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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188611201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-11
- Tag1886-11-20
- Monat1886-11
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1886
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»he. z Erscheint täglich früh S'/, Uhr. NtdarNin and LrMtio» IohanneSgasse 8. SplkchstunLrn der NkdakNtza: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags ü—6 Uhr. fr, »>- NUS,ab, etnaft-ndter M«n»I«rt»t» «acht Gch tie Nchnctio» Nicht vnduaiüch. Annahme »er für »te »tzchftk«l,e»tz« Nummer bestimmten Insernte n» riioche»tagen -t» fl Uhr Nachmittag»» >!„ So«»»«und Aefttagen früh bi» '/»»Uhr. In den Filialen fiir Ins.-Innahme: Otto Ulemm, UniversitötSstraße 1. LoitiS Lösche, Katharinenstr. 23, p. nur bis '/.S Uhr. eipMr.TWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage LS,SSV. Adonnemenlspreis viertelt. 4'/, MK. incl. Brmgerlobn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilage» lin Tageblatt. Format gefalzt) ahne Postbcsocderung 50 Mk. Mit Postbesörderuag LO Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uus. Preisverzeichnis. Tabellarischer u.Zisierniotz uach höherm Tarif. Neelamrn mitrr dem RedoctioaSstrich die »gefpalt. Zelle öOPs, vor den Familiennachrichtea die 6gefpalirue Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die Erpedittan »« senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prLeoaweraoäo oder durch Post nachnahme. 324. Sonnabend ven 20. November 1886. 80. Jahrgang Zur gefülligen Beallitimg. Unsere Expedition ist morgen Loimtag, den 21. November» Bovmittag» nur bis >-» Uhr Ltvssnet. IhxpeäMov «Los I-elprlxer 'raxedlattes. Amtlicher Theil. Mitiiiilmchmi-. An den hiesige» Bolksschulen sind nächste Ostern >1 pro» »isorische Lehrerstellen zu besetzen, mit denen ein jähr licher Gehalt von je 1400 ^k verbunden ist. Bewerber, weiche die WahlsähiczkeitSprüfong bestanden haben oder bis Ende de» Jahre- zu bestehen gedenken, wollen Gesuche und Zeugnisse bi» Ende diese» Monat» bei u»S cinreichen. Leipzig, am k. November 1888. Der TchulanSschust der Ttadt Leipzig. Oe. Panitz. Lehnert. Vkkmnimach««-. Schnee und GiS varf in diesem Winter auf folgenden Plätzen abgeworsen werden: 1) aus der am Fahrwege «ach de« Berliner Güterbahnhofe gelegene« Parzelle Nr. 2786 der Stadlflur, 2) aus dem zwischen de« »eae» IohannlSfrieb Hofe und de« Wtndmühlenwege liegende, Theile der Parzelle Nr. 2445 der Stadlflur, 2) a»s dem öffentliche« Schuttabladeplatz« hinter de« neue« Tchiltzenhnnse, 4) aus dem üffenMchea Sch «hole, ü) aus dem a« der Pestalozzistra-e zwischen GrasA- und Ferdinand Sflhodestra-e gelegenen Communareale, Lheil der Parzelle Nr. 2581 der Stabtflur. Tie vorgedachten Plätze sind durch Placattafel» bezeichnet Hierbei bringen wir in Erinnerung, daß da» Avwerfl« von Schnee und Ei» au» den Grundstücken aus Straßen und öffentliche Plätze bei 15 Mark Strafe sür jeden Contraven tionssall verboten ist. Leipzig» den 27. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Hi ' Schuttabladeplätze t« Rose«: IX. 10l8S. vr. Georgi. MNIg. Ausschreibung. Fiir den Neubau de» Siechenhause« hierfelbst werden 1) die ASphaltarbriten, 2) - Dachdeckerarbeitea, 3) - Klempnerarbeiten, 4) » Schmiedearbeiten» 5) - Watzeisenlieferuag (Träger und Anker rc.) hierdurch ausgeschrieben. Arbeit-Verzeichnisse und Bedingungen können auf unserm Vauamt (Nathhau- 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5) ent nommen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: Neuban Siecheuhan» „ASphaltarbetten" re. dis zum 24. November er. Nachmittag» 5 Uhr daselbst ein znreichen. Wir behalten uu» die Auswahl unter den Anbietenden, bez. auch die Theilung der Arbeiten sowie Ablehnung sämmt licher Angebote vor. Leipzig, den 9. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. l»8487. vr. Georgi. Gringmuth, Ass. vekainlMchiiilg. Dl« Tlasrrarbciten sür den Neubau de» Eonservatorium» sind vergeben und werden daher die nicht berücksichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 11. Novemk« ld'"" ^ 4161 1204. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth» Assessor. LekMittmchmirl Die von UN» unterm 4. vor. Mon. ausgeschriebenen Dachdecker- und Klempaerarbette» sür den Neubau de« Predigerwohnhauscs an der Nicolaikirche find vergeben und werden die nicht berücksichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote hiermit entlasten. Leipzig, am (0. November 1886. id Der Rath der Stadt Leipzig. 1130. vr. Georgi. Griagmuth, Astrstor. Bet dem untkrzrich„eic» Gcmetiideralhc ist eine mit 725 ^ll Gch.lt, 80 ^ Bekl-idungSgeld und 150 Wohnung-entschädignng dotirte LchntznianuSstellr infolge Entlassung de- btSherigen In Haber- zur Erledigung gekommen. Geeignete Bewerber — gewesene Unterosficler« erhalte, den Vorzug — habe» ihre Gesuche unter veisllgung von Zeugnissen bi» . zu« SS. Nebemder »s». I». anher einzureichcn. LohllS, am 18. November 1888. »er Geweiuderath. Singer. L»M »esiicht. Zum sosortl-r» Autritt wird von un« eia aritbter Totztft gesicht. chDsnag-geholt 540 ^l. «erückfichtlguug -ade* Bewerber, welch« bereit« bet einer Behörde oder einem > Erfolg gearbeitet habe». Gohli«, am 18. November 1688. - Lrr GeweinbGwt». m» solch« Unwolt mit Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 20. November 4886. * Der Bundesrath hielt am 17. d. M. unter Borsitz de» StaaiSministers Staat-srcreiair» de- Innern v. Boetticker eine Plenarsitzung ab. Bor dem Eintritt in die Bc» rathungen gab der Vorsitzende unter allscitiger Zustimmung dem Bedauern Uber den Verlust Ausdruck, weichen die Ver sammlung durch da- am l5. d. M. erfolgte Ableben de» töiilgiich würllembergischcn außerordentlichen Gesandten und devollmächtialen Ministers StaatSratliS und Kammerherrn von Banr-Brei1e»selv erlitten hat. Demnächst gelangten die nachstehenden EtatSenlwürse sür 1887/88 zur Verhandlung: der Maiineverwaltung, der Post- und Tclcgraphenverwallung, der Elsenbahnverwaitung, der Rcichs-Jastizve,Wallung, de» Reich-amk- VeS Innern, des NeichS-SchatzamtS. deS Rechnung«- bose- und der NeichSbruckerei. Den fämintlichen ElalS- entwürsen wurde die Zustimmung erlbeilt. Mit der bereit» erfolgten lleberweisnng der Gesetzenlmürse wegen Feststellung teSReichShauShattS-EiatS sür 1887/88 und betreffend tieAl»:- nähme einer Anteihe sür Zwecke ver Lerwaliung de» Reich-. heereS rc. an den Ausschuß sür Rechnungswesen erklärle oer BunVeSrath sich einve/slanken. Endlich wurde aus eine Reihe von Eingaben» betreffend die Zollbehanvlung verschiedener Gegenstände und die Rückerstattung von Zoll in mehreren Fällen, sowie über die Abänderung von Tarasätzcn und die Anwendung der Tarisnummer 3 deö Gesetze» über die Er- debunq der Reichssteinpeiabgaben