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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-17
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1887
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nedartiou und Lrprditiou JohauueSgasse 8. Sprechstunden der Redaktion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags b—6 Uhr. Für d Stint,,»« e>»»«t«i>dler M,»>ilcri»t« «acht fich »i« Ned-cn»n nicht »rrtindlich. «„»Oh«« tz« für tzt» nrchftt«I,e«de Nummer tefttmmten Inserate an «,che»ta,en dt« « Uhr Nachmttta,», antsnn- u«hFesttagen frätz dt«'/,» Uhr. In den Filialen für 2ns.-Iinnah«e: Ott« >lr««, Universitättstraße 1. Louis Lösche, -atharinrnstr. 23 Part. «. SSuigsplatz 7» nur bis '/.d Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage Itt.7»«. Ävoiliirmcutspreis vienelj. 4'/, Mt» >ncl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen i> Mt. Jede einzelne Minmer 20 Ps Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt' obue Poslbefürderung 00 Mk. »uit Poslbesörderung 70 Mk. Inserate 6qespattcnc Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichniß. Tabellarischer u. Zissernsatz nach hüherm Tarif. Reclamrn unter dem RedactionSstrich die Syespalt. Zeile 50Pf„ vor denFamiliennachrichten die Ogespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die ExprSition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praouumoranäo oder durch Post. Nachnahme. .4° 2LS. Mittwoch den 17. August 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil. In Gemäßheit ve» tz. 1 her Instruction für die^NuSsährung von Wafferrohrleitungen und Waffen feranlagen in Privatgrund- stücken vö» U Juli 1880 und der tztz. 2 und 7 de« Rrgu, lativ« für GaSrohrleitungea und Ga«beleuchtung«anlagen in PrivatgrundstUcken vom 2i März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der Schlossermeister Herr August BeulShaufe«, Färberstraße Nr. 16, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich aogemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachge wiesen hat. Leipzig, den 13. August 1887. Der Rath der Stadt Seimig. X. 38«0. vr. Georgi. Wolfram. Das zum Nachlasse der verwittweten Johanne Auguste Nähe geb. Laup in Gautzsch gehörige HauS- und Gartengrundstück, welche« aus Fol. 100 de» Grundbuchs für Gautzsch eingetragen ist. 30 s^R. mit 72,30 Steuereinheiten enthält und ort-gerichtlicher, seit« ans 3000 >l gewürdert worden ist, soll auf Antrag der Erben LannerStaa, den SS Septemder 1887, Vormittags 11 Uhr freiwillig au Ort nnd Stelle versteigert werden. Die BersteigerungSbedingungen sind au« den an Gerichtsstellr und i», Gasthose zu Gautzsch aulhängenden Anschlägen zu ersehen. Leipzig, am 11. August 1887. Königliche» A«t«gericht. Adth. V, Lect. S. Schenkel. Anger-Srotlendorf, Sperrung betr. Infolge SchlenßeubaneS bleibt die hiesige Albertstraße vom 22. August ». o. an bis aus Weitere« für den durchgehenden Fahr, verkehr gesperrt. Anger-Lrotteudorf, am 1b. August 1887. Der Gemetudeoorftaud Beruh. Meyer. Tbrt. Wir beabsichtigen, die Ausführung von Gchlenhendante» im hiesigen Orte an einen Unternehmer in Accord zu vergeben. BlanquetS, TonttactS- und Submissions-Bedingungen find gegen Erlegung von 1 bO Lopialgebühreu im hiesigen Gemeindeamte zu entnehmen. Offerten wolle man daselbst versiegelt «oter der Ansschrift: „Schleußenbauten" bi« zum SS. A einreichen. Stötteritz, am 13. August 1887. Der Gemeinherath. Michael, Gem.