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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-24
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1887
- Autor
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ikrfchetnt täglich früh S'/, Uhr. Kedarli«» und Lrpkditio IahauneSgoss« 8. LPrechkuudr« drr Nedactin: vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag» Ü—S Uhr. s» » »ittk««»e n«,ei»»»ter «»»»Irr«» «wcht ftch »n «».r«t»n „»« „r»«»»Itch. ««««»«« »rr für »t, «4<ftf*l»e«»* Nn««er »eftt««ten -ulrrut» «« W«che«t*gen bi» S Nbr NachmM*««. an »»an- »n»Krstta,«»srktz bis'/,S Uhr. 3» den Filialen fir 3ns.-Auuah«r: VN* kl«»«. Uaiversität-stratze 1. L*»ts vbschr» katharinenstr. 23 pari. u. Königsplatz 7, nur »i«'/.» U»r. Egtr.TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,780. Atzannementopreio Viertels. 4'/, ML '»cl. Briagerloha 5 Mk.. durch die Post bezo-en S Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps Belkgerempiar 10 Ps. Gebühr«, für Extrabeilaaru (tu Taaeblatt - Format gesalzt) ^ 236. Amtlicher Thetl. NrUmiluach»»!. Da» SS. Stück de» vierjährigen AI«tL<ges«tzblatteA ist bei un» «ingegangen und wird bi» >»« 18 T*pte«L*r ds». I». auf dem Nathhnalsaal« zur Einsichtnahme öffentlich austzänqrn. Dasselbe enthält: Nr. 1744. Bekanntmachung, betreffend den Nachwei» der Befähigung als Seeschiffer und Gcesteuer« mann aus deutschen Kauffahrteischiffen, vom S. August 1887. Leipzig, den 20. August 1887. Der Stath der Lt«dt Leipzig. Vr. Grorgi. Krumbiegel. Sefundr« wurde Vor ea. S Wochen in einem Grundstöcke der inneren eia Portemonnaie »tt 4- LS welche» sich beim uuterzrichnelen Polizeiamte ln Verwahrung befindet. Der bither uaermittrlte Eigeuthümer wird hierdurch ousgesorderl, dasselbe rechtzeitig zu reclamireu, audrrusall» darstber de» Mchwn gemäß versagt werde» wird. Leipzig, am >0. Aoguft 1887. La« Poltz^amt der Gtatzt Leip»^. «r. SSS1 I*. Bretschuelder. rrnigliche Lkadruic der bildendra «ißt »nd Lnnstgeeerbeschnle in lei-rtz. Frequenz, LI« Schüler. Die Studie» im Wintersemester 1887/SS beaiuuru M«»taa, de» I. veteSer 1887; die Tagescurse früh 8 Uhr, die Abendcnrse um ü Uhr. Der Lehrplan umfaßt alle Unlerricht-gebiet« der bildeadea Kstnste und de» stunstgewrrbe» «,d drrackstchtigt sprctell die «u»btld»ug tu den graphischen Künsten. Aameldunae, zurAufaahme stnd in der Zett vom IS. 84» «4t S4. September dS.Js. «» der Erpedittou der Akademie» westlicher Flügel der Pieißeuturg, S. Etage, Nachmütag» zwischen 4 »ud L Utzr zn dewlrkeu. Leipzig, de» »S. «ugust 1W7. Der vtrrcterr Vr. Ludw. Nieprr. Versteigerung. Freitaq. de» S«. A««»U 1887, »*» von v Uhr a-, tolle» im Aaction-Iocale de» hiesigen kSnlgl. Amtdgrricht» 1 große Papirrdcschuetdcmuschine, S -««d-Stetndrack- prrfien mit ie vier Walzen, 1 vuchsrucktretpresse mit Schrift, ea. SOS Stück Littz*qraphteftrt«e in verschiedenen Größen. 1 Brückenwaage «tt Gewichte», 1 Partie Ausschlag eise» slir Etiquette», serner 1 große Partie Vries-Loaeepte »ud Packpapier», 18,000 Stück Haalcouveris» ca. 3000 Stück Paftpacketadrrsseo, ea. 4 Lentuer Mocuiatarpapirr, sowie 1 Partie Comptoir-Utensilien, als! 1 Doppelschreibpult, 1 Schreibtisch, 1 Bücherschrank, 1 Loptr> presse, 1 Hängelampe, 1 Briefwaage, 1 Ladeutasel, 1 Lisch» Stühle, HerreukleidWigsstücke ». dergl, m. meistbietend gegen vaarzahlung uuter de« daselbst ao»ha»ge»beu Bedingungen versteigert werden. Leipzig, de» S2. August 1887. Tteiubeck. Gerichtsvollzieher. Aufforderuug, die Seltau«fteI«»O »« Melbaurne i« Aahre 1888 betreffend. Nachdem di« «umeldesrist