aus Schuldverschreibungen von Huchen- und Schulgemeinden, Beschluß gefaßt. * Zur Frage des orientalischen Seminar« schreibt die „Nationalliberale Correfpondenz": Der in der vorigen Session wegen der vorgerückten Zelt «wer. ledigt gebliebene Gesetzentwurf über Errichtung einet orienialischen Seminar- wird dem Reichstag alsbald nach seiner Eröffnung aufs Nene zugeheil und diesmal sicherlich ohne Schwierigkeiten Zustimmung finden. E- ist eine unscheinbare, aber sür unser Eutin» und Wiriyschaftsleben doch sehr wichliqe Vorlage. Es soll danach in Beebindung mit der Berliner Universiiöt ei» Seminar für lebende orienialische Svrachen errichtet werden, wobei das Reich sich an der Halite der Kosten bi- zu einem Höchstbeti gge von 33.000 jährlich iwlheiiigt. E» soll hier tde» retiichcr und praktischer Unterricht in den sechs lebenden Haupt» sprachen Asien-, Türkisch, Arabisch, Persisch. Javanisch Ttpnestsch und Indisch, ertbeilt werden, und zwar von einem mit der Lande-, spräche und den Londe-verhältniffr» vertrauten drutichca Lehrer und einem au» den Lingeboreuen de- Lande- entnommen", Aislprmd». Sehnliche Schule» bestehen bereu« in Wien und Paris. Die Be deutung einer solchen Anstalt liegt ans d:r Hand. Während ai» orientalischen Sprachen in Deuischiand bisher säst nur au- wissen schaftlichem antiquarisch philologischen Interesse gelehrt und ftudirt wurden und nicht in ihrer heuiigen Gestalt, sondern in langst ver gangenen Entwicklungsstadien, wird hier der praktische Gesichtspunkt in den Bordergrund gestellt, e- sollen die lebenden Sprachen ge lehrt werden, und zwar in erster Linie nicht für Spr ichst scher, sondern für Männer, die au» praktischen Inter,ssi n sich mit dielen Sprachen beschäftigen wollen, insbesondere sür Toftue'scher. Die asiatischen Länder, namentlich die großen osinsialischen Reiche, spielen in unserem wirthschalll/che». kanf/näiniiichen, industriellen Leben, eine immer bedeutungsvollere Rolle; sie eröffnen, je mehr sie i» dos moderne Lullur- u»d WirthschnitSleben eintreten, mit ihre: unend- lityen Derbranchssahigkeit den Ausblick aus einen immer zuiii hmrnten Bcrkehr und Güiera»S,au!ch. W/r erinnern nur z. B a» die Frage de» chinesiichen EisenbahnbaueS. Daß es unier diesen Umständen von der höchsten Wichtigkeit sein muß. den Verkehr durch Verbreitung der Kenntniß der lebenden asiatischen Sprachen zu erleichtern, belar keiner weiteren Erörterung. * Die Einzelheiten, die allmählig über die Aussehen er regende LandtagSwablinHünfeld-GerSseld bekannt werden, können an der Tbcttsache. daß eine größere Anzahl Wahlmänner de» CcutruinS einfach ver Parteileitung, an deren Spitze die katholischen Geistlichen der Kreise stänlen. den Gehorsam verweigert haben und zu den Eonservative» abgesallen sind, nichts ändern. Wenn der Cankidat deö Ce» lrumS, ein Amtsrichter, wirklich ein erst Vor ganz kurzer Zeit dorthin strafversetzter Beamter gewesen, so beweist dies nur. mit welcher Geringschätzung die ultra»,oiilanen Wablmacber die Wähler glaubten behandeln zu dürfen. Es hat sich cnd lick doch einmal gezeigt, baß daS seine Grenzen hat. daß auch die Wähler de- CentrumS sich nicht mehr blindlings ihre Wahlen vom katholischen Geistlichen verschreiben laste» wollen und daß die Culturkampf-Agitalion angesichts der neue» Zu geständniste de- Staats nicht mehr recht verfängt. Der Bor fall ist al» Eympton eines im