-Borstand. SS. August Hirse« Jahr«« Ter tzirsjäbrine zweite Rotz- un- Biehmarkt in Volkmarsdorf-Leipzig findet Donnerstag, den 8. September ». o. statt. Der Gemeinderath. Lehmann. Vogel Bekanntmachung. Behuf« Brücken- und Tamm-VaueS aus dem Mockau-Neutscher Communicationswege wird aller Verkehr auf demselben von heute ab bis aus Weiteres gesperrt und über Schöneseld verwiesen. Mockau, den 16. August 1887. Der Gemeindroorftaiid. Paulus. Nichtamtlicher Theil. Zur Lage in Bulgarien. * Fürst Ferdinand I. von Bulgarien au« dem Hause Koburg hat in Tirnowa den Eid auf die Verfassung des Lande« geleistet, und diese« Ereigniß ist mit endlosem Jubel pon seinem Volke gefeiert worden. Wie sich die europäischen Mächte diesem kalt aooompli gegenüberstellen werden, darüber Herlauten zunächst nur Andeutungen. Die Pforte hat dem Acrnehmen nach an die Mächte ein Rundschreiben gerichtet, in welchem sie sagt, daß nach der feierlichen Erklärung de« Prinzen von Koburg. nicht eher nach Bulgarien zu gehen, bis ei» Einverständniß zwischen der Pforte und den Mächten erzielt sei, die Pforte sich zwar jeglicher osficiellen Beziehungen zum Prinzen enthalte, doch den Wunsch hege, in Erfahrung zu bringen, welche« die Ansichten der Mächte hinsichtlich der Haltung de« Prinzen seien, sowie welche Instructionen die. selben ihren Agenten in Sofia ertheilen würden und welche Anschauungen sie bezüglich der Mittel zur Lösung der Frage hegten. Die Stellung de« neugewählten Fürsten den Mächten, be sonder« Rußland gegenüber ist zunächst eine sehr precäre. Jedenfalls bleibt abzuwarten. wie sich da« bulgarische Drama weiter entwickeln wird. Zur Sache schreibt die „Kölnische Zeitung": „Unmittelbar nach der Wahl de« Ko bürge rS, welche die Regent schast im Gegensatz zu den „Battenbergern" durchgesetzt hatte, machte der Regent Stambulow die Bemerkung, man werbe noch erleben, daß eben jene Leute, die den Fürsten Alexander gefangen genommen hätten, sich als die eifrigsten „Battenberger" geberden würden Stambulow nahm damals an, bie russische Partei werde den Heldengeist de« abwesenden Fürsten Alexander herausbeschwSren, um de» anwesenden Fürsten Ferdinand zu dannen: Stambulow bat sich geirrt. Die erste Kundgebung der ruisiichen Partei in Bulqarieu liegt jetzt vor und sie beweist, daß diese Partei dem Koburger eher durch ihre Lieb« als durch ihren Haß verderblich werden wird. Der Hohepriester de« Staatsstreich«, Metropolit Klrment, begrüßt den Koburger als de» neuen Heiland, der die Bulgaren von der Schreckensherrschaft der RadoSlawow und Ge nossen erlösen werde. E« ist schwer zu enticheiden, ob diese für de» Koburger ziemlich gesährliche entgegenkommende und eriva» »ungsvolle Haltung der StaatSstreichler und Ruffensreunde lediglich der Ausfluß eine« sehr erklärliche» Gefühl« der Erleichterung ist oder ob sie vorwiegend taktische» Erwägaugen eutspriugt. Die Ruffensreunde begrüßen den Koburger. den sie noch nicht zu fürchten brauchen, zunächst als ein Heilmittel gegen den Battenberger, dessen VoltSthümlichkeit und besten heldeahoste uud liebenswürdige Periäu» dchkrit ihuea mit gutem Grunde »och immer Schrecke» einfiößen. Sie wisse», daß die Wahl de« Koburger- eine Niederlage jener Gruppe der Natioualpartei bedeutet, in der etwa« vou dem raschen ewaltthätigeu Temperament der Iacobiuer lebt. RadoSlawow, a« Haupt dieser heißblütigen Gruppe, hat die Freunde de- großen Zaren nicht eben mit Sammthandschuhen angesaßt. Er kann z» einer Entschuldigung ansühren, daß die Herren, welche bald in diese, bald in jeue Ecke de- bulgarischen HauieS die Arandsackel der Empörung schleuderten, keine Schonung verdienen. Persönliches Rachegesühl hat gewiß ebenfalls viel zur Verschärfung de« Borgehrns gegen die Ruffensreunde beigetragcn. Denn rauh genug war dieses Vorgehen. Wena ein Volk durch Stockprügel zur Freiheit uud zum nationalen Selbstbewußtst,» erzogen werden könnte, so müßte jeden- soll- in Bulgarien diese handgreifliche Art von Pädagogik glänzende Ergebnisse ouszuweisen haben. Sind doch selbst