Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-26
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. ttrdaction und Lrpr-itirn Jvhannesgasse 8. Sprrchkundrn der Urdartiou: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags k—8 Uhr. gür d «-nuicrtnt« «ach» sich d>» Stttaclion mcht »rrdlndlxd. Annahme »er für dt« »ichftf«Igevd« Nummer hefttmmte» Iaserate «m Wochentagen dt» S Uhr Nachmittags» anLonn- und Festtage« früh bt»'/,NUbr. 3n den Filialen für Zns.-Ännahmr: Otto Klemm. UniversitätSstraße 1. Louis Lösche, katharinenstr. 23 pan. u. König-platz 7, »nr dt»'/.« Uhr. riMMr TliSMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage L»,7S». ^bonnementspreis viertelj. 4V, Klk mcl. Bnngerloha 5 Mk., durch die Post bezogen ü Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Poftbej«rdeti»ng 60 Mk. mit Postdesörderuug 70 Mk. Inleratr 6gespaUene Petitzeile 80 Pf. Gröbere Schristea laut »ns. PreiSverzeichmß. Tabellanscher n. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Leclamen unter dem NedaetioaSstrich die «gespült. Zeile 50 Ps., vor denFa mitten nach richten die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind siel» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumorantio oder durch Post nachnahme. ^ 238. Freitag dm 26. August 1887. 81. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vrrmiethung in der NeiWalle am Äohannisplatz. In obiger Fleisckhalle ist die Abtdeilung Nr. 21 von jetzt oder aus Wunsch von einem späteren Zeitpunkte an anderweit gegen etnmonatltebe Kündigung zn ver- iniethe» und werden Mieldgesuche aus dem Ralhkause, l. Etage, Zimmer Nr. 17, entqegengenommen, auch können cbendaselbst die BermielhunqSbevingungen eingefehen werden. Leipzig, den 20. August 1887. tu 4727. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Krumbiegci. In Gemäßheit de» tz. 1 der Iuslruclion für dir Ausführung von Wasserrohrleilungen und Wasseranlagen in Pnvatgrune- stücken vom 1. Juli 1880 und der tztz. 2 und 7 de» Regu lativ- für Gasrohrleilungen und Gasbeleuchtungsanlagen in Privatgrundttücken vom 2. März 1883 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Earl Northorn, Ham- straße Nr. 21. zur Uedernahme solcher Arbeite» bei uns sich angcmelrel und den Besitz der hierzu erforderlichen Borrich tungen nachgewicsen hat. Leipzig, den 23. August 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 4036. 1)r. Georgi. Wolfram. Vrkamlimachnng. Bon dem Unterzeichneten Armenamle sollen im Stadt Hause allhier DienStag, den SV. August ». e. Vormittags von tt Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel, Haus» und Kuchengerälhe, Betten und vgl. mehr meistbietend versteigert werben. Leipzig, den 24. August 1887. DaS Armenamt. vr. Fischer. Junghähnel. Sie Vörse zn Leipzig bleibt a« I. September, de» Sedanfeste- wegen, geschlossen. Leipzig, den 25. Augnst 1887. Der Vörsenvorstond. r den Borsitzeadeu: I. F. Dürbig. Bleyl, Börsensecr Sonnabend, den 27. ds». Mt-.. Nachm. 