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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188707308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-30
- Monat1887-07
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1887
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kk-aclion und Lrprdition IohanneSgasse 8. LPrechKundr» drr Urdaction: VormittaqS 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Fitr d Rückgabe .n>,rla»dlkr Manulcrivtk »»cht ftch die Stktaciio» nicht verdindiich. Annahme der sür die nächftfolaentze Nummer bestimmte» Inserate an Wochentagen bi» 3 Uhr Nachmittags, a» Soun- und Festtage» früh dt» V,v Uhr. Ja den Filiale» für 2ns.-Ä»nahme: Otto Klemm, llniversitölSstraße 1. 1?ouiS Lasche, Katharineastr. 23 pari. u. KönigSplatz 7» ' nur bi- '/,3 Uht. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS.7SV. Äl>o»»e»irntspreis Viertels. 4'/, Kilt tacl. Bringcrlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Lik. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belcgercmplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesördecring »0 Mk. niit Poslbcjordcruug 70 Mk. Inserate stgespaltnic Petitzeile 80 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Prcisverzeichniß. Tabellarischer u. Zisfernsatz nach Höhen» Tans. Nrclamrn unter dem Redactions strich die -gespült. Zeile 50Pf., vor denFamiliennachrichten die Kgespaltenc Zeile 40 Ps. Inserate sind slctS an die (Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraouumoraiuln oder durch Post nachnahme. 211. Sonnabend den 30. Juli 1887. 81. Jahrgang Zur gMigkll Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 31. Juli, Vormittags nur bis -N Uhr geöffnet. kxptzttttlon Ü68 I.elp/.lLser l'rixekltlltes. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die Zinsen der Frege'schen Stiftung zur Belohnung treuer und unbescholtener Dienstboten, welche mindestens 20 Jahre hindurch bei einer oder doch nur bei zwei Herrschasten in hiesiger Stadt im Dienste gestanden habe», sind am 30. August dieses JahreS in Beträgen von mindestens 30 Mark zu vcrtheilen. EiiipfangSberechtigt sind nur wirkliche Dienstboten, d. h. solche, welche zur ausschließliche» Leistung bäuSlichcr Dienste gedungen sind und bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kost baben. Bewerbungen sind bi- zum 3. August d. I. unter Bei fügung von Zeugnissen der Dienstherrschaften bei uns anzu bringen. Spätere Anmeldungen, sowie Bewerbungen von Dienstboten, welche auS obiger Stiftung bereits einmal be lohnt worben sind, können nicht berücksichtigt werden. Leipzig, den 1. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumdiegel. ^Bekanntmachung. Die Pstasterarbeilen in der Aiberlstraßc sind vergeben und werben die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber des halb ihrer Offerten entbunden. Leipzig, den 22. Juli 1887. 2829 Der Rath der Stadt Leipzig. gM vr Tröndlin. CickoriuS. Bekanntmachung. Tie Stücke 27, 28 und 29 deS diesjährigen ReichS- gesetzblatteS sind bei unS eingcgangen und werden bis zun, 22. August d. I. auf dem Rathhauösaale zur Einsichtnahme östcnliich auShängen. Dieselben enthalten: Nr. 1738. Gesetz, betreffend die Unfallversicherung der See leute lind anderer bei der Seeschifffahrt be- tbeiligter Personen. Vom 13. Juli 1887. Nr. 1739. Gesetz, betreffend den Verkehr mit Ersatzmitteln für Butter. Vom 12. Juli 1887. Nr. 1740. Gesetz, betreffend die Anwendung abgeänderter ReichSgcsetze aus landeSgesctzlicke Angelegenheiten Elsaß-LothringenS. Vom 7. Juli 1887. Leipzig, den 27. Jnli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krumdiegel. Pkliiinnlmliihllni. Von den am 28. vor. Mo», zur Verpachtung ver steigerten städtischen Wiesen sind nur die in der bcziigi. Verstcigeruiigsbckanntmachuilg vom 15. vor. MonatS unter Nr. 1, 2. 