bi« zum 3l. October d. I. verlängert worde» ist, wiederholen wir unsere a» die Industriellen de» die», fettigen Bezirkt — intbrsondere au die bereit» aus de» letzten Aus- ftellaiigen in Sydney uud Melbourne vertreten geweseneu Firmen — gerichtete Aufforderung zu möglichst zahlreicher Beschickung der nächst jährigen Melbourner Weltausstellung im Interesse unserer Prodnetioa und unseres Exporthandel», und um nicht der seit den Jahren 1879 und 81 in Australien errungenen Erfolge wieder verlustig zu geben. Deutsch« llebrrsetzungrn de» osstciellca Programm» und der An- meldungssormulare, sowie einige ondrre auf dir Angelegenheit bezüg lich« Schriftstücke liege» aus unserer kanzlet (Neue Börse, Treppe I. Stoch zur Emsicht au». Leipzig, de» 22. August 1887. Die Haudel-kammer. vr. W°ch»muth, Bor,. Bleyl. örjeasecretär. Auf Antra- der Erde« de» verstorbene» Hötelbksitzer« Jfidor Hermann vienbe in Glauchau soll »ou dem Unterzeichnete» Amtsgericht da» zum Nachlasse de» Erblasser» gehörige, tu hiesiger Stadt am Markte gelegene Gg nebst vofis» »en S^. August 1887 «achmtltag» » Uhr au Ort und Stele freimifitger v«tse versteigert werden. Die Bersteigeruagsbedingungea uud ei» ventarienstücke sind den an hiesiger Amtsger „Zum Deutjchea Hause" hier ou»h-ng,ud«u LrstebungSlustiae wolle» sich zu diesem Lersteigerung-termine in hem gedachten Nachlastgrundftücke rtnstnde». über ihre Person und Zahlungsfähigkeit ausweiseu und der Versteigerung gewärtigen BI< ' ivtarrie gelegene althoss,rundst»« „Zum Deutsche« Hause' tiudiae» tabte« «ud lebeudeu Lupeutar de» 27. August 1887 «gchmtltau» » Uh er Setse versteigert w« > »ad ei» Brrzetchuiß der In- Amisgerichtsstelle und im HSlel längenden Anschlägen beigesügt. ssauchau, de» 18. August 1887. Rbutgltcheg Amtsgericht. krause. Steckbrief. Gegen de» Schriftsteller Karl Vaettcher au» Verlftr, geboren am 12. Mai 1863 zu D-nnkeritz im Königreich Sachsen, welcher sich zuletzt in Strehlen bei Dresden ohne polizeilich« Anmeldung ousgr- hallea und sich verborgen hält, soll eine durch recht«kräftige« Uriheil der hiesige» Strafkammer vom 22. Februar d. I. grgr» th» sub« stitnirte Haststrase von »eh, Lose, vollstreckt werden. Durch Zahlung non 100 Mark, »egen welcher Gamm« dir Zwangsvollstreckung fruchtlos au«gesalle» ist, kau» di« Heftstrase abgewendrt werde». Um Strosvollstreckuug »ad Nachricht »» de» Arte» dl. 30 87 »Kd rr,»brüst ersticht. P4»gd«d«>, de» IS. August 1887. Der Erst« Gtaatgaumalt. legerem«, tu s«r aeblatt < Format ohne Postbes» rvrrung M Mk. «tt Postdes-rderung 70 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach Höhen» Tarif. Netlamen «utrr dem RedactioaSstrich die »grspalt. Zeile SOPf., vor denFa Milien nachrichte» die «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die ikxpeditien zu senden. — Rabatt wird Nicht gegeben. Zahlung pruonumoramio oder durch Post. Nachnahme. Mittwoch dm 24. August 1887. 81. Jahrgang. Oßeiic »ruMeiorßendsßttt. vom 1. Januar 1888 ab ist die mit 1800 Jahre-gehalt dotirte Stelle eine« Gemeiadevorstand» allhier neu za besetzen. Geeignete, ia ollen Fächern der Gemetndeverwaltuug und de» Steuerwesen« rrfabrrne Bewerber, welche 3000 ^ Eauttoa erlegen können, wollen schriftliche Gesuche mit Zeugniffea bl« längsten» den b. September 1887 beim nuterzeichneten Gemeiaderaihe einreichen. Neusellerhausrn, am IS. August 1887. Der Gemetuderath daselbst. Seyfferth. Gemeindevorstand. Nichtamtlicher Thetl. I«r bulgarischen Frage. Den Angelpunkt der geginwärligen Lage bildet dir rus sische Drohung, daß es sich, «eun die