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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-31
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1886
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eugen. V Mädche«- iiefekv, olt und sehr billig. omenade und >ar »orrStflig »ifiig. rschiedenster Art h'g Erschein» täglich früh 6'/, Uhr. u»t TrPtdiliru 8»ha,,e«,afir 8. 2-rrchftuu-rn der Nedartwu. vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag« b—6 llvr. «>r A« nn,r>«o»<rr M«»ulrript« »»Ht >» »tt tted»cn«n »>ch« »«»„dlM. >«,«»«« »er für »le nächftfslgeudc N»««e* 5eftl««te, F,«,r,te an W»che«tagr« »t« t Utz, Nach«>t«aa». «> Gpr,- >,» Festtagen sr»» b, flhr. Sn den ^Ual«, für Snf. Lnnahmr. Anzeiger. Ott« RI«««. Untverfl,Sl«Ü r«nt1 Lisch«, Kaiharlnenst »u, it» '/.» u»r. iroß« 1. r. 23, p. Organ für Politik, Localgcschichtr, Handels- und Geschiiftsverkchr. Auslage 1VVS0. ^donnemrntsprri» vienelj. 4'/, Kkü. iaci. B> nqerlodn 5 Mk„ durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer SO Pi Bllegexeinplor 10 Pi. Gebiloren iür Exirabrilagea ltn Tageblatt-Formal gelallt) »dnr Postoelördrrung öOpMk. ««t Postbclörderung 60 Mk. Inserate ögespaltem Petitzeile »0 Pf. GrSßere Schrillen laur uni Prrrevrrzeichnig. Ladellarischer u. Zissernlap „ach hühekmTarlf. Leriamrn »Mer dem Redociionoftrich die Lgespatt. Zeile äOPs. vor den Familie nnachrtchlen die 6geipaliene Zeile 40 Ps. gaierate sind nei« an die Nrpediti«» z» jenden. — Raoatt wird nichi gegevr». Zahlung prnevuui-rnv'lo oder durch Poft- nachnahme. 301. Tonutag deu 31. October 1888. 8V. Jahrgang. ttt-Uhreu ^okd rmentlich solche tets über alle« I iite -3 Mark. r » » lek n«d in . an, billig. en » ; »orrSthtg iick S Marl j Mg. 1. Ltr-e Amtlicher Theil. ießeMcht Sltzrng »er Slidiieror»»rtt» «itt»»ch,»«„».vr-nemb-r >88«.«»->»« 0',. Uh« t» G««te »er L. «8r«-rsch»>»a. k«gr»orvaung: Bericht der Commission über de» Entwurs einer Banordnnng sür die Stadt Leipzig. Vtlianntmachung, da» Atehkindirmefen hetreffend. Di« in d«r Bekanntmachung vom 30. September 188« erlassenen Vorschriften, da« Ziedkinderwesen betreffen», haben wir un» veranlaßt gesunden, in folgender Weif« abzuändern: 1. Die Fürsorge und Aussicht de« «rmeudirertori, erstreckt sich aus alle aegen ein festgesetzte« Ziehgeld bei fremden (nicht perwandten) Personen in der Stadt Leipzig uotergebrachten unehelichen Kinder. Sir endigt mit deren Ausaahme ln »in, Schule. Alle diejenige« Einwohner, welche Kinder der unter t gedachten Art in Pflege nehme», sind verpflichtet (abaesehea von deren polizeilicher Aiimelvung, welche dadurch nicht de» rührt wird), an dem nächsten der vom Lrmenamte bekannt aeaebenea Meldetage, welcher der Jiipflegenahine de» Kinde» splgt, sich zu der für die Anmeldung sestgesetzlen Zeit und an de« dafür bestimmte» Ort einzuflnde». die über Alter, Her» kunst re. des Kiude» Nachweis gewährende» Papiere vorzu- lege«, auch Über Vas sonst Wiffen«»öthige (insbesondere die Verhältnisse der Mutter und des augerehetichen Vater»), soweit fl« dazu in der Lage sind. Auskunft zu erthsilen. Ertaubt «< die Witterung und der Gejii»bdeit«zustanv de» Kinde», s« ist dasselbe mitzubringen »nv vorzustellen. S. Wer rin Ziehkind in Pflege uimmt. ist gehalten, da»« selb« auch mindestens 2 Monate, vom Tage der Zupflege- nahme ab gerechnet, in seiner Pflege zu behalten, e» müßten denn erheblich« Gründe, über