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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188707118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-11
- Monat1887-07
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1887
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Grfcheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdaction and LlprLilion JohanneSgasje 8. Spi rchllundrn -rr Nr-actiou: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—8 Uhr. gltr d !>!>>» >-d! -,nz«Iant,cr M-»uIcrt»ie macht »ich dir Nrdacno» lucht vcrduitli». Aniiahmc der für die nächstfolgende Nummer bcsttinmteu Jiiieiatr an Wochcutilgc» bis 3 Uhr Nachmittags, an Lo»n- und ihcsttagcu früh bis'/,v Uhr. In l>r» /ilinlrn für Ins.-^nimlimr'. Otto kUcium, IlnivcrulälSstrabe 1. Louis Lösche, Kaiharincnstr. 23 Part. u. KünlgSplatz 7» nur bis'/,? Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L»,7S». Abonnement,preis Viertels. 4'/, Mb incl. Bringerlohn ö Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gcfalzt) «h«r Postbe-Srderuug »>0 Mk. »tt Pvstbeferderung 70 Mk. Inserate 6gespaltme Petitzeile 80 Pf. Größere Schritten laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. gissen,satz nach höhcrm Tarif. Kerl-imen antrr dem Redacti onSstrich die Sgespalt. geile 50Pf., vor denFamiliennachrichten die Oqespaltene geile 40 Ps. Inserate sind stets an die iSxpedition zu senden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung praomimoramlo oder durch Post nachnahme. ^ 1SL. Montag den 11. Juli 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil. Vekanntmlichnns. Die Maler- und Ansircichcr-Arbnttn für die Schlachthallen, Markthallen, Ställe, Börse mit Nebengebäude», da» Kühl haus und sonstigen BelriebSgedäude deS neuen Schlacht» und Viehhose» solle» an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und BlanqucIS für diese Arbeiten liegen im Baubureau deS Schiacht« u»v Viel-Hose- a»S^ und können daselbst eiiigcsche», rcsp. gegen Entrichlung der Schrcibgcbühr entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift Maler- und Anstreicher-Arbeiten für den Tchlachthofbau versehen bis znm 22. Juli laufende» I rhrcS, Vormittags LL Uhr bei der Nuntiatur au» biefizem Nathhause eiuzureichen. Leipzig, am 9. Juli 1887. Der Aath der Stadt Leipzig. ls 3747. vr. Georgi. Eichoriu« VMllttllMg. Ein in der Hausflur deS der Slavtgcmeinde gehörigen HauSgrnndsiückS -keichSstraste Nr. 7 befindlicher Der- kaufSstand soll vom I. October d. IS. an gegen vierteljährliche Llündignug anderweit vcrniiethet Werden. Micthgesnche sind ans dem Nathhause, I. Etage, Zimmer Nr. 17. anzubringen, woselbst auch die VermiethungS- bccingungen eiiigesehe» werden können. Leipzig, den 6. Juli 1887. Der Nath der Stadt Leipzig. Ia. 3792. 1)r. Georgi. Knunbiegel. sro^-vclsttigmmg. Bei dem unterznkimcte» Kaiserlich-» Post'mic soll T>c«otag, de» 12. Juli 1887, vormittag l l lklir eine Partie aller Fttszbovenbreiter und Lagerhölzer össemlich gegen ioioriige Baarznhlunq versteigeri werden, ttanüttstige >v-rdcn geladen, sich zur stsigesctzten Zeit auf dem Posthose, HoSpitalstrnhe Nr. 4—8, pünctlich einznfinden. Leipzig, de» 9. Juli 1887. Kaiserliches Postamt Rr. 10. Oel, in e. Mliotljck der Handelsliammer. Wegen vorzunehmciider Musterung und Reinigung der Bibliothek sind alle auSgclichenen Bücher bis spätestens Sonnabend, den 23. Juli an die Bibliothek zurück.»geben oder bcbnjs Erneuerung de- Ent- leihscheincS