9, 17 aufgesuhrten, nämlich Abtheilung 2. der Rosenthalwicse, - 1. deS Eiienburger Rodelandes, - 28. der Nanstäbier Viehweide, Barnecker große Wiese den Höchstbietern zuqeschlagen worden, während die Gebote auf die übrigen Wiesen hiermit abgelehnt und die Bieter ihrer unberücksichtigt gebliebene» Gebote in Gemäßheit der Versteigerungöbevingungen entlassen werden. Ans die biernach ««verpachtet gebliebenen Wi<sen werden Pachtgebote in der Expedition unserer Oeko nonrie - Inspektion, Johannesplatz Nr. 9, eiitgegcii- genommcn. Leipzig, den 27. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib. 2794. vr. Tröndlin. Eerutti. Bekanntmachung. ' Die am 30. vor. Mo», von unS zur Verpachtung versteigerten Feldparcellen si»v de» Höchstbietern zugeschlageu worden und e» werden daher in Geinaßbeit der Persteigerungsbedingungen die übrigen Bieter ihrer Ge bote biermil entlasten. Leipzig, den 28. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 2574. vr. Tröndlin. Ceruttl. Bekanntmachung. Wegen der eine ungewöhnliche Ticje erfordernden Grnn- kungSa'r beiten für den Naumann'schen Neubau an der Ecke der Kiostcrgaffe und deS BarftißgäßchenS wird daS Barfußgäßchen bis auf Weitere» für schweres Fuhrwerk gesperrt. Während dieses Zeitraumes darf da» Thomasgäßchen mit schwerer« Fuhrwerk von beiden Seilen befahren werden. Leipzig, am 29. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 5169. Kemölbe^vcrmicthung" Die gegenwärtig der hiesigen Königlichen Porzellan > Niederlage überlassenen Räumlichkeiten tm Parterre VrS UniversttätS- grundstückS, da- Fürstenhaus genannt, Ecke der Grimmastchen und UnversitätSftraße. werden sür 1. April 1888 miethsrei. Reflektanten wollen sich baldigst mit dem Unterzeichneten Reut» amte i„S Vernehmen setzen. Leipzig, am 28. Juli 1887. llnttzersititS-Pentamt. Gebhartzt. Städtische Sparkasse I »eleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. I Leipzig, den 20. Januar 1887. Di« Sparcaffen-Depntation. Erstatteter Anzeige zusolge bat die KellneHn Karte Iva Knietisch aus Stendal ihr am 5. August 1884 vom OrtSvorsleher u Muitz ausgestelltes Dienstbuch vor etwa 4 Wochen in hiesiger stabt verloren. Wir bitten, daS Buch im AusfindungSfalle anher abzulicfern. Leipzig, den 20. Juli 1887. Das Polizetamt ver Stadt Leipzig. I. B. II 4377. Junck, Pol.-Nath. Faldix. Bekanntmachung. Nachdem der in unserer Bekanntmachung vom 20. April d. I. als verloren angezeigte Lagerschein Nr. 04800 nicht eingeliesert worden, haben mir heute einen neuen Lagerschein ausgestellt und erklären den allen Lagerschein sür erloschen und unwirksam. Leipzig, den 28. Juli 1887. Lagerbos der Stadt Leipzig. Gether. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akatemischen Halbjahres zu haltenden Revision der Uuiversitäts - Bibliothek werden die Herren Studirendcn, welche Bücher aus derselben entliehen haben, ausgesordcrt, diele am 30. Juli und am 1. und L. August gegen Zurückgabe der Empsangsbeicheinigungen abzuliesern. Die Abiieserung wird in der Weise zu geschehe» haben, daß Die- enigen, deren Namen mit einem der Buchstaben X—U ansangen, am 30. Jnli, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 3—k beginnen, 1. August und die klebrigen am 3. August (srüh zwischen 10 bis 1 Uhr) abiiesern. Alle übrigen Entleiher werden ausgefordert, die an