katholischen Volk sich an- bahnenden Rückschlag- gegen die ultramontane Aushetznng von größter Bedeutung. DaS erkennt die klerikale Prcste sehr wohl und behandelt darum daS Ereigniß mit höchstem Ernst und unverhohlenem Ingrimm. Es ist ein Stein aus dem Gebäude des ultramontanen WahlterroriSmuS abgebröckelt, und wenn die Mauern erst einmal Riste und Sprünge be kommen. dann Hilst gewöhnlich auch da- Flicken und Kleistern nicht mehr lange. Die Angst, daß der Vorgang Nachfolger finden werde, spricht auS jeder Zeile der ullramonlancn Presse. * Zur parlamentarischen Lage wird ofsiciöö ge- schrieben: Neben dem Etat, der Uebersicht über die Einnahmen und AuS gaben für 1885/86 und der sälllzen JahrcSrechnung wird die un» mittelbar bevorstehende RelchSiaqSicssion eine statilickie Reibe von gesetzgeberischen Arbeiten zu erledigen haben. Un. mii der Socialresorm, wie billig, den Anfang zu mache», wird der Session die Aufgabe gestellt, da» Lapitel der Unsallveisicherung durch die Ausdehnung der bezüglichen Grundsätze auf"die Seeleute und die bei Regiebautcn Beschäftigten znm Abichluß zü bringen und lo den Weg sür die außer der Kranken- und Unsastverstcheriinq »ack der kaiserlichen Bolschast vom 17. November 1881 noch in Aussicht stehende» weiteren Reformen frei zu machen. Dmch die Vorlage wegen Abänderung de» GeeichtSkofiengeietz-S Und der Gebuhienend nung sür die Reetn-ai Wälle ioll eine Quelle nick» unbkiechliqie Beschwerden gegen die Reichsjustttiefe»m,v-rstc>pit werden, wähierd in der Errichtung eine» orientalischen Seminars in Berlin eine wei tere Lonlequenz der auf planmäßige Erweiterung unserer überseeischen Beziebunqen gerichteten Loiittk j» erkennen ist. Da- Miiitair-Relicienqesetz wird die Lücke auSsüllen welche nach der Neuordnung de« Mililair- und Livilp-nsionSweien-, wie der Versorgung der Hinterbliebenen der ReichSbeaml n. l ezüglich der Hinterbliebenen der MiliiairS noch bestand. Die Revision der Classification der Ortschaften bezüglich de« Servises ist eine periodisü wiederkehrende, übrigen« an« der letzte» -ieich-tag-sejsiou über- kommen« Aufgabe. Daß damit die Reihe der Aufgaben ans dem Gebiete de» Heer «esent nicht abgeschlossen sein wird, dürft« keinem Zweisel unter liege»; di« t> der Press« hl« and da anfgetreieie «uuohmr, da tzt, tz«ch tz« dederstihimd«, U»l«is de« »tlttat,Ische, Setz tennats bedingte gesetzgeberische Borlage und dir daran etwa zu luüpsenden weiieren Vorschläge bi- zum nächsten Herbste verschoben werden sollten, haben sich al- unbegründet erwiesen. Dem Be» nehmen nach soll die neu« Militairvorlage bereit- zur Ver. theilung gelangt sein und wird somit zu den ersten Vorlagen zählen, mü denen der Reichstag sich noch vor dem WechuachlSseste wird be- chäjtigen können. * In unserer gestrigen Berliner Correfpondenz wurde be merkt, wie die sociatdemokratiscbrn Führer zweiten Range» in Berlin die Abwesenheit Singer'» benutzen, um wieder sich an die Spitze der Masten zu stellen. Aber auch anderSivo tritt diese Erscheinung zu Tage. Die Hast Bebcl'S. Viereck'-, die Abwesenheit (nicht Hast, wie irrlhiiniiich gestern geschrieben war) Liebknecht'-, die gezwungene Pause anderer Abgeordneter sind diesem Hervorbrängen der kleineren Göller ehr förderlich, und daß e« dabei unter den Eoncurrente» zu mancherlei Reibereien kommt, iß selbstverständlich. Solche Reibereien kommen vielfach vor, besonder- scheint aber