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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188603125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-03
- Tag1886-03-12
- Monat1886-03
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1886
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Kgttch MH S'/, Uhr. LrösrttW »»t Lrpebiti»» g»ha««sgaNe 8. ZPnchß,»öe» her Nrdartisi,: " ^ 10-12 ltvr. Uhr. «--»ieechle »»cht ftch »erti-Nich. »er fKr sie ^«Kfal,e»s« «W»»r seKt»»te, -»lernt» «, S>8«tt«»e> st» > »tzr »ach«it'aas, u»T««»>»»» -r««,e» früh st»'/.» Uhr. 3« Ke» FUinlst, fKr I>f. A»>ah»e: vss» Kte««. ll,wersi,äi«ftrabe 1. L«is Lssche. Kalharlneasr. 23, p. ,«r »iS U»r. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anflaqe >»,»««. Äbonnrmriitsprris vierulj. 4'/. MK. >»cl. Br ngerlolin 5 Mk., durch dir Pos» b» o gcn 6 Mk. Jede einzelne 'Nummer 20 Ps. Bclegkzeiiiplar 10 Bi. Olebülireii jur Ezirabciloliea <in Tagebiali-Formal gesalzl) obne Boslbesölderung 50 Mk. »>t Posibrsörderiing 60 Mk. Inseralr 6gespalteue Petitzeile 20 Pf. slröhere Libriiren la»> uni Prei-verzeichnih. Tadeüaclscher u.Zisserniatz »ach hvherm Tarif Urelamrn unter dem Redaciion» strich die »gelpalt. ZcilebOPs. vor den Familiennachrichien die kgelpaliene Zeile 40 Ps Inserate sind »ei» an die Erpkvitio« zu senden. — Radalr wird nichi Mieden. Zahlung praeuum» raiul«, ater durch Post- aochnahme. 7l. Freitag den l2. März 1886. 8V. Jahrgang; Amtlicher Theil. Zur Feier de- Geburtstage- Sr. Majestät des Deutschen Kaiser» wird Montag, den SL. dfs. Mts., Vtachmtttag» S Uhr cin Festmahl im Krystallpalast stattfinden. Diejenige,, Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafelkarten -t 4 bis Mittag des 21. dss. MtS. auf der Nuntiatur im Nathhause zu entnehmen. Leipzig, den 10. MLrz 1886. Der -kath der Stadt Leipzig. Ur. Tröndl in. Hentschel. Vrlianntmachlln-, die Tlasfificatton der Refervtste«, 8aad»ebrle«te «>d Grsatz-Reservtste« l. Llaffe betreffend. In Gemäßheit der Bestimmungen ,n H. >8.2 der Control» crdnung vom 28. September 1875 wird hiermit bekannt gemacht, daß die Königliche Ersatz-Commissicn Leipzig-Stadt im Anschluß an da» diesjährige Musterungsgeschäft fhreitag, den «. Nprtl e. BvrmittagS ' ,0 Uhr Centralballe — weißer Saal — versammelt sein wird, um über etwaige Gesuche von Reservisten, Lankwehrleuken und Ersatz-Reservisten I. Classe im Bezirke der Stadt Leipzig. um Zurückstellung au» Anlaß ihrer H8u»lichen und gewerblichen Verhältnisse un Falle einer Mobilmachung und außerordent lichen Berstärkung de» Heere», Entschließung zu fassen. Diejenigen, welche aus Berücksichtigung Anspruch machen, haben ihre Gesuche ungesäumt beim Stadtrathe hiersetbst. unter genauer Darlegung der militairiscken. bürgerlichen und Vermögen-Verhältnisse, durch welche di« zeitweise Zurückstellung bedingt werden soll, anzubringen. D>« betreffenden Mannschaften haben in diesem Termine persönlich zu erscheinen und der weiteren Eröffnung gewärtig zu sein. Leipzig, dm 27. Februar 1886. Der bivtl'vorfftze»de der Königliche» Ers«tz-So>»«ts1lo» des A»s- heb»»g«hel1rks Lei»ztg-At«dt. Dr. Grünter. Regierungsrath. Wir bringen hindurch »o» Lasacktnug der detbettigtm Geschtrebegtzer in Erinnerung. daß am L. April d. I auch der nachstehend abgedruckte tz 20 de» Straßenpolizci- regulativ» vom l». November 1884 in Kraft tritt und daß von gedachtem Tage an Zuwiderhandlungen gegen diese Be stimmung die im tz. l58 de« Straßenpolizeiregulativ» an- gevroblen Strafen nach sich ziehen. Leipzig, den 6. Mär; 1888. Der Rath »»d das ipolizetamt der Stadt Leipzig. Vr. Georg». Brelschneiber. Hentschel. ß. KV des Etraffenpolizeiregalativs: Platz de« Geschtrrsithrer«. t«»drf«n»rre det Planpagr«. Der Platz de« Geschtrrführers muß bei Teschirrea. welche nickt vom Sattel geladren werden, io angebracht lein, daß demielben freie Anssichi nach allen Seiten ermöglicht ist. Fuhrwerke, bei denen die» nicht der Fall ist. in«!