3 Uhr, solle» in der Restauration zum Rathskeller zu Reudnitz 1 Halblowrhwageu, t Ambnlauce, 1 Handwagen, 1 rollst. Gemäße, Körbe, Kohlenjäcke, Sägen, Siebe, Aexte, Laternen, Kohlenschauselo, 1 Briguetterutiche, 1 Holzschuppen, 1 Futterkasten, sowie 1 Pferd mi> Geschirr meistbietend gegen sofortige Baarzahlunz öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 25 August l887. Ter (tzerichtsvollzieher beim Sgl. Amtsgericht das. wird der 13jährige Schulknabc Gustav Fritz Schröter» welcher seit 23. dl». Mt». Nachmittag- nicht wieder zu seinen Eltern nach hier znrüikgekehrt und trotz aller Nachforschungen nicht zu er- mittel» gewesen ist. Jeder, welcher Auskunft über den Verbleib deS Knaben zu geben vermag, wird gebeten, sofort Nachricht onher zu geben. Gekleidet war er mit brauner Mütze, Jaquet und Hose, blauer Weste, leinenem Hemd, Borbemdchen und ein paar Stiesel; trägt seiner kurz geschnittene- blondes Haar, ist kräftig gebaut und dem Alter angemessen großer Statur. Eutritzsch, am 25. August 1887. Der «emeindevorstaud. LhomaS. Mm. Nichtamtlicher Theil. Die Haltung der Türkei. Trotz der äußerlich guten Beziehungen zwischen der Türkei und Rußland befleißigt sich die Türkei in der bulgarischen Angelegenheit einer völlig neutralen Haltung, welche gleich bedeutend ist mit der eine- offenen Gegner» Rußlands. DaS ist für Rußland um so unbequemer, als eS sich seit der Wahl deS Prinzen Ferdinand zum Fürste» von Bulgarien so geberdet hat, al» ob die Türkei gar nicht vorhanden wäre und al» ob eS nur eine» Machtwortes der Unterzeichner des Berliner Vertrage» bedürfe, um den nunmehrigen Fürsten von Bulgarien zur Abdankung zu zwingen. Der Sultan bat daS Verlangen Rußland- nach einer russisch-türkischen Besetzung Bulgarien« unbedingt zurückzewiescn und auch die sofortige Absendung eine» CommissarS zur Wiederher stellung deS früheren Zustande» in Bulgarien verweigert unter Hinweis aus die bedenklichen Folgen. Da» ist für Ruß land gleichbedeutend mit einer schweren diplomatischen Niederlage, denn nach dieser Weigerung ist die Note vom 10. August an die Großmächte, in welcher die Erwartung au»> gesprochen wird, daß diese die geschehene Verletzung de» Ber liuer Vertrage» nicht dulden werden, gegenstandslos geworden. Nach einer Meldung der .Agence HavaS" hat die türkische Regierung dem Prinzen von Koburg auf eine Depesche er widert, baß sie die Besitzergreifung de» bulgarischen Throne» für ungesetzlich erachte. Tie Bestätigung der Nachricht vorausgesetzt würde dadurch die bulgarische Frage in ein neue» Entwickelung-stadium treten und eS wäre möglich, daß Prinz Ferdinand dadurch zum Rücktritt genvthigt würde Wenn die Türkei nicht» gegen den Fürsten Ferdinand unter nimmt, sind die Vertrag-mächte nicht in der Lage, selbstständig gegen ihn vorzuaehen; die Türkei ist für Da», wa» ihr bulga rischer Vasall thut, verantwortlich. Rußland bat nicht er abgewartet, wa» die übrigen vertrag-mächte in der bulga rischen Sache beschließen würden, sondern die Türkei zu energischen Maßregeln gegen den Fürsten ausaesordert. Durch die Ablehnung dieser Aufforderung ist eine diplomatische Aktion der Mächte zur Unterstützung de» russischen Verlangen» un möglich geworden, e» muß vielmehr erst eine neue Grundlage für da« gemeinsame Vorgehen aller vertrag-mächte vereinbart werden. Lu« dieser Sachlage ergiebt sich di« UndurchfShr» barkeit de» Dopprlverhältniffe» der türkischen Suzeräuetät über Bulgarien und der europäische» Bürgschaft dieser Euzeränctät, welche tu dem Rechte der Bestätigung de» vom bulgarischen Volke oewäblten Fürsten ihreu Au-druck findet, l )a» Bestätigung-recht steht und fällt mit der Haltung, welche die Türkei dem gewählten Fürsten gegenüber einnimmt. Duldet die Türkei den Fürsten, bann haben auch die Ber- tragSinächte kein gesetzliche» Mittel >n Händen, um seine Ab- etzung au»,»sprechen; bestätigt ihn die Türkei, dann