Frank furt am Main der Schauplatz von Zwistigkeiten zu sein, au- benen eine ebensolche Opposition wie in Berlin gegen dir )ractio» hervorgeht. * Als Nachfolger de» verstorbenen württembergischeu Gesandten in Berlin, von Baur-Breite»selb, ist nach der „Post" Freiherr Axel von Barnbüler bestimmt. * Mit großer Entschiedenheit erklärt nun auch daS Organ der Bayerischen Eonservative», die „Süddeutsche Landpost", von einem Zusammengehen ihrer Partei mit oen Ullram onla nen bei den nächsten LanvtagSmahlen könne keine Rede sein. „Wo irgend ein Conservativer da- Lüstlein verspüren sollte, Ven Ultramontanen Zngesländ niste zu machen", so lautet die geharnischle Absage, „möge er ich Ver Reden auf der Katyolilcnvcrsammlnng in BreSlau erinnern, und e» wird ihm diese Lust gründlich vergeben. Was wir von den Ullramontanen in Bayern sagen, gilt vo» den CenlruuiSleuten im Reich erst recht. Zwischen Rom und Wittenberg ist da» Tuch jetzt schärfer aiS je zerschnitten. De» Schildknappen Rom», die Deutschland römisch machen wollen und sr:cher al» je ihr Haupt erheben, muß der Fehvehanv schuh hlngeworsen werden. Wir können keinen Abgeordneten wählen Helsen, der im Grsolge eine» Wtndlh»rst einhergehrn würde." . * . * Der holländische Justizminister hat der Zweiten Kammer einen Gesetzenlwurs zur Förderung der Sonntags ruhe vorgelegt. Noch diesem Entwurf sind an So inlagen glle gewerblichen Arbeiten außer dem Hause, und selbst solch« ihn geschlossenen Räume», sall» sie von der Straß« au» gesehen ober gehört werben können, untersagt. E» ist verboten, am Sonntag öffentliche Verkäufe, Verpachtungen oder dergleichen abzuhallc» und Kauswaaren seil zu bieten, au-genommen Eß- und Trinkwaaren. Ferner ist verboten, am Somttog vor acht Uhr AbenvS öffentliche Vergnügungen in der Nähe der Kirchen zu veranstalten, wo noch GolleSvienst stattstnvet, und -bensv ist verboten, am Sonntag vor 12 Uhr Mittags in ösfciiilichen Localen Branntwein zu verabreichen. In den Motiven erklärte der Minister, daß daS noch bestehende Gesetz von l8I5 manche Ungerechtigkeit enthalten habe, weiche die Au-jührnng und Handhabung erschwert und säst unmöglich gemacht habe. Ein vollständiges Verbot der Scnnlag-arbeit sei auch jetzt bei den gesellschasiiichen und Verkehr-verhältnisten unmöglich; doch sei eS daS Bestreben der Regierung, so viel wie möglich die Au-nahmen aus «» Minimum zurückzusUbren. Strengere Maßregeln gegen dir Veranstaltung von öffentlichen Lustbarkeiten an, Sonntag, vem einzige» ErholungSlag der Menge, seien nicht gut durch führbar. Ueberhaupt sei eS nur Ausgabe de- Staates, die SonntagSrube zu fördern und dafür zu sorgen, daß der Gottesdienst keine Störung erleide; die SonntagSfeier sei Sache der Kirche. * DaS „Journal de» Döbat»" veröffentlicht einen Artikel über „Tie deutsche und die französische Marine". „Im Jahre 1856", so beginnt derselbe, „unmittelbar nach dem Knlntriege, gab es aus de», Meere nur zwei KnegSstotten, die eng- Iiiche und die französische; die anderen Naiionen besaßen nur die Anfänge einer Seemacht und wären außer Siande gewesen, den gi oßari/gen Flotten die Slirn zu dielen, welche sich eben vor Sebaslopol und Kcoiiftadt entsaftet halten. Dies hat sich leiiccii, geändert. Die g>vß>n euiopänchen Machte habe» die Nvlbwendigkeit eikamit, ihre Milftairmachi aus den Oceon zu erstrecken, und wenn England noch Heine unbestritten die erste