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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188704154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-15
- Monat1887-04
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1887
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7L7- l»;o ISd7.i »>.- «b.- U»4o 17lS> iw» SU 4KN- 7U- ULiio NvÄ, »727, b7L 77^v 8375 7440 88- 10480 rr-7^1 Il«L0 Uü.- I3V.I5 liks-i 17815 178.4, 17S.M 1908. 84^- 175 >2 IR! . Sb« M>« IL5Ä 1-11.- 160 «1 l"-»» 8811 IVI75 ->L»7^ 1UUb-s «-1.75 IN2.75 W-.IU IM 5 LLL ts —.-. lL5 di, per 4«. >>er .ewber- Nixenck. u»j-ckuli itembcr öl looo Octoder itprü- st»um- lr 8pe- '/.. 6. N'ertk. ^uxusl lember- ewder- , l'ele- iwuvj;: 12.000 rkaaft i- r.73. üackelk.- » 4) der r Post- Exira- Anchor. der lamp'er amerck. oban"; : der i/4) der nbria", »ampfer in lburg", Cstle- >/4) der nmoulh lucenS- »a; in 1) der Allan- ch St. mburg, imp-on Hohen« amv'er ibnrg", (12 4) i West, ns der lag»«" ,«»» t e" von r engl. ifkanti- e engl, der Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kkdaclion und Lrpe-itioa IohänncSgasse 8. Splrchstnndrn drr Nrdackioa: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags d—K Uhr. .l l» «iickr»de e,n,«i«i>ditr V-uuIoN»«, »»cht >G da Rcdaclion nicht verbindlich. und Annahme »er für dir «Schftk»»»entze Inuimrr bestimmten Inserate an .-.loche,itagen bis 3 Utzr Nachmittag», -,ron». un» Festtage» srktz »ts'/.üUhr. Zn ökn /ilialki, für Zus.-Annahme: Otto Klemm, UniversitätSstraße 1. «z Louis Lösche, slatharinenstr. 23 part. u. König-Platz 7, nur bis '/,3 Uhr. Anzeiger. LrM für Politik, Localgeschichte, tzandels- und Geschäftsverkehr.. Auflage Ik>,750. Ävon»rmt»tüprrir> viertelj. 4V, Mk incl. Bringerlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummcr 20 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen (in Tageblatt Format gelallt) atme Poslbesörderiing M Mk. mit Poslbejörderung 70 Mk. Inserate tigespaltene Pelitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut nns. PreiSverzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach hohcrm Tarif. Nkllamen unter dem RcdactionS strich die 4gespalt. Zeile 50Ps., vor drnFainiliennachrichten die kqespaUene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die Expedition zu senden. — stiabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnelluiuerai»!» oder durch Post- »achnahme. ^ 105. Freitag den 15. April 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Anläßlich eine« zur Anzeige gekommenen Falls machen wir daraus aufmerksam, daß daS Brennenlasscn von irgend welchem wickle in den zu Meß- und Marktzeiten ausgestellten Buden ahne Aussicht deS BudeninhaberS oder einer von ihm bevoll mächtigten Person durchaus unzulässig ist. Insbesondere ist iergl'ällig daraus zu achten, daß in den nach Schluß der Ver- lausSzeit am Abend verlassenen Buden vor deren Schließung jeder Licht gehörig gelöscht wird. Wir dürfen zwar erwarten, daß die Inhaber solcher Huken in ihrem eigenen Interesse aus Befolgung dieser Vor christ streng ballen werden, bemerken aber ausdrücklich, daß zuwikerhandiungen, soweit nicht ein schärjercS Strafgesetz .luwendung zu leide» hat, nach tz. 368 Nr. 8 deS Strafgesetz- Nickis mit Geldstrafe bis zu 60oder Hast bis zu 14 Tagen reiten geahndet werken. Leipzig, den 10. April 1887. Der Skath der Stadt Leipzig. Id 1032. I)r. Georgi. Hmnig. Auktion. Aus dem städtischen Lagerplätze an der Chausseestraße in Reudnitz lagern 1) 283 Stück eiserne defecte