welche sich da» Armen- dirrctorium di« Entschließung vorbehätt, eine früher« Abgabe rechtfertigen. Die Arbeiter» werden daher ausdrücklich d«r«uf Hk», gewiesen, daß st« sich bei der Annahme eine» Kinde» di« Ausgaben für eine mindrstcn« zweimonatliche Pfleg« befiel de» sicher stellen lassen. Zn allen Fällen, wo gegen Berabsäumnng dieser Bo» schrist di« öfsr»»tiche Armenpflege mit ihren Mittel» «i»zn- treten genöihigt wird, haben die Betreffenden nicht nur für den dadurch verursachten Schade» Erjatz zu leisten, sondern auch noch überdies eine Oldnuiig-strasc bl» zu 20 ^ oder entsprechende Hast zu gewärtigen. 4. Bon den Zieheltern sind die unter L angesüglen Vor schriften streng einruhallen. Eine Uebertretung dieser Vor schriften, wie der Bestimmungen dieser Bekanntmachung wird — fall- nicht gerichiliche Ahndung einzulreten hat — mit Geldstrafen bis zu 20 ober entsprechender Hast geahnbrt. e» kann auch die fernere Annahme und da» frraer« Halten von Ziehkindern bei Strafe untersagt werben. Leipzig, den l. November 1886. Da» Armendtrectortam. Ludwig-Wolf. Instruction für die Zieheltern innerhalb der Stadt Leipzig Die Ziehellern sollen beherzigen, daß ihnen ein elternlose« Kind «»vertraut ist, sür dessen Lesundticii sie nicht nur de« Gesetz, so»der» auch ihrem Gewisse» ocraiittvortlich sind. Sw haben nachstehende Bestimmungen einzuhalten: 1) Wohnung. Velten, littet»««». Da« Zimmer ist täglich zu waschen und zu lüsten, bei eingetretrner Kälte mutz sür genügende Wärme durch Feuerung gesorgt werde». Der Korb oder da« Bett soll sich nicht zu nabe am Oien »der dem Fenster befinden. Bi» zu 1'/, Jahr genügt ei» gröberer Hedelorb oder Kluderwage», von dieser Zeit tst eine Bettstelle aoihmendtg Nie d«rs »a» Kind «lt Siwachscuru im vett schlitte«, vor- Hauben sein mutz während der ersten Monate et» glatt gestopfter Strohsack, beste» Stroh Weulgstr«» '/,jädrig zu erneueru tst und et» Wickelkissen, später et» Uulerbett, Kochkisten »ud Zudecke oder Betichen. Da« Kind soll ttlcht gewickelt werden. Die Ziehmutter muß ferner al« durchs»« »othwendig 6 leinene und 3 wollene Windeln. 4 Hemdchen, 3 Käpvcheu. einige Lätzchen und iväter 2 Anzüge Nachweise» kSuvrn. Die Kleidung ist reinlich und »tcht zerrissen zu holten. In den beiden ersten Monaten ist da« gesunde Kind täglich vorm, lila» zu heiß zu baden, später wcnigslens 2 Mal wöchentlich. Sonst m mit gewöhnlichem, tm Zimmer gestandene« Wasser Brust »ad Rücke» rasch zu walchen. N«hru», und Erzieh«»». Wahrend de« ersten und zweiten Monat« erhält da» Mich »«r warme, nicht zu heiße, länger gekochte Milch, zur Hälfte mit Wasser oder dünnem Feucheltdee verdünnt. Vom 2. Monat an bi« zu /, Jahre 2 The.le Milch und 1 Theil Wasser, vom Jahre reine Milch. Theelöffel dovo» Stund« mit einer Taste Wasser koche« »elofie» und ml» etwa« Zucker dem Kinde gegeben; noch der Bessern»- »trd dann erst ollmäliq abwechselnd mti dtesem Schleime di» Milch »t»- geschaltet und dieser selbst rttvu« Schleim zugeietzt. Vet schönem Wetter muß da« Kmd täglich, «»« e« gesund tst. a» die Lust gebracht werde», Zuglusi, heftiger Vst- wtud uud schlechie Wittern», stad zu vermelde». Abend« soll »« »tcht z» tpät tm vett liegen und darin vor grellem Lichtschein» behüte» »erde,. Bon Kindern, welche a» ansteckende» Krankheiten, Maler». Scharlach, Keuchhusten, Diphiherte leide», ist »« st re», z, entferne»; brechen