vorzuzeigeu. Vom 24. Jali bis 7. August werden keine Bücher auSgclieh-u. L-iuzig, den 9. Juli 1887. Knnzlci der Handclakamincr. Nichtamilicher Theil. ^cipzii;, 11. Juli 1887. * Die .Berliner Kliniscb-e Wochenschrift" veröffentlicht da-Z Gutachten deS Professors Dr. Birchow über die Neubildung, weiche Itr. Mackenzie am 29. Juni d. I. aus dem Kehlkopfe Sr. kaiserlichen und königlichen Hoheit des Kronprinzen entfernt hat. Dasselbe lautet: Heule Mittag ciiipsing ich im Aufträge des Herrn Geueral-Arzt Or. Wagner tiuch einen besondere» Bolen ein versiegeltes Fläschchen, welches das kleine, jüngst anS dem ikcblkopsc Sr. kaiserlichen und königlichen Hoheit des lkronpriuzen enlsernlc krankhaite Gewächs enthielt. Das Object mar in absolutem Alkohol aufbewahrt, tu vollem Zusammenhänge, und, obwohl sichtlich etwas zusammen- geschruinpft, gut erhallen. Es hatte eine platte Basis von länglich ovaler Form.. b mm lang und 3 mm breit; darüber wölbte sich eine halbkuzlige, stark körnige Flache von ivcnig über 2 mm Höhe. Letztere Fläche halte ein shwaclirölhlich graues, die Basis dagegen ein dlmkelbIans.1>marzcS Aussehen, osseubar von der Ein wirkung eines Eiiciipcäparates verrührend. Denn mit Salzsäure befeuchtet, hellte sich die Farbe sehr schnell ans und verschwand unter Hinterlassung einer jchwachqelbüchcn Fläch-, welche »ach Zusatz eines Tropfen- von Lyaiieiienkalinmlöiung intensiv blau wurde. Aber auch die blassen, nicht gcsärbie» Theilc der convexen Oberfläche g be» in schwächerem Grade dieselbe Ncaciion. ES »mH also angenommen Werden, daß die Einwirkung des Eiscnvräparales die ganze Oberfläche getroffen hat, das, aber nur die gedeckt liegenden Theile derselben die blauschwarze Farbe bewahrt haben, während die zn Tage liegenden Theil« sich wieder entfärbte», icrner, daß die etwas abgeplattete Basis der Wand ausgelegcn hat, obwohl ihre schwarze Färbung die Lermuthung nahe legte, bah diclelbe die frei vortrelendcn und des halb der Einwirkung äußerer Agenticn zunächst auSgesetzten Theile charakterisier. Die weitere Untersuchung ergab dann auch, daß die abgeplattete Basis größtentheils aus kolbig gerundeten papillaircii Auswüchsen bestand, die lose nebeneinander lagen, daß ober über die Mitte der ganzen Basis, ziemlich genau der LängSaxe folgend, eine schmale, kaum 1 mm breite, weißliche Schnittwunde verlies, welche durch die herumliegenden papillairen Wucherungen säst ganz verdeckt wurde. Die mikroskopische Untersuchung zeigte in noch viel mehr au< gesprochener Weise, alz das vorige Mal, daß die Oberfläche des excidirten Stücke» fast ganz mit papillairen Excrescenzen von sehr verschiedener Größe besetzt war. Nur in der nächsten Umgebung der Schnittfläche sand sich eine kleine Zone unversehrte», ganz glatt sortlausende» Oberflächengewebe«. In den Papillen stellten die ge schichteten und nach außen platienarligen, großen und harte» Epi »heben den bei weitem größte» Antheil an dem Ausbau drr Neu bildung dar; die bindegewebigen Grundstöcke waren dünn, zart und gesäßhaltig. Besoudcrheiten der Zellenbildung wurden nicht bemerkt. Die Schnittfläche bot eia unregelmäßige», welches und wenig vasrularisirte» Gewebe dar. Tiefe GewebSlage». wie bei der ersten nnd noch mehr bei der zweiten Operation, sind dieses Mal nicht mit socigtnoinnie» worden. Nirgend» waren Drüsen oder N.