sie ver- liehenen Bücher am 8., 0. und 10. August während der gewöhnlichen OeffnungSstunden) zurückzugeben. Während der Revisionszeit (30. Juli bis 13. August incl.) können Bücher nickt ausgeliehen werden. Ebenso muß während derselben das Lesezimmer geschlossen bleiben. Leipzig, den 26. Juli 1887. Die Direetion der UniversttätS-vtdliothrk. vr. Krehl. Jeldverpachtung. Die zwischen dem LSsrnrr Wege und der Baherischrn Stsen- bahu gelegene fiskalische Feldparkelle Nr. 2483 Le- Flurbuchs ür Leipzig mit einem Flächeninhalte von 1 da, 18.4 » 2 Acker 42 (DR. soll Soimadend. de» 6. Angnst dieses Jahres. Vormittags 10 tthr in der Expedition der »ntrrzrtchncten Bauvrrwalterei — Bahnhofstraße 17, 11., Eingang an der Giebelseilc »ach deni Magdeburger Bahnhose zu — aus d«e 0 Jahre vom 1. Ort. 1887 dis 30, Srpt 1803 im Wege der ösfeullicheu Versteigerung unter den im Termine be kannt zu gebenden Bedingungen und mit Vorbehalt der Auswahl unter de» Licitanten anderweit verpachiet werden, waS mit dem Be merken hierdurch bekannt gen,acht wird, daß die Bedingungen schon vorher on hiesiger Expeditioiisstcllc eingesehen werden könne». Königliche Banvcrwalterel Lrip.ig, am 20. Jnli 1887. Bekanntmachung. Nachdem der Bau der hiesigen, den CoininunicationSweg nach Wahren bildenden, bezw. an denselben anschließenden vahnvosstratze beendet ist, wird dieselbe für den allgemeinen Verkehr wieder freigegeben. Leutzsch, den 28. Juli 1887. Ter GcmelndcvorstanV. Uhlig. Brkanntmachung. Ljcbtrtuwlkwitz. Der Handarbeiter Wilhelm Ernst Buschncr ans Ttnblach bei Köstritz, bis znm 6. Juli 1885 in Leipzig ausbältlich, ist zur Fürsorge für sein hier in Pflege befindliches Kind aiizuhalten. Liebertwolkwitz. den 27. Juli 1887. Der Äcmeindcvorstand. Dyck. Bekanntmachung. Iagvvcrpachtnng. Die Gemeinde.Iagden, Brottrrovc und KleinschmalkalSen mit einem Flächeninhalt von 2358 H> klar Waldung und 1218 Hektar Feldmark werden am 1. Februar 1888 pachtloS und sollen solche am 18. August d. I. und zwar die Brotteroder mit 1»04 Hektar Waldung und 776 Hektar Feld VormiilagS 10 Uhr im Jnselsberger Hos zu Broltcrode und die Klcinschmalkalder mit 754 Hektar Waldung und 442 Hektar Feld am selbigen Tage Nachmittags 4 Udr im Gasthos zum Löwe» in Kleinschmalkalden auss Meistgebot aus 6 Jahre, — aus Wunsch auch aus längere Zeit — unter günstigen Bedingungen verpachiet werden. Dir beiden Reviere — im Umkreis von ca. 6 Stunden — bilden eine Obersörsterei und liegen unstreitig niit aus dem schönsten Thcile deS Thüringer WaldeS. Die Badeorte Liebenstei», Ruhla. Cabarz. Tabarz. Friedrichroda und Schmalkalden umgrenzen dieselben und sind von diese» Orten in circa 1 Siunde bequem zu erreichen, wcß- halb sich auch von icdem dieser Orte die Jagd mit Leichtigkeit ans. üben läßt. Außerdem haben dieselben, da sich die Grenzen über den Insels berg, in der Nähe deS HeuberghauseS, Wassersalls. MoniiNcl- stcins u. s. w. hinziehcn, auch keinen Mangel an Vergnügung-- und Aussichtspunkten. — Die hohe und niedere Jagd sind gm und lüßi sich das abgeschossenc Wild jederzeit zu den höchsten Preisen vcr- werthen. Jagdliebhaber werden hiermit eingeladen und sind die Unter zeichneten Ortsvorstände zur Ertheilung näherer Auskunft gern bereit. Brotterode und Kleinschmalkalden, am 18. Juli 1887. Die Bürgk»Meister. Tuchs, Stcrzing. Nichtamtlicher Theil. Zur Gesammllage. Man pflegt« es in früheren Jahren immer als ein der Erhaltung deS Frieden- günstige» Zeichen anzusehcn, wenn die Touveraine und leitenden StaalSmännrr ihre Badereisen antreten, man nahm dann nn, daß die politische