solch« Krankheiten in der ei,«»» tzemlit« a»«, so ist drr Zirdkinderarzi sogleich zu beuachrichttgr». ^ Bei geiundeu Kinder» fl bei die Jmpsung gemäß dem Geletz »or dem Abschiufle de« ersten Lebensjahre« statt, etur Befrrtung von ihr be> Schwäche oder üronkdeit de« Kinde« dermltiell der Ziehkinder» orzt. — Rte bars de« K nd mü der Faust, Stöcken. Strick ». Riemen oder andere, veikzeugeu aus den Kops, Gesicht. Rücken geschlagen werden, »,r out den H nlereu sind mit emer schwachen birkenen Ruthe nicht zu ftarkr Schläge, so daß ule Lirteme» e»t- strde». de, einem tlieren Kinde gestattet. Die Zieheltern soll«, vor Alle» versuchd»rch verständige« Zureden dem Kind« seine Un. «rtea obzugewlhnea. Eine Ausnahme in eine Kinderbe«ahr«»ftalt oder «t»e» Kiudergaetr« ist dem Kinde nicht vor S'/, Jahre »»tr-glich ll) Eputiele »er Kt«tzer. Der lm Aufträge de« «rmenbirectori« durch de» Zlehklndererzt brz. die Pftraertuara »»«geübten Lontrole der Kinder solle, die Pfleqeelter» ketae Hindernisse bereiten, sonder» dort» vielmehr dte Absicht rrkenaen, lhaen del der Erziehnng der Kinder »ul Aaih and Tho» an die Ha»d z» gehen. Sie sollen diese» Pees»»«» sre»ndlich enigegentommen. vorbehaltlos jede gewünschte Sutkunft ertdeilen und der», Ratdkchläge, und >»ord»u»ge« etn willige» Ohr leche» u»d pünktlich Nachkomme». Zu de» allgemeine», ihnen vom Armeuamte bek«a»t geg»be»eu Eoatr,lv«rsam»l>mgr» habe» sie sich mtt de« Kiade püuclltch «iozufliide». die Wahl b«r Brisitzer für das Se»«rdefchi«d». gericht detr. Behuf» der laut Orttstatut sür da» Esewerbes(!bled»q«rich> zu Leipzig in Verbindung mit dem vo« der Königlichen Krei». yauptmannschaft durch veschluß vom 20. Decewber 1880 bestätigten Nachtroge hierzu auf die Zeitdauer voo s Zähren vorzunrhmenden Wahl von 80 Beisitzeru für diese« Schied«, gericht, welch« zur Hälfte Urbntgeber uud zur aubereu Hälft« Arbeitnedmer sein müsse« uud da» denen die erfleren a»«. schließlich »o» Arbeitgeber», di« letzter»» „»schließlich vo» Arbeitnehmer» z» wähle» sind,'«erde» hierdurch alle Stimm berechtigten. und zwar ohüe Unterschieb »e« Geschlecht» ». in der Abtheilung der Arbeitgeber alle diej-nigen kraus, leute, Fabrikanten ond selbstständigen Gewervetreibenden. welche volljährig sin» und in Leipzig nach tz. 14 der Gewerbe-Ordnung ihr Gewerbe angrmeldet Kaden, k. in der Adlheilung der Aideitnebmer alle diejenigen »on ihnen, welche volljährig und in einem kiesige» Gcwerbe- Etablissement zur Zeit der Wahl beschästtgt sind, geladen, zur Ausübung ihre» Wahlrechte» und bei Verlust desselben sür diese Wakl Montag, den 8. Rovemder I88K in der Zeit von l2 Ubr Mittags bis 8 Ubr Abend» im StaNbause, Obstmarki Nr. 3. 1 Etage. Zimmer Nr. 87. in Person sich emznsinden und ihren aus 30 wählbare Per sonen der betreffenden Adlheilung lauteuben Stimmzettel abzuaeben. Die an der Wabl sich Behelligenden haben sich vor dem Wah auSschusse, insoweit diesem nicht die Wahlberechtigung bekannt ist. aus Erfordern über ihre Wahlberechtigung auS- ,»weisen, und zwar die Arbeitgeber durch Zeugnisse des RatheS al» der Gewerbepolizeibekörve. die Aibelinehmer durch Zeugnisse ihrer Arbeitgeber, resp. de» Potizeiainls. durch welche bestätigt wird, daß der Aibeitnebmer wirklich hier in Arbeit steht. Formulare sür diese letzteren Z ugmsse werde» ebenso, wie die erster«« Zeugnisse selbst, im Siak'kau'e, Obsi- markt Nr. 3. 