ist die ffchlbesiätigung durch die Vertrag-mächte eine wesenlose kundgebung, die erst durch einen Gewallact Inhalt de- ommen kann. Friedensverträge sind immer nur der versuch, ein fried liche» Verhältniß an die Stelle der Feindseligkeiten zu setzen ; ob sich dieser Versuch al» praktisch bewahrt, dieibl ber Zuknusl Vorbehalten, da» praktische Bevürfniß giebl den AuSschiag. In den neun Jabren de» Bestehen» de« Berliner Vertrages Hai ich seine Undurchsllhrbarkeit nach verschiedenen Richtungen bin erwiesen, aber oi» Ganze» bildet er noch heute die Grundlage für da» Verhältniß der europäischen Grogmächie ur Türkei. Der teilende Gedanke de- Vertrage» »st. die Zereioigung der europäischen Türkei mit dem russischen Reiche zu Verbindern und deshalb jene unter den Schutz der Mächte u stellen. Um diesem Gedanken die Ausführung zu sichern, mußte Rußland mit denselben Rechten au-gestallet werden wre die übrigen LertragSniächte, aber gerade diese Gleichstellung ist e», welche Rußland von Jahr zu Jahr unerlriigticher wird. Rußland betrachtet die europäische Türkei al» die ihm durch die Wucht der Thaisuchen und seine seit Jahrhunderten grüble Politik rechtmäßig zustehcnbe Beute; edrr versuch, fie ihm vorzuenlhailen. ober gar für die Zukunft streitig zu machen, gilt ihm al» unbefugte mmischung in seine inneren Angelegenheiten, und daher die Wulh der Panslawisten gegen den vermeintlichen Ur beber de» Berliner vertrage»: Deutschland. Dieser Vertrag ist da» Ergebniß de» Widerstande» aller europäischen Groß mächte gegen die beabsichtigte Vereinigung der europäischen Türkei mit Rußland; unter diesem Gesicht-puncte hat der Zusammentritt der europäischen Conserenz zur Regelung de» Zerhältnisse- Rußland» zur Türkei stattgesunven und in diesem Sinn« ist der Fricden-schluß erfolgt. Diesen wahren Sachverhalt ist Rußland zu verdunkeln bemüht; sein unablässige» Streben ist daraus gerichtet, au dem Berliner Vertrage zu rütteln, ihn Stück für Stück ab- zubrvckeln, damit e» m die Lage kommt, zu erklären: Seht, der Vertrag, welchen wir am IS. Juli 1878 unterzeichnel haben, ist em werthlose» Stück Papier, da» heute ohne Inhalt ist, und deshalb ist Rußland auch nicht mehr an diesen Der trag gebunden. Niemals aber ist diese» Streben deutlicher zu Tage getreten al» in dem Schlußsatz der russischen Note vom 10. August: »Rußland kann sich nicht zum alleiniger» Beschützer dieser Stipulationen machen, auf welchen der von einem endgiltigen Zusammensturz bedrohte Stand der Dinge ruht." Nickt» liegt Rußland mehr am Herzen al» der that- ächliche Zusammensturz diese» Zustande- der Dinge, aber großen Mißbehagen Rußland» will dieser Zusammensturz mmer »och nicht eintretco; bi» auf die kleinen Unregelmäßig, keilen in Bulgarien bewahrt der seit 1878 aus der Balkanhalb insel bestehende Zustand «ine ganz unerwartete Festigkeit und Zähigkeit. Die türkische Politik ist daraus gerichtet, den durch den Berliner Frieden hergestellten Zustand aufrecht zu erhalten; die Türkei bat sich in die ihr von den Vertrag-Mächten zu- aewiesenen Rolle al» unthätiger Mittler zwischen Rußland- Herrschgelüsten und dem übrigen Europa hineingefunden und führt dieselbe mit einer Beharrlichkeit durch, die iyr hin und wieder zum Schaden gereicht, wie bei dev im Seplember 1835 ersolgteu LoSreißung OffrumelienS von dem Gebiete der Türkei, aber in der Hauptsache dem Grundgedanken des Berliner Frieden- entspricht, welcher