-rvcnstän»»che» lichtbar. Der Schnitt scheint ganz nahe der Oberfläche geführt zu sein, so daß nar Schleimhautthcile gefaßt wurden. Somit war dieses Mal nur wenig und noch dazu schwierig zu behandelnde« Aeweb« vorhanden, an welchem eia Urtheil über tne Beschaffenheit der uuterlagernden Theile zu gewinnen war. Diese- Gewebe ließ nirgends alveoläre Struktur. Einlagerung oder Eindringen epithelialer Masten wohrnehmen. ES bestand aus Daß rxridlrtr Stück hat sich daher ln noch höherem Grade, al bte bei der vorletzten Operation gewonnenen, als eine, von einer mäßig gereizten und verdickte» Oberfläche auSgegangcne, Harle zusammengesetzte Warze ergeben, und die Basis derselben hat auch nicht den entfernteste» Anhalt für die Annahme einer in daS Gewebe eindringeaden Neubildung geliefert. Pathologische» Institut, Berlin, den I. Juli 1887. Professor Vr. Nudols Birchow. * Au- Berlin wird gemeldet: lieber die Abreise des Reichskanzlers nach Bad Kissingeu werden in der TagcS- presse die verschiedensten Nachrichten gebracht. Dem gegen über verlautet an- sicherer Quelle, daß der Reichskanzler in der zweiten Hälfte dieses Monats nach Kissingen abreisen nnd etwa vier Wochen znm Gebrauche der Soolbäder dort bleiben wird. Racoczi trinkt Fürst Bismarck bekanntlich nicht. Seine Wohnung wird er, wie gewöhnlich, in den. Schloß an der oberen Saline nehmen. Der Aufenthalt i» Varzin wlrv nur von kurzer Dauer sein und dürfte hauptsächlich den Zweck haben, den gegenwärtigen Stand deS GnleS in Augenschein zu nehmen und Geschäfte privater Natur zu erledigen. * Bon dem PreußischenStaate sind durch Tausch die Häuser Leipziger Straße 1 und 2 i» Berlin erworben worden, so daß gegenwärtig von dem KriegSniinisterium bis zu bei» landwirlhschafllichc» Ministerium aus dem Leipziger Platz sich der gesamnite GruntstückScowplex uininterbrechcn im Besitze de- NcichcS und Staates befindet. Der neuer- worbcne Staatsbesitz soll zur Unterbringung dcS StaatS- »nd deS HanVcirministeriumS diene». DaS gegenwärtige Dienstgebäude dcS StaatSministeriumS ist an sich für die Zweckbestimmung desselben nicht ausreichend und wird über dies zu einem großen Theile für die GeschäftSbedürsnisse eine» angrenzenden NrssvrlministerillmS beansprucht. DaS HantelS- iniliisteriuin besitzt ein eigene- Dienstgebäude überhaupt nicht. ES ist in dem Erdgeschoß deS NeichSjnstizanits provisorisch uiilcrgcbracht. Doch reichen die dort verfügbare» Räume nicht aus, so daß eiu Tücil deS BureauS iniethweise unler- gebracktt werde» muß. Es wird daher die Beschaffung eine» anSreichciiten GcschästSgebäudeS nothwcndig; dafür ist da» Haus Lcipzigerslraße 2 in Aussicht genoninicn. Das an stoßende HanS Leipzigerstraße 1, welche« zunächst für daS StaalSiiiinisteriilm nutzbar gemacht werde» soll, eignet sich nach seiner iiiiicnt Einrichtung und Ausstattung für diese Zweckbestimmung in so bohein Grade, daß erhebliche Uni- banten vermieden werden können. Da, wie bereits erwähnt, auf die Erwerbung Geldmittel nicht beansprucht werden, wird die Beschaffung eines neuen ausreichenden GeschäflsgcbäudeS für daS StaatSininisterinin ohne Inanspruchnahme außer- ordcnllichcr Foiitö hcrbcigcsührt. Der letzte Börscii-Wochcnbericht der „National-Ztg." keschäsligt sich eingehend mit der Warnung vor den russischen Wcrihcn. Ter Verfasser deö Berichts — einer der besten Keiincr der hiesige» Finanz- und Bötsenverbäitnissr — eikiärt, die „BcrtrauenSwürdigkcit Rußland- hat aber allerdings einen sehr cmpsi» blichen Stoß erlitten." Die Lächerlichkeit der Unterstellung, als habe eZ sich bei den Warnungen um StuiinliingSmachcrci für die 