Lage die nötbige Klärung gewonnen habe, „m die Fortführung der Slaat-gcschäste aus da» Nothivcndigür zu beschränke» und die Erledigung wichtiger Angelegenheiten auf einige Monate zu vertagen. In diesem Jahre liegt die Sache ander». Obwohl Kais«, Wilhelm in Gastein neue Kräftigung sucht, Kaiser Franz Joseph sich in Ischl befindet, der Kaiser von Rußland demnächst seinem Schwiegervater den gewohnten Besuch abstaltcn wird und Präsident Grcvh seine» Sommer- ausenthalt Mont souS Vaudrey ausgesucht hat, so kann man doch nicht sagen, daß Europa sich in ruhiger und behaglicher Stimmung befände, daß alle Befürchtungen einer möglichen Friedensstörung vollständig zur Ruhe gekommen wären und daß man der Entwickelung der nächsten Zukunst mit Vertraue» entgegensäbe. DaS Einzige, was man ohne Gefahr, durch die Thatsachen widerlegt zu werden, behaupte» kan», ist, daß sich augenblicklich Europas diejenigr Abspannung bemächtigt hat, welche nach langer Aufregung naturgemäß nach Ablauf eines Zeitraums immer cinzutretcn pflegt, wenn der Pnncl der Entscheidung »och nicht erreicht ist. Eine Lösung schwebender Fragen von Bedeutung ist nur an der russisch-afghanischen Grenze geschehen, alle übrigen Fragen harren »och ihrer Beantwortung. Insbesondere ist der bulgarische Thron »och nicht besetzt, der Ausgleich zwischen England und der Türkei wegen EghptenS bleibt Ver Zukunft Vorbehalten, die Spannung zwischen Deutschland und Frank reich ist noch dieselbe wie zur Zeit der Uebernahme der Geschäfte durch Vas Ministerium Rouvirr, und anßerdem hat sich daS Verbältniß zwischen Deutschland und Rußland im Lause des letzten Jabreö zusehends verschlechtert. Als neuer Streitgegenstand taucht sogar noch am politischen Horizont das Verlangen des Papstes auf, die Wiederherstellung seiner weltlichen Macht znm Gegenstände einer diplomatischen Erörterung zu machen. DaS ist in großen Umristen die Gesammllage zu einer Zeit, in weicher man sonst von den Anstrengungen, welche Winter und Frühjahr gebracht haben, auszuruhen pflegt. Als der eigentliche Kernpunkt der gegenwärtigen Gesammt- lage ist daS Verhältniß zwischen Deutschland und Rußland zu betrachten. Wenn Deutschland mit Oesterreich-Ungarn und Rußland Uber die Erhaltung deS Friedens einig ist, dann wird cs keine andere Macht wagen, den Frieden zu stören; wenn aber Rußland mit den beiden andern Kaisermächlcn grspannt ist, dann steht es um den europäischen Frieden nicht gut. In diesem Falle befinden sich die drei Kaiser mächte heute. ES besteht eine grundsätzliche Meinungs verschiedenheit zwischen Rußland und Ocsterreick-Ungarn über die bulgarische Frage, m welcher Deutschland bisher einen neutralen Standpunct eingenommen hat. Diese Neutralität genügt Rußland nicht; Rußland verlangt von Deutschland, daß es seinen Einfluß aus Oesterreich-Ungarn öahin geltend machen soll, daß diese Macht Rußland in Bulgarien freie Hand läßt. Das ist ein unerfüllbares Verlangen, denn Oesterreich-Ungarn hat aus der Balkan- Halbinsel Interessen zu vertreten, welche ihm den Schutz der Selbstständigkeit Bulgariens, abgesehen von dem Vasallenverhältniß, in welchem diese- zur Türkei steht, zur Pflicht mache». Die panslawistische Partei rechnet Deutsch- land seine Zurückhaltung in der bulgarischen Frage zum Verbrechen an n»d gicbt ihm Schuld, daß cs bisher nicht ge lungen ist, eine Rußland zusagende Regelung der bulgarischen Angelegenheit hcrbeiznsilhrcn. Seinem Aerger darüber machte Rußland durch eine Reihe deulschseindlicher Maßregeln Lust, unter welchen die Unterdrückung deS DcutschthumS in