Rechen von Gitter« steinen, im Gewicht von ra. 849 kz 2) 40 Stück eiserne SchlrußeneinfaMstchen, im Gewicht von ca. 1010 » 3) N alte Schlenßendeckel ohne Gehäuse, > 2 abgefahrene - » » mehrere zerbrochene Schlenßendeckel und Gehäuse und 4 alte ovale Schlenßendeckel mit Gehäuse, im Gewicht von zusammen ca. 2967 - Diese Gegenstände sollen ebendaselbst Freitag, den 13. dieses Monats, Vormittag- tO Uhr, ni drei Posten nach obiger Ziiiaminensteltting unter den vorder bekannt ,u machenden Bedingungen gegen sofortige haare Bezahlung meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 6. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. N44. vr. Georgi. Krumbiegel. Waldp-lMjtn-vcrkans. Von den, Leipziger Forstreviere bonnrwitz können in diesem Frübjahre durch den Revierverwalter Herr» Tchön- herr in Connewitz-Leipzig nachstehende Holzpflanzen zu de» bcigcsetzten Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme und vorheriger Anmeldung, sowie gegen Vergütung der Selbstkosten für Verpackung und Transport zur Bahn, be zogen werten: Llliä Holzarten: Höhe m Preis L StUck!LH».idert Mk.l Vj. ! PIt.l P,. 30.001 ». Eämlinge: Isäbr. Eichen, Huerc. pockuno. 20-30 60 WM» Ijähr. Eiche», t)uero. peckunc. 35-70 — — I — 5.00» gahr. Eichen, Önere. peckunc. 60—80 — — 2 — w.liOisi jahr. Rüstern, Minus camp. 25—35 — — — 50 WMi ljähr. Gem.Esche, Vr-rr. excels. 15—20 — — — 40 5Mi '.'jähr. » - - » 20—30 — — — 75 ö.l/Oi ljahr. Gran-Esche, krax. pudeseens 20-30 — — — 50 2.000 tjäbr. Roßkastanien, Aesc. bz-ppo- ! cast. 20-30 60 10,000 ljähr. Fichten (Rothtanne Lb!e» ercclsa 25 10,000 2jähr. Fichten (Rothtanne) Lbies exoelsa 10-15 35 1,000 I». verschütte Pflanze«: Eichen, tzuereus psckuoculnt» 150-200 15 3,000 Eichen-Ausschuß, Euere, pscknvc. 75-200 — — 5 — IMi Eschen, krai. ereels. l 25-200 — — 12 — 3,000 Esch, „-Ausschuß 100-200 — — 4 — 1,000 Birken. Heini» alb» 150-200 — — 6 — IM, deral. 200-300 — 25 20 — 300 Roßkastanie», Aeso. Iizippoe. 250-350 — 30 25 1,000 Fichien iRolhianne) ^bies eicelaa l I. Wahl i»it Ballen 75-125 50 40 1,000,Fichte» (Nolhtanne) Wittes ercelsa ! II. Wahl »ist Ballen 75-125 30 25 Ü00 Fichte» (Rothtanne) ^bies ercelsa mit Ballen 150 60 50 500 Fichten (Rothtanne) ibbles ercelsa ! »nt Balle» 175-200 1 90 200 Fichte» ('Rothtanne) Lbiei ercels» ! mit Ballen 225-300 1 25 120 100 Fickten (Rothtanne) ^bies exeels» mit Ballen 300-400 1 50 Die Fichten eignen sich vorzüglich zn Parkanlagen. I. ^ Leipzig, am 23. Februar 1887. DeS RathS Forsldeputatton. Auktion j« Plagwitz. Freitag, den tö. dss. MtS., Nachmittag» 3 Uhr sollen im Nestau« rin „Zur Wartehalle" diverse Möbel, al«: l Kleidrrsecreiair, l Berticow, 1 Sopha, I Ausziehtisch. 1 großer Pie-Ieilpiegcl mit Coniole, ferner: ca. 20 Dtzd. Korksohlen, 20 Liiick Federwedel, 1 Arbeitstisch, 8S Stück 2'/,—üzoll. Psosten, 3 Hobelbänke, sowie t I»ei- und 2 rinipäumse Aedcrrskl- wagkil (Ambulonren) und 3 Znspkrrve Mknib-kteiid gegen sofortige Baarzahlung versteigert werde». Leipzig, am 12. April l887. Ter tzttrichtSvollziehrr dr» K>>. Amtsgericht» das. Verkaufs-Lokale. Durch beabsichtigte» Umbau de« Parterre- vom Untberkitiitt- «rnnvttnck Gsrtheslrasze Rr. S werde» sür spütrften» I. April l888 größ«re und kleinere, den Anforderungen der Nenzett eal- iprechende. Vrrkaus«l«r»le «tt »r«tze» trmkene» L«srrriili«ru >m ö Nresol und Souterrain vermiethbar. Reslectanlen wollen sich gefälligst mit dem UniversitätS-Nentamte in» Vernehmen setzen. Die Zeichnungen können daseldst eingesehen und eiwa^,e