3>/rproc. ReichSanleihe gehandelt, weist der Verfasser kurz und schlagend zurück. * Tie Schnlresornibeweguiig gewinnt auch in weiteren Schichten der Bcvvlkciung mehr und mehr an Boten. Wenn wir von den Verhandlungen der Lehrcrkrcise und der sebr zahlreichen Fachliteratur abschcn, und »,,r die Kreise in Betracht ziehen, welche in weitere Volksschichten eingreisen, so sind im vorigen Jahre der sehr anSgebreitete Verein der deutschen Ingenieure, und in den letzten Tagen die unter dein Ebreiipräsivluni ESinarch'S siebende teulsch- akadeniiscke Vereinigung mit Verhandlungen und Vorschläge» über die Schulreform hcrvorgclrclen. Tie Beschlüsse beiter Vereine haben ein hervorragende- Interesse sowohl an sich, alS auch um deswillen, weil sie bestimmte EinigungSpnnclc und nicht minder erhebliche Disfcrenzpunctc erkennen lassen. Am 4 Juli or., dem zweiten BcrhanVlungSlage der deulsch akademischen Vereinigung, kamen diese Pnncte siir jede» in der Sache näher Eingeweihten dadurch znm vollen Ausdruck, daß der Generalsecrctair der deutsche» Ingenieure, I)o. Pclerö, den Slandpunct der letzteren in der Schulsrage vcr- Iheidigke. Derselbe war mit dein Referenten der Vcrsamm lung. Abg. von Schcnckendorsf. zunächst in den Fragen der inneren Schulreform durchaus einig. Es belras dies die »nz» reichenden Ergebnisse der Schule gegenüber den heutigen Zeit sorderungen; die Ueberlastung der Schüler höherer Lchra», stallen; die innere Hebung dcS Mittelstandes durch eine entschiedenere Förderung der höheren Bürgerschulen aus dem Wege der Abänderung der Bestimmungen Uber den einjährig freiwilligen Dienst, und die dringende Forderung nach einer kräftigeren körperlichen Entwickelung der Heranwachsenden Jugend. Indessen trat der Unterschied zwar in sornicll Höf lichster, aber Lock sachlich schärfster Form bei den Fragen der äußeren Schulreform hervor. Der deutsche Verein der In genieure hatte in seinen im vorigen Jahre ausgestellte» Thesen eine einheitlichere Organisation dcS Schulwesen- dahingehend vorgeschlagcn, daß sich die mittlere.Bildung organisch an die BolkSschulbildung und die höhere ebenso wieder organisch an die mittlere anschlicße» sollte. Es würde sich also, was hier insbesondere in Betracht kommt, die vöhere Bildung mit den alten Sprachen erst aus der vollständig abgeschlossenen Bildung der höheren Bürger schule ausbauru. Hiernach müßten die höheren Lehranstalten ihr Gesammtpensum schon in dreb Schuljahre» beenden. Abgeordneter von Schenckendorfs wieS daraus hin, daß eine solche Organisation wohl für die Oberrealschulen durchsühr- bar sei, die Latein und Griechisch nicht lehrten, aber durch aus undurchführbar für die Gymnasien und Ncalgvniiiasic» Es bilde die-zweifellos auch schon den schwachen Punct des Vorschlag». Aber derselb« berge doch auch eine tiese sociale Gefahr in sich. Schon heute liege in drr Uebersüllung der Universitäten, wie Professor Conrad über zeugend nachgewiesen habe, die Gefahr deS HeranwachscnS eine« gebildete» Proletariats. Wenn nun künftig nach dem Vorschlag« der deutschen Ingenieure der mittleren Bildung durch eine organische Anreihmig an die höheren Lehranstalten die Bahn zur Universität geöffnet werde, s« würde die heutig« Uebersüllung der Universitäten geradezu in eine Uebersinthung derselben übergehen. So sympathisch dieser Vorschlag daher auch aus den ersten Anblick erscheine, eine so tiese social« Gefahr läge doch in seiner Durchführung. Im Uebrigen gebe eS heute bei der