de» Ottsceprovinzen und die Ausweisung zahlreicher deutscher Grundbesitzer und Arbeiter aus den westlichen Provinzen Rußlands die erste Stelle einnehmcn. Deutschland hat daraus »nt einer Agitation zum Zweck der Ausscheidung russischer Werthe aus Deutschland geantwortet. Durch diesen kleinen Krieg ist die deutsch-russische Freundschaft, welche niemals besonders innig und fest gewesen ist, schwer erschüttert worden, und es bestebt jetzt ein Verhältniß zwischen de» beiden Kaiser inächten, welches der Feindschaft viel näher liegt aiS der Freundschaft; die letztere ist heute aus die beiden Tynastien beschränkt und auch bei diesen scheint sie der Auffrischung zu bedürfe». Schon im vorigen Jahre verzögerte sich die Reise des Herrn von GierS „ach Franzensdav mehr aiS gewöhnlich und heule gilt dieselbe überhaupt als unwahrscheinlich, weil w zu Bemerkungen und Gerüchten Anlaß geben würde, welche man in Rußland vermeiden zu wollen scheint. Noch weit nuerguicklicher ist das Verhältniß. in welchem Deutschland zu Frankreich steht. Die radikale Partei in Frankreich hat von dem AmtSantrilt deS Ministeriums Rouvicr an einen Druck ans dasselbe in dem Sinne auü- gciibt, daß jede dem Frieden günstige Maßregel deS Mi nisteriums die Auslegung erfahrt, als ob sie dem Einfluß Deutschlands ihre Enlstehung verdanke. Die französische Re gierung ist dadurch veranlaßt worden, die Fremden einer lästigen Eontrole zu unterwerfen und die probeweise Mobil machung eines Armcccorps zu betreiben, ohne dadurch ihre Stellung soweit zu befestigen, daß sie vorläufig als gesichert betrachtet werden könnte. Dadurch ist eine Unsicherheit der Gesaniintlage erzeugt worden, welche es selbst in de» Hunds tagen nicht zu der wünschcnsiverthen Ruhe koniincn läßt, sondern stets die Möglichkeit einer unliebsamen Uebcrraschung offen läßt. Es sind in ver neuesten Zeit Gerüchte verbreitet worden, als hätte die Candivatur deS Prinzen Ferdinand von Koburg an Aussicht gewonnen. Diese sind dahin richtig zu stelle», daß die Sachlage noch beute dieselbe ist, wie sie zur Zeit deS Empsanges der bulgarischen Abordnung in Ebenthal war. Prinz Ferdinand bat niemals etwas Anderes erklärt, nl» daß er die Wahl annehme unter der Bedingung der Zustimmung der Türkei und der übrigen BertragSmächte. Der Prinz hat außerdem durchblicken lasten, daß er persönlich Bemühungen ausivcnden werde, um die Zustimmung der BertragSmächte herdcizusübre» und daß er demgemäß Zeit brauche, um darüber Klarheit zu gewinnen, ob diese Zustimmung über haupt zu erreichen sei. Diejenigen, welche kein Prinzen zu- mulhcten, sich sogleich nach rer Wahl nach Sofia zu begeben, ui» die Regierung anzutrete». hatten ebenso Unrecht wie Die jenigen, welche die Ablehnung der Wahl anknnkigten. Prinz Ferdinand wird den Thron in Sofia nur besteigen, wenn er den Wiverwillen Rußlands gegen die bulgarische Regentschaft und Volksvertretung zu besänltiqen vermag und ein Mittel weg ausfindig gemacht werken kann, w-lcher kein Prinzen die Uehernaüme ker Regierung gestattet. Die bulgarische Frage ist der Prnsstein für die Flieden-liebe Rußlands. Weigert sich Rußland dauernd, die Hand zur Lösung der bulgarischen Frage zu bieten, dann kann auch von Sicherung deS euro päischen Friedens nicht die R>>c sei»; die bulgarische Frage rst di« offen« Wunde am Leibe Europa«, au weicher sich jeden Augenblick «in Weitbrand entzünden kann. * Leipzin, 30. Juli 1887. * Zu dem Gesetzentwurf, die Unterstützung der in de» Dienst einberufenen Mannschaften, wird ossiciöS geschrieben: Zur Unterstützung der Familien der in den Dienst