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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-07
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. ileöartisa und Lrpetiti« JohanueSgasie 8. Aprrchftua-ku der Lrdarti,»: Vormittag» 10—19 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. tzlir dt» «ua,»d» »>n,ki»nd>rr M-nui-ntt« die stedacti»« nicht »«twrUch. ft« «>r»«tz«e »er für »ie uichstf,l,e,fte Nummer »eftimmt«, 2»« reale a» Wochentage» di» Ü Uhr Nachmittag«, au Lara- un« -cfttageu früh hi»'/,» Uhr. 3u deu Filiale» für Jus.-Lunahme. Otto Klemm, Uaiversilättstraße 1. Laut« Ldfche, Karhanneustr. Lj. p. n»r »t« '/,S Uhr. ^-28V. ripriger. T«gcl>lalt Anzeiger. Organ filr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mefi-Anflage LS,?S0. Abonnnnentspreis viertelj. 4V, Mk. uicl. Bringcrloha ö Mk., durch die Post bezog«» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Hs. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren jiir Extrabeilagen lin Tageblaii« Format ge'alzt) ahne Postbesürdrrung 50 Mt. Mit Postbesörderung 60 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 26 Pf. Größere Schriften laut uuj. Preisverzeichniß Tabeüartjcher u.Z,fferasatz nach Höhen»Tarif Lerlämeu «ater dem RedartiouSstrich die »gespali. Zeile bOPf., vordeaFamilienuachrichtea die Vgeipalieoe Zeile 40 Pf. Inserate sind net» an die Nxpeditia« zu jendeu. — Rabatt wird mchi gegeben. Zahlung praeuumeraacli, oder durch Post nachnahme. Donnerstag dm 7. Oktober 1886. 8V. Jahrgang: Amtlicher Theil. Vekauntmalhung, die Bezahlung der I««robiliar-Brandcaffe»- betträge bete. Für den diesjährigen zweiten, aus der» 1. Oktober fallenden Hebetermin ist bei der GcbaudeverfiöhernngS- Abtbeilung Sia Pfennig und bei der freiwilligen Versilberung Einundeinhalb Pfennig von der BcttragSemhett zu erbeben. Cö werden deshalb alle hiesigen Hausbesitzer resp. deren Stellvertreter «mfgesordert. ihre Beiträge spätesten« binnen 8 Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stavl- Steuereinnahme bei Vermeidung der sonst eintretenven Zwangsmaßregeln abzusühren. Leipzig, am 28. September 1886. Der Ratb der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Koch. Ausschreibung. Für den Schlacht- und Bieblws werden die nachstehend bezeichnet«,, Arbeiten bierdurch öffentlich ausgeschrieben: t) Klempner-Arbeiten für das Verwaltungsgebäude, 3 Beamtenwohnhäuier, das PsörlnerhauS, die Groß- viebschlachtkalle und das SanitätSschlachthauS. 2) BlitzableitungS-Arbeiten für dieselben Gebäude, 3) Schmiede-Arbeiten für o,e Großviebschlachtballe. Die Unterlage» sind gegen Erlegung von 1.50 für die aci 1 und von 0.50 für die ack 2 und 3 bezeichneten Arbeiten vom Schlachthosbau-Burcau an der Kaiserin-Augusta- Straße zu beziehen. Die Angebote sind in Form und Bezeichnung nach Maß gabe der den AngcbotSsormularen beigesüqten Vorschriften zu behandeln und bi« zum 20. October d. Ä-, Mittag« 12 Uhr in der Nuntiatur deS Ralhhauscs abzugcben. Wir behalten un» die Auswahl unter den Bewerbern, bez. auch die Theilung der Arbeiten, sowie die Ablehnung sämiutlichcr Angebote vor. Leipzig, den 6. October 1886. Der Aath der Stadt Leipzig. l». 5763. vr. Georgi. Gringmuth, Assessor. Drkauntwachuug. Die Lokalitäten der Rechnung«. «,» Lassen Verwaltung der Ga-anstalteu (Rillerstraße 6. I.) bleiben wegen vorzn- nehmender Reinignag, mit Ausnahme de« Bureau« für BcleuchtunqSwesen Eoauabeud, de» S. October dS. IS geschlossen. Leipzig, am 1. October 1886. DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalte». Vekallillmachung. Mit Genehmigung der Königlichen Ämlshauplniaiiujchajt wird dieElffabeth-Allee sür deu Fatzrverkchr wcgeu »olhweadiger Arbeite» aus derselben bis auf Weiteres gesperrt. Kleiuzschocher, de« 6. Octob-r 1886. Dir N,tter««tS»erwaltong. Dtkanntwachullg. Zm hiesigen Rathdause ist noch die dritte Etage, bestehend aus 6 Zimmern nebst Zubehör, sür den jährliche« Preis von SOO zu vermiethen. Näheres Rathhau-, Zimmer Nr. 7. Plagwik, am S. October 1336. Der Gcuieiudevorftaud Uhlig. Bekanntmachung. Der von Leutzsch nach Wahre» märende TommunIcationSweg wird wegen Einbauung einer Wöldichleuße und Ausschüttung der Straße aus der Strecke von Leutzsch »iS zu« Bahnübergang sür alle» uubesugte« Fährverkehr vom 7. d. M. ab l»S aus Weiteres gesperrt und der letztere aof die von Baraeck au» nördlich de» Bahnhofs Leutzsch führende Straße verwiesen. Soweit angänglich, wird vorläufig der Verkehr von leichtem A»hr»erk bi- zum Restaurant „Waldhof Barneck" aus der bezcich- »eien Wegstrecke noch gestattet. Leutzsch, de» 6. October 1836. Der Gciucuidevorsland. Uhlig. Bekanntmachung. In der Nackt vom 2. zun, 3. Ociover er. ist in der Postageittur aus Bahubos Klitzschmar von jedenfalls mehrere» Personen «in Ein bruch verübt worden. Die Thäter haben euie» Geldbries mit 2160 Mark, bestehend auS einer alten RcickSbankiiole zu 1000 11 neuen Reich-banknoteu zu je 100 .st, einem Eassenicheine zu 50 und zwei Lassenicheinen zu je 5 ferner eliva 40 X baar. 45 Freimarken zo 3 >4- b Stuck zu 5 -H. eiwa 3.X) Stück zu 10 25 Stück zu 80 50 Stück zu 25 und 58 Stück zu 50 ent wendet. Am Otte der That stad eiu Meijel. ei» Dieirich, ein Horn, knops uad eine vo» rußigen Händen beschmutzte Schachtel schwe discher Streichhölzer vorgesuude» worden. Jeder, der über die muthmaßlichen Thäter Au-lunst zu geben oder Verdachtsmomente gegen bestimmte Personen anzoiuhren ver mag. wird gebeten, davon schleunigst zu den «c»e» 2 2032/86 hierher Nachricht zu geben. Halle a/S„ de« 4. Oktober 1886. Königliche Staatsanwaltschaft. Nichtamtlicher Theil. General Laulbars in Losia. Die Vorgänge in der Volksversammlung vom 3 October in Sofia haben gezeigt, in welchem Sinne der Abgesandte Rußland» seine Ausgabe ersaßt hat und zu lösen gedenkt. Er maßt sich an. da« angeblich irregeleitete und von Nihi listen unter eine Schreckensherrschaft gebeugte bulgarische Volk über dessen wahre Bedürfnisse und die Bedingungen seiner Wohlfahrt auszuklären und zu belehren einzig und allein vermittelst der Wucht, welche der Wille de« russischen Zaren aas ein an Zahl kleine« und aus seine eigene Kraft ange wiesene« Volk auSüdt. Daß diese« moralische Mittel allein »icht ausreicht, hat der Verlaus der Versammlung vom 3 Oc- I tober dargethan. General Kaulbar« sah sich genöthigt, dem I Unwille» der Versammlung zu weichen, ohne etwa» Anderes I als die Kräftigung de« Widerstande« und de» Streben« I der Bulgaren nach Freiheit und Unabhängigkeit voa der russischen Beglückung erreicht »u haben. General Kaul bar- hat sich durch seinen ersten entschiedenen Mißerfolg als Volksredner nicht von dem Vorhaben abbriugen lasten, seine Bemühungen in der Provinz sortzusetzra. Er tritt aber seine AgitationSreise nicht ungewarnt an. Dn Minister de« AuS. wärtige», Natscdewilsch, hat ihn ans die Gefahren aufmerksam gemacht, denen er sich als VolkSredner auSseye, der General pocht jedoch aus die Macht Rußlands und aus den moralische» Einfluß, welchen der russische Name verbreitet. Es scheint, daß ihm das Unpassende seines Auftretens und der daraus entstandenen Laae gar nicht zum Bewußtsein gekommen ist. Je größeren Werth er aus seine Eigenschaft als Vertreter des Kaiser« von Rußland legt, um so weniger durfte er sich der Möglichkeit auSsetze», daß sein Auftraggeber in seiner Person beleidigt wurde oder daß man ibm unebr- erbietig begegnete. Der General nimmt aber die Sache nicht so genau, ob man ihn niederschreit und ihm in der unzwei deutigsten Weise Zeichen von Unwillen und Entrüstung zu er kenne» giebt, kümmert ihn nickt, wenn er nur schließlich mit heiler Haut davon kommt. Vielleicht saßt man sein Auftreten in Petersburg anders aus. es sei denn, daß er lediglich die ihm ertheilien Weisungen befolgt hat. DaS Wiener „Frembenblntt" nimmt an, daß Kaulbar« den ihm ertbeilten Auftrag mißverstanden hat und daß man sein Austreten in jener Volksversammlung in St. Petersburg verwirft, und äußert sich bei dieser Gelegenheit in so ent schiedener Form zuungunsten deS Generals, baß die Annahme gerechtfertigt erscheint, die österreichische Regierung, al« deren Organ das „Fremdenblatt" gilt, wolle genau die Richtung einhalten, welche der ungarische Ministerpräsident v. TiSza ia >einer Antwort auf die Interpellationen der Neickslagr- abgeorvneten al» die Grundsätze der österreichischen Orient politik verkündet hat. Tie Kritik de» „Fremdenblatlc«" ist bestimmt und schneidig, sie erklärt da« Auftreten des Generals Kaulbar« in der Volksversammlung alö nicht geeignet zur Versöhnung und betont, daß Bevollmächtigte immer nur bei den Regierungen, nicht aber bei de» Volksmassen beglaubigt seien. Deshalb verurtheilt daS .Fremdenblatt" auch die beabsichtigte AgitationSreise des General« in dir Provinzen. Außerdem findet da« „Fremdenblatt". daß Kaulbar»' Auf treten den Grundtendenzen de« Berliner Vertrage« nnver spreche. und endlich ertheilt ha» Blatt der bulgarischen Regentschaft da« höchste Lob, da sie ihri schwierigen Ausgabe, sür die Erhaltung der Ruhe zu sorgen, bisher mit Geschick gerecht geworden sei; sie könne deshalb rubig die Verantwortung, die sie übernommen, trage», denn sie habe die erforderlichen Rücksichten aus die Mackste genommen u„b zeige das Streben, den gesetzliche» Boden zu behaupten. ES ist wichtig, zu constatirrn. daß in dieser Kritik der Handlungs weise der Regentschaft zugleich die indirekte Anerkennung der selben als solcher liegt, während die russische Regierung bis her Alles vermieden hat. was in diesem Sinne gedeutet werden könnte. General KaulbarS ist nicht de, der Regent schaft als Abgesandter Rußland- beglaubigt, sonder» emsach an Herrn Natschewitsch gewiesen worden. Die russiiche An erkennung der bulgarischen Regentschaft sollte vom Wohlver halten desselben abhängig gemacht werden. Zwischen den Ansichten de» Wiener „FrcmdenblalleS" und denen de- russischen Regierungsorgan«, de« „Journal de St. Psterdbourg". findet sich ein sehr bcinerken-iverther Unlerschiev. In dem der Rede deS englischen SchatzkanzlerS Churchill gewidmeten Artikel diese» Blattes wird die bulgarische Re gierung eine Bande vvn Agitatoren genannt, welche die Gewalt in Händen habe; solchen Leute» könne man nicht gestatten, gewaltthätige Acte unter dein Schein eines »gesetz lichen UrtheilS gegen Personen zu begebe», die nicht ihrer Partei angehören, ebenso wenig könne man ihnen die Zusammenberusung der Wähler uuter der Her»schast de» Kriegszustände- und des Schreckens überlassen, um ein- Ver sammlung zu wählen, welche die Misjelbaten dieser Männer bestätigen solle. Die bulgarische Regierung wirk schließlich al- eine Gemeinschasl von Diclalorcn bezeichnet, die sich der Gewalt bemächtigt haben und diese auch behaupten wollen. Der spöttische To», in welchei» das Journal de St Pstersbourg" v,e Rede Churchill'S in Darlsorv behandelt, er klärt fick zur Genüge an« der widerspruchsvolle», schwanken den Politik, welche England seit eine, R->hc von Iabren be folgt hat, und gew'ß sehr gerechtfertigt ist die Bemerkung de- russischen NegicrimasorganS, daß es dem Sulla» schwer wer de» würde, die vo» Churchill verkündete Politik iiiil der Für sorge. welche die Tories sür die Ini-grität des ollomanischcn Reiches Kege», in Einklang zu bringen. Aber durch diese» Hinweis ans die Vergangenheit wird die gegenwärtige Hallniig des englischen Cabincl» und die Berechtigung derselbe» noch nicht verurlheilt. und Rußland hat an, aller wenigsten Ursache, England seine Sünden gegen die Türkei zuin Vorwurf zu machen. Eine Tbalsachc von Bedeutung ist unzweifelhaft, daß sich in der neuesten Zeit eine Annäherung zwischen England und Oesterreich-Ungarn vollzogen hat aus der Gruiidlage der Aus- rcchlhallung der Selbstständigkeit der Balkanstaatcn. Ruß land gefährdet diese Selbstständigkeit i» der unverkenn barsten Weis«, indem es den General KaulbarS zu den schwerste» Eingriffen in die inneren Angelegenheiten Bul garien» beaustraql hat. Solange Vas „Journal de St. Pstlers- bourg" nickt gesprochen batte, konnte man hosseu. daß die russische Regierung durch Abberufung des Generals und durch die Vernrlhcilnng seines AuitrelenS rmc Brücke zur Versöhnung der feindlichen Gegensätze baue» werde, aber nachdem da« Journal die Regenten zu einer Banve von Agitatoren gestempelt hat. welche ihre Gewalt mißbrauchen, ist eine derartige Hofsnung ansgeschlosie». Rußland fordert von England, daß e« seine Bemühungen, in Bulgarien Ruh« zu schätzen, unterstützen, also sich mit Allem, was aus Rußlands Bcranlassnng dort geschieht, einverstanden erklären toll. DaS ist aber nach Allem, wa- seit dem 21. August durch Rußland« Schuld in Bulgarien verändert worden ist, einfach unmöglich. Rußland versolgt taS Ziel, die Baikanbalbiiisel in seinen Machtkrei» elnzubezieben, mit so großer RuckückttS- losigkeit und unter gänzlicher Mißachtung entgegenstebender Interessen, daß aus eine Versöbnung der einander gegenüber- stehenden Kräfte kaum noch zu kosten ist. Da« Opfer deS Fürsten Alerander war ganz vergeblich, Rußland ist »ur zu frieden zu stellen, wenn die BertragSiuächte e» >n Bulgarien nach Willkür schalten und walten lassen. Dazu is: aber weniger Aussicht als jemals zuvor, und deshalb dürfen wir der weiteren Entwickelung aus der Balkanbalbinsel mit Spannung und nicht ohne Besorgniß entgegensetzen. * Leipzig, 7. October 1886. * ES ist beschlossene Sache, daß auch dem nächsten Reichstag gleich bei Beginn der Tagung der Reichs- haus halt vvrgelegt wird; anfänglich lag e« in der Absicht, auch die auf da» Heer bezüglichen Entwürfe wegen ihre« naben Zusammenhanges mit dem Etat gleichzeitigeinzubringe», doch dürste dies sich kaum ermöglichen lasten und wird die Vorlage jcdenjallS zu einem späteren Zeitpunct erscheinen. Der Etat des Auswärtigen Amte- dürste mehrere neue Aus stellungen enthalten, dieselben, sollen sich indessen nur aus die Consulate beziehen; hier sind mehrfache Erweilerungen in Aussicht genommen, es handelt sich meist um die Nmwanblnng bestehender Consulate in BerusSconsulate und um Schatzung einzelner »euer Stellen. Zn allen einschlägigen Fällen batte »>a» eS mit dringenden Bedürfnissen zu thun, welche durch die Hanvelsverhältiiiste geschaffen waren. Es wird sich wohl nicht allein »>» die angekündigte Schaffung eine- zwetten Con- sulateS sür Bulgarien handeln. * Mit der Leitung der Geschäfte deS ReickSsckatz- amtc» ist vorläufig der preußische Finanzminister Herr von Scholz betraut worden. * In einem Leitartikel der „Norddeutschen Allge- meinen Zeitung", welcher es ein Glück sür die Well »aiinte, daß die große Politik nicht von der Presse und deren Leitern oder von parlamentarischen Parteisührer» gemacht werde, hat der „Petzer Lloyd" einen Angritz aus die ungarische Verfassung und die Interpellationssnibeit erblickt, wohl, »u» durch diese Diversion die Aufmerksamkeit seines Publicum» voa Bloßen abzuleiilen. die er sich vorher ge geben. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erwidert nun hieraus in einem ossiciüsrn Leitartikel, dessen bemerkenswerthen Schluß wir im Folgenden mittheile»; er lautet: Wir haben die Thal sacken hervorgehoben, daß daS deutsch- österreichische Bündnis, um deshalb scftsteht, weil eS »icht mit den Parl-im-nten und der Presse geschlossen, sondern weil eS der AuS- druck der Freuudichast der beiden, in de» Personen ihrer Souveräne verkörperte» groben Reiche ist. Dari» besteht die Bürgschaft seiner Dauer, »nd wir würden ihm einen Werih nicht beilege«, wenn es auder« wäre. Dre porlamentorische» Freiheiten eine« jeden Lande» und die Praxis, mit welcher dieieldc» gedoudhabt «erd«», »uteressire» andere Lander immer »ur msowett, al« sie aus beste» Geschicke eine Rückwirkung ausüben, d. h. niiowen, al- die au-wärlige Politik des beilieiligleu Landcs von ihucu beherrichi wird. Engraud ist das Batcrlaiid der parlameniariichen und publirlsirichen Ungebundenheit. und dieselbe wird dort in Bezug aus auswärlige Berhällnisie ohne Widerspruch noch dem Bedünniß der jedesmalige» Regierung, man kann säst sage» nach deren Wünschen, behandelt. Dennoch ist es evident, das; die Lchmieriqkcne», welche England heiilzulagc findel, sichere und dauernde Beziehungen zu besreundelen Regierungen zu schaffen und als Unlerlage der eigene» Politik zu benutze», wesentlich beding! sind durch die Ungewißheit, welche trotz der erwähnte» englischen Gepflogenheiten in dein Wechsel der parlamentarische» Maioriiäle» lieg«. Deutschland bietet seinerseits starke Anraichaiten suc drc Stetigkeit seiner au-wärl>gen Politik: um sich aber kneiclbe» z» bewahre», bedars es auch der Sicherheit, daß die answailigen Begebungen, aus welchen sein Vertrauen und seine Politik beruhen, nicht von dem wechselnden Stande der Public>stik und der parla mentarischen Mehrt,eilen abhängig leien. * Den Ultra montanen scheint die Zeit gekommen, sich sür das Zuckerbrod, mit dem sie seither sv reichlich vor» ,Neichsbole»" und seinen Leuten gefüttert worden, durch Peitschenhiebe zu bedanken. Sv leien wir »n der „Germania" : „Hojprediger Stöcker liebt es, sich mit den Thalsachen i» Widerspruch zu setzen, und es kommt ihm gar nicht daraus an, von der Sol»mer»r>sche ,n Parlenkirchei, an« die gute» , lieben Berliner z» loben. »>» dann in Danzig Berlin in trübster Beleuchtung zu zeigen. Bei ihm ist man solches nachgerade gewohnt, indessen Hünen wir nicht geglaubt, daß dieie Manie noch einer Steiaerung faltig wäre Herr Siöcker bat aber am Freitag in einer Bersammlung der Eb> iillich-Socialen gezeigt, daß er mitten i» dieser Steigerung drin Ni. Alle Welt ist von Angii eriüllt wegen de« Wachse,is der Umsturzbemegung. Die Sociolpolttiker sind mit Energie dabei, Mittel aiiszusi.inen, »m der Ausweitung der Socinlüeniokralic zil begegnen, der Staat aber ver anqt die „nieder'chinetlervde Energie der Gewalt," wie Minister von Puitkamer sich aiirdrückle. um die jocialdeinvkr,Nische Bewegung niederzu- doltcu. Umionst. dieselbe schreitet fort, sie zeigte I» Berlin eine große Berbreituiig und Bertieiunq. Ach was. denkt Herr Stöcker, und erklärt kurz »nd bündig: Die Soeialdemokratte ist nur eine komische Figur! Ware die Z„t nicht jo surchlbar ernst, dann könnte ma» über die Komik Siöcker's lacke», der die Sveialdemokratie io hinftclll, um im »ämlichen Alhemzuge zu erklären, die Social, demokralie sei auch eine unmoralische Figur Ist eine io »»ensiv und extensiv zunedmende Bewegung unmoralisch, jo ist sie doch wahrlich nicht komisch, sondern eine Gefahr sür daS ganze Staats- leben." Die „Germania" schreibt zuletzt: „Neulich hörten wir einen gutgesinnte» Deutschcsnservativen sagen: „Stöcker thüle am besten, wen» er in Partenkirchen bliebe." — Sv die „Germania". „Colile auch — schreibt die »reiconservailve ..Pott" — der öffentliche Ausdruck der stürmischen Verehrung, welcher jetzt allerding« ausfällig laut »nd geflissentlich Herr» Stöcker von einigen Organen der veutschconservativen Partei knndgegeben wird, einen „Widerspruch mit den Thatsachcn" dartzellen?" * Gegen den AintSgerickttsralh Francke in Ratzeburg soll >etzt. wie die „Bossijche Zeitung" bemerkt, auf Anordnung de» IustizmunsterS die Disc,ps»'arunleriuchung bei dem Oder- tandesgerlck» in Kiel eingeleitel worbe» sei». * Wir haben kürzlich auf eine Münchener Corrcspondenz der „Germania" ansmerksam gemacht, die gehässige Andeu tungen ans die Vergangenheit de» Lyceal-Dirsclors PrvscssorS Dr. Ritller und k»e Androhung weiterer Enthüllungen über daS Leben Rittler's enthielt, desselben Mannes, der Jahre hindurch Fübrer der bayerischen Ultrainontanen (der sogenannten „Patrioten'-Froclion) war und als solcher vvn der ultra montanen Presse unangesocblen blieb, bis jetzt aus einmal, nachdem vr Ritller sich vo» der Fraktion getrennt, die ultra- mv itanen Blätter sich aus die schmutzige Wasche de« ihnen unbequemen Politiker» stürzen. Die „Germania" lehnt jetzt die Veraittworllichkeil sür den Inhalt dieser Correspondenz ad und hebt hervor, baß die Correspondenz sich weientlich auch aus AnSlasjungen de« „Fränkischen BolkSblaite«" stütze — Da» halte die „Germania" aber beim Abdruck I der Eorrespvnbenz deutlich stzgen sollen, wenn sic «S aber- I Haupt sur angezeigk hielt, cluc» derartigen Revolver-Artikel I weiter zu vcrdrrtten I * Der württemdrrgische Landtag wird sür die zweite Hälfte des November einberusen werden und zu einer Tagung von etwa 3 Wochen zusammentreten. Der Tag der Einberufung ist noch nicht besliinmt. Zur Erledigung sollen zunächst die umgearbeitelcn Kirchengesetzentwürfe gelangen. Am 4. dieses MouatS trat bereit» die verstärkte staats rechtliche Commission zur Berathung der neuen Entwllrse zu- ammrn. Für die Berathung wird eine Zeit von nicht uuter 14 Tagen in Aussicht genommen. * « » * Zur Lage in Rumänien wird der .Allgemeinen Zeitung" au» Bukarest, l. October. geschrieben: Das große Aussehen, welches die AtteutatSasfaire vom 16. d. ans Unkosten der Opposition und der io ihrem Dienst« stehenden Presse allenlhalbeu erregt hat, wird nu» durch di« Ber« bretttiiig enier schweren Menge jcujatioarller Nachrichten zu überbietcn gesuchl, welche msgejamint uur deu Zweck haben, entweder das Vertraue» des Auslandes aus die konservative Friedenspolitik des Minislerpräsidkiiiea zu mttergrabeo oder ober im Inland« selbst Unruhe ober Beängstigungea hervorzurusen. Zu den Sensatio»«- nachrichle» erster Art zähle ich die Meldung, daß von Bukarest aus eine Bereinigung Bulgariens mit Rumänien, wenn auch vorläufig nur aus dem Wege einer Personalunion, angestrebt werden oll, und zu den Alarmnachrichlcn zweiter Kategorie alle Ge- rächte, welche von der Aushebung der Preß, und Versammluugs- reiheit in einem der Eonftitulioa znwlderlaujrndeu Sinne zu er zähle» wisse». Erster« Meldung, weiche vor einigen Wochen in der „Epoca ' zu lesen war und welche nu» ia einigen größeren Blättern de« Auslände« als nagelneue Mtttheilung ausgewärmt wird, ist eine der unsiuuigsteu Zeitungsenten, welche jemals zu Parteizwecken flügge gemacht lourüeu: was aber dir von der Regier»» > angeblich beab- sichligten Ausuadmemaßregel» aubelangt. jo glaube ich, mit aller Beftimmlhcü versichern zu können, daß die eiuzige der Opposition olleidings unangenehme Rückwirkung des Attenlals vom 1k. d. in einer strammc» Durchführung der bisher »och nicht in Anwendung gebrachten Bestimmungen der VcrsasiuagSrevijion betreffs Zuweisung der Preßvergehe» gegen das Staatsoberhaupt au die gewöhnliche» Gerichte besiehe» wird. Zur Verhängung einer Art kleine« Be- lageruiigsjiistliiidks ist in Rumäine» keiue Beraalassung vorhaudeu, und es wurde eme solche von Bratiano übrigens gar nicht zu er- wartcode Maßregel in deu Reihen der nation-illiberalen Partei selbst lebhaften, Widerspruche begegne». Anders verhält es sich da- gegen mit der Forderung, die bestehenden Gesetze olle» icneu gegen über in Anwendung zu bringen, welche sich außerhalb derselben ge setzt habe». Es ist da- «ine Forderung, welcke aus dem vorgestern abgebalteneu Meeting der nalioualliberale« Partei in Form einer an die Regierung gerichteten Reioiutio» beschlossen wurde und welche auch ia soseru höchst zeitgemäß ist, al- die bisher den Aiisschreituugea der rvposil»>«elle» Presse gegenüber bewiesene Nachsicht erfahr»»«« gemäß nur z« Preßüdergnssea der bedauerlichste» Art gejührt hat. * Vom tapferen Kaulbar« wird de» Weiteren de« „Frankjurler Zeitung" auS Sofia. 4. October, gemeldet: Soeben hat General KaulbarS Sofia verlasieu, »m in Orchauia, Plciona, Sistowo. Rustlchuk, Varna, Tiruowa und Lstrunielic« die Bevölkerung russisch zu stimmen. Die Regierung hat in ei»er Note KaulbarS ausgesvrderl. von der Reise abzustehen: trotzdem sie alle« Mögliche zur Sicherheit seiner Person i hun wurde, könne sic sur Nicht» die Bera»twoN,i»g übernehme». Abschrift dieser Note ist an alle hiesigen Eoniiil» verschick! worden.—DieRe-iirrung ist, wieichaus lautersterQuelle crjahre, einem Evui vlot aui die Spur gekommen, welches dieZanto» Wiste» zui» Zweck der Verballung »»d zum Sturz der Regentschaft geplant halte». Sie wollte» die Macedoaier, die zahlreich hier ver- sammelt sind, zur AuSsühruna dingen und erbaten Unterstützung vom Gcnrral Kaulbar-, der sic jedoch abwieS. — Aui die gestern eiideilte Antwort kcs Munfteriums, welche die erste Annvort wieder» holte, antwortete heute KaulbarS, daß er bedauere, daß die bulgarische Regier»,,g seine Raihichläge nicht m dem Maße adoptire, wie es die Abwiegelmig der Gemitther verlange. Der General wiederholte als Forderungen die Freilassung der Ossiciere und Aus» schiehung der Wahle» und zeigte zugleich seine Abreise an. Soeben erfahre ich aus roinvetenler Quelle, daß im Lause des heutigen Tag * ein vollständiger Umschwung der Gesinnung zu Gunsten Bnlgniiens Üaitsand. Der diesigen Regierung ist es noch unbekannt» wciwe» Einjiujjen diese Wandlung zu verdanken ist. * Kenner russischer Verhältnisse haben sich schon lange gewuttveU, vag de» der Transkaspischen Bahn, deren Vau gegeiiwailig io stoll betrieben wird. Alle» glatt abzuaehen schien General Anne »low, der Letter des Baues, erschien bereits in» Lichte «ine» außergewöhnlichen Mannes. Nun er- bäll aber aus Ni sch» ei - N owgvro d dre „Köluischc Zeitung" Miltbeilungeu, welche, wen» sie sich bestätigen sollten, diesen Nimbus gänzlich zerstören würden. Man zw-oseli, io laute» dieselben, nicht an der Vollendung deS großartige» Uiileruehmens, wohl ober sind dort Willkürlichkeite« und Ver untreu» »ge» in großartigem Maßstabe vorgekoinmea, die eine strenge llulcriuchung hervorgeriisen haben, deren End ergebnis; noch »ickn lesislctu. Der Erbauer dieser Ende 1880 ge legentlich des Skobelew'sche» FeldzuqcS gegen die Turkmenen be gonnenen Bab» »I Gc»cral-L>euiena»t Annenkow, BorstauL der Kriegsoerkchis > Abiheilung sur ganz Rußland, als welchem ihm saii>mlliä,c Eisenbahnen und Wasicistraßr» des Reichs unterstellt sind. Der General hat beieiis mehre»« Bahnen selbstständig gebaut — »amenllich sind die neueste» siralegijchcn Bahnen im Westen des Reichs sein Werk — bei mehreren Prwatbabne» ist er, io lange solches „och erlaubt war, als Aciionair und Vorstand der betreffen- d-n HaiidelsgeicUschast betbeiligl gewesen. Er »st em sehr kluger, ehrgeizige, Man», und Viele wollte» bisher in ihm den zuküas- ligen V rlcbrSmmister sehen, ein Glaube, der jetzt allerdings stark erschtmen ist. Ma» erinnert sich jetzt, da schwerwiegende BerdachtS- grunde gegen ihn vorliegc», a» eine bereits ziemlich n» Vergessen den geralbenc Angelegenheit, i» welcher General Aanenkow't Name 'chvn eiumul in »>chi ganz aujgekläricr Weise verwickelt wo. Im Jahre 1880 machie sich aus der damals in privaten Händen befindlichen Bahn Charkow-Nikoiajcw die Anlage eine« zweite» Gleise- nolhwendig, u»> dem steigenden Personen- und Handelsverkehi zu genügen. Man berechnete die Kosten dieses zweiten Gleises aus 5> Millionen Rubel. Da wußten es die Besitzer jener Bahn eiiiziirichlcn das; auch die Üiieqjverwaltung die Anlage eines zweite» Gleises sä, neibwendig erklärte, damit im Falle einer Mobilmachung täglich eine oestmimle Anzahl Züge aus jener Strecke verkehre» könnten. Die Prwaigeiellschait trat »u» mit ihren HaodrlS- inlereffen zurück, behaupieic 'ogar, dieselbe» wären gar nicht vor handen. und überließ der Keiegsverwaliung. welche ja jetzt allein das zwk'Ie Bleis sür nolhwendig biell, auch dessen Bezahlung. Der Kostenanschlag steigerte sich allmälig vou ursprünglich füus aus 18 und endlich auf 24 Millionen Rudel. Dieie- Alle« geschah durch Vermiltelung des Genera!- Annenkow. welche, damals schon die Stellung eines Vorstände« der Kriegsverkehr«-Abheilung eia- nahin, für die milttairische, durch den damaligen Fmanzmiuister Adas» iiir die finanzielle Sette der Auqelegeubeit. Dem Letzteren gelang es. durch eine glanzende Rede im Rrichsroih die Genehmigung dieser Behörde zur Entnahme der 24 Millionen zu erhalten, uad am 26 Februar 1881, d. h. drei Tage vor seinem Tode. Unterzeichnete Kaffer Alexander II. die Gesetzesvorlage. Mau sprach damals von großen Summen, die Abasa uad Annenkow zugesichert sein sollten, falls die Geiellichost jene 24 Millioneu zur Anlage deS zweiten Gleises vom Staat bewilligt erhalten hätte. N»n aber kam Kaiser Alexander NI. mn seinen bekannien streng rechtlichen Grundsätzen an die Regien,!- , n-id die Nnicrnedmer lener Angelegenheit wußte», daß dem bis! er,qeu Thronfolger mebr von dieser bekannt war, al- ihnen eiiviiinch« ien, konnte. Unter diesen Umstanden beschlosten sie, andere Saiten ausz,j,eh«n. und derselbe Abasa hielt „n ReichSrath« eine
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