Schulreform noch mesenttick wichtiger« Kragen al- di« Süßere Gestaltung derselben. Sie würde erst da< Ergeboiß derjenige» Reform sein, über welche beide Vereine einig wären. Der zweite Differenzpunct lag in der VerechtigungSsrage, daß dir Berechtigung ,„m Elnjährigeil-Dienst nur durch eine abgeschlcssene Bildung einer höheren Lehranstalt oder durch eine besondere Prüfung, bei welcher daS Lehrziel der höheren Bürgerschule zu Grunde zu legen ist, künftig erlangt werden dürste — darüber trat ein Unterschied in den Ansichten nicht hervor. Jndeß wünschte )x. PcterS doch völlig gleiche Berechtigungen für Gymnasien. Realgymnasien und Oberrealschnlen hinsichtlich de« Besuch- der Universitäten und Hochschulen. Abg. von Sckeuckendorff be kämpfte diese Maßregel, weil diese Anstalten eine verschie denartige Vorbildung gäben: so könnte unmöglich die Ober- mlschnle die geeignetste Loroildnng für daS Studium der alt-klassischen Pöilologie und der Tbeologie bilden. Sie wäre überdies ein Schlag inS Master. Maßgebend müsse bei einer künftigen Regelung dieser Berechtigungen allein daS Ziel sein, jedem Stande die beste für ihn passende Vorbildung zu gebe». Die in längerer Debatte stattgesundenen AnSeinandersetznngen dürften in mcbrsacher Hinsicht die Frage der Schulreform ge örtert haben. AuS der Verhandlung de» 4. Juli beben wir noch die sehr beachtenSwertbe und von der «sersammlung einstimmig angenommene von Schcnckendorsssche These hervor, vaß eS nicht genüge, tüchtige Menschen, wie sie »n ser« Z-it erfordere, zum Heile de- Vaterlandes heranzubilden, sonder» daß diese Bildung sich auch stützen müsse aus religiöser und idealer Gninblage Mit dieser Tkese, welche die gcsammlcn höheren Ziele der Erziehung zum AuSdruck bringt, dürsten die Schnlresormbestrebungen der deutsch-akademischen Ver einigung die Sympathie weiter Kreise gewonnen haben. * Die Nachricht der „Frankfurter Zeitung" über eine an geblich in Kassel abgehaltene socialdemokratische ZertraueaSmänner-Zusammenkunst ist, wie bereits erwähnt wurde, von der ..Elberfeld« Zeitung" al» unbe gründet erklärt worden. DaS socialdemotratische „Berliner Volksblatt" bemerkte, der Berichterstatter der „Frankfurter Zeitung" sei durch eine Verwechselung zu seiner Meldung gekommen, eS sei nämlich in der von ihm angegebenen Zeil in Kassel die Generalversammlung des Schneidcr-Nnter- stütznngr-bundcS abgehaltcn worden. Mit Bezug hierauf wird der,Host" geschrieben: „ES mag wohl der Correspondcnt der „F anksurt« Zeitung« trotzdem und alledem etwa« Nichtige« gemeldet haben, -da e« bekannt ist» (daß der. artige allgemeine General-Versammlungen von Arbeiter- Organisationen den socialdcmokratischen Berlrauenömänner- Versanimlnngen nicht sehr unähnlich sind. Diese Dele- girtcn der „Fachvereine" sind durchgängig auch Ver trauensmänner der Socialdcmokratie, die anS „taktischen Gründen" sich bisweilen von der öffentlichen Agitation zwar fern halten, dafür aber in der „uineren Bewegung" um so größeren Einfluß haben. Insofern dürsten wohl auch bei der Kasseler Gencralversanimliing nach Erledigung der öffentlichen Tagesordnung in „nicht öffentlicher Sitzung" die Parteiangklegenheilen zur Verhandlung gekommen sein. Wir sind zu dieser Annahme um so mehr berechtigt, al» wir anS sicherer Quelle wisse», daß gegenwärtig im Schooße der social- demokratischen Partei sehr ernste und bedeutungsvolle Bc- rathungen stallhaben. Angesichts der zahlreichen und folgen schweren GcheimbunlSprocefse