2. Etage. Zimmer Nr. 113b, schon von jetzt an unentgeltlich verabfolgt. Wählbar sind unter den ob«» sud » und d ausgesührken Stimmberechtigten nur Männer, welche sich im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte besinven, da» 25 Lebeo-jahr erjüllt habe» und in Leipzig wohnhaft sind. Leipzig, am 19. October l886. Sladlrath Dietel. Vorsitzender des GewerbeschledSgerickll» VI«. I85V. und Wahlvorsteher. FrUllich Vtkauulmachlttlg. Aus fein Ansuchen ist Herr Uhrmacher Franz Eouard Hertog, Nürnberger Straße Nr. 5, au» dem von ihm bisber bekleideten Amte eine» Armenpfleger« im 33. 34 Distkictr entlassen worden. Wir sprechen ibm hiermit unseren Donk sür die unserem Armrnwesen gewährte Mil- Wirkung au». Leipzig, den 2S. October >886. DaS Armettdireetortum. ä. L. 786. Ludwig-Wolf. A. erhalten^** s>» tägliche »atzru»g«»e»g« 8» Mltü ,m 1. Monat Liter Milch »nd '/. Liier Wasser, i« L.-4. Monat */, Liter Much und Liter Wasser, vom 5. Mou't bis IV- Jahr 1 Liter reine Milch, vom 1' ,—2. Jahre */, Liier reine Milch, vom 2.-4. Jahre V, Liter reine Milch. Die Nahrung soll nicht öfter at« zweistündlich am Tage a»< e.mr reinen GloSflasche mtt einem Gninmistopseii oerabreiLt werd»». Fall« i» den warmen Moualen die Milch nicht zur Hälft« «be,d. frisch an« einem Kuhstall oder Milchgeschäft erlangt werden kann, s» ist die Hälfte irüh iosori nach dem Kochen in eine oder mehreie kleine leere Flaschen noch deiß zu gießen und durch e>»e» bi« a» dl« Milch reichenden Korkftöplel zu verschließen. Dieser Theil ist kann erst Abend bi« zum nächsten Morgen zu verbrauchen. Diese Flaschen sind täglich mit einer düanea Soda» lösong zu reinige». vom S, Monat an kann eine halbe, spj»er enw »nitzr g»« » gebackene Semmel oder Nährzwieback, mit Butter und Milch aas, gebrüht, gefüttert werben, alleinige« Füttern ist ,u vermeiden. Ferner ist vom S. Monat on zur r!bwech«lun, Grte«, Grütze. A»d«,»»del«. Hafer- oder Holdegrutze, «t, Milch oder Fleischbrühe ausgekocht, gestattet Zalpe und Bummiiaiiger sind gänzlich weaznlasse». Jede »ü,„. sauer und übelriechend, A„«leer»», ts» »tcht a»s »te Za»««»» »» schieben, sauber, sasart ftre,, n, »«, abachten Sobald da« Kiad zwei Mal Durchfall zrigt, ist die MUch fa» sar» «»szittetze» und durch dünne länger gekochte Hoser^ütze ober Granoenlchleim zu ersetzen. Am besten werden dir gewöholtchen großen Graupen selbst auf der Kaffeemühle gemahlen, et» voller Schulneubau i« Thonberg. Dte Blitzableiter-, Klempner-, Schlaffer- und Malerarbeiten zu der neuen Swule werben hiermit zur Submission au«a,schrirbeii. Formulare zu Koftenamchläaen sind im G meindeomle gegen Erlegung der Lopiaigebühren am I. N«»e«ber >n Emv'anq zu oebmeu und dietelden a»«gesallt bl« späteftens den 8. November ». I. zurück- »»geben. Die Auswahl anter den Bewerbern wird Vorbehalten. Lhoaberg, am SS. October 1886. Der Sckulberftautz. Im Anftroqe: Fr. A. Franke. G.-Porstavb. Vrkalllltmachung. vom 1. Januar 1887 an ist dt, zur Zeit mtt 800 Fixum und 800 ^ Ntbenetnküastea dvttrte Eielle de« Gemeindkvorftandcs »«» z» besetzen. Luch soll mit zu hoffender Genehmigung der käntg. liche» KreitdouvtmonulLast mtt bieier Stelle wie biSder die Ber- woitung de« StondeSamie« mit einem Einkommen von 200 ^1 ver bunden werden. Geeignete Bewerber, welche 3000 ^i Toulion hinterlegen küiaea. wollen ihre diesbezüglichen Getuch« bl« znm 15. November d. I. an de» Unirrzetchneien einrriche». PaaaSdors