Seemacht der Welt ist, so muß Fiankreich trachte», nicht den zweite» Rang einzubüße»; denn Deutschland, Oesterr/ich, Italien und Rußland arbeiten ohne Unterlaß an der Bildung einer mächtigen Marine." Der Verfasser de« Artikels zählt nun die Schiffe auf, welche Preuße» und das deulsche Reich seit 186? gebaut haben, und fährt dann jort: „Unsere 13 Geschwaderpanzerschiffe sind gewiß Iden 12 de»ischen in jeder Hinsicht überlegen; und ohne die zermalmende Ueberlegen- heii zur See von 1870 zu besitzen, darf Frankreich »och ohne Un- bescheidenheit de» Anipruch erheben, das Meer gegen Deutschland zu beherrschen. Nachdem wir aber unsere nationale Eigenliebe ans diese Weise gewohrl haben, muß dle Frage aufgeworfen werden, ob Uiiser gepanzertes Geschwader nn Falle eine« Krieges eine ernste Aciion in den deutschen Meeren auSziiüben vermöchle. J»i Jahre 1870 konnte der Admiral Bouet-Willoumez seine Flagge unbehindert von der Mündung der EmS bis zu derjenigen der Weichsel spazieren führen, ohne andere Gefahren befürchten zu müssen als die Sand, bänke der Ostsee. Heute wäre da» ander«. Erstlich müßle dieses Becken in, Voran» gestrichen werden au« den künftigen Operation«, gebieten der sranzösischen Flotten. In der That sind die meiste» dortigen deutschen Hälen schon durch ihre Lage unzugänglich, und wir hätten minder leichte« Spiel al- 1870. Damal« hatte Däne- mark den Maid, un- seine volle Sympathie zu bezeuge», nnd ließ untere Schiffe in leinen Hasenftädtcn Borräihe ichöpsen; in einem neuen deutsch-sranzösische» Kriege würde die Neutralilä! zur See mit äußerster Strenge gebantdabt werden, »nd unsere Schiffe düi iien nur noch aus sich selbst zählen, liniere Flotte wäre, durch dir Halbinsel Jütland und die dänischen Inseln im Rucken fast abqrsctniiilen, den zahlreichen deunchen Torpedoboo es Pre/Sgegebkn »nd hatte die Zerstörung zu gewöit/gen, ohne irgend einen Voribeil für ihr Land. Es icbeint daher geboten, daß sie ihre Actio» im Voraus aut die Nordiee besitiränkt, welche drei wicttiqe Pnncle hat: Bcemen, Hamburg und Wilhelmshaven. Dieien Kiiegs- dal a anzugreisen, wird keiner Flotte deifaNen, eS sei denn, daß sie besonderer Vortbeile ganz gewiß wäre. Wenn dir Deutschen sich au, eie Defensive beschränkten und ihre großen Schiffe ipaitrn, um sie >m gegebenen Augenblicke aus unsere schon geschwächten Kräfte zu werfen, so ist nicht obzuseben, wa« unser Geichwover ni der Nordsee nützen könnte. Die Deulschea haben die Zahl ihrer Torpedo, boote aus loO festgesetzt. Donk dem im van begriffenen Canal, welcher Kiel mit der Nordsee verbinden soll, können ihre Schiffe leicht hier odrr in der Nordsee eonceatrtrt werden. Den beständigen Angriffen dieser snrchtbaren Vereiniaung ausgesetzt, könnte da- sran- züsisch« Geschwader st« mir «t» Hilft etoer »och brtrtchtlichere» Au. Mtzl «, r«»p»b,b«ft, »««ckwvlft». «B tzelßr» will, daß Frank. reich sie erst anschaffen müßte. Wenn unser Geschwader nicht siegte, so würde eS dem Angriffe unterliegen. Obwohl minder vereinsainl olS in der Ostsee, kan» et sich also auch in der Nordsee den deutschen Streitkrätten gegenüber in einer lehr unvortheiih,sten Lage befinden." „Die große Schwäche der sranzösiichen Flotte gegenüber der deutschen", so führ» der Verfasser zum Schluß aus, „liegt in der bedeutenden Eiitiernung von ihrer OperationSbasiS; und die Inferiorität Frank reichs wird erst dann aushören. wenn