scheint man nämlich endlich zur Einsicht zu gelange», daß an Stelle der ungesetzliche» geheimen Qrganisalion eine ankere zu schaffen sei, welche die Wiederholung dieser Processe unmöglich mache. So ist schon vor einigen Wochen ein darauf bezüglicher Vorschlag seitens der Parteileitung den Svcialdcmokraten der einzelne» Städte unterbreitet worden, als teste» Kernpunct jedoch sonderbarer Weise die Gründung eines neuen großen Parteisond» in Zürich gefordert wird. AlS Grunbstocl zu demselben solle säinmllichen Wahlkreise» eine Beisteuer auserlegt werde», die nach der Zahl der bei der letzlen Wahl abgegebenen Stimmen sestzusetzen sei. Für Berlin batte man z. B. die Summe von 3900 -ckk in AuS sicht genommen, woraus die „Berliner Gcnostcn" jedoch anl worteten. daß sie bei der Neuheit deS Unternehmens vorläufig »nr 500 zu bewilligen geneigt seien. Hieraus bezügliche Vorbesprechungen werden daher auch in Kassel staltgesunden haben; eine endgillige Entscheidung in dieser Frage über die Umbildung der Parteiorganisation dürste freilich erst aus dem schon so lange in Aussicht genommenen Partcicongrcß getroffen werden. Augenblicklich bieten allerdings die Zu stände im Innern der Partei ein Bilv derartiger Zersahrc»- lieit, daß an die baldige Abhaltung dieses CongresteS wohl schwerlich gedacht werden kanu." - * Die „Magdeb. Zeit." bemerkt zu dem Resultat des LandesverratbSprocefse» gegen Klein und Genossen Folgende«: Die Versnbrtcn sind bestraft worden, die Ver führer lachen jenseits der deutschen Grenzen der deutschen Richter. Die Frage ist, soll dieser Zustand aufrecht erhalten bleiben und glaubt die französische Regierung unter solchen Umständen gute Beziehungen zu Deutschland weiter unterhalten zu können? Mit welchen Gefühlen solle» hier alle noch so friedfertigen Erklärungen deS sranzösischc» Botschafter» ausgenommen werden, so lange die französische Regierung nicht offen erklärt und durch die That bekundet, daß sie mit einem System brechen wolle, welches wahrhaft sänuählich siir die Negierung, die eS duldet, ist und für die Pflege an sich schon mißlicher Beziehungen, wie sie nach den Ereignissen von 1870—7l sich herauSgcbildet, geradezu v«r- hängnißvoll zu werden droht. Dir Beantwortung der Frag« muß rasch erfolgen und befriedigend auSfallen. Der ossiciöse Artikel, in welchem angekündigt wurde, daß eine Fortsetzung der dculschseindlichen Maßregeln in Frankreich Gegenmaß- regeln ähnlicher Art in Deutschland nach sich ziehen werde, ist wohl mehr als ein bloßer Hieb in die Lust gewesen und Frankreich würde eS am meisten zu beklagen haben, wenn deutscherseits alle Consequenzen auS den von Frankreich getroffenen Maßregeln gezogen würden. « * » * Die französischen Blätter beobachten im Allgemeinen bi» aus die in der letzten Nummer gemeldeten Ausnahmen auch jetzt, nachdem da» Urtheil wider die von der französischen Negierung versührte» und bezahlten LandeSverräther gefällt ist, Stillschweigen über de» neuesten Leipziger Proceß. Soweit sie ihre Leser davon unterhalten, verschweigen sie den wichtigen Umstand, daß die französischen Beamtenkreise bis in die obersten Schichten hinein dir Anstifter der verbrechen waren, die jetzt vor dem obersten Gerichtshof ihre Sühne gesunden haben; dagegen wird, um die Aufmerksamkeit von diesem wundesten Puncte abzuhakten, mit großer Entrüstung behauptet, Deutschland dürfe sich nicht beklagen, da gerade e« allenthalben Spion« unterhalte. Da» »ied behauptet, ab«, nicht bewiesen, und ^ ist den Franzosen noch nicht geglückt, a»ch nur einen einzigen deutschen Spion zu überführen. Jin Uebrigen fübll man au-dcn französischen Zeitungen ordentlich die Unbehaglichkeit beranS, in der sie sich gegenüber den Leipziger Ge- richlsverhandliinqeii befinden. Und wahrlich, der Hauptschuldige, der in Leipzig in Abwesenheit vcrurtkeill werben mußte, daS war die französische Regierung. Ein so sranzosensreundlicheö Blatt wie die Wiener „Neue Freie Presse" kann doch nicht umhin, daS anzncrkennen und den Franzosen vorzuwersen. DaS Blatt ist zurückballend, aber doch unzweideutig in seiner Be>- urtheilung der Franzosen, wenn eS schreibt: „Es ist nicht Überraschend, daß die Verstimmung der beutschei, Regier»», e- kceise gegen Frankreich von Zeit zu Zeit scharfe Accenie sinket. Die Hostnnngeii, welche sich an den AnSgang der Ass- »e Schnäbele knüpsten, sind unerfüllt geblieben; die Franzos » haben auS demselben leider nicht die Lehre gezogen, daß sie ich nothwendig i»S Unrecht setzen, wenn sie meinen, ihrem )aste gegen Deutschland ohne Zanm und Zügel Ausdruck geben » dürfen. Die Franzosen! ES ist vittlcicht unrecht, die gcjauintte llatw» für die lärmenden Denionstralionen verantwortlich za mache», welche die Palriotenliganach dem ersten Leipziger Laubes- verrathSprocesse veranstaltete und voraussichtlich auch nach dem zweilen, in welchem morgen daS Urtheil gesprochen werden cll, arrangiccn wird. Diese Schreier nebst ihrem Anbange >ou faulenzenden Boulevardirr» und nichtsnutzigen Gastenbubcu i»d nicht die französische Nation. Aber dem Drucke, der von diesem thörichten Revanche-Mob auSaeht, scheint ans die Dauer auch eia Theil der Deputirten sich nicht entziehen zu können; er wirkt bi» an die Schwelle der Ministerien binamz beginnt, die Gesetzgebung zu beeinflussen. Und die» ist > Betrübende und Gefährliche an den Wahrnchumime», : welchen Niemand die Augen verschließen kaum WaS »iltzt e», sich an die Unterscheidung zwischen der friedlich Ae« iniilen Mehrheit und der verschwindenden chauvinistischen Ninderheil de» französischen Volke- zu klammer», wenn lfle letztere da» große Wort führt und Concessiönen voa dmrLaoi»» lative erzwingt, wenn, wie e« mittel« de» schwebenden leipziger Processe» geschah, unwiderleglich dargetban daß von dem ^französischen Krieg»mi«iPä:rtuw «Acht bloS ia dem ReichSlande, sondern auch in Maiiq ^ivne besoldet werden, um drutsche Heere» und FortMawien»» Geheimnisse auSzuspähen? Man brancht de» WÄR1 der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", in l»MHm» «eUWWch der ia Pari» geplante» Fremdentape den Frauzch« «A Repressionen gedroht wird, nicht ab» eine umniktam» Ge fährdung de» Frieden» anzusehen. Da» Ist er nicht mtd söll er nicht fein. Aber auch al» Symptom der EBumrmm, welche in Berlin herrscht, wirkt er schon deprimkrend grmH und man kann den Franzose» von der Regierung bis »» drr Boulevard-Garde Paul Deroulede'S binab den Vorwarl «Mht ersparen, daß sie allesammt au dieser Stimmnqg uM un schuldig sind." * DaS Schauspiel einer Musterung de» r«»u4nt<»«Nr» Heerbannes, die keine» weiteren Comenlarl bcharf, M»e» die Pariser Umsturzblätter dem Auge de» LeserE nett g«Gir rr da vor Pariser Umsturzblätter dem Auge de» LeserE Regelmäßigkeit in demjenigen Theile ihrer Ausgabe» vor, welcher vcn Verein», und Bersammlung-anzebgen aenldmrt s». Wir haben eine SonntaaSnummer de» berüchtigten,/kri du Peuple" vor uns und finden unter den für den beirren den Sonntag anberaumten Versammlungen folgende höchst charakteristische Blumcnlese zusammengrsteklt: Eociakisnscher Arbeiterbund (Arbeiterpartei), mit sieben Gruppen; Anar chisten, mit drei Gruppen; KoSmoSPolitische Liga- drei Gruppen; Socialistenverein für die revolutionaire Action; Nevolutionaire» Ccntralcommitöe; Rcvolutionairer Socia listenverein, zwei Gruppen; endlich noch zahlreiche Con- vcntikel, die ebenfalls an, Umsturz alle» Bestehenden arbeiten. Dergleichen Blicke hinter die Coulissen der französischen Ge sellschaftsordnung »erstatten zwar keinen sehr erfreulichen, aber doch immerhin einen lehrreichen Einblick in da» Räderwerk, mittelst dessen der Organismus der Pariser Revolutions- Propaganda im Gange erhalten wird, dann aber auch in den Charakter gewisser russischer Politiker, die sich um die BundeSgenoffenschaft der französischen Umstnrzparteien mit bekanntem Eifer bewerben. Ob eS für ein Reich, welches auf moralischer Grundlage beruht, gerade eine erfreuliche Wahrnehmung ist, wenn solche Elemente sich an die Ober fläche drängen, wollen wir hier nicht weiter erörtern. * Dem Verdienst seine Krone! Wie französische Blätter übereinstimmend iiielden, bat der Minister deS Innern in Paris einen Erlaß unterzeichnet, durch welchen Schnäbele, der ebemalige Polizeicommissar von Pagny an der Mosel, zuin Central-Commissar von Laon mit einem Gehalt von 050 FrcS. monatlich ernannt wird. Schnäbele wird sein Amt am 15. d. M. an treten. * Auf de» neulicben Wahlsieg der Gladstoneaner in Spalding ist alsbald eine empfindliche Niederlage deS englische» Radikalismus in North Paddingtou gefolgt, um so empfindlicher, je höher die Hoffnungen Glad- UoncS u»v seiner Getreuen durch den ihnen selbst überraschend gekommenen Erfolg von Spalding geschwellt waren. Der von de» liberalen Unionistcn linlerstützle konservative Be werber Aird siegte mit einer Mebibeil von 418 Stimmen über seinen radikalen Concurrenlen Roiitlctge. Dem eigcvl- lichcn Wahlkamps war ein in offenen Briefen gcsübrteS Agitationsduell zwischen dem Wahlgeschästssührrr der Radi kalen Sir George Trcvelyan »uv dem Haupte der libcral- unionistischen Partei, Lord Hartington, vorhergegang-.n. Ersterer beschwor alle liberalen Unionisten, im Jnlcrcsse der Wiederherstellung der einen großen liberale» Partei, für den bvmcrulesreundlich gesinnten Candidaten der Glad- stoneaner z» stimme». Dagegen aber legte sich Lord Harlinglon mit aller il»n zu Gebote stehenden Autorität i»S Mittel, indem er erklärte, nachdem nun schon so lauge Zctt ver gangen sei, ohne daß die Idee der Wiedervereinigung der getrennten Richtungen den geringsten Fortschritt ausweise. sei eS die oberste Pflicht aller unionistisch gesinnten Wähler, den- jenigen Bewerber ans den Schild zn erbeben, welcher für Aufrcchterhaltung der gesetzgeberischen Union zwischen Groß- britaniiicn und Irland eintrete. Und wie die Thalsache zeigt, ist Hartington'« Mahnung schwerer >»S Gewicht gefallen, als die Aussorderng Trev--'yan's. Wenn Gladstone „och in einer vor acht Tagen gehaltenen Rede behauptete, im Lande babe sich ein bemerkenSwerlher Umschwung zn Gnnsie» dcS Homerule vollzogen, so dürste er »ach dem Ausfall der Wahl in North Pavdington wohl eine Correclur diese» seine» Stanvpuncte» vornehmen. Und in der That muß man sagen, eine solche Wandlung der Gemütber zu einer Zeit, wo die Besorguitz vor neuen EchreckenSattentaten de« irisch«
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