b. Leipzig, de» 31. Oktober l88« «tlh «»er. Gtmetiibeältester. Nichtamtlicher Theil. vie Eröffnung -er Sodranje. Auch an dem heutigen für di« Zukunst Bulgarien« und die Ruhe Europa- so wichtigen Tage der Eröffnung der but- garifchen Nationalversammlung dars man sich aus Ueder- raschungen von russischer Seile gefaßt machen, wie sie der Wahltag gebracht hat. Die Sprache des Generals Kauldar- ist trokenver denn je. die Anwesenheit russischer Kriegsichissi in Varna bat seiner Stellung größere Sicherheit »«'liehen, er hat jetzt Mittel zur Hanv, um nötbigensall» Gewalt an- weiibeo zu können. D>e russischen Wühlereien haben zwar ohnehin schon ihre Wirkung geihan, aber ter russischen Re gierung grbt vrr Zerseyungsproreß zu laoasam. sie Hai offenbar den Wunsch, druselde» durch einen Hauptschlag zu beschleunige». Die Lage der bulgarischen Regierung darf jetzt geradezu ei«« vrrzwciseite genannt werden; ihr fernere« Schicksal häogt davon ab. wie sich die Brralhungea der Nationalversamm lung gestalten werden. E« war kein gute« Zeichen, daß sich von den 590 Abgeordneten nur etwa 300 zu der sür die Eröffnung anberaumten Zeit in Tirnowa eingesundeu haben, man ersieht daraus, baß die russische Partei den Be rathungen fern bleiben wird. Noch schlimmer ist e». daß während de» Tagen» drr Versammlung in Tirnowa in der Hauptstadt Bulgarien» der Belagerungszustand erklärt werden mußte. Zonerhalb der Regierung ist Zwiespalt au-gedrochen, Larawelow steht aus drr Seite Rußland-, während Slam- bulow und Mutkurow an der Selbstständigkeit Bulgarien» sestdalten. Ter Belagerungszustand in Sofia ist weniger gegen die Bevölkerung at« gegen deu Mitregenten Karawrlow, gegen die Zankvw und Element gerichtet; da» Einzige, wa« der Regierung noch Hall verleiht, ist, baß die Armee aus ihrer Seile steht, obwohl die Verschwörung in Lompalanka ge» zeigt hat. daß d>e Wirkungen der russische» Wühlarbeit sich auch bereit» aus die Armee erstrecken Die Blicke de» bul garischen Volke« sind irtzt aus Tirnowa gerichtet, von dort erwartet man die Erlösung au» rem gegenwärtigen unhalt baren Zustande, aber da» Stichwort, welche» dort au«gege!)ea werden soll, tautet ganz ander», at» die amttichen Depeschen au» Sofia und Tirnowa anzu- dettten scheinen. Tie bulgarische Partei der Natioualver- saminlung deakt nicht daran, einen neuen Fürsten zu wählen, sondern wünscht den Fürsten Alexander zurttckzuberusen. deshalb mußten die in Tirnowa versammelten Ndgeordneten erst durch Skamdulow darüber belehrt werden, daß die Zurückberusung oe« Fürsten Alexander zweckte» sei. «eil ein solcher Beschluß nicht die Bestätigung der Bertrag-mLchte erhalten werde. In Bulgarien selbst mag man die wahre Gestalt der Ber- bkiltniffe b ffer erkannt haben, aber in Ostrumelien gilt die W eberwahl de» Fürsten Alexander al» da« alleinige Mittel, um wieder zu geordneten Zuständen zu gelangen, ander,ijalls macht man sich aus die Hernellung de» russischen Prckeclorols gefaßt. Da» bestimmende Merkmal der gegenwärtigen Lage ist der wirthschasllich« Zustand des Lande». Die öffentliche» Casien sind leer, Handel und Wandel stocken, weil da» Vertrauen aus die Dauer der bestehende» Verhältnisse fehlt, die Besitzenden sehne» sich nach endgillizer Regelung der SlaalSveiWallung, und die Uederzrugung greift mehr und mehr um sich, daß dies« nicht von der gegenwärtigen Regierung, sondern nur von den Russen zu erwarten ist. So lange noch die Hoffnung bestand, baß Fürst Alexander zurückkehren und die Zügel der Regierung aus» Neue ergreifen würde, Halle die Regeiitschasr noch Boden unter den Füßen; beule, nachdem man sich überzeugt hat. daß Rußland da» entscheidend« Wort ;u sprechen hat, und daß alle Anstrengungen der Regentschaft. Bulgarien aus sich selbst zu stellen, vergeblich find, ist ver Eifer, sich sür die bulgarische Unabhängigkeit auszuopsern, vielfach erlabmt. Dazu kommen die Erfahrungen vo» Sofia, Widdin u»d Tubnitza während ver Wahlhandlung, die Anlänge de« Bürge»kriege», welche sich in diese» Vorgängen kunogrgebcn baden, sind nicht ohne mächtige» Enidruck aus die Bevölkerung geblieben, und deshalb find auch viele Abgeordnete dem Ruse zur Eröffnung der Nationalversammlung nickit gesolgl. Die Möglich keit »st nicht ausgeschlossen, daß in Tirnowa sich da» Schauipiel, welche» der Wahltag >n Sofia. Wlvvia und Tubnitza gebracht bat. l« größerem Maßslab« wiederholt. Ll« Schutz bliebe ja immer Vre Armee, aber welchen Einvruck soll e» aus da« Land machen, wenn wegen der Anweieiibrtt eine» russische» Ab gesandten in Sofia und zweier russischen Kriegssabrzeuge >u> Hasen von Varna bulgarische Truppen zum Schutz der verfassungsmäßig gewäblle» Notio»alversammlung aufgebole» werben wüsten? Da» hat man i» St. Petersburg Alle» wobt erwogen und danach seiue Maßregeln ergriffen. Kürzer iväre e« sreilich gewesen, eine genügende Anzahl rufstscher Truppen nach Sofia zu senden, um ei» Ende zu machen mit Ver Req-ntlchast«comvd>e; aber daraus hätten sich Schwierig- leiten mit den BertragSmäwten ergeben können, und deshalb hat man die langsamere Melhobe durch Abfindung e>nc» russischen „RalhgeberS" vorgezogen. Die Entscheidung kann jetzt nicht mehr länger hinou»- gezogrn werden, die Geduld der Bulgaren nicht minder wie der Veilrigsniächle itt erschöpft und sängt bereit« an. sich durch beunruhigende Gerüchte und durch Vorschläge Lust zu machen, wie der englische, sofort eine europäische Conserenz zui Regelung der bulganfchen Krage zu berufen. Man mug ver bulgarischen Regierung oa» Zeugniß auSiiellen, daß sie unter den schwierigsten Verhältnissen eine beispiellose Aus dauer und Zähigkeit bewiesen bat; säst zwei Monate lang bat sie odne die geringste auswärtige Unterstützung, ab gesehen von ein paar Reben ungarischer und englischer Staatsmänner und daran geknüpften Zeitungsartikeln, sich gegen ein unerbvrte». von russischer Leite geübtes Druck- und Äushetzungssvnem behauptet und fübrt noch heute oller Drohu.igen u»o Wublereicii ungeachlet die Regierung weiter in der Hoffnung, daß koch von irgend einer Sette her endlich Hilfe kommen werde und müsse. Aber diese Er » artung ist vergeblich, die Regentschasl bat ihre alleinige Stütze in ibrer eigenen Kraft und in der Ausdauer der bulgarischen Bevölke rung. Ader leider fehlt eS nicht an Anzeichen, daß die letztere an der Grenze ihrer Leistung-säbigkeit angelaagl ist. Das Derhältnio zwischen oem UnabhängigkeitSvrang der Bulgaren und den Machtmitteln Rußlands ist zu ungleich, al» daß ein Kamps zwischen beiden aus die Dauer möglich wäre, und die letzte Hoffnung ist dem bulgarischen Volke noch Vavurch abgeschnitten worben, daß die Türkei mit Rußland gemeinschaftliche Sache gemacht hat Unter diesen Umständen ist der Zusammentritt der bul garischen Nationalversammlung nur al» der letzte versuch zu betrachten, Bulgarien dem russilchen Einfluß zu entziehen. Der versuch ist aussichlSlo-, weil Bulgarien allein dem über mächtigen Gegner nicht gewachsen ist und weil ibm an« ver Reihe der Vertrag-Mächte kein Retter erstanden ist. Die Geschichte der bulgarischen Unabhänai.>keii»brwegung ist eine Leibenigeschichte, welche mit der Abdankung de» Fürsten Al-xanber idr eigentliche« Ende erreicht hatte. Wa« nach» gejolgt ist. war dem sehr natürlichen Streben der vulgaren entsprungen, die Errungenschaften ver letzten sieben Jahre nicht widerstand-loS preiszugeben, und dieses Streben war um 0 berechtigter, al» es von ver öffentlichen Meinung Europa« mit Theilnahme und Beilall begrüßt wurde. DaS Glück hat den Bulgaren nicht hilfreich zur Seite gestanden, aber ihre Brmübungen waren darum doch nicht vergeblich. Rußlands verhalle» wird ihm nicht vergessen werden, unv die Vergeltung bleibt selten aus, wenn sie auch zuweilen lange «ms sich warten läßt. * Leipzig, 31. October 1886. * Der Bunbesrath hielt am 28. d. M. unter dem Vor sitz de« Skaatsnttnlster« Stt,atSsecrrtair» de« Innern vo» Bötticher eine Plenarsitzung ab. Zn derselben machte drr Vorsitzende Mtttheilung von der Verpflichtung eine« Mit glieds der preußischen Hauptverwaltung der Staatsschulden, sowie über die Bildung der Ausschüsse für da« Lanvherr uud die Festungen unv sür da« Seewesen. AlSbann fand dieNeu- wahl der Ausschüsse sür Zoll- und Steuerwrsen, für Handel und Verkehr, sür Eisenbahnen, Post und Telegraphen, für Justizwesen, für Rechnung«wefen, sür die au»- wärtigen Angelegenheiten, sür Elsaß-Lothringen, für die Verfassung und sür die Geschäftsordnung statt. Die Borlage, betreffend die zollfreie Abtastung verschiedener metallener, zum Schifs-bau Ixstimmter Materialien, der Gesetz entwurf über den Servistaris und die Elasseneintheilung der Orte und der Entwurf eine» Gesetze« über di« Unfall versicherung der Seeleute und anderer bei der Seeschifffahrt betheiligten Personen wurden den zuständigen Au-schüssen zur Borberathuna überwiesen. Die RecurSgefuche eine» Lehrer in Elsaß-Lolyringen unv eine» Slattposiöoten zu Berlin gegen ihre unfreiwillige Versetzung in den Ruhestand wurde» ver worfen. dem Anträge des ComitLS zur Errichtung ekter öffentlichen Badeanstalt zu Lennep wegen Zulassung von Aktie» aus Namen unter dem gesetzlichen Nominalbeträge daaeaen stattgegeben. Ueber die Seiner Majestät dem Kaiser bezüglich Wieverbesetzung der Stellen eine» Mitglied«» de» Bund«»amt» iür da» Heimathwesen und eine» ständigen Mitglied«» de» Patentamt» zu unterbreitenden Borfchläge wird « einer der nächsten Sitzungen Beschluß gefaßt werden. * Die Fälle» daß die Wähler de« Eeutrum» de» wahl- taktischen Parolen der Parteileitung einfach den Gehor sam verweigern, mehren sich. So hat bei der Laadtag-rvahl >n Bunzlau-Löiveiiberg, wo sür die katholischen Wähler Wahlenthaltung anbesohlcn war. ein Theil derselben trotzdem sür den konservativ-nalionallibrralen Compromlßcandidate» gestimmt. * Au» Dortmund wird der „Frankfarter Zeitung" ge schrieben: „Mitten im Quartale hat die hiesige derrtsch- sreisinnige Zeitung, „Dortmunder Tageblatt", zu erscheine» ausgebört. Es ist die» in wenigen Jabrea bereit« da» dritte keutschsrejsinnige bezrr. fortschrittliche Blatt, welche» hier in folge AbonnenlenmangclS hat eingehcn müssen." * Aus Requisition deS StaatSanwaltS in Altona wurde, wie au» Nürnberg gemeldet wird, im Zusammenhänge mit den dortigen Verballungen von Evcialeemokratcn bei der socialdemokratischen .Fränkische» Tagespost" und in der Privattvobnung de- Abg Grillcnberger eine eingehende Haussuchung abg-batten. Bei derselben wurden nur Frohme'sche Broschüren vorgejundrn, »m Nebligen blieb die Hau-suchung ohne Resultat. * Der zur diesjährigen vcrsassungSrr.