hervorragende Staatsmänner, wie Karawelow, dem Prügelstocke nicht entronnen. Im Gegensatz hierzu vertritt Stambulow, der Führer der oeiten, gleichsam girondistischen Gruppe der Nalionalpärtei, den laubeu an die sieghaste Kraft der Idee, der politischen Ueber- zeugung und de« lebendigen Wortes. Als daher Skamvulow durch die Wahl de« Koburger- seine Nebenbuhler aus dem Felde schlug, athmeteu die Ruffeufreunde, die seinen Sieg ermö «lichten, erleichtert aus. Ja diesem natürlichen Gefühl der Erleichterung ist wohl eine der Ursachen der aussordernden und ausdringlichen koburgfreuud- lichen Gesinnung de» Metropoliten Klemeut zu suchen. Sollte die Politik der gelammten russischen Partei sich aus derselben Linie be wegen, so hätte der Anhang Koburg« einen sehr unzuverlässigen Zuwachs erhalt», welcher zudem der Boiksthümlichkeit des neuen fürsten einen schweren Stoß versetze» würde, bevor dieselbe »och recht begründet ist. Denn aus unheimlichen FlcdermauSflügeln werden alsbald die bösen Gerüchte durch die bulgarische Lust schwirren, daß Fürst Ferdinand mit Rußland ein geheimes Ab kommen getroffen habe. Der Koburger wird die Zugeständnisse, die er etwa den russischen Empfindungen zu machen gedenk!, sehr genau und vorsichtig abzumelsen haben, will er nicht aus der einen Seite gefährden, waS er aus der andern Seite ausbaut. Ist wirklich etwas von der vielberufenen koburgischen HauSklug- heit auf ihn übergegangen, so wird die dornenvolle Bersöhnuiigs- ausgabe, welche er zu bewältigen hat, ihm nur zu osi Gelegenheit bieten, diese Lrbklugheit mit allen ihren großen und kleinen Künsten an einem sehr spröden Material zu bethätigen. Rußland und Ruß lands bulgarische Freuud« gewähren dem jungen deutsche» Pflänz- ling, der jetzt seine zarten Wurzeln ia die bulgarische Erde ein senkt, einstweilen ihre gönnerhaite Duldung, weil sie besorgen, daß der abgehaueue Stamm de« Fürste» Alexander, der im bulgarischen Volk-Herzen noch immer ein weitverbreitelc« und zähe« Wurzel- gesiecht besitzt, eines LageS neue lebenskräftige Triebe zum Sonnen licht emporscnden könnte; aber sollte der neue Pflanzling sich aller widrige» Umstände ungeachtet jemals zum stattlichen Baume au«> wachsen, so wird auch ihm jener kalte und rauhe russische Nord wind nicht erspart bleiben, der den Battenbcrger in siucmdnrchiobter Nacht zu Fall gebracht hat. Denn der Panstawismul ist nuu einmal ein unerbittlicher Gegner der selbstständigen und eigenartigen Entwickelung der slawischen Bolksstämme, Der Koburger ist eben mitten hineingestellt in den Kamps »uversöhnbarer Gegensätze, uud der Versuch, cS aller Welt recht zu wachen, das redliche Bestreben, Katze und MauS in demselben Käfig zu erziehen, werde» eine Mischung von hervorragenden staatsmänniiche» und militairische» Eigenschaften ia Anspruch nehmen, welche einem Sterblichen selten verliehen werden. Jedenfalls haben die letzten Tage ein neues und anscheinend recht reizvolles Capitel der orientalischen Frage eröffnet." Jedenfalls fragt e« sich zunächst, welchen Preis Rußland für die Versöhnung mit Bulgarien verlangen werde. Sobald darüber eine Verständigung ersolgt, hofft mau in der Um gebung de« Koburger« die formellen Hindernisse beseitigen zu können, indem die russischen Diplomaten dann schon einen Ausweg au« der Sackgaffe finde» würden. KeineSsallS kann der Prinz von Koburg die Selbstständigkeit des Fürstenthuiiis opfern oder eine russische Schntzherrschast annehmc», denn sowohl die Bulgaren, al« auch Oesterreich-Ungarn würben ih» daran hindern. Man sieht, an Schwierigkeiten fehlt e« nicht, und „etwa« Glück" könnte dem muthigcn Prinzen nicht schaben! Leipzig, 17. August 1887. * Bekanntlich mußte sich der Kaiser neuerdings beim Gehen besondere Schonung auferlegen. Wie man vernimmt, ist nunmehr auch in dieser Beziehung bei dem greisen Mo narchen schon eine nicht unwesentliche Besserung und Kräf tigung eingetreten. * Wie da« „British Medical Journal" mittheilt, ist der Kronprinz aus seiner Reise nach Braemar von vr. T. Mark Hovell begleitet, während vr. Morell Mackenzie sich mindestens einmal jede Woche »ach Schottland begiebt, um den — im Uebrigen durchaus befriedigenden — Gesundheitszustand seine« Patienten zu untersuchen. * Prinz Heinrich von Preußen, zweiter Sohn unsere« Kronprinzenpaares, hat am Sonntag, den 14. d., sein 2S. Lebensjahr vollendet. Der Prinz, für den SeemannSberus bestimmt, erhielt mit seinem älteren Bruder, dem Prinzen Wilhelm, und seiner Schwester Charlotte Ven ersten Unterricht durch den jetzigen Geheimen Regierung-rath vr. Hinzpeter uud bezog dann mit dem Prinzen Wilhelm gemein, schasilich das Gymnasium zu Cassel. Di- obere Aussicht über die Erziehung ging an den verstorbenen General v. Gottberg über, besten Händen sie anverlraut btieb, bi« beide prinzlichen Brüder im Frühjahr 187? zum Dienst ia die Armee, resp. die Marine eintraten. Im Sommer 1878 unternahm Prinz Heinrich aus der Coevette „Prinz Adalbert" seine erste zweijährige große Seefahrt. Nicht wie einen Prinzen trug ihn die« Schiff — sowie später die Corvette „Olga" aus einer 1'/,jährigen Fahrt nach Wcsttndien — über« Meer, sondern wie ein gewähnlicher Seemann hat er sich geübt und sich in allen Werken echter Seemannschaft erfahren gemach», wie r« die Bestimmung seiuer Eltern war. Ohne Bevorzugung hat er die ganze Schule durchgemacht, wie sie die Flotte von allen Denen verlangt, in deren Hände die Führung gelegt werden soll. Nachdem der Prinz die EintrittSprüsung, wie sie sür die Ladettea vorgeschrieben ist, abgelegt, trat er im April 1877 zu dem active» Flottendienst als Eadett über. Er erhielt mit seinen Kameraden eine militairische Ausbildung im Jnsanteriedienst und schiffte sich sodann an Bord der Segelfregatte „Niobe" eiu, welche Kreuzungen i» der Ost- und Nordsee und an der englischen Küste abhielt. Er lernte praktisch im oft strapaziösen Dienst die Grund- begriffe der praktischen Nautik kennen; er exercirte wie jeder Matrose am Beschütz und absolvirte die Ausbildung in allen einzelnen Nummern seiner Bedienung. Als die „Niobe" nach Kiel zurück- gekehrt und außer Dienst gestellt war, bezog er die Marineschule und bereitete fich mtt vollstem Fleiß in wissenschaftlicher und berusS- technischer Beziehung ans die Seecad-ttenprüfuug vor. Im Herbst 1878 trat er sodann mit S M. S. „Prinz Adalbert" die Expedition nach den ostasiatischen Gewässern an und lernte während ihrer zweijährigen Indiensthastung deu praktischen Seedienst um fassender kennen. Er war ia allen Zweigen de« Dienste- da« Muster seiner Kamrradrn, ein Sporn jedem Matrosen Nach Rück- kehr der Lorvette im September 1880 entledigte sich der Prinz unter der größten Anerkennung der Commission der „Ersten Seeoificier- Prüfung", beendete damit seine Cadettenzeit und wurde am I8.October 1880 »um Lieutenant z S. und Premierlieutenant « I» »uit« de« 1. Garveregimeut« z. F. befördert. Nachdem er fich da« erforderliche wissenschaftliche und praktische Vermögen in den einzelnen DiSciplineu erworben halte, »rat er eine Reise »ach Italien und Egypten an, um nach derselben einen praklischen DiensteursuS bei der Malrolen.Arttllerie- ebrheilung in Friedrichsorl zu obsolviren. Im Jahre 1882 wohnle er der Geschwaderrevue in Danzig, der Enthüllung des Denkmals für den Prinzen Adalbert und den Kaisermanövern in Sachsen bei. Aus seinen Reisen ha» er wiederholt den Kaiser vertreten. So überreichte er dem Kaiser von Japan den Schwarzen Adlerorden, stattete dem Sultan in Konstautinopel, dem Papst in Rom, dein Sultan von Zanzibar rc. Besuche ab. Neben dem ernsten Berussleben deS Seemannes und Ossicicrs hat er auch frühzeitig gelernt, sich in die Pflichte» seine- sürstlicheu Standes zu gewöhnen und persönliche Beziehungen zu knüpfen. Am 18. October 1884 ersolgie seine Beförderung zum Capitain-Lieutenant. Eine Herzensneigung führte den Prinzen in diesem Frühjahre nach Darmstadt, wo er sich mit der Prinzejsin Irene von Hessen verlobte, rin vom Kaiscrbauje und dem ganze» Lande freudig begrüßtes Ereigniß, welches am Geburtstag deS Kaiicrs kundgegcben wurde. Nachdem er der feierlichen Grundstein, legung zum Nord-Oftiee-Lanal beigewohnt und da- jüngste Schiff S. M. aus den Name» seiner erlauchten Braut getauft, finden wir ihn jetzt aus der Torpedoflottille bei dem großen Manövergeschwader ia voller Ausübung seine» BerujeS. * lieber die Stellung der verbündeten Regierungen zu den vom Reichstag in der letzten Session beschlossenen Arbeiterschutzbestimmungen hat bisher nicht«verlautet. Der BunveSrath hat wohl „och nicht Gelegenheit gehabt, sich mit dem Gegenstand zu befassen. Bekanntlich hat der Reichstag bezüglich der Frauen, und Kinderarbeit eine Reihe weiterer Einschränkungen und Controlmaßregcln beschlossen, als sie gegenwärtig bestehen, insbesondere die Fabrikarbeit nur bei solchen Kindern zugelaffe», welche das 13. Lebensjahr überschritten und ihrer Schulpflicht genügt haben. Der Reichstag hat ferner die Regierungen zur Veranstaltung einer Untersuchung über die Frage des Maximalarbeitstagö und zur Vorlegung eines Gesetzentwurfs aufgesorderk, durch welchen die Beschäftigung von Kindern im Gewerbe außerhalb der Fabriken geregelt wird. Die Frage der SonntaqSarbeit wurde znrückgcstellt, da die Ergebnisse der vom BundeS- rath veranstalteten umfassenden Enquete erst in den letzten Tagen der Session einginge» nnd nicht mehr zur Bcrathung gelangen konntcn. Die Vertreter des Bundes- rathS habe» sich, wie man sich erinnern wird, während der ganzen langen Verhandlungen über diese Fragen voll ständig schweigend Verhalten, waS gewiß nicht m entgegen kommendem Sinne gedeutet werden konnte. Indessen ist nicht anzunchmen, d«ß die Anregungen und Beschlüsse dcö Reichs tagS. die von einer an Einstimmigkeit grenzenden Mehrheit gei'-ge l waren, gänzlich wirkungslos bleiben sollten. Der VnndeSrath wird sich der Aufgabe nicht entziehen können, seinerseits mit Rcsormvorschlägcu aus dem Gebiete deö Arbeitcrschutzes hervorzntrete», wenn er den NeichstagS- beschlüssen nicht glaubt znstiiiimen zu können. Die social- politische Reform, d>e aus anderen Gebieten so erfolgreich in Angriff genommen wurde, verlangt auch neue Maßnahmen zu einem erweiterten Arbciterschutz. DaS ist eine ttcbcr- zeugung, die sich immer weiterer Kreise bemächtigt. e° * Man schreibt »nS auS Brüssel vom 15. August: Die Bewegung »»Icr der Arbeiterbevölkerung in den Kohleiibczirken hat wieder begönne». Die socialistische Zeitschrist „Le Combat", welche senier Zeit von Desuisseaur begründet wurde und nach dessen Verhaftung einging, hat in La Louviäre wieder zu erscheine» begonnen und führt die alle heftige Sprache. Wie cs heißt, bereitet sich die socialdemokratische Partei ernsthaft daraus vor, bei den i», October stattfindende» neuen Gemeinde wählen ans den Üainpiplatz z» treten; ein vom Genosse» Fau viaux verfaßter und gezeichneter Ausruf an die Grubenarbeiter ist in Tausenden von Exemplaren verbreitet, und in CuesmeS hat der 500 Man» starke Geiiosscnschaslsverband „l,a OoopSrati vs" eine vollständige Liste sür alle in Frage kommenden Bezirke ausgestellt, Dieser Wiederbeginn der Arbeiterbewegung, die man mit dem letzten unglücklichen Streik vor der Hand beendet glaubte, sängt an, die leitenden Kreise lebhaft zu beunruhigen, denn die letzten Beschlüsse der Kammern über den persönliche» Militairdienst und die Revision der Constitution sind auch nicht gerade dazu angethan gewesen, eine versöhnlichere Sliinniung herbkizusühre». Unter diesen Umständen hat der gegen den 20. d, nach Mons einbcruseneallgemeine Arbeiter-Longreß, bei welchem die Becken des CentrumS, von Charleroi uud de« Bo- rinage verlrelen sei» werde», große Bedeutung. Derselbe wird die Frage des allgemeinen Streiks wieder aufs Tapet bringen und einen „Großen Rath" ernenne», unter Leitung Desuisseaux' und mit der Zeitung „Le Combat" als Organ. * Die Wissenschaft al- Selbstzweck anzusehen, ist kaum eine Nation weniger befähigt als unsere Nachbarin im Westen Daher kann e« Venn auch nicht weiter befremden, wenn französische Blätter zur Zeit ihrer lebhaften Verstim uiung gegen Griechenland leidenschaftlichen Ausdruck geben, indem sie behaupten, daß die griechische Negierung den Franzosen betreffs der Frage der Au-grabungen zu Delphi Schwierigkeiten mache, bloS weil der französische Senat den ihm zur Genehmigung vorgclegten Handelsvertrag mit Griechenland verwarf. Nun kann man, von der sachlichen Seite ganz abgesehen, der französischen Legislatur gewiß da« Recht nicht streitig machen, ihre Boten einznrichten, wie eS ihr gut dünkt, obwohl in dem betreffenden Falle da» Scheitern deS HandelsvertragSentwurs» in Griechenland sehr enttäuschend wirkte. Andererseits aber hat doch auch Griechenland ganz allein das Recht, zu bestimmen, ob, wann, wo und von wem auf griechischem Grund und Boden Ausgrabungen vorgenommcn werden sollen. Nun aber liegt einstweilen nichts vor als die Stimm« eine» vereinzelten Athener Blattes, der „EphemcriS". welche für gleichzeitige Erledigung der griechisch französischen Handelsvertrags- und verTelphischrn Ausgrabung« angelegenheit plaidirt, und doch genügt Vas, um gewisse französische Politiker ganz nnd gar außer sich zu bringen. Sie weisen beziehungsvoll auf die der deutschen AlterthumS. sorschung gewährte Erlaubuiß zur Vornahme der Arbeiten in Olympia hin und geben zu verstehen, daß man eS in Paris alS eine Kränkung de« französischen Gefühle» ansehen würde, wenn Frankreich nicht ehcbalbigst in die Lage versetzt würde, den deutschen Erfolg Lurch Ansteckung der Delphischen Orakeb stätte zu erreichen, noch besser aber, zu verdunkeln. Die „Repuvlique Frantzaise" leistet sich sogar einen Artikel mit folgenden hochsahrenden Redensarten: „Kann Herr TrikupiS sich elnbilden, daß man zu Verhandlungen auf dieser Grundlage die Hand bieteiz werde? Sieht er nicht, daß durch Unterordnung der Delphischen Ausgrabungen, diese- wahrhaften Geschenke-, welche« Frankreich Griechenland angeboten, und waS ihm anzubirten die franzSsiiche Wissenschaft sich zur Ehre anrechnet, unter da« Mehr oder Weniger von Zugeständnissen, daß unser Handel dem griechischen machen kann, er (TrikupiS) sich eigentlich weder al« Sausmaun, noch als Freund der Wissenschaft erweist, sondern seinen Zeitgenosseu uavermutheten Stoff zum Gelächter liefert? Allen Scher- bet Sette, so liegt hier etwa- Schlimmere- al- eine lächrr« liche Lonsuslon vor: eine schlechte Handlung. Wir haben Griechen land an «in solche- Bersohren ihm gegenüber nichi gewönnt: haben wir nicht da« Recht, weil denn einmal im Kausmannsstil gesprochen ein muß, von ihm einige Rcciprociiät zu erwarten?" * Dem „TempS" zufolge hat die japanische Regierung die Conscrcnzen, welche in Tokio mit ven Vertretern der europäischen Mächte wegen der Revision der Verträge ab gehalten werden, vertagt, um zunächst die Gesetze, welche einer Revision unterzogen werden sollen, zu codificiren. Aus Amerika. * Zum