übrige« Vertragsmächte den Bruch de» Berliner Vertrag» durch die Thronbesteigung des Fürsten Ferdinand ruhig hruurhmea sollte«, auch nicht mehr an Viesen Vertrag gebunden erachten werde, oder, wie rch das „Journal de St. Prtersbourg" auSdrllckt, an den Nest de» Vertraag. Die Note, welch« »er Gtaat»rath Onou in Konstantinopel überreicht hat, drückt die Erwartung an», daß dir Gultan energisch gegen den Prinzen Vorgehen wird; nach der „Agrnee Havatz" toll für de« Fall der Weigerung zu fein und werden auch schwerlich dahin gedeihen, denn gegen eine russisch« Besetzung Bulgarien» würde nicht nur von Oester reich, sondern wahrscheinlich auch noch von anderen BcrtragS- miichten Einspruch erhoben werden, vorläufig ist e» von Be deutung, daß der deutsche Consul in Sofia dir Beziehungen zur bulgarische« Regierung abgebrochen hat; e» bleibt abzuwarten, ob die übrige« Lerlrag»mächt« diese» Beispiel nachahmea werde». E» scheint jedoch nach den vom „Standard", dem Organ der englische» Regierung, gegebenen Andeutungen dazu uwuig Aussicht zu bestehen, England, Oesterreich und Italien scheinen nicht geneigt, ihre Vertreter au« Sofia adzuberusen. Die „Risorma", da» Organ EriSpi'», erklärt sogar ganz bestimmt, daß dir Wahl und dt« Thronbesteigung de» Prinzen Ferdinand unbeschadet de» Berliner vertoage» innere An- zclegenheiten Bulgarien» seien» »ttn welche sia> Niemand onst zu bekümmern habe, die Anerkennung de» Fürsten durch die Mächte sei eine besondere Angelegenheit. Diese Auf« fassnng der Sachlage hat den Vorzug vor der russischen, daß sie praktisch ist und den Thatsachen entspricht, denn die türkische Regierung denkt nicht daran, gegen den Fürsten Ferdinand gewaltsam vorzugehen, und Rußland wird sich trotz aücr Drohungen aus leere Einsprüche und Fortsetzung seine» Ränkespie!» beschränken müssen, ohne seinerseits die ihm durch den Berliner Frieden gezogenen Schranken zu durchbrechen. Durch diplomatische Sckachzüge wird der Thron de» Fürsten Ferdinand kaum in» Wanken gebracht werden können, denn der Fürst hat klar erkannt, woraus e» bei der gegenwärtigen Lage ankommt. Er darf e» mit dem Sultan nicht verderben, und darum läßt er keine Gelegenheit vorüberaehen, ihm seine Treue und Ergebenheit auSzudrücken. Fürst Ferdinand hat von Philippopel au» dem Snllan angezeigt, daß er seinen Pflichten al» Vasall de» Großherrn aewifsenbast Nachkommen werde und daß er bereit sei, dem Sultan seine Ergebenheit persönlich auSzudrücken. Daß diese Miltbeilung gerade von Philippopel au- erfolgt ist, hat offenbar den Zweck, dem Fürsten die Brücke zur Nachfolge ai» Generalgouverneur von Ostrumelieu zu bauen. So wenig auch die türkische Suzeränelät über Bulgarien tbat- sächlich zu bedeuten hat. so ist sie doch, wie die Erfahrung lehrt, von größter formeller Beteurung. Die Mächte sind gar nicht in der Lage, der Türkei Vorschriften über da» zu machen, wa» sie gegen Bulgarien unternehmen soll, sie könne» bloß Wünscht kundgeben und Vorschläge machen. E» bleibt ihnen unbenommen, den diplomatische» Verkehr mit Bul garien abzubrechcn» aber sie können die Türkei nicht zwingen, in Bulgarien einzumarschiren, und da» ist die Hauptsache. Die Türkei ist aber auch nickt befugt, Rußland den Einmarsch in Bulgarien zu gestatte», dazu würde vorher die Zustim mung der übrigen BertragSmächte einzuholcn sein» und diese würde bestimmt nicht ertheilt werden. Der „Standard" räth dem Fürsten, auSzuharren, und da» ist auch unter den obwaltenden Umständen da» allein Richtige und da» Einzige, wa- Erfolg verheißt. An Schwierigkeiten wird es nicht fehlen und da» Gefährlichste für den Fürsten ist, daß der verrath fick au seine Spuren heftet. Die Pulver- versckwörung in Rustschuk und der Protest der Ruflenfreund«. welcher ihm angeblich in Tirnowa überreicht wurde, geben ihm einen Vorgeschmack von dem, wa» seiner wartet. Daraus mußke er gefaßt sein, al» er die Fahrt nach Bulgarien antrat; ein Fürst von Bulgarien, der sich nicht der Zustimmung Ruß lands erfreut, ist verrathen und verlaust, wo er sich blicke» läßt. DaS hat da- Schicksal de- Fürste» Alexander gezeigt Der Sieger von Slivnitza und Pirot wurde mitten »» der Nacht von den Zöglingen der Cadettenanstalt unter Führung der Osstciere Gruew und Benderew au» dem Bette geholt und auf ein Schiss geschleppt, daS ihn an die russische Grenze brachte. Dieser Dank für die Opfer, welche er Bulgarien geleistet hat, verdarb ihm den Geschmack an aller Süßigkeit der Ausübung der fürstliche« Gewalt, er gab der Ruhr de» Privatleben» vor den Lorbeeren, dir ihm noch winkten, den Vorzug und kehrte in seine Heimath Darmstadt zurück. Fürst Ferdinand hat die Dornen der kaum betretenen Fürsten- lausbahn noch vor sich unv er wird schwere Proben von Standhaftigkeit und Au»dauer oblegen müssen, bevor er seiner Herrschast froh werden kann. Sei« fürstlicher Genoste auf der Balkanhalbinsel, der kvni Earol von Rumänien, ist glücklicher gewesen al< Fürs Alexander von Bulgarien; e» war ihm vergönnt, seinen Thron zu befestigen und seine Macht zu erweitern, endlich die kömgg- rrone auf sein Haupt zu setzen. Und dennoch kam er elf Jahre »ach seiner Thronbesteigung in die Lag«, für Rußland die kestanien au» dem Feuer holen zu müssen und sich dam» zum Dank eiuen Lauvr-tonsch auszwmae« zn lasten, der ihm Schaden statt vorthril brachte. Und auch heute noch Sljähriger Herrschaft ist sein Schicksal im s^sit neuen russisch- türkischen Kriege« mehr al« zwriselbast. Also Kämpfe und Enttäuschungen sind «4 hauplsächltch. »velche de« Kürst«, Ferdinand aus der Stufenleiter zum Ruhme bevorstehe«, er muß e» sich an dem Bewußtsein genügen lasten, der vor kämpser eine« für seine Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen den Volke» zu sein; wenn ihm da» genügt, dann wird er mit dem Loose, da» rr sich selbst bereitet bat» zufrieden sein, andernfalls wird er den verhängnißvollen Schritt, den rr ge- than hat, bald genug schwer bereuen. Fürst Ferdinand hat Recht, die Bulgaren erfreuen sich der Sympathien aller enltivirtrn Nationen, aber Rücksichten auf die Politik verbieten e» ihnen, diesen Sympathien den entsprechenden Au-Vruck zu geben. Wer möchte de» tapferen Bulgaren in ihrem kampse gegen den russischen Unter drücker nicht den Sieg wünschen! Aber mit dein Herzen wird die Politik nicht gemacht, sie ist ein Ergebniß De kali berechnenden verstände» und dieser räth, Rußland so weit gewähren zu lasten» als mit dem Wortlaute de» Berliner vertrage- vereinbar ist. Diese- Vorthril» bedient sich Rußland in einer Weise, welcher den ge rechten Zorn jede» Menschenfreunde» erregen muß, e» pocht mit derselben Stirn auf sein Recht, wie der GefetzkSverächter. welcher den Buchstaben de« Gesetze» für sich geltend macheu kann. E» giebt eine Vergeltung auch in der Weltgeschichte, und dies« wird für Rußland» Fredelthat nicht au-bleibeu. aber wer vermag zu sagen, ob Bulgarien nicht vorher ein Opfer der russischen Oewaltthätigkeit wird? Wie rücksichtslos Rußland verfährt, wenn e» die Ausbreitung seiner Macht gilt, da» lehrt vaS Beispiel der Ostseeprovinzen und der Verlauf seine» Eroberung«zuge» in Eentralafien. Die Fäulniß im Innern, geht