das Fortbestehen der europäischen Türkei in ihrer jetzigen Gestalt zum Zweck hat. Die Türkei ist kein entwickeluugSsähigeS StaalSwesen, alles waö ihre Regierung erreichen kann, ist, den AuslösungSproceß. in welchem die Türkei seit langer Zeit begriffen ist. aofzu- halten. Ob die Türkei die deutsche Armeeorganisation em- sührt oder den Verkehr durch den Bau der nölbigsten Eisen bahnen hebt, ob sie endlich ihre Finanzen durch Nachahmung bewährter Einrichtungen anderer Mächte zu bessern versucht, kann an der Thatsache nicht« ändern, daß sie eine bereit- dem Ende sich nähernde EnlwickelungSstuse de» europäische» StaatSIebenS darstellt. Aber dazu können die von der Türkei eingcführten Reformen sehr wohl dienen, den Auslösung» proceß zu verzögern und den Anmaßungen Rußland» «ne uiillbcrfckreitbare Schranke zu ziehe». Ter Grundgedanke des Berliner Frieden» ist heute nicht mehr in der ursprünglichen Kraft und Klarheit erkennbar, weil die Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland ihn verdunkelt bat. Frankreich hat, wenn e» seine Vergangenheit als Vorkämpfer von Freiheit und Cultur nicht vollständig verleugnen will, noch heule da» gleiche Interesse i»»t Deutsch land und Oesterreich-Ungarn, mit England und Italien an der Zurückdrängung de- mo-kowitischen Eroberers von Kon- stantinopel als dem Hauptangelpunct deS Verkehr» zweier Welltheile, aber eine» Tage» wird c» sich zeigen, wo der Schwerpunkt der europäischen Entwickelung eigentlich liegt. Die russische Politik hat von jeher ihre Slärke darin gesucht, im Trüben zu fischen, im gegebenen Augenblick an Ort und Stelle zu fein, ui» die sich darbietendc Beute zu erschnappen. Da- ist ibm wiederholt gelungen in den Jabren 1370, 1885 und jetzt wieder bei Abschluß der afghanischen Grenzregulirung, aber die Beute der europäisch«, Türkei, auf welche e» schon so lange lauert, ist ihm bisher noch nicht zum Opfer gefallen und wird ihm Dank der Aufmerksamkeit gewisser Mächte und der Zähigkeit der Türkei auch hoffentlich so bald nicht zufallcn Frankreich liebäugelt heute mit Rußland, ohne zu bedenken, daß ein Sieg, den e» im verein mit dieser Macht «rkämpst, ihm selbst zum Verderben gereich« muß. * Leipzig, 26. Augnst 1887. * Neber Zeit und Ort der Zusammenkunft de» Grafen Kalnoky mit dem Fürsten Bismarck ist noch keine Bestimmung getroffen. Da jedoch Graf Kalnokh dm österreichischen Kaffermauvvern in Siebenbürgen beiwohnen will» welche am 11. September beginn« sollen, so will man annehmea, daß di« Zusammenkunft vorher und zwar, wenn nicht noch in Kifsiugen, so doch vielleicht an einem Ort« au der Rückreis« de« Fürst« erfolgt. * Nachdem bereit» gemeldet worb« ist, welche Lehrkräfte für den Unterricht im Arabisch«, Lhiuefischen, Perfischen und Suaheli a« Oriintalifch«» Seminar heraaßqöge» siud. verlautet nach der „vossischen Zeitung" übe, weiter« Beru- urigen jetzt da» Folgende: Der Unterricht im Japanischen Ist vr. Lange, welcher im Con- sulatsdienst sich längere Zett in Ostasieo aushielt, übertragen, wäh- renb für daS Indische der vom ordentlichen Proseffor vr. Weber empsohlene vr. Reich gewählt wurde. Für daS Türkische ist «in Lehrer bi-her nicht bestimmt, ebrnso fehlt noch ein Assistent zu den praklischen Uedungen tn dieser Svrache. Die Anstellung Beider soll erst später erfolgen: den theoretischen Unterricht im Türkischen werden vrovisorisch vr. Hartmann und Andreas neben dem Ara bischen, bezw. dem