e- am Lanai eine Rhede und einen Krieg-Hasen hat, welcher an die Stelle desjenigen von Cherbourg tritt. DaS jranzösiiche Beichwader muß in der Nähe der Nordsee einen festen Platz haben, um de» Eanal, die Häsen von Dunkeigue bi» Havre gegen die Beschießung zu schützen. Wenn die sranzoji'che Flotte nichts gegen die dru'ichen Häsen vermag, so weiden die Deulsche., ihrerseit« weniger versucht sein, etwa- gegen die sranzöiischeu ütüftensiädte zu unternehmen, wenn der Krieg-Hasen de- Pa» de Colai- angelegt sein wird." * Die spanischen Corte» wurden am 17. d. M. er- öffnet. Das ArdeilSprogramm der Kammern umfaßt zunächst einige handelspolitische und Tarissragen, sowie die vom Kriegs. Minlstcr vorbereiteten militairischei, Reformen; damit ist jedoch vaS ArdeilSprogramm der CorteS nicht erschöpst, vielmehr wird e» voraussichtlich auch zu wichtige» politischen Debatten kommen, da die unter Führung de» Generals Salamanca, Bega de Armijo'S und de- Herzog» vo» Tetuan gebildete sogenannte dritte Partei sicherlich den Versuch macken wird, Sagasta zu stürzen. Vielleicht werden auch die Republikaner ibre Propaganda, die ihnen in der Presse und in öffeiiiiichen Versammlungen erschwert ist, um so eifriger in den CorteS fortsehen. Unter den finanziellen Reformen de» Finaaz- inlnisier» Puigcerver soll sich auch die folgende befinden. Der Minister schlage nämlich vor. die Ausbeutung de» Tabak- menopol» einem Consortium einheimischer und auswärtiger Bankiers zu überlassen, welche dafür eine qrößere Rente be zahlen würden, al» der Staat jetzt vom Tabak bezieht. — Die Nachricht von einer politischen Panik wird jetzt ernstlich dementirt: der „Time»"-Corrrspo»dent will wissen, die Republikaner seien gespaltener al» je und könnten nickt» Gefährliche» beginnen; auch habe die Regierung keine beson deren Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Wahrscheinlich hat man eS wieder mit einem Börsenmanöver zu thun. Auch die Nachricht, daß 700 Maon in Cadix sich einzuschiffen geweigert hätten, wird drmentirt. Socialpotttislhes. * Nach der bekannten Entscheidung de- Reichsgerichts vom 27. September d. I. steht den OrtSkeankencassea da» Rrcht der Nachprüfung der Statuten der freien Cafseu zw Da »ach eiver vorläufigen Prüfung der Statuten einiger der freien Cossen ohne Weitere» anz»,nehmen ist, daß eine A»zahl dieser Statuten nicht allenthalben dem Gesetz entspricht, so würde die Orlskrankencaffe berechtigt sein, die Mitglieder solcher Lassen zur OrtSkraiikencaff« heranzuziehen. Nun ist aber die Entwickelung der Orts- lrankencassen im stetigen Forlschreite» begriffe», und die Vor züge dieser Cossen im Vergleich zu den sreien Cassen treten immer mehr zu Tage. Nicht nur ver besonnene, seinen Bor theil erwägende Arbeiter wendet sich ihr immer mehr zu, sondern die sreien Cassen sehen sich bereit» genöthigt, Ein richtungen der OrtSkrankencaffen nachzuahmen, um deren mit Recht gefürchteten Concurrenz bester begegnen zu können. Bei dieser Sachlage erscheint e» fraglich, ob e» sür die Ort»- krankencasseil ein Lvrtheil ist, die Mitglieder der dem Gesetz nicht entsprechend befundenen Cassen jetzt heranzuzicbe» und dieselben aus diese Weise gegen ihre» bisherigen Willen der Segnungen der OrtSkrankencaffen theilhasttg werden zulasten. Wie wir hören, finden Erörterungen in dieser Richtung statt, von deren Ausfall die weitere Stellungnahme der hiesigen Orlskrankencaffe gegenüber denjenigen sreien Cassen, welche nach der vorgeuommenen Prüfung der Statuten dem Kranken- versicherungSgesetz nicht allenthalben entsprechen, abhängig sein dürste. —m— ^ * Elilschti-ungeir des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) * Eine besonders sür Geschästsreiseude bedeutungsvolle Entscheidung hat der H. Strasseuot de« R -G. am 20. April d. I. in der Strassache wider den vom Landgericht wegen Unter, ichlogung verurtheilten HaiidlungSreiseiiden K. zu B. gefällt. Der Angeklagte bezog als Reiiender des Kaufmann« L. ein nach und nach bis zn 2000 steigende« jährliche- Gebälk, 300 TautiSme und 16'/, ^4l täglicher Rusidiäten. Er verblieb in leiaer Stellung vom Herbst 1881 bi« zum April 1885. Beim Au-icheiden ergab sich zmiächst au« einer Prüsung der GeichäitSbücher unter voll ständiger Berücksichtigung seiner Aniprüche aus Gehalt, Spesen x., daß der Angeklagte bereit« 300 ^l sür sich überhoben halte In dieser Vor- ichnßerhcbung ist eine ftrasbare Handluug nicht gesunden. ES ist abrr weiter sestgestellt, daß der Angeklagte fünf erhobene Schuld- b-trägc an seinen Auslraggeber nickt cibgesührt, sondern in seinen Nutzen verwendet ha»; nämlich 1) 117 sür L. erhalten vo» C. H. in P., 2) 130 15 für L. erhalten von 2. B. in Si., beide Posten zur Deckung einer Garderobenschuld de- Angeklagte» verwendet; ferner, al» am 20. December 1884 für rincassiri: 3) 295 5 /C vom Schneidermeister N. ia K.. 4) 50 >l von F. Sch. in W.. 5) 100 von I. ia A. Diese füns Beiräge, deren Einziehung der Angeklagte seinem Auftrag geber verschwiegen hat, sind vom Landgericht für verun- treut und unterschlagen erachtet. ES ist die- geschehen, nach dem vorweg sestgestellt war, daß der Angeklagte auS den eingezogenen V-elder» die zur Deckung seiner Spesen ersorderlichen Beträge ent nehmen durste, und daß dir vorschußweise Entnahme vo» Gehalt daraus durch den Auftraggeber L. stillschweigend genehmigt worden ist. Der Angeklagte bat gegen seine Berurlhellung Revision ein« gelegt, in welcher er den Einwand erhebt, e« stehe nicht lest, daß der Angeklagie bei keiner vorschußweise,, Entnahme vie Pflicht gehabt habe, eine beftimmie Grenze Nicht z» übe,schreiten. Es fehle die Feststellung und die Angabe von Tbaiiachen sür die Annahme, daß der Angeklagte bezüglich der angeblich veeui.treuien Beträge die Ab« flcht nicht gehabt habe, sie al« Vorschub aui sein zukünftige« G«. Hali zu verrechne»; daß er also objektiv rechtswidrig und im Bewußtsein solcher Reckitsivid,igkeit gehandelt habe. Da» R.-G hat die Zurückweisung der Revision In folgender Weise begründet: Vom Landgericht ist allerdings »ich, gesagt, daß zahlenmäßig eia Betrag verabrede« oder an« der Sachlage er- sihtlich geworden sei, den der Angeklagte bei der Entnahm« von Vorschüisen au« den für den Kausmaan L. »ingezogeue» Summe» nicht überschreiten durste. E« bedurfte aber einer so chen Bezifferung nicht; und e« konnte auch »»erörtert bleiben, auf W-Iche Welle sich au« bim VerlragSvrihältniß je nach der Sachlage et»« unge'Lhre Abgrenzung der Berechtigung zur Entnahme von Bor- schüflen gewinnen ließ, nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv, da» heiß» für die Aussaffung de» Angeklagten vo» srtue» vesaguisse». Im varliegendeu Fall Ware» UnoLgunge» solcher Art rutbehrlich, weil für dl, «l» Wru««M
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