cinqetretenen Mannschaften sind bisher die Kreise bezw. die enlsprechenden Lieserungsverbände verpflichtet. Wenn mehrsach die Forderung gestellt worden ist, Ausgaben, wie diese Unterstützungen, weiche im weiteren Sinne zum Kriegsauswande zu rechnen seien, als Auswendungen im Interesse der Gesammtheit auch auf die Mittel der letzteren zu übernehmen, so erkennt die Begrün dung des bezüglichen dem Bundesrathe zugegangenen Gesetz- entwursS diese Anforderung im Princip aiS gerechtfertigt an, da es ganz gewiß richtig sei, daß die Lasten, welche der Krieg mit sich bringe, im eminenlen Sinne zu denjenigen Lasten gehören, welche sür die Gesammtheit getragen würden und welche daher möglichst gleichmäßig aus alle Schultern zu legen seien, ein Grundsatz, der auch im Artikel 58 der Reichsveriassung seinen AuS- druck gefunden habe. Gleichwohl macht die Begründung sehr erheb- liche Bedenken dagegen geltend, daß die Tragung und Verwirk- lichung der Unterstützungspflicht von vornherein dem Reiche zugewiesen werden. Einerseits würde dadurch dem Reiche alsbald bei Beginn eines Krieges eine Last ausgebürdet, welche seine finan zielle Leistungsfähigkeit zu schwächen geeignet wäre und deshalb unter Umstände» zu weitaus schwereren Nachtheilen führen würde, als diejenigen seien, deren Beseitigung angeslrebl würde. Andererseits widerspreche cs auch den wirlhschastlichen Regeln, einer Gemeinschaft eine» Aufwand auszucrlegc», sofern ihr nicht gleichzeitig die Möglich keit gesichert werde, unbeschadet der vollständigen Erfüllung der entsprechenden Verpflichtungen, Ihr finanzielles Interesse hinlänglich zu wahren. Den« Reiche fehle eS aber sür die Feststellung der Unterstützungen, welche in jeden, einzelnen Falle nicht nur an sich, sondern im Besonderen auch ihrer Höhe »ach von dem Er- gebnissc einer Prüfung concreler Verhältnisse abhängig sei, an jedem geeignete» Organe. Derartige Prüsungen könnten nur durch engere, den Verhältnissen der Unterstützungsbedürftigen nahestehende Ver bände erfolgen, auf deren Zusammensetzung dem Reiche ein Einfluß nicht zustehe. Demgemäß müßten auch diese Verbände, wenigstens in erster Linie, wie der Gesetzentwurf es will, zur Deckung des Be darfs gehalten sein. Jede andere Regelung würde mit Noth- wendigkeit zu einer unwirthschasilichen Verwendung von Mitteln und damit nicht nur zu den allgemeinen Schäden führen» welche jede derartige Verwendung im Gefolge habe, sondern auch zu einer unverhältnißmüßigen Steigerung deS Aufwandes» welche zwar zunächst die Gesammtheit treffen, aber au letzter Stelle die engeren Verbände und deren Angehörige ungleich mehr belasten würde, als wenn diese Verbände selbst Träger der Ver- pslichtuiig seien. Durch den Vorbehalt eines jedesmaligen Special- gesetzeS über den Umsang und die Höhe der Entschädigung u. s. w. werde die Möglichkeit geboten, sowohl den Zcitpunct sestzustellen, inwelchem das Reich ohne Beeinträchtigung seiner höher stehenden Interessen der Er- satzpflicht genügen könne, als auch nun durch die kricgerijchen Ereignisse» wie durch die Nothwendigkeit sofortiger Linderung der entstandenen Noih nicht mehr beeinflußte und somit sachgemäßere Prüsung der Frage vorzmiehmen, inwieweit die Bewilligungen der einzelnen Verbände sich in den durch da- Gesetz beabsichtigten Grenzen gehalten haben und nicht etwa in Erwartung zukünftigen Ersatzes über diese Grenzen hinauSgcgangen sind. Eine solche Unterscheidung zwischen grundsätzlicher Anerkennung und Vorbehalt der Regelung im Einzelnen entspreche auch völlig den Anschauungen, welche bei der Vcrathung