Persischen übernehmen. Beide beherrschen das Türkische vollständig und sind durch längere» «usentdalt mit der Volkssprache vertraut. Desgleichen übernimmt Andreas im Per- ischen sowohl den theoretischen, al» den praktischen Unterricht. Es wird der Wunsch gehegt, daß Lonsul Wetzstein an dem in der Be. kaunlmachung des LultuSminist, r« vom 5 August angesüdrren Unter, richl in den Realien und an den Piüsungen sich detbeiligl. Auch ind beim Seminar Feriencurse vorgeirden, welche von den Assistenlea geleitet werden sollen. Schon je», sind üb« «0 Anmeldungen um Unterricht crsolgk, darunter besonder» viele für da» Chinesische, a nach der aniilichen Bekanntmachung immer 12 Schüler einen Curlus bilden sollen, so müßten sich die Anmeldungen mehr al- ver- dovpeln, ehe die Einrichtung mehrerer Eurse für dieselbe Sprache noidwendig wird. In de», Geietze über Errichtung eine« orientalilchen Seminar« ist die Zulassung von Dolmeiicher-Eleven und Privatleuten lKaufleutea u. s. s) ausgesprochen. Wenn daher in den Zeitungen die Erweiterung de- Seminars wegen Anmeldung von GesLäsis- teutea in Aussicht gestellt wird, so »ft eine solche nach dieser Rich tung nicht noihwendig Die Anberaumung der Unterrichtsstunden ist aus die Ze» biS U> Uhr Morgen« und nach 6 Uhr Abend« mit Rücksicht aus dir rheilnehineuden GeschüsiSleuie ersolgl Der ami- »cheu Bekanntmachung dürften ergänzende Bestimmnngen solgev, da in der erster«» einzelne Forderungen »och nicht bestimmt sormulirt worden sind. So heiß» e« ,. B., daß auch Angehörige anderer Be- russstände (außer den Dolmetscher. Aspiranten) zugelassen werden sollen, sofern sie den erforderlichen Grad geistiger und sittlicher Reise besitzen. Welcher Grad geistiger Reise aber hiersür verlangt wird, darüber liegt noch keine Erklärung vor. * Da» Gesetz für Elsaß-Lothringe» über Ernen nung von BerusS-Bürgermeistern ist bereit- seit mehreren Wochen veröffentlicht; e» ist ausgefallen, daß sich dir Anwendung desselben bi» jetzt verzögert hat. Wie un» mitgetheilt wird, hängt die» damit zusammen, daß die Vor- berälhungen de» Statthalter» mit den Bezirkspräsidenten durch Vir Reise de» erster«! einen Aufschub erfahren haben. Diese Besprechungen sind jetzt wieder ausgenommen worden und dem Vernehmen nach dem Abschluß nabe. E» heißt Übrigen», die Anwendung de» gedachten Gesetze- werde '»digtich nach dem vorhanden«, Bedürsniß erfolgen, so daß e« leicht geschehen kann, daß Ernennungen für kleine Städte erfolgen, während sie für größere unterlassen werden. . ' . * In den bctheiligten österreichisch-ungarischen Ministerien ist in letzter Zeit die Frage erörtert, ob dem andetSsache angehörende junge Leute al- Eleven den onsutarämlern atlachirt werden sollen, nach längeren Verhandlungen jedoch in verneinendem Sinne entschieden worden. Maßgebend sür diese Entscheidung sind einerseits ber Kostenpuncl gewesen und andererseits die wenig be friedigenden Erfahrungen, welche andere Staate», namentlich Deutschland, mit einer solchen Institution gemacht haben. * B« Komarow, dem Herausgeber de- „Swjet", fand am 22. d. M. in Petersburg ein Festmahl zu Ehren Deroulede'- statt, bei welchem die französisch-russische Waffenbrüderschaft gegen Deutschland in begeisterten Trinksprüchen gefeiert wurde. Im Saale erblickte man ein von Lorbeerkränzen umrahmte» Bild Deroulede'«. über dem selben «neu Schild mit dem Wappen und dem Wahlspruch der Patriotenliga. Alle Theitnehmer trugen