Wünsche i» Bezug aus «inrichtuag der Locale bei dem Umbau berücksichtig« werden. , , . . Leipzig, am S. April 1687. . ^ U»tperß«t»»->e»ila«t. Grbhnrdt. Neaischule. <R«r»ftratze 37.) Monta». d. 18. April, srüd 8 Uhr «»suabmrprüf»»». Tteu-ta», d. 19. April, früh 8 Udr Äufnatzmesrterllchkeit und Einsltprung »Ucr Schüler in ihre Elasten. (Auch die südvor- ftüdiischen Schüler versammeln sich im SteaischulgebüudeO Rgch- unttago 2 Uhr Beginn de« Unterrichte«. Vr. F. Pfalz. Lhomasschule. Die zur Ausnahinevrüsuag augemeldetea, sowie die zur Nach prüfung für Sexta bestimmten Schüler haben sich Montag, dru 18. April, Boi mittags '/.8 Uhr, einzufiiiden und ihr letzte» Schulzeugniß mitzubringen. Die bereit» nach Sexta Ausgenommen«!, haben sich Dien»tag Vorm. 8 Uhr mit den übrigen Schülern einzustellca. Stürenburg, Konrektor. SGtzenlillnsverkallf. Die hiesige Siadtgemeinde beabsichtigt da» ihr gehörige in hiesiger Stadt ca. 2 Stunden von Leipzig — mit Eilenbohn in V« Stunde zu erreichen — äniicrst günstig gelegen, und »egen de« an genehmen Anfrnthalts daselbst banptsächlich von größeren «ejrlllchastrn sehr gern besuchte und allgemein beliebte Lchützrnhauo mit grüßlem Bolliaal der Siadt, schönen Bastlocalrn, Kegelbahn, Veranda, großer, geschützt gelegener Wiese »c. au« freier Hand zu vertäufen. KauISossertea nimmt der »nlerzeicharte Bürgermeister entgegen. Taucha, am 26. März 1887. Der Etadtrath. Schönseld. Bürgermeister. Auktion in LlciilWtelu bei Gnsüfwitz. Montag, den 18. April 1887, Nachmittags 1 Utzr, «erden in dem zur Billa de» Herrn Mnllrr in Kleinftätzteln gehörigen Hosraume eine Menge sseinerer Möbel, darunter: 3 Ikleidersccretaire, 1 Üleiderlchrank, l Wäi'chschrank, 1 Vücherlchrank. 1 Büffet, 1 Berticow. 1 Alasi'chrank, 1 Küchenlchrank, 1 Waschtisch. 2 Fauieuil», 3 SophaS. 8 Tische, 2 Spiegel, 1 Sessel und 9 Stüble, sowie verschiedene andere Gegenstände, al«: 1 Pkanino, t Nähinaschine» 1 Dameupelz, 1 Doncheappaiat, verschiedene Betten. Bilder, Bücher, Lampen, Uhren, ingleiche» Porzellangrschüre uud Nippjacheu gege» Baarzablung öffentlich versteigert. Zwenkau, de» 9. April 1887. Tcr Sterlchtsvollzletzer drim Königl. Amtagertchte daseltzft. M^lamtlicher Theil. Jur Gtsammtlage. Fürst BiSmarck ist am Dicnötag nach FriedrichSruh ab- gereist, nachdem er TagS zuvor dem Kaiser »och eine» mehr als einstiinviezcn Vortrag gehalten hatte. Man ist gewohnt, die Abreise deS ReichskauzlerS aus ci»eS seiner Güter nach längerer Anwesenheit in der RcichShauplstavt in so bewegter Zeit wie die jüngst verflossene als ein Zeichen friedlicher Ge staltung der Verhältnisse zu deute», und diese Deutung scheint in diesem Falle ui» so gerechtfertigter, wenn man sich ver gegenwärtigt, welche- Maß von KriegSbesürchtungen daS verflossene Winterhalbjahr in sich schloß. Nom Zusammen tritt VcS Reichstages bis zu der letzten Sitzung desselben vor Ostern ist kaum ein Tag vergangen, welcher nicht bange Sorgen wegen der Entwicklung der internationalen Be ziehungen gebracht hätte, und noch in der jüngsten Zeit hat die Entlassung deS Beamten Eyrolle» au- dem sranzösisckc» KriegSministerinl» mit den begleitenden Umständen zu Er örterungen in ver halbamtliche» Presse Anlaß gegeben, deren Bedenklichkeit wohl Niemandem entgangen »st. Auch diese Angelegenheit ist durch die Erklärung von sranzösischer Seile erledigt worden, daß der deutsche Militairattaetiü in Pari« nicht eine» Augenblick ausgehört hat, eine in jeder Beziehung einwandSsreie Haltung zu beobachte». Damit ist