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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-09
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1887
- Autor
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«Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nkdaclion und Lrprditiou IohanneSgasse 8. 2prkchstn»Sr» drr Urdaction: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. gm d d!i,ck ad» r>n«6andler M-nuIenvte »acht ftch da itiedacl>«n n,cht »krtnntlich. A«»ab«e »er sür die nächfts,l,en»e Nummer bestimmte» Inserate an Wachrntagen bi» S lldr RachmtttagS, a» Sa»»- un»Keftlagrn früh bi» 7,1» Uhr. I» dm /ilialkn sür 3ns.-^nnahmr: Ltta Klemm. Unlversitätsstraße 1. Louis Lösche, Lathariucnstr. 23 pari. u. «Saig-platz 7, nur bis 7,L Uhr. WpMrrMgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 'Auftage L»,?s<». Abonnementsprris viertclj. 4'^, Mk >ncl. Biingcrlehn ö Mk., durch die Post bczogcn 6 Mi. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belcgrrcmplar 10 Pi. Gebühren iür Extrabeilagen (in Tageblatt Format gc'alzt) obne Ponbeiördcning «o Ms. unk Postbesörtcrung 70 Mi. Inserate 6geipaitcne Petitzeile 20 Pf. Grossere Schrislcn laut uns. Prei-vcrzeichniß. Labcllarljchcr u. Zissernsatz »ach höher,» Tarif. Neclamen unter dem Redact> on-strich die Igespalt. Heile 50P'., vor dcnFa Milien na chrichtc» die »izespallenc Heile 10 Psi Inserate sind stet) an die trrpeSitio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegel>rii. Zahlung prncmninoi'nirilo oder durch Pa st. Nachnahme. ^ 252. Freitag den 9. September 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Thetl. Vekanntmachung. Da- 35. Slück de» dle-jährige» ReichAqefetzblattes ist bei uns eingegangen »nv Word bis zürn rtO. Leptembrr dss. IS. auf dem RathhauSsaale zur'Einsichtnahme vfseuliich ausbängen. Dasselbe enthält: Nr. 1746. Allerhöchster Erlaß, betreffend die Instruction zur Ausführung deS Gesetze- über die Nalural- leistungen sür die bewaffnete Macht im Friede» vom 13. Februar l875 und der dazu ergangenen adänderuken Bestimmungen de- Gesetze- vom 2l. Juni 1887. Bom 30. August 1837. Leipzig, den K. September l887. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Keorgi. Stoß. vermicthung. Die im v«iberfitit»gru»bft«cke. Untversttit-ftrade Uk.1L Nut- »a« Hau»einga»gr befindlichen Parterre - Uäume. bestehend au- einem dreisenstrigen, zwei zweifenstrigen und einem ktiiienslrige« Zimmer nebst Keller und Bodenraum sind zu Gk- chästSttvecken zu vermiethen und sosort zu d?jtteden. Reflectanten wollen mit dem Unterzeichnete» Reniamte gefälligst in vernehmen treten. Leipzig, am 8. September 1887. Universitit»-Rentamt. Gebhard». Bekanntmachung. Wegen vorzunehinender Reinigung bleiben die ExpeditionS- raume der Siadlwasscrkunst im Siavihause Montag, den iS. diese» Monat» sür de» Berkehr mit dein Publicum geschlossen. Leipzig, an, 7. September 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georqi. Hentschel. Vekanntmachung. Im Monat August u. c. gingen beim Armenamte ein: " — Sühne in Sachen qesch.A.'/.verc-hel.H.' — - » « » Isina E. Paul B. — - » » « Dav.M./.MaxTb. — « » » » S. B. 7. Loui« I. — « » o « Hcrm.N./. Rich.H. — - - « » Ed. B. 7- Wlih. F. — - - - . N.-A.Ur.T./.Frbr.U. Geschenk von Herrn F. A. B. Ertrag der Bcrkans-slände bei dem Kinderfeste de- südvorstädt. Gartenvercin- durch Herrn Lehrer B. Geschenk von Henn Br. Sühne i. S. E. N. /. A. K. 10 ^tl 4 10 3 5 10 30 4 20 5 5 11 2 5 2 r- L ^ L . . . OTS./E?'! durch Herrn . . . A. K. '/. E. §.s ^'°Sieber^" . . . C.A.K./.W.Z.t Liebert. - - » H. 7. Kn., von Lctzercm durch Herrn Referendar Härtel. Sühne i. S. B. 7. Sch. durch Herrn Friedensrichter H. A Jauck neu. L. H K. 7. R. 01. Sch. N. 7. E. K. B. 10 10 bei einem Begräbnisse Uferstraße Nr. 11 ge sammelt. üdermillclt durch die Stiftung» Buchhalterei. 155 „L 10 ^s Summa. worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, den 3. September >887. Der Rath der Stadt Leipzig. HArmenaint.) I)r. Fischer. Seidel. Gemcinde-Vorgands-Grsuch. 8» Rrnsahr 1888 wir» »te Stelle »e» Gemeindevor ftanvrS hiesiger Gemeinde frei und «er»e» Bewerber aus- «esorllert, Gesuche bis z»u> 20. dieses Monat» »ei« Ge- meinde-Aeltesten Herrn Gustav Mügge rinznrricheu. Rur solche Juristen, welche das Richter-Vramr» bestanden, oder verwaltnngSbramte. welche bereit» »i grötzrren Gc- meinbeu et» derartige» Amt mit Erfolg bekleidet haben, töunen Berücksichtigung finden. Die Stelle wirb zunächst auf 6 Jahre vergeben und itt mit einem sährlichrn Gehalte von 4I»VV >l incl. Entschädi gung sür dir Verwaltung de» Ttaude»amte» berdunden. Blagwitz, den 7. September 1887. Der Gemeinderath. Gustav Mügge. Gem.-Aeltrjter Zwangsoerßeigerung. In» Wege der Zwangsvollstreckung soll die im Grundbuche von Trotha. Band V, — Blatt 186 — aus dk» Namen des Fabri, kanten Peter Bange zu Trotha eingetragene Nr. 104» am Bahn dose zu Trotha belcgene Hou-stelle (Fabrik, in weicher die Fabri kation „schwarzer Farben" a!S Specialität betrieben wird), am 1. Drecmber 1887, vormittag» 1V Uhr, vor dem unterzeich, neien Gericht — an Äerichlssielle — Kieme Stemftraße Nr. 8 Zimmer Nr. 3l, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 1000 » Nutzungswerlh zur Gebäude steuer veranlagt. Auszug au- der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblattes, etwaige Abschätzungen und andere da« Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kauf bedingungen könoeo in der GerichlSichceibrrei, Zimmer Nr. 30» eia gesehen werden. Alle Realberechiiglen werden ousgefordert. die nicht von selbst auf den Ersieher übergehenden Ansprüche, deren Borbaadenstin ober Betrag au- dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung de» Versteige- riing-vcrnierk- nicht hervorging, insbesondere derartige Forderungen von Capital, Zinsen, wiederkrhrenden Hebungen ober Kosten, spätesten» iin Bersteigeruiig-termin vor der Ausiorderuiig zur Abgabe von Ge- botrn anzumelben und, soll» der betreibende Gläubiger widersprich», dem Gerichle gloubhast zu machen, widrigenfalls dieselben bei Fest stellung de» geringsten Gebot- nicht berücksichtigt «erden nnd bei vertheilung de« Kausgelde» gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche da- Eigenihum de- Grundstücke- beanspruchen werden ausgeforderi, vor Schluß de- Bersteigerung-Iermin» die Ein, stellung de- Bersahren- herbeizusühren, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag da» Kaufgeld in Bezug auf deu Anspruch an die Stelle de- Grundstück- tritt. Da- Unheil über die Letbe'lung de- Zuschlag» wird »in 2. December 1887, Vormittag« 11 Uhr an Gerichi-stelle, -leine Strinttrafte Ur. 8. Zimmer Rr. tl, verkündet werden Der ans brn 17. September 1887, Bormittaa» 1-Uhr anheranmte verfteiarrnng-termi» nnb her aus hen 1». September 1887. Vormitt«,» II Uhr. anheranmte Termin zur verkin»«», »e» Urtheil» «»er Grtheilu«, he« Auschla,« finb anfgetzobrn Halle a.<tz.» de» 3. September 1887. --aigliche» Amt»,ericht. Abth. Vll. Noth. Vohlikserung. Die Lieferung incl. Ausuhre und Abladen von 4V Raummeter l ßreunholz in Scheiten wird hiermit ausgefchriebrn. Angebote sind bi- 12. d. M. abzugeben. Leipzig, deu 7. September 1887. Königliche» Haupt-Zoll-Amt. NathutiuS» Lbrrzollinspector, Nichtamtlicher Thetl. Zur bulgarischen Frage. Alle Meldungen über de» gegenwärtigen Stand der bul garischen Frage stimmen darin überein, daß die Senkung de» General- Ernrolh an dem Widerspruch Oesterreich-, Eng land- und Italien- gescheitert ist. A»S der Weigerung de- englischen UntersiaalösccrelairS de- Auswärtigen, Fergusson, Anfragen über diese Angelegenheit zu beantworten, geht her vor, daß noch keine vollständig klare neue Lage vorhanden ist, viidern daß die Unterhandlungen noch in irgend einer Form ortgesetzl werden, aber Erfolg verspricht man sich von diese» Schritte» nicht nichr in St. Petersburg, sonst wäre der bc- lannte Artikel im „Nord" nicht erschienen, welcher besagt, daß von der Sendung eine- russische» GcneraiS »ach Sofia erst dann die Rede sein könne, wen» die türkische Regierung i» Bulgarien dem Berliner Bcrtrage Achtung verschafft b >be. Die Türkei hat sich dieser Ausgabe bereits nach ihrer Weise entledigt, indem sie baS Erscheine» und den Regierungsantritt dcS Prinzen von Kvburg in Bulgarien sür ungesetzlich er klärt hat. E- fragt sich, ob damit die Action Europa» gegen den Prinzen Ferdinand erschöpft ist. oder ob noch weitere Schritte bcvorsiehen, um dem Berliner Vertrage zur Anerkennung zu verhelfe». Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat es nr »othwendig erklärt, daß die ehrgeizigen Fürsten und Minister Bulgariens, welche geneigt sind, Feuer in Europa anzulegen, durch Europa zur Ruhe verwiesen werden, und dafür, daß die- geschehe, müsse Dcultchlaiid im Interesse de- Friedens sei» volles Gewicht in Europa ein- setzen. Worin besieht »»» aber die Ruhestörung des Fürsten Ferdinand und seiner Minister? Doch »ur darin, daß sie die Besiätignng der Wahl deS Fürsten durch die BertragSmächle nicht abgewartct haben, sondern au die Ordnung der bul garische» Verhältnisse selbstständig hcraiigetrel.'nsind. Daö Feuer, welches Prinz Ferdinand angelegt haben soll, ist augenbiickiich gelöscht, wenn Rußland seine» Widerstand gegen die Ord nung der bulgarischen Verhältnisse ausgicbt und die Wahl der Sobranje als eine gesetzliche Handlung anerkennt. Der neueste Berliner Brief der „Poiitiscbrn Corrcspondenz" gesteht anSdrücklich z». daß der Wahtact »cuh der Auffassung der Türkei und mehrerer anderer VertragSmachle nicht aiizusechlcn sei, sondern »ur daS Auftreten des Fürste» vor erfolgter Be stätigung. Nun hat aber Rußland diese unbedingt ver weigert, also biirb nur die Ailernative, die Wahl vom 7. Inir aiS gegenstandslos zu betrachlen. oder den Widerspruch Ruß lands unbeachtet zu laste». Prinz Ferdinand hat im Einver- ständniß mit Bulgarien daS Lctzlere gctha», darin besteht sein Vergehen. Die Forderung, daß Prinz Ferdinand Bulgarien wieder verlassen solle, lst bisher »nr in Form eines RalhschlagcS vom .Ionrnal de St. PclerSbourg" erhoben worden, die türkische Regierung hat sich darauf beschränkt, daS Erscheinen und den Regierungsantritt des Prinzen in Bulgarien als n» gesetzlich zu erklären, und die .Norddeutsche Allgemeine Zei> lung" bezeichnet es als die Ausgabe der europäischen Mächte, die ehrgeizigen Fürsten und Minister Bulgariens, weiche in Europa Feuer aniegen wolle». zur Ruhe zu verweisen. ES ist klar, daß alle detheiligtcn Mächte sich davor scheuen, das verhängmßvolle Wort auSzusprcchen, wa» allein Len Wünschen Rußlands entsprechen würde. Tie europäischen Mächte, selbst Rußland nicht ausgenommen, sind sich bewußt, daß sie mit der an den Fürsten Ferdinand gerichteten Aus sordcrung, Bulgarien zu verlassen, einen Eingriff in die inne ren Angelegenheiten deS Landes begeben würden, der, wenn rr abgelehnt würde, nothwcndig Gcwallschritte nach sich ziehen müßte. Daher die Scheu, da- Kind beim rechten Namen zu nennen. E- besteht ein großer Unterschied zwischen dem Erscheinen eine- gewählten Fürsten im Lande der Wahl und der Ankunft eine- Abgesandten einer fremden Macht, welcher mit dem Anspruch auftritt, al- Vollstrecker de- Berliner Vertrages belrachtet zu werden. Wenn ein russischer Commissar al- solcher gelten sollte, dann müßten die Bertrag-mächte sich vorher aus den russischen Stanbpunct gestellt und die Selbst stänbigkeit Bulgarien- al- ein inhaltlose» Wort erkannt haben. Diese Selbstständigkeit ist aber in weit köderen, Maße vorhanden, al» die Vertreter der Bertrag-mächte bei Unterzeichnung des Berliner Frieden» geabnt haben. Die Verhältnisse aus der Balkanhalbinsel haben sich seit dem Jahre 1878 nicht zu Gunsten der russischen Ansprüche, sondern zu Gunsten der Balkanstaaten entwickelt. Es ist ein ganz un- zweiselhaste- Erstarken dieser Staaten eingetreten, und daß Rußland dieser Erscheinung mit besorgten Blicken gefolgt ist, hat die Geschichte Bulgarien- während der Regierung de»Fürsten Alexander unwiderleglich gezeigt. Alle Versuche Rußland-, einen ihm nicht zukommenden Einfluß aus die Gestattung der bulgarischen Verhältnisse zu gewinnen, sind der entschiedensten Abneigung und tbatkräfligem Widerstande de- Fürsten und ver ibm ergebenen Mehrheit de- Lande- begegnet. Der Kamp VeS Fürsten Alexander gegen die Ge»eraleKaulbar»(den Aclteren und Sobolew, die ihm al» zu Vormündern geteylen russischen Generale, ist dem Staat-streich vom 18. September >885 vorangegange». Fürst Alexander hat sich gegen die russische Vormundschaft mit größter Energie gewehrt und auch endlich die Eolsernung der überlästigen Russen erreicht, aber nur, um di« Ränke und den verrath unsichtbarer Feinde dagegen einzutausche». Rußland hielt mit Zähigkeit an den Anfängen der bulgarischen StaalSbildung seit, die bulgarische Armee, von einem russischen General al- KriegSminister geleitet, wurde atS rin Tdeil der russischen betrachtet, und deshalb erregte c» da- höchste Mißfallen und die sprachlose Ver wunderung der russischen Regierung, als die bulgarischen Truppen trotz de» Ausscheiden» der rllsstschcn Ossiciere iin November 1885 kriegerische Erfolge gegen Serbien erreichte», welche den Namen von Heldcnlhalcn verdienten. Durch die Kämpfe bei Slivnitza und bei Pirol bat Bulgarien seine Selbstständigkeit von Ver russischen Führung erkämpft und trotz der Undankbarkeit eines TbeilcS der Truppen gegen ihren Führer ist der kriegerische Erfolg de» IahreS 1885 die Grundlage der Entwickelung geworden, welche Bulgarien bis zum heutigen Tage durcbgcmachr bat. DaS bulgarische Volk bat wesenlliche Fortschritte i» der Be reinig vom russischen Truck zu verzeichnen und sucht sich mit den Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage, so gut eü geben will, abzufinten. DaS wird von den VerlragSinächlen lbal- säcblich dadurch anerkannt, daß mail den Fürsten, welchen die Sobranje am 7. Juli gewählt hat, trotz deS Einspruchs Rußland» an der Spitze de» Lande» läßt, weit man sich sagt, baß die dadurch begangene Verletzung des Berliner Vertrag- eine weit geringere ist al- die, welche von Rußland zu be nschten ist, wenn ihm die Bertrag-mächte Vollmacht zur Abscndung eine- EommissarS erlheilcn. Nach der Abdankung deS Fürsten Alexander hat Rußland den vergeblichen Versuch gemacht, die Ordnung der bulga rischen Berbältnissc durch einen General vornehmen zu lassen. General KaulbarS hat aiierkenncnSivcrlbe Eigenschaften (in russischem Sinne ancrkcnncnSwcrtb) bei Ersüllinig der ihm gewordenen Ausgabe an den Tag gelegt, aber seine Sendung endele mit einem vollständigen Mißerfolg. Rußland bat daranS die Lcbre gezogen, daß ein serncrer Eingriff in die elbstständige Entwickelung nur unter ausdrücklicher Billigung Europa» geschehen könne, wenn die früher« Ersahrung nicht erneut werde» solle. Diese Zustimmung ist aber, wie tie Ereignisse, welche sich seit dem 21. August v. I. abgespielt haben, zeige», nicht zu erreichen, und deshalb bildet das kleine Bulgarien nun schon den dritten Sommer den Zankapicl, welcher de» europäischen Frieden gefährdet. Die Selbsl- tändjgkeit Bulgariens bat durch diese Kämpfe nur gewonnen, den» je länger tie Krisi» dauert, desto mebr befestigt sich in Europa die Ueb.rzengung, daß c» ein vergeblich.! Versuch ,st, Bulgarien der Herrschaft Rußlands au-znliescrn. Darüber, daß Rußland die Hände von Bulgarien taffen muß, cö sei denn, daß eS bereit und sähig ist. dafür einen siegreichen Krieg zu führe», besteht in Europa keine Me»iu»g-verschledenbeit. * Leipzig, S. September 1887. * Eine Kaiserbegegnung inStettin findet bestimmt nicht statt. Hat doch, wie die „Ratio,lalzeilung" auS glaub würdijfstcr Quelle miltbcilt. Se. Majestät der Kaiser selbst noch »i den letzten Tagen sich dahin ausgesprochen, daß ihm von der i» den Zeitungen erörterten Zusammenkunft mit kein Zaren nicht- bekannt sei. — DaS Befinden der hoben Herrn ist vortrefflich. Der Hosbericht vom Mittwoch meldet: Der Kaiser hatte im Lause deS gestrige» Nachmittag- »och längere Zeit allein gearbeitet und daraus »m » Ulir gemeiniam mit der Kaiserin da- Diner eingenommen. Gegen 7 lllir M'end- begab ich der Kaiser nach dem hiesigen Pot-damer Bahnhöfe nnd dem nächst von dort mit der Kaiserin mittelst Exirazuges bi- zur Station Neubabel-berg, woselbst die königliche» Equipage» bereitst,,»!»'», um die Majestäten nebst Begleitung »ach Schloß Babcl-bcrg zu sührca. Später sahen die Majestäten die Frau Prinzeisia Wilhelm, sowie die Prinzessinnen Amalie und Luise von Schleswig-Holsteni-Sonder. lurg-Augustenburg als Gäste bei sich zum Thee. Im Lause des heutigen Bormillag- ließ sich der Kaijer zunächst vom Grase» Pecponckier Borlraq halten, arbeitete darauf längere Zeit mit den, Wirt!. Geheimen Rath von WilmowSki und empfing spater einige Persönlichkeiten.— Ani 'Nachmittage fand bei dem ilaiser und der Kaiserin aus Babel-berg ein Tiner statt, zu welchem von Berlin au« auch drr General-Fcldmarschall Gras von Moltke, sowie der Gesandte Le Maistre und der vorgestern au- Wien hier eingklrvsseiik Sstcrreichilch.ung.iriiche Botichasler in St. Petersburg, Gras Wolken stein-Trostburg, mit Einladungen beedrl worden waren. — Tem Vernehmen nach dürsten die Majestäten am Sonnabend oder am Sonntag dieier Woche von Schloß Babel-berg wieder nach Berlin kommen. DoS Befinde» derselben ist andauernd ganz vortrefflich. * Durch viele Zeitungen ist in letzter Zeit die Nachricht elcmscn, ver tbatsächiich sehr lebhafte Besuch der baycrischc» königSschtösser habe an Eintrittsgeldern so große Sumiucn abgeworsen. daß der Ausbau Vieser Schöpfungen de- ver storbenen König» mit aller Macht gefördert werden könne und außerdem noch ein Ueberschuß zur Schuldentilgung verbleibe» werde. Aber wenn auch im August allein da« eine Schloß Herrenchiemsee täglich von 800 Personen besucht worden ish so liegt dennoch, rote der .Kölnischen Zeitung" au» München geschrieben wird, in den vorerwähnten Angaben eine groß artige Uebertreibung. Die Einnahmen au» den Eintritls geldern werden sich in diesem Jahre sür sümmtlichc Schlösser zusammen aus kaum über 200.000-E belaufe», eine Summe die selbst zum allrrnoihbürstigsten Unterhalt der Schlaffer i» ihrem gegenwärtigen Zustande bloS annähernd auSrcicht. Ein Au-ban im Sinne de» verstorbenen König« würde 20 Millionen verschlingen, woran aber unter den obwaltenden Verhältnisse» gar nickt zu denken ist. Man wird die gewaltigen Baute» auS Mitteln der Civilliste so weit fertigstelle», daß sie dem sehr rauhen Klima dieser Gebirgsgegenden zu trotzen ver mögen. Den unfertigen Flügel de« Schlöffe» von Herren chiemsee wird man abtragen lassen, um ihn Lurch eine Terrasse zu ersetzen. Zu den vielerlei Legenden, zu teilen die nebenbei bemerkt 11 Jahre in Anspruch nehmende Tilgung der Schulden Ludwig'« H. Anlaß gegeben hat, gekört auch diejenige, daß bei der Verwaltung der Hoslheater ein München« Ansehen schädigende» Sparsystem platzgegnssen habe. Tie Intendanz hat es für nvlhig erachtet, Vieser Tage in einer Zuschrift an die Zeitungen solcher Legendendildung entgegen- zutrrtrn. Thatsoche ist. daß der den Hoslheatern gezablte Zuschuß auch unter der Regentschaft dieselbe Höbe erreicht wie unter weiland König Ludwig, nämlich eine Halde Million Ausgefallen sind nur, und gewiß mit gutem Grunde, die vom verstorbenen Könige besonder« bezahlten Sondervorstellungen denen außer dem Könige kein Zuschauer beiwohne» durste Die von ver Eivillistr zu zahlende Einrichtung einer elektrischen Beleuchtung im Gärtnertyeater wird 120,000 -F koste». Man will zwei Dampsmaschinen aufstellr», di« eine von 70 und eine von 40 Pferdckräften. * Polnischen Blättern wird auS Petersburg berichtet, daß in Rußland ebeiisall- eine Art P rode m ob i l i s i rung bevorsiche. Wie c» beißt, bade» am 7. und 8. d. MlS. alle LlellungSpstichtigen von, Iabre 1876 nnd 1870 in den vor- gcschriebeuen Tislrietcii cinznrückcii. Diese Maßregel wurde in allen Mililairbczirken Rußland- und >u einigen auch ein: robewcise Emlvciago»ir.»ig der Minnschasl, ferner zwischen Odessa nnv Sebanopol versuch-welse eine Ein und AnS- 'chifiniig vc» Mililalr-Attheiliingen angeordnet. * In Schweden linken gegenwärtig wiederWable» :»,» Reichstage statt, und zwar für die regelmäßige dreijährige Legislaturperiode. AlS die Kammer im Mai aufgelöst wurde, »in dem Volke Gelegenheit zu gebe», sich über die Frage der Einsührnng von Gelreidczöllcii zu äußern, erlitten die Schn(- öllncr eine schwere Niederlage. Jetzt haben sie bis so weil einen Gewinn von 5» Mandaten zu verzeichne», indem 26 An hänger und 23 Gegner dcS RoggenzollS gewählt sind, und wen» die weiteren Wable», die bi» Ende dcS Monats dauern, e,n ähnliche- Resultat liefern sollten, so wäre der Slnrz de- Ministerium- im nächsten Iabre unvermeidlich. Da» steht jedoch nicht zu befürchten, kenn die bisherigen Wahlen sind ausschließlich in den Landdistriclen vollzogen und beweisen »nr. daß selbst die eigentlichen Interesse»!«», tie Bauern, hinsichtllch de- GelreidezollS gclhciller Memuug sind. * Wer in den letzten Wochen die Berichte von herzlichen Begegnungen de» König» Milan und der Königin 'Natalie in Wiener und Pester Blättern la», mußte sich versucht suhlen, an eine Ausgleichung dcS Zwiste- zwischen Beide», von dem seiner Zeit berichtet worden ist, zu glauben. Die Trennung ist aber gleichwohl erfolgt und wird, wie der „Kölnische» Bolk-zcilu»g" an- Belgrad geschrieben wird, eine bauernde sei». Die Trennung wurde von der Königin wiederholt verlangt, allein e- gelang den ihr nahestehenden Persönlichkeiten immer, die- elde ziii» Verbleibe» zn bewegen. Die Königin wäre wiederholt auch ohne Einwilligung des König» sortgegangen, wenn man ihr den Kronprinzen, an dem sie mW aller Wärme einer liebevollen Mutter hängt, niilgegebe» halte. Al- sich die Verhältnisse jedoch . von Tag zu Tag s»r dieselbe unerquicklicher gestalteten, bestand sic aus der Mitnahme d.S Kronprincen, und drohte im verneinenden Fall sogar mit einem Skandal. Durch die Vermittelung de- Kaisers von Oesterreich und durch di« Bemühungen de- Ministerpräsidenten Ristic wurde die Angelegenheit aus sriedtiche Weile nu-geiragen. Das »öi'igSpaar traf sich zum letzte» Mal aus dem P este r Bahnhof, wo dee König tun »un >,n zwölften Jahre stehende» Kronprinzen (ged. ll.Aiigutt 1876) der Oalml seiner von ibm sch idenden Gemahlin nnvcr- Icniiie. Bei tu in Abschied lnßie der König der „schöne» Natalie", wie man im Orient die Königin überhaupt nennt, die Hand und die Wange, und wentete sich iodan» ab, in» die Thräucn zu verbergen. Auch hohe P'Nöntte!,kette» haben ih e schwache» Stunden. Der Kronprinz nird die Ferien bei seinem Vnler in Belgrad zubriiigeu. Auch die Gemahlinnen der beiden Borgäng r Milan'» lebte» von ihre» «Vati,» getrennt. Milicn, die Gemahli» und beste Ralligeberm de» Miloi' h Ob-eilov e. de- erste» Fürste» und Begründer- von Ncu- eibitli. lebte viele Jahre von demselben getrennt und ist im Kloster Nnvnnica >» Syrmie» begrabe». Die lcbe der Gräfin Julie von Hiiliv ldy, Gciiiahlm de- Finitt» Michael O'arenovic. wurde von der Slupjchuna wegen llniriichi, arleil al- null und nichtig erklärt. AIS »imiiiehrige Prinzessin Oreiistei» hat sie sich über Kinderinaiigel nicht zn beklage». Nu» veil,st auch die Kömgi» 'Natalie den Ort, wo deiselbcn manche trübe SiuiiLe bereitet wurde und wo sie so manche bittere Täuschung erfuhr. Sie habe» meist Dorne» iinvendtg, die Herrscherkronen. Ter ginze Stamm der Herrschersamilie Ldrciiovic besteht auS nur seeh- Personen: da-König-paar, der Kronprinz, die Mutter und zwei Tam » de- Königs. E- ist merkwiirdig. daß der iu Pari» l benden Mulirc t.- König? iu Serbien nie Erwähnung »eichiebt. Dieselbe erscheint auch in der genealogische» Tasel der Thnnftie Obrenovie nicht. Eme Tante de- König- ist Mit dem Ordene-kanzler General T l vniil Nikolic, einem Prinzen, vermählt. Tiefe Ehe ist km-erln-. Tie zweite Taut', Katharina m t Namen, hat au? der ersten Eh- mit dem g,io senen Regenten und Krieg?, minister Blnznavaz eine» Sohn, wn.ncnd die zweite Ehe ebenfalls lmderlo? ist. ^o bleibt der Kcoiiprin', Alexander »ach dem Tode seines Vater» der einzige männliche Nachkomme und der Stamm halter der Dhnastie Lbrenvv c. In der Neihensolge habe ich Obrenovie II. nicht genannt. Er war der ältere Soh» Milosch's 1. und eia Bruder Michael Obrenovie'» III. Derselbe wurde ans dein Todtenbelte z»m Fürsten von Serbien proclamitt, regier!« also lhaliächlich nicht. * Der Evtrespvndciit der „TimcS" in Svsin berichtet über eine Unterredung, welche er letzten Sonnabend mit Herrn Stambulvw gepflogen hat. „Der Premierminister sprach sich lehr srcimütlsig über die Mission Le» General? Ernrolh nu- uao bemerkie, die Thallache, daß die Piorte den Ernroth'ichen Anitrag im Prmcip angenommen habe, werde die bulgarische Ansicht »l er tte laisiiichcii Vorschläge nicht iin im. - n berühre». Koinincii General Ernrolh und Arlin Eisendi al-Privat personen, so werde» sie wie andere Touristen bebanLelt werde,!, aber man werde ihnen nicht acstatten, in Uniform zu kommen, noch werde irgend ein amtlicher Ebarakier, welche» sie viel! acht aniieliine» möchten, aiieikannt werden Aus die Frage, was geschehe» wurde, sali- die Großmächte der Mission de- GcneraiS Ernrolh zustiiiimien und Rußland und die Türkei ihn nitt Gewalt unterst,itz.en, erwiderte Stambulvw, daß die bulgarische Regierung aus diesen Fall vocbcreitet sei. daß er jedoch »lebt glaube, daß Rußland Gewalt amvendcn werde. Sodann beinerkte er, General Ernrolh sei rin sti.vvlulionär, welcher ein schlimme- Angedenken durch den Staaisslreich des Jahre- 1^81 hwlerlasse» habe. Im Allgemein »seien alle Eoiiimisiäre und Agenten, die Rußland nach Bulgarien gesandt habe, Revolutionäre gew sen. deren Hauptaufgabe e- war, die revolutionären Elemcnie de- Lande- n»s- znhetzen. Die Bulgaren seien sich jetzt völlig über die Ziele Ruß land« klar und werden sich wehren. Ebenso werden sie jede Ein mischung einer an-landische» Macht in ihre inneren Angeleg al.cite» nbwcisen. Da- gänzliche Feblschlageii der Mission de> G-iieial? Kaulbar- sollte Rußland eine Lehre gegeben habe». Ermoih ivurde nicht mehr Ersolg haben al- Kaulbar' , ibm wurde jedcch nicht ge staltet werden, so weit zu geb-n. Wünsch' Rußland wieder diple- malische Beziehungen Mit Bulgarien aiizuknüpfeii und General Eenroth al« diplomatischen Agenten zn schicken, io sei di,S eine andere Sache. General Ernrolh und Arii» Essend, würden dann al- gehörig beglaubigte Diplomaten höttich cnipiangcn werben. I» diesem Falle dürsten sie sich jedoch nicht Titel und Functionen bei- messe», welch« Unterhändler» nicht zrikoiiiiiien. Tie Piorte sei durch ttr. Bulkowitjch fetzt völlig über die Absichie» und Wunichc der neuen bulgarischen Regierung unterrichtet worden. Im klebrigen werde Bulgarien allen seinen Lcrpstichiuagcn Nachkommen u. s. w." * Der UkaS, welcher die Wahlen sür die bulgarische Sobranje aus den 27 September settsctzt, ist erichiciien, der Uka«, welcher die Ausbebung de» Belagern» zSziitta»tcö verfügen sollte, aber »och »ichl. Die M-brhcit deS Minifter- ralhcS scheint sich also dagegen ausgesprochen zu haben. * Am Montag, den 5. d.. Mittags, hat in Bern durch die Bevollmächtigten der bcthciligten Staaten der A »S ta usch der Ratrsicationc» der am 0. Sepl. 1885 abgeschlossenen Convention, betreffend die Errichtung einer internationalen Union zum Schutze der literarischen und künst«
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