in den Knopflöchern Bänder in den russischen und sranzösiichcn Farben, welche sich um den Buchstaben v schlangen. Alle Häupter der pan tawistischen Partei waren anwesend, unter ihnen auch Tschernaiew, jedoch keine act'.ven Osficicre; ein Kammer- Herr de» Kaiser», SlutschewSki, verlas ein Gedickt auf die russisch-französische Waffenbrüderschaft unter brausendem Beifall. Trotz, ja wegen der entgegenkommenden Haltung Deutschland- und Oesterreich» in der bulgarischen Frage ist man in Petersburg mißtrauischer den» je. * Da» eidgenössische Finanzdcpartement entwickelt einen regen Eifer zur raschen Verwirklichung de» neuen System» de» Atkoholmonopol». Die Monopolverwaltung sucht dabei die früher bestandenen Recht« möglichst zu schonen, um ru keinen bedeutenden Reclainalionen Anlaß zu geben, wenigsten» suchr fie jeglichem Versuch entgegenzutreten, der daraus ge richtet ist, dem Bunde irgend welche später lästig werdende Verpflichtung auszubürden. Bis zum 1. September dürste die Organisation so ziemlich abgeschlossen sein. * Dieser Tage ist in Rom der bevollmächtigte Minister Columbias. Francisco De Paula Maleu», begleitet von seinem Secretair Ramon Ulloa, angekommen, um die noch immer schwebende Streilfra-ze wegen Entschädigungen und Genugthuungen für den Italiener Ccrrutti, dessen Besitzungen in Columbia unter politischen Vorwänden confiScirt worden waren, beizuleyen. Dem zu Pari» Unterzeichneten Protokoll gemäß hatte dre italienische Negierung bereit» im Mai 1886 zu gleichem Zwecke den Grasen Gloria nach Bogoiä zesandl. Die dortige Regierung hat den Abschluß der Unterhandlungen immer hmauSzuschieden gewußt und erst jetzt aus da» encr- grsche Verlangen de» Ministerpräsidenten CriSpi ihrem Ber lreter in Pari» den Auftrag erthrilt. nach Rom zu gehen Auch der frühere italienische Gesandte in Bogota, Ritter Segre, ist, der Münchener .Allgemeinen Zeitung" zufolge, in Rom ei,getroffen. * Nach einer römischen Meldung der .Frankfurter Zeitung verlangt derNeguSvonAbessynien für den freigelassencn und in Maffauah bcrcil» angekommrneu Grafen Savoi- roux die Freilasiung de» im italienischen Lager gefangenen abessynischen Bischof». * Der französische Bautenmknister de Heredia wohnte kürzlich der Eröffnung der Eisenbahn von Drcux nach Maiatenon bei. In Drenx ereignete sich hierbei ein peinliche, Zwischenfall über welchen der „TempS" berichtet: Auf dem Perron de« Bahnhofe» waren mit den Beamten der Stadt nnd de» Arrondissement» auch die Osficier« der Garnison mit dem Oberftlientenant an der Spitze versammelt, um den Minister za nnvsongeu. Als au« der General Allaa, Lommaudaut der Snbdivision von Ehmtre«, welcher dea Minister begleitete, den eia- laufenden Zng verlasse, und die Osstciere erblickt hatte, ging er soiort auf den Oberstlieutenant ,» «ad fragte ihn. weshalb da» Ofstrterenrp« fich «ns dem Bahnhofe bestnd«. Ans di« Antwort de» Oberftlientenant». daß die Osstciere durch den Prtsectra b«»fea worden wären, äußerte der General Allaa sehr energisch sein Miß- allen, hiervon atcht zuvor in Kenntniß gesetzt worden zu seia. Inzwischen wurde der Minister, welcher im Innern de» BahnhoseS die Bronnen empfing, von den» Borsall benachrichtigt. Er ließ dcu General Allan, der aus dem Perron geblieben war. zu sich in den EinpsangSlalon bitten und nun entspann sich vor dem Minister zwischen dem Präsecteu und dem General eine äußerst lebhafte und gereizte Scene. Der Präsect wars