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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-19
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ueßactian out Lrpe-itiou Iohoaaesgaste 6. -Pktchstun-e« der Ne-artlvlN Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» ö—« Uhr. «M di» NX»,»« et»-r<«»»rrr «»»Icriv«, fta dt« N«»«äi», -ich» »«t»»Uch» Aanahmr der für tzt« nSchftfokfi«be U»««ev beftimmt« Anser«t, an Vachrntagcn bi» » Uhr Stachwittag« «Sonn-««» Frstl,,» früh bi« '/.v N^r. I» de« Filialen filr Ins.-Annahme. Vit« Ule««. Unwersitütsfiraße 1. L««t« Lösche. Katharinmstr. SS, p. nur bt» '/^8 Utzr. eiVMr.TagMal Anzeiger. Organ silr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeMstSverkehr. Auslage 18,680. Ilbonnemrnlsprel» viertel;. 4'/, incl. Bringerlohn b Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegrrrmvlar 10 Ps. Gebühr» für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ebne Poftbesördernng bO Mk. «it Postbesürderung 60 Mk. Inserate -gespaltene Petitzeile 80 Pf. Gröbere Bchnstra laut «es. Preis verzeichniß Tabellarischer n. Ziffrrusotz nach höherm Tarif Leelamen »»irr de« RedactionSstrich die taespalt. Zeile bOPf., vardeu Familiennachrichlen Ae Sgespallen« Zeile 40 Ps. Jnsrrntt sind stet» an die LxprSiti«» »» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlang prnaouwenuulo oder durch Post« 200. Vtontag den IS. Juli 1886. 80. Jahrgang Amtlicher Theil. Mkslhrt Irr Hmdelstimmr. ch de« Umxng nach der Renen »»-ernng und Nenansstellung ch alle anßgelieheneu Bücher b Ga«>«te»b. »e» LllAim an bt» Vlbltnthek zorückzngebea. La» 1. keine Bücher ansgeltehea. Lei»»««, de, 17. Juli IAO. dar durch den Umzng nach der Renen Börse nathwendig ug der Bibliothek der bis spätestens bi« 1L. August werde. Rmtzlet de, -anDelara»««. vr. Gensel. Secr. rogisvermiethuss. I» de« der Inriftmfacultät in der Rntbergtüt Letpstl ar- hörig» Grnndftü« Petersstraße Rr. Ss ist im erste« Lichthole link« e,»e Mansnrdwsdnu»,. besteh»» ans Tnrritzsr, » Sind», » R«««e», Rüche. Keller- und V «de» ran«, vom 1 vetoder diese« JNtzre« an ans S Jahr« und damach emhalbjähriger Aus- tündtgnng an d» Meistbietenden, jedach «u Vorbehalt der Auswahl nntar den LteÜauteu, zn vermiet Heu. R^leetant» «erd«, «rsncht, M««taa. de» »«. Juli ». A.. B«r»ttt«,s 11 Uhr, i« llaiyerfitüts-Rmtamt, waseldst auch di« verstelgeruug«-vedt»>twg» «ins^ehen find, zu erschein» und ihr« Gebot« ab,„geben. Leid,»,, am 17. Jnlt 18«. Rniverfitüts-Rentamt. Gebhardt. Nichtamtlicher Thell. A» Leu Ostsee-Provinzeu. * Der bereit« telegraphisch auch von un« mltgetheilte Wortlaut der Red«, welche der Großfürst Wladimir gelegent lich seiner Reise in den Ostsee-Provinz» an die Vertreter der Stadt und Univerfitllt Dorpat gerichtet hat. läßt nicht den geringsten Zweifel mehr übrig, daß mit der Russificirung de« Deutschthnm« ür den baltischen Küstenländern forlgesahren Werve« soll, weil diese Maßregel, wie der Großfürst Wladimir ausdrücklich »nd wohl auf höchste Weisung betonte, at« eia Ausdruck de« »derst« kaiserlichen willen» de« Selbstherrscher« aller Reich« ,» bürachten ist. gegen welche» alle vor- stellnugen sofvrt verstummen müssen. In den MWlchea Kreisen der deutschen Bevölkerung der Provinz» yat Ostsee-Prov! man sich auch niemals einer Jüusirr Schritt der zaudernden, stückweise» Russificirung«-Methsd« gegenüber doch vorzuzirhen zu sein. Was schließlich den Eindruck drr Rede de» Großfürsten Wlaoimir in den Ureis» der national-russisch» Bevölkerung DorpalS betrifft, so bat sie dort, nach der Abreise de» Groß fürsten, die chauvinistisch» Kundgebungen geradezu aus dl« Spitze getrieben. Diese Wahrnehmung bezieht sich besonder« auf die russisch» Studenten an der Dorpater Universität, die seit jeher keine Gelegenheit vorüdergchen ließen, um arg» ihr« deutsch» Commililonen und Alle», wa» Deutsch heißt, in gehässigster Weise zu demonstrircn. 2a früherer Zeit, so lange die russischen Studenten sich an der Universität noch in geringer Minderzahl desanden, war von einem solchen herauSfordernv» Benehmen derselben nicht« zu bemerken, aber gegenwärtig, wo dir Zahl der russischen Sludiren» den eine große ist, wird ihre nationale Anmaßung de» Deutsch» gegenüber immer unerträglicher. So ward die Rede de« Großfürsten Wladimir von allen russisch» Studenten Dorpat- zum Anlaß der Veranstal tung eine« großen Banket» genommen, bei welchem fanatische Toaste aus den Triumph de« Russentbum» über da« Deutschthum au«gebracht wurden. Nach der Beenvigung de« Gelage« trieb» sich in später Nackt in den Straßen Dorpat« betrunkene Studentenhausen umher, die allerlei Un fug verübt» und e« besonder« aus die deutschen Firmentafeln der kauf- und Geschäftsleute abgesehen hatten. Ersten wurden an vielen Stellen herabgerisf» und wo die- nicht angiag, durchstrich man mit Kreide die deutschen Aufschriften und setzte raslä" (Russisch!) darüber. Auch wurden russische Spottlieder gegen die Deutsch» in den Straßen ge sungen, ohne daß die Polizei dagegen eingeschritlen wäre. Unter solch» Verhältnissen kann man sich leicht vorstell», daß die Stimmung der Deutsch» eine höchst düstere ist. Leipzig, IS. Juli 1886. * Neuest»« begegnet man in den Journal» wieder aller hand Lesart» über eine Zusammenkunft de« Reichs kanzler« Fürsten Bismarck mit dem österreichischen Minister de« Auswärtigen Grasen kaluokh. Die ..Post" glaubt dazu sag» zu können, daß der Stand dieser Angelegenheit jüngsten« keine Veränderung erfahr» hat. Al« sicher gilt, daß die Begegnung der Heiden Minister stattsinden wird, wahrscheinlud sogar in sehr naher Frist stattsinden wird, aber auf Lag und Stunde ist der Termin noch keineswegs fixirt. * Domherr kurowskt. der im Jahre 1876 wegen Lu.» übun ------ - - - .. ... — hinsichtlich V«, vedeutuog drr Reise de« Großfürst» Wladimir Übung de« Amte« eine» gebeim» päpstlichen Delegat» in hiugegeb», wiewohl einige zweifelhaft ober ungenau unter- drr Erzdiöcese Gnesen-Posen seiner Stellung als Dom- richtete Blätter sich Mühe gaben, au» dieser Reise ein» Um» berr bei der Kathedrale i» Pos» enthob» und zu einer schwung za Gunst» der Wünsch« und Forderungen de« baltischen Deutschtbum» gegenüber den RussificirungSmaßregel» herausles» zu wollen. Der überdies Gelegenheit gehabt hat. di« hochofficivf» Artikel über dies« Reise in den Katkow'schen .MoSkowSklja Wjedomosti" zu lesen, der wird über di« Worte de« Groß fürsten Wladimir kaum erstaunt gewesen sei«, ja vielleicht sogar diese Kundgebung de« kaiserlich» Will»» erwartet Häven. Bemerkeuswcrtb' ist noch, daß der Großfürst erst zu dieser schwerwiegend» Erklärung schritt, nachdem seine Reis« bereit« beendet war und also persönliche Eindrücke nicht »ehr in Frage kam». Dieser Umstand weist daraus hin, daß dcr Vertreter de« Kaiser« einen bestimmt» Auftrag hatte, dessen er sich mit möglichster Schonung zu entledigen suchte, dm er aber nicht abweisen konnte und vielleicht auch nicht wollte. Wa» über dm verlaus der Reise selbst au» den Ostsee- Provinzen verlautet, scheint mehr für die ersten Annahme zu sprechen. Jedenfalls hat der Großfürst nicht den drohen den russisch-chauvinistisch» Polterton angeschlagen, sondern sich bemüht, die deutsch-baltische Gesellschaft als eine solche zu behandeln, die menschlicher Rücksicht» nicht unwerth ist. So herrscht auch über da» freundliche, berablosseuve Benehmen de« Großfürsten und seiner Gemahlin während der ganz» Dauer der Reise nur eine Stimme der Anerkennung. Wa» nun nach dieser ernst», für die deutsche Bevölkerung der Ostsee-Provinzen so verhängoißvoll» Erklärung de» Trostfürsten zunächst geschehen wird, um da« sogenannle Dor pater Programm zur Durchführung zu bringe», scheint noch nicht ganz klar zu sein. Gewiß ist nur, daß mit dem 1./13. Juli diese» Jahre» der sogenannte UeberaangSzustaud im baltisch» Justizwesen in Kraft getreten ist. der zwar die alle deutsche Gerichtsordnung noch besteh» läßt, ihr aber im Grund« jede sachliche Bedeutung nimmt, da die neu ernannten russischen Procuratore» da« Recht haben, mit dm Erkennt nissen der Gerichte nach Belieb» umzuspringm, jeden ihn» Berdächtigscheinmden verhaften zu last», und umgekehrt, jede Verhaftung auszuheb», di« ihn» nicht al« gerechtfertigt vo.- lommt. Durch diese »»> russisch« .Reform" gerathea besonder« di« Beamten der LandeSpolizei in eia« sehr bedo..!- liche Lage, da sie wegen wirklicher oder vermeintlich irriger Auslegung eines Artikel- de» Strafgesetzbn^c» sosort angeklagt und, je nach Umständen, sogar tu UnlersuchungSbaft abgeführt werden könne». Bisher kouyto die» ans Grund de« alt» deutsch», prwilegirten Gerichtsstand«« nickt ohne Weiteres geschehe«, uuo ist aber diese Schranke gefallen, und die russisch» Procuratorou werden eben einfach thun, wa« ihnen beliebt, weil flo im Lande selbst keinerlei Controle unterwarf» sind. Di« ohne Zweifel mit dieser „Reform" beabsichtigte Wirkung wird die fein, daß sich m den Ostsee-Provinzen Alles von dem bis herigen Ehrmamte der Landespolizei mrückzieh» wird, wo durch nur drr Einführung der russisch» Polizei-Ordnung Platz gemacht werden kann. Wie es »n d» russisch-nationalen Kreis» heißt, soll diese Einführung auch schon im Herbst erfolg», während die Vorbereitung» für die Gerichts-Reform, trotz allen Eifer«, mit dem sie vom Justi-,minister Manassejn betrieben wird, noch stark im Rückstände sink und deshalb ein Aufschub al« wahrschein lich gilt. Diese Rücksichtnahme auf da« Mögliche und Aut- sührbar« steht eigentlich im Widerspruche mit dem Sprach», uka» vom t«./W. September de« abgelanf»» Jahre«. E« hat nun auch, wie mau hört, keineswegs an Stimm» ge fehlt, welche die s«s»rtiße „provisorische" Einführung de« russisch» Systems befürworten. Da« hätte wenigstent den Vorzug der Eonseguenr. zu dem man sich aber nicht recht »tschlicß-a z« voll» scheint. Wenn nun einmal di« sieden- hundertjährige deutsch« Eultnr der baltisch» Provinz» der» mchtet «erd» soll, van» scheint «in rascher, entscheidender werden. Am 27. Februar d. I. ist die strategische Eisenbahn von Luninetz (Station der Bahn von Wilna nach Rowno) nach Gomrl (Station der Bahn von Libau nach Romny) dem Betriebe übergeben worden. Die neue Linie ist 283 Werst lang und bilvet eia» Theil der Bahn durch da» Sumpf- und Bruchland Polesie. Die vor einigen Jahren begonnene Be festigung von Dubno in Wolhynien ist, neuest» Nachrichten infolge, nahezu vollendet und schon jetzt verthcidigungSsähig. Es ist damit in unmittelbarer Nähe der österreichischen Grenze eia starker Sperrpuact für die au« dem südlich» Rußland »ach den Weichselprovinz» führende Verbindungs linie gewonnen. Auch der Bau der 50 Werft langen Militair- straße, welche diesen Platz mit Luzk verbind«!, ist beendet. Neben Viesen, für ein» künftigen Krieg zu Lande ins Gcwicbl sol lend» Veränderungen werden der „Post" auch — in Ueber- einstimmung mit anderweit tbeilweis« schon gemeldeten Fort schritten der russischen Marine — von einer milltairisch» Correspondenz folgende weitere Mittheilung» gemacht: .Die russische Flotte wird seit einiger Zeit mit Aufwand bedeutender Mittel verstärkt. Sechsundzwanzig Kriegsschiffe verschiedener Gattung werden im Laufe diese» Jahre« für die baltische Flotte und die de» Schwarzen Meere» fertig, darunter fünf Panze , .Tscht-me",Kaiser Alexander II er- schiffe (.Katharina", »Sinope" Äesängnißstraie verurtheilt wurde, die er in vschin verbüßt hat, ist nach einrr Meldung de» „kuryer Jcznanrki" aus Grund Allerhöchster Begnadigung in seine Stellung al» Domherr wieder eingetreten. * Zur politischen Lage in Bayern schreibt die Münchener „Allgemeine Zeitung": Als der Lultnrkamps in der preußischen Monarchie in voller Hestigkei« tobte „d in Folge besten junge Geistliche und ütudirende der Theclogie massenhaft ihr Vaterland verließen, fand eine uichl aeringe Anzahl derselben in Bayer» ein gastliche- Asyl. Die »nterestaute Thatsache, daß diese „Äörtyrer ihrer Ueberzeugung" in so großer Zahl gerade Bayern, das Land de-„stillen Luliurkainpse«" anssuchten. wo Herr v. Lutz der katholischen Kirche sein strenge« Regiment fühl» läßt, sei nur nebenher erwähnt; es genügt zu con- ftatiren, daß die Herren in bayerischen Seminarieu, wie zu Eichstätt, Regensbnrg, Freifing, ausgebildet, ausgeweiht und dann in der Leel- sorge verwendet würben, gerade so wie ihre bayerischen Sollegen. Die Herren befanden sich wähl dabei» trotz des „kalholikenseindlichen" Ministeriums. Jetzt, da drr zwischen Preußen nnd Rom schon vor längerer Zeit geschlossene Waffenstillstand sich in den definitiven Frieden zu verwandeln beginnt, ist die Mehrzahl dieser preußischen Geistliche» »ach Ihrer Heimath zurückbernfen worden, und eS drängt sich nun die Frage a»f, wie die Herren, die ihnen in Nahe» er. wiesen» Wohlthat» vergolten, wie sie das ihnen so rückhaltlos zugestandene «sylrecht gelohnt haben. Im Allgemeinen muß diej« Frage in günstige« Sinne beantwortet werden. Die genannten Geistlichen kam» ihrem Berufe mit Pflichttreue nach, erwiesen sich sehr verwendbar in der Seelsorge und auf der Kanzel und trug» mit Geschick den besondere» Eigen- thümlichkeitm des iliu» bisher fremde» BolkSstammcs Rechnung. Obwohl sie in der Periode de« Kampfes ansgewachscu waren und die Principien der Opposition gegen den Staat mit der Muttermilch cinsangt», haben sie sich doch — mit wenige» Ausnahmen — in richtiger nnd lackvoller Erkenntniß ihrer Sttnatton von specifisch bähe- rischen politischen Verhältnisse» fern gehalten und sich auch nicht an der Bearbeitung m.o Verbetzung de« Volke» dnrch die Presse betheiligt, wie dies eine Lceblingsbeschästignag Io vieler bayerischer Caplane ist. Ver mögen wir nu» den abzieheud» preußischen Seelsorgern unsere Achtung zu zoll» und unsere Anerkennung nachzurnj». so könne» wir anderer- leits bat Gebühren der ab» erwähnte» Ausnahmen nicht genug brandmarken. Die Diüres« Bamberg besitzt ela» solchen Herrn, der di« Wohlthat oe« Asyl» mit Undank lohnt, der es wagt, tm fremden Land« da» Voll «ege» die Regierung ansznhrtzen, der cs zuwege bringt, sogar seinem Oberhirte» Opposition zu mache«, so zwar, daß selbst preußisch« Geistlich« für solche» Treiben nicht genug Worte de« Tadelt staden können. Und der dorttge Klrrn«, der sich sonst bei jeder Ge- legeudeit grgen „narddentschen Einfluß" aus das Entschiedenst, verwahrt, schenkt den Preßerzeugnisteu dieses Patron» willige» Gehör und läßt sich von einem „Preußen" seine Politik machen! Und so kommt es. daß man dor« einem „Hetzcaplan" mehr glaubt alt dem Papst und dem Regent», daß man immer noch nick» zu ruhigem «»befangenen Urtheil gelangt ist, welche« in dies» schwere« Tagen s» sehr noth- wendig wäre »nd welcheö s» lang« sich nicht einstell» wird, als man sich nicht dem unheilvolle, Einflüsse eines Manne« zu »»ziehen vermag, der als hülfesuchender Geistlicher «ach Bayer» gekommen ist und sich da»» al« „Hetzrrdactrnr^ niedrrgrlaste» hat. » * « * Die militairischeu Vorbereitungen Rußland« in seine» Westprovinzen beschäftigen neuerding« die politisch» wi, die Börsenkreise. Da. wie der Telegraph meldete, auch Großfürst Wladimir bei seiner Anwesenheit in Dorpat aus dir »ilitairisch» Zwecke seiner Reise hin.vie«. so hält e« di« .Post" für nicht u»angebracht, nachsleheud« Mit- theilungeu über di« »ilitairisch» Rüstungen Rußland« im West» de« Reich« wieberzuged»: In den baltischen Provinzen wird «ne vorzug«weise strategischen Zweck» dienende Eisenbahn vor Riga noch P«k«w m»t einer von Walk nach Dorpat führend» Zweigbahn begonnen. Di» Arbeiten soll» «»glichst deschleunigt werd«« nnd find desholb gleichzeitig von P»kow, Riga und Dorpat an« in Angriff g»omm» Word»; man hofft, nock in diese« Jahr« den Bahnkörper bi« zum Beginne de» Winter« sertiazusteüen, so daß im nächsten Jahr« der Oberda» «»«geführt »erd» kann. Späterhin soll di« neue Linie hi« Bologoj« i« Kreis« Porchow verlängert und .Admiral Nachimow"), zwei Kanonenboote (.Siwutsch- und .Bober") und einige Torpedoboote nach dem Modell de» SchiffSlientenant« Jljin. Dt« Werkstätte zu Obucbow ist sehr erweitert worden und liefert nunmehr auch Panzer platten, dock sind für da« Panzerschiff ,Lsche«me" noch zur Hälfte eugltsche Platt» verwendet Word». Diese« kürzlich vom Stapel gelassene Scktff wird mit Einschluß der Armi- rung S Millionen Rnbel kost» «nd 7 schwere Paozergeschütze, 7 Torpedogrschütze und S Hotchkiß-Mitrailleuseu führ». Die meist» neue» Schiffe und namentlich die schwer» Schlacht schiffe treten zur Flotte de« Schwarz» Meere«, aus der» rasche Verstärkung man besonder» bedacht zu sein scheint. Auch für die untere Donau sind in Schweb» zehn stach» gehend« Dampfer zu ISO Pserdekrast und dreißig große Barken bestellt worden» welch« ein« für die schwierigen Ge wässer de» Mündungsgebiete« diese« Strome« leistungsfähige Tra»«port-Klottille bilden werde»." * Zum Züricher Schlosserstreik bringt di« „Neue Züricher Zeitung" außer drr Mittheilung, Laß die Zu- mmntungsadreffe an die Regierung, weg» ihre« Verhalten«, bisher 2l.S»7 Unterschriften erhalt» habe, ewige recht wtereffant« Auslaffung». Zunächst citirt sie, wa« das Zofiaoer Tageblatt", ern vemokratische« Organ, Über die Brtheiligung derAuarchisten au jenem Streik sagt: „Daß tm Echlosserstrelk io Zürich Anarchist» die Hände im Spiele haben, zeigt wieder deutlich die letzte Echützenhansversamm. lung, wo zwei Anarchisten hintereinander ausgetreten sind und ihre Ansichten zum Besten gaben. Daß ehrliche Arbeiter solcheMordprediger unter sich nur eine» Augenblick dulden, ist »u« gänzlich unbegreiflich. Auch ist uns ttnbegretslich, warn» man »nr die sremdenAaorchisten angreist» di« einheimischen aber in totaler Mißkennuug der Rede- freiheit tnhig gewähren läßt. Vergißt sich ein ruhiger Bürger im Gespräch einmal nur rtn wenig gegenüber dem Ander», so kann ihm dieser sofort den Proceß machen. Dagegen darf Einer na- gestraft seine Lehre vom Dyaamitwersen predigen nnd seine Sym- pachte za feige» Mordbnbra belennr». I» den Bereinig!» Staaten Hot man Aosang» über diese Leute auch gelacht nnd sie ungefährlich >ehalteu. Aber seitdem sich die Frücht« dieser Sorglosigkeit so nrchtbar zeigten, macht mau dort kurzen Proceß." So diese« demokratisch« (l) Organ. „Einer vom Lande" schreibt der „Neuen Züricher Zeitung" betreff« der Aniheilnahme de« „Bürger« Eonzett", bekanntlich de» Repräsentant» der städtisch» Demokratie in Zürich: „Wollen wir aus dem Lande de« Unkrauts los werden, so packen wir es mit der Wurzel. Getrau» sich unsere Behörde» in Zürich nicht dasselbe zu »hu»? Darf Loazett noch lange srine Hetzpauken im allen Schützenhanse laslasten? Wäre eö nicht bester, denselben wegen Aniwiegelei, Hetzerei >e. eiumal seftznnehinen. al» zuzuwarten, bl« die Maste» wieder versührt, verlritet, zu Exceste» übergehen?" Hieran auknüpsmb, bemerk die „Neue Züricher Zeitung" ihrerseits: „Sir glanbea anch. wie drr Einsender, daß da« Treib» de« Bürger« Lonzett gemeingefährlich ist, da et den Llassen- liaß schürt, die Arbeiter in steter Aufregung hält und sie zu Aus schreitung» reizt. Aber Bürger Lonzett ist ei» schlauer Fuchs, er läßt sich nicht so leicht packen; denn er versteht es meisterlich, in sein» Organen nnd in Volksversammlungen dieArbeiter gegen Gesetz und Bedörde» ansznhetz», aber nie mit solchen Worten, daß man ihn daran packen küuntc. Eine formelle Geietzetverletzuiig wird ihm schwerlich nachzuweiscu sein. Er geht immer bis hart an di« Grenze, nie darüber hinaus. Er wriß ja schon, daß srine Worte den gewünschten Lin- druck machen, daß die Zuhörer de» richtigen Dian verstehen und den gesponnen» Faden weiter spinn» werd». Davon zeugen auch die aus Lonzett folgenden Redner, die immer viel weiter gehen al» er selbst und den» er dann, wenn ihm die Sache zu gefährlich scheint, wie es tu der letzten SchützeiihauSvrrsammlung geschah, da« Wort zu entziehen pstegt. Bürger Lonzett kno» sich sogar daraus beruseu, daß er schon abgemahat und dt« Arbetler zur Ruh« ausgesordert bade. Das hat er bei de» letzte» Ausschreitung» gethau, sei es, daß er vor den Folg» seine« Auftreten« Angst bekommen, als er Ernst galt, sei e«, da« er glaubte, sein Abmahnen halte zwar die auf geregten Leute nicht zurück, könne indrß doch zu seiner Bertheidigung in alle» Fällen etwa« nütz». Ob rr sich, wie da» von Leuten seine« Schlages z» geschehe» pflegt, ganz drücken wird, wenn die Arbeiter di« Lehre», die sie von Eonzett empfangen, in die That umsetz«« wollen, das kann mau ja nicht Voraussagen. Aber That sache ist, daß er der Hauptapostel des socialrevolutio- iiairen Geistes ist, der sich leider eiars Theilc» unserer schweize- rische» Arbelterbevölkeruag bemächtigt Hot, und daß der größte Theil der Beraiitwortllchieit säe all« bisherig» Ausschreitungen aus ihn znrücksällt." Sollte es bei uns zu Lande — meint die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" — nicht auch Leute geben, welche die Rolle spielen, di« in Zürich der „Bürger Eonzett" über nommen hat? * lieber ein angeblich geplante- Attentat auf den König Humbert von Italien meldet der römisch« Eorrespondent der „Nalionalzritung" vom 14. Juli: „Durch Mailänder und durch römische Blätter wurde die SeasationSnachrichl verbreitet, daß auf der Scklcßwache zu Monza ein Unter- ossteier ein» Selbstmord versucht habe, weil er von irgend einem republikanisch» Verein, Vesten Mitglied er war, den Auftrag erhalt» hätte, den König zu crinorden. sich jedock» weigerte, die ihm ausgetragene Schandthat zu begehen und durch sein» Selbstmord der Rach« de« Vereine» sich zu entzieh» suchte. E« wird hinzuaesüat, daß er in einem Briese an Len König die beabsichtigte Mistelhat bekannte, und daß der König diesen Brief der Staatsanwaltschaft in Mailand überschlck» ließ. Die Verwundung de« Unglücklich» soll eine so schwere sein, daß sie jeden Zweifel an seiner ernstlichen Absicht eine« Selbstmorde« aulschließ«. Die »fficiüse Presse war sogleich mit einem Dementi bei der Hand. Da jedoch dir Manier, auch bestbewiesmr Thatsachen abzuleugnen, den ossicivs» Dementi« allen Eredit genommm hat, sieht man in dieser Ableuanuug eine indirecte Bestätigung der sensationellen Nachricht. Aus alle Fälle sind weitere Äusklärunzm abzu- wartm." — Von anderer Seit« wird über dies» Vorgang di« jetzt nicht» gemeldet. » Au« Brüssel. 1«. Juli, schreibt man der .Dcssischeu Zeitung": Zwischen dein König und dem Ministerium ist e» anläßlich der Schulfrag« seit einigen Tagen zu arg» Reibung» gekommen. Drr König hatte vor einigen Monaten, um mit der Aufhebung .unnützer" Elementar schulen. die im Lande böse» Blut machten, ein für alle Male abzuschließen. unter Zustimmung de» Ministerium«, einen Gesammtdericbl eingesordert und die darin gesorderle Aus hebung von über 100 Schul» genehmigt. Jetzt unterbreitete ihm der Minister de« Innern abermal« 22 Erlaste, die Schul» ausheben sollt». Der König lehnte auf Grund der getroffen» Abmachung der» Unter^ichnung ab. Der Minister ermäßigte die Zahl auf acht, aber der König lehnte auch da» entschieden ab, und dabei ist e< bi» jetzt geblieben. Die katholische Presse greift in Folge dessen den .König, der seine Stellung mißbraucht". Wie die .Hos-Kamarilla" die den König bestärkt, aus da« Schmählichste an. Da« vom Depulirlen Jacob« rrdigirt« einflußreiche Antwerpens Journal „L'Escaut" erklärte beute in gewohnter Feinheit: „König Leopold sollt« »blich begreif», daß e« ferne erste Pflicht ist, dm durch die Dahl« so kl«r ausgesprochen» Willen der Nation zu acht». D« Anfrechthaliung der constitutiooellm Monarchie ist nur unter der Bedingung möglich, daß der König al« der Erst« die Rechte der Majorität» achtet." * Von der französischen Grenz«, 1L. Juli, wird der .Allgemeinen Zeitung" geschrieben: Frankreich und Italien sind dahin übereingekommen, beiderseitigen Botschaften einen „Marine-Attachs" beizug General Menabrea. der Botschafter Italien«, hat bereits den l nischen Frcaatteu-Eapüaiu Mirabells dem Präsident» der Republik, sowie dem Marine- und dem Kriegsmtuister vorznftrll» Leranlassung genommen. Dir italienische Flotte ist bei einem evenluell» sranzüsisch-italienischen Kriege berufen» die schwere Ausgabe zu er füllen. die langgestreckte und an vielen Stellen sehr zugängliche Küste Le« italienischen Festlandes, sowie die Inseln Sardinien und Sicili» vor französischen Landung», und ZerstSrnugssMeruehmungen zu schützen. Frankreich hat dnrch mnsaffrnd« Anlagen bei Toulon und Marseille sich in dt« Lage gesetzt, in wenig» Tag» eine größere Anzahl von Division» für Expedtttouszwüke elnzuschisfcn. Die aeaeuseitige Zusendung von Marine-Attachä« entspricht einem von. beiden Seiten schon lauge gehegten Wunsche, da ja auch Italien in Folge seiner großartigen Entwicklung ans dem Gebiete der Kriegsflotte und der zahlreich» Küstenbefestigungen der Franzos» viel zu — spioniren giebt. Es ist doch ein eigenihümliches Ding, diese gegenseitige Beglaubigung officteller Recoanoscirnngs- osficiere, als welche doch recht eigentlich die bet d» Gesandtschaft» angestellten Militair» nnd Marine-Attachss za gelten haben. — Der Lice-Admiral Lasout, welcher bei de» tm Mai und Juni staltgehabtru großen Lorpedo-Bersuchsmanöve» bet Toulon das Panzergeschtvaücr des Mittelmeeres commandirt hatte, und sein Gegner, der Contre-Admiral Brown de Lolftou», Eommandont de« Torpedo-Versuchsgeschwadcr-, sind »ach Pari« beruf» worden, um auf Brnnd ihrer eingereichtea Berichte und gemocht» Erfahrung» mit dem Marineminifter, Admiral And«, über die im Torpedo- Wesen vorzunehmenden Reformen und Neuerungen eadgiltig zu be rochen. Beide Admirale sollen auch direct in der Budgetcommissiou gehört werden, was daraus schließen läßt, daß für das Torpedo »nd Torpcdo-Schutzwesen nicht unerhebliche Lredile werden bean sprucht werden. — Der Mariueminister Hai einen Lontre-Admirol nach Corsica entsendet ..zur Einrichtung der maritimen Berthei- digung dieser Insel." Diesem Admiral soll der Oberbefehl über alle an den corsischen Küsten bestehenden Marine-Einrichtungen und alle- dort stationirte Flottenpersonal erthrilt, drr bisherige „Marine- Lommistär" aber seiner Siellung enthoben worden sei». — Die ans 33 Mitgliedern bestehende Commission de« gesetzgebenden Körper« hat von dem neuen Armee-Reorganisationscntwurf die ersten Abschnitte bereit» berühr» und dabei den Paragraphen, welcher die dreijährige Dienstzeit (statt der bisherigen fünfjährigen) in der mt'vea Armee einführl, angenommen. Eine längere Debatte knüpfte sich au die Abstimmung bezüglich de« Wahlrecht« drr Soldaten. Nach dem gegenwärtig bestehenden Gesetz ist die Thrilnahme an Wahlen allen „Militair« unter drr Fahne, Osficierea wie Soldaten" ver- bol». Ein ministerielles Rundschreiben hatte nicht« desto weniger -llea auf einen Monat und darüber beurlaubten Militair« das Recht zneckanut, mitzuwählen. Die vorig« Kammer hat dagegen dies« ministerielle Verfügung für nichtig erklärt. Das Boulaiiger'schc Neorganisalionsgrsetz, welche« der gegenwärtigen Kammer zur A>.- uahme vorliegl, schweigt über da« Wahlrecht der Militair« gänzlich. Die Lonsequenz davon wäre, daß den Militair« das Wahlrecht vorenthalteu sein würde. Ja der Commission ist die Frage daher auf eigene Initiave angeregt ward». Kein LommissionSmitglicd hat für da» Wahlrecht der Soldaten gestimmt, vier Mitglieder stimmten jedoch für daS Wahlrecht der Osficiere. Schließlich erklärte die Mehrheit sich für die Ausübung des Wahlrechts von Seiten beurlaubter Soldaten. Nutzanwendungen au« dem glänzenden Ver laus der Parade auf den Longchamp«, welche man der öffentlichen Meinung Frankreich» mundgerecht zu macken sich bestrebt zeigt, ist die Ehrenrettung Le« Tonkin-Unler- nehmens. Sehr bemerkmswertye» Eifer nach dieser Richtung hin entwickeln namentlich die Opportunisten, die sich s. Z. bekanntlich mil der Tonkinafsaire geradezu idenlijicirlen und sich heute noch nicht darüber beruhigen können, daß da» Ministerium Ferry wesentlich an dieser Sacke zu Grunde ging. Der begeisterte Empfang, dessen sich aus dem Parade- >civ gerade die Tvnkinveteran» seit»« der Volksmenge zu ersreuen Hallen, gilt den opportunistischen Preßorganen al» vollmerlhiger Beweis, daß c» nur -in künstlich gemachter Unwille war, den die Feinde de» Herrn JuleS Ferry gegen da» colonialpolitische System diese« Staatsmannes in» Feld führten. Ta» mag bis zu einem gewissen Grade zutreffend allein den Acclamationen. die den Tonkinkämpsern am 14. Juli zu Theil wurden, lag doch auch eine erhebliche Dosis von Chauvinismus zu Grunde, der in dm aus Tonkin hrim- aekchrt» Truppen wohl weniger die Sieger über ostasialische Gegner, al« überhaupt die siegreichen Söhne Frankreich« feierte, die dereinst berufen sein könnt«, ihre in Tonkin anderen Schlachtfeld«« da» ein Punct, über Len die großen politischen Pariser Blätter, tm Einklang mit der Meinung aller urtheiltfähigeu Politiker, still schweigend btnweggeben. um desto behaglicher bei dem, für da« jran.vsische Ruhmbedürsniß und materielle handels politische Interesse schmeichelhaft» Seil» der Tonkinangeleg»- heit zu verweilen. Von einer Abneigung der Bevölkerung zeg» überseeische Aclionen kann schon seit geraumer Zeit keine Rede mehr sein, im Gegeutheil wächst «unuterbroch» di« gepflückt» SiegeSiorbeer» aus zu vervollständigen. Jndeß ist
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