der Zwischen fall abgclhan, wenn auch der Unmut!» Uber die Haltung der bei» Krieg-minister Aoulanger ergebene» Presse dadurch nicht als gegenstandslos erwiesen worden ist. Iminerhin hat dieser Zwischenfall gezeigt, daß man in Frankreich nicht leichte» Herzen- zu einen, FricdenSbruch entschlossen ist. und daß hier mehr Ungeschicklichkeit als böser Wille eine nicht gefahrlose Lage geschaffen hatte. Von Frankreich gleite» unsere Blicke aus Italien, wo sich vor Kurzem ein Ministerwechsel vollzogen hat. und zwar in einer Weise, daß dadurch in Frankreich Hoffnungen erweckt werden konnten. rS werde sich daran- ein Umschwung in den beiderseitigen Beziehungen entwickeln. Bei näherer Prüfung der Verhältnisse sind aber die Franzosen zu der Einsicht ge langt, daß diese Erwartung unbegründet ist, weil auch daö neue Ministerium DepreliS an der Ucberzezignng seslhält, daß die Erkaltung deS Friedens an» sichersten gewährleistet ist, wenn Italien mit Tculschland und Oesterreich-Ungarn über die Ansrcchthaltung ihres Besitzstandes einig sink. Der In halt de» BündiiißvertrageS zwischen den drei Centralmäckile» wird ebenso geheim gehalten wie der des deutsch-österreichischen Bündnisses, und docki ist cS ossenbar, daß die Grundlage deS Bündnisses der drei Mächte Deutschland. Oesterreich Ungarn und Italien eine andere ist ntS diejenige, aus welcher daS vcrbältniß der drei Kalsermächte zu einander beruht. Wäre dem nicht so, dann würde nicht von einem Drei bund, sondern von einem Dierbuud die Rede sein müssen. Es ist vor einigen Tagen vo» Wie» auS erklärt worden, baß «in« formelle Erneuerung der Abmachungen, durch welche daS Vcrhältniß der drei Kaiserinächte zu einander be stimmt wird, nicht erforderlich sei, da» Emverständniß sei vorhanden und bestehe fort, ohne daß eS dazu besonderer feierlicher Bekräftigung bedürfe. Durch diese Verkündung ist nur daS bestätigt worden. waS von Anfang an über da- Dreikaiserverhältniß verlautete. Dasselbe ist nicht sowohl ei» Blind,>iß, als die Frucht einer Gedankenaustausche», bei welchem sich die Uebereiiistiminung gewisser Grunvanschauungen al» Bedingung sür die Fortbauer de» Frieden« zwischen den drei Reichen herauSgestellt hat. Daß die fernere Geltung de- Berliner Frieden« vom 13. Inli 1878 den eigentlichen Kitt de» DreikaiscrverhiiltnisseS bildet, ist als feststehend zu be trachten. Die Erfahrung hat aber gelehrt, daß die Zuverlässigkeit Rußland« in dieser Hinsicht nicht über jeden Zweifel erhaben ist. andernsall» würde die bulgarische Frage niemals einen so gesahrdroheuden Charakter a»ge»o»>»>en haben und Frank- ' reich würde nicht seine Bewerbungen uni die BniideSgenoiie»- sckast Rußland« so eitrig betrieben bade», wie in der Thal geschehen ist und noch geschieht. Zwar kehlt r« auch in Italien nicht an rinkr'Pariei. welche zu Frankreich hinnrigt, ober eS gebricht ihr an Macht, um ihre Wünsche i» Thaten umznsetzen. und außerdem ist man sich an maßgebender Stelle, im Ouirinal. darüber klar, daß Italien von Frank reich nicht- zu hoffen, aber viel zu fürchten hat. Von der ireundschaft Deutschlands weiß man, daß sie uneigen nützig ist, und baß Italien durch sic nur gewinnen kann. Den Gewinn der Lombardei mußte Italien mit der Abtretung von Savoyen und Nizza an Frankreich bezahlen, während ihm da« Bündniß mit Preußen im Jahre l866 trotz der Niederlage im Kanipse gegen die Oesterreicher den Besitz BenetienS einlrug. Die Wiederannäherung Italiens an irankreich würde jenes naturgemäß in ein gespanntes Vcr- hältniß