verloren Halle, warb, willigte ihr Bruder, der dainallge Gr.'tzherzog Paul, sehr ungern in diese Verbindung, einer seits weil ilu» die Orleans besonder- nach ihrer geschuht- lichcn Vergangenheit nicht vornehm und edel genug waren, anvcrers-ils weil ihm drr Thron de« König« Ludwig Philipp nicht gesichert genug schien. Nur die kräftige Verwendung seines Schwiegervater-, deS König« von Preußen, bewog endlich den Grrßbcrzog. der geliebten Schwester die Genehiuigung ;u cr- töeilen.in daS ihm höchst unsympalhiscke Frankreich zu ziehen. Als >848 die Herzogin Helene mit ihren beiden Söhnen von allen Milleln entblößt au» Frankreich nach Teitt'chlaiid flüchte» uiiv später Iabre lang in E>se»acb das öuicre Brov der Verbannung esse uiußle, ist sie vom Großherzog Friedrich Franz II au« seiner Privatrasse stet« mit Geldmitteln aus- Freigebigste unterstützt worden »nr auch ihre beiten Sökn- haben in Mecklenburg oft gastliche Ausnahme gesunken. Daß übrigen- die Mecklenburger echte Deutsche sind und sein wollen, haben sie 1813—15. wo sie zuerst an der Seite der Preußen gegen die Franzosen kochten, und >870—71 hinlänglich ge- reigt, unv auch ihr unvergeßlicher Troßberzog Friedrich Franz II.. der Sieger von Orleans, hal wabrkast bewiesen, caß er ein urrchter deutscher Fürst war. Aus die Verwandt schast mit bei» Grasen vc» Pari« und seinen Genossen ist man hier im Lande übrigen- nicht im Geringsten stolz und hat auch in keiner Weise die mindeste Ursache dazu."
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