des KricgsleisluiigSgesetzeS vom 13. Juni 1873 allseitig geltend gemacht und in diesem Gesetze auch sormulirt worbe» seien. * Das große Kartenwerk deS deutschen Reiches im Maß st ab 1 : 100,000, an welchem die königl. preußische Landcsausnahmc, das königl. bayerische und königl. sächsische topographische Bureau und das königl. württcmbergische stati- tische Lanvesamt schon seit Jahren arbeiten, ist wiederum ein Stück vorwärts gediehen, indem die Blätter Nr. 42 (Sagard), 87 (Ribmtz), l l9 (Deiiimin), 475 (Münsterberg), 490 (Coburg) und OtO (Schlcttstavt) erschienen sind. * Den Deutschen Mähren- sieben, wie wir schon mehrfach hervorgehoben haben, ernste Kämpfe bevor. ES handelt sich um die „Wahlresorm sür Mähren", welche von czcchi scher Seite angestrcbt wird, und welche bekanntlich eine Neueintheilunq der Landtags- und Rcichslagswahlbezirke in sich begreift, eine Wahtgeometrie, bei welcher die Deutschen die Zeche zu bezahlen Kälten. Wo eine Mehrheit deutscher Städte ober Landbczirke besteht, soll eine Minderheit dadurch herbcigesührt werden, daß man Städte und Gcmeinken auS- scheibet unk sie entweder ganz oder zum großen Theil deut schen Wahlbezirken einverlcibt oder sie auch in solche czcchische Mehrheiten zwängt, daß sic keinen Schaden mehr anrichten können. Die czcchische Partcioberleitung zu Prag gab die Parole auS, mit aller Macht den Ansturm gegen die Regierung zu versuchen, um die Wahlresorm „endlich durchzudrücken". Die czcchische Oberleitung, die in den Händen der Altczechen ruht, verfolgt damit zugleich den Zweck, etwaigen jung- czechischen Agitationen in Mähren vsrznbeuge». Die Slawen Mährens sind zwar zum weitaus größten Theil altczechisch gesinnt, wie ihr gewesener Führer, der gegenwärtige Jusliz- minisler Prazak, aber schon mochten sich Keime einer jung- czechischen Bewegung bemerkbar, an deren Spitze jüngere, ehrgeizige czechische Akvocaten stehen („Advocalcnpartei"). In einem Wahlkreise kam es schon bei der letzten Wabl zu Kämpfen zwischen dem czeckiscben Feudalherrn Grasen Bclcredi und .dem jungczcchisch angehauchten Advocalen llr. Kusy. Der altczechischen Parteileitung liegt nun daran, die große Mehrheit der mährischen Slawen durch Beweise von natio naler Energie an sich zu fesseln. Um so wehrhafter müssen die Deutschen Mährens Kästchen. Noch haben sie die Herr schaft im mährischen Landtage zu behaupten. * Die slowenischen Abgeordneten theilen ihren Wählern mit, daß eine neue Sprachenverordnung über die slowenische Amtirung im JustizwescnvonSteiermark, Kärnten und Krain deinnächst bevorstebe. — Wenn hier nicht ver Wunsch der Vater des Gedankens ist. so würde man in den genannten Alpenprovinzen ebenso erregte Zustände hcrausbeschwvren. wie sie in Böhmen nach der Ertheilung der neuen Sprachenverordnungeil und nach Einfüdrung der czechiscken Sprache in den inneren Justizdienst herrschen. * Der Gesundheitszustand König Wilhelm- VI. giebt, so wird der „Neuen Zürcher Zeitung" auS Holland gemeldet, fortgesetzt zu den ernstesten Befürchtungen Anlaß. Ter Keim der Krankbeit dcS Königs liegt in einem lang jährigen vernachlässigten Blasenleiden, welche- in der letzten Zeit viel acuter auslrilt und dem Könige große Schmerzen verursacht. Hierzu bat sich nun eine hochgradige Nervosität gesellt, sowie ein allgemeiner Schwäch-zustand, welcher natür lich b i kein hohen Älter deS Monarchen — kersclbr steht im 7 l. Lebensjahre — sehr bedenklich erscheint. Bisher haben die Aerzte cS verstanden, durch die alljährlichen Euren in den
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