Tode deS Präsidenten der Mormonenkirche, John Taylor'S, wird der „Kölnischen Zeitung" auS New- Nork, 28. Juli, geschrieben: Aus Salt Lake City kommt die Meldung über den Tod John Taylor'S, des Nachfolgers Brigham Vonng'S in der Präsi- deulschast der Mormonenkirche. Dieser Tod ist auch nicht an nähernd iu dem Sinne ei» Ereigniß, wie eS vor zehn Jahren der Tod Noung'S war, »ift dessen machtvoller und in seiuer Art wahr» Haft großartiger Persönlichkeit das Mormonenthom und seine große Ulahcr Landschövsuug io verbunden schien, daß man zuerst glaubte, die Beiden würden miteinander zu Ende gehen. Darin hatte mau sich allerdings geirrt. Die einst von Joseph Smith al« erstem Präsidenten und Blutzeugen begründete, von Brigdam Voung zu der unglaublichen Stellung eines Staates im Staate erhobene „Kirche der Heiligen vom jüngsten Tage" war als hierarchischer Organismus so fest gefügt, daß selbst ei» so schwächlicher Nachfolger der Beiden, w>e John Taylor, im Verein mit der durch die Pacific- bahnen bewerkstelligten „Geiitllisirung" Utah« („Gentiles" ist «er Name, den die Mormonen sür die Nichtmormoncn in Utah haben und deren stet« zunehmendes Eindringen in daS Territorium selbstredend eine der schlimmste» Gefahren iür den MormouiSmu» ist) uud d«« neuerliche energische Vorgehen der Bundesrcgieruug gegen Vir wunderlichen Heiligen und namentlich ihr Lieblings-Institut, dt« Polygamie, den merkwürdigen kirchlich-socialen Bau noch nicht i» sehr sichtbarer Weise zu erschüttern vermocht. Präsident Taylor, d«r als erster den Ansturm der neuerdings besonders gegen die Mor monen gerichteten Gesetzgebung ausznhallen gehabt, ohne weder die Klugheit Brigham floung's, noch sein Ansehen und seine Selbststän digkeit in der Kirche selbst zu genießen, sah sich infolge des ihm an' genöthigle» Kampfes in den letzten Jahren gezwungen, in Utah sell wie ei» vor dem BundeSgcsctz Flüchtiger und sich vor desseu Boll strcckern Verbergender zu leben. Fremden, welche die Ealzseestadt bcjnchien und natürlich auch den Papst dieses Roms der Felsengebirgr zu sehen wünschten, sind kaum noch zu der Erfüllung dieses Wunsche« gekommen, und die Masse der Mornionen selbst hat seit 1883 wohl nicht mehr gewußt, wo sich das Oberhaupt ihrer Kirche eigentlich ausyielt. Selbst die Stätte seines Todes wird von keiner der fett vorgestern l:-c eingeengten Deoeich-n namhaft gemacht. Man ivußie, daß oec 78j .l,rige Mail" se" einiger Zeit krank war, trotz, dein kam cs der Bevölkerung von Salt Lake City in hohem Grave überraschend, als vorgestern Nachmittag die „Dcseret News", da« osficiclle Organ der Kirche, mit der zwei Spalten umfassenden schwarz- grrändertcn Verkündigung des Todes des Präsidenten erschien. Taylor mar von Geburt ein Engländer; er war am 1. November 1808 in Milnthorp, Grasjchast Wcstmoreland, geboren. 1832 kam er nach Canada, wo er, bis dahin ein eifriger Anhänger des Meth»- dismus, mit seinen Glaudensbrüdern in Streit gerieth und sich anf der Suche nach einer seinem GlaubenSbedürfniß genügenden Religi»« 1836 der kürzlich von Joseph Smith gegründeten Mormonengemei»- schast, die sich damals in Kirtland, Ohio, befand, anschloß, Bon da an hat er alle Wanderungen, Schicksale, Ersolgc und Mißersolge der lellsamen Heiligengeiiieiiischast mitgeiiiacht. Er hat ihr als Missionar in Europa gedient, wo er unter Andern« als Erster da- neue Evaa- geliuin mit gute,» Erfolg auf dem Boden Irlands gevredigt, hat t» den sünszigcr Jahren in New-Aork eine Zeitung im Interesse de« Morinonismus rcdigirt und herausgegeben und kehrte dann nach Salt Lake City, dem schnell ansdlühenden, zurück, um im unmittel baren Apostelrath deS alliuächligen ?)onng der Kirche daheim nicht weniger zu dienen, als er ihr