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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-04
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1887
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ikrseheint täglich früh S'/, Uhr. Uk-action und Lrprdition Johaanetgasie 8. Sprechllun-tn -rr Krdaction: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- ü—6 Uhr. gM » vkanutcrtPt, m»chi sich tu Nrdacn-r. mq> »crtuidlui. Ano«tz«e »er für tzte nSchttf-l,»»tz, Nn««rr »eftfW«trn Inserate an «»che»ta,en »«« 8 Uhr Rach»tttan«. au Sann- «nö Kefttagen frü» »t«'/,»Uhr. 2» den Filialen für Ins.-Annahme: Ott« Atem«, UniversitätSstraßr 1. r«ni« Lösche. Katharivenstr. 23 part. u. König-Platz 7, nur bis V,S Utr. Auflage LV,7S0. Alioiuirmrntsprris viertelj. 4' . .Ml >ncl. Brinqcrlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 20 P Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalztl oliue Postbcsördenmg 00 Ml. u»t Postbesörderung 70 Mk. Inleratr 6gespaltene Petitzeile 20 s Größere Schrillen laut uns. Pre.sverzeich, Tabellarischer u. Ziffernlap nach höherm Ta Urrllimrn unter dem Redacti onsstrich die 4gesp Zeile 50 Pf., vor denFamiliennackirich die Kgespaltenc Zeile -10 Ps. Inserate sind stet« an die «xprd>tic>» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumoriincsa oder durch P Nachnahme. 247. Sonntag dm 4. September 1887. 81. Jahiczang. Amtlicher Theil. wesentliche Ätzung -er Stadtverordneten Mittwoch, de« 7.T-ptrmber I887.«b-»dS S»/,Uhr, tn, Saale der voraialigen HandelSbärse, am Naschmarkr. Tagesord nung: I. Bericht de- GaS-, Bau». Oekonomie« und Finanz au-schussc- über die Vorlage, betr. den Umbau der Ga-anstalt I östlich der Gasometer. II. Bericht de- Bau» und Finanzausschüsse» über den Umbau de- Leihhau»- und Sparcassengebäude«. lll Bericht de- Bau», Oekonomie- und FmanznuSschusseS über: ». Regulirung der Fluchtlinie der UlrichSgasie vor dem Klinge'schcn Grundstücke an der Ecke der Ulrich-gasie und der Thalstraße; d. Arealabtretung von dem Clement'schen Grundstücke, Ulrich-gasie Nr. 36, zur Verbreiterung der Straße. !V. Bericht de- Bau-, Oekonomie- und Bersasiung-auS« schusie- über dispen-weise Gestattung einer Abweichung von den Bauvorschriften für die Baublöcke V und VI de- nördlichen Bebauungsplanes. V. Bericht de- BauauSsckusseS über Durchleitung de- BorfluthdraineS der Nebe'schen Entwässerungsanlage der Parcelle m 233 für FuchShain innerhalb drS der städtischen Wasserleitung von Naunhof dienenden Canalbauwerkes. VI. Bericht des SchulauSschusieS über Mobiliar» und Lehrmittelbeschafsung für die IX. BczirkSschule. Unter Hinweis ans die Vorschriften des ReichS- JnipfgesetzeS von» 8. April 1874 and nach Matz, gäbe der hier»» erlassenen königlich sächsische« AnSführnngS-Berordanna von» 20. Mär, 187S niache« wir hierdurch folgendes bekannt: 1) Die Stadt Leipzig bildet einen selbstständigen Imps- bezirk. für welchen der Stadtwundarzt Herr Udr». w»vö. Wilheln» Eonrad Blatz, KünigSstratz« 8, II al- Impiarzl und Herr i»*äl. Schellenberg, Bahn» hofstratze IN, als dessen Assistent verpflichtet sind. 2) DaS Jmpflocal befindet sich tn der Eentral. Halle — Kaisersaal — (Eingang Centralstr. 2). 3) Daselbst finden die öffentlichen Impfungen von hier aufhältlichen Kindern in der Zeit vom II. Mai KtS einschließlich IS. Juli und vom 17. August bis einschließlich 28. September dieses Jahres, unv zwar bi» aus Weitere- an jedem Mittwoch von V,3 bis 5 Uhr Nachmittag-, unentgeltlich statt. Daselbst sind auch die Impflinge an dem bei der Impfung näher zu bestimmenden Tage zur Revision vorzustellen. 4) I« Laufe diese« Jahre« sind der Impfung zu unterziehen: I. diejenigen Kinder. ». welche im Jahre 1886 geboren worden, d. welche in den Jahren 1874 bi» 1885 geboren sind und bi« zum Jahre 1888 der Jmpfpflicht noch nicht voll ständig genügt haben (erfolglos geimpft oder wegen Krankheit nicht geimpft)- II. diejenigenZöglinge öffentlicher Lehranstalten und Privat st schulen. n. welche im Jahre 1875 geboren sind, d. welche in de» Jahren l863 bi- 1874 geboren sind und bi» zum Jahre 1886 der Impfpflicht noch nicht vollständig genügt haben (erfolglos wiedrrgrimpst oder wegen Krankbelt nicht wiedergeimpft). 5) Alle hiesigen Einwohner sind berechtigt, ihre, wie 4 unter l» und d bemerkt, tmpfpsiichltgeu Kinder dort (Kaisersaal der Centralhalle) «ueutgeltlich impfen zu lassen. 6) Für jede» Kind, welche» zur Impfung gebracht wird, ist gleichzeitig ein Zettel zu übergebe», aus welchem Name, Geburtsjahr und Geburtstag de- KiudeS, sowie Name, Stand und Wohnung deS DaterS, Pflege vater- oder Vormunde«, hezleheutliöh der Mutter oder Pflegemutter deutlich verzeichnet ist. 7) Die Eltern der im laufenden Jahre impspflichtige« Kinder werden daher hierdurch unter ausdrücklicher Verwar nung vor den im tz. 14 Abs. 2 de- InipsgesetzeS angedrohten, biS zu SV ^ in Geld oder 3 Tagen Haft ansteigenden Slrascn ausgefordert, mit ihren Kindern in de» anberaumten Imps- beziehentlich RevisionSlerniincn bebus» der Impfung »nv ihrer Controle zu erscheinen oder die Befreiung von der Jmpfpflicht durch ärztliche Zeugniffe hier nachzuwei'sen. 8) Wegen Anberaumung der Impf- und NevisionStermine »r Wiederimpfung, beziehentlich Controle der oben unter I» und b gedachten tmpstzsiichttgen Zöglinge wird an die Scknlvorsteher besondere Weisung ergehe». S) Diejenigen Eltern. Pflegeeltern und Vormünder ober, wellte ihre im Jahre 1887 impspflichtigen Kinder und Pflege befohlenen. wie ihnen sreigestellt ist, durch Privatärzte der Impfung unterziehen lassen wollen, werden hierdurch a'tsgrsorvert. bi» längstens zum SV. September 1887 die erforderlichen Impfungen ausführen zu lasten, sowie die vor geschriebenen Bescheinigungen darüber, daß die Impfung be ziehentlich Wiederimpfung erfolgt oder au- einem gesetzlichen Grunde unterblieben ist. in der Jmp^xpedltlo« im Stadthanse, Hhstmarkt 3, I». Stock, Atmmer Nr. IIS, vorzulegen, widrigenfalls sic nach erfolgloser amtlicher Aufforderung znr Nachholung de» Impfenläsien» bis Schluß de- Jahre- Geldstrafe bi« zu 8V Mark oder Haft bis z« 3 Tagen zu gewärtigen haben würden. 10) An« Aamülteu und Häuser«^ tu denen an» steckende Krankheiten, wie Maser«, Keuchhusten, DiphtherttiS, Scharlach, Nose n. f. ». bestehen, darf ei« tmpfpflichtige« Kind t« keine« Falle t» da« Jmpflocal gebracht »erden. Leipzig, am 25. April >887. ^ Der Nath der Stadt Leipzig. Vllld 493. Vr. Georgi. Fröhlich. s Lltttische Spinalst beleiht Werthpapier« unter gnnstige» Bedingungen. Leipzig, den 20. Januar 1887. Dte Spare asse n-Depntatto«. Bekanntmachung. Aus Anordnung ve» königlichen Finanzministerium- sollen die zur Grundsteuer obgeschätztcn Gebäude in Leipzig aus den SteuervermeflungSmenseiblLttern vollständig nachgetragen und die dazu erforderlichen BcrmcsiungSarbeiten demnächst durch die damit beauftragten Finanzvermesiung-geometer Profft und Schumann in Ausführung gebracht werden. Die bethciligtrn Grundstücksbesitzer werden hiervon mit der Aufforderung in Kenntniß gesetzt, den genannten Beamten und deren Berniesiung-gehilfen daS Betreten ihrer Grund- stücke zu dem angegebenen Zwecke und die Vornahme der nülhiae» Vermessungen daselbst unweigerlich zu gestatten. Leipzig, den 27. August 1887. Der Nath der Stadt Leipzig. Str. Neg. 6168. vr. Georgi. Göhlitz. Königliche Akademie -er -il-en-en Künste und Lunstgewerbcschule zu Leipzig. Areque«»: 81S Schüler. Die Studien im Wintersemester 1887/88 besinnen Montag, den 8. Oktober 1887: die Tageskurse früh 8 Uhr, die Abendkurse um 5 Uhr. Der Lehrplan umfaßt alle Unlerricht-gebiete der bildenden Künste und de» Kimstgewerbe« und berücksichtigt speciell die Ausbildung in den graphischen Künsten. Anmeldungen zur Aufnahme sind in der Zelt vom 12. dt» Mit 24. September ds. J-. in der Expedition der Akademie, westlicher Flügel der Pleißenburg, 2. Stage, Nachmittags zwischen 4 und 8 Uhr zu bewirke». Leipzig, den L2. August 1887. Der Direktor: vr. Ludw. Nieper. Bekanntmachung. Da» hier Alte Straß: unter Nr. 1 gelegene, der Gemeinde PlagMitz gehörige, frühere Lehmann'sche Hautgrondstück soll nebst dem dazu gehörigen Garte» Don«erStaa, den IS. September 1887, vormittags 10 Utr im Restaurant „zum Goseuschlößcheu" hier meistbietend versteigert werden. Die Bersteigerungsbedinguagen werden im Termine bekannt ge- geben, liegen aber auch bereits vom 27. diese» Monat« ab zur Einsichtnahme au«. Plugwitz b. Leipzig, am 22. August 1887. Der «rmetudcrattz Uhlig, Gmd.-B. Nichtamtlicher Theil. Der Katholikentag in Trier. Wer sich der Hoffnung hingegebcn batte, daß nach den letzten Vereinbarungen zwischen der preußischen Slantsregie- rung und der römischen Curie die volle Herstellung de- Frieden» zwischen den beiden Gewalten nur noch eine Frage der Zeit sei, ist durch die Verhandlungen deS Katholikentages in Trier gründlich enttäuscht und eine» Andern belehrt worden. Die Vertreter der Centrum-Partei sind selten kampflustiger ausgetreten, Koben noch nieinal» maßlosere Forderungen ge stellt, als in Trier. Sogleich in der ersten geschloffenen Ver sammlung am 29. August wurde voin Fürsten Löwenstein und Genosien ein Antrag eingebracht, wonach die General versammlung erklärt, daß zur Weltstellung de» Papste« vor Allem die weltliche Souverainetät gehört, und der Ueber- zeugung Ausdruck giebt, daß jede von Gott gefetzte welt liche Macht im wohlverstandenen eigenen Interesse handle, wenn sie die Ansprüche de- Papste- aus Wieverberstelluug seiner weltlichen Macht unterstütze. In der zweiten Ver sammlung traf der erbetene päpstliche Segen ein, und in der dritten Versammlung kamen die Hauptzwecke de» Katholiken- tage- zum Vorschein. Aus Antrag deS Abgeordneten Lieber wurde beschlossen: .Da» katholische Volk Deutschland» hat das Recht und die Pflicht, nicht zu ruhen, bis alle sonstigen Ucberblribsel und Folgen der CulturkampsSgcsetze. insbesondere auch jegliche Beschränkung de» ungehinderten Aufenthalt» und der vollen segensreichen Wirksamkeit aller katholischen Orden», genosien beseitigt sind." Die Schlußrede Windthorst'» aber setzte Allem die Krone aus. Er verlangte nicht mehr und nicht weniger al» die Wiederherstellung de» früheren Zustande- in der Frage de» Einspruchsrecht», die Aushebung de« SchulaussichtSgesrye« und die Zurückgabe deS Religion-unterricht» an die Kirche. Zum Schluß wiederholte er die Forderung der Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft de« Papste«. Jetzt wissen wir also, daß die EentrumSpartei in ihrer Eigenschaft als Kampfpartei sorlbesteht, unv daß nicht die mindeste Aussicht besteht, sic werde in absehbarer Zeit vom Schauplatze ibrer Thätigkeit verschwinden und sich in ibre Bestandtheile auslösen. Wir haben vor solchen überschwänglichen Hoffnungen sogleich gewarnt, insbesondere vor der Auffassung, baß die EentrumSpartei schon bei den Wahlen vom 2l. Februar eine irgendwie in Betracht kommend« Schwächung erfahren werde; unsere Befürchtungen sind aber durch den Verlaus V«S Trierer Katholikentage« bei Weitem übrrboten worden. Eine so voll ständige Verkennung , der thatsächlicken Verhältnisse, die Er hebung so ganz unannehmbarer Forderungen von Seilen der Eentrum-männer überrascht un» und zwar hauptsächlich de», halb, weil sie mit Nothwrndigkeit eine Reaction hrrbeiführen muß, welche den kaum vou fern gezeigten Frieden zwischen dem Staat und der römischen Kirche wieder in Frage stellt. Wir wissen nicht, ob wir die Maßlosigkeit der Ccatrum». Männer beklagen oder ob wir un» darüber freuen sollen. Da« Letztere würde seinen gute» Grund haben, denn sie ge währt nach den gemachten Erfahrungen eher die Möglichkeit eine« Abschlüsse« fruchtloser Verhandlungen durch die Häufung übertriebener Ansprüche. Die preußische Staat-regierung hat mit dem Gesetz vom 10. Mai der römischen Eurie so weit gehende Zugeständnisse gemacht, daß sie selbst in gemäßigt liberale« Kreisen, welche den Frieden an- politischen Gründen wünschen müssen. Kopsschütteln und Widerstand erregt haben. Die Angelegenheit der Vorbildung der Geistlichen ist eine solche, daß sie nur beim Borwalten guten Willen« auf kirch. licher Seite ia der geschehenen Weise geregelt werden konnte. Es ist denn auch von maßgebender Seite schon damal«, al» die Sache noch in der Schwebe war. daraus bingewiese» worden, daß beim Mißbrauch der einaeräumten Besugniffe der Curie sofort Abhilfe aus gesetzlichem Weg« geschehen könne und werde. Al« ein Mißbrauch muß e» entschieden betrachtet werden, wenn die Auslieferung der Schule an die Kirche, die Aushebung de- Einspruchsrecht» der StaatS- regierung gegen die Anstellung Geistlicher und die Zurück berufung deS Jesuitenordens fast unmittelbar nach Abschluß de» Frieden» unter stillschweigender Zustimmung deS Papstes gefordert wird. Unter diesen Umständen erscheint e» al» Hohn, wenn Windthorst da» Zusammenwirken und die Uebereinstimmung der geistlichen und der weltlichen Obrigkeit rühmend Hcrvor- gehobe» hat. Diese Uebereinstimmung ist nur in der Theorie vor handen, und sie würde sich vielleicht auch in die Praxis über tragen lassen, wenn die Führung der deutschen Katholiken sich in anderen Händen befände al» in denen von Windthorst und Genossen. Der Papst hat uiizweifelhast das Streben bekundet» den Streit zum AuStrage und zum Abschluß zu bringen, er hat seine Zufriedenheit mit dem Erreichten nicht verhehlt und nur in Sachen de» Einspruchsrechts de» Staate« bei Anstellung der Geistlichen noch Vorbehalte gemacht und Wünsche zu erkennen gegeben. Dagegen haben e» die Ver treter der Centrum-parlei für zweckmäßig befunden, die Forderung nach RÜckbernsung der Jesuiten und der Aus hebung de» SchulanfsichtSgesetze» aufzustcllen und als Pro gramm für die parlamentarische Entwickelung der Zukunft zu verkünden. Da» zeigt kaS Bestreben, den Streit zu verewigen und die Möglichkeit von Compensationen stet» in Bereitschaft zu Hallen. Da» Gefährliche und Unnalür- lichc an der ganzen kirchenpolitischen Partcibildung liegt in der Vermischung der politiscden und kirchlichen Ziele, in dem Grundsatz der Parteiführer, dem Staate nur dann DaS zu gewähren, wa» ihm zukommt, wenn dabei gleichzeitig etwa» für die Kirche absällt. Schon au» dieser Grunvanschauung der Parteiführer ist ersichtlich , daß ihnen die Uebereinstimmung der staatlichen und kirchlichen Gewalt zur Erreichung gemeinnütziger Zwecke keine-wegS am Herren liegt, sondern baß die Herrschaft der römischen Kirche Uber da» deutsche Staat-Wesen oder da» deutsche Reich der erste und Hauptzweck der Centrum-partei ist. ES ist unendlich schwer, diesen Zweck den Wählern klar zu machen, weil sie der Sache nicht unbefangen gegenüber- stehen und sich bei Beurtbeilung der Verhältnisse nicht von dem Einfluß loSmachen können, welche» die Organe der Kirche aus ihr ganze» Leben auSüben. Windthorst nennt dir Müller unabsetzbare Schulinspectoren und bat sich überhaupt während de» Katholikentage» besonder» beflissen gezeigt, die Sumpathien dctz Frauen für seine politischen Zwecke zu gewinnen unv zu verstärken. Es ist dieselbe Erscheinung, die wir bei der polnischen Agitation beobachten. Dort ist eS daS Seelenheil der Gallen, Brüder und Söhne, in zweiter Lniie auch der Töchter, daS durch die Frauen gefördert werden soll, bei dcn Polen ist cS der Gedanke der Wiederherstellung Polen-, welcher durch die Frauen, Schwestern und Müller Förderung erfahren soll. Daß der Dechant vr. Hammer auS der Pfalz in venisclben Albem die Erziebung der weib lichen Jugend zu tüchtige» HauSsraucn und Muttern einpsiehlt, ändert an dem politischen Programm von Windthorst »nv Genosien. welche» den graue» bet Erreichung ibrer politische» Zwecke eine starke Mitwirkung zuwcndel, nicht». Windthorst beruft sich aus daS Kaiserwort: »Dem Volke muß die Religio» erhalte» werden." Dieses Wort hat überall Widerhall gesunden im deutschen Volke, aber nicht im Sinne Windthorst'«, welcher daran» die Nutzanwendung zieht, daß die deutsche Jugend zur Unterstützung unv Förderung von Zwecken erzogen werden solle, welche ganz außerhalb de« deutschen StaatSzwecke» liegen. Wenn der Papst seine Auto rität auch dafür einsctzk, daß die deutschen Staatsangehörige» dcn Gesetzen Geborsam leisten und die weltliche Ordnung anerkennen, so ist daS mit Dank und Zufriedenheit z» be grüßen, wenn aber die Kraft und LeistungSlähigkeit de» deutschen Volke» bloS dazu dienen soll, die Macht und daS Ansehen der römischen Hierarchie zu crböben, dann ist e» Zeit, gegen solche Ansprüche hartnäckige» Widerstand zu leisten und ihnen gleich von vornherein de» Weg zu weiteren unberechtigten Zu muthungen zu verschließen. Der Katholikentag in Trier hat sich in offenen Gegensatz zu den Wünschen und Bestrebungen deS deutschen Volke» gesetzt, jedenfalls unbewußt, denn sonst würde e» nicht geschehen sein. Die Schuld daran trägt aber in erster Linie Windthorst. * Leipzig, 4. September 1887. * Der Tag von Sedan ist überall im deutschen Reiche und weit über dessen Grenzen hinan«, wo immer Deutsche wohnen, in der erhebendsten Weise gefeiert worden. E» liegt un» darüber eine große Anzahl telegraphischer und brieflicher Berichte vor, die wir indessen in Rücksicht ans den Raum de» Blatte« nur theilweise zum Abdruck bringen können. * Dem Kaiser begegnete, wie un» an» Berlin ge meldet wird, nach dem Paradediner am Donnerstag ein kleiner Unfall. Als der Kaffee umhergercicbt wurde, glitt Se. Majestät au». Doch ohne jede fremde Hilfe erhob sich der hohe Herr wieder und scherzte lächelnd über diese» kleine Mißgeschick, welche» ihm an derselben Stelle schon ein mal Passirt sei. Der greise Monarch hat sich nicht den ge ringsten Schaden zugesügl und die ReisediSposilionen bleiben durchaus unverändert. Am Freitag erschien der Kaiser wiederholt am Fenster seine» Arbeit-zimmer«, um sich dem zahlreich versammelten Publicum zu zeigen, welche» den er lauchten Monarchen mit unendlichem Jubel begrüßte. Trotz der Anstrengungen de» Donnerstag sah Sc. Majestät frisch und wohl au«. — Die „Vosslsche Zeitung" erhält folgenden Bericht: Leider habe» wir wieder «der einen Unfall za berichten, der dem Kaiser gestern nach dem Paradediner ,»gestoßen ist und dir «eranlosiung war, we-halb der hohe Herr die Aorstellunq im Opernhaus« nicht besuchte. Al» der Kaiser beim Einnebmen de» Kaffee» mitten unter seinen Generülen verweilt«, glitt er plötzlich an« und kam zu Fall. Einzelne höhere Offfciere, welche schnell hinzu- svranqen. um dem Monarchen beim «nsstehe» behilflich zu secn, kamen insofern zu spät, al« sich derselbe schon selbst erhoben luttle. Der Kaiser äußerte iosort. daß er ans derselben Tielle de« Parket« schon einmal ousgeglitten sei »nb entschieden eine Unebenheit im Fnßbodea vorhanden sein müsse, «r Hab« sich schon so sehr ans die Manöoertoge in Königsberg gefreut und nun sei e« möglich, daß ihn di« Aerzte nicht würde, ressen loste Do« Allgemeinbefinden de» hohen Herrn war heute Vormittag ein recht gute«. Der Kaiser erschien wiederdolt am Fenster und zeigte sich dem zahlreich der- sammelten Vnblicn«. An den Bestimmungen über die Manöver- reisn, de« Monarch», ist nicht« geändert. Der -„Deutsche Reichsanzeiger" vom Freitag richtet: Se. Majestät der Kaiser und König fielen gestern währ, de« Umgänge« nach dem Parade-Diner >u Folge einer Unebeni des Fußboden« aus die linke Hüfte und den linken Ellbogen u zogen Sich hierdurch eine »läßige Quetschung der genannlen Tde zu, setzten aber hieraus die Unterhaltung »>>I veiichiedeiicn Gun im ttmlierqedeii »och längere Zeit sork. Der Schlas in der Na, war im Ganzen befriedigend. Da« Allgemeinbefinden ist ungestö! Le. Majestät sind kurz „ach 9 Ulir ausgestandcn. * Da» MarineverordnunaSblatt veröffentlicht eine Cabiuel ordre deS Kaisers vom 16. August, wonach vom 1. Ociob ab bei jeder Marinestation eineTorpedo-Abtheilu» zu bilden ist, welche dciS für die Bedienung der Tvrpedowcis bestimmte Personal auSziibiltcu hat. Die Stärke der beide Torpebo-Abtlieiluiigen ist, ungcrechnct die Officicre, aus 3> Mann festgesetzt. * Der Prinz-Regent von Bayern kehrt erst a> 11. September, also drei Tage vor Eröffnung tcö Landtag nach München zurück und wird dann am 12. Seplemb, den neuen Nuntius Fürsten Russo Scilla i» feierlich Audienz empfangen. Die Annahme, daß dieser, der als se! begütert gilt, weniger zurückgezogen lebe» werde al» sei, Vorgänger, scheint sich zu bestätigen. Er will am I. Novcmb die ziemlich bescheidenen, sich aus eine Flur beschränkend- Wohnrüume der bisherige» »> der Proinenavenstraßc belegen, Nuntiatur mit einem stattlichen Hanse in der Bnennerstra vertauschen, welches dem Militcur-Aerar gehört und bis w Kurzem von General v. Horn, dem früher:, comiiiandirend^ General deS ersten Armeecorp», bewohnt wurde. — De Besuch, den vor kurzem die Minister v. Lutz und v. Crails heim dem irrsinnigen König Otto abstattete», hat blo« ausS Neue die Thatsache bestätigt, daß der Zustand de Kranken unverändert unv, während da» körperliche Wohlsei. nicht» zu wünschen läßt, eine geistige Besserung nickt zu et warten ist. — Wie eS heißt, wird die Prinzessin Pud- wig ihren Gemahl, de» zukünftigen König Bayerns, etwa im Januar mit dem zwölften Kinde beschenken. * Die Beerdigung Hölder'S fand am 1. September Nachmittag» 4 Uhr in Stuttgart dem Programm gemäß statt. Am Grabe wurden nach dem Trauergcsange und de, Trauerrede Karl Gerok's Kränze »iedergclcgl unter An sprachen je eines Mitgliedes der Oberrcgierung, der Abge ordnetenkammer, der Deutschen Partei und der Burschen schaft Germania in Tübingen. «> o » * Dir Bundesgruppe Krumau de» Deutschen Böhmerwaldbundes, welche die Errichtung eines Denk mals deS Kaisers Joseph II. in der deutschen Stadt Krumau beabsichtigt und für diese» Zweck Beiträge sammelt, kielt sich durch die Gebote deS Anstandes und der Höflichkeit für verpflichtet, auch dem Erbprinzen Adolf Joseph Schwarzenberg, dem künjtigen Herzog vou Krumau. der als Abgeordneter de» Landgcmeiiikcn - Bezirks Prachatitz der czechisch-feudaleu Partei de» Abgeordnetenhauses an- gehört, den Ausrus zu Beiträgen für die Errichtung de» Joseph-Denkmals zuzusenden. ES geschah die- mit folgen dem Begleitschreiben: Sr. Durchlaucht dem Herrn Adolph Joseph Fürst zu Schwarzen berg, k. k. Major a. D., Mügtied de» Abgeordnetenhauses, Ge heimer Rath u. s. w. u. s. w.. in Libejic. Zahl 431. Krumau, den 31. Juli 1887. Eure Durchlaucht! Der ehrfurchtsvoll gefertigte Vorstand der Bundesgruppe Krumau und Umgebung de« Teulichen Böhmcrwald- bundes beehrt sich, Eurer Durchlaucht beiliegenden Ausrus zur gütigen Kenntnißnahme ehrerdietigst zu unterbreiten. Für dcn Vorstand: Leonh. Schönbali r, Obmann. F. Dörfler, Schriftführer. Aus diese» Schreibe» erhielt der Vorstand der BundeS- gruppe nachstehendes Schreibe», welche« in der Ausschußsitzung derselben am 29. d. verlesen und der .Neuen Freie» Press--" in einer Abschrift zugesendet wurde: An die BundeSgruppe de« Deutschen BühmerwaldbundrS Krumau. Indem ich den Empsang der Zuschrist Z. 431 dankend bestätige, gebe tch hieinit bekannt, daß ich es nicht angezeigt finde, die hehre Person eines „Kaisers von Gottes Gnaden" zu politischen Uin'.rieben zu mißbrauche», wie dies seit einigen Jahren geschieht, weshalb ich dem im Ausrufe gestellten Ansuchen um Bciiragsleistung zu einem Kaiser-Ioseph-Dciikmal in Krumau nicht willfahre. Libejic, am 10. August 1887, A. I. Fürst Schwarzenberg m. p. Dazu bemerkt die »Neue Freie Presse" sehr treffend: Man muß es zunächst nur bedauern, daß der Ausschuß der Krumciuer BundeSgruppe sich durch einen Act der Höflichkeit dieser hochiahrendeu und anmaßenden Abfertigung von Seile dcs scuealeii Aristokraten ousges-tzl Halle, der die nberdevole» Ausdruck? dcs a» ihn gerichiete» Schreibens mit einer Zurechiweisung der e! eiiialigcu „Unterthaiien" im rüden Tone des Patrimouiai-Kaazlcisuils beant wortet hat. Der gebildete Deutsche jetzt eb-n auch un potitiichen Leben die Gesetze de- socialen Anslandes nicht beiseite und unter scheidet sich dadurch vortbeilhast von dein czechischen Politiker. Aber wir glauben, daß der Ausschuß der Kriimaucr BundeSgruppe i» der Belhätigung dieses dculichcn RationalvorziigeS zu wert gegangen ist. Freisinnige Männer de- deulschen BöhmerwoldeS hatte» sich nicht so weit vergessen sollrn, einem Fürsten Adolph Joseph Scliwarzen- berg, der ihnen bei jeder Gelegenheit Beweise seiner Gegucn schall ge geben ha», eine Kundgebung ihrer nationalen und liberale» Ge sinnung „chrerbiet gst zu unlerbreilen". Er war nicht im Stande, darin eine Ehrenbezeigung gebildeter Männer zu erblicken und die selbe in gleichem Tone, wenn auch ablehnend, zu erwidern; so wei scheint der Sin» für dcn gewöhnlichen Anstand bei dem seudalc Herrn nicht entwickelt zu sein, sondern er benutzte die Gclegei beit, sich aus den politischen Partcistandpuiict zu stellen n» den Männern, die ihm in der höflichsten Weise geschrieben habe, mit einer beleidigenden Beschuldigung zu aviwortcn Fürst Adolp Joseph Schwarzenberg hielt cS nicht unter seiner Würde, mit eine Phrase z» antworten, die in den dennnciatortichen Artikel,, czcchische und klerikaler Blätter vorzukommen pflegt; er „findet cs »ich angezeigt, die hehre Person eine« Kaiser« von Gotte« Gnade zu politischen Umtrieben zu mtßbrauchcii". Atio die Errichtun eine» Denkmal- für Kaiser Joseph ist ein „Mißbrauch der hehre Verso» desselben zu politischen Umtrieben"? Der Fürst hül sich in den Mantel seiner angestammten Loyalität, um - einen Beitrag für ein Kaiser-Joseph-Denkmal zu verweigerr Darauf kann man nur mit der Frage onlworlen, ob wo> Se. Durchlaucht in den SchmLhartikeln, womit Blätter sein» Par» da« Andenken Joieph's ll. zu verunglimpsrn pflegen, B> w-- oer Achtung und Ehrfurcht gegen die „hehre Person eine- ^ .r» von Gotte- Gnaden" erblicke »nd ob nick» vielmehr gerat» .tn ein „wirklicher Mißbrauch" derselben tür politische Umtriebi liege. Wir haben aber noch nicht gehört, daß Fürst Schwarzenberg oder ein anderer seiner hochadeligen Parteigenossen darüber ihre Mißbilligung ausgesprochen haben. * Wie auS Lemberg gemeldet wird, wurde auf die vom galizifchen Landtage an die Regierung gerichtete
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