äßigen Sitzung ein- berusene Landtag der Fii rstr nl hu in er Walveck und Pyrmont wurde am 28. October von dem LandeS-Director von Saldera rni landttändiichen Sitznngss.lale im Gericht»- gedäuve mit nachsoiqenvrr Rede eröffnet: Me ne Herren! Se. Masedöt der König von Prevsie» linl-ci, '.Illergnädigst geruht, miiielit ANerdöchsier Ordre vom 29. Lrpi-mber d. I. mich al« Nachiolqer meines am 14 Juni hierjelbsl verfioroenen Bruder« zum Landes-Tlrecior der Fürsteuit-iimer Waldeck und Pyrmont «N ernennen, und demnächst mich ermächtigt, des dnSjahrigcn ordent lichen Landtag der Fülstenikümer zu eröffnen. Ich trete als» deine zum ersten Male dem Landtage gegenüber, und da ist es mir vor Allem ein Beduisn b. Tie. meine Herren, zu bitten, mir von vornderem einen Tdeil de« ivertrauen«, dessen mein Vorgänger tro- der Kürze feiner Verwaltung sich Ichon in jo reichem Maße zu erfreuen hatte, enigegenzubringen. Ich me>ne«iheilk ver sichere Sie meines festen Willens, die Pflichten meines Amt« i» ihrem vollen Umsange zu eriüllen und meine ganzen Kräfte zur Förderung der Interessen des Lande« elnzulepei». Von den Vorlagen, welche Ihrer Beiaihnnq und Beschluß» ioijnng unterbreilel werden, wird der Entwurf de« LlaolShon-h ilt«- Ltals der Fürstk»iliumer sür 1887. >888 und I88S und de- Ge- ikpe- über die Feiislellunq desselben Jvre Thötiqkr» voeznqSweise in Anlvrnch nebinen. Ferner wir» Zhnen die SiaatScassenrechnung vom Jahre 1884 zur Wadrnehmuna Ihrer versasiungSniäßigea Nechie zuaehen und außerdem der Ewt der Jmniobilior.Feuer- versicherungS-Anstall lür di» Jahre I887-I88S voraelegi werden. Einige andere Mnideilungen von minder wichtiger Bedeutung be ziehen st» auf die im Iadre 1885 etngetretenen Aeiidernngen im Domanial-Slammverniögru. aus den AuSiauich von Temon>a1-Forft- ^arcellen in der Gemattunq von Ba-b ck und au« die Verwendung der zur Hebung der Pq monier Lur. und Kitte-Anstalte» b.sttmmte» Summe voii jährlich 12,000 Im Namen Sr Mijestäi de« ^öiiig« von P eußeu erkläre ich hiermit den Landtag der Fürste»- lbümer sür eröffnet. « * » * Betreffs der vo» der Wiener .Presse" in die Welt gesetzten Idee einer Milikairconvention zwischen Teutschlannv und Oesterreich. Ungarn nimmt jetzt auch der von der ungarischen N gwrnng insp rirle .Peiler Lloyd" da« Wort. Er veisichert zwar, vaß da« Projekt jeder positiven Grundlage entbehre und erttschereenden Ort» oiemal» Gegenstand der Erwägung sei» konnte. unterz»hl dasselbe aber doch einer sachlichen Besprechung, ln ver e« beißt: Wenn zwei enrooäische Mächte von der Stellung »np de» Nange Deuilbland» und Oesterreich - Ungarn- sich gegensetttae miliiairilche llniert«ük>ung zusichern, io kann e» sich begreiflicherweise nicht um ein paar Divisionen, und selbst nicht um »in paar Armee- rnro« Handel-, sondern mindesten« — und hierin ha, dt» „Bresse" Rech« — um „tllns Armeekorps", also um eine Macht, die »rganilch eine „Armee" bildet von wenlgftenS 250.000 Min». Sine solch«
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