im Auslande gedient. Mit der Kirche und deren Führerschaft reich geworden, trat er im Jahre 1877 nach Brigdam Doung's Tode an die Spitze deS Apostel-Collegiums, um 1880, als die entschiedenere Haltung, welche die Bundesregierung gegen die Vielweiberei onnahm, die Besetzung des erledigten P,üside»te>isti,hleS nothwcndig machte, aus diesen berufen zu werden. Er hat seitdem zu den Ersten gehört, die unter dem nach den, Senator Edmunds von Vermont genannten Anti-Mornioiicngcsctz wegen Vielweiberei in Anklage- zustand versetzt und proccskirt wurden und sich deshalb verborgen halten mußten, wie man denn überhaupt nicht sagen kann, daß er als Präsident gerade eine imposante Rolle gespielt halte. Die Zahl seiner Frauen loll acht gewesen sein, von deuen aber nicht mehr alle am Leben sind; aniilich in Anklagezustand versetzt wurde er 1885 wegen des Besitzes von viere». Zn seinen frühere» Verdiensten um die Mor»ione»k>rchc gehört neben seiner großen Missionars- und Public>stc»-Thäligkeit ftn Ticuste derselben seine ihm einen besonderen Nimbus bei den Glä ibige» verleihende persönliche Vclheiligiing bei dem Ausruhr in Caitbago. bei dem 18 l4 Joseph Smilh erschossen wurde und er selbst vier Schußwunden sür de» neue» Glaube» er hielt, sowie die von ihm besorgten und veröff-ntlichtcn Ueb.-rsetzungen der Mornioncn-Bibel ins Deutsche und Französische. Die bcknuttndste nicht niormonische Zcftniig Sali Lake C tys, die „Derby Tribüne", widmet Johii Taylor den nachstehenden mittelst Telegraph nach New- Nork gemeldete», nicht eben scdr schmeichelhafte» Nachruso-Para- graphcn: „Es ist nur in der Ordnung, nach Auszählung der Gelcheh- nisse seines Lebens von Präsident Taylor zu sagen, daß das Werk seines Leben- ein klägliches Fia-co war. Er läßt sein Volk gehetzt, bedroht »ad in ganz unsicher» Verhältnissen zurück, wie ein Schiff, dem Zufall preisgegeben. hm- »nd herg,warfen wird, wen» Segel und Steuer sich selbst überlasse» sind. Wir wollen keine Meinung darüber ausipreche», ob er von seinem Glauben überzeugt war, sondern einsach annchmeii, daß es ihm heiliger Ernst bannt war, dann aber müssen wir anch gleich Hinz«,fügen. daß seine Lehren die eines finsteren Zeloten waren, und daß seine Arbeit und Tbäinssni an der Spitze der Kirche ein klägliches Fiasco gewesen." Wer sein N ich- folger, wer der vierte Präsident der M ormoiicnkirche sein wird? Die Frage ist inmitten der großen Krisis, iu welcher sich im Augen, blick daS Moriiioneiiihum befindet, um so wichtiger, als eben jetzt auch die Terrilorial-Conveniion zur Enttverftiiig einer Versagung, unter welcher Utah. daS i»it seinen 180,000 Bewohner» die Terri torialschuhe längst ausgeireten, al- Staat in die Union ausgenvmincn werden soll, ihre Arbeiten brendel und die von ihr cnttvorsciic Ver fassung dem Congreß zur Genehmigung vorlegen wird. Wie e- heißt, soll ein Neffe des alten Joseph Smith zum Nachfolger Taylor'S ersehen sein — wenn derselbe nicht ein ungleich weniger fonaiisckier und dabei ungleich mehr wellkluger Mann ist, als der am nächsten Freitag unter allen Ehren seiner Kirche in Salt Lake City zu bestattende dritte Präsident e« geimsen, wird alle hierarchische Organisation, werde» alle Glauben-, und ZeloliSmus-Vermächiniffe de« in seiner Art gewiß großen Brigham sstoiing und wird die ganze unablässige Zuwanderung neuer mornionijcher Elemente nach Ulah die „Gemeinschaft der Heiligen vom jüngsten Tage" nicht davor be wahren, daß ibr jüngster Tag viel früher und schneller kommen wird. alS ihre Propheten und deren noch immer blind aus sie schwöreuden Anhänger sich träumen lassen. Socialpolitisches. 14 Aus Tharin^gein 13. Anglist, ^n dem Berichte dcS^Auf
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