dem General vor, verhindern zu wollen, daß da» Oificirrcorp« den Minister begrüße, und der General beklagte sich sehr scharf darüber, daß »er Prise« gewagt habe, ohne eia Wissen die Osficiere der Garnison aus den Bahnhos zu beordern. Der Minister machte schließlich dem Streit rin Ende, indem er den Wunsch aussprach, daS OificiercorpS zu empfangen, woraus der Grneral Allan dasselbe losort vor den Minister führte. Daun bestieg man wieder drn Zug, der uach Nogeui-le-Roi wruerdampste. Hier fand aus dem Bahadoie da- übliche Festessen statt. Auch Minister de Heredia redete. Während der Festlichkeit wurden wieder holt einige Ruse: „Es lebe Boulangerl" laut. * Ta» Liebäugeln zwischen Panslawisten und Chauvinisten ist durch den Tod Katkow'S nicht einen Moment unterbrochen worden. Es ist bekannt, zu welchen leudenziösen Kundgebungen die Anwesenheit de» samosen Potriotenhäuptlmg- DOrout öde in Moskau geführt hat. Wenn auch ber Herausgeber ber „MoskowSkija Wcbvmostl" von hinnen gegangen ist, so exislirl doch noch sein geistige» Erbe, und zwar wird es. wenn man nach dem jüngsten Ge- bahren de- genannten Moskauer BlalkeS urtheilen darf, nicht lange mehr im Stande de» Provisorium» verharren, sondern neue Eigenthümer erhallen, die dann auch mit frischen Kräften bas Geschäft der Befehdung des DeulschlhumS und des Aus tausche» verständnißinniger Händedrücke mit den DOroulOde, Boulanaer und Genossen aufnehmen werden. Die .Mos kauer Zeitung" hat gut reden von den deutschen Sym pathien ihre» verstorbenen Chesredacteur». Dergleichen platonische Sympathien wiegen federleicht gegenüber den tbalsächlicken schweren Schädigungen, welche Katkow'» publi« cistischeS Wirken dem früheren freundnachbarlichen Ver hältnisse der beiden Reiche und Völker zngesügt hat. Noch mißlicher aber gestaltet sich die Sache, wenn wir in demselben Artikel der .Moskauer Zeitung", der den „Jrrthum" zurück- weisen will, al» ob Katkow Deutschland sanatisch gehaßt, Zrankreich dagegen geliebt habe, dem Ausdruck der Bereit willigkeit seiten- de» genannten Blatte» begegnen, jede starke und energische französische Negierung, gleichviel welcher Her kunft sie sein möge, willkommen zu heißen. Denn die Unge duld, womit Katkow'S Epigonen einer solchen Regierung Frank reich» entgegenschmachten, kann nach den vorausgegangenen Erfahrungen sür un» Deutsche doch unmöglich etwa» Be ruhigende» haben. Wozu fonst könnte den Feinden de« Deutschthum» in Rußland mit einem starken und energischen Frankreich gedient sein, al» um e» zu einer permanenten Drohung, wenn nicht zu etwa» Schlimmerem, dem deulschen Reiche gegenüber ru verwerthenl Wenn ihnen da» bi» jetzt nicht gelungen ist und, wie wir wünschen, auch fernerhin nicht gelingen soll, so ist da« doch wahrhaftig nicht ihre, noch die Schuld ihrer chauvinistischen Helfershelfer in Pari». Aber sür die Zukunft kann Niemand die Garantie übernehmen, und die aufrichtigsten Bemühungen Deutschtanb» sammt seinen Verbündeten um den Frieden werden aus die Dauer nicht» auSrichten, wenn im Osten und Westen Pan slawisten und Chauvinisten sortsahren, ihre Macht über die Gemüther in der bisherigen frivolen Weise zu mißbrauchen. ES stellt sich immer mehr herau», wie sehr diejenigen deutschen Preßorqane im Recht waren, welche davor warnten, an Katkow'S Tod Hoffnungen auf einen alsbaldigen Umschlag der von Katkow angesachlen deutschfeindlichen Gesinnungen zu setzen. Die Consequenzen