Rußland unverwandten Blicke» aus sein Ziel, dir Weltherrschaft, lo»; ob e» da» Ziel erreichen oder vorher in Trümmer zerfallen wird, muß die Geschichte lehren. * « * » * Zur bulgarischen Frage liegen noch einige Meldungen und Aktenstücke vor. welche den Gang der Ereignisse näher kennzeichnen. So veröffentlicht die .Politische Korrespondenz- den Wortlaut der russischen Protestnote, worin Ruß- land erklärt, weder die Giltigkeit der Wahl de» Prinzen von koburg, »och vir Legalität seine» Erscheinen« in Bulgarien anerkennen zu wollen. Die Note lautet: „Die kaiserliche Regierung konnte die Giltigkeit der Wahl de» Prtn«e» von koburg nicht anerkenne». Der Prinz Hot diese Wahl zur Krantniß de« Kaiser« gebrach«. Er hat verlangt. hierher zu kommen, »« die Naihschläg« kr. Majestät einzuholen, bevor er sich nach Bnlgarie« begiebt. Der Kaiser hat dem Prinzen w ssen lassen, -aß-ftt«« Wahl ncht anerkannt werben uud daß seine Reise nach Bulgarien unter keinem Titel g-rechtsertigt erscheinen könnte. Aeha- lich« Ralhschlägc sind dem Prinzen seither seitens der Mehrzahl der Großmächte und in erster Linie seiten- des snzeränea Hose» ertheilt worden. Da jedoch Se. Hoheit geglaubt hat, den Wünschen der angeblichen bulgarischen BolkSvcrtreter willfahren und sich nach dem Fürstenlhiim beacben zu können, sehen wir ua« gezwungen, zu er- kläre,,, daß Rußland weder die Giltigkeit der Wühl de- Prinzen von Koburg. noch die Legalität seine- Erscheinen- in Bulgarien, um sich an die Spitze der Regierung diese- Laude- zu stellen, onzuer- kennen vermag. Wir wollen gerne hoffen, daß die Regierung diese Anschauung weilen und diese flagrante Verletzung des Berliner Vertrage- nicht dulden wird. Rußland kann sich nicht zum alleinigen Beschützer dieser Stipulationen machen, aus welche der von einem definitiven Zusammensturze bedrohte Stand der Dinge ruht." Sodann enthält die .Politische Correspondenz- eine ossiciöse Berliner Zuschrift, dahin lautend, daß bisher Mittel, wodurch die bulgarische Frage wieder aus einen gesetzmäßigen Boden gestellt werden könnte, nicht einmal noch angedeutet worden seien. Der Wortlaut der Auslastung ist folgender: „Die vor einigen Tagen an dieser Stelle gemachte Bemerkung, daß da- Loraeheu de- Prinzen Ferdinand von Koburg von alle» Mächten iu seltener und vollständiger Uebereinstimmiing al- ein ungesetzliche- verurtheilt werde, ist noch heute vollkommen richtig: auch bars noch immer zuversichtlich gehofft werde», daß daS Koburg'sche Abenteuer den europäischen Frieden in keiner We se störe» werde; andererseits ist jedoch nicht zu verkennen, daß die Wendung, welche dir Dinge i» Bulgarien genommen haben, langwierige und unlieb same Folgen haben dürfte, da mit der einstimmigen Verurtbekiung, welche die Handlung de- Koburg'schra Prinzen findet, uoch keine Mittel gegeben oder auch nur augedeuirt sind, aus welche Weise die bulgarische Frage wieder aus den gesetzmäßigen Boden» der durch den Berliner Longreß geschaffen worden ist, gestellt werden könnte. Die türkische sowohl wie die russische Circularnote enthalten iu dieser Beziehung kine praktischen Bor- syläge, und die anderen Mächte werden sicherlich keine Initiative iu einer Frage ergreifen, welche in erster Linie die Interessen- Sphären Rußland- und der Türkei berührt. Eine Thatsache uud sicherlich erjreulicher Natur tritt schon heute zu Tage, nämlich, daß die guten politischen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland, trotz aller Verhetzungen der pansiawistilchen und der französisch- chauvinistischen Presse, unverändert