>esond> re Planen». Kaste»- und Lrtier- »aqe«. bei denen der Kutschersitz überdeckt ist. dnrsrn Nicht »am Wagt« ans gelenk» werden. Bei derartigen Fudrwerken ha, diel, mehr der Seschirrführrr an der linken Sette de» Geschirr« nebenher zu geben. Verboten Ist e» dm, «eschirrsübrer, »vährmd de» Fahren» sich aas die Deichsel de« Wagen« za setzen. Vckanntmachulig. E» trird hiermit zur öffentlichen Keimlniß gebracht, daß Herr Kaufmann Beaedtct Hubert Merzenich die ihm unterm lO. Februar l883 erlveilke Concessivn zur geiverbs» mäßigen Beförderung von Auswanderern »ach überseeischen Häfen und Abfchließung von Schiffscontracten im Ausirage de» concessionirten Schiffsexpedienten Herr» Theodor Jchon, alleinigen Inhaber« der Firma Gd. Jchon >n Bremen, am 5. di». Ml», niebergelegt bat. Leipzig, dm 8. März 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Trvnvlln. Fröhlich. Ausschreibung. Kür den Erweiterungobau der Eladlwasserkunst zu Leipzig sind berzustellen: 1) E>u Hocbdebälter in Backstein und Cement oder in Stampf beton. nutzbarer Inhalt 8000 cdm bei 4 m Wasserstanv, einschl. Ett'dinbung von Gußtdeilen; 1») rin Leiiiilschacht, wie vorstehend, von 5.0 m lichtem Durchmesser; 2) eit, Hochbebälker, wie »ä l. von 550 cdm Inhalt; 3- 5585 lsd. w Canalleitung von l 0 m lichter Breite und t.5 m lichter Höhe, theil» in Backstein und Cement, tbeil» in Beton. E» können die Arbeiten aä t mit t n. und die Arbeit ml 2. je in einen» Loose, die Arbeit »ä 3 in zwei Loose getrennt vergeben werden. Da» Baubüreau sür Erweiterung der Stadtwasserkunst zu Leipzig. TbomaSkirchbos >8. verabfolgt Bedingnißhefte mit Maffeiianscklägen und Zeichnungen sür die Arbeiten unter I. la und 2 zum Preise von 5 für die Arbeiten unter 3 zum Preise von 3 und ertbeilt sonstige A«»kunst. Schlußtermin sür Abgabe von Angeboten ist der 27. März diese» Jahre». BormiNaa» lO tthr. Leipzig, den 24. Februar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Hehler. Grnigmulb, Asteff. Erstatteter Anzeige zufolge ist da« für die Dienftmagd Ido Liebo« au» Norddauien von der doriigen Poi zeiverw liung am I». galt ISS» ausgestellte Dienstbuch iu biesiger Stadt verloren gegangen. 8>r erkläre» dasselbe hiermit sür «ngültlq, fordern jedoch zur lolontge» Abgabe »ir>e« vucve« aus. »all» daffelde ausgesuude» »arden sein ober »ach aufgrsuaveu werd a fällte. Lrtpztg. de» 10. «irr. 1886. Das P«it»et,»«t der Gtadt Setp»>l«- Bretschuetder. »- Da sich gezeigt hat. daß viele der zu den Messen auf AugustvSplatzr seilbaltenven Verkäufer an den von ihnen be nutzten Buden übermäßig tiese Auslegetisrbe anqedracht habe», wodurch die Zwischengänge in unstatthafter Weise verengert werden, verordnen wir, daß von und mit Ostermess« t. 2. ab die Au-traetische der aus dem AugustuSplayc auszustellenden MlßverkausSbuden nur noch ü 75 m lies sein dürfen. Zuwiderhandelnde gegen diese Anordnung werben mit Geld» strafe d>» zu 56 event. entsprechender Hasisirase belegt, baden sich auch zu gewärtigen, daß die weitere Benutzung der Bude bi» zur Herstellung der nachgelassenen Tiefe der Aus« lrgetische bei gleicher Strafe untersagt wird. Leipzig, den 2 Mär, 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hrualch Vekanntmachllng. Im Monat Februar a. c. gingen brni, Armenamte hier ei«: 5 BegiitachiuogSgebUhr vom Hoflieferanten Herrn F W. Krauße durch die Herren Schumann ch Franke. t> » — - Sühne unter der Bezeichnung „S. Z." » Sammlung bei der Hochzeit von E. B. und I. R. am 6 Februar o. durch Herrn G> Kensche, » » I. /. F i durch Hrn. FriodenS- - » K. /. B. / richt. G- A.Iaucksen. 50 20 » — — - 50 - lv « — » , tz » —- » a 8 « — « » l » — « » 68 ^ Sa. Dankend quiktirt Leipzig, den 8. März 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeaamt.) Luvw > g - Wols. Iungbähnel. Gtnkralvkrsammiung der Vr1»k>antenrafir XV für vnchgrwerbr zu Leipzig nn» Umgegend Lannabend. den Sv. März 1886 Aden»» 8 Uhr. Bureau de» Verbandes. Wenftraße 82. 1., Zimmer b. Tagesordnung: 1) Beschlußfassung über Abänderung beS tz. 1 sg. de» bisherigen Sialuls. Li Weitere sich daran onknüviende Anträge des Vorstandes. The.lnrbiner an der Brrsammlung sind die Herren Vertreter der Mitglieder und drr Arbeitgrier. Leipzig, den 10. März 186S. Der Vorsitzende: Albert Brockuauö. Kap. Vekanntmachullg. Sachse, Franz. Handarbliiec aus TS.n ichau. 57 Jahre alt. ist am 25. Februar d. I. Nachmittags l Uhr 145 Miauten von L ipziq in einem Eoup» IV. Tlasie der Tdüringer Babn in der Ni.!»u»g naM Kösen abqereist. ober z-, Hause nicht angekommen. Es stet» zu befürchten, daß ihm ein Unglück wideriahren in, oder daß er jelbst Hand an sich gelegt ha«. Im Interesse seiner Famibe w rü um Nachforschung und gefällige NachrichlSerih ilung hierher ersuchi. Persoudrschreibnug: Mntlere, untrrsetzie Siatur, blondcS Hauptaoar, glaitrasirirs 6> sicht. Kleidung: Grüner Rock, dlaurr Uedereiebrr, grancarrirle Ho>e und Weste, graues Lhawliuch, Alle» von Wolle, riudslederur H bstieseln. Camburg o/S-, den 8. Marz 1886 Herzoglich sächs. Amtsgericht. A»»h. l. A beiser. Nichtamtlicher Theil. Nichts gelrrnt und nichts vergessen. i. * Im Lause diese» Winter» bat bekanntlich einer unserer siervorragenksten UniversitäiSlehrer, der Historiker Professor Maurenbrrcher, im hiesigen „Kaufmännische» Verein" in einem Cvklu» von Vorträgen die politische Geschichte Deutsch lant» während de» Zeitraums von I8l5—1850 an de.» geistigen Auge de» Zuhörer» voriiberziehen lasten. Angesichte der noch vielfach verworrrnen Angaben und Bebauptungen über den Charakter und die Ereignisse jener Zeit, an» der ja »och Manche leben, die dabei unmittelbar belbeiligt waren, mußte e» al» eine nicht leichte Ausgabe betrachtet werden, ein objrctive» und zutreffende» Bild der gewaltigen politischen und iocialen Enlwickrlung zu geben, weiche sür unser deutsches Vaterland in dem gedachten Zeitabschnitt von Statten ging. Mit un» wird gewiß der allerg vßte Tbeil Derer, welche die Borträge von Anfang bi» Ende anbörien, den Eindruck ge wonnen bab n. daß Herr Pros Maurenbrecher, unbeschadet seiner Stellung al- gemäßigt liberal denkender Mann, es ver stanken hat, dre Ausgabe, dir er sich gestellt hatte, in einer We^e z» erfüllen, baß man Respect baden mnß vor solcher Art dir Geschichte zn rrsoriche» und zu lehren. Unbekümmert um der Parteien Haß und Gunst war der geehrte Herr Redner immer bemüht, in verSache kas Rlchlige ;u tresien, und auch in der Form ließ er stets, wenn er auch zuweilen mit dem Tadel und der Dcrurtbeilung