zu Oesterreich und schließlich in offene Feindschaft mit demselben bringen, vbne seine Weltstellung im Falle eines ranzbsischen Siege- über Deutschland zu verbessern. Italien würde dadurch i» Abhängigkeit vo» Frankreich gerathen, und die Stellung IlalicnS im Mittelmeer wäre dann verloren. Derartige Wandlungen können sür Italien nicht» Lockendes haben, daS sehen auch Männer wie Cri-pi sehr wohl ei», und sie ziehen cS vor, aus gutem Fuße mit Oesterreich und Deutschland zu bleiben, statt sich einer verwandten Rasse gegenüber zu Dienstleistungen zu verpflichten, welche schließ lich nur als Schuldigkeit ausgenommen und mit Undank er widert würden. ES bleibt noch übrig. deS Verhältnisses zu gedenken, in welchem Rußland zu England steht. Hier tritt unS sogleich als wesentlicher Unterschied im Vergleich mit den übrigen Mächten die Thatsoche entgegen, daß ein Streit zwischen Rußland und England in Asien nicht nothwendig einen euro- pälschen Krieg zur Folge zu habe» braucht. Die Greuz- treltigkeitc» wegen Afghanistan» sind bisher ohne Ausgebnng >e» localen Charakter- schon seit zwei Jahren im Gange und haben sogar bekanntlich auch zu blutigen Zusammenstößen geführt, ohne daß dadurch ein Krieg zwischen Rußland und England zum AuSbruG gekommen wäre. Ob diese Be schränkung auch in Zukunft immer wird durchgesührt werde» können, muß bezweisclt werben, aber wenn daS auch nicht geschieht, so wird ein Krieg zur See zwischen den beiden Mächten gesübrl werden können, ohne daß andere Mächte in kiesen Kamps mit hincingezogen werde». Darum ist auch die Gesabr. welche der WievcrauSbruch ver Feintseligkciten an der afghanische» Grenze sür den euro päischen Frieden bringt, nicht doch anznschlagen, eS würven van» doch noch eine Reihe vo» Vorbedingungen erfüllt werde» .äs en, bevoc sich daran- ein europäischer Brand entzünden tonnte. Englands Streben, sich nach keiner Richtung hin die Hände zu bi lden, kommt Europa dabei sehr zu Statten. Ein cnglisch-sranrösischeS Bündniß, wie cS zur Zeit de« Krim- kriegcs bestand, ist heute, ganz abgesehen von der Spannung zwischen beiden Mächten wegen Egypten», ein Ding der Un möglichkeit, und mit einer Seemacht zweiten Range- würde England noch weniger ein Bündniß cingchen können. Der allein denkbare Fall deS EingrrisenS Englands in di: eurv- väischen Verbälli-.iss: wäre der, daß eS zwischen Rußland und Oesterreich wegen Bulgariens zum Kriege lame, bann würde England allerdings voranSstchllich aus Seile der Gegner Rußlands zu sinken sein, und die englische Flotte würde die ihr gebührende Nolle spielen wie eS bei Gelegenheit der Blockade der griechischen Küste im vorigen Jahre geschehen ist Wir dürfen unter den bestehenden Verhältnisse» mit oer Hoffnung der Zukunst entgegensetzen, daß der europäische Friede in diesem Iabre schwcrtlch eine Störung erleiden wird. Frankreich und Rußland haben alle Hände voll zu thnn, um der inneren Schwierigkeiten Herr zu werden, und wenn auch Herr Kalkow sich die größte Mühe giebt, den Brand ans der Balkanhalbinsct zu schüren und ans der anderen Seite gegen Deutschland zu Hetzen, so wird dadurch allein »och kein großer Krieg entzündet. Kaiser Alexander mag e» immerhin als ein nothweudigeS Uebel binnehinen. wenn Katkow sich zum Sprach rohr Ver panslawistischcn Wünsche macht, die „Moskauer Zeitung" bildet mit ihrem wüsten KnegSlärm mehr ein Sicherheitsventil sür die gefahrlose Entweichung schlimmer Leidenschaften als vie Grundlage sür die Entstehung eine» Krieges. * Leipzig, 15. April 1887. * Nach einer Depesche aus Rom empfing der Papst am tt. April den preußische» Minister von Puttkainer. Als zuverlässig wird die schon nahe bevorstehende Veröffentlichung eines päpstlichen ActenstückeS gemeldet, in de», das Verhalten vorgezeichnct wirb, welche» daS ücntrui» in betreff der Abstimmung über daS politisch-kirchliche preußische Gesetz einhallen soll. * Wie au» München initgetheilt wird, ist der Antrag deS protestantische» OberconsiftonumS aus Einschaltung einer Fürbitte sür Kaiser und Reich in da» Kirchengeöct gar nicht bis an den Prinzregenten gekommen, sonder» schon vor her vom CnltnSiiiinisteriui» aus Grund staatsrechtlicher Be denken abgelehnt morden. * Unsere sächsische Colleqin die deutsch-freisinnige .Dresdner Zeitung" registrirt (wie eS scheint, mit einer gewissen Gcnugthuung) die folgende Auslastung über die egenwärtig in der deutsch - freisinnigen Partei errschcnden Verhältnisse: Wie au» varlameiitartschei, Kreisen verlautet, ist e» innerhalb der Reichstag-sraction der deutlch-sreisinnigen Partei zu heltizr» Au-rmaiidrrsetz,ingen bezüglich der Leilung der Partei bei den letzie» Wahle» gekommen. E» wird u»S berichtet, daß an Stelle de» Herr» Paris« u» zuin GeichästSsiihrer der Pailei Herr Major a. D. Hintze ernannt worden und dah Herr Hänel nahe darnn gewesen, seinen Austritt a»S der Partei zu erklären. Die Richtung de» Herrn Eugen Richter ist übrigen-, wie versichert wird, >n der Fraktion in der Minderheit geblieben. Bon ver schiedenen Seilen, auch vo» nambasten Abgeordneten der Partei, wird die alsbaldige Berufung de» Parteitages sür dringend nothwendig erklärt, sür ebenso dringend ade: die Sorge, dah die Wahl der Delegirten und drr Umsang der Berechtigung der Theil- nahme ohne Delegirtenmandat nicht von vornherein wieder den Partrilag zu einrr Farce mache. E» verlautet übrigens serncr, daß e« auch in der Generalversamnilvng der Aetten-Gesellichast „Fortschritt", welcher die „Freisinnige Zeitung" gehört, z» lehr lebhaften DiScufsionen gekommen sei. Die Art der „Frei sinnigen Zeitung" ersuhr eine ebenso harte Kritit wie die Kläg lichkeit de- finanziellen Erfolge». Während die „Volk», zeiiung" zehn Peace»! Dividende giebt. bat es die mit dein größte» Tamtam ongekiindigtr „Freisinnige Zeitung", welche das ganze deutsche Peeßweic» reformir«» sollte, mit Milbe und Noth aus zwei Procent gebracht. Verschiedentlich wurde verlang!, daß die Nacht- ausgabe dr» Blatte« aushüren falle! Alle» Zeichen der Zeit! Und Beweise, daß wir mit unterem Urtheilc keineswegs allein gestanden! ES scheint in der That. als sei man endlich, wenn auch etwas verschämt. deS Absolutismus deS Herrn Eugen Richter überdrüssig geworden; bcmerkcnSwcrth aber sür dw politische Schwäche dieser Partei bleibt immerhin, daß diese Zustände Jahr um Jahr andauerte» und daß, im Grunde genommen, gegen den Rickter-Virchow- ParisiuS'schen Ring andere FractionS-„Großen" bisher nichts auSzurichtc» vermochte». Selbst Leute wie Hänel, Staussenbcrg und Fvrckenbcck schienen ohne Einfluß zu sein gegenüber dem Selbstherrscher der Forlschritlö- Demokratic! Vielleicht, daß eö nun anders wird. * -» « * Ucber das Vcrhältniß Katkow'S zum Zaren und die p anslawistisch en Einsilisse wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Katkow hat sür sein keckes Auftreten gegen Herrn v. Gier» nicht iene scharfe Abweisung erhalte», welche vielfach erwartet wurde. Wäre dieselbe ersolgt, so hätte sie vielleicht weniger Bedeutung gehabt, als in Westeuropa erwartet »nd vielfach gehofft wurde, da ie thatiächlich die herrschende Denkrichtung nicht geändert oder auch nur aus kurze Zerr äußerlich zurückgedrangt Hölle. Unigestaltcnd hätte eine derbe Abfertigung mir dann aus die Lage gewirkt, wenn ie nicht vereinzelt geblieben, sondern vo» enlschiedenen positiven Schritte» der Regierung in denifelben Sinne begleitet gewesen wäre. Nur aiigesichlS einer solchen entschiedenen Haltung hätten diejenigen Elemente, die nicht oder doch nur i» geringerm Grade von Leiden- schast verblendet sind, die mit kälter». Blute die Lage Rußlands begreife» und über Rußlands Nachbarn ruhiger urtbeilcn, ausatkmen und einen Halt und eine Bedeulung gewinnen können, die ihnen bisher fehlte, weil sie sehr zahlreich aber vereinzelt sind und keine größere Zeitung zur Verbreitung ihrer Ansichten besitzen. Die Unterlage der merkwürdigen Stellung und Bedeutung Kat kow'S läßt sich etwa solgendcrmaßc» schildern: Die Unzufriedenheit, der materielle Nothstand, das Streben nach umwälzenden politischen Neuerungen ist in Rußland sehr weit verbreitet und drängt nach Abhilfe und Reform. Die Jourualiftik darf innere Fragen jedoch nicht berühren, da- einzige Feld ihrer Wirksamkeit findet sie in der Erörterung der auswärtige» Beziehungen, im Hetzen und Aus- wiegcln, uud so treibt diese Presse zum Krieg, »in überhaupt «ine ' Bedeutung zu gewinnen, dann aber auch, um ihre Pläne für die innere Politik aus einem Umwege durchrusetzen. ES komiiit den Russen im Allgemeinen im Gegensatz zur Regierung uud zum Zaren weniger aus den Erfolg, den Ausgang des Krieges als aus den Krieg selbst an. So groß auch der nationale und politische Haß gegen Deutsch- laud und Oesterreich sei» mag, so ist dieser Haß doch nicht oder wenigstens nicht in erster Linie die Ursache für daö weitverbreitete Verlange» „ach einem Kriege. Ein Krieg soll vielmehr dazu dienen, die elwünschte» politischen Veränderungen im Innern, bei denen man an irgend eine Verfassung denit, herbeizusühren. Jeder Russe ist sich darö-rr mehr oder weniger klar, daß die Stellung und Be- deuiung de- Zaren „ich, dieselbe bleiben würde, wen» e» zu einem Kriege käme und daß der Grad der Veränderung von dem glücklichen oder unglückliche» AuSgange de» Krieges abhängen würde. ES handelt sich »un darum, die Frage zu beantworten, wie Kalkow sich zu dieser Richtung, zu ihrem Ziele und zu den Mittel», die zu diesem Ziele führen sollen, stell!. Stimmte er mit beiden überein, so halte er ganz Rußland Sem Zaren gegenüber hinter sich. Nun ist Kalkow nicht der Man» derjenige» Partei, die innerer Reformen wegen eine» auswärtigen Krieg wünscht. Er hat in dieser Partei sogar die zahlreichsten und enlichiedenstkn Gegner. Während nämlich sür das Volk der Zar mehr noch ist alS ein unumschränkter Herischer in westeuropäischem Sinne, streben die Panslawisten wie die Nikiliste», die ihnen im Grunde nicht allzu fern stehen, eine Beschränkung der zarischen Gewalt Und eine Schwächung de» Ueber- gcwichtS der Kirche an. Kalkow dagegen stell! ZareMhum und griechisch.katholische itirche als erstes herrschendes Princip aus. Ter Haß gegen den „sauten Westen" ist es. der Katkow uud den Pan- slawiste» einen gemeliilaincii Bvdc» giebt. Die Jsolirung Rußland», das Zurückstoßen des Abendlandes, die Lossagung von de» Uibeiliescrungen der auswärtigen Politik, die Besre nag von dem Emfluffe der Deutschen in Handel, Industrie, Vermallung und Heer, der Haß gegen Alles, was nicht unbedingt der russischen Herrschaft zuneigt, die Reaclion gegen alle» von den große» Herrschern Rußlands Eingesührte, Eingeschobene. Einge- zwuiigene, da» alles bildet die Almolphäre, die Katkow im Verein mit den Panslawisten alhinrl, slcllt die Slrümnng her, in welcher der Moskauer Puhl,eist behaglich neben den Panslawisten dahin- schwnnmt. Die Verschiedenheit der Endziele tritt dabei vorläufig hinter der Gemeinsamkeit der Mittel, welche beide Richtungen zu nächst anweiiden möchten, >» den Hi»tergr»»d. Wie die Masse drr Russen, handelt Kalkow im Rausche der Leideisschaft und ist sich wohl kaum klar darüber, welche Richluug tiiuler ihm lauert. Tie Panjlawisicu aber wissen ganz genau, daß Katkow'S Tbätigkeit schließlich auch ihnen zu Gute komint, und suchen deshalb Kalkow'S Ansehen und Bedeutung zu erhöhe», indem sie in der Presse und in der Gesellschaft ganz Rußland hinier ihm auf- niarlchirc» lasse». Zar Alexander III., ein vornehm und ehrlich denkender Mann, hat bisher »och Niemanden, den er einmal kalt gestellt hatte, hervor- gezogen. DaS weiß man in Rußland. Sollte er nun einer Person gegenüber, die von Rußland al» der Mann der Zukunst angesehen wird, dem General Jgnatiew, eine Ausnahme von dieser Praxi» mache», so würde die Thatsache eines Ausgleichs zwischen Zar und Panslawisten solort klar und deutlich vor der Well dastchen. Der erste Schrill dazu wäre die Beseitigung des Herrn v. Giers, des Mannes also, der dem Zaren und Rußland treu ergeben ist, der aber weiß, welche Formen im diploiiialischen 'Verkehr mit Europa üblich und allein möglich sind. GierS hat Niemanden hinter sich als den Zaren, und diese Thatsache beweist, wie klar und bestimmt der Zar weiß, was er Europa gegenüber will. Der Zar und GierS be deuten den Frieden, der Zar ohne G ers gesahrdci den Frieden, der Zar mit Jgnattcw bedeutet die Androhung des Krieges. Wenn lrotzdcm das Austeeten Kailow'S nicht die Abfertigung gesunden hat, die iu Westeuropa erwartet wurde, so muß man be rücksichtige», daß »la» wcstkiiropäischc Anschauungen nicht ohne wettereS nach Rußland übertragen kann, wo Alles anders neben einander liegt. Katkow'S Verdienste um die Stellung des Zaren- Ihums in Rußland stehen so hoch, daß der Zar cS ihm nacvschcii mag. wenn er eigenmäauig in die Kreise nbergreist, die der Zar sich selbst Vorbehalten hat. denn derselbe Mann, der dem Zaren im Ge- biete der auswärtigen Politik vielleicht unbequem ist, hat bei inner» Fragen für den Selbstherrscher mehr Bedeulung als irgend Jemand sonst. Leider hat Kalkow, ohne cs zu wolle», durch iei» Auftreten viel mehr als durch die Art, wie dasselbe abgeseriigt wurde, der Aittoriiät deS Zaren geschadet, wa» »,n so bedenklicher ist. als AutorilätSmangel die bedenklichste Erscheinung deS panslawistischen, ohnehin revolutionär anstürmeuden RusseiilhuniS der Gegenwart lst. * Ter Uebertritt von Ausländern in den russi schen Unterthanen-Verband hat den .Pet. Wed." »usolgc in den baltischen Provinzen (Liv-, Estb- und Kurland) in den letzten drei Jahren größere Dimensionen aiigenommrn. In den drei GouvernenienlS sind im Ganzen gegen 6000 Ausländer russische Unlerlhanen geworden. Davon sind l020 Handwerker, 1730 Ackerleute nnv >108 Aibeiter. Bo» den Eisenbahnbeamlen haben I I'' Personen die russische Ulitertbanciischast angenommen. E» sotge» dann 2ttt Kaus- > teilte, 30 Studenten. .'>2 Lehrer, 42 Aerzte, 3l Architekten I und Ingenieure und 1 Pastor. Die »leisten drr in den I russischen Unterthanen-Verband ansgenommkne» Persc»:»
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