sortbestehen und daß die russischen Vorschläge, insofern dieselben nicht östcrreichiich-ungariiche Jniercsten verletzen sollten, wa- nicht zu befürchte» ist, sicherlich die Unter stützung der deutschen Politik finde» werden. Bei dieser Gelegenheit möge daraus hinqewicsen werden, daß eiu bemerkenswerther Theil der österreichischen Presse gewisse Seiten der deutschen Beziehungen zu Rußland richtiger beurtheilt bat, al- dieS hier, im Allgemeinen wenigsten-, der Full gewesen ist. Während nämlich hiesige Blätter ia den guten politischen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland eine Garantie dafür erblicken wollen, daß der aus wirihschastlichem Gebiet« gestörte Friede zwischen beiden Ländern bald uud vollständig wieder hergestelli sein und daß mau somit auch davon Abstand nehmen werde, die Fragwürdigkeit de- russischen Credit- ia einer Weise zu beleuchte», wie die- während der letzten Wochen der Fall gewesen ist, Hot mau iu der österreichische» Presse seit geraumer Zeit bereit- richtig erkanat, daß die politische und volk-wirthschaslliche Frage hier vollständig von einander getrennt werden und daß man um so weuiqer gesonnen sein kann, aus letzterem Gebiete Zugeständnisse zu machen, al« seilen- Ruß land» in dieser Beziehung bi»ber nicht da» geringste Entgegen- kommen gezeigt worden ist. S- ist gewiß, daß gemeinsame wirlkschaftliche Interessen erheblich dazu beitrage», die Beziehungen »wischen den Bollern zu besestigen uud di« Aufrechterhattung d«e Frieden» zwischen ihnen zu sicher»; aus der anderen Seile find zedoch »konomisch« und finanzielle Fragen, ia Europa wenigsten», nicht mehr im Stande, die Geiahr eine- Kriege» näher zu rücken. Die dentschen Inhaber russischer Werihe, sei e« mobiler, sei er immobiler Natur, sind durch gewisse Vorgänge in Rußland daraus hingewiesen warben, die Sicherheit ihre« Besitzes zu prüfe». Eine jede Negierung, »eich« derartigen Untersuchungen Hindernisse in de» Weg legen wollte, würde damit den Gläubigern Rußland« gegenüber ein» Verantwortlichkeit übernehmen, weiche die deutsche Negierung sicherlich »icht zu tragen geneigt ist. Die Beendigung des sogenannten Feldzuges gegen dir russischen Werthe bängt de«, halb nicht von der deutschen Negierung ab, sondern einzig »nd allein von ruisiiche» Maßnahmen, durch welche die deuiscdersetts erhobenen Bedenken gegen die Sicherhmt russischer Werth« beseitigt würden." Au» Wien. 2V. August, wird död „National-Zeitung" geschrieben: „venu uoch irgend eia Mißtrauen in Petersburg bezüglich taue» >n »er neue Mr«, ien er ven „g ehemaligen Schulmeister", zum Oberste« großen Verehrung, die das sronzssische zeigt, sollte es doch etwa« vorsichtiger s Oesterreichs ia der bulgarischen Frag« herrschte, so muß dasselbe durch di« vollkommene Gleichgiltigkeit beseitigt werde», die unsere Regierung gegenüber dem Loose des Prinzen Ferdinand vv» Koburg zur Schau trägt. Man wäre zwar um einer russischen Intervention in Bulgarien, von der übrigen» der Zar selber Nicht wissen will, nicht einverstanden. Im Uebrigen aber wird sich Oesterreich allen Schritten der anderen Mächte anschkießcn, die den Zweck einer Sühne für die begangene Bertragkvrrletziiiig KStien. Da »nn aber an die Möglichkeit nicht zu denken ist, daß irgend eine Macht ein von de« Vertrag-Mächten übertragene» Mandat über- nehme, so glaudt man, ber äußerste Schritt würde etwa die Ab- berusung der Vertreter au- Sofia sein, und man meint, mit solcher Isolirung werde eS den Bulgaren, die ks mit ihrer Fürstenwahl denn doch etwa- zu leicht genommen, dem ehrgeizigen Koburger Prinzen doch etwa- bange werden. Auch erwartet man eine heilsame Ernüchterung von der Thaisache, daß sowohl die Batienberaische al- die russische Partei in Bulgarien schon miedet Lebenszeichen geben. In den diplomatischen Kreisen hält man es übrigens für einen nur durch den unberechenbaren Starrsinn des Zaren erklärliche» Rechnung-fehler, daß man die Anerbietungen de» Prinzeu Ferdinand derart Iirori wann zurückgewiesen hat. Um sich mit dem Fürfientttel schmücken zu können, hätte der Prinz, in dessen Adern ja da- Blut der Orleans fließt, sich ohne Zwcisel jedem Wink aus Petersburg gefügt und sich im Handumdrehen a»S einem Oesterreich» in eiuen guten Russen verwandelt. Da übrigens nun- mehr dnrch die bevorstehende Abreise de« Zaren noch Kopenhagen die gautze russisch« Staat-maschine wieder auf einige Zeit in Still stand gerathr» wird, so sind vielleicht dem Prinzen Ferdinand uoch etliche Flitterwochen beschieden." Uever die Lage in Sofia wird der „kölnischen Zeitung" gemeldet: „Nach den Berichten, mit denen Herr Hitrowo die „RLpublique Frangaise" versieht, muß es in Bnlgarie n ganz entsetzlich auslehen, denn überall, wo Fürst Ferdinand sich sehen läßt, werden idm mit Tausenden von Unterschriften bedeckte Adressen überreicht, iu deoe« seine sofortige Abreise gefordert wird. Auch Drohbriefe sollen in großer Zahl bei ihm einlauseu, und das hat tu der That große Wahrscheinlichkeit für sich, da der Beneralstab Hitrowo'-, die Ben- drrew und Genossen, in der Abfassung solcher Briefe große Ge- «aubiheit habe». Die Armee soll »m Begriff stehen, sich offen zu empören, so daß brr neue Fürst sich beeilt, uvier dir Offieiere reiche Aeldgabeu zu verlheilen, um sie an seine Person oder richtiger' an seinen Geldbeutel zu kesseln. Nicht weniger als 4M,000 Franke» hat er an de» Minister Natschewitsch ou-gezabli, die dieser nnkr dir Presse verlheilen solle. Auf Grund dieser Angaben zweifelt „Joseph katkow" nicht, daß es höchst überflüssig sei, Schritte zur Bertreibung de- koburger- zu thun, da die Bulgaren da- schon selbst iu avrrnächsler Zeit besorgen würden. Ganz i» Ungnade ge falle» ist der neue Fürst, seit er den „grotesken Moikurow. eiuen Obersten befördert Hot. Bei der Blatt für olles Russische sein und nicht lincn Mann „grotesk" nenuru, der uicht nur »icht früher Schulmeister, sonder» früher russischer Osfieier gewesen ist, also immerhin trotz seiner neuesten Verirrungen auf einen gewissen Grad von Verehrung An- sprach hat. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Bukarester Depeschen der „RLvublique Frangaisr" nicht ernst zu nehmen sind, sondern nur di« Wünsche der dortigen russischen Agentur auSdrückeu. Immerhin sieht nicht Alle-in Bulgarien ganz rosig an- und Privat- belesen entnehme ich, daß die so urinöihigr und ungeschickte Spaltung der nationalen Partei, die bei der Fürstenwahl in Tirnowa stalt- sand, bereits ihre Früchte za trage» beginnt. Wie e« scheint, haben e« die Regenten »icht über sich gewinnen können, nach Ankunft de- Fürsten die alte Streitaxt zu begrabe». Sie haben dadurch ver schuldet, daß viel« Mäuner, die während de« letzten Jahres mit an der Spitze der Bewegung standen, heate theilnahms- Io- beiseite stehen, in, bereits sehr ernstlich daran denken, nicht wie sie den Fürsten, wohl aber wie sie da« bevorstehende Ministerium Stambulow beseitigen können. Der Kamps wird bei den Wahlen »ur kleinen Sobranje geführt werden, und selbst wenn der wahr scheinlichere Fall eiutritt, daß Stambulow eine beträchtliche Mehr heit behält, so wird da- doch zu Aufregungeu Anlaß geben, die bei einiger Klugheit und Selbstüberwindung zu vermeiden gewesen wären. Wa« die Armee anlangt, so wird versichert, daß sie sich zwar nicht gerade im Zustande ausschwessender Begeisterung befinde, daß aber olle maßgebenden Offieiere fest entschlossen seien, treu zum Fürsten zu stehen, so daß von dieser Seite keine Gefahr zu btftlrchien ist. Sehr viele Osstciere wünschen überhaupt, daß die Armee sich ganz und gor von der Politik zurückziehen und sich lediglich aus ihre mitttairischea Obliegenheiten beschränken solle, wa- allerdings wohl nur durchführbar sein wird, wenn die nächste Zeit keine poli- liichen Erschütterungen bringt. Einstweilen kümmert man sich noch sehr wenig um Da«, wa- Europa thut, aber es scheint, daß die ausbleibende Bestätigung deS Fürsten und die unfreundliche Haltung der meisten Mächte bei den Wahlen der kleine» Sobranje gegen Stambulow au-gebeutet werde» wird, der sich mit der Erklärung, daß di« Türkei und mindesten« einige Mächte den neuen Fürsten sogleich bestätigen würden, sehr weit vorgewagi hat. Ich glaube, daß Stambulow »ud seine nähern Anhänger noch beute, wenn sie wollte», die Einigkeit der ganzen nationalen Partei Herstellen könnten, da Rado-lawow seine AchilleSrolle aller Wahrscheinlichkeit sehr gern ausgebea würde." Zur Ankunft de» Fürsten in Sofia wird gemeldet: * Sosia, 21. August. (K. Zig) Der heutige Jahrestag der Vertreibung de« Fürste» Alexander verlies in vollständiger Ruhe und ohne jede Kundgebung. Der Bürgermeister ließ das Programm für den Empiang des Fürsten Ferdinand oaschlagen, welches keine bemerken-werthen Züge ausweift und sich in dem üblichen Rahmen bewegt. Der Fürst wird von den Behörden, von Abordnungen lowie von der christlichen, mohomedanischen und jüdischen Geistlich- keit empfangen uud geht zunächst in die Kirche; dann wird er die Besatzung Vorbeimarsch««» lassen uud sich endlich in den Konak de- geben, vor welchem er gegen 10 Uhr Abend- die Huldigungen der Bevölkerung entgegenninnnt. Die Stadt vrangt bereit- in den bulgarischen Farben, die Straße, «us welcher der Fürst einzieht, ist Mit Obelisken, Lr umpdpforten und Laubqewinden reich geschmückt. — Die Sendung Art»» Dadian Essend»'« gilt für vertagt. * Sofia. 23. August. (F. Z.) Der Fürst kämmt hier heule um 6 Uhr Abends an und wird von den Behörden und der Geist lichkeit am Eingänge der Zorigroder Straße empsangra. Di« Truppen bilden Spalier. An den Eingängen der Straßen, welche der Fürst passirt, sind Triumpd-Piorten «rrichiet mit der Aufschrift: „Freiheit und Unabhängigkeit Bulgariens". Rach Ankunft des Fürsten findet in der kaihedral« ein Tedeum statt, welchem der Fürst uud da« ganze Gefolge beiwohnen. Darauf erfolg« eftre Besichtigung der Truppen. Die Bevölkerung beabsichtig«, vor dem Palais einen Fackelzuq zu »«ranstalle,. Sämuitliche Miuister und Staat-würden- Iräger sind i» das Palais geladen. Leipzig, 24. August 1887. * Wie die .Nationalzeitung- meldet, gilt in Hoskreisen da» letzte Unwohlsein de» Kaiser» kür überwunden. E» sollte womöglich schon morgen die Ueversiedelung nach Berlin erfolgen. — Gegenüber gewissen Nachrichten, welche in den letzten Tagen au» London in einigen Zeitungen col- portirt wurden, verdienen die Aeußerungen de- specialistischen Mitarbeiter» der angesebenen Fachschrift: ^.sslio meälcal Kev»" über die Prognose der Krankheit de» Kronprinzen all gemeine Beachtung Derselbe spricht sich folgendermaßen ou»: „Wie wir letzten» constalkten, geben die letzten osficielleu Berichte
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