nicht zurückhalten durste, Mäßigung und Ge rechtigkeil walte». Vcn besonderem Intereste waren namentlich die Vorträge sür den Politiker der heutigen Zeit, al» sie sich den Kämpfen von 1848—t849 zuwenketen, denjenigen Kämpfen, welche mit den Waffen de« Geiste» hauptsächlich in der Frankfurter Nationalversammlung geführt wurden und, wie bekannt, mit einem gänzlichen Mißerfolg endeten. DaS Franksurter Parlament brachte zwar eine papierne Reich-versastung zu Stande, aus Grund deren eine Ze,t lang ei» provisorischer KeichSverwcser mit einem ReichsmiNisterium da» Scepirr führte, aber ka» Ende vom Liede war. daß die ganze Frankfurter Herrlichkeit sehr bald einem allgemeinen Katzenjammer da» )eld räumen mußte und die alle deutsche Bunbe-wirlhschasl wieder oben aus kam. Wie da» gekommen, wer die Schuld hatte, daß der Anlauf de« deutschen Volke» von 1848—l84S zur Begründung eine» neuen deutschen Reiche« so jammer voll scheiterte, das hat Herr Pros. Maurenbrecher in seinen Vorträgen so recht klar und überzeugend kargetban. Wir soffen die betreffenden Darstellungen nochmals mit kurzen Worlen dahin zusammen, daß nächst dem in damaliger Zeit in Deuiscb- land noch zu allmächtigen ParticulariSmu». welcher namentlich die deulscheiiMillelstaaten zu WidersachcrnPrrußcn-machte.und den Intriguen und Hetzereien Oesterreich» e» hauptsächlich die Unsumme von Unveriiand der radiralen Demokratie war. weiche sich wie rin Mehltbau aus den narionalen und freibeillicden üusschwung zu Enke der vierziger Jahre legte und die an deren dabei in Betracht koniincndcn Factorcn, die Fürsten und insonderheit den König von Preußen, so vor die Kopse stieß, daß ein schwerer Conflict erfolgen mußte Ans der Linken de» Franksurter Parlament«, mit welcher leider selbst Männer wie Heinrich von Gager» pactirten, tastet rin große» Maß von veraniwortung sür die traurigen Ereignisse, mit Venen die damalige Bewegung abschloß; sie bat einen wesent lichen Tbeil der Schuld an dem nationalen Niedergang, der mit Anfang der fünfziger Jahre znm großen Schmerz aller wahren BaterlanbSsrrunke eintrat. Wir baden e» wieder «ms Pros Maurenbrecher'» Vorträgen gekört, zu welchen unsinnigen Anforderungen und Ausschreitungen die Nadicalen « der Franksurter Bersamirlung sich verstiegen, wie sie be müht waren, die monarchiichen Einrichtungen in Deutschland lahm zu legen und die unbeschränkte ParlamentSherrschast »tnzusühren. Ein solche» tolles Verfahren mußte scheitern — «s ist gescheitert und e» bleibt un» nur übrig, die Nutz- uiinvrnrung daran» auf die heulige Zeit zu ziehen. . Ja, viele von un» werden bei Anhörung der Schilderung des dawslstien Einheit»- und vrrsaffu»g«tawpse» unv seine» traurigen «»«ganges den Blick ans unsere gegenwärtigen Zu- KÜnve gerichtet und sich gefragt haben: hat unser Volt, yat ^»S j^tzzge Geschlecht «ms den bitteren und ernste» Erjahruagen zener Zeit gelernt? Ist e? reifer än politischer Einsicht, ist e» matzbaltenber in seinen Begehrungen und Ansorderungen geworden? Hat e» vor Allem gelernt, daß politische Rechte auch ganz bestmimte politische Pstichten erfordern? Run, die Antwort aus diese Fragen wird sich vielleicht der Eine oder Andere schon selbst nach seiner Neberzeugung gegeben haben; wir glaube» aber, die Gelegenheit ist recht gut geeignet, um auch an dieser Stelle eine Vergleichung zwischen damal» und jetzt anznstellen, eine Vergleichung, die leider Nicht zu dein erfreulichen Resultat führen wird, wie wir e» recht gern möchten. „Kaiser Wilhelm und Fürst BiSmarck ist eS" — damit schloß Prosesior Maurenbrecher seine Vorträge — „gelungen, Deulschland au» dein Zustande tiefer Erniedrigung einpor- zubeben ukv damit den SehnsuchtStraum aller vorauSge- gang-nen Geschlechter zu erfüllen." Wir habe» ein deutsche» Reich, einen mächtigen Kaiser, ein deutsche» Parlamcnt — Errungenschaften, uni welche die Edelsten der Nation Jahrhunderte hindurch vergeblich strikten Nicht viel länger denn sünszebn Jahre sind es her. al» unsere Brüder in Waffen mit ihren: Herzblut da» Reich erkämpften — ein Hort de» Frieden» und der Gerechtigkeit, geachtet und ge- snrchtct in der ganzen W'lt. Da» neue R-ich, e» ist ans andere Weüe erstanden, als e» früher gehofft worden, aber Hand aus da» Herz, in welchem Zustande würde sich jetzt noch Deutschland befinden, wenn e» lediglich ans die Verbrüderung aus den Turn-, Sänger- und Schützenfesten, deren Beveuiung wir darum nicht gering anschlagen, und aus die Zusammenkünfte der dculicben Gelehrten angewiesen geblieben wäre unv wenn nicht die Kanone» lei Königgrätz und Sedan ihre deutliche Sprocke geredet hätten? Genug, alle deulschen Siäinuie umschlingt jetzt das Band de» jungen deutschen Reiche«, und ,n sriedlichem Wetteifer können sie ihre Eigenart und Vorzüge zuin 'Nutzen de» großen Ganzen entfalten. Da» deutsche Parlament versammelt sich Iakr ein Jahr an» in der Reichshauplstadt, ein Wahlgesetz aus demokratischer Grundlage, wie e» liberaler keine andere Nation Ver Welt hat. entsendet säst vierhundert Ver« kreter drr Gesanimtnation in die Volk»vertretu»g. und man sollte nun meinen, daß r». nachdem erst vor wenigen Jahren alle» Da- errungen, um wa» un« andere Völker beneiden, in unserem lieben Deutschland gelungen sein müsse, einen Zustand friedlichen und harmonischen inneren AuSbaur», bei dem dir Finnen, die Regierungen und da» Volk ein trächtig zusammenaehen, herbei,usübren. Die fortschreitende Entwickelung de» Menschengeschlecht» hat große socialeProblcme herausbrschworen und Angcsichl» besten muß solche» eiiikrächkige Zusammengehen, wenn nicht der einzelne Tlteil Schaden er- leiden soll, um so mehr geboten erscheinen, da alle Thcttc aus den geaenseitiaen guten Wille» a»gewielen sind. E» wirk gewiß jedem Menschenfreund und jedem Patrioten schmerzlich sei», z»g-stel>e» zu müssen, baß wir im neuen deutschen Reich augenblicklich noch weil rnlsernt sind von einem befriedigende» Zustand unseier inneren Verhältnisse, und daß namentlich der gegenwärtige Reichstag mit seinem Thun uns Treiben einen Gegenstand lebhafter Besorgnis sür alle Äalerlandssreunde bildet und trübe Erinnerungen an da» Franksurter Parla ment von tS49 Hervorrust. von der valkanlialbiusel. Der FriedenSschlnß in Bukarrst bat die Lage der Verhält nisse aus der Balkauhalbinsel kaum verändert, kenn von allen Streitpunkten. weiche seit dem 28. November, dem Beginn de» Waffenstillstandes zwilchen Serbien unv Bulgarien. sich ergeben haben, ist nock kein einziger beseitigt. Weder ist Ei», verständniß zwischen der Türkei und Rußland über da» zu künftige verbältniß Ostrumelien» za Bulgarien und beiver zur Türkei erzielt, noch besteht Sicherbeit darüber, daß Griechenland Rübe kalten wird, noch endlich sind die Mächte einig über ihre Stellung zu den vorhandenen Schwierigkeiten. Die beiden letzten Nachrichten, welche aus Petersburg unk Konstantinopel vorliegen. kennzeichnen die Sachlage aus der Balkanhalbinsel al» unsicher unv bedenklich. Rußland wünscht. daß die von der Türkei vorgeschlagene Conferenz nicht in Konstantinopel abgehalten werde, und die Türkei erklärt in einem Rundschreiben a» die Mächte vom 6. März, daß sie Griechenland keinerlei Zugeständnisse machen werde, demgemäß könnien darüber auch keine ver Handlungen stattsinden. Beite Nachrichten klingen sehr ausfallend. Die Grünte, weshalb Rußland Konstantmopel als Eo»sere»zort verivist, sind nichl bekannt ; aber der Gedanke liegt nahe, daß die Er- solglvsigkeit der beiden letzten Eoiiserenzcn, welche in Kon- stanliiiopek tagte», die Wahl eine» anderen Orte» zweckmäßig erscheinen laste. Dieser Grund wäre ausreichend, wenn e» sich nicht um eine rein türkische Aiigelegcubeil bandelte, bei welcher die europäischen Großmächte nur insofern »iteressirt sind, al» sie «ine Art von vormuntschast über d»e Tinkei au»- Uben. Diese vormundschask besteht tbatsächlich schon s,t>r lange, vertragsmäßig ist sie erst durch de» Berliner Frieden begründet, welcher die Grenzen zwischen den verschiedenen Balkanstaaten gelogen und Bulgarien und Ostrumelien erst geschaffen hat. Bcive staatlichen Neubildungen habe» sich al- uiidalldar er wiesen. denn weder war da» verhällniß Ostrun eiien» zur Türkei fest genug, um eine Bereinigung mit Bulgarien zu Ver bindern, noch war der Einfluß NußlandS ans Bulgarien so groß, daß der geographische und ethnographische Zusammen hang BulgarirnS mit der Türkei dadurch vollständig gelöst worden wäre. An Stelle de» biSbengcn unhaltbaren Zu stande» soll jetzt ei» anderer treten, welcher sicherlich baö Bekürsniß nicht beskiedigt, aber doch dem natürlichen Ber- bäitniste bester entspricht al» jener. DaS angebliche Basallea- verhältiiiß Bulgarien« zur Türkei, welche- bisher nur dem Namen nach bestand, bekommt durch den türkisch-bulgarischen Vertrag einen Inhalt, und Ostrumelien wird in diese» Ver- hältuiß durch die Bereinigung mit Bulgarien mit hinein- gezozen. Da» ist genau da» Äegenlheil von Dem, was Ruß land im letzten Kriege gegen die Türkei als Ziel verfolgte, denn Rußland wollte den Zusammenhang Bulgarien» und Ostrumelien» mit der Türkei so weit lockern, daß sich daraus der vollständige Bruch früher oder später entwickeln sollte; statt Vesten streben jetzt die von drr Türkei halb getrennten Gebiete wieder nach ihrem Ursprung zurück. Der russische Einfluß hat demgemäß aus drr Balkanhalbinsel keine Fort» schritte, sondern im Gegentheil Rückschritte gemacht, und baß die« geschehen, ist wesentlich der Thatkraft und dem Selbstständigkeitsdrange de« Fürsten Alexander und der über aus besonnenen und festen Haltung der Türkei in drr neuen schweren Krisis, welche sie gegenwärtig durchmacht, zu verdanken. Rußland sucht offenbar nach ernem Anlaß, »m die Aki- näbrrung, welche sich seit den letzten Monaten zwischen Bul garien und der Türkei vollzogen hat. zu stören, aber weder der Sultan noch Fürst Alexander bieten dazu auch nur die geringste Handhab«. Der Vertrag zwischen der Türkei und Bulgarien fand nicht di« Billigung Rußland«: diese Macht nahm Anstoß an dem aus die militairischen Verhältnisse be züglichen Artikel und sie wünschte auch, daß die Uebertragung de» Generalgouvernement» an den Fürsten Alexander ohne Namensnennung and nach Maßgabe von Artikel l7 de» Berliner Kneten« geschehe. Mit der größten Bereitwilligkeit ging die Türkei aus die Wünsche Rußland» ein, und so blieo denn dieser Macht nicht» übrig, al» wieder einen andern Einwand dom Zaune zu brechen. E» ist kaum anzunehmen, daß da» Zustandekommen der Conferenz durch die Ablehnung Konstantinopel» al» Ort derselben scheitern sollte; aber eS wird dadurch wenigsten» eine Verzögerung herbeigesührt und dem Spiel de» Zufall» eine Gasse geöffnet. Wenn tan» die Türkei Berlin oder Wien alö Ort der Zu sammenkunft zugestanden hat, dann bliebe noch übrig, baö Programm der Eonierenz zu bestimmen. In dieser Beziehung giebl da» neueste Rundschreiben der Pforte an die Mächte einen beachtenSwertben Fingerzeig. Es wird darin bervor- gcboben, daß die Türkei Griechenland keinerlei Zugeständnisse machen könne und daß demgemäß auch keine Verhandlungen darüber stattsinden könnte». Diese» Rundschreiben muß einen testimwten Grund haben, der bisher nichl bekannt geworden ist, denn eigentlich versieht sich da», wa» die Pforle damit erklärt, von selbst, unv die Mächte haben in neuester Zeit wiederholt Anlaß genommen, Griechenland aus die Haliloiig- keit seiner Ansprüche aufmerksam z» machen unv den kleinen Balkannaat vor jedem thörichlen Schrill zu warnen. Tic Bolschaslerberathuiig und die nachgcsolgte Conferenz in Konstantinopel. weiche durch den serbischen FriedenSbruch eine so jähe Unterbrechung erfuhr, zeigten darin volle Ueder- einstimmung, daß sie die Begrenzung der Beratbungen auf die oslruinelische Frage als Gilindlagc scsttetzken; Rußland wird von dieser Uebung um so weniger abweichen tonnen, weil eS sich bereit» dahin aiiSgesprochen hak, daß eS »ur an einer Eonfcrcnz mit fesislchcnbcin Programm lheil- »ehme» könne. Alle Anzeichen weisen darauf bin. daß Rußland Hinter gedanke» hat, welche der glatten Abwickelung der brnedenken Schwierigkciien Hliiderniste in den Weg legen. Nachdem der Friede in Bukarest geschlossen, nachvcm sich Bulgarien und die Türk > über rie Zukunil Ostrnmelie»» geeinigt haben, ohne dem Bischlusse der europäischen Mächte vorzngieisen, nachdem endlich Europa sein Einvcrttä»di»ß kunbgegeben hat, einem Angriffe Giiechenland» gegen die Türkei zur See mil Gewalt entgegenzulrelc», ist kejn Grund vorhanden, welcher der voll ständige» Beilegung der Zwistigkeiten aus der Balkarihalbmsel siilgegenstchen könnte, und dennoch kann da» Geinbl der Sicherheit nicht zur Herrschaft gelangen, weil die Verhand lungen über die Zukiinsi Olliumelien» zu lange Zeit in An spruch nehmen, als daß die Voraussetzung gerechiserligl er schiene. daß sie von dem guten W>Uen aller Belhelitgten getragen werten. Die Nachricht, daß der österreichische Gesandte in Belgrad, Gras Kheveiibuller - Metsch. nicht an diese» Ort zurückkehren werde, hat sich nicht bestätigt, derselbe wurde vielmehr am 10 März in Belgrad erwartet. Wenn e» Serbien mit der AnirechlhaUung de» Frieden« ernst ist, so kommt r» aus die Person de» österreichischen Abgesandten in Serbien nicht an: aber anjsailenv mnß es bock erscheinen, daß die Nachricht von der Abberufung diese» General» so lange ohne Ableug» nuiig blieb. Oesterreich scheint der Sicherheit des Frieden» nicht allzu viel zu lrauen, sonst würde e» nicht gerade jetzt rine so große vermckriinq seiner Strcilkriiste anstreden, al» sie durch da« Landsturmgesctz erreicht werben soll. Die Türkei rüstet >n einem Umfange, wie sie e» im Jahre 1877 vor Autdruch de» russischen Kriege» nickt gethau hat; nach den I letzten Meldungen beträgt die türkische Armee, di« gegen» I wariig aus der Ballanhaldinsel versammelt ist. eine tmlb« I Million Streiter, mehr al» genug, um alle kleinen Vatka»
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