aber, die wir schon seit längerer Zeit aus dem Treiben der russischen Panslawisten sür das deutsche Publicum zogen, bestehen auch heule noch in unver änderter Tragweile und Beweiskraft fort. * Aus San Sebastian wird den Pariser Blättern nachträglich über die schleunig« Abfahrt de» französischen Panzerschisse» .OcOan^ au» den dortigen Gewässern in einer Weise berichtet, welche die Dementi» der Meldung bestätigt, der Commanvant habe au- Aerger über den un freundlichen Empfang der spanischen Behörden plötzlich die Anker lichten lassen. Allerdings hätte dieser sich «neu Augen blick verletzt fühlen können, weil die Salutschüsse de» .OcOan" im Augenblicks da die Königin einzog. nicht sogleich erwidert wurden; allein die» hing, wie e» scheint, mit dem Umstande zusammen, daß die Munitionen nicht zur Hand waren (!): man wußte sie erst zusammensuchen, und dann erfolgten die Gegenscbüsse von der Citadelle. An jenem Abend brannte ber .OcOan" ein Feuerwerk ab und illuminirte mit elektrischem Licht. Bei der großen Entfernung wurde man die» in der Stabt kaum gewahr und die Behörden enthielten sich den nächsten Tag um so eher, dem fremden Kriegsschiff einen Dankbcsuch abzustatten, als da» Meer sehr hock ging und die vorhandenen Kähne geringe Sicherheit boten. Der französische Consul freilich fuhr in einem Augenblick der Ruhe hinaus und etwa 20 Spanier, siimmtlich Badegäste, thaten dasselbe. Während sic aber an Bord waren, entfesselte sich der Sturm aus» Neue und der .Oeüan" mußte, wenn er nicht ernste Gefahr laufen wollte, die Anker lichten und seine imprvvisirtc» Passagiere mitnehmen. Diese waren übrigen» sehr belustigt von dem Abenteuer und telegraphiren au» Cherbourg, die Fahrt sei glücklich und zu ihrem großen Ergötzen abgciauscn. * In der Bewegung, welche durch die Proklamation gegen die irische Nationalliga nicht nur in Irland, sonder» auch in Großbritannien hervorgcrufen ist, scheinen die besonnenen Elemente die Oberhand zu behalten. Zum min desten ist dir» bei der ersten großen Kundgebung der Fall gewesen', über welche ein Privaltelegramm vom Mittwoch au» London der „Vossischen Zeitung" berichtet: Die Protestkundgebung gegen die Proelamirung der National liga fand gestern Abend in der Rotunde zu Dublin unter überau- zahlreicher Betheiligung der Bürgerschaft Dublin- statt. Alle Llassen waren vertreten. Lordmayor Sallivau führte den Borsitz. Die irisch« Parkt im Unterhaus« hatte Dillou, O'Brien, Kenn» und Larrtngton entlaubt, während Jacob Brigyt und vier andere eng lische radicale Abgeordnete al- Vertreter der englischen Demokratie erschienen. Pararll war nicht anwesend, obwohl er sich in Dublin ausdält. Der Eecrrtoir verlas ela Schreibe« de« Erzbischof« von Dublin, welche- »tt dem Zwecke der Kundgebung sympathisirt. Pros. Galbraith von der Dublin» proteftautischeu Universität beantragte folgende Resolution: „Die Versammlung der Bürger Dublin« mißbilligt angesichts ber civilisirteu Welt die Proelamirung der irischen Notioualliga al- »iuen grwisseulosen Versuch, da- irische Lolk vom Psade eine- sri,bliche» uad versaffuug-mäßig«» Kampses für seine > Rechte obzubriugea uad es der Orgaaisattoa zu beraube», welch« I Verbrechen und Gewalithaku vaterdrückte uad die eaglische Demo- I kratie veraalaßk, mit de» Leid«, »ad veftrebaage» des irische» > Volke- za sympathifire». Wir stad eatschlossen, »ns niemals eiaer
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite