Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-26
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1886
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ersehet«» täglich früh 6'/, Uhr. Lesaetio» »»t Erpetitioa JohaunrSgaffe 8. SPrechßiliteil trr Uedaüeua. Vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittags 5—« Uhr. - AauaHme »er für vir »schsltf»l,e«d« «»»mer deftt««te» Juserate a, S-chr»ta,e» dis » lltzr NachmtttooS, «» »«um-,,» -eftlase« frütz »i«'/,» Uhr. I» te» Filialen str 2»f.-Lu»«tz«n Ott« Kle»», UoiversttätSftraß« 1. Lauts Lösche, Kathariaeaftr. W, p. «r »1« »»r. eipriM.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüstsverkehr. Auflage L»,«so. Ädonnemenlspreis viertclj. 4V, Mk. incl. Bringcrlohn 5 Mk„ durch dik Post bew k,i 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20Ps. Belegeremplar 1(1 Pi. Gebünren für Extrabeilagen sin Tageblati-Formal gcjalzi) ohne Poftdesörderung 50 Mk. «lt Postbejördccuag 60 Mk. Inserate sigespaltme Pctitzeilc 20 Pf. Gröbere Lchrislen laut uns. Prei: verzeichn»'« Tabellarischer u. Ziffernsatz nach HSHermTaris tleclamrn »Mer dem RedactionSstrich die -qespall. Zelle 50 Ps.< vor den Familie» Nachrichten die 6gejpalieoe Zeile 10 Pf. Julerale sind stets an die Eppeditiau zu senden. — Rabatt wird nichi gegeben. Zahlung praeuumoraullo oder dnrch Post- nachaahme. N7. Sonnabend den 26. Juni 1886. 80. Jahrgang. I«r gkWgen Vkllchtlmg. Unsere Expeditton ist morgen Sonntag, den »7. Jnnt, Bormittag» nnr bt» >,» Uhr geöffnet. Lxpeältlon Ses L-elprlxer ^nxedlLttes. Amtlicher Theil. Vclliimtmachmir. Da< 18. Stück des diesjährigen ReichSgesetzblatte« ist Lei «n» «ingegangen und wird bis z,« 17. 2«lt dieses Jahres auf dem Ralhhau-saale zur Einfichtuahme öffentlich auSbänoen. Dasselbe «nthLlt: Nr. 1669. Verordnung, betreffend di« Einfuhr und die Nu». fuhr von Gewächsen, sowie von sonstigen Gegen» ständen de0 Wem» und Gartenbaues. Vom 1». Juni 188«. Nr. 1870. Vertrag zwischen Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz, betreffend die Regelung der Lachofischerei i» Stromgebiet« de« Nhem». vom 80. Juni l88S. Leipzig, den SS. Juni 188«. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Srumbiegel. Vekanutmachlmg. Montag, den 28. dieses Monat« werden di« RohrleitungS- arbriten . in der Lange« Gtra-e, auf deren Strecke zwischen Dresdener uud Kreuzstraße, in der Kreuzstrastr, auf deren Strecke zwischen Lange und Salomoastraß« «nd in der DSrrievstrahe, aus deren Strecke zwischen "Salomon- und Oellertstraß« in Angriff genommen. Die Arbeite» beginnm in der Langen Straße von der Dresdener Straße au» und werden während der Dauer derselben die obengenannten Straßen auf den jeweilig in Ausführung begriffenen Strecke» für de» Fährverkehr gesperrt, wovon wir die Belhciligtcn hierdurch i» Kennt- uiß sehen. Leipzig, de» 22. Juni 188«. Der Rath de« Stadt Leipzig. 0« IX «703. Vr. Georgi. ennig. Ptkanntmachun-. Montag, de,, S8. dieses M»«ats, wird mit dem Einbauen der Nebenschlenßen , im Döse«er Wege begonnen werden. Während der Dauer der etwa 4—« La« i» Anspruch nehmenden Arbeiten wird der Dösener Weg für den gefammten Fährverkehr gesperrt, und ist zu noth- wendige» Fuhren nach und von dem Dösener Weg« der nach Süden zu gelegene, vom Schleußenbau nicht betroffene Theil de« Wege« bez. die alte Brrbiudungsbabn zu benutzen. Die vo« und «ach der A«k»aftshalle de« Bayerischen BahahofS fahrenden Droschke» können vor Ankunft der Züge innerhalb de- Bahnhof-areales statt auf dem Dösener Wege Aufstellung nehme». Leipzig, am 22. Juni 188«. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. «704. Dr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Wegen de» Einlegens von Gasrohren wird von DievStag, den L». ds^^-it»., ab auf etwa 14 Tage für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 24. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig IX. 674l. Vr. Georgi. Heuuig. Bekanntmachung. Nachdem sämmlliche Bauarbriteu für die Hochbauten der BclricbSanlage der städtischen Wasserleitung bei Naunhof vergeben werden sind, werden die nicht berücksichtigten Herreu Bewerber ihrer gefälligen Angebote hiermit entlasten. Leipzig, am 23. Juni 1886 Der Rath der Stadt Leipzig. Ilr Georgi. Gnngmuth. Ast. I». 3735/716. Der Abbruch und r,e Reuausfuhruug der Siu» frtcdtgungSmauer der Gasaustalt I an der ver» längerten ^arkstraße und die Liefern»« und Einsetzung eine« etserue» Ldore« >n diese neue Mauer sind vergeben und werden die nicht berücksichtigten Herren Bewerber ihrer bezüglichen Angebote hiermit entlasten. Leipzig, am >8. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 3564/680. Ilr. Georgi. Gringmuth. Ast Bekanntmachung. Der auf den 29 Juni d. Is auoerauinte Termin z»r erb« reguitruag» halber ersola-ndeii Verstei-ierung der Lndotzan-kt'schea -ofraühe zu verka «Fl« wird wegen de« am 29. d. Mt». t» vert» a/J. ftattfindeude, Milst-ira-Shedoug-geschäsi« hiermit auf Menst». de» s. Ault 1884, v«rmtita«s IO Uhr. verlrqt. »auffnstige »erd», eingeladeu. sich zu diese« Termin t» Rath- Halle zu Lccta aiJlm eiuzufiadeu Btouknchai^ d» 84. Lol 188«. *r,»»erro«ltch G. ««rsgericht. H. Laußttzaü Die Inhaber der al« verloren, vernichtet oder sonst al« abhanden gekommen anaezeigteu Pfandscheine Ickt. K. Nr. »8402. I-it. I. «r. 7»88 65700 ««4SI 7805« 7807S 78720 791öS 79512 79817 84V40 84941 84S48 8«43« 9240V. llt. v. Nr. 2«79 8853 11527 15516 18IS8 20285 20787 81519 84247 8«9«« 41099 45542 4«75S 56ll9 58182 62748 8341t 63873 63V38 6488l 65038 65482 87680 88597 «8598 «704 «88«3 71492 74215 werben hierdurch aufgefordert, sich damit unverzüglich und längsten« bi» zum Ablauf von 80 Lagen nach der aus jedem der Scheine be merkten Berfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung znrückzugeben, widrigensall« der Leihbau«-Ordnung gemätz de» Anzeiaer« die Pfänder au«geliesert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daran« verlustig gehen werden. Leipzig, am 24. Juni 188«. Die ver»altaug des Leihhauses uud der Sparcaffe. Balz-A«ction. Aus dem Tekhttzer Forstreviere aasbereitete Hölzer »,d »war: I a. d. Schlög-n 68 Gtck. stchi. Stämme vo» 18-22 e» Atltteust. s i» de» «b- 33 » sicht, » ktef.dgl. - L3—28 » » I thriliagea 11 f und S3, 1 a. d. Schlägen 2581 ficht. ». kies, »löher von 18-82 em Oberst, s i» de» «brhe,. 517 - bergt. « 23—29 » - I lunge» 11, 20, j 25 n»d 88, 14.60 Hbrt. pcht. Stangen - 8 a. S » Unterst, in Abth. 4». 41, 88.80 - StangenNSHer - 7—12 . Oberst.. 8 o. Sch w Länge, ans dem Schlage ln Abtheilung II, 811 ü« weiche vrennscheite l aas den Schlägen l» Abt-rtl»»g 520 » » Brennknüppel / 11, 2b und 88, 13 . birkene dergl. k ans de» Schlägen in Abiheiluug 100 . »etch« «est. s 11 und 83. «65 » kies. Echacidelrrifig aus dem Schlage tu Abiheiluug SS lallen Dirn»ta«, he« 12 Aull h. I., von Bormittai 1s Uhr a» im «afthause z« Lcupah« meistbietend gegen sofortige Bezahlung and unter de» sonst vorher bekannt »u gebende, Bedingungen versteigert werden. >»«t»>. Forstrevirrvermalt«», T«l»itz ««» ks»tOl. K«rstre»t«mt Würze«, den 22. Juni 1886. Heiuick«. Bachman«. Hoh-Auctio». »ns de« Naunhofer Forstreviere aufberettrt, 140 Stck. kies. Stämme von 16—30 am Mittenst. saus dem Schlage 82 » »ich. Klötzer von 96—65 cm Ober- bez > in Abth. 48, Mittenst., 8—« m Läng« j Kreuzwege, 449 « kies. Kl«ber von 17—3« ow Ober- bez. Mittenst., 4. 4.5 und 6 m Länge auf de» Schlägen in Abthlg. 40 und 48 — Horst und Kreuzwege, 20 » sicht. KlStzer von 10—18 cm Oberst und 5 w Länge aus dem Schlage in Abtheilung 43 am Horst, 11.90 Hdrt. sicht. Stangen von 8—15 am unterer Stärke t» den Abtheilunge» 48 und 44 am Horst, SSO Lw kies, vrennscheite ans dem Schlage, Hasersack 18. 1« - - Brennknüppel auf dem Schlage, a» der Sandfnrth, Abiheiluug 81. ISS Wllhdrt. kies. Brennreistg in den Abtheilunge» 6, 13, 22, 81 und 40, 6 - erleue dergl. t» de» Abtheilunge» 81 und 40, K Lw eichene Stöcke in den Abtheilnngen 13 und 40 sollen Wo«»««, he« 12. Juli Hs«. Ihr«., »o« früh » Uhr o» meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den sonst vorher bekannt »u gevendea Bedingungen versteigert werden. versammltttig aus dem Schlage i» Abtheilung 13 am Brandiser Wege und den Wiesen, sogen. AmtSwinkel. Mtldeinnahme im (Hasthofe zur „Stadt Leipzig" in Naunhof. KSuigl. K»rstrr»ierverwalt«n, Na«»dos un» k-ntgl. Korft- rentamt Wurzen, am 22. Juni 1886. Lrutbold. Bachman». Nichtamtlicher Theil. Die Verhaftungen in Mailand. Bekanntlich fanden am I. April und an den folgenden Tagen in Mailand Unruhen statt, weil der Magistrat eine Verordnung erlaffen halte, nach welcher nur ein halbe« Kilo- gram m Brod steuerfrei in die Stadl eingefübrt werdea dürfe. Ein von Arbeitervereinen Unterzeichneter Ausruf lud zu einer großen Volksversammlung aus dem Domplatz ein. um gegen die Verfügung Einspruch zu erheben. Au- dieser Versammlung entwickeltim sich Ausschreitungen, die in Zertrümmerung von GaS« laternen und lärmenden Kundgebungen gegen den Gemeindrrath ihren Ausdruck fanden und schließlich durch Einschreiten der Truppen beendet werden mußten. Die Unruhen wiederholte» sich noch an den beiden folgenden Tagen und hörten erst auf, al» die mißliebige Verordnung wieder ausgehobe» war. Schon damal« hatten die Behörden die Bemerkung gemacht, daß nicht sowohl die Verordnung wegen der Brodsteuer al« systematische Aufreizung der Arbeiterbevölkerung die eigentliche Ursache der Aprilunruhen gewesen war; man forschte de-hald der Sache weiter nach und entdeckte aus diese Weise ein ge fährliche- Eomplot, welche» auf den Umsturz der bestehenden StaatSeiurichtungea hinau-lies. Am 23. Iun, war der längst vorbereitete Plan der Regierung, da« ganze socialistisch- anarchistisch« Nest auszuheden, reif, und die acht Haupträdel»- sührer der Bewegung wurden verhaftet. Die Organisation der Soeialisten ist sehr umfassend, ganz Oberitalien ist mit einem Netz von Vereinen überzogen, 159 a» der Zahl, die all« aus ein und dasselbe Programm begründet sind. Ter Mailänder Verein ist allein m 35 Crctionen grtüeilt, von denen zehn aus di« Stadt. 25 aus da- Land kommen. D>« Regierung ist energisch und gleichzeitig au allen bedrobte» Puncteo vorgegangea. Außer in Mailand wurden die Arbeitervereine in Eomo, Pavia, Fr,mono, Brescia und Novara geschlossen, Verhaf tungen uud Hali-suchuugen vorgenommen und die Untersuchung wegen Verschwörung, wegen Aufreizung zum Ausstand« und Umsturz der bestehende» Staattemrichlungei» eingeleitet. Die Beweis« für da- Vorhandensein eine« Eomplot« scheinen sich i» den Händen der Behörden zu befinden, sonst würden sie nicht mit s« großer Sicherheit und an einer ganzen Reih« von Plätzen zugleich haben emschreitrn könne». Die italienische Polizei hat sich dadurch ei» große« Verdienst um die Auf- rechthalttwg »oa Ruh« »d Ordiuwg u» Königreich Italic» erworben und zugleich anderen Staaten ein rühmen-werthe- Beispiel gegeben, wie man durch geschickte- uud rechtzeitige« Handeln große- Unheil verbitten kann. Wenn die Aclioa der italienischen Regierung nicht bio- blinder Lärm ist, sondern zur Aufdeckung einer focialistischen Verschwörung stlbrt, so ist die- der erste Fall, in welchem e« ben Behörde» gelungen ist, die Soeialisten ihrer verbrecherischen Absichten zu überführen. Zunächst ist nur bekannt, daß dir Führer einru au«gedebnten Streik ländlicher Arbeiter organi- streu wollten, die übrigen Entdeckungen werden zunächst noch verschwiegen. Ein solcher Streik wäre nicht- Neue«; die belgische» Soeialisten haben ihn bereit- im März d. I. organisirt und drohe» für den August eine vollständige Arbeit-einstellung im ganzen Land« an, wenn ihnen nicht da- allgemeine Stimmrecht gewährt wird. Der ländliche Streik der italienischen Soeialisten ist also vermuthlich nur die Einleitung zu schlimmeren Dingen. Die Schließung von Arbeitervereinen ist ebenfalls nicht- Neue», sie ist in Deutsch land schon im Jahre 1878 nach Erlaß de» Socialistengesetze» i» sehr umsasiender Weise erfolgt, aber diese Vereine ver folgten keine Umsturzpläne in dem Maße, daß ihnen hätte der Proreß wegen Aufreizung zur Beseitigung der bestehenden StaalSeinrichtunzen gemacht werden können. Der einzige Versuch, die Bewegung an der Wurzel zu fasten, ist bi-her nur in der Schweiz gemacht worden, und dort ist er ohne Ergebniß geblieben. Im vorigen Jahre wurde der Bundes- anwalt mit der Erhebung einer Monftre-Anklage gegen alle Anarchistensührer in der ganzen Schweiz beauftragt, die Untersuchung wurde gegen «ine größere Anzahl Personen mit allem Eifer geführt, aber Beweise für die behaupteten Thal» fachen und für den gehegten Verdacht konnten nicht erbracht werden; die Untersuchung verlies im Sande, und nur ein aus führlicher Bericht de« BundeSanwaltS gab Kunde von den angewandten Bemühungen, der Sache auf den Grund zu kommen. In Oberitallen scheint die Sache ander- und für die Be hörden Wesentlich günstiger zu liegen. ES hat sich ein Pro gramm vorgesunden, zu welchem sich alle Arbeitervereine Ober- italien- gemeinsam bekennen, und au- sonstigen Schriftstücken scheint hervorzugehen, wa« die Vereine al- eigentliches Ziel verfolgen und in welcher Weise sie an die Ausführung ihrer Absichten herantreten wollen. Bisher ist al» gemein samer Grundsatz aller socialistischen Organisationen beob achtet worden, daß sie Alle» sorgsältig vermeiden, wa» den Behörden al- Handhab« zum Einschreiten dienen könnte: sie haben ihr Programin in so allgemeinen Ausdrucken formusirt, vo» der Nothwendigkeit der B-'rbeffe- rung dlö Loose« der arbeitenden Elaste», von mevschenwür- digem Dasein, von der Ausbeulung der Arbeitskraft und dergleichen mehr gesprochen; aber wa- sie thun wollen, wenn ihr Ziel aus gesetzlichem Wege nicht erreichbar sei» sollte, haben sic immer nur in Versammlungen gesagt, sie haben sich wohl geliület, sich schriftlich zur Aussüyning von Gewall- ldätigkeitcii zu verpflichten. Es war deshalb nothwendig. Maßregeln zur Verhinderung von Ausschreitungen zu ergreife», die Bewegung durch Ausnahmegesetze einzudämmcn, die Rädelsführer auSzuweiscn, aber den Proceß wegen Ansreizung ruu> Umsturz konnte man den Schuldigen nur in den selten sten Fällen machen. Die italienische Regierung stand der socialistischen Be- wegung ohne besondere Schutzgesetze gegenüber, sie war ledig lich auf da« geweine Gesetz zur Abwehr von AnSschreilunaen angewiesen; gerade dieser Mangel an geeigneten Handhaben zur Unterdrückung Ver Bewegung scheint die italienischen Soeialisten sicher aemachl und sic verführt zu haben, die nölhigc Vorsicht außer Acht zu lasten. Im Lande der Car- bonari, der Irredenta und vieler anderen Versckwörnng»- gcscllschasten, wie der Mazzinistcn, muß diese Vernachlässigung der Vorsicht aufsallen, andererseits aber wird sie durch die ganz außerordentliche Nachsicht der italienischen Regierung gegen alle politischen Ausschreitungen erklärlich Wenn man sich erinnert, wclche Zustände lange Zeit aus Sicilir» geherrscht haben, daß dort orgaiiisirle Räuberbanden die woülhabeiibc Bevölkerung lyrannisirten, friedliche Einwohner der Städte sortsnhrten, um von ihnen Lösegelv zu erpressen, wenn man sich vergegenwär tigt, wclche entsetzlichen Mißstänve während der Eholera- epldemic in Neapel zu Tage traten, dann erkennt man. daß die Regierung all« Ursache hatte, sich eine socialistische Be wegung nicht über den Kops wachsen zu lasten, weil sie gerade in Italien zu furchtbaren Ergebnisten führen mußte. E« bleibt zu wünschen und zu hoffen, daß die Regierung die Be wegung in- Herz getroffen und überall die wahren Schul digen verhaftet hat. Wenn die Untersuchung ebenso ergebniß- loS sein sollte wie in der Schweiz, dann wäre e- besser, daß die Verhaftungen mit weniger Geräusch anaekünbigt worden wäre», aber allem Anschein nach hat die italienische Regierung wirklich eure» Fang gemacht, welcher der Mühe lohnt. * Leipzig, 26. Juni 1886. * Der in der Bunde« rat h-sitzung vom Don»er«tag im Merklichsten Austrage von dem Staal-secretair de- Innern, Staat-minister von Boetlicher. dem bvchseligen König Ludwig II. von Bayern gewidmete Nachruf lautet wie folgt: „Seine Majestät der Kaiser haben mich zu brauslrageu geruht, im Scdooße de- BunteSratheS den Empfindungen Ausdruck zu geben, welche Allerhöchstvieselben gegenüber dem tief erschütternden Verluste hegen, den durch den Hintritt weiland Sr. Majestät de- König« Ludwig II. von Bayern Kaiser und Reich erlitten haben. Se Majestät ver Kaiser erinnern sich in unvergänglicher Dankbarkeit an die verständnißvolle Mit wirkung, mit welcher König Ludwig einst an der Neubegründung de- Reich« delhetligl gewesen ist, an die der Entwickelung und Förderung der Rcich-einrichliiiigeil von dem Heimgegangenen Bundesgenossen allezeit bereitwillig gewährte Unterstützung, an die Bundestreue, welche der hochselige König Allerhöchst Ihnen, sowie den einzelnen Gliedern de« Reiche« selbstlo« und thatkrästig erwiesen hat. Je lebhafter dieser Donk, u» so aufrichliger ist die Trauer, welche mein erhabener Herr über daü Hinschciten Sr. Majestät de« König- Ludwig empfindet, um so inniger die Tbeilnabme sür da- bayerische Kva>g«bau» uud für da« seine- König« beraubte Bayern. Se. Majestät der Kaiser misten Sich mit Seinen hohen Verbündeten in diesen Empfindungen e,n« und leben der Ueberzeuqung. daß. wie bei diesen, auck im deutschen Volke die dankbare Erinnerung a» den dahingeschiedeneu König nicht erlöschen wirb." ? L» 17. und iS. Juni d. I. Hab«, u» kaiserliche» Gesundheit-amte behufs Ausarbeitung de» Entwurfs einer in Ausführung der Beschlüsse de« Bunde-rath» vom 18. Juni 1885 (Beschlüsse II. z» 3v) zu erlassenden An weisung zur Gewinnung. Aufbewahrung und Versendung von Thierlymphe Berathungen vo» Fachmännern stattgrsunde». Außer dem die Leitung führenden Direktor des kaiserlichen Gesundheit-amte« haben daran folgende Herren Ibeilgenvmme»: vom kaiserlichen Gesundheit-amte: Geheimer Mcvicmalrai» Or. Koch und RegierungSratd vr. Gassky; vom königlich preußischen Ministerium der Meticinalanaelegenheilen: Regie rung-« und Mevicinalrath vr. Scliöiiseld; vom königlich preußischen Krieg-Ministerium Oberstabsarzt I. Elaste vr. Großheim; sodann Sanität-ralb vr. Risel-Halle a. S . BezirkSpbysiku» Vr. Schulz-Berlin, SanitätSralb Vr. Pissin- Berlin, Vermaltung-director de« städtische» EenlralviebhoseS, Oekonomlerath HauSbura-Berlin, Eenkral-IinpsarztVr. Kranz- München. Vorsteher de« ImpsmslitutS Vr Cbalybäus-DreSbe». Ober-Medicinalrath Vr. von Koch-Stuttgart. Mekicinalrath vr. Arntperger-Karltruh«, Medicinatralh Vr. Fischer-Psorz- heim; Ober-Medicmalrath vr. N-ibiier-Darinstabt, Geheimer Ober-Medicinalrath Vr. Piriffer-Weimar uud Regieruug-ralh vr. Krieger-Straßdurg i/E. * Ja der letzten Buade-rath-sitzung ist, wie mit- getheilt, beschlosten worden, die zwischen de», Fürsten von W albeck-Pyrm ont und den waltecksche»Ständen schwebende Streitigkeit wegen Heranziehung desDomaiiialslammvermögen« mr Bezahlung von AmortisalionSgeldern aus r>»er von dem Vorfahren des jetzigen Fürsten bei dem Hause Rothschild contrahirtcu Schuld der schiedsrichterliche» Entschei dung de» Reich-gericht- zu unterbreiten. Der Münchener .Allgemeinen Zeitung" wird darüber geschrieben: Nach der reichSgertchllichen (tzeichästSordnung ist ei» schiedsgericht liche« Bcrsabre» bei dem Reichsgericht nur dann riuzuleitca, wenn der Schiedsspruch demielbeu vom N-ichskanzler in Folge eine» Be schluss^» des BmideSratd« oeer i» anderer Veranlassung übertragen oder aus Grund eine» SchiedSvcrtragS unter Genelimigung d«S Reichskanzlers vom Reichsgericht übernommen wird. Handelt e« sich um Streitigkeiten privatrechtlicher Natur unter Privatpersonen, s» ist die Uebernahiii« de« Schiedsspruchs alsbald von dem Präsidenten abzuleynen; bandelt eS sich um sonstige Streitigkeiten, so hat der Präsident die Liviljenate wegen Uebernahme de» Schiedssprüche» zu befragen und gilt die Uebernahme ala beschlossen, wen» die Mebrzahl derselben sich dafür erklärt. Den Gerichts!» ! in ivlchevschiedsgerichtliche Sachen bilden der Re ,el »ach die vereinigten Livilienate: der Vorsitzende ernennt die Ber chier iaitrr; Borversügungen, weiche die Anhörung der Parteien uud die iäri»>tt>1uiig d«S dem Streit zu Grunde liegenden «achverhältnisse« zum Zwecke liabcn, werde, von dem Vorsitzenden und den Berichterstatter» brichlossen, welche auch darüber zu ent- scheiden haben, ob »ach q schlossenem Schristenwechlel dem Schied-- pruche eine mündliche Verhandlung vorauSgeheu soll. Dir jetzt zur tchiedSgerichtlichc» Entscheidung dem Reichsgericht zngewiesene Strett- ache zwischen den gesetzgebenden tzactoren vo» Waldeck hat übrigens den Gerichtshof schon vor sü»j Iat re» beschäftigt. Damals »or von den waldeckschr» Ständen eine (Lwilklage gegen ihren Landes herr» erhoben worden aus Ersatz derirnigen AmortisatioaSrate» der Rothschild'sche» Schuld, welche aus dem Domaiiialstanimvermögrn des FitrstcnlhuniS bezahlt worden waren. Da« Reichsgericht hat s» letzter Instanz dies« Klage wegen Unzulässtgkeit des Rechtsw geS ab- gewiescn, weil e« sich nur um einen politischen Eonflict, näimich um die Frage handle, ob die landesherrlich angeorünele Verwendung de» Doiiian.alstainmvermSgcnS den veriossungSmäbig«» Bestimmungen über das Budgetrecht der Stände entspreche. * Uebrr di« Angelegenheit de» evangelischen BiS- thum« in Jerusalem berichtet die .Kreuzpeilung", baß die seit fünf Jahren offene Frage wegen teS vo» England und Preußen abwechselnd zu besetzenden Bischos-stiihl- jetzt entschieden sei. Wie verlaute, sei ein« Trennung beschlossen worden, seiten- der preußischen Krone werde ein eigenes Bl-thum in der Hauptstadt Palästina- errichtet werden Die „Kreuzzeitung" bemerkt weiter: Danach hat da- Abkommen, welches König Friedrich Wilhelm IV. mit der englische» tzochkirche traf, ziemlich 45 Jahre t» Krast gestanden, den» die DolationSurkunde, durch welche dieser köing sür den Bischof dle Summe vou 15,(X» Lstrl. »uSsetzte, dalrrl vom 7 September 1841. Die daran- erwachsende» Zinsen von 600 Lstrl. (4000 Thlr.) sollten ol» die Hälsle de« bisibüilichen Emkonn»enS in halbjährigen VorauSbezahlunge» an die Trustees, die Erzbischöse von Canlerbury »nd Vork und den Bischos von London gezahlt werde». Drei Biscböse haben im Ganzen den vischoisslnbl zu Jerusalem eingenommen, sie wurden sämmtlich von dem Erzbischoi von Laiiterbnry geweiht, ohne Unterschied, ob sie von englischer Eene oder von Preußen berufe» waren. Der erste Bischos, den die englische Kirche ernannte, war Michael Salomo Al«za»r»r, Prosessor am KingS-Eollege der Lon- doner Universität, zu Schüiilauke ri» Großhuzoglhuni Poirn >799 al« Jude geboren. Er wurde am 7 November 1841 geweun und hielt am 21. Januar 1842 leinen Einzug in Jerusalem, starb aber schon anr 23. November 1845. Sein Nachfolger wurde der vo» der preußische» Krone berusen« Samuel Gobai, zu Tremine im Canto» Bern geboren. Nachdem er im Juli 1846 die anglikanische Biichoi«' Weide erholte», hielt er aoi llO.Dccember desselben Jahre« seine» Einzug in die heilige Stadt. Er waltete seine« Amte« bi» zum 1l. Mai 1879, a» welchem Tage er mit Tode abging noch einer lehr segens reichen Thätigkeit. Bereu- am 25. Juli 1879 erhielt der Eng. läuder Josef Barclay di« Wethe uud trat im Januar 1880 die Reise nach Palästina an, aber schon am 2>. Oclober 1881 setzte der Tod seinem Wirken ein Ende. Seitdem blieb da- BiSlhum unbesetzt, da man sich preußilcherscits den drückenden Bestimmungen des Vertrage», durch welchen der englischen Hochkiiche tdatsächlich da-Veto auch über die von Preußen ernannten Bischöfe eingeräuint war, nicht mehr unterwerfen wollte. In England konnte man sich offenbar zu kriner Nachgiebigkeit versiebe» > nd so ist die Trennung rrsotgt, welche wohl als die beste Lösang gelten kann und deutscherseits uur mit Befriedigung auszuiiebiiien ist. Wie eS heißt, wäre ol» erster Bischos des deuisch-evange lischen BiSthumS Jerusalem ein in Süddeurichtand lebender Misstonalr, Hester, auterlehen, der schon srüher in Palästina thäktg gewesen und mit den dortige» Verhältnisse» vertraut ist. * Der Antrag von Hammerstein über dieStel lung der evangelischen Kirche ist sür diese Session des preußischen Landtage» von der parlamentarischen Tages ordnung abgesetzt. Auch im Herrenbausc wirv er mchl mehr »ur Beralhung komme». Die „Krcuzzeitung" erklärt cs als selbstverständlich, daß der Aulrag beim Beginn ver nächsten Session wieder eiagebracht Werve» wird, und beulet an, daß die Zwischenzeit zu einer lebhafte» Agitation sür dir Ziele de« Antrags brmitzl werden soll, „damit man sich über,e»,ge» könne, wie man im Lande, soweit »och eine Spur kirchlichen Leben- vorhanden ist, frei von engen parteitaktischcii Er wägungen zu dem Anträge Stellung nimmt". Die Erfolge dieser Agitation werden abzuwarte» sein. Man hat bisher nur gesehen, daß auch in den der „Kreuzzeitung" recht nahe stehende» Kreise» die Einsicht von der bevriikl.chen Tra zweite diese« Antrag- sich verbreitet hat uud infolge besten Wider spruch dagegeu laut geworden ist. Der Beifall beschränkte sich aus ganz eug« Kreise doa orthodoxen Pastoeeovrrsammluugcu,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite